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Sächsische Volkszeitung : 13.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260413
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-13
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.04.1926
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vtAlstag. den 13. April 1V23 M MlWWll Ilik«el AM Da der KeMIIsleilMg imleres ülilmehmeiis ist Anfang April ein Wechsel eingetreten. Der bisherige Geschäftsführer der Saxonia-Buchdruckerei G. m. b. H., Herr I. Fohmann, hat aus gesundheitlichen Rück sichten sein Amt niederlegen müssen. Die Saxonia- Buchdruckerei G. m. b. H. erkennt dankbar die Verdienste an, die sich Herr Fohmann in den schweren Jahren der Inflation und Deflation um das Unternehmen erworben hat. An seine Stelle ist Herr I. Hillebrand ge treten. Wir bitten alle Freunde unseres Unternehmens, der neuen Geschäftsleitung das Vertrauen entgegenzu bringen, das sie stets zu rechtfertigen wissen wird. Regierung gerade noch gut genug. So kann vielleicht sogar die jetzige Kammer noch ein Stückchen weiterleben. Man weiß aber auch dort, daß man von der Hand in den Mund lebt, und daß man noch nicht normalerweise in den europäischen Wirtschaftskörper eingeordnet ist. Und diese Einordnung könnte, muß vielleicht noch durch wirtschaftliche und soziale Krisen führen. Doch werden solche in Frankreich ohne Blutvergießen ablaufen kön nen? Friedrich Veith. London. 12. April Wie die „Westminster Gazette" berichtet verlautet in diplo matischen Kreisen, daß die Friedensbedingungen bet der bevorstehenden Friedenskonferenz zwischen den französischen, spanischen und Rifvertretern folgenden Inhalt haben werden: 1. Anerkennung der Oberhoheit des Sultans von Marokko durch Abd el Krim. 2. Vollkommene Entwaffnung des Rifs. 3. Nif- polizei unter europäischer Leitung. 4. Militärische Besetzung strategischer Punkte im Nifgcbiet durch Frankreich und Spanien. 5. Eröffnung der fruchtbaren Täler östlich der Uergha, Die Vertreter Abd el Krims erklären dagegen, daß die erste Bedingung erfüllbar, aber die völlige Entwaffnung der Stämme und auch der übrigen Friedensbedingungen nicht annehmbar seien. Im spanischen Lager ist man der Ansicht, daß Abd el Krim erst eine Niederlage zugefugt werden müsse, ehe man sich in Verhandlungen mit ihm einlassen könne. Spanien wünsche den Frieden, aber einen vernünftigen und dauerhaften Frieden. Ab el Krim habe in den letzten Monaten seine Bedingungen sehr wesentlich geändert. Er beanspruche jetzt nur Tetuan und würde sich mit einer Art Home Rule (Selbstverwaltung) im Rifgebiet zufrieden geben. Zwischen Frankreich und Spanien bestehen, wie bekannt, über die Behandlung der marokkanischen Frage weitgehend« Meinungsverschiedenheiten. Die Spanier sind in Anbetracht ihrer unangreifbaren Stellungen in Nordmarokko gegen einen Friedensschluh, wohingegen die Franzosen mit Rück sicht aus innerpolitische Gründe für eine möglichst baldige Be endigung des Krieges in Marokko sind. Die von der „Westmin. ster Gazette eben genannten Friedensbedingungen sind offensicht lich die der spanischen Vertreter, die einen Friedensschluh zu verhindern trachten. Paris, 12. April. Gegen die Friedensverhandlungen mit Abd el Krim machen sich bereits Widerstände geltend. Die in Rabat versammelten Vertreter der landwirtschaftlichen Verbände Nordmarokkos haben an den französischen Generalgouverneur Steeg ein Telegramm gerichtet, in dem sie die Aufnahme von Friedensverhandlungen mit Abd el Krim im gegenwärtigen Augenblick als verfrüht bezeichnen. Die heroischen Erfolge der ranzösischen Truppen würden durch diese Voreiligkeit aufs chwerste gefährdet. Der Friedensschluh im jetzigen Augenblick ei eine große Unklugheit und würde sich durch schwere Enttäu- chungen rächen. Französisch-Nordafrika würde weiteren Dro- lungen ausgesetzt sein, und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes würde durch die Unsicherheit im Nifgebiete nur aus gehalten werden. Veruntreuungen beim Finanzamt Bautzen Bautzen, 10. April. Wegen Verfehlungen beim Bautzner Finanzamt wurde der 29 Jahre alte Vertragsangestellte Georg Paul Scholze, gebürtig aus Näckelwitz bei Kamenz zu 2 Jahren 8 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Lhrenrechtsverlust verur teilt. Scholze hatte einen ihm anvertrauten Posten Landesstem pelmarken !m Werte von 7850 Mark, sowie 1455 Mark von aus wärtigen Bürgermeistern an ihn abgelieferte Gewerbesteuer beträge und 4100 Mark absichtlich an Gemeinden zu viel über wiesene, persönlich aber wieder zurückgeforderte Gewerbesteuer anteile und andere Steuerzahlungen unterschlagen, Bücher un richtig geführt und eine amtliche Urkunde beiseite geschafft. Außerdem hatte er einen Gutsbesitzer unter falscher Vorspiege lung zur Hergabe von zwei akzeptierten Blankowechseln veran laßt und diese ausgegeben, aber nicht für Deckung gesorgt. Nach dem Dolksopserprozetz Wie verlautet, wird das sächsische Arbeits- und Wohl- fahrtsministerium den abgeschlossenen Volksopferprvzeß zum Anlaß nehmen, um den Vorstand des Volksopfcrs zu veran lassen, die Rückzahlung derjenigen Beträge zu erwirken, die ohne Wissen der betreffenden Verbände und Vereine aus Mitteln des Volksopfcrs an diese gezahlt worden sind. Einige Verbände haben die Beträge bereits zurückgezahlt. Zum sächsischen SozialislenkonfMl Gegen den sozialdemokratischen Stadtrat Zembor, Zittau, der bekanntlich zu den 23 Abgeordneten der sozia listischen Landtagsmehrheit gehört, ist die Einleitung eines Ausschlußverfahrens durch eine Mitgliederversammlung der Sozialdemokratischen Partei Zittau beschlossen worden. Der Prozeß Asmus Am Sonnabend wurde im Asmus-Prozeß in Chemnitz auf Antrag des Angeklagten eine Reihe Straffälle vorgetragen, durch die Asmus zu beweisen versuchte, daß auch andere Staats anwälte irrtümliche Entschließungen fassen. Es handelt sich da bei um die Einstellung des Verfahrens gegen den Veranstalter einer Sonnenwendfeier in Seisfen, ferner um das Vorgehen gegen etwa 15 Personen, die angeblich Nahrungsmittel entwen det hatten, um die Anklage gegen ein Mitglied einer Hundert schaft, um die Einstellung des Verfahrens gegen Leute, die wegen Erpressung angeklagt waren, um einen Fall von Lanü- friedensbruch in Freiberg u. a. m. — Heute werden die Ver handlungen fortgesetzt. Berliner Dorbörse Berlin, 12. April. Der heutige vorbörslichs Freiverkehr scheint die feste Haltung, in der die Börse am Sonnabend schloß, in die neue Woche mit hinübernehmen zu wollen. Die Kurse, die man hörte, setzten etwa auf Höhe der Sonnabend-Schluß notierungen ein. Im Vordergrund des Interesses stehen Mon tan-, Elektro- und Schiffahrtswerte. An der flüssigen Lage des Geldmarktes hat sich nichts geändert. Vom internationalen Devisenmarkt sind bei schwacher Tendenz des französischen und belgischen Franken, sowie des Zloty nennenswerte Veränderun gen nicht zu melden. Turnen - Sport» Spiet Radrennen zu Aeick Trotzdem das Wetter nicht gerade einladend war, hatten sich doch gegen 8000 Zuschauer eingesundcn, die mit dem gebotenen Sport voll zufrieden gewesen sein dürften. Die eigentlichen Motorradrennen wurden von den üblichen Fliegerrennen um rahmt. In diesen dominierte der altbekannte Dresdner Stein- bach, der sich hier von der besten Seite zeigte. Leider setzte im 2. Laufe des Hauptfahrens ein Regen ein, der zu zwei unglück lichen Stürzen führte, in deren Verlauf Voigtmann (Chemnitz) von -er Bahn getragen werden mutzte. Er hatte einen Nerven schock erlitten: außerdem erlitt Wagner (Chemnitz) einen Schä- dclbruch. Infolge der Stürze schieden viele Fahrer aus, und den Preis vom Großen Garten bestritten nur noch 7 Fahrer, statt der angesetzten 18 In den Motorradrennen zeigte sich der Franzose Brünier van der besten Seite und konnte im Gesamt- Klassement einen Knappen Sieg vor Nosellen herausfahren. In dem Dresdner Nosellen war ihm ein gefährlicher Rivale gegeben, uich nur zu oft versuchte dieser ihm die Spitze zu entreißen. Nachstehend die einzelnen Ergebnisse: Großer Er- öfsnungspreis, Dauerrennen in 3 Läufen über 20, 30 und 40 Kilometer: 1. Laus, 20 Kilometer: 1. Nosellen 16:15, 2. Brü nier, 3. Krupkat, 4. Lejour, 5. Schwedler. 2. Lauf, 30 Kilometer: 1. Brünier 24:6,2, 2. Nosellen, 3, Krupkat, 4. Lejour, 5. Schwcd- ler, 3. Lauf, 40 Kilometer: 1. Brünier 33^, 2. Lejour, 3. Ro setten, 4, Schwedler, 5. Krupkat. Gesamtergebnis: 1. Brünier 89,800 Kilometer, 2. Rosetten, 89,685, 3. Krupkat 88,860, 4. Lejour 88,640, 5. Schwedler 88,555 Kilometer, Flie gerrennen. Heil Sportjahr 1926. 1. Vorlauf: 1. Voigtmann (Chemnitz) 2:12,4, 2. Borlauf: 1. Stolz (Berlin) 2:21. 3. Vor lauf: 1, Fischer (Chemnitz) 1:55,7. 4. Vorlauf: 1. Steinbach 1:36,1. Endlauf, 1000 Meter: 1, Steinbach (Dresden) 3:9^, 2. Stolz, Berlin, j-4 Länge zurück, 3. Voigtmann, Chemnitz, ^ Länge zurück, 4, Fischer, Chemnitz, Länge zurück. Preis vom ^8-lbetal, Prämicnfahren über 2500 Meter: 1. Cirbach, Leipzig. 3:24,2. 2. Stolz, Berlin, 14 Länge zurück. 3. Süßmilch, Dresden, 14 Länge. 4, Steinbach, Dresden. Preis vom Gro ßen Garten, Ausscheidungsfahren: 1. Steinbach, Dres den, 3:4-/,, 2. Fischer, Dresden, 4 Längen zurück. Hü. Frchvall Sn MMel-eukMan- In der Vorschlußrunde um die Mitteldeutsche Meisterschaft siegte in Leipzig Fortuna (Leipzig) gegen Sportklub (Oberlind) 9:1 (Halbzeit 5:1). In Hatte spielte Dresdner Sport-Klub gegen Sportfreunde Halle 5:2. In der Runde der Tabellcnzweiten siegte in Chemnitz Preußen (Chemnitz! gegen Olympia-Germania (Leipzig) 2:1, in Erfurt nach ausgeglichenem Spiel Sport-Klub' Erfurt gegen Cricket-Viktoria (Magdeburg) 3:1. Damit haben sich für die En'drundcn Fortuna (Leipzig) und Dresdner Sport-Klub bzw. Preußen (Chemnitz) und Sport- Klub Erfurt qualifiziert. Guts-Muths (Dresden) gegen Borussia-Viktoria (Neunkir- chen-Saar) Sonnabend: 4:1, Sonntag: 5:2. Weitere Ergebnisse in Dresden: Sport-Ges. 93 gegen Fuß ballring 2:2, Brandenburg gegen Spielvereinigung 5:3. D. I. K. Nordwest 1. Iqd. gegen Turn- und Sportverein Zschachwitz 1. Igd. 4:3 für Nordwest. Die Süddeutsche Fußballmeisterschaft gewann in München Fußballklub Bayern-München knapp gegen Spielvereinigung Fürth mit 4:3 (0:0), Die Bayernmannschaft wurde von dem begeisterten Publikum auf den Schultern vom Spielplatz ge tragen. — In Fürth wurde ein Städte-Handballspiel zwischen München und Nürnberg-Fürth ausgetragen, das die Nürnberg- Fürther Mannschaft überlegen mit 4:1 (2:0) gewann. Berliner Sechstagerennen. Nach der 8. und 9. Wertung ist jetzt 1. Sergent—Louet, 205 P,; 2. Gottfried—Junge, 81 P.; 3, Koch—Miethe, 25 P. Insgesamt sind in 67 Stunden bisher 1734,200 Kilometer zurllckgelegt worden. Berliner Hockey-Ergebnisse. Das wichtigste Zusammen treffen war das der zurzeit ersten Berliner Hockeymannschaft des Berliner S. C. und der Unioersity Occasional London. Die Berliner siegten mit 5:2. — Der Tennis- und Hockey-Klub siegte gegen den Stettiner S C. 4:1. — Das Verbandsspiel des B. S. V. 92 gegen Potsdamer Sportfreunde verlief 3:1. Berliner Leichtathletik-Ergcbnisfc. Das Viermeilen gehen, das der Deutsche Athletik-Klub heute in Treptow ver anstaltete, gewann Hähnel (Erfurt) mit 2:31:29,4. Im Mann schaftswettbewerb siegten die Neuköllner Sportfreunde mit 9 P. vor dem Deutschen Athletik-Klub und Postsport. — Das vom Sportklub Adler veranstaltete Laufen rund um den Treptower Park gewann Schulze (B. A. K.) in 21:24,9. Die Strecke betrug 6,5 Kilometer. — Im Staffellouf über die gleiche Entfernung siegte der Polizei-Sportverein in 17:18,2 vor B. T. S. V. 1850 und dem Deutschen Sportverein. Berliner Handballspiele. Der Berliner Meister, der Polizei sportverein Berlin, spielte heute gegen eine Berliner Verbands mannschaft in einem Spiel. Er zeigte sich in großer Form und siegte überlegen. — Im Handball-Städtespiel Hannover — Berlin siegte Hannover mit 9:8. Ei» neuer Rekord Rademachers. Bei seinem letzten Start in Chikago stellte der deutsche Schwimmer Rademacher mit der Zeit von 5 Minuten 36,8 Sekunden einen neuen Rekord im 400-Nards-Brustschwimmen auf. Wetterbericht ver Dresvuer Wetterwarik» Witterugsaussichten: Leicht bewölkt bis heiter. Trocken, Tagestemperaturen allmählich wieder ansteigend. Nachts noch ziemlich kühl, Flachland schivache, hohe Lagen mäßige bis frischt Winde aus östlichen Richtungen. Allgemeiner Witterungscharak ter der nächsten Tage: Tagestemperaturen stärker ansteigend. Zunächst noch vorwiegend trocken. rporLksurS' NÄ 8 81 vfsselen -K., ^oksnnsr5trske 21 »m pirnslseksn p>at», n«dvn rker klobronkipotk«!«» 10« Jahre „Oberon" Erinnerungen an einen deutschen Meister von Otto Hollstein. Im Weber-Iahrhunüertjahr leben wir. Zum hundertsten Male kreist unsere Mutter Erde seit jenem Tage, da einer der deutschesten Deutschen die Augen zum letzten, langen Schlummer schloß. Gerade wir Dresdner müssen sein Vermächtnis beson-» ders heilig halten. Gab er uns -och die deutsche Oper. Und ihre Geburtsstätte war das Dresdner Opernhaus. Und heute? Erst jüngst war in einer führenden deutschen Mu- stkzeitung zu lesen: „Die deutsche Episode Weber—Wagner, in der Dresden ein Hort deutscher Kunst zu werden drohte, wurde glücklich überwunden." Und doch waren es gerade Webers deutsche Opern, die im Auslande Aussehen erregten. Die letzte seiner Opern, sein Schwanengesang, war „Oberon". Don London, von Charles Kemdke, dem Pächter des Konventgartentheaters, kam die Auf forderung, ein neues Werk speziell für England zu schreiben. Kemble iiberließ Weber die Wahl des Stoffes — „Faust" oder „Oberon". Weber entschied sich für „Oberon". Der englische Dichter James N, Planchd sollte das Buch liefern. Am 30. De zember 1824 ging der erste Akt des „Oberon" ein, und am 18. Januar 1825 hielt Weber den vollständigen Text in den Händen. Er war mit dem Buche zufrieden und wünschte nur einige kleine Abänderungen. Sein Leiden erschwerte ihm das Arbeiten. „Ich «beit« nichts", schreibt er dem Grafen Mailath im Mai 1W5. „Mein Oberon sott zum Winter fertig sein. Ich bin sehr krank, über alle Maßen trübsinnig und zu aller Arbeit unfähig." Eine Badekur in Ems sollte Besserung bringen. Hier traf am 10. August Mister Kemble aus London ein. Begleitet wurde er von Sir Georg Smart, dem Direktor der Royal Music-Band. Nun wurden die ersten näheren Abma chungen getroffen. Infolge der Geldangebote, die Weber nicht befriedigten, behielt er sich die Entscheidung vor. Sie erfolgte erst Monate später in Dresden, wohin der kranke Meister am 01. August ohne merkliche Besserung zurückgekehrt war. Vis dahin lagen fünf Nummern der Opern vor, die er in dex Zeit v«M 27. Februar bis IS. März 1825 komponiert hatte. Am 6. Oktober griff er wieder zur Arbeit. Am 18. November war der erste Akt beendet. Aber auch seine Berliner Reise hinderte ihn nicht, weiter zu schaffen. Die Berliner Freunde waren freilich über sein Aussehen in großer Sorge. Weber war ein anderer geworden. Seine alte Heiterkeit war einem grimmen Spott gewichen. Fragte man ihn nach seiner Gesund heit, so antwortete er barsch: „Wie mir's geht? Sehr gut! Nur -daß ich die Halsschwindsucht habe: aber das macht weiter nichts!" Am 23. Dezember errang die Euryanthe in Berlin einen lauten Erfolg. Am 29. desselben Monats verließ er fie berkrank Berlin. Mit Aufbietung der letzten Kräfte arbeitete er im Januar 1826 an der Partitur und dem Klavierauszuge des „Oberon", so daß am 22. Januar auch der zweite Akt abgeschlossen war. Alles wurde von ihm mit größter Peinlichkeit für die Londoner Reise vorbereitet. Die häuslichen Angelegenheiten ordnete er in derselben Weise. Karolina (Webers Frau) und seine Freunde suchten dem Todkranken die Fahrt übers Meer auszureden. Aber alle erhielten die Antwort: „Das ist all' gleich! Ob ich reise, ob ich nicht reise, bin ich in einem Jahre ein toter Mann. Wenn ich aber reise, haben meine Kinder zu essen, wenn der Vater tot ist, währen- sie hungern, wenn ich bleibe." Bis zum 11. Februar arbeitete er am dritten Akte. Am 16. Februar fuhr der Reisewagen am Wcberschen Hause vor. Die geschwollenen Füße in dicke Samtstiefel und den fröstelnden Körper in weiche Pelze gehüllt, trat Weber die Reise an. In den finsteren Wintermorgen rollte der Wagen hinein. Weinend war Karolina beim Zuschlägen der Türe zu sammengefunken: „Ich habe «seinen Sarg zuschlogen hören!" Sie hatte recht geahnt. Am 28. Februar konnte Weber von Paris schreiben: „Wohlbehalten angekommen, dis auf — einen Hosenknopf und eine Fensterscheibe." Am 2. März ging die Fahrt über Amiens nach Calais. Am 5. März traf er in London ein und fand bei Sir George Smart liebevolle Aufnahme. „Parterre wohnt Smart und da wir- auch gegessen. Im ersten Stock ist das Empfangszimmer und im zweiten Stock meine Schlaf, und Arbeitsstube, wo niemand hinkommt", so berichtete er nach Dresden. In London beendete er die Partitur. Der ganze „Oberon" lag am 11. April fertig vor. Die Originalpartiiur ivar im Besitz der Kaisers. Bibliothek zu St. Petersburg. Er sollte die Oper gwölfmal im Konpentgarten dirigieren untz außerdem vier Oratorienkonzerte leiten. Dafür waren ihm 825 Pfund garantiert. Am 9. März begannen die Proben. Die aufpeitschenden Anstrengungen schienen ihm fast unnatürliche Kräfte zu ver- leihen. Am 12. April errang der „Oberon" einen beispiellosen Erfolg. Weber wurde stürmisch gerufen und mußte sich auf der Bühne zeigen. Man hatte das in England noch nicht erlebt. Trotzdem wollte Weber nach seiner Rückkehr nach Deutsch, fand «diese Oper umgestalten. Der Tod hat ihm aber die Feder aus der Hand genommen. Daher ist der „Oberon" eine Art Gelegenheitsarbeit geblieben. Weber wußte, daß er in seiner Fassung ganz auf englischen Geschmack zugeschnitten war und für die deutsche Opernbühne unbrauchbar sei. Er hatte sich nur zu dieser Arbeit bewegen lassen, um seiner Familie eine größere Geldsumme hinterlassen zu können. Er war sich dessen genau bewußt, daß seine Tage gezählt waren. Im wahrsten Sinne des Wortes ist der „Oberon" «in Fragment. Die Hand- lung ist ungeschickt und oberflächlich, nnd auch die Musik zeigt stellenweise große Schwächen. Das Unsterbliche dieser Musik sind duftige Leichtigkeit, leichtbeschwingte Rhythmen, buntschil lernde Klangmischungen, lieblichste Melodik, echteste Märchen, stimmung. Die Ouvertüre ist nicht nur eins der besten Weber» schen Tongemälde, sondern eine der wirkungsvollsten überhaupt. Bald nach Webers Tode setzten die Versuche ein, den „Oberon" für die deutsche Bühne brauchbar zu machen. Die meisten wäre» verfehlt. Ein Schüler Webers, Benedikt, kleidete den gesprochenen Dialog in Rezitativs. Außerdem fügte er wesensfremde Musikstücke, zwar von Weber, dieser Partitur «in. Die geschmackvollste durchkomponierte Fassung rührt von Franz WUNner her, zu der Grandour den Dialog versifiziert«. Die sogenannte Wiesbadener Bearbeitung stammt von Hülsen-Lauff- Schlar. Auch Felix Weingartner hatte kein Glück mit seiner Bearbeitung. Noch pietätloser ist die Georg Hartmannsche Ueberarbeitung. Gewiss« Vorzüge besitzt die Fassung von Do- danzky. Die beste Lösung hat vielleicht Gustav Mahler herbeigeführt, indem er die Musik unangetastet ließ, im Dialog aber alle entbehrlichen Teile entfernte. — Trotz alledem wird der „Oberon" an den deutschest Bühnen sehr stiefmütterlich be handelt, Möchte das hundertste Todesjahr Webers auch dieser Oper die Aufmerksamkeit zuwepden. tz§e da- letzte Wech tzmr«
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