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Nummer 216 - 25. Jahrgang Vmal wöch. Bezugspreis für Septbr. 3.00 einschl. Bestestgelo. Anzeigenpreis»-. Die Igesp. Peiirzeile »0^. Slestengefuche 20 L. Dt« Petitreklamezeile, 39 Milli» meier breit, 1 Offertengeblchren für Selbstabholer 80 L. bei Uebersenbung durch dt« Post außerdem Portozufchlag. Einzel-Nr. 10 L, Sonntags-Nr. 18 Geschäftlicher Teil: I. Hillebrand ln Dresden «miiiiiulsWeml! sller ^rt sowie Dudeküi- unct kepsrsturen bei t.o?enr 4-resäen--^. L.itMciisus«i-.6 Donur,.ölag,23.September1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt >ede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträgen u. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückporto nickt versehene Manuskript« werd nicht aufbewahrt Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags. Hauptschristleit.: Dr> Joseph Albert. Dresden Juwelier Lart Lrötsctzner Schwüg. U orrsoe UieichaitsftrII«, Lr»n und rverl«»: Taroma- !lluchdrulkcrs> v»mt>v-. DnSK<-u-A. I, PoUerslratze 17. gernnn 2,012. Pviucheillonlu Dresden I47N Bankkoiilo: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kultur Stevaktiv» der S»a>sti>lien Bolkösettung Dresden-ettinadl I. Polierstratze 17 gernrui 2V7N und 21012. Mm -er WWeil «MW Aach Billigung -er Gesichtspunkte Briands -urch -en Minislerral — Amerika und -er Plan von Thoiry — Das Schreckgespenst eines neuen Frankensturzes Köln, 22. September. (Drahtbericht.) Die „Kölnische Zeitung" berichtet aus Gens Dr. Strese- mann habe ans dem parlamentarische» Absud Mitteilung davon gemacht, daß Briand ihn amtlich davon habe verständi gen lassen, daß der französische Ministerrat seine Haltung in Genf gebilligt habe, so daß nunmehr mit den technischen Verhandlungen begonnen werden kann. * Diese Meldung wird bestätigt durch ein Interview, das Briand gestern nach Beendigung des Ministcrraies einem Ver treter des „Mali»" gewährte. Briand erklärte aus die Frage: „Ihre Unterredungen mit Stresemann werden also bald eine Folge haben?": Zweifelsohne werden die Kanzleien und die Techniker sich bald an die Arbeit begeben. Wir werden alsdann sehen, in welchem Augenblick eine neue Begegnung opportun sein ivird. Auf alle Fülle will ich mich inzwischen einige Tage aus- ruhcn, denn ich befürchte, daß in der Folgezeit bis zum Monat Dezember diese ernsten Berhandlungen mir nicht viel Muße lassen werden". — Briand Hai tatsächlich bereits gestern Nach mittag Paris verlassen und wird erst i» ungefähr acht Tagen zu dem für den 1. Oktober festgesetzten Ministerrat zurückkehren. Paris. 22. Scpt. (D r a h t l> e r : ch t). Ucker den gestrigen französischen Ministcrrat, der Briands Haltung :» Genf und Thoiry gebilligt hat, werden von der Morgenpresse noch einige Einzelheiten mitgeteilt. Nech dem Petit Puristen hat Briand ausführ lich die A » 1 chau u n g e n dargclegt, die ihn bei seinen Verhandlungen mit Stresemann geleitet hätten. Er habe die Auffassung, je länger man warte, desto schwie riger würde» die Fragen, die man mit Deutschland z» regeln habe, dadurch würden auch die Streitgr.ünde zwi schen den beiden Ländern immer größer. Es sei deshalb vorzuziehen, aus »er gegenwärtigen Entspannung heraus, gewisse politisch? Zugeständnisse, d e ihren Wert verlj er» würden, sobald man zu den im Versailler Vertrag fest- gelcgtc» Daten komme, z» benutzen, nm eine direkte Eini gung mit Deutschland zu erzielen. Als Gegenleistung könne Frankreich gewisse Vorteile, twr allem auf wirt schaftlichem und finanziellem Gebiet erhalten. Seiit Jahren sei er der Ueberzeugnng, daß eine derartige Rege lung nicht nur im Interesse der beiden Nationen liege, son dern auch den Friede» Europas und der Welt festige» könnte. Selbstverständlich hatten diese wichtigen Darlegungen zu verschiedenen Bemerkungen Anlaß gegeben. Ein Wort Tard iens habe den allgemeinen Eindruck klar gestellt. Er habe darauf hiugewiesen, daß cs für die französitä!« Rcgicrnng darauf ankommc, die Gegenwart in der besten Weise auszunutzcn. Die Unterredung in Thoiry, schreibt heute der Loucheurl nahestehende Paris midi, habe nur insofern eine Bedeutung für den französischen Franken, als die angebahntcn Verhandlungen die Not des französischen Staates verhindern könnten. Davon wäre man aber vorläufig »och weit entfernt und darum hätte auch die Kunde einer deutsch französischen wirtschaftlichen »nd finanziellen Zusammenarbeit keinerlei Besserung des Franken bewirkt. Heute hängt die Haltung des französischen Franke» nicht nur von dem Außenminister ab, sondern von dem Finanz- minister. Diese Aeußerungcn beweisen, daß inan immer noch von seiten P o i n c a r e s S ch w i e r: g k c i t e n für den Fortgang der Verhandlungen fürchtet. Das offizielle Kommunigue, das gestern nach Schluß des Miliisterrates auegegeben worden ist, läßt allerdings von solchen Schwierigkeiten nichts er kennen: es lantei: Briand hat dem Ministcrrat über die Haltung und die Arbeit der französischen Delegation in Kens Bericht erstattet. Die Regierung beglückwünschte Briand zu den erziel ten Ergebnissen. Briand unterrichtete den Ministerrat auch über seine Unterredungen mit Herrn Stresemann. Die Regierung stimmte mit ihm vollkommen überein in der Bedeutung dieser* Besprechung und hält es für vorteilhaft, dieselben fortzusetzen. Im nächsten Ministerrat werden die technischen Probleme behandelt nrerden, die die Besprechungen ausioer- fen könnten. Wie die Blätter berichten, wird das französische Parlament höchstivahrscheinlich am 13. oder 19. Oktober einberusen werden »ach dem „Matin" zwischen dem 20. und 2ö. Oktober. „Matin" kündigt an. daß Poincare am kommenden Mon tag in Bar le Duc der Sitzung des Generalrats, dessen Präsident er ist, beiwohnen und bei dieser Gelegenheit eine große politische Rede halten werde, in der die Probleme der französischen Innen» und Außenpolitik zur Sprache kommen würden. Die Angst vor einem neuen Frankensturz ist ganz außer ordentlich groß. Die „Liberte" betont, dnß die Tendenz der Wechselkurse der letzten Tage der Regierung ein Mar ti nngszeichen sein müsse. Andere Organe, besonders Blät ter der wtrlschastliclten Kreise erblicken gerade in diesem Moment des Franken die äußerst günstige Lage Briands. Das englische Pfund, das während der Börsenstunden sich nm 174 herum stabil zeigte, zog gestern nach Bekanniwerden des Ergebnisses des Ministerrates an und notierte in den Abend stunden über 175. Vielfach ivird jedoch diese neue Hausse der fremden Devisen nicht nur mit den außenpolitischen Erwägungen innerhalb des Kabinetts in Zusammenhang gebracht, sondern wird vor allem aus innenpolitische Spannungen zu- rückgesührt. welche die strengen Ersparnisse und Einschränkungs maßnahmen der Negierung im ganzen Lande Hervorrufen. Rack einer Feststellung der Regierung ist die neue D e v i i c n ha n ssr nickt von ausländischen Plätzen, son dern von der franzö,kschen Spekulation ansge gangen. Poincare hat die Gerichtsbehörden mit der Nntergnchilng beauftragt, die mit aller Strenge borgehen werden. Paris. 22. September. (Drahtbericht. Jules Sauerwein, der bekannte außenpolitische Mit arbeiter des „Matin", der mit Briand befreundet ist. untersucht in einem langen Telegramm aus Genf die Frage, in welcher Weise die Verwertung der deutschen Eisenbahnobligationen für Frankreich in Frage komme. Diese Obligationen sollen bekannt lich als Gegenleistung für die Räumung des Rhein- und Saar gebietes 1927 zur Stützung des Franken von Deutschland mobi lisiert werden. Nach Unterredungen mit Finanzlenten und Spe zialisten für Reparationsfragen kommt Sauerwein zu dem Schluß, daß ohne die Mitwirkung Amerikas die ganze Operation reine Phantasie bleibe. Frankreich werde keine nennenswerten Summen erhalten, wenn das Abkommen mit Deutschland nicht die Z u st i m m ung Washingtons fände. Sobald aber Frankreich die Schuldenabkommen ratifiziert habe, würden die Amerikaner bereit sein, ihre Kapi talien in Frankreich anzulegen. Ebenso würden dann die ins Ausland gewanderten französischen Kapitalien zurück- kehren und eine Einigung »nicr den Emissionsbanken könne einen stabilen K u r s des Franken herbeifiihren. In diesen, Augenblick müsse sich Frankreich an Deutschland wenden. Frank reich habe dann nicht mehr nötig, die finanzielle Mitwirkung Deutschland z» fordern, die illusorisch sei. da Deutschland nur Geld geben könne, das es von den Amerikanern gcsordert habe, aber Frankreich schließe dann ans dem Fuße absoluter Gleich heit ein politisches Abkommen mit Deutschland, das sich auch aus die brennenden europäischen Fragen erstrecke, wie die deut sche,, Ostgrenzen und den Anschluß Oesterreichs, Frankreich bilde dann mit Deutschland einen politischen Block, dessen Stärke sehr groß sei. Frankreich könne sich, ge stützt ans die Verkindnng mit Deutschland, auf eine Kompen- sierung zwischen den französischen Zahlungen und den fran zösischen Einnahmen bei Amerika berufen. Inzwischen würde die Entwicklung der Welt weitergegangen sein und man würde von einer vollständigen Annulierung der Schulden von Nation zu Nation sprechen können. Finanzierung -es Wohnungsbaues Von Ministerialrat Dr. Wölz-Berlin. Dar dem Kriege hat die Gemeindeverwaltung mit aer Finanzierung des Wohnungsbaues sich nur in beson deren Ausnahmefällen zu befassen gehabt. Der für die Durchführung des Wohnungsbaues erforderliche Kapital betrag wurde in der Form von Hypotheken und ans eigenen Mitteln des Bauherrn aufgebracht. Erst als all mählich vor dem Krieg zweite Hypotheken schwerer zu bekommen waren, haben die Gemeinden da und dort in besonderen Einrichtungen — Stadtschaften — namentlich zugunsten des Genossenschaftsbaues, sich um die Finanzierung bemüht. Mit dem Krieg und dem Wäh rungsverfall, der die Niederhaltung der Miete nötig machte, ist der Realkredit in Deutschland zusammen gebrochen lind das für den Wohnungsbau erforderliche Kapital mutz zunächst, vor allein angesichts der wachsen den Wohnungsnot, vielfach ausschlietzlich von den Ge meinden beschafft werden. Erst mit der Stabilisierung ist in der Finanzierung des Wohnungsbaues eine gewisse Regelmätzigkeit einge treten. Allerdings mutzte auch nach der Stabilisierung und mutz wohl auch für die Zukunft hierbei zum Teil mit einer Finanzierung aus öffentlichen Mitteln oder wenig stens durch Vermittlung der öffentlichen Hand gerechnet werden. Heute werden die öffentlichen Mittel im wesentlichen in Form der H a u s z i n s st e u e r aufgebracht und als Haus zins st euerhypotheken oder als Bau gelddarlehen ansgegeben. Die Bestimmungen der Länder hierüber sind sehr verschieden, fast überall findet sich jedoch die Bestimmung, datz, soweit von Bauherren Hauszinssteuer in Anspruch genommen wird, von der für die Entscheidung zuständigen Behörde die gesamte Finan zierung des Bauvorhabens zu prüfen ist. Ta die Betei ligung der öffentlichen Hand bei der Finanzierung für die Durchführung des Bauvorhabens zweifellos eine gewisse Erschwerung und Verzögerung bedeutet, da namentlich in den zuständigen Parlamenten, Reichstag und Landtag, immer wieder über Hemmungen ans diesem Gebiet ge klagt wird und da endlich die öffentliche Hand neben der Hauszinssteuerhypothek vielfach auch weitergehend an der Finanzierung beteiligt ist. empfiehlt es sich dringend, wenn diejenigen Stellen, die in Land oder Kommune über die Hauszinssteuer zu verfügen haben, nicht blotz den Finanzierungsplan prüfen, sondern von sich aus d i e Finanzierung vermitteln. Dies trifft insbe sondere für die ersten Hypotheken zu. Nur langsam haben die Realkredit-Institute, Hypothekenbanken, Spar kassen, öffentliche Fonds und dergl.. neuerdings wieder soviel Kapitalznwachs erholten, dotz sie in der Lage sind, einigermatzen den geplanten Wohnungsbau mit ersten Hypotheken zu beleiken. Zur Förderung der erststelli gen Hypothekengemäkrung hat das Reich im Frühjahr dss. Is. zweihundert Millionen Reichsmark für Znüschen- kredite, und zwar neuerdings für die Dauer von drei Jahren, den Ländern zur Verfügung gestellt. Diese Zwischenkredite sollen möglichst innerhalb der drei Jahre dreimal umgeschlagen werden, also mindestens drei Bau vorhaben zugute kommen. Jeweils innerkalb von zwölf Monaten nach Begebung des Zwischenkredits darf an genommen werden, dntz dos Realkredit-Institut aus eigenen Mitteln die endgültige Hvpothek geivähren kann. Für die Bauzeit ist der Zins ans Prozent ermätzigt. die Dauerhypoikeken werden allerdings auch heute noch zwischen 8—Ist Prozent erfordern. Hauptzweck des Vor gehens des Reiches ist, neben den Sparkassen gerade auch die Hypothekenbanken für den Klcinwohnungsbau zu interessieren. Voraussetzung für die Gewäkrung solcher Zwischenkredite ist die Möglich keit, für ein derartiges Bauunternehmen Hauszinssteuer zu gewähren. Diese enge Verbindung mit der Haus- zinsstcuer wird also der für die Hauszinssteuer zustän digen Behörde es an sich schon nahelegen, ihrerseits den Bauherrn bei Erlangung der Zwischenkredite und der damit verbundenen ersten Hypotheken zu beraten. Zweckmätzigerweise wird sogar bei der entsprechenden Kommunalstelle dafür gesorgt werden, datz möglichst stets örtlich Zusammenhängende Bauvorhaben verbunden lind eine Reihe gleichzeitig vorliegender Anträge gleichzeitig dem Nealkredit-Institut vorgelegt werden. Sache dieser Kommunalbehörde ist es. auch über den Umfang des Zwischenkredits hinaus für den Kleinwohnungsbau stän dig die Heranziehung erststelligen Hypothekcnkredits zu vermitteln. Handelt es sich um Beamtenwohnungen, so kann weiterhin noch bei Reichs- und meist auch bei Lan desbeamten staatlicher Hypothekenkredit zur Verfügung gestellt werden. Bei der Finanzierung der Bauvorhaben ist besonders darauf zu achten, datz durch die Festlegung der Höhe der Zinsen und Tilgungsbestimmungen für die Hauszins- «»erhypothek ein Ausgleich gegenüber den hohen Zin sen der ersten Hypothek herbeigeführt wird. Da und dort hoben die Kommunen, um möglichst weitgehend erststelliges Hypothekengeld für den Kleinwohnungsban hernnzuziehen, sich auch bereit gefunden, für einen Teil der ersten Hypothek Ausbietungsgarantie zu überneh men. Ebenso wird da und dort neben weitestgehender Senkung der Zinsen der Hauszinssteuerhypothek auch noch für einige Jahre ein Zuschuh zu deu Zinsen erster Hypothek gewährt. Ueberall in den Bestimmungen der Länder über die Gewährung von Hauszinssteuer ist noch vorgesehen, datz von seiten des Bauherrn ein gewis ser Betrag an eigenem Kapital beigebracht wird. Als Mindestbetrag werden vielfach 40 Prozent vorgeschrieben, neuerdings wird daneben noch verlangt, datz der Bauherr aus sich heraus die Finanzierung des Baugrundstücks und der Anliegerkosten vvrnimmt. Die Gemeinden, sind teilweise hierbei, namentlich soweit sie Grund und Boden aus eigenem Besitz zur Verfügung stellen können, zwecks Erleichterung der Finanzierung oazu übergegangen, sowohl den Preis für das Baugrund- stllck wie die Anliegerleistungen in Raten abzahlen zu lassen. An der Bedingung des eigenen Baugeldes mutz zweifellos festgeholten werden. Insbesondere gilt dies, wenn es sich um Eigenheim- oder auch Reihenhaus-Flach bau handelt. Aber auch bei grötzeren Mietshäusern mutz der Bauherr mit einem nicht unerheblichen Betrag au der Kapitalisierung des Baues interessiert sein. Um die Beschaffung des Bangeldes in möglichster Höbe zu er leichtern. versuchen neuerdings Gemeinden für dieses Baugeld ebenfalls gewisse Garantien zu bieten. Für die zukünftige Entwickelung wird zurzeit viel fach die Frage erörtert, ob es nicht möglick ist, das ge samte Baugeld p r i v a t w i r t s ch a f t l i ch aus dem freien Kapital der Wirtschaft aufznbringen und nur für eine Reihe von Jahren, bis wieder normale Herstellungs und Berzinsnngsverhültnisse erreicht sind, durch Zins- Zuschüsse eine tragbare Miete zu gewährleisten. An gesichts der hohen Zahl fehlender Wohnungen neben dem alljährlich zuwachsenden lausenden Bedarf und angesichts der Tatsache, datz schon im Frieden die Beibringung zweiter Hypotheken von Jahr zu Jahr schwerer wurde, erscheint diese Auffassung wirtschaftlich kaum noch traa-