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M Die Gefährdung der lebendigen Persönlichkett Von Romano Guardini. Zwei Brächte haben das alte Weltbilds haben die trotzen Zusammenhänge des historischen, kulturellen und sozialen Daseins in Frage gestellt: Die ihrer Einmalig keit, ihrer Verantwortung und Wiirde bewutztgewordene Linzelpersönlichkeit und die Technik. Die Zusammenhänge und Ordnungen des mensch lichen Daseins: Geschichte und Tradition, Volk und Staat. Werkgemeinschaft und Kultur ruhen darauf, daß der einzelne in eine überpersönliche Gesamtheit einge ordnet ist. Diese Einordnung, im Mittelalter selbst verständlich, ist immer fraglicher geworden. Immer schärfer trat die Tatsache des einmaligen, innerlichen, freien, verantwortlichen, personalen Einzelnen hervor. Immer problematischer wurde für das Denken, für das Handeln, für das lebendige Dasein, wie dieser Einzelne in Ordnung und Zusammenhang stehen könne. Von hier her lockerten sich diese Zusammenhänge immer mehr. Immer weniger war es wirklich der lebendige personale Einzelne, der in den Ordnungen stand, und daher waren es auch immer weniger Persönlichkeitsordnungen, die da verwirklicht wurden. Der Einzelne zog gleichsam sein Eigenstes heraus in eine private Sphäre und überließ den Gemeinsamkeitsordnungen von sich nur das, was äußerlich-sachlich faßbar war. So trat langsam an Stelle der lebendigen Zusammenhänge die Organisation. Und neben einer hochentwickelten, formal-mechanischen Organisation haben wir. durch sie davor bewahrt, heillos auseinanderzufließen, das individualistische Chaos. Das Chaos der Ueberzeupungen — in Wahrheit sind's oft nur noch Ansichten; das Chaos der Zielsetzungen — in Wahr heit sind's oft nur noch Interessen; das Chaos der Ge- staltungens die zu einem historischen Eklektizismus ge worden sind, und so fort. Parallel läuft die Auflösung des Weltbildes vom Technischen her Das alte Weltbild war organisch, d h. es war bestimmt vom lebendigen Menschen aus. Das Ziel, die einaesetzten Mittel, die angewandten Kräfte, die wirkenden Maße, waren bestimmt von den natür lichen Möglichkeiten des lebendigen Menschen her, wie er mit der geschlossenen Natur in Beziehung stand. Es läßt sich zeigen, wie im ganzen Bereich der alten Kultur — und ihre definitive Auflösung beginnt unter diesem Gc- sichtsvunkt mit der Mitte des vorigen Jahrhunderts — es läßt sich zeigen, daß all dieses Sckaffen ein letztes Maß innehält, eine letzte Grenze, bestimmt durch die organische Reickweite des lebendigen Menscken. Das wird anders, sobald es gelingt, mit den Mitteln der Rechnung, des Experiments und des Apvarates die ge schlossene Natur aufzubrechen, die einzelnen Kräfte zu isolieren, freizumachen und sie in den Dienst willkürlich setzbarer Z'ele zu zwingen. Nun verschwindet ienes organische Maß. Es werden Mächte frei, die grundsätzlich die Maße des natürlichen Menschendaseins, von sich nur das. was äußerlich-sachlich sprengen, ins Grenzenlose gehen. Und mit diesen Kräften wird zugleich eine Hal tung wach im Menschen, d'e anders geartet ist; die all das an sich trägt, was technisches Wagnis, technische Sach lichkeit, technische Tatkraft bedeutet. Und Formen deu ten sich an. die ganz anders geartet sind als die bis herigen und die aiten Welt- und Menschengestalten spren- en. Daß hier wirklich verschiedene Weltbilder. Grund- altungen. verschiedene Messungen aneinandergeraten, spüren wir jedesmal wieder aufs neue, wenn wir in eine alte Landschaft oder'unversehrt erhaltene Stadt die neuen Bauten und Verkehrsmittel kommen sehen. Diese beiden Momente, das Erwachen der mündig gewordenen, ihrer selbst bewußten Einzelpersönlickkcit, und die Technik mit ihren Maßen, ihre*- Form und ihrem Geiste, haben die alte Kultur aufgelöst und gesprengt. Sie haben sie gesprengt in den objektiven Gebilden der Einrichtungen, der Ordnungen, der Schöpfungen, die den Einzelnen überdauern, die er übernimmt und weitergibt: und sie haben sie gesprengt in der inneren Haltung des Menschen selbst in der Weise, wie er zu sich selber steht und zum anderen Menschen und zu den Dingen. — Das ist's, was uns das Gefühl gibt, bedroht zu sein au» uns selber und aus der Umgebung der. Und besonders ratlos macht uns, daß wir in der Umlagerung mitten- inne stehen. Wir alle wurzeln noch im Früheren. Wir alle haben noch etwas von der alten Unmittelbarkeit der überindividuellen Ordnungen In uns. Wir alle tragen noch Fragmente des alten, organischen Weltbildes in uns. Und andererseits fühlen wir die Einsamkeit der Person, und fühlen fordernd die technischen Gewalten. Was muß geschehen? Die mündige, verantwort liche, ihrer Einzigkeit bewutzte Person mutz wieder in die geschichtlichen, sozialen und Werkzusammen hänge eintreten. Aber diese Ordnungen ihrerseits müs sen lebendig bezogen werden auf Personen. Nicht da durch, daß sie lockerer würden, weniger verbindlich, we niger fordernd; nicht dadurch, daß sie individualistisch aufgelöst, subjektivistisch ins Belieben des Einzelnen gestellt würden. Die individualistische Auflehnung gegen die Ordnung war eigentlich ein Mißverständnis und galt nicht der Ordnung an sich, sondern dem Geiste, in dem sie vertreten wurde und der der Person Gewalt antat. Die Ordnungen werden stark, eindeutig und unbedingt werden müssen, aber auf die lebendige Freiheit und Würde des Einzelnen bezogen. Ferner: Die technischen Mächte müssen wieder vom Menschen her bewältigt werden, auf den Menschen bezogen. Und so muh ein neues Weltbild aufgebaut werden, das gerade sie voraussetzt. Das seine Maße für das. was möglich, seine Begriffe für das, was schön ist, nicht der Vergangenheit entnimmt, ob es nun Antike oder Gotik oder Renaissance sei. sondern den Wirklich keiten, um die es sich handelt, dem heutigen Menschen und der heutigen Technik selbst. Wo aber liegt der Ansatzpunkt zu alledem? Die Hebelkraft, die ansetzt, kann nur im lebendigen Menschen selber liegen. In allen den Reformplänen und Versuchen des letzten Jahrzehnts Ist uns wohl eines zum Bewußtsein gekommen: Es geht um eine neue Menschen haltung, die nicht gemacht werden kann, sondern die werden muß; der wir aber vorbereitend und helfend zu dienen haben. Diese Haltung zu beschreiben hat kei nen Sinnn. Sie muß erfahren werden. Aber vielleicht kann man Stellen aufzeigen, wo sie bereits deutlicher hervortritt. Einmal dies: Wir haben die selbstbewußte Selbst genügsamkeit des Kulturmenschen, des sozial und poli tisch. wissenschaftlich und künstlerisch Gebildeten der Jahrhundertwende verloren. Wir sehen, man kann- die politischen Aufgaben mit nur politischen Mitteln nicht lösen; daraus kommt ein kurzfristiges Handelns aus den nächsten Gelegenheiten. Ohnmacht und Katastrophe. Man kann Kunst ans bloßer Kunst nicht schaffen, daraus kommt leere Virtuosität und allerhand dekorierende Be deutungslosigkeit. Man kann soziale Probleme aus bloß sozialen Kräften nicht lösen; daraus komme» nur Ver sicherungseinrichtungen und Betriebsordnungen. Man kann Wissenschaft nickt aus bloßer Wissenschaft treiben; daraus kommt ein Missenschaftsbetrieb, der selbst nickt mehr weiß, wo sein Sinn liegt. Und so geht es weiter. Man kann Kultur aus bloßer Kultur nickt schaffen; Welt nur aus Welt nicht gestalten Und es erwacht das Be wußtsein. daß der einfache physikalische Grundsatz, wenn es etwas bewegen wolle, müsse ich ecken Hedelvunkt außerhalb haben, für alles gilt. Welt und Dasein ge stalten kann ich nur. wenn ich eimm .Hebelpunkt habe außer ihm. Wenn ich einen Maßstab Kobe, der ihm gegenüber souverän ist, und eine Zielsetzung, die nickt in ihr aufgeht. Es erwacht das Bewußtsein von der Innerlichkeit und Weltenthobenbeit der Per son. die lebendig eingeankert ist in Gott. Es ist das Wort geprägt worden, das Weltbild einer Person und einer Zeit, das gedachtste wie das gestaltete, werde be stimmt durch das Verhältnis, das sie zu Gott haben. Und es ist bezeichnend, daß dieses Wort nicht aus dein geistige,, Umkreis der Kirche kommt. Wir fühlen eine Bewegung, als ob die Persönlichkeit in sich selber Raum schasste; als ob die Persönlichkeit nach einem Standort suchte, der allem, was „Welt" heißt, entzogen ist und in verbind licher Beziehung zu Gott steht. Das zweite ist dies: Es scheint eine neue Selbstoer. ständlichkeit zu erwachen, mit welcher der Eine zum An dern tritt. Das Kat nichts zu tun mit der alten Egalität. Das geschieht auch nicht im Namen irgendwelcher Menfck)- heitsgemeinschaft oder überschwenglicher Brüderlichkeit, auch nicht aus besonderen Antrieben des Mitleids oder dergleichen. Sondern es ist eine schlichtere, selbstverständ lichere Weise, wie ich als dieser zu dir trete, wie du bist. Eine einfachere Möglichkeit, den anderen zu nehmen, wie er ist. Und mit seinem eigenen Sein ohne viel ver bindende Brücken zu ihm zu gehen. Eine Möglichkeit, miteinander zu sprechen. Sich gelten zu lassen, einander zu verstehen und zu helfen. An zwei Stellen scheint diese Möglichkeit deutlicher zu werden. Im eigentlichen Pro letariat, und in der Jugendbewegung. Wie fragwürdig beides ist. weiß ich wohl. Und dennoch besteht hier eine Möglichkeit des Wortes und des Blickes, die neu ist. und die eine Verheißung scheint für etwas, was kommen muß. Und damit wird auch znsammenhängen das Weitere: daß uns der Andere wirklicher wird; deutlicher da. Es wird dem Menschen immer schwerer werden, mit gutem Ge wissen zu besitzen, zu genießen, während der andere ent behrt. Das ist nichts Ethisches, sondern etwas Seins mäßiges. Etwas, was mit der inneren Umformung zu- sammenhängt, die vor sich geht. Und es wird sich durch setzen? Und nun ein Drittes: wir können überall einen eigentümlichen Wirklichkeitshnnger beobachten. Ueberall drängt der Mensch aus dem Abstrakten ins Kon krete; aus den Formen und Begriffen zum Ding: aus den bloßen Zahlen und Quantitäten zur Qualität, zur Eigen schaft; aus den zusammensetzenden Einzelheiten zur Ganzheit und Gestalt. Wir sehen überall den Manschen vor die konkreten Dinge treten, den Blick für sie auf- tun und sein Leben erlassen als konkrete Begegnung mit ihnen. An vielen Stellen ließe sich das aulzeigen, und es ist beglückend, das zu sehen. Hier spüren wir neue Haltung. Es bildet sich ei, Standort, ein Makstab, ein Hedelvunkt, von wo aus ein Mensch an sein Werk geben kann: in seinem gott- vervslichteten Innern. In einer neuen Selbstve''ständ- lichkeit tritt der eine zum anderen. In diesem nick-ckr- nen Zum-Andern-Treten liegen Keime, wie aus Masse Menschengemeinschaft werden kann, tckd der Mensch, der die Dinge so lanae gesehen hat. durch die "ckille des Begriffs, und sie gefaßt hat mit Zahlen und Avvaraten, tritt wieder vor die Dinoe selbst. Und bekommt so gleich sam die Materialien neu in die Hand, mit denen er aus jenem Standpunkt und aus jener Kraft neue Welt bauen kann. <Aus dem 1. Heft der ..Schildaenossen".) Macht «n» Ohnmacht des Wortes Ueb«r dieses Thema schreibt tz. Herz in einem der letzten Hefte des .Heiligen Feuer" und wirft dann die Frage aus: Steht, im Guten wie im Bösen, der Erlolg im richtigen Verhältnis zum Aufgebot vou Geist. Lungenkraft und Druckersch-wäm«? Keinem Kenner der gegenwärtigen Literatur bleibt es verborgen, wieviel blendender, hohler Schein, Un- wahrhaftigkeit und Komödie sich in ihr breit macht, auch bei denen, die ihr Handwerk ins katholische Lager und in katholische Buchhändlerfirmen verlegt haben. Nicht auf Wahrheit, sondern auf Düpierung ist so manches literarische Schaffen eingestellt. Aber der Leser kommt schließlich doch hinter den Schwindel. Aus seiner Ohnmacht wird das Wort erst dann wieder erlöst werden und zu menschenbeglückender Macht Die Wissenschaft vom inneren Leben Von P. Lippert G. I.*) Die Wissenschaft vom inneren Leben »ird sich nicht damit begnügen können, die Methoden und Ergebnisse der allgemeinen Serien lehre zu übernehmen; sie wird auch eigentliche Re- ligionspsychologie sein müssen, indem sie die religiösen Vewnßtseinszustnnde nach ihrer Wurzel und ihrem Ablauf unter sucht. Aus diesem Gebiet ist säst noch alles zu leisten. Denn mit aprioristischen Theorien ist da nichts aus'urichten, wie die alte rationalistische Schule der Religionsphilosophie mit ihren entwick- tungstkeoretischen Vorurteilen in abschreckender Weise bewiesen hat. Gerade die Religionspsychologie bedarf eines möglichst brei ten Unterbaues von Ersahrungsmateriat. Die In der Wirklich keit vorkommenüen Arten und Formen religiösen Denkens und Leben, die Formen des Gebets, der Aszese. der Beschauung, der religiösen Reinigung und der religiösen Tat, -er mustischen Versenkung und der (wenn auch nur vermeintlichen) Gotteini- gung müssen gesammelt, beschrieben, zergliedert und systematisch verarbeitet werden. Bei dieser Sammeiarbeit erscheint als das Wichtigste, daß nur wirklich religiös« Dokumente beigebracht wer den. nicht die Aeußerungen einer Art Cxperimentalreligion. Re ligiöse Bewegungen, die nur für die Zwecke des Laboratoriums erzeugt werden, sind eben nicht religiös, sondern nur unechte Nackwhmungen. Und das gilt ouck in etwa von den Fragebogen, die ein Versuchsleiter ausfüilen läßt, gilt von den religiösen Er innerungen und Bekenntnissen, di« für die Zwecke wissenschaft licher Forschung niedergeschrieden werden. Sie sind eben um dieser Zwecksetzung willen nicht mehr religiöses Leben, da» frei und echt daherströmt, sondern künstliche Konstruktionen. Ja, der Forscher muß sogar gegen alle religiösen Bekenntnisse kritisch und selbst mißtrauisch sein, die ein religiöser Mensch angeblich nur zu eigenem Gebrauch niedergeschrieben Hot. Denn im Hin tergründe der Seele konnte doch immer der Gedanke an die *) Au» dem ersten Heft der Zeitschrift für Aszese und Mystik ", das kürzlich im Tyrolia-Verlag jInns- bruck) erschienen ist. Möglichkeit stehen, daß die Aufzeichnungen einmal unter fremde Augen kommen könnten, und dieser ivenn auch nur halbbewußte Gedanke beeinflußt schon die religiöse Lage der Seele und das gezeichnete B'ld Die Religionsvsychologie muß noch viel kriti scher als bisher ganz echtes Material sich zu beschaffen suchen: Aeußerungen religiösen Lebens, die so wenig als möglich durch die Reflexion der Seele hindnrchgeiwnge» sind: unmittelbare und spontane Aeußerungen des^ieligiösen. die so kraftvoll der Seele entströmten, daß sie all« außerrrligiöse» Nebenerwägungen und Seitenmotive hinter sich zurücklieb-n: darum muh in allen geschriebenen Dokumenten religiöser Menschen das Echte vom Unechten ousgesondert werden mit einer zarten Ehrfurcht, aber auch mit einer strengen inneren Kritik. Dieses echte, auf möglichste Lauterkeit zubereitete Material für religionspsyckologische Forsckungen muß aber nicht nur aus der vielleicht religiös verarmten — Gegenwart genommen werden, es muß auch aus der stellenweise so reichen Vergan genheit herbeigcsck'ofst werden: und das ist Aufgabe der histo rischen Mittel und M-thnden. über die eine reckte Wissenschaft vom inneren Leben ebenso verfügen muß wie über die psycho logischen und theologischen. Und es wird nicht genügen, diese Stimmen der Vorzeit nur wieder -um Reden -u bringen: noch ' auck die Melodie wieder zu hören, die durch das religiöse Leben aller Zeiten hindurckgeht, den gewalti ge» Choral rellgwsen Suöieiis und Findcns. der durch alle Epochen Klingt. Wie auf ollen Gebieten des menschlichen Geistes lebens gibt es auch hier eine zusammenhängend stetige Entwick lung Keine Seele glaubt und betet nur für fick allein, ohne Zu sammenhang mit den übrigen: jede ist eingeordn-t und verbun den. ist «ine Welle ln einem unaufhörlich fließenden Strom, Ist eine Zelle in einem Völker und Zeiten überschattenden Baum. Und dos gilt auch von jeder einzeln-» Zeitepoche und von jeder räumlichen Einheit, in der religiöse Menschen je verbunden waren. All« diese Einheiten besitzen nicht nur eigenes und indi- viduelles Leben, sondern sind auch eingegliedert in einen großen, allumfassenden Zusammenhang, aus dem heraus sie erst voll ver. standen werden können. So gibt es denn auch im inneren Leben der k a t h o l i sch e n Kirche eine Entwicklung. Dieses Leben der Gcsamtkirclie ist auch die Geschichte einer Seele, freilich einer überindividuellen, und alle Zeiten, alle Orden, alle Stände, alle einzelnen Seelen liefern ihre Beiträge, die sich organisch in di« Geschichte des (San. zen ringlledern müssen, wenn sie überhaupt einen Wert und ein« Frucht bedeuten sollen. Die Entwicklungslinie des Gan-en gibt dem einzelnen auch seinen Platz und sein« Aufgabe, und an dieser Anordnung läßt sich nichts willkürlich umstellen. Es ist so unmög lich, eine Entwicklungssorm früherer Zelten in einer sväteren Welt wieder künstlich auszuwecken, nne es unmöglich ist. rin« erst für die Zukunft vorgesehene Zelle des Organismus vorweg zunehmen. Wenn also die Wissenschaft vom inneren Lebe» auch zur nrakftschen Förderung der Religiosität etwas beitrogen will, kann sie nur die Gegenwartsreliqiosität unterstützen, aber eine in den breiten, t'ef-n Strom der kirchlichen Tradition eingesenkte Geaen- wartsreligiosität, die nicht etwas Abgerissenes und Entwurzeltes darstellt, sondern die herauswäckst ans dem Beten und Leb-n der Vorzeit und hlneinkcimt in die Frömmigkeit der Zukunft. Gerade weil wir ein eigenes und individuelles, ein aktuelles und fri sches Innenleben brauchen und wollen, müssen wir auch auf die Antworten der Geschichten hör-n. die wir frage» sollen nach dem Richtungssinn der bisberiaen Entwicklung, Aus der Betrachtung der vlelleitloen wisiensäioftlichen Hilfsmittel, die einer Wissenschaft vom innere» Leben zu Ge bote stehen müssen und der wcitgedehnten Arbeitsgebiete, aus denen sie tätig sein muß, ergibt sich mit Sicherheit, daß auch sie gebaut werden muß von zahllosen Händen und in langen Zeit räumen Daß es nicht Sacke eines einzelnen, wenn auch noch so überragenden Menschen sein kann, hier «ine für all« Zeiten fertige, abschließende Leistung zu schassen: viele hoben deizu- lragen, und jeder einzelne Beitrag ist nur so viel wert, als er sich einsügt ins Ganze, besten Grundriß uns freilich hienieden verborgen bleibt. Die besten Beiträge liefern aber nicht die Wissenschaftler und Theoretiker, sondern die religiösen Menschen, die rin wirklich oesundes und vollkommenes Innenleben führen und aus der Fülle ihres Herzens heraus die Weit beschenken und auch die Wisiensckaft bereichern. Sie tun das allerdings völlig absichtslos: der Sinn Ihres religiösen Lebens ist ja letzt lich nicht Förderung der Wissenschaft, sondern daß sie das Wohl gefallen Gottes finden möchten. Ader je echter und reiner dieser ihr religiöser Wille ist. um so wertvoller ist auch der Bei trag. de» sie zur wissenschaftlichen Erforschung darbieten: Heilige lehren und schenken uns das Beste zum Aufbau einer Wiste», schast vom inneren Leben.