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Sonntag, den 26. Februar 1920. Nr. 4g. Seite 3 Görres un- unsere Je« Bon Dr. Robert Stein, Leipzig. Dr. R. Stein hat am Freitag vor dem Dresdner Ber- vand katholischer Akademiker einen äußerst beisällig aus genommenen Vortrag Uber Görres gehalten, aus dem wir hier einen Auszug wiedergeben. Von Dr. Stein, dessen Forsche racke it für das Andenken Görres' bekannt ist, wird demnächst im Verlag von Vslhagen und Klasing eine reich mit Bildmaterial ausgestattete Monographie über den großen deutschen Publizisten erscheinen. D. R. Görres lebt doch noch! Als er im Januar 1848 stack, hielt Deutschland den Atem an. Und dann kamen die tollen Münch ner Tage; dann kam der achtundoierziger März. Da wurde es still um Görres. Sein Sohn Guido, der Dichter, stack in den fünfziger Jahren. Die große deutsche Geschichte wurde von Norddeutschland geführt. Da war keine günstige Zeit für Gör res' Gedächtnis. Aber als die deutschen Katholiken im Kultur kampf nach Führern ausschauten und zugleich Görres' 100. Ge burtstag nahte, wurde der Name Görres wieder lebendiger. Mit zwei besonders wertvollen Geburtstagsgeschenken wurde das Hundertjahrgedächtnis gefeiert, mit der ersten großen Görres ausgabe, die hauptsächlich von Marie Görres besorgt wurde, und mit der Gründung der Görresgesellschaft in Koblenz, Görres' Vaterstadt am Rhein. — Und wieder ward es still um Görres. Wohl grollte der Koblenzer Reichensperger, dem hauptsächlich das Görresfenster im Kölner Dom zu danken ist. Aber es dauerte über ein Menschenalter, bis Görres' Werk wieder recht erschlossen wurde. Wilhelm Schellberg war es, dir der Gör- ressorschung 1911 durch seine prächtige zweibändige Auswahl von Görres' Werken und Briefen neuen Anstoß gab. Nun grünt und blüht es um Görres. Sein diesjähriger 150. Geburtstag rvar ein wahrer Görres-Frühling. Möchten nun viele gute Früchte Heranreisen. Möchten Görres-Geüanken im deutschen Volke wirken, daß es sich unter solcher Führung in seinem guten Wesen wiederfinde! Das ganze deutsch« Volk soll Görres' Geist auf sich wirken lassen, nicht nur eine Volksgruppe. Wohl haben die Katholiken ein besonderes Anrecht auf Görres: er war von Haus aus Katholik und hat im letzten Drittel seines Lebens Hervorragendes für die Kirche geleistet. Aber darf das ein Hindernis sein, daß unsere andersgläubigen Volksgenossen Görres' unvergänglichen Verdienste um das deutsche Vaterland, um seine Kulturgüter, seine politische Freiheit, um Bolksrechte und Verfassung anerkennen? Wenn etwas aus der einmütig achtungsvollen Haltung der deutschen Presse aller Richtungen isaußer den ganz extremen), der Zeitungszeitschriften und Buch presse geschlossen werden darf, dann ist es die Hoffnung, das; das Totschrveigen unseres großen deutschen Geisteshelden Gör- ires in Schule, Presse, Pärlament endgültig der Vergangen heit angehört. Wer >var Görres? Nach äußerem Schema genommen: ein naturwissenschaftlicher Gymnasiallehrer in Koblenz und später Geschichlsprofessor an der Universität München. Dem Wesen mach war er ein Er Wecker unseres deutschen Dol ch e s, ein Mensch, der sich nie im satten Besitz einer trügen un fruchtbaren Ruhe hingab, sondern dessen Feuerseele stets in dev Unruhe des Kampfes um Recht und Wahrheit brannte. Gewiß erst ein Saulus, der Throne und Altäre stürmte, aber dann ein Paulus, nach eines Bischof Kettelers Wort ein moder- n e r Paulus, der mit der Waffe der Tagcsschristen, der Zeitung die Lauheit und Fehler der Zeitgenossen bekämpfte. Mn ziveiter Artikel folgt.) Die monarchistische Zuversicht in Polen Immer, wenn einem politischen Regime Schnürchen inne- wöhnen, ersä-allt der Ruf nach der starken Hand, so bald sich breitere Schichten der Bevölkerung davon überzeugt haben, daß die Zustände schlechthin unlialtbar geworden sind. In Polen liegen heute die Dinge wieder einmal so, und es spricht nicht gegen die Demokratie im allgemeinen, ivenn jetzt breite Kreise an dem parlamentarischen System irre geworden sind. Alan gefiel sich nach dem Umsturz in der Darstellung der polnischen Verfassung als der bestmöglichen Verwirklichung des demokratischen Ideals, was natürlich ganz unberechtigt ivar, und jetzt verfällt man wieder in das gegenteilige Extrem und behauptet, es herrsche eine verhängnisvolle Analogie zwischen der Verfassung des wiedergeborenen und der Verfassung des vor 150 Jahren untergegangenen Polens. Darüber gehen natur gemäß die Meinungen diametral auseinander, in welchen Formen sich die starke Hand, »ach der man ruft, auswirken soll. Kein Wunder, wenn im reaktionären Lager das Ver langen nach einer ausgiebigen Stärkung der Machtvollkommen- l>eit des Staatsoberhauptes und nach einer weitgehenden Ein schränkung der Prärogativen des Sejm laut wird. Man will wieder einmal das Roß von rückivärts aufzäumen. Daß unter diesen Umständen die Zuversicht der offenkundigen und der ver kappten Monarchisten wächst, ist nur selbstverständlich Die größten Hoffnungen auf die baldige Einsetzung der konstitutio nellen Monarchie setzt der Großgrundbesitz, und es kann nicht geleugnet werden, daß auch Teile des Landvolkes der Meinung zuneigen, daß die monarchistische Staatsform für Polen zweck mäßiger sei. Wichtig ist dabei, daß sich die Monarchisten gerade im Zeitpunkte der Bodenreform organisieren und im Zusammen- jl)ang mit ihr, und das erregt bei den Bauern natürlich be greifliche Bedenken. Anders steht es mit den Aussichten der monarchisti schen Bewegung. Augenblicklich ist ihr kaum eine größere Be deutung zuzuschreiben. Nicht einmal die Zahl der Anhänger des monarchistischen Gedankens läßt sich nur annähernd fest stellen. Jedenfalls begnügen sich die Monarchisten bis jetzt mit der legalen Formel: sie wollen die Verfassungsänderung durch Beschluß des Sejm herbeiführen. Da nach der geltenden Ver fassung Träger der Souveränität der Sejm ist, besteht in der Tat wenig Aussicht, daß sich di« Volksvertretung freiwillig derselben zugunsten «lnes anderen Faktors entäuhern würde. Die Tätigkeit der Monarchisten ist daher bäi aller Legalität etwas zu konfpiratorisch, und da die Beratungen der monar chistischen Gruppen mehr in Konventikein, als unter dein Son nenlichte stattfinden, so nimmt man sie in den linksorientierten Parteien nicht ernst. Am stärksten dürsten die Monarchisten in den eheinalig preußischen Gebieten sein, wie auch ihr Versas- sungseutwurf in allen seinen Einzelheiten das preußische König tum als Vorbild verrät. Verlangt überall iu den Gast- und Kaffeehäusern, beim Friseur, ans der Reise, eure Tageszeitung Acht Abende bei -en groben Allen Von Professor Dr. Friedrich Des sau er, M. d. R.. Dritter Abend Plalos „Ideen" Das ist eine sehr seltsame Sache und erfordert ein angespanntes Mitdenken. Wir haben das Verfahren kennengelernt, wie der Mensch die Begriffe abzieht von Dingen und von Geschehen. Wenn ich solch einen Be griff habe, Blume oder Stoff oder Kraft oder Schönheit, was ist damit? Plato lehrt, daß die Bildung der all gemeinen Begriffe zu etwas objektivem führe, nicht bloß das Erzeugnis des dialektischen Denkens sei, sondern etwas Wirkliches erfasse. Ein Begriff ist natürlich in meiner Seele, in meiner Borstellung, wie etwa der Be griff Blume, der Kraft, der Gerechtigkeit. Aber der Begriff hat einen Gegenstand .der nicht in meiner Seele ist, die Blume nämlich, die Kraft, oder die Gerechtigkeit, auf welche der Begriff hinzielt. Diese Gegenstände der allgemeinen Begriffe nennt Plato die Ideen. Und von den allgemeinen Ideen sagt Plato, sie seien die Wirk lichkeit, sie seien objektiv, real. Sie stehen in ihrer Allgemeinheit als Vollkommenes, Beharrliches, Ewiges, so wie die Sterne am Firmament über der Erde stehen. In ihnen, den Ideen der Wahrheit, Schönheit, Güte, Gerechtigkeit ist die ganze Vollkommenheit des Seins, erhoben Uber jeden Wechsel, enthalten. Die irdische Welt, die Welt der Erscheinungen ist das Reich der Unvoll kommenheit, der Aenderung, des Fließend, des Vergehens und Werdens, des Anfangens und Endens in Wiederkehr. Da ist, wie schon Heraklit gelehrt hatte, kein wahres Sein, den» schon im Augenblick, da ich es betrachte, ändert sich das Ding. So schwebt alles in dieser Region des Vergänglichen zwischen Sein und Nichtsein. Da es nicht beständig ist, so ist es nicht, und dennoch fehlt es nicht, es ist sozusozusagen immer unterwegs zu werden und Zugleich zu verschwinden Goethe sagt: „Alles Ver gängliche ist nur ein Gleichnis", Plato hat zweitausend Jahre vorher gesagt, daß das Vergängliche ein Nachbild, ein Spiegelbild der Ideen sei. Da aber die Materie unvollkommen ist. so bleibt in der Welt der Erscheinung alles getrübt. Glänzend und rein steht die Herrlichkeit der Idee, verzerrt nur und verschleiert erscheint sie in den irdischen Dingen. Wir wollen uns diesem Vorstel lungskreis noch auf einem anderen Wege nähern. Es ist uns geläufig, daß alles Irdische fließt. Gestern war es ein Felsbrocken, heute ist es ein Haus, und an einem kommenden Erdentag geht dort, wo das Haus stand, der Pflug durch den Sand. In Raum und Zeit ist die Aenderung der Erscheinungswelt beschlossen. Was darin ist, kommt und geht, aber: Ist alles darin? Nein! Das zwei mal zwei vier ist, ändert sich nicht, hängt nicht von Raum und Zeit ab, und die Idee der Gerechtigkeit, die Idee der Wahrheit hat mit Raum und Zeit, also mit Aenderung nichts zu tun. Also es gibt etwas Seiendes. Ruhendes, Erhabenes. Plato lehrt, daß dieses Reich der Ideen das wirkliche Reich sei und das irdische nur ein Abglanz. Schauen wir uns die Geistesleistung noch einmal an. Sie ist frappierend, wenn wir sie jetzt von ver änderen Seite betrachten. Die Rose ist aus Erde, Luft und Sonnenlicht entstanden und zerfällt morgen in Staub, aber es glänzt in ihr etwas Unsterbliches. Das Geschehen, die Taten der Menschen steigen auf und ver sinken, aber auch in ihnen ist ein Spiegelbild von etwas Unvergänglichem. Wenn wir die Begriffe bilden. Nasen aus Blumen, die wir gesehen, und Gerechtigkeit aus den Taten der Menschen, die mir erlebt, so ziehen wir, lehrt Plato, das Unsterbliche, Unvergängliche, was in den Er scheinungen glänzte, in unserem Geist aus ihnen heraus. Jetzt hat der Geist etwas: Die Begriffe. Der Gegenstand, diese Begriffe, sind die „Ideen". Und die hat der Geist aus den Erscheinungen herausgespürt und kam so zur Erkenntnis der wirklichen, unbewegten göttlichen Welt. Warum kann der Geist dies? Weil die Seele, ihr erkennender, der Wahrheit, Güte und Schönheit zuge wendeter Teil, selbst aus jenem Reiche stammt, und weil alles Lernen nur ein Erinnern ist. Einstmals hat ja die Seele, Bewohnerin des überhimmlischen Reiches, die ruhende, die erhabene Wirklichkeit in tiefem Glücke selbst geschaut. Nun, wo sie in dem Körper wie in einem Grabe schmachtet, sieht sie den Spiegelglanz des über irdischen Reichs in den Erscheinungen der irdischen Welt. Dieser Glanz weckt ihre Erinnerung, so findet sie Be griffe und findet sich mühselig zu den Ideen zurück, die sie früher schaute. Lernen ist Erinnern, sagt Plato im Phaedon. Nun wird uns die Fabel aus dem Phaedrus klarer. Die Seele hat also schon vor dem Menschen gelebt, in Vereinigung mit dem göttlichen Reich. Die christliche Lehre sagt, die Seele sei Gottes OVem. Aber Plato hat in seiner Fabel auch den Sturz der Seele durch das Scheuen der Rosse, die Hemmungslosigkeit (Ich nehme mir, zu was es mich treibt), das Aufbäumen und damit die Durchbrechung der Ordnung. Die christ liche Lehre spricht vom Sündenfall und den; Verstoßen aus dem Paradies, dem Orte reiner Glückseligkeit in der natürlichen Anschauung Gottes und seiner Werke. Dort ist alles dem Menschen untertan, zu seinem Glück bereit, so lange er die Rosse zügelt, die Ordnung bejaht. Wahrlrch, für die tiefste Schau des Menschengeschlechtes sind Jahrhunderte nur ein Tag! IV. Plakos Ethik Was ist für Plato Gott? Die „Idee" des Guten! Das Gute hat reales, objektives Sein: real, also wirk lich, nicht nur geträumt, und objektiv, nicht nur in un serem Kopf. Sie steht, wie die Sonne im Reich der Planeten, so im Reich der Ideen. Zugleich ist Gott das größte Gut. Plato teilt die Güter in solche, die der Seele und andere, die dem Leibe zugeordnet sind. Unter den Gütern der Seele ist die Idee des Guten, ist Gott das Höchste. Die Kraft der Seele strebt, sich mit ihm zu vereinen. Damit sind wir in dem zweiten großen Reiche des geistigen Lebens — und der Philosophie — angelangt. Das erste Reich ist das der Erkenntnis, erschlossen durch die Frage nach der Beschaffenheit des Seins, nach den tiefsten Gründen des Geschehens und nach der Totalität. Aus dem Ahnen wird durch die Methode der dialektischen Begriffsbildung langsam Sicherheit, langsam, denn diese dauert auch jetzt. Das zweite Reich aber gründet sich auf einen anderen Fund in unserem Innern. Wie das Reich der Erkenntnis auf den unausweichbaren Befehl gründet, Wahrheit zu suchen und sich ihr zu beugen, so errichtet sich das zweite Reich auf dem inneren Befehle, Recht zu handeln, und auf der Sehnsucht nach Glück. Das ist das Reich der Ethik. — Plato voraus waren zwei Schulen gegangen, die Hedoniker, die das Ziel des Sein im Genuß jeder Art fanden, und die Zyniker, die zum Schluß jeden Glanz, jede Schönheit, jede Freude in den Staub zogen. Plato unterscheidet: Es gibt wahre und falsche Genüsse. Der wahre Genuß, die wahre Lust ist rein und beeinträchtigt die Reinheit der Seele nicht. Falscher Genuß ist es, der die Seele befleckt. Und woran erkennt man beide? Sowie in der vergänglichen Welt die rohe Materie durch jenen Abglanz ewigen Seins, den sie trägt, als Spiegel der Ideen, erst Wert, Wirklichkeit, Berechtigung bekommt, so erhält der Genuß aller Güter seinen Wert und seine Wirklichkeit in der Durchdringung durch die Tugend. Die Tugend ist die Tauglichkeit der Seele zu den Werken, für welche die Seele bestimmt ist. Unter ihnen sind Weisheit. Starkmut, Mäßigkeit. Ge rechtigkeit die größten. Durchdringt die Tugend den Genuß, regiert sie ihn, dann ist alles in Ordnung, denn dieses letzte ist die Harmonie. Das aber. ;vas wir an uns und den Menschen schmerzlich empfinden, ist die Nichtardnung, die Disharmonie. Wir sehen bei Plato ein Idealbild des Menschen emporsteigen, vergleichbar mit einem Orchester. Alle Stimmen des Orchesters sind gute, au sich berechtigte Kräfte. Da sie aber zusaiiiiiieu- klingen müssen, muß ein Meister über ihnen stehe», der sie ordnet und insgesamt entfaltet. Das strahlt es auf. zerreißen aber die einzelnen Kräfte, den scheuen Pferden gleich, triebhaft die Ordnung, dann ist alles gestört, und im günstigsten Falle versinkt es zur Kläglichkeit. Das platonische Menschenideal ist also jene Vereinigung aller- menschlichen Kräfte (die im Grunde alle gut sind), in welcher der göttliche Anteil der Seele König und Meister ist. Und ein solcher Mensch ist zugleich der glücklichste. Zu ihm fließen alle Genüsse, und er ist keines Triebes Sklave. Seine Seele kehrt zu Gott zurück bei der nach sten Verwandlung. Im Plato findet sich schon die Vor stellung der dreifachen Fortsetzung des irdischen Lebens: Rückkehr in die Heimat der unermessenen Glückseligkeit für den. der sick läuterte; Neinigungsstätte für den Me» schen, dem die Ordnung nicht ganz gelang, obwohl er sie anstrebte: und für die Seele Verwerfung, die mit Willen und Wissen der Ordnung widerstand. So wie die Ordnung des Menschen, lehrte er noch, sei auch die Ordnung im Staat. Er entfaltete den Ge danken des Staates nach dem Beispiel des Menschen Der Mensch hat seine Organe, jedes dient einem Zweck, und das Orchester seiner Kräfte spielt das Lebenslied Doch es wird nur ein Lied, wenn die höchste Kraft des Menschen Meister des Orchesters ist, nicht eine unter geordnete Kraft die Rolle des anmaßenden Tyrannen spielt. So soll auch der Staat sein. Seine Organe, die Stände der Bauern und Handwerker, Krieger, sollen sich entfalten, unter der Ordnung des Geistes. Plato ist nicht der „typische" Philosoph. In ihm ist Dichter, Lehrer, Denker vereinigt. Sein Geist fliegt und tastet die Wahrheit. Der „typische" Philosoph geht mit langsamen vorsichtigen Schritten auf der Erde. Plato hat im einzelnen vieles unvollkommen gelassen, aber was er geschaut, ist Zweitausend Jahre lang in den Gei stern des Abend- und Morgenlandes als Saat auf gegangen, und mir werden von nun an Plato iinmer wieder begegnen. Bei Augustinus zum Beispiel, »ber auch bei Kant und bei den neuesten Denkern. Und wir werden mit frohem Staunen gewahr, wie die wolkigen Gebilde platonischer Philosophie im Nüherschreiten durch zwei Jahrtausende Denkarbeit näher und näher Gestalt gewonnen haben. Unwillkürlich fragt inan bei Erörterung monarchistischer- Bestrebungen nach dem T hr o nka nd ida te n. Vorläufig wird offiziell das Vorhanden sei» eines solchen geleugnet. Zuerst wolle man das Volk für die Idee gewinnen, nnd die Ansnrahl der Dynastie könne inan dann ruhig dem Parlament überlassen. Bisher wurden verschiedene Familien genannt, die für den pol- Nischen Thron in Betracht kommen sollen: Habsburg, Parma, Dork. Als ernstester Kandidat wird immer wieder Fürst Czartoryski genannt. Dem Volk macht nian dabei vor, daß die polnische Aristokratie erst dann ihre Kapitalien aus de»; Anslande zurückbringen werde, wenn einmal ein König gewühlt sei. Dann werde dos Land mit einem Schlage zu Wohlstand kommen. Zurzeit sitzt im polnischen Sejm aber nur ein einziger Monarchist, der sich programmatisch als solcher bekennt. Die monarchistische Bewegung Hai drei Agitations- Zentren: Pose», Wilna und Warscl>au. Da diese radikal auseincmderstreben. wir» jetzt versucht, sie zu einer Organisation zusammen,'.»schmelzen. Am meisten scheinen sich die galizische» Adeligen von; monarchistischen Standpunkt entfernt zu haben, ivenn es auch unter den Krakauer Konservativen zahlreiche ideelle Monarchisten gibt. Eine Zeitlang hofften die Monarchi- sten auf die Unterstützung seitens der christlichnationalen Partei. Nun hat geordneter Stronski in deren Hauptorgan „Wars- zawianka" gegen Diktatur und Königtum gleich selmrs Stellung genommen. An der Spitze der Liste der deklarierten Monar chisten stel-en die Generäle Raszenrski und Dobor-Mnsnicki, Fürst Zdislaw Lubomirski, Niemojowski. der ehemalige Vorsitzende des Staatsrates »rührend der deutschen Okkupation, endlich die Gra sen Hieronym Tarnowski (Krakau) und Kurnatowski (Posen). Aus agitatorischen Gründen hat man die Liste mit den Namen eines gewöhnlichen Bauern und eines Arbeiters abgeschlossen. Von den monarchistischen Preßorganen kommt nur das Wilnaer „Slomo" in Betracht, das übrige ist schivache Propagandamache, Die Monarchisten hassen auch aus baldige N e u w ahle n Sie wollen sich dann zum ersten Male sehen lassen. Vielleicht auch zun; letzten Male.