Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 11.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260411
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-11
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.04.1926
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
n. ^lre Z Die Wasserkrastanlage Wurzen Meitzer Sonnlag Schneeweiß brechen Tausend und nochmal Tausend von Blüten an den Bäumen auf, so um die junge Zeit, wenn der Frühling noch mit unverdorben blanken Augen und sonnen gewärmt in seinen Kinderschuhen läuft. Der Frühling feiert blütenweißen Feiertag, ewigen Kindersonntag. Und weih wie Hostien brechen Kinderherzen auf, wenn der Frühling seine Kränze fertig hat zum grossen Wundertag des Kindes, wenn aller Alltag und Schule und Spiel verschwindet vor den, weihen Feiertage, der, seit Monaten ersehnt, von den Eltern mit Hoffen erdetet, von der Natur mit Blumen begleitet, aus der Gläubigkeit der Jahrtausende geboren, dem Kinde das erste Erschauern ereignisnaher Seelen bringen wird. Kindliche Augen werden Mysterien. Kindliche Glückselig keit macht die Grohen klug und ernst. Hostienweih blühende Kinderherzen tragen geheimnisvnll schwere Versprechung von fruchttragender Zukunft. Kinderköpfchen, die geneigt zuin Al täre gehen, bringen zitterndes Ahnen von Unendlichkeit: selig geneigte Kinderköpfchen halten Ser Welt den Atem an und zwingen zum Lauschen auf das neue Werden. In diesen Kin- derköpschcn steckt ein Ahnen, das grösser ist als alles Wissen der Weisen der Welt. Dieses Ahnen ist Glückseligkeit, die nur einmal im Leben so hell jauchzt, ohne Lachen, ohne laute Kin derfröhlichkeit, Glücksahnen, Ahnungslosigksit, unbewusste Be wußtheit des von Posaunen getragenen: „Dein König kommt!" Würde ein Groher erfassen, was ein Kind an diesem Weihen Sonntag begreift, er stürbe an diesem Posauncnton: — „Dein König kommt!" An solcher Kinüesfrühlingsblüte erhebt sich die Welt. Wenn der Bäume Frühlingsblüten der Welt den weihen Feier tag bereiten, dann geht ein Glauben durch die Herzen. Wenn Kinderherzen Weihen Sonntag feiern, dann hält die Welt den Atem an. Und wenn der Blütenrcgen fällt, wenn die Bäume zu froher Arbeit sich recken, dann liegt im Herzen dieser Blüten schon die goldschwere Frucht des Herbstes wohlverwahrt. Dresden Das Aussrellungskino -er Iahresschau Die Direktion der Iahresschau hat sich entschlossen, erst malig für die Dauer der beiden diesjährigen Ausstellungen ein eigenes Ausstellungskino einzurichten. Es ist dafür eine beson dere Halle eingerichtet worden, die ungefähr 300 Sitzplätze saht. Hier sollen täglich um 5, 7 und 0 Uhr Kinovorfiihrungen statt- sinden, und zwar als besondere Sehenswürdigkeit der von der Iahresschau im Alleinauffiihrungsrccht für Dresden erworbene einzigartige Film „Dos Blumenwunder" mit Musik des be kannten Komponisten Eduard Kiinneke. „Das Blumenwunder" wird nach der Dresdner Aufführung in fast allen Großstädten des Auslandes, zunächst in Mailand und London vorgefllhrt werden. Bei der Berliner Uraufführung äuherte sich Max v. Schillings begeistert: „Hier ist ein Wunder, glaubet nur." Zu ähnlichen Urteilen gelangte die gesamte Presse. An die tiefsten Geheimnisse der Natur rührt dieser Film, der das Werden und Wachsen, das Vergehen und Sterben der Blumen in wunder baren und ergreifenden Bildern enthüllt. Was im Kreislauf eines Jahres, Lew menschlichen Auge als fortschreitender Vor gang unbemerkbar, sich im Leben der Pflanze ereignet, ist hier durch eine unvergleichliche technische Illussion auf wenige Minu ten zusammengedrängt, wobei Künnekes begleitende Musik in chrer lyrischen Untermalung zu einer fesselnden Ergänzung die ses Erlebnisses wird. 50 Jahre Dresdner Kunstakademie Die Staatliche Akademie für Kunstgewerbe in Dresden feiert Pfingsten dieses Jahres ihr SOjähriges Bestehen. Eine Festsitzung soll am 20. Mai im Brühlschen Saal der Akademie die Feier eröffnen. Am gleichen Tage beginnt eine Ausstellung, in der vertreten sein werden: Innenarchitektur- und Möbel zeichner, Maler für Baukunst und Kleinkunst, Plastiker für Holz, Stein, Metall, Keramik und Glas und die graphischen Künste. Außerdem sind an der Ausstellung beteiligt die Textil zeichner für industrielle Techniken, Mode- und weibliche Hand arbeiten. allgemeine Studien der Zeichenlehrer. Mal- und Mo delliersäle, die Abteilung für akademische Zeichenlehrer, der Iahreskursus für geschmackliche Bildung und die Abendschule Vfeltbelcsnntes vornekmes Haus inun- SL Xvlsl kellevus K. UOblllObLttl), Vorstand uncl steiter Dresden, 1». April. Am Donnerstag fand auf Einladung der Regierung eine Besichtigung der Wasserkrastanlage Wurzen (an der Vereinigten Mulde) durch Vertreter der Presse statt. Die Anlage, die etwa 3,5 Millionen Mark kosten dürfte, ist die größte Mittel- und Norddeutschlands und ist Anfang April 1924 als Notstandsarbeit zur Beschäftigung Erwerbsloser begonnen worden. Die in der Anlage zu gewinnende Energie soll der Landeselektrizitäts-Versorgung zugeführt werden. Die Anlage wird auf 104 Sekunden kubikmeter Höchstwasserverbrauch ausgebaut. Ihr mittleres Arbeitswasser beträgt 50,5 Sekundenkubikmeter, ihr mitt leres Nutzgefälle 6,8 Merer und ihre mittlere Jahresarbeit 21,9 Millionen Kilowatt-Stunden. Die Anlage besteht aus Stauwerk, Obergraben, Kraft haus und Untergraben. Als Stauwerk wird das alre Muidenwerk der Krietschiverke benutzt. Der Obcrgraben wird 6 Kilometer lang, in der Sohle rund 9 Meter, in Spiegel höhe 21,5 Meter breit und erhält ein Sohlenge'fälle von 1:10 000. Die Grabenböschungen werden 1>',süß:g an gelegt und ebenso wie die Sohle zur Dichtung und zur Erhöhung des Wasserabführungsvermögens. Der für den Beton erforderliche Kies wird an Ort und Stelle gewonnen. Der Untergraben erhält eine ganz geringe Länge und an der Sohle eine Breite von 65,60 Meter. Zur Herstellung der gesamten Grabenlänge müssen 410 000 Kubikmeter Erb massen gelöst, befördert und in die Dämme geschüttet werden. Der Obergraben erhält 100 Meter unterhalb seiner Ab zweigung von der Mulde ein Einlaufbauwcrk mit 5 Oeff- nungen von je 6,5 Meter erste Weite. Die Oesfnungcn wer den mit Rollschützen versehen, die vom Krafthaus aus motorisch fernbedient werden können. Die Achse des Ober grabens ist so gewählt worden, daß bestehende Mühl gräben, verlassene Muldenarme und brachliegendes oder sumpfiges Gelände nach Möglichkeit in den Bau einbezvgen wurden. Zur Wiederherstellung der Wegeverbindungen, die durch den Grabenbau unterbrochen werden, sind 7 Beton brücken vorgesehen. Besondere Schwierigkeiten bei der Grabenanlage bereitete der außergewöhnlich starke Gruno- wasserandrang. Das Krafthaus kommt 800 Meter südlich Canitz zu stehen. Es erhält 2 Kaplanturbinen von 4400 und 2640 Pferdestärke Leistung und eine Propellerturbine von 3760 Pferdestärke Leistung. Auf die Turbinen sind dre: Drehstrom - S önch»:n - G'eneraroren mit 6000 für Leute der Praxis. Außer dieser Ausstellung soll auch eine größere Veröffentlichung von Studienergebnissen den heutigen Stand der Arbeiten der Akademie der Oeffentlichkeit vor- sühren. Dresden im Luftverkehr 1826 Der diesjährige Luftverkehr von und nach Dresden wird am 12. April durch die Inbetriebnahme der bei den Linien Dresden—Leipzig—Halle-Magdeburg—Hamburg und Dresden^—Chemnitz—Plauen—Nürnberg-Fürth,—Männ chen—Zürich eröffnet werden. Eine Woche später, am 1 9. April , sollen ferner die Linien Malmö—Kopenhagen- Lübeck—Berlin—Dresden, Flensburg—Kiel—Hamburg—Ber lin—Dresden und Breslau—GörlitzDresden—Leipzig dem Betrieb übergeben werden. Die Betriebseröffnung der im Luftverkehrsnctz der Deutschen Lufthansa vorgesehenen Luft strecke Dresden—Prag—Wien steht noch nicht endgültig fest; sie wird zur gegebenen Zeit bekanntgegeben werden. Nach der Wiedereröffnung des gesamten deutschen Luftverkehrs, die sich für die Hauptstrecken hintereinander innerhalb der 14 auf den 6. April folgenden Tage vollziehen soll, wird Dresden in folgende 15 Luftverkehrslinien mittelbar oder unmittelbar einbezogen sein: 1. Malmö—Kopenhagen- Lübeck—Berlin—Dresden—Prag—Wien; 2. Flensburg— Kiel—Hamburg—Berlin—Dresden—Prag—Wien; 3. Stet tin—Berlin-Dresden—Prag—Wien; 4. Breslau—Görlitz- Dresden—Lc:pzig—Braunschweig—Hannover—Bremen; 5. Breslau—Görlitz—Dresden—Leipzig—Braunschweig — Dort mund—Essen; 6. Dresden—Leipzig—Halle—Magdeburg- Hamburg; 7. Breslau—Görlitz—Dresden—Leipzig—Halle- Köln—Düsseldorf—Amsterdam; 8. Breslau—Görlitz—Dres den—Leipzig—HaNe—Erfurt—Frankfurt—Mannheim—Karls ruhe—Baden-Baden—Villingen—Konstanz; 9. Breslau— Grölitz—Dresden—Leipzig—HalleKöln—Brüssel—London; 10. Moskau—Smolensk!— Kowno—Königsberg—Danzig—Berlin; 11. Dresden—Chemnitz—Plauen—Nürnberg-Fürth—Mün chen—Zürich; 12. Dresden—Chemnitz—Plauen—Nürnberg- Fürth—MÄnch»ene--Wien—Budapest; 13. Dresden—Chem nitz—Plauen—Nürnberg-Fürth—München—Innsbruck; 14. Dresden—Chemnitz—Plauen—Nürnberg-Fürth—Stuttgart — Volt Maschinenipannung aufgesetzt, deren Leistung 3600 und 3600 und 2000 — 9200 KVA beträgt. Die Abmessungen des Krafthauses betragen 11,0X50,53 Meter --- 585,83 Quadratmeter Grundfläche. Zum Schutze gegen lleberipü'ung bei plötzlicher Entlastung der Kraftanlage und als Grund- oblaß wird ein 4 Meter breiter und 6,5 Meter hoher mit Schützen abgeschlossener Freifluter eingebaut, der unmittel bar in den Untergraben einmündet und 125 Sekundenkubik meter abführen kann. Zu seiner Unterstützung sind zwei Haynsche Saugheber mit zusammen 47 Sekundenkubikmeter AbstthrungSvermögen angeordnet. Der in dem Krafthaus erzeugte Strom soll mit 30 000 Volt Spannung in die nahe vorbeiftthrende Ringleitung der Landkraftwerke A.-G. eingeleitet werden. Gleichzeitig — aber unabhängig vom Bau der Wasser kraftanlage — wird eine schon lange geplante und von den Anliegern dringend gewünschte Regelung des Hoch- Wasserbettes der Mulde durchgesührt. Seither wur den bei jedem mittleren Hochwasser die Ufer der Mulde unterhalb Wurzen auf weite Strecken überflutet und das Land in seinem Ertrage ganz erheblich geschädigt. Durch Ausbau des linken Grabendammes als Hochwasserschutzdamm werden 200 Hektar landwirtschaftliche Flächen für alle Zeiten vor Ueberschwemmung geschützt und der erhöhren landwirtschaftlichen Ausnutzung zugefllhrt. Durch Auffül lung und Instandsetzung der alten und Anlage neuer Schutz dämme werden fernerhin auf dem linken Muldenufer die Ortschaften Bennewitz, Grubnitz, Deuben und Nepperwitz und 180 Hektar Acker- und Wiesenland gegen Hochwasser geschützt. Zur wirksamen Ergänzung dieser Hochwasser- Schutzmaßnahmen wird in Flur Nischwitz eine Flutrinne von 110 Meter Breite ausgehoben. Diese Arbeiten dienen also auch in ganz hervorragendem Matze dem Landeskultur- interessc. Die gesamten Arbeiten werden in diesem Sommer vollendet. Der Bau ist wegen der außergewöhnlich großen Erdbewegungen als Nvtstandsarbeit besonders geeignet. Im ganzen wird mit 300 000 Erwerbslosentagewerten zu rech ne.: sein. Neben der hohen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Ausbaues dieser Wasserkraft, die in ihrer Ausbaugröße dem Ausbau einer bayerischen Wasserkraftanlage der Isar nicht nachsteht, ist auch die Wirtschaftlichkeit der Anlage durchaus gegeben, der Preis einer erzeugten Kilowattstunde ab Gene ratorklemme beträgt 2,2 Pfennig. Basel; 15. Dresden—Cyemn.tz—Plauen—Nürnberg-Fürth— Stuttgart—Zürich. Für die Kurse 1—3 ergeben sich für Dresden folgende Start- und Landungszeiten in mittel europäischer Zeit: an von Berlin 14.30, ab nach Prag— Wien 14.50; an von Prag—Wien 12.10, ab nach Berlin usw. 12.35. Für die Kurse 4 und 5 und 7—9: au von Breslau—Görlitz 9.10, ab nach Leipz.g usw. 9.25; an von Le.pz.g 14.35, ab nach Görlitz—Breslau 15.00. Für Kurs 6: ab nach Leipzig usw. 8.30, an von Hamburg über Leipzig 16.45. Für die Kurse 11—15: ab nach Chemnitz usw. 8.25, an von München usw. über Chemnitz 18.20. Der Flugplan bezieht sich auf alle Wochentage; Sonntags ruht der Luftverkehr. : Staatspolitische Borträge vor Beamten. Die von der Reichszentrale für Heimatdienst, Landesabteilung Sachsen ge- plante und am 14. April, abends 7 Uhr in der Aula der 4. Be rufsschule, Melanchthonstrahe in Dresden-N. beginnende Vor tragsreihe mit Lichtbildern über Reichsoerfassung. Landesver fassung und Verwaltungswesen haben in der Beamtenschaft erfreuliches Interesse hervorgerufen Bis jetzt liegen bereits 184 Anmeldungen vor. Obschon der Meldetermin abgelaufen ist, werden Meldungen noch bis 12. April entgegengenommen, da die Raumrerhältnisse einen stärkeren Besuch zulassen. Mel dungen sind bekanntlich an die Landesabteilung Sachsen der Reichszentrale für Heimatüienst, Dresden-A., Schlohstrahe 31. 2., zu richten. : Nachtverbindungen vom Jndustriebezirk nach Mittel deutschland. Wenig bekannt sind die neuen Nachtverbin- vungeu, die durch die D-Zuge Köln—Hildesheim—Berlin vom Jndustriebezirk nach Mitteldeutschland vermittelt wer den. Die D-Züge werden jeweilig in Soest erreicht. Sv fährt ab Essen 11.16 ein D-Zug, der morgens 6.45 in Magdeburg und 8.24 in Halle ist. Dort hat man wfort Anschluß und trifft 11.31 in Dresden ein. In der Gegen richtung ab Dresden 7.04 abends, an Halle 10.30, ab Halle 10.38, ab Magdeburg 12.29, an Soest 6.16 morgens. Die D-Züge führen Schlafwagen Köln und Aaachen—Berlin und sind nicht übermäßig besetzt, so daß sei eine angenehme Nachtverbindung darstellen. Thealer und Musil» Bassermann-Gastspiel im Alberiiheaier „Sie in er Tisch". Komödie von Frederick Lonsdale Der englische Lustspieldichter trägt sich 2 Akte lang fast mit den Ambitionen eines G. B. Show. Wenigstens was die Bor aussetzungen anlangt: Richard Sones hat alle Ursache, auf die Gesellschaft seiner schönen Frau acht zu geben. Es ist die übliche Korona leichtsinniger Dandys und treuloser Frauen, die heut zutage in aller Herren Länder üblich zu sein scheint. Sones urteilt über sie hart, aber gerecht: Prostituierte des Geistes. Ein Jammervoll». Besonders einer, Ernest Steele, macht der Frau Margaret den Hof. Mit Glück. Auseinandersetzungen. Entfremdung der in glücklichster Ehe lebenden Familie Sones. Da macht er „reinen Tisch". Das heitzt, er begeht die Geschmack losigkeit, — auch das ist echtester Shaw — eine Fremde einzu laden und wählt dazu die erste beste Straßendirne, um der „degenerierten Gesellschaft" zu zeigen, wie er sie einschätzt. Bei dem Skandal bleibt er Sieger gegenüber der Gesellschaft. Nicht aber gegenüber seiner Frau. Für sie »vor es nicht der richtige Ton. Wie sich die Sache nun weiter entwickeln könnte, darüber hat das Publikum in der meines Ermessens an der Unrechten Stelle eingeschobenen Pause nachzudenken. Dah der 3. Akt so stark abfallen und des Lustspiels wegen geradezu albern werden würde, ixw kann es jedoch nicht erraten. Dieser Steele kommt trotz angedrohten Hsnouswurfs wieder, kommt, nachdem Mona, die Dirne, die hier Vorsehung spielen zu müssen glaubt, auch Sones in Margarets Namen angerufen und aus dem Klub hin auszitiert hat. Und nun wird der Don Juan, dem die treue, kleine Frau, die nicht litgen kann und für ihn zu „ehrbar" ist, ein lächerliches Vertrauen entgegenbringt, Lehrmeister des Ehe mannes. Nämlich: Steele bringt Sones die alte Binsenweisheit bei. daß er an dem beinah« erfolgten Fehltritt schuld sei, weil er seine Frau der Langeweile iiberamvortet habe. Ueberraschend schnell ist alles wieder gut, und das Publikum muh an das plötz- Iick>e Glück glauben. Man war erfreut darüber, mal eine mo ralische Komödie aus unseren Tagen zu erleben und sah Theater routine und die üble, alt« „Gefühlskiste"- . » - Freilich begreife ich Albert Bassermann vollkommen, dah ihn die Rolle des Sones reizt. Wenn er — so wie er den Cha rakter in den ersten Mten anfaht — sich den 3. Akt hätte selbst schreiben können, wäre sicher etwas anderes daraus geworden. Denn dieser bestimmte, kluge, elegante und überlegene Welt mann, den er auf die Szene stellt, kann späterhin nicht mehr glaubhaft erscheinen. Man erfreute sich indessen wieder an einer reifen, technisch vollendeten Schauspielerleistung. Else Bas sermann gibt die Mona. In ihrer Szene, wo sie „moralische" Lektionen erteilt, hatte sie verdienten Szenenbeifall. Sie ist eine Gestalterin von Hohem Rang. Anneliese Goetz als Marga ret stellte eine entzückende, glaubhaft naiv« junge Frau dar, und Stoeckel als Verführer war „unwiderstehlich" wie je. Aus der Gesellschaft fielen Mathilde Heerdt und Paul Der- hoeoen angenehm auf. Den Ovationen für Albert und Else Bassermann machte der eiserne Vorhang — vielen Enthusiasten offenbar zu früh — ein Ende. Franz Zickler. In der Akademie für Zeichnen und Malen des Hof rats Prof. Ernst O. Simonson-Castelli, Ostbahn straße 3, findet zckrzeit eine reichhaltige Ausstellung» von Schülerarbeiten statt, die manches Wertvolle birgt. Der Gesamteindruck ist der, daß den Kunstbeflissenen eine höchst individuelle Schul« zuteil wird. Professor Simonson-Castelli, der als Porträtmaler einen Namen hat und dem z. B. auch Papst Pius X. zu einem lebensechten Bild saß, lehrt keinen „Stil". Er hat die Ueberzeugung, daß nur die Intuition Meisterschaft Hervorbringen kann und behandelt jedes Talent individuell. Dagegen legt er offenbar gründliches technisches Können seiner Schüler« großen Wert. Man sieht in der Ausstellung allerhand Stil richtungen, bei allen aber große Sauberkeit in der Aus führung. Max SGtegert bietet das Reifste. Von ihm sind zwei brillante Porträts seines Meisters und dessen Gattin zu sehen sowie eine Anzahl Köpfe und Aktzeichnun gen in großer technischer Vollkommenheit. Neben ihm wird Martin Röhl mit einem lebensgroßen Akt und lebhaften Temperasachen in flotter, sranzönscher Manier in Ehren bestehen können. Von Alfred Pollak ist die Muttergotte» "mit dem AesuSknaben, die als Außenbtld in eine Wandnische eingelassen werden soll, sehenswert, Das Bild ist von der katholischen Kirche zu Königstein angetanst worden. Theodor Sch «erbau m dielet einige den Natur trefflich abgelauschte Stimmungen, während sein Antipode Walther Werner mit sehr realistisch auf- gefaßten Details für sich einnimt. Der lugcndliche Albert Stamm erntet mit sehr fein durchgestthrien Zeichnungen auf; seine Charaktcrköpfe und Kompositionen verraten den Denker. Besondere Sorgfalt wird in der Schule Simonfon- Castelli auf das Aktstudium gelegt. Von Krille, Erler, CWitzany, Schlosser, Grimm, Fritzsche, Krause, Kvlhe und CAuverS, der auch ein sehr gutes Pastell-Selbstportri'it Causstellt, sind zum Teil ganz vorzügliche Sachen zu sehen. Hier kommen wieder die verschiedensten Stilauf fassungen deutlich zum Ausdruck. Auch zwei Damen, Hildegard Böhme mit hübschen Studien und Dora Merkel mit Oelstudien nach der Natur sind vertreten. Ja sogar ein Plastiker ist da: Walter Hartmann, dessen Sachen besonders in der Bewegung eine feine und klare Durchführung nachziurühm^n ist. Die Ausstellung stk nur noch am morgigegen Sonntag von 10 b:s 6 Ilhrbei freiem Eintritt geöffnet. Zck. Staatliches Kunstgewerbemuseum Dresden. Eliasstrahe 34. Sonntag, den 11. April, wird die Sonderausstellung von Max Dirke, Leipzig, Miniaturbildnisse auf Elfenbein und Stiftzeich- nungen, geschlossen In Vorbereitung eine Ausstellung von Entwürfen für neue Kerbschnitt-, Flachschnitt, und Intarsia arbeiten. Das Museum ist geöffnet wochentags-(außer Mon tags) von 10—3, Sonntags von 10—4 Uhr. Eintritt unentgelt- lich. Galerie Ernst Arnold. Dr. Oskar Schürer, Prag, hält nächsten Dienstag, den 13. d. M„ 6 Uhr eine Führung „Bcmer- kungen zu den Bildern von Dix und Utrillo" durch die Aus- stellung. Eintritt 1 Mark. Studierende und Inhaber von Jah reskarten 0,50 Mark. - » "" «« j>srr»meu1su - tzoläzliekerei - Xunrlrlopferei Ms flunze, Ssulren. Mauer LtrsjleS Neuanfertigung, Ausbesserung, gewissenhafie Arbeit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)