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Sonntag den 19. September * vi« rekön« V/sI» A Nummer 213 A Seite L ^apan. Reiseeindriicke von Olaf Svendsen. Das Paradies der Frösche.— Das sterbende Japan.— knagasaki. Nach mehrwöchentlichcm oder mehrmonatlichem Aufenthalt ein Urteil über Japan abzugeben, ist Dünkel und Vermessenheit. Wohl können wir über das Land sagen, das; wir cs genossen haben, keineswegs aber, das; wir es kennen oder gar, das; wir es verstehen. Unsere Gefühle umschweben mit einer gewissen fremdartigen Sehnsucht dieses seltsame Jnselrcich, das uns wie ein mystisches Fragezeichen erscheint. Japan, das Paradies der Frösche in den ewig über schwemmten Reisfeldern, das Land der poetischen Blumenseste und der Naturliebe, das Land, in dem man beim Betreten eines Hauses die Schuhe statt des Hutes abnimmt und den Regenschirm auf die Krücke statt auf die Spitze stellt; dies Land, das ebenso wie China, das seinen Ueberwindern stets ein so guter Lehrmeister gewesen ist, und Korea ohne europäischen Einflus; wohl schon seit Jahrhunderten in seiner Entwicklung stehengeblieben wäre, wird wohl stets unser Interesse erregen, aber »ahekommen werden wir ihm kaum. Es ist etwas Rätselhaftes um dieses Volk der Vergnügungs sucht und des heiter lächelnden Leichtsinns, das trotz seiner geringen Ausdauer, Lässigkeit und Oberflächlichkeit mit einem Schlage in die Reihe der Großmächte eingerückt ist und sich darin behauptet. „Hassest du einen Menschen, so last ihn leben." Dieses Sprichwort ist charakteristisch für die Söhne Nippons, dieses tapfere und tückische, edelmütige und grausame, verträumt romantische und zugleich nüchtern-pedantische, bis in die Zehen spitzen konservative und doch eines geradezu umwälzenden Fortschrittes fähige Volk. Das Christentum hat von jeher Mißerfolge in Japan gehabt, für das ewige Leben und alles, was damit in Zusammenhang steht, hat der Japaner keinen Sinn. Er, der Unpersönliche, bis in die Knochen Skeptische gegen alles, was Christentum heißt, träumt einem seligen Zu stande entgegen, wo das persönliche Bewußtsein geschwunden ist. Denn der innerste Kern der buddhistischen Religion ist ja ein tiefer Pessimismus: Das Leben stellt sich dar als eine unauf hörliche Kette von Leiden, woraus folgt, daß, je länger das Leben, um so größer und anhaltender das Leiden ist. Unser Verhängnis ist, daß wir dem lockenden Truge der Persönlichkeit nachlaufen, statt ihm zu entfliehen. Unsere Wünsche und unser Begehren, unsere Leidenschaften, Ehrgeiz, Hoffnungen, Ziel streben, kurzum alle Lebensäußerungen, die dem Ich, der Persön lichkeit entspringen, sind Ursachen unseres Unbehagens, unserer Schmerzen. Der Jdealzustand ist eine Auflösung des Ich ins Nirwana, den seligen Zustand einer unpersönlichen Unsterblich keit, eines traumlosen, glücklüchelnden Schlafes, in dem alle Wünsche ertriv"-.^, einer sanften Ruhe, der das stillatmende Bewußtsein innewohnt, daß ihr kein Erwachen zu neuer Pein folgt. Dem einzelnen, dem Individuum, wird kein persönlicher Wert beigemesscn, er schwimmt wie ein Blatt im Strome des Lebens dahin, er hat sich, willenlos unterzuordnen unter die bleibenden Werte, die sich in Familie und Staat konzentrieren. Nicht einmal einen persönlichen Geburtstag hat so ein armes japanisches Menschenkind; ein für allemal ist, ganz gleichgültig, wann sie das Licht der Welt erblickt haben, der dritte März als Geburtstag sämtlicher Mädchen, der fünfte Mai als Ge burtstag sämtlicher Knaben festgesetzt. An diesem Datum und den darauffolgenden Tagen, dem sogenannten Fischfeste, sieht es in Japan bunt aus: dann wehen über allen Dächern, in denen Kinder wohnen, von riesigen Vambusstnngen vier bis fünf Fuß lange, in allen Farbe» schillernde Papierkarpfen, die, an Mund und Schwanz offen. dem Winde einen Durchzug gewähren. Ein buntes, verblüffendes Bild. Und wie schon die Art der Geburtstagsfeiern, so originell sie an sich sind, den Stempel des Unpersönlichen an sich tragen, so zieht es sich weiter durch das ganze Leben des Japaners. Unfrei wächst er auf, unfrei bleibt er sein Leben lang, in stärkster Abhängig keit von Familie und Staat. Gut die Hälfte in der Lehre des Konfuzius bezieht sich auf die Forderung: „Ehre Vater und Mutter." Aber wenn cs auch richtig ist, was Lowell (die Seele des fernen Ostens) von diesem Volk der Selbstaufopferung und der Verschlagenheit, der Grausamkeit und des Zartgefühls sagt, daß das japanische Temperament imm.cr auf der Grenze eines Lachens ist, das beim ersten Anlaß mit ansteckender Naivität hervorbricht, so ist cs im Ernstfälle, wenn es gilt, sein über alles geliebtes Vaterland zu verteidigen, jedenfalls vermöge seines Vaterlandstolzes, Ehrgeizes und seiner Bc- geisterungsfähigkeit das am besten zu regierende Volk der Erde. Und daß sie trotz aller Freudigkeit des Feicrns nicht Menschen des bequemen, lärmenden Hurrapatriotismus sind, sondern daß ihrer Begeisterung die Tatkraft und eine geradezu gigantische Leistungsfähigkeit entspricht, haben die Japaner im chinesischen und russischen Kriege bewiesen. Die Einfachheit ihrer Lebens führung, ihre Abhärtung und Körperübung sowie ihre oft geradezu spartanische Genügsamkeit im Essen und Trinken wären jedenfalls sehr geeignet, in unserm verwöhnten und anspruchs hungrigen Europa zum Vorbild genommen zu werden. Laskndio Hearn hat uns als Dichter Japan geschildert, wie er es als Künstler sah, er hat aus seinem eigenen reichen Wesen heraus vielleicht mehr in dieses Volk hineingelegt, mehr in ihm gesehen, als in ihm ist; verklärt nicht jeder Liebende den Gegenstand seiner Liebe? Seine Sehnsucht, in Japan das Land der Vollkommenheit, das Eden zu erblicken, mag ihn dazu geführt haben, seine Wünsche als Tatsachen zu sehen. Insofern haben seine Bücher manchen Schaden angerichtet und viele zu einer argen Ueberschätzuug Japans verleitet, trotz seines resignierten, stark skeptischen letzten Werkes, in dem er mit kühleren Augen, die doch immer noch so gern liebevoll aus- leuchtcu möchten, seine vielleicht allzu romantische heiße Liebe zu Grabe geleitet. Und doch, — möchten wir den goldiglieben Traum dieses reichen Herzens missen, weil die Wirtlichkeit in manchem vielleicht nicht so ganz mit ihm in Einklang steht? Ebenso wenig wie wir ohne den gewaltigen Künstlertranm Nietckckics von der Menichcnzukunst leben möchten, der ja auch /kur tn oen rosigen Wolken einer unendlich tiefen und reichen Herzensphantasie schwebt, weil die Menschheit viel zu phygmäen- haft ud jämmerlich ist, um jemals solche Phantasien Wirklichkeit werden lassen zu können. Ein gewisses Gefühl der Trauer überkommt einen, wenn man in dem heutigen Japan weilt. Gewiß, es ist nun Welt macht, es ist in wenigen Jahrzehnten aus einem mittelalter lichen ein moderner Staat geworden, aber alles, was dem Reiche an moderner Kultur aus jedem Gebiete aufgepfropft worden ist, hat dem japanischen Volke an sich den Charakter untergraben, ihm seine Eigenart genommen, es in seinem Wesenskern er schüttert. Wenn auch die Unpersönlichkeit der Japaner in allem, in Sprache, Denken, Fühlen, Wünschen, die dadurch hervor gerufene Gleichartigkeit des gesamten Volkes jedem Europäer, der lange in Japan lebt, auf die Nerven fallen und er sich bald wieder nach den individuellen Kontrasten Europas sehnen wird, so ist es doch klar, daß dieses Volk, das sich mit seiner guten Durchschnittsbegabung und dem oft fast komischen Lerneifer heiß hungrig auf die europäische Kultur stürzt, in der Meinung, da durch schneller vorwäts z» kommen, daß dieses Volk, das alles, was an neuen, ihm neuen Ideen aus Europa kommt, nur halb verdaut weiter verwertet, mit dem Eindringen des vielfach stark anarchistischen Individualismus und outrierten Sozialis mus stark in seiner -Eigenart leiden und nur unter großen Schwierigkeiten und heftigen Krisen zu regieren sein wird. Fast wehmütig kann cs einen stimmen, wenn man sieht, wie sich dieses für Einflüsse von außen allzu empfängliche Volk von zerfetzenden europäischen Ideen durchwiihlen läßt, wie es in kaum eingestaudener Trauer vom Alten scheidet, sich mit un sicherem Spott von Religion, Ahnenkult und patriarchalischem Respekt, von der Poesie seines früheren Lebens lvssagt, wie es sich zwingt, gegen sein Empfinden europäisch zu sein, sich loszu reißen,von seinem Selbst, anzukämpfen gegen alles, was ihm heilig und lieb war, um das neue kalte Japan des Kampfes, der Industrie und der Weltmachtgelüstc zu werden. Wie lange noch, und es wird den Japanern selbst wie ein Märchen klingen, daß sie einmal ein Volk wunschlosen Glücks waren, das auf den bergigen, von einem seltsam kühlen, kristallklaren Lichte um flossenen Inseln, abgeschlossen von der lärmenden, hastenden, gierigen Welt, eine traumhaft zarte, in einem seelig-sriedlichen Glanz atmende Wirklichkeit lebte und mit rührend-dankbarem Kinderlächeln genoß? Die blaue Blume der Romantik, diese stille Sehnsucht so vieler heimverlangender Menschenherzen, viel leicht hat sie einmal geblüht in diesem Lande der „blauen Berge", das mit schmerzender Schnelligkeit seinem Glück ent gleitet, dem Kinderglück seiner Vergangenheit. Und doch, — welch ein Duft und Glanz der Schönheit ruht selbst noch auf dem — sterbenden Japan, das nun daran stirbt, daß es Europa zu werden sucht. konstantinopLs. K o » st a n t i n o p e l, im Spätsommer 1926. Derfaadet! — das heißt: die „Pforte der Glückseligkeit", Dersaadet, das ist wohl der schönste und zärtlichste unter den Namen, durch die der Türke dem Ausdruck zu geben versucht, was er für seine herrliche Stadt, dies wundervolle, hochragende, vieltürmige, mecrumschlungene, zyprcssenbekräuzte Stambul empfindet. Eine grandiose, berückend phantastische Landschaft ans Stern, erhaben und ehrwürdig durch die Erinnerungen gewal tigsten Menschheitsgeschcheks, durch die Geschichte so vieler Ge schlechter, die ihr etwas von ihrem innersten Leben, von ihren Träumen und ihren Sehnsüchten hinterlasscn haben, lockend mit allen unverwclklichen Zaubern künstlerischer Imagination, durchpulst vom buntesten Leben, geschmückt mit alle» Reizen der heitersten Natur, übergoldet und harmonisiert von sprühen dem Sonnenlicht, — das ist Koustauiinopcl, Zwischen seinen Mauern liegt ein zweites Ninive, ein zweites Alexandrien, ein zweites Athen, ein zweites Nom, Es ist die vollendetste Miniature des große» Weltbildes, dessen über fünf Erdteile verstreute Schönheiten cs in einem geheim nisvollen Märchenspiegel aufgesammelt zu haben scheint. Und auf einem so langen Werdegang hat diese Stadt die Mensch heit begleitet, vom heldischen Geschehen grauester Vorzeit bis zur Zeit der Beherrschung des Aethers. zu dem heute die Könige öuööhiftische Tempelbauten. Bangkok, dessen phantastische Tempeltürme in den blauen Aether emporragen, ist der Sit; des Königs von Siam, das Haupt der Buddhisten. Eine so stattliche Zahl von Tempeln und Klöstern und eine so große Zahl von Priestern wie die siame sische Hauptstadt, hat nicht einmal Rom aufzuweifen. All diese prächtigen Bauwerke sind Buddha geweiht. Wohl in keinem Lande wird dem Verkünder der Lehre, daß das Leben Leiden, und das höchste und letzte Ziel alles Trachtens das Nirwana, das Nichts oder Erlöschen, sei, eifriger gehuldigt, als im Reiche der weißen Elefanten. Ein typischer, siamesischer Tempel ist pyramidenförmig ge baut, aus zahlreichen Stockwerken bestehend, und überaus reich mit Gold versehen und selbst im Innern dieser Gebäude befinden sich zahllose Edelsteine. Vasen und Statuen, geweiht dem „Er weckten" (Buddha). Ricsenstatuen mit häßlichen Fratzen, Krieger oder auch Tiere darstellend bewachen den Eingang zum Tempel. In den weiten Tempclhöfen, bestellt mit Vuddhastatuen von der Fingcrlänge bis zur mehrfachen Lebensgröße, Hausen monate lang zahllose Büßer, cingehiillt in weiße Gewänder. Geradezu erstaunlich ist cs welche Summen von dem im großen und ganzen doch armen Volke für die Tempel aufge wendet werden. Jeder Tempel ist mit großen, ummauerton Tempelgriindcn versehen. In diesen mit Baumanlagen geschmückten Plätzen findet man stets eine große Anzahl von Gebäuden, Türmen und Pagoden, Klöstern beisammen, und erst in der Mitte erhebt sich der eigentliche Tempel. Zu diesen Tempclanlagen hat jeder mann Zutritt, ki« sind ebenso gut Kinderspielplätze als auch der Luft sich aus ihrem Bezirk cmporschwkngen, daß keine wie sie lehrend zu beglücken vermag. lieber dem silbrig blauen Meercsarm hinweg reichen sich hier Asien und Europa die Hand. Alle Nationen, alle Trachten, alle Farben, Rhythmen und Klänge zweier Erdteile überwogen jene Wunderbrücke, auf der alle Vergangenheit lebendig ge worden, alle Zukunft sich anzukündigen scheint in dem hin reißendsten Gestalten- und Farbenreichtum einer beunruhigen den Gegcnwartssülle. Von San Stefan braust der. Eilzug am Marmarameer entlang, das wie ein bis zum Rande gefüllter Riesenkelch anzuschaucn ist. am malerischen Jedikule, dem Schloß der Sieben Türme vorüber, der Halle des Sirkedsch- Bahnhofes zu, mitten durch die altertümliche, erinnerungsbe-- ladene, lebendurchtobte, winklige Türkenvorstadt. Und die Pforte der Glückseligkeit tut sich vor uns auf! Alle Sinne werden wach. Das Auge weiß nicht, wohin es zuerst schauen, das Ohr nicht, wohin es zuerst hören soll. Wie leiden schaftlich Erwartete kommen wir uns vor, denen hier die un, vergleichlichste Bescherung gerüstet. Gleich vor uns, ein paar Meter nur vom Bahnhof ent fernt, der wunderlicblichc Meeresarin des Goldenen Horns, eine leuchtend blaue, spiegelnde Scheibe, umrandet von der male rischsten Hiigclkulisse, der Hafen mit seinen Schiffen und Seg lern und Barken und Mahonen und Kaiks! Schwerfällige, dick bauchige Kähne, von halbnackteil Ruderkncchten mühselig be wegt, und flinke Motorboote, daß inan die ganze Entwicklung der Schiffahrt von den Zeiten Hesiods bis zur Gegenwart mit einem Blick zu überschauen meint! Dort drüben an der Hügelsohle Galata mit Konstantin-, zinncnbewehrtem, vielgeschosfigem Wachtturm, darüber, auf der Klippe, Pera mit seinen ragenden Palästen, seinen Riescnhotels, seinen modernen Kunstbauten, zwischen denen die kleinen Holz- Häuschen herumzukriechen scheinen wie graue, demütige Pilger, die gekrümmten Rückens ihren Leidsweg durchs irdische Dasein suchen. Hier, vom Bahnhof ansteigend, Stambul mit" seinen ragenden Moscheen, seinen ranken, schlanken Minaretts, den Ministerien, der Hohen Psorte, den anderen großen Amtsge- bnuden, mit seinen Buden und Bazaren, seinen winkligen Gassen, die vom Lärm rührigsten Eewerbeileißes durchhallt sind. Vom alten Serail bis Ejub, wo diese Riesenstadt zu ver- atmen scheint — das gewaltigste Museum von kribbelndem Leben und toller Buntheit erfüllt, atembeklemmcnd großartig und doch auch närrisch lustig — so lehnt es sich poetisch verträumt an die alte Stadtmauer, oder es bewundert mit reizender Koketterie sein Spiegelbild in der blauen Flut, die seine Fiißo netzt. — Und überall neue Bilder, neue Wunder, wohin man den Fuß auch setzt! Aus kurzer Kahnfahrt erreicht man das Ende des Goldenen Horns, — Kiat Hane, die „Süßen Wasser von Europa" mit ihrer idyllischen Waldeinsamkeit, über die der heiße Atem der Großstadt nichts mehr zu vermögen scheint. Und jenseits des Perahügels, der hier die Wasserscheide zwischen beiden Erdteilen bildet, verbindet der Bosporus das Schwarze Meer mit dem Marmara-Meer, dein die Dardanellen den Zu gang zum Mittelmecr einengen. Als ob Europa und Asien, wo sie sich ins Auge sehen, alle ihre Schönheiten aneinander messen wollten, drängt sich auf der kurzen Strecke zwischen Tophane und Rumeli Kawak eine schier unfaßliche Fülle schönster Bilder zusammen. Das Sultan schloß von Dolma Bagdsche, mit seinem Marmorguai, Veschick- iasch am Fuße des Pildiz-Siigcls, OriakoeY mit seinen Prin zessinnenpalais, Arnautkoey, das reizende Albanesendorf, Bebek mit dem unvergleichlicheil Sommersitz der Khediven, die allen Bosporusschlösser Rumeli Hissar und Anadoli-Hisjar, zwischen denen die Meerenge durch eine Kette gesperrt werden konnte, die heute noch in der Jrenenkirche zu sehen ist, die liebliche Bucht von Stenja, endlich Therapie mit den Sommcrsitzen der Botschaften, vor denen sich die prächtigen Stationsschiffe auf -der blauen Flut schaukeln, die der Wind vom Pontus leise bewegt — wie ein Wandelpanorama zieht das alles auf einer einstündigen Dampferfahrt an uns vorüber, uns mit unver wischbaren Eindrücken dieser Märchcnschönheit beseligend. Eine Welt ist Konstantinopel, eine Welt der Schönheit, des Glanzes, des Vergangenheitszaubers und des Eegenwartsrcizes, Konstantinopel, das einst Byzanz hieß und Neurom, und das doch seinen schönsten Namen, den der „Psorte der Glückseligkeit" von den Türken erhalten hat. „Dersaadet" — eine Verheißung und Erfüllung! R. Z. Aufenthaltsort der Miißigon, ja bilden sogar das Nachtasyl- Reisender, die hier stets Schutz und Unterkommen finden. Außerdem bilden die Tcmpelhöfe auch noch Asyle für die kranke und altersschwache Tierwelt; kein Tier darf von einem Buddhisten getötet werden, denn nach seinem Glauben gehen die Seelen Verstorbener in Tiere über, ehe sie das Nirwana er reichen. Es könnte so Vorkommen, daß in dem getöteten Tier die Seele des Vaters oder eines nahen Verwandten wohnt. Nutzlos gewordene Tiere warten in den Tempclhöfen geduldig ihr Ende ab. Als schönster Tempelhain ist ohne weiteres der des Wat PhraKeo anzusprechen, wenngleich er auch keineswegs der um fangreichste ist. Besonders.erwähnt zu werden verdient der Tempelhain um den Wat Pho, ein wegen seiner Größe viel be suchter Ort. Das imposanteste Bauwerk Sinterindiens aber ist die turin- gekrönte Rieseupyramide des WatTscheng (oder Chang) am Ufer des breiten Menam. Um dieses fabelhafte Bauwerk herum stehen vier andere, gleichgeformte aber nur halb so hohe Pyra miden, bedeckt mit Millionen von Porzellanscheiben, die man iw Glanze der Sonne für Edelsteine halten könnte. Das Innere eines Buddhatempcls ist fast überall das gleiche. Ein weiter Raum, bemalt mit zahlreichen farbigen Bildern, darstellend das Leben der Heiligen und im Hinter gründe der Altar, auf dem ein sitzender Buddha thront. Vor diesem befindet sich eine Tafel zur Ausnahme jeglicher Opser- gaben, die man den Priestern als Buddhas Vertreter zukommey läßt. Nur eins bleibt zu sagen, daß trotz des großen Opfersinnes des Volkes aber weder bei den Priestern noch bei dem Volk« viel echte Frömmigkeit vorhanden ist. H. Sch. 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