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Technik im Dienste öer Schulhygiene. Von -«in, Hcharnke. Nicht allein Industrie und Gewerbe sind es. die sich den Liegeszug der Technik zunutze machen, sondern auch die Stätten, di« ein Allgemeingut des Volkes sind, vorwiegend die Bildungs- «nftalten und Schulen, erleben eine immer weitere Aus Gestaltung vermöge technischer Neuerungen. Vergleichen wir also beispielsweise ein Schulgebäude, wie es vor zwanzig Jahren beschaffen war, mit einem neuauf- geführten Echulhaus. Im elfteren kennen wir die kantigen, mit geradliniger Rückenlehne, vollständig nach einem Schema be schaffenen Schulbänke, die geeignet waren, dem Rückgrat des Schülers unzuträglich zu sein, während wir heute eine mit schräger Lehne versehene Schulbank kennen, die dem Schüler Gelegenheit gibt, seinen Körper in vorschriftsmäßiger Haltung zu belassen. Wir kennen weiter im alten Schulhaus nur primi tiv« Liistungsanlagen, während in den neuen Schulräumen neue Luftklappen erstanden, die die Zufuhr frischer Luft regelten. Die Aufstellung elektrischer Ventilatoren in den Turnhallen ist «euerdings ebenfalls sehr zu begrüßen, wird doch beim Turnen stets eine Menge Staub aufgewirbelt, der der beabsichtigten Körperpflege sehr entgegenwirkt. Ein Blick in den Physiksaal des Gymnasiums belehrt uns über den technischen Fortschritt der Zeit. Abgesehen von der musterhaften Ausgestaltung des Raumes, der vom elektrischen Mattlicht angenehm erhellt wird, finden wir unter den Dersuchsgegenständen jetzt auch Rundfunk- Geräte mit allem Drum und Dran, t Was auch von den leitenden Stellen als störend anerkannt «ird. ist das enge Nebeneinanderhängen der Garderoben auf den Treppenfluren, was neben der unhygienischen Seite zu weilen auch Gefahren des Diebstahls mit sich bringt. Da man in den Umkleideräumen der Turnhalle neuerdings Wandschränke angebracht hat. ist es naheliegend, daß man künftighin auch Sarderobeschränke, welche zwei oder drei Schüler gemeinschaftlich -«nutzen, aufstellen wird. Gerade so, wie ich hier die Fortschritte der Technik im s Schulhause aufzählte, könnte man das sicher von vielen öffent lichen Stätten tun. obgleich keineswegs verkannt werden darf, daß es mindestens noch gleich viele gibt, die einer eingehenden Reform bedürfen. Echnrlüru aa- Schweißen mit autogenen Werkzeugen. Auf den Werkplätzen von Maschinenbau- und Eisen- tonstruktionsanstalten beobachtet man oft Leute, welche mittels «iner mehr oder weniger großen Stichflamme Eisenteile be arbeiten. Unwillkürlich erfaßt uns die Neugierde. — Wir möchten solche Arbeiten kennen lernen und nähern uns. Mit stark zischendem Geräusch entströmt einem metallenen Handwerkszeug eine Gasflamme. — umher liegen stählerne Flaschen, wie sie zum Transport explosivgefährlicher Gase be nutzt werden. — etwas abseits steht meistens ein Apparat, der einem Gasometer bei den Gaswerken ähnelt. — zwischen Hand merkzeug. Stahlflaschen und Gasometer schlängeln sich dünne Eummischläuche dahin. Was geht hier vor? ist die Frage, die wir uns stellen. Was bezwecken Stahlflaschen und Gasometer? Wie entsteht die Stichflamme usw.? Betrachten wir zunächst die Stahlflaschen. — Es sind »ylindrische Hohlgefäße, die an dem einen Ende rund, an dem andern kuppelsörmig gehalten sind. An dem letztgenannten Ende sehen wir Meßinstrumente, die uns den Druck der Gase im Innern der Flaschen anzeigen, und einen Hahn oder ein Ventil, durch das die Gase aus den Flaschen herausgelassen werden können. Die in den Flaschen enthaltenen Gase sind Sauer- bzw. Wasserstoff, welche unter hohem Druck eingesüllt sind. Da man nun mit einem solch hohen Druck der Gase nicht arbeiten könnte, jo ist in dem obenerwähnten Druck-Meßinstrument, kurz Mano meter genannt, vor dem Easablaßhahn, ein Druck-Minderventil «ingebaut, welches es ermöglicht, die Gase unter jedem be liebigen Druck abzulassen und zur Arbeit zu verwenden, je nach der Stärke des zu bearbeitenden Materials. In den Stahlflaschen ist also Sauer- bzw. Wasserstoff ent halten. Nach den gemachten Erfahrungen zeigt der Sauerstoff lebhaftes Bestreben, sich mit andern Körpern chemisch zu ver einigen. Aus einer Verbindung von Sauer- und Wasserstoff entsteht ein Knallgas, welches, an offenem Feuer zur Ent zündung gebracht, die eingangs erwähnte Stichflamme gibt. Diese Flamme strahlt «ine enorme Hitze aus. Diesen Vorgang macht sich der Mensch zunutze, indem er die Stichflamme zum Zerschneiden bzw. Zusammcnschweißen von Eisen und anderen Metallen verwendet. Um nun die beiden Gase, Sauer- und Wasserstoff, in einer möglichst einfachen Art zum Knallgas bzw. zur Stichflamme zu vereinigen, konstruierte man Handwerkszeuge, wie wir sie bei dem oben beobachteten Arbeitsvorgänge in der Hand der Leute gesehen haben. Dem metallenen Handwerkszeuges Schneid- bzw. Schweiß brenner genannt, werden die Gase mittels der Schläuche aus den Flaschen zugeführt und hier in den Mundstücken, den Düsen, I» Heiz- bzw. Schneid- oder Schweißgasen. Hält man nun an das Mundstück des Apparates einen glühenden Gegenstand, so entsteht die Flamme, mit welcher wir Eisen. Metalle usw. zer schneiden bzw. »usammenschweißen können. Da» Schweißen geschieht in der Weise, daß man mit der Stichflamme die beiden zu verschweißenden Eisen- oder Metall teile, welche lose aneinander gelegt sind, derart erhitzt, daß eine Schmelzung entsteht. Dieser Vorgang entsteht örtlich. Soll z. B. die Naht eines Rohres verschweißt werden, so muß zu gleicher Zeit die Rohrnaht und der Schweißdraht mittels der Stichflamme erhitzt werden. Der Draht wird bald wie Wachs tropfe« und wird mit diesen glühenden Tropfen die Naht nach und nach ausgefüllt. Es findet also eine Verschmelzung des Eisendrahtes und des Rohres statt. Die Naht wird jedem Druck standhalten und genau so dicht sein, wie die Wandung des Rohre». Ebenso werden geschweißte Profileisen und Eisen- konstruktionsteile, wenn sie gut geschweißt sind, allen Be anspruchungen genügen. — Beim Schweißen muß stets darauf »rächtet werden, daß di« zu verbindenden Teile gut und gleich mäßig erhitzt werden, damit eine gründliche Verschmelzung statt« findet. Beim Schneiden führt man die Stichflamme an der zu schneidenden Fläche oder Linie vorbei. Es entsteht zunächst ebenfalls eine starke örtliche Erhitzung, dann dringt die Flamme mehr und mehr in das Eisen oder Metall ein und zerschneidet es. Beim Weiterführen der Flamme wiederholt sich dieser Vorgang. Soweit das Schneiden und Schweißen mit Sauer- und Wasserstoff. — Statt des Wasserstoffs, der bekanntlich ein höchst explosibles Gas ist. verwendet man heute meistens Acetylen- oder Earbidgase. — Zur Erzeugung dieser Gase dient der neben den Stahlflaschen beobachtete, einem Gasometer ähnelnde Apparat. — Auf sinnreiche Art werden in diesem Behälter, nach dem Prinzip der Gaserzeugung in den Fahrradlaternen, die Gase entwickelt und geben diese, in Verbindung mit dem Sauer stoff, ein brauchbares Gasgemisch für Schneid- und Schweiß arbeiten. Wir haben in Vorstehendem einen Blick getan in ein Gebiet der Technik, auf dem in den letzten Jahren Großes geleistet worden ist, und ein Verfahren kennen gelernt, dem eine aus sichtsreiche Zukunft bevorsteht. Huth. Ein neuer Montage-Han-bohrapparat. Während man sich bisher bei vorzunehmenden Bohrarbeiten bet Gegenständen von zu großen und sperrigen Abmessungen der sogen. Vohrknarren, wie man sie iür Schiffs- und Brücken bau verwendet, bediente, ist es einer bekannten Berliner Ma schinenfabrik jetzt gelungen einen vorteilhafteren Handbohr apparat herauszubringen. Der durchaus handliche Apparat (Abbild.) wiegt nur 8 Kg und gewährleistet die präzise Ausführung aller Teile, eine sichere Lagerung und genau winklige Stellung des Bohrers. Die Bohrspindel verfügt über ein Eegendruckkugellager welches den Kraftbedarf naturgemäß erheblich herabsetzt. Sie ist zur Aufnahme von Bohrern bis zu 2l Millimeter Durch messer mit vierkantigem und auch rundem Kegel eingerichtet. Der hier herausgebrachte Handbohrapparat wird geeignet sein, größere Montagearbciten zu erleichtern und vervoll kommnen da die bisherigen Handbohrapparatr meistenteils von o ungenauer Ausführung waren daß sie einer zeitraubenden Ausrichtung bedurften, um zufriedenstellende Ergebnisse zu er zielen, andrerseits auch Werkstücke infolge ihres hohen Gewichts nicht über die vorhandene Kraftbohrmaschine gespannt werden konnten. H. Sch. Neuartige Ai'h'wagen für kleine Werkzeuge. Um bei der Massenanfertigung von Schrauben, Muttern, Reibahlen usw. eine möglichst genaue Anzahlkontrolle zu haben, ersetzt man nunmehr das lästige Handzählen, was selten eine Gewähr der Richtigkeit bietet, durch ein Wiegeverfahren ver möge einer eigens dazu konstruierten Sonderwage. Die Zählwagen dienen sowohl zur genauen Ermittlung der Produktion, wie auch bei der Abzählung der Werkzeuge vor ihrem Versande oder bei der Inventur, und werden je nach den zu zählenden Werkstücken außer mit einem gewöhnlichen Topfbehälter auch mit Sonderschalen oder Zählrinnenformen ausgeführt. Für kleine Spiralbohrer z. B. erhält die Wiege schale eine muldenförmige Schale und die Zählrinne wird mit 100 kleinen Mulden versehen. Man kann einen beliebigen Posten mit einer Genauigkeit von einem Stück feststellen. Wenn z. B. 10 Teile in der Zählschale liegen, so befinden sich 1000 Teile in der Lastschale, oder bei 11 Teilen in der Zähl schale 1100 Teile in der Lastschale. Die Zwischenwerte innerhalb jedes Hunderts werden dadurch abgelesen, daß man ein Stück des zu zählenden Werkstückes in die am Wagebalken befind liche Zählrinne legt, woraus durch Ablesung der an der Rinne befindlichen Zahl die genaue Ziffer der Werkstücke festgestellt ist. Befinden sich in der Zählschale 38 Stück und liegt ein Stück in der Zählrinne auf der Zahl 82, so enthält die Lastschale 3882 Werkstücke. Für Kontroll- und Kalkulationszwecke kann an der Zähl wage eine Neigungswagc angebracht werden, mit der man so fort auch das Gewicht der zu zählenden Werkstücke feststellt. Ein Beispiel: Von der Stahlausgabe wurden 85 Kilogramm Roh stoff ausgegeben. Nach dem Härten stellt die Zählwage fest, daß sich in der Lastschale 3500 Bohrer befinden. Wenn man nun 10 dieser Bohrer auf die an der Skalenwage befindliche Schale legt, so ergibt sich ohne Umrechnung, daß 1000 Bohrer 19.8 Kilo gramm wiegen, das Gewicht der 3500 Bohrer also 69,3 Kilo gramm ist. Der Abfall und Ausschuß beträgt 16 Kilogramm. Gießerei mit Zlußspat-Zusatz. Während der letzten Jahre war man eifrig bemüht, die Wirkung von Flußspat-Zusatz bei der Eisengießerei in Deutsch land zu erforschen. Die Ergebnisse dieser Versuche förderten eine Reihe neuer Erscheinungen zutage, die für jede Gießerei von großer Bedeutung sind. Während man beim althergebrachten Zusatz von Kalk nur eine zähe, dickflüssige Schlacke erhält, wird diese beim Flußspat- Zusatz dünnflüssig. Diese Zustandsänderung bringt es mit sich, daß unvermeidliche Eiseneinschlüsse aus der Schlacke besser aus tropfen können und sich die mechanischen Eisenverlust« ver ringern. Neben diesen mechanischen Verlusten, die in ihrer Be deutung viel zu wenig beachtet werden, geht auch der chemisch, Abbrand der Metalle, Eisen, Silizium und Mangan beträchtlich zurück, da diese während des Zusammensinterns, von einer dünnen Schlackenglasur umgeben, der Einwirkung des Luft sauerstoffes entzogen sind. So wird der Eisenabbrand, der bei reinem Kalksteinzuschlag 6 bis 7 Prozent beträgt, unter Fluß spat-Zusatz auf 2 bis 3 Prozent herabgesetzt. Der Abbrand von Silizium sinkt von 15 auf etwa 9 Prozent und der des Mangans von 25 auf 17 Prozent. Des weiteren wurde gefunden, daß der Flußspat die Ent schwefelung des Eisens erheblich begünstigt. Ohne auf die komplizierten chemischen Vorgänge näher einzugehen, sei aus de» praktischen Erfahrung mitgeteilt, daß der durch den Schwefel gehalt entstehende Ausschuß in Form von zu hartem Guß, von Lunkern und Rissen bei Flußspat-Zusatz wesentlich zurückgeht. Stark entschwefeltes Eisen ist bei den vorhandenen Temperaturen dünnflüssiger und so weiterer Reinigung leichter zugänglich und besser vergußfähig. Die fertigen Eußteile sind weich und in der Werkstatt besser zu bearbeiten, so daß sie anderem Material vor gezogen werden. Jede Gießerei schafft sich mit derartigen Pro dukten also eine gute Empfehlung. Hand in Hand mit den geschilderten Vorzügen gehen eine Reihe Vereinfachungen im praktischen Betrieb, die die Erspar nisse nicht unerheblich summieren. So fällt das lästige Ver stopfen der Winddüsen durch die dicken Kalkschlacken bei Flußspat völlig weg. Sie bleiben sauber, wie auch die gesamte Aus mauerung, die mit -iner feinen Glasur überzogen, keine Ansätze zeigt. Abstich und Trennung von Eisen und Schlacke vollziehe» sich glatt in kürzester Zeit, so daß die aus all diesen Verhält nissen resultierende Kolksersparnis von etwa 1 Prozent auch mit ins Gewicht fällt. 1 Die Vorzüge des Flußspat-Zusatzes erstrecken sich auch aus die Qualität der Schlacke. Die reinen Kalksteinschlacken sind porös, blasig, stark mit Eisen durchsetzt und von schlechter Halt barkeit, so daß für diese keine Verwendbarkeit bestand. Da im Kubikmeter Kalksteinschlacke oft bis zu 400 Kilo Eisen enthalten sind, mußte man besondere Aufbereitungsanlagen schaffen, um dieses verlorene Eisen wiederzugewinnen. All diese umständ- liche und teure Nebenarbeit kann bei Flußspatschlacken weg fallen. da sie meist nur wenige Kilo Eisen im Kubikmeter ent halten. Der Vorzug der Flußspatschlacken besteht kn ihrer großen Dichtigkeit und Härte, die durch das Fehlen von Metalleinschlüssen und deren Dehnungsarbeit -«» dingt werden. Infolgedessen eignen sich diese Schlacken sehr gut zur Herstellung von Steinbaumaterial. Der stets wachsende Be darf an billigen Baustoffen und die einfache Anlage zur Her stellung von Schlackensteinen bietet also selbst kleineren Gießereien die Möglichkeit, jetzt Abfälle gewinnbringend zu ver werten, die seither auf Halden nur Unkosten verursachten. Diese Abfallverwertung ist gerade von kleineren Gießereien noch nicht eingeführt worden. Infolge der reinigenden Wirkung des Flußspats im Gieß- ofen können der Mischung ohne Bedenken bis 10 Prozent mehr an Bruch zugesetzt werden, so daß sich auch die Gattierung billiger stellt. Im allgemeinen pflegt man gleiche Teile Kalkstein und Flußspat in die Mischung zu geben; bei sehr gutem Koks kann man an Flußspat noch etwas sparen. Daß der teuere Preis des Flußspats gar nicht in Betracht kommt, ergibt sich in dem ge ringen Mehraufwand von etwa 110 Mark monatlich für eine Schmelzleistung von 500 Tonnen Eisen im gleichen Zeitraum. Dem gegenüber stellt sich die Berechnung der Ersparnisse aus der praktischen Erfahrung wie folgt: Monatliche Schmelzleistung 500 Tonnen flüssiges Eisen. Abbrandverringerung von 3 Prozent — 15 000 Kilo Eisenersparnis 2. Eattierungsverbilligung durch 10 Prozent Bruchzusatz 3. 1 Prozent Koksersparnis entsprechend 5000 Kilo Lohnersparnis 50 Stunden 5. Ausschußersparnis Monatliche Bruttoersparnis Flußspat-Mehrkosten . . . . Monatlicher Reingewinn ........ oder rund 8 Mark pro Tonne Einsatz. --- 1950 Mk. -- 2000 . ---- 200 , -- 40 . --- 300 , -- 4490 Mk - 110 .. -- 4380 Mk. Diese beträchtliche Ersparnis haben sich die großen Gießereien des In- und Auslandes in den letzten Jahren durch Zusatz von Flußspat bereits zu eigen gemacht, wie der be deutende Abruf dieses Minerals beweist. Man pflegt dieses als guten Gießerei-Flußspat mit 80 bis 85 oder zirka 90 Prozent Fluorkalzium zu beziehe» ,,-n in stet- gleichmäßig abgemessenen Mengen zuzugeben. Nur die mitt leren und kleineren Gießereien sind über die Vorzüge des Fluß- pat-Zusatzes noch zu wenig orientiert. Berücksichtigt man. daß zu der vorstehenden Berechnung noch die Gewinne aus der Schlackenverwertung treten, so ergibt sich gerade für diese not- leidenden Betriebe die baldiae Einführung des ko aussichts reichen Flußspatverfahrens.