Görres und unsere Je» Nach so manch«,, Görres-Wiirdigungen soll Görres auch selber zu Worte kommen. Damit sich diese Aus- ivahl flüssig lesen läßt, sind einige wenige Uebergänge leicht geändert und ein paar kurze Erläuterungen bei- - gefügt. Dr. R. Stein. Deutscher Charakter Der eigentlich« deutsche El)aral,ter liebt, sich in, Werke zu verlieren, alles Lob auf die gelungene vollbrachte Tat hinzu- lenken, und die eigene Person bescheiden zu verbergen. Aus allen schönen Bildern der mittleren Zeit sdes Mittelalters) ist nie der Name des Künstlers zu bemerken; von so viel herrlichen Bauwerken kennt man nicht den Meister, der sie hervorgebracht: o viele Erfindungen sind da, ohne daß man den zu nennen weih, n dessen Geiste sie zuerst erstanden sind. Später ist es her» kömmlich geworden, daß die Persönlichkeit alle Aufmerksamkeit auf sich zu richten suchte, und daß das vollbringende Ich vor das Vollbrachte sich gestellt. Aus Nr. 106 des Rheinischen Merkur, vom 22. August 1814 Das deutsche Volk «ud selue Vertreter Du aber, deutsches Volk, halte die Augen auf das Werk deiner Vertreter ernst und fest hingerichtet: sie wissen, daß sie handeln vor deinem Angesicht, sie scheuen das Gericht deiner Meinung, wenn sie böses oder sck)waches Tun anklagt: sie fühlen durch -einen Beifall sich gestärkt.' Fühle, wie du schon durch deine bisherige Eintracht und Treue gewachsen bist, da die Frem. den, die dich von je verachteten und mit Füßen traten, deine wach sende Kraft scheuen, und eifersüchteln und dich niederzuhalte» sich bemühen. Das soll dir ein Antrieb sein, fortzugeben auf dem Wege, den du bisher betreten, mehr und mehr dich innerlich za stärken durch die Eintracht und die Kraft des neuerwachten, immer Heller aufbrennenden Lebens, und alle Geister diese» Lebens immer enger zu sammeln in der Einigkeit des Ganze». Und stehst du also im ruhigen Gefühle der gewonnenen Krast ohne Hoffart und Uebermut, ohne Gier und freche Selbstsucht, und begehrst nichts als dein gutes Recht, dann wird Gott mit dir sein, und es wird dir zu Telle werden. Aus Nr. 2V1 des Rheinischen Merkur, 36. August 1815 Der «er« deutsche« Wesens wie et« Kristall tm Gestein Die Deutschen sind das sogenannte wilde Gestein in den Ge birgen: außen ist alles schroff und unansehnlich, innerlich in verborgenen Strahlungen sehen sich alle ihre Kristalle an, die erst ans Tageslicht kommen, wenn irgend ein Zufall oder Ab sicht die rauhe Hülle durchbrochen. Aphorismen 1822—1823, in den Gesammelten Schriften V, S. 141. Charaktere Wie der Stahl den Magnetismus schwer aufnimmt, aber — ,venn er einmal ihn zu gelassen — ihn festhält, so der starke Eharakter äußere Einwirkungen: mährend der schivache wie das Eisen ebenso leicht annimmt wie verliert. Aphorismen 1822—1823, in den Gesammelten Schriften V, D. 141. Ein Mann von Ehre Ein Mann von Ehre verurteilt nicht einmal in seinem Her zen einen Andern, ohne ihn gehört zu haben. Aphorismen 1822—1823, Ges. Schriften V, 148. Setlkrast sür die krank« Jett Wohl haben die großen Weltbegebenheiten Ihre innere Na- turnotwendigkeit. ihre Durchgänge. Umläufe und Wiederkehren, wohl hat auch -er Wahnsinn dieser Zeit seine Stadien, sein periodisches Steigen und Fallen und seine kritischen Augen- blicke, und insofern läßt sich durch alles Mühen nichts ändern im Laufe der Dinge. Aber nur die Leidenschaften fesseln an diese Naturgewalt: so viel hingegen von lichten Gedanken un besonnenen Willenskräften in den Begebenheiten wirkt, so viel Freiheit ist in ihnen: und wie die Vorsehung, nur wenn diese sich versagt (haben), jene gegen sich selbst bewaffnet — dem Arzte gleich, -er gegen die eine wild tobende Lebenskraft die andere ruhende aus ihrem Schlaf aufruft — so soll auch, wer aus eine kranke Zeit heilkräftig wirken will, zuerst mit Heller Augen Licht die herrschende Ideenverwirrung zu klären, und es ist dann schon so geordnet in der Welt, daß dem klar in sich ver ständigten Geiste die dämonischen Mächte auch wider Willen dienen Teutschland und die Revolution 1819 248 Tote t« Kostarika «-»York, 16. März. Das Eisenbahnunglück auf der Strecke von San Jos« nach Kostarika ist »och viel furchtbarer, als es die ersten Nachrichten vermuten ließen. Man sagt nicht zuviel, tvenu man es als die furchtbarste Katastrophe bezeichnet, die sich im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts auf Eisenbahnschienen zugetragen hat. Nach den bisherigen Feststellungen sind 248 Personen getütet und 93 verletzt worden. Es handelte sich um einen dichtbesetzten Aus flüglerzug, in dem sämtliche Wagen außerordentlich überttUl waren. Me die „United Fruit Company". N«u>v:k der die Eisenbahnstrccke gehört, m.tteilt, handelt es sich bet den Ausflügler» zum größten Teil um Personen, die an einer großen religiösen Feier in Kostarika tetlnehmen woll ten. — Mitten auf der Eisenbahnbrücke, di« über den Vivillafluß führt, entgleisten drei Wagen, di« Kop pelungen rissen und die dicht mit Mensckw» gefüllten Waggons stürzten 50 Fuß tief in die vom Hochwasser stark angeschwollene Vivilla hinab. Von Kostarika ging sofort nach Eintreffen der Nach richt ein Rettungszug ab. Die genaue Zahl der Toten konnte bisher noch nicht festgestellt werden, da das Hochwasser die Nachforschungen außerordentlich erschwert. Schon setzt aber steht fest, daß das Eisenbahnunglück in den Annalen der Ge schichte des Verkehrs auf Schienen nicht seinesgleichen hat. Es läßt sich lediglich mit dem Unglück vergleichen, das sich am 28. Dezember 1879 beim Ein stürz der Tahbrücke in Schottland ereignet hat (und das vielen auch heute noch durch die prachtvolle Ballade Fontanes bekannt ist). Da mals brach die nördlich vor Dundee großartig über den Tay konstruierte Brücke in der Nacht zusammen, und ein Zug, der sich gerade auf ihr befand, stürzte in den Abgrund. Damals forderte das Unglück mehr als 200 Opfer. Aus Anlaß des furchtbaren Unglücks bei San Jose ist in Kostarika eine dreitägige Landestrauer angeordnet worden. Der Präsident der Republik hat eine nationale Sammlung zur Unterstützung der Hinterbliebenen der Opfer eingeleitet. Ueberschwemmungeri in Südamerika Guayaquil, 16. März. In der Provinz Oro sind infolge Hochivasser mehrere Dörfer überschwemmt worden. 56 Personen sind ertrunken. Schweres Bauunglück tu England London, 16. März. Auf -er Grube bei Doncaster in Dark stürzte ein Baugerüst in sich zusammen und begrub sechs Arbeiter unter sich. Aulomobilunglück bei Mülheim Mühlheim-Saarn, 16. Mürz. Gestern früh ereignete sich hier ein schweres Autounglück. Am Eisenbahnübergang nach Saarn fuhr ein von Kettwig kommendes Personenauto gegen Mündig — Gehorsam — srei Wo die Söhne im Vaterhause nun wirklich mündig werden, ist es nicht ziemlich, sie ferner als Unmündige zu behandeln: sie gehen vielmehr billig mit Sitz und. Stimmen ein in den Fa milienrat. wenn sie gleich vor wie nach das Stammeshaupt mit der vorigen ergebenen Ehrfurcht achten und verehren. Ohne Gehorsam werden alle Bande innerer Ordnung locker, der Zusammenhang der Glieder wird gelöst. Ausgelassenheit entbindet alle bösen Geister, Streitsucht bemeistert sich der Ge müter, und selbst wenn die Gefahr drohend über allen Häup tern schivebt, wird mit unsinniger Leidenschast gelpadert, ge rechtet und gestritten, und was notwendig geschehen muß. ver säumt Ohne Freiheit aber ist kein Leben in der Gesellschaft, kein Stolz und keine Ehre in der Persönlichkeit, kein Selbstbewusst sein sich bewußter Kraft, kein würdiges Gesühl eines gesicherten, auf sich selber ruhende» Daseins. die geschlossene Schrank« und aus einen herankominenden Güter, zug. Das Auto wurde vollständig zertrümmert, die sieben In sassen teils schwer, teils leicht verletzt. Auch di« Lokomotive des Güterzuges wurde beschädigt. Tob beim Winlerfpvrl Hirschberg, 16. März. Ein indischer Student und seine Be gleiterin wurden im Schneekoppengebiet erfroren aufgesunden. Die Begleiterin wurde als die 26jährige Tochter der Witwe Dürn- berger aus Warmbrunn festgcstellt. Stockholm. 16. März. Beim Eissegeln wurde die Eisjacht des Direktors Johnson gegen einen Felsen geschleudert. Johnson wurde getötet und fei» Begleiter schwer verletzt. Sin merkwürdiger Selbslmord In S t o ck h o l m ist ein Automobil explodiert, wobei der Fahrgast, -er als der Großindustrielle Flyborg festgestellt wurde, in Stücke gerissen wurde, während der Lenker wie durch ein Wunder nur betäubt wurde. Da die Häuser in der Umgebung stark demoliert wurden, nimmt man an, daß eine größere Menge Sprengstoff die Explosion herbeigeführt hat. Zwei Herren, '>'ide Kompagnons des Getöteten, di« das Automobil holten, sind zunächst in Haft genommen worden, dann aber wieder entlassen worden, da sich herausgestellt hat, daß Flybcng durch Entzündung einer Sprcngstoffmasse im Wagen Selbstmord begangen hat. Ein -eukscher Dampfer verschollen Hamburg, 16 März. Der Dampfer Arabia, welcher von der Hamburg-Rhein-Linie an die Firma Sicmens-Schuckertwerke ver- ä-artert ist, unter deren Flagge fährt und auch von ihr beladen und expediert wird. l)at seinen Bestimmungshafen Limerick in Irland bisher nicht erreicht, so daß die Befürchtung besteht, daß das Schiff als verschollen angesehen werden muß. Der Dampfer Arabia, der 1385 Bruttoregistertonen groß ist, ist am 23. Februar mit Schienen, Schwellen und Konstruklionsteilen beladen von Hamburg abgefahren. Seitdem der Dampfer in Dartmouth sei nen Kohlenbestand ergänzt und am 1. März seine Reise fort- gesetzt hat. fehlt jede Meldung van ihm, und es konnten trotz aller Nachforschungen Nachrichten über seinen Verbleib nichl er langt werden. Eck Reichswehrsoldal auf Posten angeschossen Berlin, 16. März. Gestern abend wurde ein Reichswehr soldat vom Neichsmehrinfanteriersgiment 9, der als Posten an einem Pulverschuppen hinter den Schießstünden in Ruhleben bei Spandau stand, von der Wache blutüberströmt und besinnungs los durch einen Schuß in die rechte Schulter getroffen aufgefun den. Nach den Angaben des Schwerverletzten haben srei Man- ner, die sich in der Nähe des Postens zu schassen machten, als sie van dem Posten angerufen rr den, sofort mit Pistolen aus 'hn geschossen. Bis jetzt ist es trotz aller Anstrengungen wch» ge lungen. die Täter zu ermitteln. Keines von beiden, den Gehorsam wie die Freiheit, kann die menschliche Gesellschaft zu ihrem gesicherten Bestand entbehren. Die rechte Temperatur zu finden, das ist das Geheimnis, stets gesucht, schwer gefunden, leicht wieder verloren Denn das Men- chen Herz ist ein hosfürtig und verzagtes Ding, und taumelt tets von der einen Seite zur andern über. Die heilige Allianz. 1822 Aus manche Jettgenossen Sie richten alles, und beschließen alles, und ordnen alles sorg, sam und gut auf künftigen Krieg und unruhige Zeit: das Vater- la»d aber sieht bedenklich und sorglich zu dem Geschälte und spricht: Ich aber sage euch, ehe der Hah» dreimal gekräht, ha! schon mehr als Einer von diesen mich dreimal verleugnet. Aphorismen 1822—1823, Ges. Schriften V. 156. (Fortsetzung folgt.) Die Goldwüscher am Klondike Roman auS »er Z«it »er große« «oldsnnve in Kanada nn» Alaska. Bon Emil Droonderg. Copyright durch Wilhelm Goldmann, Verlag, Leipzig 1925. (58. Fortsetzung.) In einer Stadt, in der die Nachfrage das Angebot um das hundertfache überstieg, mußte jeder Winkel ausgenützt werden. Weder die Ena« des Raumes, noch die Dürftig keit seiner Einrichtung könnten daher irgendwie als Maß- stab für den Umfang der hier abgeschlossenen Geschäft« gel ten. Alle»- von dem hinter der Ladentafel sich befindende» und mit Stößen von Papieren bedeckten Schreibtisch ange- gefangen bis zu der an der gegenüberliegenden Wand auf einer leeren Kiste aufgestellten Schreibmaschine, auf deren Lasten «in junger Mann emsig herumhämmerte. zeigte denn auch an, daß diese beträchtlich sein mußte. Es waren bereits vier Kunden anwesend, di« den Raum vor dem Ladentische so weit ausfüllten, daß nur gerade Eileen und Williams Platz fanden. Mit dem einen verhandelte eben der Geschäftsinhaber «nd sie mußten auch noch die Abfertigung der anderen abwarten, bevor sie ihr Anliegen Vorbringen konnten. Der Agent dachte einen Augenblick nach. „Patrik Malony, sagen Sie? Am Hootalinqua? Nie von ihm gehört. Finden viel Gold dort, luis ist all right. Beste Claims im ganzen Distrikt." Williams vermutete, daß der Agent Claims dort zu verkaufen hatte und machte daher stillschweigend einige Abstriche von dieser Einschätzung. „Und wie sagten Sie, hieß der Mann, der Ihne» in Juneau gesagt hat, Ihr Vater besitze einen Claim dort? — Sie haben ihn gar nicht nach seinem Namen ge fragt? — Well, well. Nun, ich will Ihnen etwas sagen. Ich kenne den Hootalinqua genau. ES sind dort auch schon Claims verkauft worden — nickt durch mich, aber durch einen andern Agenten — und insoweit hat der Mann ka auch schließlich recht gehabt. Aber sie sind viel zu billig verkauft worden, und keiner hat einen Preis ge bracht, der dem Verkäufer erlaubt hätte, als reicher Mann nach den Staaten zurückzukehren. — Tut mir leid, Miß, aber am Hootalinqua ist kein Claim, der einem Pat Malony gehört." Völlig niedergeschuiettert von dieser Auskunft verließ Eileen mit ihrem Begleiter, nachdem >ie dem Agenten ge dankt. die OMce. Williams sah ihr bleiches Gesicht und die Verstört heit in ihren Zügen und suchte sie zu beruhigen. „Wir gehen jetzt noch zu dem Registrar für Claims", sagte er, aber mehr, um ihr Zeit zu geben, ihr seelisches Gleichgewicht wieder zu erlangen, als daß er selbst au einen Erfolg dieses weiteren Schrittes geglaubt hätte. „Der Mann kann sich geirrt haben. Die Leute auf den Claim» kommen und gehen." Das gab Eileen von neuem einige Hoffnung. Sie betraten die Office des RegistrarS, in der «S von Menschen wimmelte. Gegen eine Gebühr von - fünfundzwanzig Cents legte ihnen ein Clerk ein dickes Buch vor, das auf seinem ln starke graue Leinwand gebundenen Deckel den Buchstalwu M trug. Mit zitternden Händen begann Eileen darin zu blät tern. Nicht ein einziges Mal kam der Name Malony dar in vor. „Well, haben Sie gefunden, was Sie suchten?" fragt« der Clerk, ein noch junger Mann, mit einem an diesem Orte nicht gewohnten Interesse, das der Umstand, daß die Fragestellerin ein hübsches junges Mädchen war, in dessen genügend erklärte. „Nein, ich kann den Namen Malony nicht finden." „Warten Sie, ich will gleich mal selbst Nachsehen." Eileen wußte, daß dies völlig nutzlos war, hatte sie doch die Liste schon selbst zwei oder dreimal durchgesehen. Sie ließ ihn aber gewähren. Mit geschäftsmäßiger Gewandtheit.ließ er jeinen Blei stift au den Reihe» von Namen entlang gleiten. „Leider, nichts zu finde», Miß", jagte er. „Und Sie haben wohl auch keine weiteren Listen, in denen er sich finden könnte?" machte Eileen einen letz ten Versuch. „Für Buchstabe» M haben wir nur diese eine. Aber es könnte ja noch eine Anmeldung eingehen. Wenn Sie Ihre Adresse hier lassen würden " Eileen war völlig uiedergebrocheu, als sie mit Wil liams wieder in ihrem Bvardinghause anlangte. Sie überließ es daher auch diesem, seiner Frau von dem Miß erfolge ihrer Nachforschungen Kenntnis zu geben, denn sie selbst war kaum imstande, zu sprechen. „Das ist alles nicht so schlimm", sagte die Frau er mutigend. „Sie können ja doch bei uns bleiben, wenn Sie wollen. Solange es Ihnen gefällt, und zu lange kann es sür mich gar nicht sein. Es hat Ihnen jemand einen niederträchtigen Streich gespielt, das ist klar. Und wenn Sie Ihren Vater suchen wollen, so werden Sie damit wohl in Dawson beginnen müssen, von wo er Ihnen zuletzt geschrieben hat. Der Dampfer von Nomc muß ja nun bald eintreffen. und der bringt Sic In zwei oder drei Tagen nach Dawson. Eher können Sie nicht fort. Ich sehe auch nicht ein, daß Sie bei der Sache mehr verloren haben als ein paar Tage Zeit. Ein Unglück ist niemals so schlimm, wenn man ihm klar ins Auge sieht." Das resolute Zureden der Frau verfehlte in de. Tat nicht seine ermutigende Wirkung auf Eileen. Si« sah vollkommen ein, daß sie nichts anderes tun konnte, als das Eintreffen des Dampfers abzuwarten, dessen An kunft man allgemein mit Ungeduld entgegensah, da si« da« Ende der Hungersnot bedeuten würde. — — Etwa zwei Wochen später saß Eileen unweit der Landungsbrücke am Ufer des mächtigen Stromes und schaute hinaus auf die graue, schmutzige Wasserfläche. ES war ein unfreundlicher, trüber Tag. Am Himmel flogen vor einem Winde, von dem mau hier unten nur ei» langgezogenes Aechzen und Stöhnen hörte, zerslatterte Wolken hin, und eine Stimmung grenzenloser Verödung lag über der Landschaft. Sie fühlte sich unsäglich allein und es war ein selt sames Bangen in ihr. So allein und verlasse», wie sie sich noch m« zuvor gefühlt hatte. Hier saß sie, an der Grenze der Welt, fremd unter fremden Menschen, los- gelöst von allem, in dem ihr Leben bisher verankert ge wesen war. Das Reisegeld nach Dawson besaß sie jetzt. Es war ihr Lohn für di« zwei Wochen rechtschaffener, tüch tiger Arbeit in dem Boavdinghause, da- da- Ehepaar gleich nach ihrer Ankunft hatte von einem Manne übernehmen können, der bei der Schwierigkeit, weibliche Hilfe zu er langen, mit dem Unternehmen schlecht zurechtkam und sein Glück lieber wieder in den Minen versuchen wollte. Sie hätte also den Dainpfer, dessen Eintreffen mau stündlich erwartete, benützen können. Und doch fürchtete sie sich jetzt beinahe vor der Reise, nach Dawson. Sie war unvermeidlich, das wußte si«. Indessen, all ihre frühere Zuversicht, ihren Vater dort, wenn vielleicht auch krank und hilfsbedürftig, aber doch noch am Leben zu finden, war mit einem Mal« ver schwunden. Sie bangte jetzt in ihrem innersten Herzen, daß sie nnr noch ein Grab finden würde. Der grausam« Betrug, der an ihr verübt worden war und der si« hier so weit in die Irre geführt hatte, hatte all ihren Mut gebrochen. Sie war deshalb auch völlig Widerstands, los, als ihr die Tränen jetzt heiß in die Augen stiegen und ihr Weh sich in einem heftigen Schluchzen Luft machte. Lange saß sie da. Erst als in der Ferne das grelle Heulen einer Schisfssiren« die Still« und Oede der Land schaft jäh zerriß, schrak sie auf. Da» war der Dampfer von Nome. (Fortsetzung folgt.)