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trage dich in dein Belt. Kathrine soll die Stacht bei dir bleiben. Lie ill jiii! und stagt nach nichts. Morgen lioinmt der Arzt. Tu wirst wieder geiund weiden und vergessen." TOsabech Marlinus hat lange krank gelegen. Als sie auf- siano. wnhie sie nicht mehr, das; sie einstmals sortgegangen war. Ein gnädige» Vergessen hatte sich über die ganze Zeitspanne ihrer Abwesenheit gebreitet. Sie ging nicht mehr sort aus dem ;>ause. das so lange aus sie geivartet hatte, al» einst Jakob aus Stachel ivarlele. Sie ging kaum mehr aus dem Hause. An ihrem blatten hing sie wie ein Kind. Nur keinen Hund wollte sie mehr haben . . , Und in manchen Nächten schienen ihre Träume schwer von vergangenen Tinge» und langen wandernden Tagen, daß sie laut sprach und weinte, bis das Licht des jungen Tage» die Bil der anstö chie Tie Kathrine hat kein Gespenst mehr gehört. Verbrecherftrasen in aller Jett Von Hermann Wilhelm Neritz, Berlin. Las Verbrechen ist so alt wie die Menschheit. Alle Zeiten uns alle Völker litten unter seinem Dasein und waren gezwun gen, sich vor seinem Uebcrhandnehmen zu schützen. Daher ist die Strafe, mit der man sich gegen das Verbrechen zur Wehr setzte, so alt wie das Verbrechen selbst Wenn das Verbrechen aver auch schon mit argwöhnischem Blick an der Wiege des Menschen geschlechtes stand und den Erdbewohnern mit unerwünschter Treue bis zu unseren Tagen das Geleit gab, war die Beurteilung des Verbrechens durch die Menschen doch im Laufe der Zeiten ver schieden, und mit der Verschiedenheit dieses Urteils wechselte auch das Matz und die Art der Strafe. Ein Kernproblem, zu dem Stellung zu nehmen für jede» un erläßlich ist, der zu einem Urteil über die Natur des Verbrechens kommen will, ist die Frage nach der W i l l e n s f r e i h e i t des Menschen. Aon der Beurteilung dieser Frage nämlich hängt es ab. ob man den verbrecherischen Menschen für sein Tun überhaupt verantwortlich machen darf. Wenn — wie es herrschende und besoirüers christliche Auffassung ist — der Mensch frei ist in Wille und Entschließung dann trifft ihn natürlich dafür auch die Schuld, und es ist ganz folgerichtig, wenn man ihn für seine Handlungen zur Verantwortung zieht. Tann hat die Strafe ein »ach rückwärts gewandtes Gesicht: Vergeltung und Sühne ist ihr Sinn. — Die Leugnung der menschlichen Willensfreiheit sühn zwar keineswegs zu einer Leugnung der Notwendigken der Strafe, aber der innere Charakter der Strafe erfährt eine notwendige Umwandlung: Ihr Gesicht wird — von allem Ver- geltungs- und Sühnezweck abgelöst — ausschließlich nach vor wärts gewandt, Erziehung des Verbrechers zu einem tauglichen Mitglied der menschlichen Gesellsclwft und Schutz der Mitmenschen vor dem gesellschastsfeindlichen Verbrecher wird zum Sinn der Strafe. Früher herrschte ausschließlich die erste Auffassung Über die Strafe. Man zog verbrecherische Elemente unerbittlich zur Ver antwortung und richtete sich bei der Strafbestimmung nur nach dem begangenen Uebel. Das ist auch der Geist eines Gesetzbuches, auf Grund dessen m Deutschland Jahrhunderte hindurch Recht gesprochen und Stra. fen verhängt wurden, bei deren Betrachtung „wir freilich unsere Nerve» mit dreifachem Erz wappnen" müssen, wie ein moderner Gelehrter darüber ausführte. Dieses Gesetzbuch ist: Die pein- licheHalsordnungKaiserKarlsV. von 1532, die auf dem Reichstage zu Rcgcnsburg beschlossen und seitdem als Ka. colina " berühmt wurde. Die Strafen, die dieses Gesetzbuch anführt, sind Lebens- und geibcsstrafen, während die erdrückende Mehrzahl unserer Stras- arten heute in Geld- und Fre- 'sstrafen besteht. So werden Verräter — geviertcilt: wer mir .em Feuer Schaden angerichtet hat, der Brandstifter, der Münzfälscher, soll auch durch das Feuer kerben. Für Hexen und Kriegsräuber lodert ebenfalls der Feuer schein der Scheiterhaufen. Die Hexe soll jedoch nur dann den Feuertod erleiden, wenn sie „den Leuten durch Zauberei Schaden rder Nachteil zufllgt. Mörder und Giftmischer werden gerädert. Lie Kindsmörderin wird lebendig begraben und gepfählt. Den chrlichen Tod mit dem Schwerte dürfen sterben: Totschläger, Näu- Der Kerr -er Wett Romaa von Robert Hngh Benson. Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von tz. M. von Lama. <53. Fortsetzung.» „Diese Angelegenheit gehört nicht zu meinem Res- Ivrr, erwiderte Oliver, indem er die Vorlage beiseite legte. „Aber soviel ich gehört habe, soll das bereits in Deutschland eingeflihrte Rituale in Gebrauch kommen. Es liegt kein Grund bvr, weshalb wir «in besonderes haben sollen." „Und man wird die Abtei dazu benützen?" „Ja, natürlich." „Nun, Sir", sagte Mr. Francis, „ich weiß wohl, daß die Regierungskommissivn alles sehr eingehend studiert und zweifelsohne ihre eigenen Pläne hat. Doch scheint es mir, daß sie soviel erfahrene Leute als möglich brauchen werde." „Ohne Zweifel." „Die Gesellschaft, Mr. Brand, die ich vertrete, besteht ausschließlich aus Männern, die einst katholische Priester waren. I» London sind wir ungefähr zweihundert au der Zahl. Wenn Sie mir erlauben, werde ich Ihnen eine Broschüre hier lassen, welche unseren Zweck, unsere Ver fassung und weiteres darlcgt. Es schien uns, daß es sich hier um eine Sache handele, in welcher unsere Erfahrung der Negierung große Dienste leisten könnte. Katholische Zeremonien sind, wie Ihnen bekannt ist, sehr dunkel, und einige von »ns haben sie in früheren Zeiten sehr gründlich studiert. Wir kamen zum Schluß, daß man zum Zeremonien- meistcr geboren sein muß und nicht heraugebildet werden kan», uuo w r zählen eine ziemlich große Anzahl zolcher zu den Unjrigeu. Aber im Grunde genommen versteht jedes Priester sich ein wenig auf Zeremonien." Er hielt innc. „Ja. Mr. Francis?" „Ich bin überzeugt, die Regierung ist sich bewußt, von welch ungeheurer Wichtigkeit es ist, daß alles sich in Ordnung abwickle. Würde die gottesdienstliche Handlung nur ein wenig durch Unordnung und Lächerlichkeiten gestört werden, so lonnte dies eine ganz bedeutende Rückwirkung auf den Gegenstand der .Handlung ausüben. Sv hat man m:ch dazu bestimmt. Sie. Mr. Brand. aufzukuKen und Sie brr. Landfriedensbrecher, Ausrührer, Notzüchter und Abtreiber, während Einbruchs- und Rückfallsdiebe zu dem ehrlosen Tod am Galgen verurteilt werden. — Wer zum Tode verurteilt ist, kann noch eine Verschärfung der Strafe erleiden durch Schleifen zur Richtstatt und Reißen mit glühenden Zangen. Der Meineidige verliert seine Finger, der Kuppler seine Ohren, der Einbrecher seine Ohren oder seine Hand. Als alte Strafe für Gotteslästerung gilt Zungenabschneiden, eine Strafe, die auch sonst Verwendung fand. Erst langsam haben sich die Strafen aus dieser Grausamkeit zu uns erträglicher dünkenden Formen emporentwickelt. Als um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts zuerst in Holland, dann In den Hansastädlen Zuchthäuser errichtet wurden, begann lang sam die Umstellung auf Freiheitsstrafen. Die Verstümmelungen treten mehr und mehr zurück, und der Todesstrafe wird eine humanere Form gegeben. Zuletzt fiel auch die körperliche Züch tigung weg. Zweihundert Jahre nach Inkrafttreten der Peinlichen Ge richtsordnung Kaiser Karls V., im Jahre 1740 schaffte Friedrich der Grosze unmittelbar nach seinem Regierungs antritt die Folter ab. Die Strafe des Röderns bestand in Preußen jedoch noch bis 1881. Man händigte aber damals dem Scharfrichter vorher eine Kabinettsorder ein, derzufolge er den Verurteilten vor dem. Anfänge-des Röderns heimlich zu erdrosseln hatte. Den Schein der Grausamkeit ließ man also länger be stehe», als die Grausamkeit selbst, weil man damals an die ab schreckende Wirkung grausamer Strafen glaubte. Heute weiß man, daß öffentlich und behördlich verübte Grausamkeiten das Früher Kerbstmorgen Schrver bricht »er Pfi«g durch nasse Ackererde, Vom Acker nebenan hebt sröstrknd »ich die Herde, Krumm stapft der alte Knecht und fluchend hinterdrein, Der nasse Wald liegt kalt und tot wie Stein. Nur das Gcvampf der fruchten Pfcrdeweichen I» kühler, unbewegter Morgenttrft. Doch spür' ich unter ihres Pfluges Speichen Schon junger Saaten starken, frischen Tust. Ludwig Bäte. Gegenteil, nämlich eine Verrohung des Volkes und damit neue Verbrechen bewirken. Die Prügelstrafe hat in letzten Ueberresten noch bis 1848 in Preußen und Bayern, in Kurhessen, Hannover und Oesterreich bis 1807, in Sachsen und Württemberg bis 1868, in Sachsen-Altenburg und in Mecklenburg bis 1870 bestanden. Heute ist man bei der Abfassung von Strafgesetzbüchern in Art und Ausmaß von Strafen weit bescheidener geworden. Das bringt auch klar und deutlich die Begründung zum Ausdruck, die dem „Ersten amtlichen Entwurf eines neuen deutschen Straf gesetzbuches" im Herbst 1022 beigefügt wurde. Es heißt darin nämlich: „Immer mehr ist das Strafrecht sich der Bescheidenheit seiner Aufgabe bewußt geworden, daß es nichtdas einzige und nicht das wichtig st e Mittel zur Bekämpfung des Verbrechens ist. Ist die Einzelschulö vielfach nur Symptom einer Gesellsckzaftsschuld, so gilt das Wort, daß eine gute Sozialpolitik die wirksamste Kriminalpolitik sei." Vermischtes X Die siebente deutsche Pildwoche wird in Breslau vom 6. bis 11. Oktober 1926 im dortigen Konzerthaus stattsinden. Neben zahlreichen Anmeldungen aus dem In land haben auch Vertreter europäischer Nachbarstaaten ihr Erscheinen zugesagt, um über den Stand der kulturellen Lichtbildbewegung in ihren Ländern zu sprechen. X Auf dem Pariser Kongreß der Filmindustrie werden 205 Filmorganijationen aus aller Welt vertreten sein. Neben Franzosen und Amerikanern nehmen teil: aus der Schweiz Frau Rachel Crowdy, von der Abteilung für soziale Fragen des Völkerbundes; aus Deutschland Karl Grüne und Fritz Lang; aus Oesterreich Robert Wiene. Da auf der Liste der Spitzenorganisation auch Lupu Pick steht, sind ummerhin einige wirkliche Repräsentanten deut- jcher Film-Kunst für Paris vorgesehen. X Di« Photographie im Lperatioussaal. In immer wettere Kreise dringt die Erkenntnis vom ausschlaggebenden Wert der Photographie, vor allem des Films für die medizinische Wissenschaft. Auf der Deutschen Photo graphischen Ausstellung in Frankfurt am Main vom 14. August bis 1. September wird Gelegenheit geboten, die Verwendung der Photographie im Operationssaal kennen- zulernen. In einem fachmännisch eingerichteten Raum wird gezeigt werden, in welchem Umfange die Kamera in der Chirurgie wichtige Dienste zu leisten vermag. Anfragen wegen des Besuches der Deutschen Photographischen Aus stellung werden an die AnsstcllunLsleitung in Frankfurt a. M., Haus O/fenbach, erbeten. X Sin chinesischer Kinotruft. In Charbin in der Mandschurei ist kürzlich ein Kiirokonzern gegründet worden, dem russische und chinesische Mitglieder angehören. Der Titel der Gesellschaft ist „Kino-Stage" und lautet auf chine sisch „Chun-hsi-Niu hsi Kung-Ssu". Die Ziele der Ge sellschaft sind die Erbauung und Ausnützung von Theatern und Kinos in der Mandschurei und in China. Für Hie erste Saison ist die Erbauung von zwei Theatern in Ckarbin mit je 1000 Sitzplätzen geplant. Kauten 8ie line in cier kntkoliseken kucklisnälung purtsl Verinz KSsel L pustet K. Q. 1 KuckoikstrsLeZ / pernspreckei2837Z Xstslogs WrstiL KSsel, Kempien I5YZ x-ezrmulet ,, pustet,Uep^osburgI826gexrünäei I »»« WO MU 8 Ol! I-WlM8ll OrxLlbauunstLlI > MIl.kMso wissen zu lassen, daß es hier eine Anzahl Männer gibt — ich schätze sie ans mindestens fünfundzwanzig —, welche eine besondere Ersahenng in dieser Art von Dingen haben und vollkommen bereit sind, sich der Regierung zur Ver fügung zu stellen." Oliver konnte nicht umhin, seine Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen. Es lag eine grausame Ironie darin, dachte er, aber inrmerhin war die Idee ganz vernünftig. „Ich begreife vollkommen, Mr. Francis, und die An regung. scheint mir sehr vernünftig. Aber ich glaub« nicht, daß Sie sch au die richtige Person gewandt haben. Mr. Snowford —" „Ja, ja, Sir, ich weiß. Aber Ihre Rede von neulich hgt uns alle mit Begeisterung erfüllt. Sie haben uns voll kommen aus dem Herzen gesprochen, als Sie sagten, daß die Wett, vhne eine Gattesverehrung. zum Ausdruck zu bringen, undenkbar, und dieser Gott nun endlich gefunden worden sei. —" Oliver winkte ab. Auch nur eine Andeutung von Schmeichelei war ihm verhaßt. „Sie sind sehr liebenswürdig, Mr. Francis. Ich werde gewiß mit Mr. Snowford sprechen. Ich irre nicht in der Annahme, daß Sie jelbst sch als — als Zercmonienmeister anbieten?" „Ja, Sir; und auch als Sakristan. Ich habe das deutsche Rituale sehr sorgfältig studiert; es ist komplizierter, als ich gedacht hatte, und wird ziemliche Geschicklichkeit erfordern. Wenn ich mir die Sache vorstelle, werden Sie in der Abtei mindestens ein Dutzend Zeremonienmeister be nötigen: und ein weiteres Dutzend für di« Sakristei dürste kaum zuviel sein." Lliuer nickte rasch und blickte mit gemischten Ge fühlen in das kalte, pathetische Gesicht des ihm gegenüber- sitzenden Mannes: und doch hatte auch dieses etwas von d'em ge heimnisvollen Priesterblick, den er schon des öfteren bei scnesgleichen gefunden. Allem Anschein nach war dies ein Frömmler. „Selbstverständlich sind Sie alle Freimaurer?"fragteer. „Ja, natürlich. Mr. Brand." „Sehr gut: ich werde heute noch mit Mr. Snowford sprechen, wenn ich ihn treffen kann." Er blickte nach der Uhr. Er-hatte noch drei oder vier Minuten übrig. „Sie kennen schon die neuen Beschlüsse Roins, Sir?" »uhr Mr. Francis fort. Oliver schüttelte den Knvf. Er hatte gerade jetzt wenig Interesse für Rom. „Kardinal Martin ist tot, — er starb Dienstag, — und sein Platz ist bereits besetzt." „Wirklich. Sir?" „Ja. Der neue Kardinal war einst einer meine» Freunde, — Franklin ist sein Name, — Perch Franklin." Wie?" ',',Was gibt es, Mr. Brand? Kannten Sie ihn?" Oliver, etwas bleich, zog die Augenibrauen zusammen. „Ja, ich kannte ihn", erwiderte er ruhig, „ich glaube wenigstens." „Noch vor ein oder zwei Monaten war er in Wesu- miuster." „Ja, ja," sagte Oliver, ohne den Blick von ihm zu wenden. „Und Sie waren mit ihm bekannt, Mr. Francis?" „Ich kannte ihn, ja." „Ah, — gut, ich würde mich freuen, einmal darüber mit Ihnen zu reden." Er brach ab. Es fehlte noch eine Minute. „Und das ist alles?" fragte er. „Für jetzt habe ich meinen Auftrag erledigt, Sir", antwortete jener. „Aber ich darf mir wohl gestatten, ans- zusprcchen, wie sehr wir alle das, was Sie getan haben, zu schätzen wissen, Mr. Brand. Ich bezweifle, ob jemand anderer, ausgenommen wir selbst, imstande ist, zu erfassen, was der Verlust der Gottesverehrung für uns bedeutet. Cs war sehr eigentümlich zuerst. —" Seine Stimme zitterte ein wenig und stockte. Olive» war gespannt und konnte nicht umhin, sttzenzubkeiben. „Nun, Mr. Francis?" Die melancholischen, braunen Augen blickten ihn bol) an. — . „Es war eine Täuschung, natürlich, Sir, — wir wissen das. Aber jedenfalls wage ich zu hoffen, daß nicht alles um sonst war, — all unser Streben und Büßen und Beten. Wir verkannten uujeren Gott, aber nichtsdestoweniger drang es zu ihm, — es fand seinen Weg zu dem Geiste der Welt. Es lehrte uns, daß das Individuelle nichts und jener alles sei. Und nun —" „Ja, Sir", sagte Oliver ernst. Er fühlte sich wirklich ergriffe». Die schwermütigen, braunen Angen ösfnetcn sich weit. „Und nun ist Mr. Felscnburgh gekommen." Seine Stimme versagte nahezu. „Julian Felsenburgh!" Es lag eine ganze Welt plötzlich erwachter Leidenschaft kn seiner sanften Stimme, und Olivers eigenes Herz suhlte sich mitgcrissen. (Fortsetzung solgt.s