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Sächsische Volkszeitung : 14.09.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192609142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260914
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-09
- Tag 1926-09-14
-
Monat
1926-09
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.09.1926
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hat sich die Polizeidirektion Dresden zu einer mustergültigen « Behörde von einer Bedeutung entwickelt, die ihr eine I führende Rolle in allen Fachangelegenheiten weit über j die Grenzen des Reiches und des Landes hinaus gesichert bar. Einen beiondcren Rus hat sich Präsident Koeitig als Kriminalist erworben. : Tnnzkursus. Auf Anregung mehrer katholischer Familien eröffnet Herr Tanz- und Gymnastiklehrer H. Munier-Klootz Anfang Oktober einen Sonderkursus für junge Domen und Herren katholischer Kreise in ge- sell'chajrlichcm Umgang und Tanz. Die Schüler und Schüle rinnen geniesten beste Ausbildung im modernen Gesell» schasisiaiiz bei sorgsamster Pflege feingeselligen Verkehrs. Das Honorar ist den jetzigen ungünstigen Wirtschafts- Verhältnis en angepastt und sehr mastig gehalten. Er- vöhnt sei noch, dost Lerr Munier-Klotz diese Kurse auch in anderen Städten in den letzten Jahren in Leipzig mit bestem Erfolge durchgefllhrt hat und ihm viele Anerkennun gen und beste Empfehlungen zuteil geworden sind. Fm Übrigen sei auf die Anzeige der vorliegenden Nummer h.n- gewiesen. K graste Gesellschafts-Konzerte. Die angekündigten 6 großen Gcsellschaftskonzerte der Dresdner Philharmonie fin den am 9. November, 14. Dezember, 11. Januar, 1. Febr. 15. März und 5. April im großen Gewerbehaussaale: statt. — Weitere Bekanntmachungen folgen. Abonnements- Anmeldungen schon jetzt bei F. Ries, Seestr. 21. Leipzig ) Vom Fenster gestürzt. Die Unsitte, ohne jede Schutzmaß nahme Fenster von außen zu reinigen und dabei auf den Fen stersims zu treten, hat am Sonnabend wieder ein Menschenleben gefordert. In der Sch'rmerstrahe war eine junge Frau mit dem Reinigen der Fenster ihrer im 3. Stockwerk gelegenen Wohnung beschäftigt. Dabei stürzte sie ab und war auf der Stelle tot. ) Autounfall. In der Rackwitzer Straße wurde am Freitag nachmittag ein etwa 35 Jahre alter Motorradfahrer, der ein Auto überholen wollte, von einem ihm entgegenkommenden Lastkraft wagen ersaht und überfahren. Der Motorradfahrer war auf der Stelle tot. ) Bon der Universität. Der ordentliche Honorarprofessor in Ser Philisophischcn Fakultät der Universität Leipzig Dr. Fried rich Braun ist zum planmäßigen außerordentlichen Professor der osteuropäischen Geschichte ernannt worden. Aus Sachsen Tin grober Tag in Filippsdorf Filippsdorf i. B., 12. September. Der nordböhmische Gnadenort Filippsdorf, hart an der sächsischen Reichsgrenze, dessen berühmte Wallfahrts kirche, ein prächtiger zweitürnriger Bau, Heuer aus Anlaß des 60-Jahr-Jnbilänms vomm Papste zur „basilika minor" erhoben wurde, erlebte am heutigen Sonntage das Hochfest des Jubiläumsjahres mit der feierlichen Krönung der G n a d e n st a t u e. Die Kirche war aus Anlaß des Jubeljahres gänzlich renoviert, kostbar ausgeschmückt und ausgebaut und auch außen mit elektrischen Transparenten versehen wovden. Ein Strom von Wallfahrern von nah und fern ergoß sich ichon während des ganzen Jahres nach Filippsdorf, und auch das nahe Deutsche Reich, namentlich das katholische Gebiet Sachsens stellte einen großen Teil der Besucher. Erst jüngst weilte der Bischof von Meißen Dr. Schreiber mit der großen Dresdner Pilgerprozession in Filippsdorf. Die Krönungsfeierlikeiten wurden eingelei tet am Sonnabend, den 11. September, mit einem hl. Segen in der Basilika. Dann formierte sich di« imposante Lichterprozesfion, die sich durch den über und über bunt illuminierten Ort unter großem Glockengeläute bewegte. Voran zog die Schuljugend, namentlich weiße Mädchen. Sie trugen die leuchtende Riesenkrone mit weißen Rosen uüd Lampen. Es folgten Knaben mit weißen Schärpen und Blnmenfackeln und dann die von zwei Alumen ge tragene Gnadenstatue, die von weißen Mädchen flankiert wurde, intcr der Statue ging die ganze Geistlichkeit, geführt vom Abte von Strahov bei Prag, Zavoral, und m.t dem trotz Kränklichkeit erichienenen Diözesanbischof Groß-Leit- ineritz. Hinter der anschließenden Musik folgte nun in langen: Zuge das Volk. Im großen Viereck wurde der Ort durchzogen, und dann ging die Prozession zur Kirche zurück, wo der Abt den Segen erteilte. Am Abend fand in der Turnhalle das von der Oberin der Schwestern vom Hl. Karl BorromäuS, Gerorda Gersdörfer, verfaßte Jubiläums- fcstspiel statt, das aus der Geschichte von Filippsdorf schöpft und symbolisch teilweise im Himmel, teilweise auf Erden vor der Himmelskönigin spielt. Der Festsonntag brachte bei herrlichstem Wetter schon früh mit den reichsdeutschen und tschechoslowakischen Der Kerr -er Wett Roman von Robert Hugh Benson. autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen o... H M. von Lama. (54. Fortsetzung.) ,Jch weiß, Sir," sagte er, „ich weiß alles, was Sie jagen wollen." „Oh! Endlich einen Erlöser zu haben!" rief Francis aus. „Einen, den man sehen und greifen und in dessen Antlitz man beten kann! Es ist wie ein Traum, — zu schön, um wahr zu sein!" Oliver warf einen Blick auf di« Uhr und, die Hand Verbietend, erhob er sich rasch. „Verzeihen Sie, Sir, ich darf nicht länger bleiben. Sie haben mich in meinem Innersten ergriffen, ... ich werde mit Mr. Snowford sprechen. Ihre Adresse steht darauf, nicht wahr?" Er wies nach den Papieren. „Ja, Mr. Brand. Noch eine Frage." „Ich muß gehen, Sir", sagte Oliver, den Kopf schilt« ,elnd. . . . „Einen Augenblick. — Ist es wahr, daß der Gottesdienst obligatorisch sein soll?" Ol ver beugte sich nieder, um die Papiere zusammen zuraffen. L. Mabel, auf ihrem Galerieplatze hinter dem Sitze des Präsidenten, hatte schon mindestens ein halbes Dutzend Male während der letzten halben Stunde nach der Uhr ge sehen, jedesmal hoffend, einundzwanzig Uhr möchte näher lein, als sie fürchtete. Sie wußte nunmehr zur Genüge, vaß der Präsident von Europa weder eine halbe Minute zu früh, noch zu spät erscheinen würde. Seine absolute Pünkt lichkeit war bereits über den ganzen Kontinent hin bekannt. Er hatte einundzwanzig Uhr gesagt, und so würde er auch am einundzwanzig Uhr da sein. Der schrille Ton einer Glocke drang von unten herauf, und gleichzeitig verstummte die gedehnte Stimme des Red ners. Nochmals erhob Mabel di« Land, «nd dak auf M Ä>M des MM«Wies in NM Don Dr. Leo Schwerins (Köln) M. L.» Mitglied des Bundes-Ausschusses Zu einer bedeutsamen Tagung ist der BUHnenvolk s- bund vom 11.-13. September in Mainz zusammengetreten. Aus kleinen Anfängen hat er sich allmählich immer mehr empor gearbeitet. und heute kann sich das christliche Deutschland eigent lich die Vertretung seiner Interessen ohne ihn gar nicht mehr denken. Ein gar reichliches Programm ladet nach Mainz, und es gibt keinen Teil der Theaterbewegung der Gegenwart, die nicht in Mainz ihren Ausdruck fände. Besonders zu begrüßen ist es, daß man dem Iugendspiel einen so starken Raum gegönnt hat und es mit allen Kräften fördert. Spielscharen aus beinahe allen Gauen des deutschen Volkes geben uns einen Begriff von dem verwirrenden Reichtum der Bestrebungen auf diesem Ge biete. Aufführungen im Mainzer Stadttheater runden das Ganze weiter ab, und eine Theaterausstellung läßt uns einen Einblick tun in all die Kräfte, die im gegenwärtigen The ater lebendig sind. Es ist unverkennbar, daß das deutsche Theater von der gei stigen Krise nicht verschont geblieben ist, die unsere gesamte Kul tur durchzieht. Ob es Abend- oder Morgendämmerung ist, das zu unterscheiden ist schwer. Auf jeden Fall ringt auch im gei stigen Leben des Theaters sichdieIdee wieder hervor, und die Abkehr vom Materialismus in jeder Form ist unverkennbar. An sich also die gegebene Plattform für die Wirksamkeit einer Organisation wie der BVB. Sie trägt eigentlich all die geistigen Kräfte in sich, die das moderne Leben neu gestalten können, soweit das Theater daran überhaupt Anteil nehmen kann. Der Nahmen ist da, um bedeutsamen dichterischen und produktiven Kräften die Erprobung ihrer Schöpfung zu geben. Die Abkehr weiter Kreise des deutschen Theaters vom christlichen Geiste hat also eine gesunde Reaktion heroorgerufen. und erfreulich ist, daß sich bereits sehr beachtenswerte schaffende Kräfte gefunden haben, die gesonnen sind, die schöpferischen Kräfte des Christentums poetisch zu erfassen und zum Ausdruck zu bringen. Auch davon wird Mainz Proben geben. Leider sind in der letzten Zeit wiederholt Nachrichten in der Presse gewesen, die von einer Krise im BVB. sprachen. Es läßt sich leider nicht leugnen, daß gewisse Spannungen vorhanden sind und daß eine Opposition da ist. Bedauerlicherweise hat man die bestehenden Differenzen allzusehr auf das Persönliche zurück zuführen versucht. Tatsächlich handelt es sich bei der Spannung um etwas ganz anderes. Es handelte sich darum, ob die vorhan. denen Kräfte, die den BVB. langsam haben wachsen lassen, wei. ter die Führung behalten sollen, oder andere Kräfte, die sich gegenwärtig um den beherrschenden Einfluß bemühen. Auch diese Bewegung ist an sich verständlich. Solange der BVB. klein und unansehnlich war, konnte ein solcher Kamps gar nicht nuskom men; für die gesteigerte Bedeutung des BVB. ist es eben bezeich nend. daß er nunmehr um sein inneres Gleiä>gewicht ringen muß. Grundsätzlich Gegensätze über den einzuschlagenden Weg be stehen natürlich nicht, und dies sei insbesondere der gegnerischen Presse gesagt, die Hoffnungen auf den Verfall der Bewegung hat. Wir können uns nicht vorstellen, und irgendwelche Befürchtungen bestehen auch nicht, daß es im BVB. Kräfte geben könnte, die so verantwortungslos wären, daß sie an eine Sprengung des Bun des dächten. Aber von der Mainzer Tagung ist zu erwarten, daß sie end lich Schlutzmacht mit denStreitigkeiten, mit denen die Oeffentlichkeit nichts anfangen kann, weil sie die tieferen Beweggründe nicht sieht. Wir hoffen, daß es niemals nötig sein wird, sie klar zu legen, sondern daß der echte Bundesgeist in Mainz stark genug ist, nach allen Seiten Brücken zu schlagen und die Einigkeit wiederherzustellen. Ansätze dazu sind vor handen, da beide Teile sich ernstlich um eine Verständigung be mühen. Das christliche Deutschland kann sich den Luxus eines kulturellen Gegensatzes wirklich nicht leisten. Der Einigungswille muß alles überwinden. Persönlichkeiten, die nicht gewillt sind, ehrlich an der Ueberbrük- kung der Gegensätze mit zu arbeiten, müssen die Folgerungen ziehen. Wir hoffen dazu, daß Mainz ein verheißungsvoller An fang einer verstärkten Betätigung des christlichen Volksteils auf dem Gebiete des Theaterwesens im weitesten Sinne sein wird! Zur bevorstehenden Reichstagung des Bühnenvolksbundes hat der Vorsitzende der Zentrumsfraktion des Preußischen Land tags, Herr Vizepräsident Geheimrat Dr. Porsch, an den Büh- nenvolksbunü folgendes Schreiben gerichtet: „Die Zentrumsfrak tion des Preußischen Landtages spricht dem BVB. zu seiner Reichstagung die herzlichsten Wünsche zu gutem Gelingen aus. Sie wußte und iveiß die hervorragende Bedeutung des BBB. um das christliche deutsche Theaterlebon voll zu schätzen und hat sich stets bemüht, ihn mit allen Kräften zu unterstützen. Sie wird auch in Zukunft bemüht sein, alles zu tun, um die kulturellen Kräfte zu stärken, die eine Wiedergesundung unseres Kulturlebens im christlichen Sinne erivarten zu lassen. Das Mitglied unserer Fraktion, Herr Dr. Schwerins, dessen Arbeit auf diesem Ge biete wir volles Vertrauen schenken, ist beauftragt, die Zentrums fraktion -es Preußischen Landtages in Mainz zu vertreten." Zügen und auf allen Straßen und Wegen einen Massen- -uzug zum Gnadenorte. Auf dem großen Platze hinter der Kirche fand um halb 10 Uhr das von Bischof Groß ge holte nefeierliche Pontifikalamt statt. Die Festpredigt aller dings hatte in letzter Minute R.'ktor P. M a ti g - Fil'.ppsdorf übernommen, da sich Bischof Groß noch zu krank fühlte. Den Höhepunkt erreichte die massenhaft besuchte Feierlich keit mit der K r ö n u n gs z er e mo n i e. Die goldene Krone, mit welcher die Gnadenstatue gekrönt wurde, stammt aus lauter Nvt iv g e sch e nke n. Nach der Weihe und dem feierlichen Hvchumtc nahm der hochw. Herr Bischof die feierliche Krönung vor. Mächtig erklangen die ergreifenden Weisen des „Regina Coelis", und mit dem feierlichen Tedeum schloß die eindrucksvolle Hochseier. Sie wurde verschönt und gehoben durch den Vortrag einer vom Chor regenten Jarschel komponierten Festmesse. In Samarkand in Rußland, auf dem Stroh der Kriegsgefangenen, hate Chorreg. Jarschel die Messe komponiert und sie seinerzeit durch die Kriegsgefangenen in Rußland zur ersten Auf führung bringen lassen. Nach dem feierlichen Akte bewegte sich der endlose Zug durch einen Teil des Ortes in die Gnadetikirche. Beson ders innig wirkte in der Basilika die Huldigung d^r vielen kleinen Kinder der Bewahranstalt vor der gekrönten G»a- deiikönigin. Ein Pontifikalsegen schloß die Feier. Aus der Lausitz Görlitz. Selbstmord durch Blausäurevergiftung beging der 22jährige Tischler M. aus wirtschaftlicher Not. Dsmitz-Thumttz. Im Betriebe der Firma Sächsische Gra nit-Aktiengesellschaft vorm. C. G. Kunath stürzte beim Auswech seln der Backen des Baggers einer ENIATENIAT^lIAT sein der Backen -es Brechers einer Steinzerkleinerungsmaschine dieser dem Arbeiter Max Leuner aus Demitz-Thumitz auf die Beine. Der Backen wiegt acht Zentner und lag eine Stunde aus den Beinen. Der Unglückliche dürfte zeitlebens arbeitsunfähig bleiben. Bautzen. In einer zweiten Versammlung wurde nochmals Stellung genommen zur Bildung einer bürgerlichen Einheitsliste für die bevorstehenden Stadtverordnetenwahlen. Herr Gcheimrat Dr. Raschke betätigte sich wieder als Leiter der Verhandlungen. Die Oberhand behielt wieder stark die Meinung, daß kein Grund bestehe, die jetzige Vereinigung der Mittelparteten von Demokra ten, Zentrum und Volkspartei aufzugeben. Auch das Zentrum sprach sich für Beibehaltung der alten Koalition aus. — Die 2. Abteilung des Artillerie-Regiments 4 rückte zu einer Divisions übung nach Pommern ab. Bereits Freitag oder Sonnabend wird die Truppe wieder in der Garnison eintreffen. Kamenz. In der Nacht zum Sonnabend wurde beim Bür germeister Otto Mager in Bulleritz ein Einbruchsdiebstahl ver übt, dem auch die Gemeindekasse zum Opfer fiel. Ostritz. Der Bau der Wasserleitung ist nunmehr so weit vorgeschritten, daß eine Hydrantenprobe stattsinden konnte. Seit einigen Tagen ist bereits der große 300 Kubikmeter Wasser fas sende Hochbehälter gefüllt und die gesamte Leitung unter Druck gefetzt. Der Druck ist außerordentlich stark und jeder Feuers, gesahr gewachsen. Neugersdors. Die neue Turnhalle in Neugersdorf konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Neubau macht mit einer Freitreppe einen imposanten Eindruck Südweflfachsen Elsterberg. Die Sparkasseneinlagen haben im August einen Zuwachs von 36 225,63 Mark erhalten. Glauchau. Die Firma Fiernkrantz und Ehret GmbH, läßt einen Schornstein von 80 Meter Höhe erbauen, dessen obere lichte Weite 2,50 Meter sein soll. Es wird dergrößteSchornstcin inGlauchau und feiner weiteren Umgebung sein. Plauen. Ein aus der Thüringer Landesstrafanstalt Unter- matzfeld entwichener Gefangener hat vom Vogtlande aus seinen Mitgefangenen Ansichtskarten gesandt. — Blühende Erdbeeren im September ist immerhin ein nicht alljährliches Ereignis fürs Vogt- land. Sogar reife Erdbeeren konnten noch geerntet werden. Zwickau. Sonnabend nachmittag stürzte der Bergzimmer ling Böhm bei Reparaturarbeiten auf dem Tiefbauschachte infolge einer unglücklichen Bewegung vom Fahrgerüst in die Tiefe. Er wurde vollständig zerschmettert. Der Verunglückte hinterläßt 8 Kinder. der Uhr an ihrem Armband noch fünf Minuten an dev Zeit fehlten: dann beugte sie sich aus ihrer Ecke nach vorn« und starrte in das Haus hinab. Auf das metallische Läuten hin war eine große Ver änderung dort vor sich gegangen. Hin durch die langen, braunen Sitzreihen war Bewegung in die Abgeordneten gekommen, sie setzten sich besser zurecht, die übereinander- gelegten Beine verschwanden und die Hüte wurden in ihre Lederbehälter geschoben. Der Präsident des Hauses stieg die drei Stufen von seinem Sitze hinab, den in wenigen Minuten ein anderer einnehmen sollte. Das Haus war bis auf den letzten Winkel gefüllt; «in Nachzügler kam eiligen Schrittes durch das Halbdunkel des Südportals und blickte in dem vollen Lichte verwirrt um sich, bis er seinen leeren Platz gewahrte. Auch die unteren Galerien gegen den Eingang zu, wo sie umsonst versucht hatte, einen Platz zu finden, waren voll besetzt. Trotz der das gesamte Innere ausfüllenden Menge war nichts als ein geheimnisvolles Flüstern zu vernehmen; von den hin ter ihr sich hinziehenden Gängen hörte sie noch ein rasches Klingeln, mit dem die Foyers geleert wurden, und vom Parlamentsplatz erhob sich nochmals das dumpfe Murmeln der Massen, welches während der letzten zwanzig Minuten verstummt war. Hörte das auf, so wußte sie, daß er an gekommen war. Wie seltsam und wunderbar es doch war, hier zu sein, — an diesem denkwürdigen Abende, an welchem der Präsident sprechen sollte! Vor einem Monat hatte er eine ähnliche Vorlage in Deutschland genehmigt, und in Turin über denselben Gegenstand gesprochen. Morgen sollte er in Spanien eintreffen. Niemand wußte, wo er sich während der letzten Woche aufgehalten hatte. Ein Ge rücht hatte sich verbreitet, man habe sein Flugschiff über den Comerjee dahinfliegen sehen, doch war dies sofort wider rufen worden. Auch wußte niemand, wovon er heute abend sprechen würde. Es mochten nur drei, es konnten aber auch Fwanzigtausend Worte sein. Es gab einige Klauseln in der Vorlage, — besonders jene, welche die Frage behandelten, wann der neue Kult für alle über sieben Jahre alten Untertanen als obligatorisch gelten sollte, — vielleicht würde er dies mißbilligen und verbieten. In diesem Falle mutzte alles noch einmal abgefatzt und die Vorlage aber mals unterbreitet werden, es je: denn, das Laus nähme seine Aenderung durch Zustimmung an. Mabel selbst war diesen Klauseln nicht abgeneigt. Sie bestimmten, daß, obwohl die Gottesverehrung in jeder Ge meindekirche in England am folgenden ersten Oktober ein geführt werden sollte, dies erst von Neujahr an für all« Untertanen obligatorisch sein würde, wogegen in Deutsch land, wo die Vorlage erst vor einem Monat genehmigt worden war, "dieselbe sofort in Kraft treten und auf dies« Weise alle katholischen Untertanen gezwungen waren, eur» weder das Land zu verlassen oder sich den Strafen zu unterziehen. Diese Strafen hatten nichts SchreckenerregeiV des an sich; für die erste Uebertretung war nur eine Woche Haft festgesetzt; für die zweite ein Monat Gefängnis, auf die dritte ein Jahr und bei der vierten fortdauerndes Ge fängnis, bis der Schuldige sich unterwarf. Dies waren, wie es schien, milde Bestimmungen, denn selbst untev Gefängnis verstand man nichts weiter, als eine vernunft gemäße Haft und Arbeit in staatlichen Anstalten. Dis Schrecknisse des Mittelalters waren hier nicht zu finden, auch war der Akt der Gottesverehrung, der gefordert wurd», so geringfügig; cs genügte persönliche Anwesenheit in d«tz Kirche oder Kathedrale an den vier neuen Festen, welch» am ersten Tage jedes Vierteljahres gefeiert wurden. Dies» bestanden in der Anbetung des Lebens (1.), dessen, wo durch es sich fortpflanzte, also der Vater- und Mutterschaft (2., 3.), sowie alles dessen, was zu seiner Erhaltuirck diente (4.). Der sonntägliche Gottesdienst war jedem frei- gestellt. Sie konnte nicht verstehen, wie jemand diese Huldi gung verweigern konnte. Diese vier Ding« waren Tatiachen in ihnen äußerte sich das, was sie den Geist der Welt nannte —, und wenn andere diese Macht Gott nannten» so mußten jene doch als die Lebensäutzerungen desselben betrachtet werden. Worin lag denn nun die Schwierigkeit? Nicht, als ob den Christen ihre Art Gottesdienst nicht mehr erlaubt wäre, wenigstens unter den üblichen Ein schränkungen. Die Katholiken konnten immer noch ihrer Messe beiwohnen. Und doch standen entsetzlich« Dinge in Deutschland bevor; nicht weniger als zwölftausend Ein wohner waren bereits nach Rom auSgewandert, und eS hieß, daß weitere vierzigtausend binnen kurzem diesen ein fachen Akt der Huldigung verweigern würden. Es machte sie verwirrt und ärgerlich, nur daran zu denken. (Fortsetzung solgt.)
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