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Sächsische Volkszeitung : 04.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260404
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-04
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.04.1926
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Leipzig Die beiden städtischen Kollegien, Rat und Stadt verordnete, tagten diese Woche gemeinsam in zwei Einigungsverfahren. Das erste betraf eine Aenderung der Slodtversassung speziell der Bestimmungen über die ge mischten Ausschüsse. Dir Rat hatte vorgeschlagen, die bis- Kerige Mußvorschrift über die Bildung solcher Aus schüsse in eine K a n n Vorschrift umzuwandeln. Das Ein-giingsverkahren scheiderte aber an der Haltung der Stadtverordneten. Eine Einigung wurde jedoch erzielt irr dem Verfahren wegen Gewährung von Unterstützungen an die städtischen Arbeiter. Es soll bei derartigen Ge suchen möglichst weitherzig Verfahren werden. — Weiter wird beschlossen, für die „Gesolesi' (Düsseldorfer Ausstellung» und für dre Reichsgesundheitswoche 5000 Mark zu be willigen. Ein Antrag zur Aufwertung der Sparkasscn- guthabcn gehr an den zuständigen Ausschuß. Gestorben ist der Generaldirektor der städtischen technischen Werke, Stadtbaurat Dr. -Ing. Saul. Der Verstorbene war 1875 in Goslar geboren und seit 10(7 im Dienste der Stadt Leipzig. Anläßlich einer nationalsozialistischen Versammlung im Zoologischen Garten unter dem Motto „Gegen den Svw- letiSmus" kam es zu einer wüsten Schlägerei zwischen Ko m m m u ni ste n und Nationalsozialisten. Eine ganze Anzahl von Verletzungen wurden festgestellt. Anläßlich des Hmdenburgbesuches war bekanntlich ein Anschlag aus die in Leipzig zusammengezogenen Polizeibeamten verübt worden. Dem Mittagessen wurde ein stark wirkendes Abführmittel zugesetzt, woran 354 Beamte erkrankten. Die wissenschaftliche Untersuchung dss Essens durch Obermcdizinalrat Prof. Kockel hat er geben, daß die Erkrankung tatsächlich auf den Zusatz eines Abführmittels zurückzuführen ist. vermutlich ein pflanzliches Abführmittel in Form eines feinen Pulvers (Jalapen). Erfurt Aus -em Erfurter Ska-tparlament In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde der neue Stadt schulrat Dr. Keisker durch Oberbürgermeister Dr. Mann in sein Amt eingeführt. Im Namen der Stadtverordnetenversammlung hieß Stadtverordnetenvorsteher TeiweS den neuen Stadtschulrat als neuen Mitarbeiter herzlich willkommen. Dr. Keisker dankte beiden Vorrednern und versprach, daß es sein eifrigstes Bestreben sein werde, das auf ihn gesetzte Vertrauen nach jeder Seite hin zu rechtfertigen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung gab Bürgermeister LüddekenS die Erklärung ab, daß nur in allerdringensten Not fällen Schrebergartenland seitens der Stadt gekündigt würde. Die vierteljährliche Kündigungsfrist habe nur den Zweck, die Stadt vor erheblichen Ersatzansprüchen zu schützen. — Ein Antrag um Erhaltung der Leipziger Schule für die Volksschule 6 wurde der Schuldeputarion überwiesen. — Mt erheblicher Mehrheit wurde ein Antrag des Magistrats betreffs Entwurfs einer Ordnung sür die Erhebung von Vorausleistungen sür die Wegeunterhaltung im Stadtkreis Erfurt angenommen. — Abgelehnt wurde ein kommunistischer Antrag aus so artige Zahlung einer Osterbeihilse für Erwerbslose in Höhe von 50 Mark für Verheiratete (10 Mark für jedes Kind) und 40 Mark an die Ledigen. Zum Nachdrucke des Antrages hatten sich einige hundert Erwerbslose demonstrierend vor dem Rathause ein gefunden. wurden aber von der Schutzpolizei am Zutritt zum Rat haus verhindert. — Ein Antrag aus Abänderung der bestehenden Vsrträge mit den leitenden Nerzten des städtischen Krankenhauses zM eine Erhöhung der Tagespstegrsätze sür die 2. Klasse wurde dem Krankenhausansschnß überwiesen. Sängerjubilüum. Am 1. April waren e« 30 Jahre, daß die Herren W. Ziege und O. Hupe dem Erfurter Domchor angeboren. Wir wünschen den wackeren Sängern noch recht viele Jahre im Dienste der bl. Cäeilia! Erfurter Konservatorium. Die in allgemeiner Achtung flehende Erfurter Mufikschule mit Seminar DirektionM. Kolbe und H. Riehl) hat durch ministeriellen Erlaß die Genehmigung erhalten, den Namen zu führen: Erfurter Konservatorium derMusik, M. Kolbe und H. Riehl. Mit der Anhalt, die feit 18^2 bestem, ist ein Seminar ?ur Vorbereitung auf die staatliche Peivat-Musik- lehrerprüfung in Preußen verbunden. tSeschästsjubilüum. Das bestens bekannte Tapeten, und Farbenhaus von Theodor Jülich, Marksitraß^ 23-25 konnte in vergangener Woche auf ein sOjäbri'ies Bestehm zurückblicken. Die hochwertigen Leistungen sowie die Solidität und Kulanz der Firma haben ihren guten Ruf begründet und ihr stetes Wachsen gefördert. Aussielluug -es Erfurter Dlin-enveretns Vom 6. dis 13. April d. I findet in der Turnhalle deSMückcstiits, Regierunzs straße 53, eine Ausstellung des Vereins der Blinden von Erfurt und Umgegend tr. V.) statt. Es wird Gelegenheit geboten werden, die Blinden bei der Arbeit zu sehen, die Fertigstücke zu prüfen und — zu kaufen. Die Ausstellung wird am Dienstag, den 6. April, voimitlags 1" Uhr eröffnet und wird Inglich, auch am Sonntag, von 10—7 Uhr zu besichtigen sein. Amlliche Bekanntmachungen Mietpreise vom >. April >928 ab. Die gesetzliche Miete be trägt vom 1. April 1020 ab bis aus weiteres Oi'si, der um 1«„ ge kürzten Friedensmiete. Außerdem ist der Vermieter berechtigt, den dritten Test der für den Monat veranlagten Griuidvermögensstener nach dem VerbältniS der Friedcnsmieten auf die Parteien rnirznlegen Jur Vereinfachung empfiehlt es sich, diesen umlagefähigen Steuer- betrag mit 4" „ der vollen FriedenSmiete zu entrichten. Die Ska-lskeuerkasse - Zahlstellen I. «. IV. V «Grund vermögens- und Hauszinssteuer, Gewerbesteuer, Lohnsummensteuer, Hundesteuer, Gebühren iür Ab wässer- und ü bs all v eseiri g urig» bleibt des Jahresabschlusses wegen vom 8. bis einschließlich 14 April für den Puvlikums- verkehr geschldssen. Zahlstelle Ist (Lustbarkeitssteuern. Getränke steuern,Hand iverkSkammerbeiträge, Grund - erwerbs- und Wertzuwachs steuer, Wandergewerbe- stcuer, Schankerlaudnitsteuer. Schulgeld ujw.) bleibt im vollen Umfange für den Massenvcrkehr offen. Sleuerzahlungen an die Sla-lsteuerlrasse im Mona« April. Berichtigung der Bekanntmachung vom 3l. März. Dre H >lnde >teuer ist nicht für ei» halbes Jahr, sondern sür das Vierteljahr April —Juni zu zahlen. Sachsen und Thüringen 1VV Prozent Frie-ensmiele ab 1. Juli Dresden, 3. April. Tie Krage der Mieters, ö- hnng in Sachsen ist durch eine Notverordnung der Regierung geregelt worden. Danach wird die Mictzius- steuer im Laufe der drei nächsten Monate von 27 ans 40 Prozent erhöht, so daß am 1. Juli die volle Fric de ns mir te erreicht sein wird. Die Regierung hat ihre Absicht, die Miete bereits am 1. April um 5 Prozent zu erhöhe», fallen gelassen. Die erste Erhöh«»., um 8 Prozent soll am 1. Mai, die zweite um weitere 5 Pro zent am 1. Juli n»d die dritte mir :t Prozent am 1. Juli kintrcten. Landwirtschaftliche Vetriebsräume, die nach der Vor lage steuerpflichtig sein sollten, werden befreit, landwirt schaftliche Äohnräume bleiben wie bisher steuervslichtig. Der dem Ausgleichstock zu überweisende Anteil der Mietz.nS- stcuer wurde sür 1020 auf 20 Prozent, für 1027 auf 25 Prozent festgesetzt. Tie Grenze der Einkommen, bis zu der eine Mietzins steuer nicht zu zahlen ist, wurde von 2400 auf 28 0 0 Mark erhöht. Eine Zweite Notverordnung ordnete die Weiter erhebung der Vorauszahlungen aus die Gewerbe- und die Grundsteuer bis 30. Juli 1026 an. Oelsnitz i. E., -ie versinkende Sladl Es ist bekannt, daß sich in der Stadt Oelsnitz i. E. schon seit geraumer Zeit schwere Bergbauschäden bemerkbar machen. Die Senkungen der Erdoberfläche haben gegen wärtig den Charakter einer Katastrophe angenommen. Die Lage ist so ernst, daß in Oelsnitz fast kein Haus mehr senkrecht steht, mit Ausnahme einiger weniger Gebäude rn der oberen Stadt. Das Zentrum der Stadt ist am meisten in Mitleidenschaft gezogen. Neun Wohn häuser haben in den letzten Jahren bereits völlig ge raum. werden müssen. Das sogenannte „Meisterhaus" mußie abgetragen werden. Die Ursachen werden in einem nicht fachgemäße» Abbau in den Bergwerken gesucht. Man soll in den letzten Jahren unbedingt notwendige Pfeiler abgetragen und de» notwendigen „Bergversatz" vernachlässigt habe». D e Stadt führt daher gegen die dortige Gewerkschaft einen Prozeß durch. In erster Instanz ist die Gewerkschaft bereits zur Zahlung eures Schadensersatzes verurteilt worden. In zwischen :st aber von der Gewerkschaft Berufung eingelegt worden und die Schadenersatzfrage ist daher noch ungelöst. Der Kampf geht vor allem gegen den 8 360 des säch sischen Berggesetzes, der eine Vergütung für Gebünde- schäden nur m beschränktem Maße vorsieht. Die Stadt verlangt daher auch mit einem gewissen Recht die Aus hebung dieses Paragraphen. Es wird auf leden Fall Zeit, daß sich die Ocsfenrlichkeit bezw. die oberen Instanzen um das Schicksal der Geschädigten ernstlich kümmern. Wahlk, eisausschutzlitzung der Zenlrumsparlei in Leine'elde Am Lounlug. 18. April sindtt in Leineskldc. Gasrhof Insel, !»«> Wa lk:ei--auSscliußs>tjUiia statt. Aus der Tagesordnung sieden: Re'ernt i-ter die Arben« gemein chast der Zentrums-Diaspora, Be- ricliterl ni ring des Neicttttugsabgeordiiete» Hule und des Landtags» al geordncien Dietrich. Anickiluß an die .Kommunalpolitische Ver einigung und Orgnniiatioussiagen Die Herren Vezirksleiier und die sonstigen Beitretrr zumWahl- k ei-aittschuß der G a » e C riurt und Lan v T lrürin g en wollen ! ieivvir .Kenntnis nehmen und sich so cinrichten, daß die AuSschuß- sitzung vollständig vertreten ist. Soweit eine persönliche Vertretung nicht mö stich ein sollte, muß unbecingt die ertretung durch Voll macht sichergestellt werde». Persönliche Einladungen gehen den Herrn Vertretern noch zu. Demonstrierende Landwirte Aus Plauen i. V. wird gemeldet: Etwa 4000Lands wirte aus den drei vogtländischen Amtshauptmannschaften dcmoiisirierlen vor der Aintshauptmannschaft Plauen. Aus dem oberen, unteren und dem Westbahnhos waren die Mafien in fünf Sonderzügen angekommen und marschierten nach der Aintshauptmannschaft. Hier überbrnchte eine Ab ordnung der Landwirte die Forderungen der vogtländischen Landwirtschaft auf steuerlichem und sozialpoliti schem Gebiete. Der Amtshauptmann Beschorner versprach der Abordnung, ihre Wünsche der sächsischen Regierung zu unterbreiten. Während die Abordnung in der Amtshanpt- mannschaft versammelt war, sprachen vor der AmtShaupt- rnannschafr mehrere Redner, u. a. die Landtagsabgeordneten Bouer-Wiedersberg, Krauße-Dresden und Henke-Freiberg an die Massen. Der Zog marschierte von der Amtshauptmann schaft über d e Breite Straße, Bahnhofstraße, sodann nach dem Ralhausc.s Dort wurden die Forderungen der einge- meindeten ländlichen Ortschaften überreicht, worauf sich der Zug weiter nach dem Kirchplatz fortsetzte, wo die über reichten Forderungen verlesen würden. Nach einem Schluß wort des Rittergutsbesitzers Klötzer löste sich der Zug auf. Eine Windhose bei Rotzwein In der Umgebung von Roßwein hat eine Wind hose, die bei einem heftigen Gewitter in Erscheinung trat, in drei Minuten außerordentlichen Schaden angerichtet. Besonders arg wurde die Ortschaft Böhrigen heimgesucht. Von der sogenannten Alien Schmiede wurde das über 50 Quadratmeter messende Dach abgehoben, durchgeknickt und uiigefälrr 150 Meier gegen den Eisenbahndamm ge schmettert. In dem aus B rken bestehenden BahnhosS- wäldchen wurden 40 Stämme, darunter einige von 15 Meter Höhe - und mehr als 1 Meter Umfang, entwurzelt). Menschenleben sind n.chr zu beklagen. Beamlendesvidung Tie Slaailiche Pressestelle von Thüringen schreibt: Bekanntlich trat das NcichSgescv znr Vereinheitlichung der Beamtenbesoldung mit dem t. April außer Kraft. Welche Entwicklung das Besoldungs- Wesen in Reich. Ländern und Gemeinden nunmehr nehmen wird, ist ungewiß. Es schweben zurzeit darüber Verhandlungen zwischen dem Reich und den Ländern, die aber noch nicht abgeschlossen sind. In anderen Ländern besteben sür die Gemeindebesoldungen beson dere Landesgesepe. die den Landesregierungen die Handhabe bieten, sicherzustellen, daß die Gemeinden ihre Beamten nicht günstiger als die Reichs- und Landesbeamten besolden. In Thüringen fehlt ein solches Gesetz, lim der weiteren Entwicklung nicht vorzugrrifen, hat sich deshalb das StaaiSministerium gezwungen gesehen, auch iür Thüringen dnrai Notgesetze ähnliche Bestimmungen wie in den Nach barländern zu schaffen. Sie stellen lediglich eine Uebergarigsregeiung dar und gelten deshalb nur für ein Vierteljahr, da bis dahin die Verhältnisse sich geklärt -haben werden. Auf diese Weise soll ins besondere dem Landtage die Möglichkeit verschafft werden, zu der Frage seinerseits Stellung zu nehmen, ohne daß er sich dann vor Verhältnisse gestellt siebt, die nicht mehr zu ändern wären. ß Erhaltung eines Naturdenkmals. Tie Erhaltung eines Naturdenkmals ist dem Einschreiten interessierter Kreise in Norüböhmen gelungen. Der durch die Steinbrucharbeiten stark gefährdete Kainnihbcrg bei der allen Kaiscrstast Reichsstatt in Nordböhmen wurde als Naturdenkmal und Schutzgebiet erklärt. Vom Prager Denkmalsamlc wurde verfügt, daß die Steinbruchs arbeiten eingestellt werden müssen. Hauprsi<ir>stleit»nn: lle. I oiev li Sltüeri Zt verreist). -PeniuNvoMich ' r Politik und Knllnr: >. B.: Mar Doni'rdke: rür Wuttibatt Lo-,ia)t'o)iil), Nnchuches und cichmche r'Iiiociegenkieiien Mar Domichke: Iür den polünchen'riailiriüit-nle». gemllcton nnd den ädrigen TerNcil: vr. Gerhard TeScrvk nn Anzeigen: i.D. I.Hillebrand lämilnh i» Dresden: iür tand- winlchantilbe. Beilage Roderi Hiltmann. Erfurt. (Rcdaklionsschluß dieser Nummer 10 Uhr vormittags.) Dresdner Musikleben währen der Inlerimswoche Betriebsverlegung, Umzug, Neuaufstellung. Im Ge schäftsleben einschneidende Vorgänge. Still standen die Räder. Neu aber erwachen sie zum Leben. In kurzer Zeit werden alle wieder ihren gewohnten Gang laufen. Noch müssen wir uns Zwang auferlegcn. Mit größtmöglichster Kürze mutz noch alles eingeschränkt werden. Darum alles nur in den wichtigsten Zügen. Inder StaatSoper am Sonnabend „Der Protago nist". Ein Akt von Georg Kaiser. Ein ausgezeichnetes Textbuch. Stark an dichterischen, wertvollen Werten. Wie geschaffen für eine Oper. Es ist das alte Lied der Eifer sucht. Eine Bajazzo-Variante. Nur daß der harte Stahl die Schwester tödlich trifft. Auch hier eine reisende Schau spielertruppe, Spiel einer Komödie, die in blutige Tragödie umschlägt. Als besondere Attitüde, die Zeit Shakespeares. Kaiser hätte für das Buch den rechten Vertoner finden müssen. Den Mann, dem gewissermaßen die Musik der jüngsten Tage aus den Adern fließt. Den Revolutionär der Musik, nicht irgendeinen, der nur rnittut, nur mulüuft. Weil diese Art Musik nun gerade einmal Mode ist. Ein Genie mutzte gefunden werden. Kurt Weil! aber ist nur ein Talent, der die Musik der Zersetzung, der völligen Loslösung von Harmonie, Melodie und Ueberlieferung kopiert. Ge hörtes nachahmt, Aufgefangenes wiedergibt. Die Einsütle sind äußerst dürftig, die Bearbeitung mitunter unvergoren, die Instrumentation vielfach farblos und mait im Ktange. ES fehlt der göttliche, fortreitzende Funke. Der lodernde Brand, der alles zum Glühen bringt. Daran, daß man der artige Klänge m.t anderen Ohren hören muß, hat man sich schon gewöhnt. Ich habe in der jüngsten Musik weit Schlimmeres gehört. Aber eins hat der Komponist nicht beseitigen können. Daß man sich trotz Kürze der Oper und aufpeitschender, nebenbei auch drolligen Handlung ansängt zu langweilen. Und diese Schuld trägt nur der Komponist. Erst zum Ende hin findet Weil! Gewalt des Ausdruckes, cknd bei den Schlußworten des Protagonisten kann er sich auch, trotz alles Widerwillens gegen die Melodie, dieser nicht entziehe». Der Erjvlg dieses Einakters ist Kurt Taucher zu danken, der aus dem Protagonisten ein gigantisches Monumentalwerk gestaltete.. Aber auch Elisa Stünzner, deren Schwester einer zartgetönten Radierung glich, ferner die köstlichen Typen von Elfriede Haber körn, Adolf Schoepflin, Robert Rüssel, Rudolf S ch m alnauc r, Ludwig Eybisch und der lyrische Liebhaber Paul 2 chösf - lers hielten zu Taucher das Gleichgewicht. Erwägt man noch) die individuelle Orchesterführung von Fritz Busch, die glänzende Leistung der Stuatskapelle, die lebens volle Spielleitung Gielens und das wirkungsvolle Bühnenbild M a h u kes, dann hätte man sich einen durch schlagenden Erfolg gewünscht. So aber wurde der Bei fall durch einen starken Pseiserchor zerrissen, der ver stummte, wenn sich nur die Darsteller und ivnstigen Spitzen zeigte», aber sofort wieder einsetzte, sobald sich der Kompo nist mit auf der Bühne sehen ließ, — Am Dienstag wurde „Die Macht des Schicksal s" zum crffien Male wiederholt. Mit Meta Seinemeyer, Tino Pattiera, Friedrich Plaschte, Noberr Burg und Ludwig Ermold in den tragenden Rollen und unter der temperamentvollen Leitung Fritz BnschS fand das Werk bei ausverkauftem Hause wiederum stärksten Beifall, Neu fügten sich in den Rahmen mit bestem Gelingen Angela Kvlniak und Ernst M e h e r o l b e rs l e b e ». Das P a l in j o n n t a g k o n z er t in der Staats oper brachte in der üblichen Weise die „Neunte" von Ludwig van Beethoven. Unter Fritz Büschs temperament voller. den Beethovenschen Geist voll erfa,senden Führung hiiuerließ das Werk einen gewaltigen Nachhall. Kapelle, Chor und das im Stimmklang wunderbar harmonisch abgetönte Soloquartett (Meta Seinem eher-, Helene Jung, Kurt Taucher und Friedrich Plaschke) hiel ten edlen Wettstreit um die SiegeSpalmc. — Die mniskallschc Beraustaltnng für Erwerbslose am Dienstagabend im Gewerbehaussaale verschaffte uns die Bckanntfchaft mst dem Berliner Dirigenten Dr. Erich Cheirander. Mit dem „Philh armoni scheu Orchester" vermittelte er eine packende und glanzvolle Wiedergabe von Strauß' „Tod und Verklärung" und Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8 in E-Mvll. Dr. Kurt Kreiser gab vor jedem Werke eine kurze, leichlverstünd- liche und Inhalt und Cbarakter des Werkes klar und deut lich kennzeichnende Einführung. Aus den Bearüßungswor- ten erklang der Tank a» die Stellen, die de» Abend ermög licht hatten und an die Ausführenden. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten die Besucher de» beiden gewaltigen Werken und spendeten allen Beteiligten reichen Beifall. — Das Orchester der Orchcitrrschulc Hab in einem Prü- fuiibskonzert im Harmoniesaale eine Reihe Arbeiten von Schülern aus der Srrieglerschen K o m Positions klasse aus der Taufe. Dabei zeigte sich Helmut Fellmer mir einem Trio für Flöte, Pioline und Bratsche, sowie einer Siir'vnie für großes Orchester als stärkstes Talent. Allshorcheu lies; auch Johannes Lange mit einer Ouvertüre und fünf Liedern. Die Orchesterlieder von Willibald Kieß ling entbehren jedoch der notwendigen Natürlichkeit. Unter Strieglers seinniusikalischer Leitung spielte das Orchester sehr klangschön. Auch Johannes Lange zeigte sich als gewandter Dirigent. Charlotte Schräder, Irene Wei det, sowie die Herren Bräunling, Wunderlich und Seifert Hanen sich mit bekannter Künstlerschaft in den Dienst der Koiiipositionschüier gestellt. — Im P a l m e n g a r t e >r veranstaltete am Mittwoch Evivarv Brcrolrall einen Klavierabend. Mit Werken von Liszt, Cesirr Frank und Schubert stellte er sich als ein außerordentliches Talent vor. In dem noch sehr jugend lichen P anistea stecken alle Voraussetzungen für einen Künst ler, der sich den Konzerlsaal im Fluge erobern wird. Ge sundes Krafigefühl, Temperament, blendende Technik, Ge selligster» in den kaut lenen Stellen und Musikalität sind die sicheren Stützen für seinen ferneren Weg. Sturm und Drang muß er »och überwinden, die ihn zurzeit noch zu überhastetem Pedalgebrauch veranlassen. Aber der Künst ler bedeutet eine Hoffnung für den Konzerkpianistennaet»- wuchs. Der reichlich gespendete Beifall ist sehr wohl ver ständlich. — -ruc Priisungsanssührung in der Dresdner Musik schule gab einer Reihe starker Talente Gelegenheit, von ihrem Fleitze, ihren Fortschritten und der gediegenen und liebevollen Schulung, mit der sie an ihrer Musikstudien anstalt betreut worden sind, bestes Zeugnis abzulegen. Man hörte Werke von Liszt, Chopin, Brahms, Mozart. Wieniaw- sky sür Klavier, Flöte, Violine von Schülern au- den Klassen des Direktors Schneider, Schwarz und Wagenknecht
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