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September 1^26 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenausträgen u. Leistung v. Schadenersatz Für unüeutl. u d. Fernz ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Nek> antwortung. Unoerlangt eingesandte u. m. Rückvart« nicht versehene Manuskripte wero nickt ausbemohri Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Hauptschriftlett.: Dr. Joseph Albert Dresden kür b.ibiiLiilrüMr /lilitleilsrLriikst l.sitstko,«n Kis«-»ttsn ttossnirsisr iteitbssätr« ».i.M-it'!Vs«- Ulli«. tVelchatlsNrU», Lcucl n»d Vertan r Snimua Lnchdrnckerei GmbH., Dresden,«. I, Peliertlrnke 77. ^ernriu SlvIL. PoltichecNonw Dresden IS7!>7 BanUonIo: Dresdner Bank. Dresden Für christliche Politik und Kultur rttedaktiorr der Larl-fijcheu VvlkS^enutta Dresden. Slllsindt 1. Polierstrahe t? .^ernni' 20 N mm Genf und Köln Genf, die schöne Stadt am südwestlichen Ende des gleichnamigen Sees, — dort wo oer Rhone seinen Aus fluß hat — feiert seit drei Tagen Feste. Deutschland ist in den Völkerbund ausgenommen. Alle Glocken der Stadt und des umliegenden Landes haben es der Welt verkündet, daß etwas Neues, etwas überaus Bemerkens wertes sich ereignet habe. Und mittlerweile wurden feierlicke Dankesreden im „Palast des Völkerbundes" von allen Nationen gehalten und, als die sehnsüchtig er warteten Deutschen erschienen, kannte der Jubel schein bar kein Ende mehr. Nicht allein die Diplomaten der Völker, sondern ganz Genf, das ganze Volk nimmt einen ungewöhnlichen Anteil an diesen Ereignissen. Und gestern hat Stresemann bereits seine große Begrüßungsrede ge halten. Das große Werk von Locarno ist durch Genf nunmehr erfüllt und gekrönt. Es wäre wahrlich unnütz, wollten wir nochmals in aller Einzelheit die Bedeutung der Aufnahme Deutsch lands in den Bund und die Gemeinschaft der Völker ein gehend begründen. Das ist so häufig und so ausführlich geschehen, daß kein wahrer Patriot an der Richtigkeit dieser Stresemannschen Politik Zweifel haben konnte. Selbst diejenigen, die heute noch aus parteimäßi gen Gründen so tun, als seien sie die einzig ivahren Va terlandsverteidiger und die Anhänger des Völkerbunds gedankens nur irregegangene Menschen, selbst diese müs sen doch im tiefsten Kämmerlein ihres Herzens sich sagen, daß sie eigentlich recht große politische Dummheiten ge macht haben und noch machen. Sie fühlen es allzu deut lich, daß Deutschland nun doch in der Tat aus seiner Iso lierung herausgesprungen ist, daß die eiserne Front rings herum ein für allemal zersprengt wurde und daß nun mehr die Bahn zu einer besseren, glücklicheren und vor allem freien Entwicklung gefunden ist. Freilich — und in diesem Vorbehalt liegt vielleicht der ganze tiefere Grund für die Gegner des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund — keine Macht wird innerhalb dieses Bun des jemals eine einseitig nationalistische Po litik treiben können, sie wird niemals jene Metho den vor 1914 wiederholen können, durch die man es fer tig bringt, seine eigene Nationalität immerfort als den Inbegriff aller Weltmacht und Nationalität schlechthin den übrigen Völkern zu präsentieren — sie wird nie mals dazu imstande sein, weil der Völkerbund gerade den machtgierigen Nationalismus (auch wenn er nur äußer lich sich im Säbelrasseln oder in weltbezwingenden Tisch reden kund tun wollte) verhindern iv i l l. Verhin dern — um einen dauernden Frieden unter den Völkern zu ermöglichen. Mag der Völkerbund auch heute noch nicht die Qualitäten besitzen, die ihn zum unbeding ten Hort des Friedens machen müßten, er bietet nichts destoweniger einen unentbehrlichen Faktor. Und gerade durch den Beitritt Deutschlands ist die Quali tät des Bundes und die Gewähr des Friedens um ein ganz bedeutendes gestiegen. Und wir verstehen hier unter Frieden nicht allein die Bewahrung vor einem neuen Krieg, sondern auch alle Entwicklungsmöglichkeiten der Völker untereinander. Sei es in bezug auf rein politische, auf kulturelle oder vor allem auch auf wirt schaftliche Dinge. Bezüglich der letzten haben sich ja gerade die deutschen Wirtschaftsführer von Rang f ü r Genf erklärt. Wichtiger als die Gründe für den Beitritt Deutsch lands erneut zu wiederholen, scheint uns heute etwas anderes. Wir möchten auf die Frage eingehen: wie be trachten wir den Völkerbund vom weltanschau lichen Standpunkt aus? Die Antwort ist zwar sehr leicht, aber sie ist doch seither noch nicht in das rich tige Licht hineingerückt worden. Weil der Völkerbund ün sich ein Hort des Friedens — und zwar im allerweitesten Sinne sein will und (wenn er es bis heute noch nicht voll geworden ist) zum mindesten sein kann, so bedeutet er für uns einen ganz eminenten Faktor ckristlichen Denkens und Trachtens. Einen ganz eminenten Faktor des aktiven Christentums. Die Programmpunkte des Bundes: Verhinderung von Kriegen, Vergessen alten Hasses und Haders und besseres glücklicheres Zusammenwirken und Wachsen der Völker sind letzte und erhabenste Ziele und Zwecke der christlichen und katholischen Weltanschauung. Jeder, der den Weltkrieg in seiner wahren Gestalt erlebt hat und nicht allein beim Morgenkaffee und beim Qualm einer guten Zigarre aus Zeitungsnachrichten sich ein angeneh mes Gruseln verschaffte, der weih wahrhaftig, daß es nichts sittlich Erniedrigenderes und Unmenschlicheres gibt als den Krieg. Er weiß, daß es nichts Skandalöseres auf Erden aibt. als wenn weaen des Haders oder weaen der k. » co. Rttiieii, «/si»snAsu,sIrsas 10, xeMim »Ms liöniz Was mich -as Leben lehrte Bekennknisse eines Slaaksmannes Originalbettrag von I. Ramsay Mae-onald ehem. Premierminister von Grogdrttannien Das wäre ein merkwürdiger und sicherlich kein wei ser Mann, der sagen würde, daß das Leben ihn nichts gelehrt habe. Andere Eigenschaften mögen uns zu eigen sein oder uns fehlen, aber ohne die Fähigkeit, aus unse ren Erfahrungen zu lernen, würden wir uns in der Wildnis verlieren. Die meisten Menschen, die versuchen, die Ergebnisse ihrer Erfahrungen an den Leitsätzen er worbener Lebensweisheit zu messen, werden, glaube ich, zugeben, daß das Resultat durchaus nicht sensationell, ja sogar platt erscheint. Mich hat das Leben ge lehrt, daß sensationell gleich minderwer tig i st. Ich habe gesehen, wie sensationelle Männer und Geschehnisse in den Vordergrund kamen und Spektakel machten, um — plötzlich im Dunkel zu ver schwinden. Ich bin darauf gefaßt, in diesem Sinne kritisiert zu werden, wenn ich sage, daß die aufrichtige Freude, die ich an harter Arbeit finde, das beste i st was mich das Leben gelehrt hat. Als ich zu erst nach London kam, batte ich das Glück, in die Hände eines strengen Meisters zu kommen, der mir mein Leben für eine Zeit sauer genug machte, aber ich bin ihm stets dankbar dafür gewesen, daß ich unter ihm Dis ziplin lernte und mich daran gewöhnte, mich hart näckig an jede Ausgabe zu halten, die mir gestellt war. Eng hiermit zusammen hängt die Lehre, daß man niemals gute Arbeit leisten kann, wenn das Herz nichtdabei i st. Das zeigte mir einmal sehr schön das Beispiel eines Bergarbeiters, den ich in den östlichen Distrikten kennen lernte. Er war bis vor kurzen: ein sehr ungebärdiger Geselle gewesen und ich fragte ihn. wie er dazu gekommen sei. sich so zu ändern. Da erzählte er mir, daß er wie eine M n s ch i n e gearbeitet habe: bis ihm durch ein bestimmtes Ereignis klar gewor den sei, daß durch seine Arbeit die Herdfeuer in den Küchen seine'' Mitmenschen im Gange gehalten würden. Seither arbeitete er ebenso sehr mit seinem Herzen wie mit seinen Armen. Das ist eine der frucht barsten Regeln, die man sich zu eigen macken kann: wenn du mit deinem Her z e:: nicht bei dei ner Arbeit bist, kannst du Vollkommenes nicht leisten. In dieser Zeit der allgenieinen Unzufriedenheit und wirtschaftlichen Unsicherheit würde es uns allen gut tun, uns daran zu erinnern, daß es genug ilt. wenn ein jeg licher Tag sein Gutes hat. Mich bat das Leben dies bestimmt gelehrt, trokdem.mir hartnäckige Aus- nabmefälle vorgekommen sind, die das Gegenteil zu be weisen schienen. Damit dieses Stückchen Philosophie nicht von scharfen Kritikern falsch verstanden wird, die sagen könnten:, „Wcnu dann für mehr arbeiten?", be haupte ich, daß das Gute unendlich reiche Frucht an Charakterbildung und an Lebensglück bringen kann. Das Gute des einen Taaes ist nur das Vorzimmer für das Gute des nächsten und macht den Weg dazu frei Der Sinn des Lebens ist nicht Beschränkung, sondern Ausdebnu n g. Wenn ich sage, es sei genug, daß ein jeglicher Tag sein Gutes habe, so meine ich damit nicht, daß cs für morgen genug sei. Wir müssen uns hüten, daß unser Optimismus nicht zur Selbstzufriedenheit entartet, die ebenso wie Pessimismus und Verbitterung unser Streben lähmt. Zwischen diesen beiden Extremen schwanken die Nullen dieser Welt hin und her, undweiseundnützlichistnurder, der sie beide vermeidet. Etwas anderes habe ick aus dem Leben gelernt und ich zweifle, ob es von den Menschen genügend gewürdigt wird, nämlich, daß man für alles, was man besitzt, den Preis bezahlen muß. Das trifft auf den Schi!« ling zu, den du in der Tasche trägst, und auf das Ansehen, das du in der Welt genießt. Je mehr Erfolg du hast, desto größer wird deine Last. Du wirst niemals mit dem Leben fertig, du dringst nur in das Leben ein, und je weiter du kommst, desto mehr wirst du dessen froh. Nicht weil du mehr Ruhe und Zeit für dich hast und deine Selbstzufriedenheit zunimmt, sondern weil du die Schwie rigkeiten umso williger trägst, je interessanter sie sind. Ich möchte sagen, deine Lasten werden schwerer, aber sie werden vornehmer. Das Leben gibt uns noch eine andere, sehr merkwür dige Lehre. Dein Einkommen mag so groß sein, wie es will, du kannst es immer verbrauchen und als unzuläng lich empfinden. Ich habe fürstlich in London von 12 Schilling 6 Pence in der Woche gelebt und dabei Geld übrig behalten. Ich habe aber auch gelegentlich 12 Schil ling 6 Pence in der Stunde verdient. Diese Zeiten kön nen nicht miteinander verglichen werden, sie hatten, jede in ihrer Art, ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Die mensch liche Natur ist außerordentlich entwicklungsfähig und gleichzeitig außerordentlich anpassungsfähig. Was meine persönlichen Wünsche und Abneigungen betrifft, so glaube ich, ich würde vollkommen damit zufrieden sein, zu den 12 Schilling 6 Pence in der Wache zurückznkehren, aber dann würde natürlich der Weg schmaler und die Mauern höher sein. Wenn mir nun das Leben alles dieses gegeben hat, hat es mir nichts genommen, keine Illusionen zerstört, keine vorgefaßten Meinungen ricktiggestellt? Ich würde sehr unzufrieden sein, wenn ich das behaupten könnte, denn es ist kein Kompliment, zu hören, daß wir uns in nichts verändert und nichts Neues entdeckt haben. Das Leben kann den nichts lehren, der in seinen Wechselfäl- len nur Bestätigungen für eigene Theorien und Mut maßungen sucht. Folgerichtigkeit ist etwas anderes als Stagnation, und die Jugend tritt dem Leben niemals unbeeinflußt gegenüber. Wir erwarten und jeden Tag sonnige und dunkle Stunden. Man diese Dinge aus d ^.r gehörigen D i st a n z trachten und selbst Enttäuschungen richtigen Perspektive zu sehen. Täuschungen darf man nicht zu leicht nehmen. Eine Täuschung ist sehr ofteinGu t, das noch nicht verwirklicht oder derWeg zu einem Gut, das nur durch weiteres Experimen tieren mit Ideen erreicht werden kann. Die großen Ideen des Lebens wandeln sich niemals, wie die Idee des Dienstes an der Allgemeinheit, der Zusammenarbeit und der Besserung des Loses der Massen. Ich bin oft von meiner Arbeit und Menschen enttäuscht worden, aber nicht in dem Sinns, daß plan zynisch wird oder sei nen Glauben verliert. An: Abend übersieht inan viele Wege, die man wieder zurückgchen mußte, weil sie nicht zu dem ersehnten Ziele führten, aber sie mußten erkundet werden, ehe man sie anfqab. Diese Erkundungen sind weder verlorene Zeit noch Fehlarifle. Sie gehören alle in den Plan. Sie bedeuten, daß ein Mensch mit Ideen und Idealen in einer Welt zu leben bat, von der man sehr wenig weiß und die ihre Wahr heiten nur vor dem Experiment preisgibt. In wenigen Worten: das Leben lehrt uns vieles, das uns zynisch machen könnte, aber noch mehr, das uns unseren Glauben bewahren hilft. Das Gute herrscht im Leben var — wir müssen aber suchen, um es zu finden. erhoffen tut gut. zu de in der diplomatischen Beschränktkeit und Nänkesuckt einiger Menschen ganze Völker sich in Blut und Eisen zu Tode quälen sollen. Kein Gerede von „nationaler Würde" oder „Ehre" hilft gegen diese so bittere Wakrheit. Dank der unerbittlichen Erfahrung im Weltkrieg und dank einer großzügigen beherzten Aufklärung hat heute die Idee des Friedens (wir sprechen hier durchaus nicht von einem bedingungslosensch wärmerischen Pazifismus) ganz gewaltige Fortschritte gemacht. Die Idee des Völkerbundes ist also vollkommen eine christliche Idee. In diesem Sinne aber müssen wir nun weiter fragen: Wer hat diesen Gedanken in Deutsck- Parteien dafür einge- land propagiert. Welche politischen beispielsweise sind dauernd und energisch treten? Die Frage ist sehr einfach zu beantworten: Die Re gierungsparteien und die Sozialdemokraten. Aber wir müssen bis auf den bewegenden, den ursprüng lichen Faktor znrückgehen, auf jene Partei, die von Anfang an restlos dem Völkerbundsgedanken aus weltanschaulichen Erwägungen heraus zu stimmte. Das ist das Zentrum. Und erst um dieses Zentrum herum gruppierten sich dann die übrigen Par teien: Die Sozialdemokraten dl» Tioninkvaton >,nd die