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Sächsische Volkszeitung : 15.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260415
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-15
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.04.1926
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Nr. 82. Seite» Die Wiener Simger in Dresden Donnerstag, den 18. April 192k ZTmWMK! Kunst ist — aber darüber haben schon klügere Leute als ich ihr Urteil abgegeben. Den Philosophen will ich nicht in- Handwerk Pfuschen. Doch nüchtern aus der Er fahrung des Tages feftstellen kann ich, was die Mehrzahl von uns Menschen als „Kunst" ansieht. Das nämlich, was man selber versucht, aber nur schlecht oder überhaupt nicht fertig gebracht hat. Wenn der Städter aufs Land kommt ruft er neidisch: „Die dauern haben's gut! Denen wächst alles von selber zu. Das ist keine Kunst!" Der Landmann in der Stadt aber macht sich ähnl che Gedanken: „Die Stadtleute faulenzen den ganzen Tag. Wenn wir nicht wären, Hütten die nicht mal was zu essen! Das ist keine Kunst!" — „Das ist keine Knust!" rief der Packer, als er den Pianisten hörte. „Der soll mal sein Klavier in den dritten Stock rauf tragen, dann kann er ja zeigen, ob er etwas taugt!" Seinerseits der Pianist war weit davon entfernt, den Packer für einen Künstler zu halten. Wie gesagt, selber must man's versucht habe». Darum billigen heute alle einem Beruf ohne weiteres den Namen „Kunst" zu, weil ihn alle versucht haben: dem Hungern. Da wir alle die traurigen Jahre von 1916 bis 1918' „hurchgehalten" haben, wissen wir, dass es nicht so ganz einfach ist, den Leibriemen immer enger und enger zu schnalle». Wenn nun heute, wo solche Entbehrung keineswegs mehr Bürgerpflicht ist, einer freiwillig twenn auch gegen gute Bezahlung) Speise und Trant von sich tut, nennen wir ihn bewundernd einen „Künstler". Die Jünger der freien Künste freilich werden anderer Auffassung sein; manche von ihnen werden meinen, das; sie neben ihrer eigentlichen Kunst schon lauge genug hungern, ohne öffentliche Anerkennung gesunden zu haben, lind' der Mittelstand — und die Erwerbslosen — ich verstehe nicht, wie man im Hungern noch Rekorde aufstellen will. Die Rekorde, die auf diesem Gebiete in unserem armen Vaterlande erreicht werden müßten, sind wirklich konkurrenzlos. Aber es kommt eben nicht darauf an, daß man hungert. Sv in einer Glasslasche fitzen, mitten in einem feinen Speischaus, das mag ja besonders schwer sein. Co hat denn auch Herr „Nelson" in Leipzig gemeint, es verstoße nicht gegen d:e Spielregeln, wenn er ein wcn'g Hühnerbrühe und Biomalz zn sich nehme. Und „Harry" in Dresden hat gar über Nacht die ganze „Kunst" satt gekriegt und nt auf und davon gegangen. — Man mag diese armen Teufel be dauern, die doch meist aus Not ihren Körper dazu hergeben, um dem zahlenden Publikum eine neue Sensation zu bieten. Wie wäre es mit dem Gedanken, an Stelle des Nelord- hungerns ein Rekord essen einzurichren. Natürlich nicht mit köstlichen Gerichten, sondern mit einer Speise, eiwu Kartoffelmus oder Erbsenbrei. Wer am meisten verdrückt, wird „Freßkönig" und darf sich acht Tage lang im Zoolo gischen Garten sehen lassen. Auf diese Weise könnten gerade die großen Speise- Häuser, die jetzt mit ihren Hungerkünßlern doch auch einige Spesen haben, dem Staate die sozialen Lasten etwas er leichtern. Denn es würden sich gewiß genug Bewerber mel den, gerade aus den Kreisen, die jetzt unfreiwillig und un auffällig hungern. Die „Kunst" des HungernS würde rrotz- dem nicht anssterben, auch wenn sie kein Gegenstand sen sationeller Spannung mehr wäre. Sie wird bleiben, was sie immer war, ein notwendiges llebel, mit dem Unglück liche kämpfen müssen und das Glücklichere nicht mit Sen- sationslttsternheit, sondern mit Helserwillen erfüllen sollte. Marabu. Dresden Mord und Lccsdcn, den 11. April. Eine entsetzliche Tat hat sich am Dienstag mittags 12 Uhr im Grundstücke TrrrasscnstrafH 6!) in, Stadtteil Leubnitz- Neu o st r a zugctragen. Zu geiLuntec Zeit erschoß der 21 Jahre alte, unoerheiratete, bei den Ostern in» Stadtteil Cotta, Klopp- stockstraße 50. II., wohnhafte vormalige Ktrnßenbahnschaffner Kurt Kokot die um vier Jahre ältere Lnndwirtsohefrau Mar garethe Merbd geb. Leder, um sich hieraus selbst eine tödliche Schutzverletzung beizubringen. Eine Dresdner Korrespondenz schreibt hierzu noch folgen des: Die Ermordete entstammt einer alteiugesesscuen Laudwirls- samil-ie in Leubnitz-Neuostra und ist seit einigen Jahren mit dem Landwrt Kurt Willy Merbd verheiratet. Das Paar zog zu Anfang 1921 nach der Hebbelstraße 8 in Borstadt Cotta. Von dort aus betrieb der Ehemann in Dresden ein größeres Grundstiicksvermittlungsgeschäft; auch war er an einer Firma der AutomobUbranche beteiligt. Am Sedantage 1923 fand in Leubnitz-Neuostra die Fahnenweihe des Gesangvereins statt. Es kam gelegentlich des Umzuges zu erheblichen Störungen und anderen Zwischenfällen. Nicht nur, daß der Fcstzug von poli tischen Gegner gestört wurde, die Erregung wirkte sich noch in ganz anderer Richtung aus. Eine Frau hatte damals das voll ständig aus der Luft gegriffene Gerücht ausgesprengt, Landwirt Merbd habe beim Aehrenlesen Kinder vom Felde getrieben und ein Kind sogar erschlagen. Von der wütenden Menge war Merbd damals erheblich mißhandelt morden. Ein großer Strafprozeß wegen Landfriedensbruch und dergleichen Delikten mar dann die Folge der Zwischenfälle jener Fahnenweihe. Es kam zu teilweise empfindliche» Bestrafungen. Am Gründonnerstag hatte das Laudwirtsehepaar Merbd das neuerrichtete Landhaus Terrassenstratze 69 im Stadtteile Leubnitz-Neuostra wieder bezogen. Die junge Frau war am Dienstag vormittags mit der Umgrabung des Gartens be schäftigt. als der ihr von Cotta her bekannte ehemalige Sira- ßenbahnschaffner Kokot im neuen Heim erschien. Vor der Haustür fand eine längere, anscheinend erregte Aus sprache statt. Im Hause selbst waren Angestellte einer Elek- trizitätsfirma mit der Einrichtung der Lichtanlage beschäftigt. Wenige Minuten vor 12 Uhr krachten plötzlich zwei Schüsse. Kokot hatte die junge Frau. Mutter eines fünfjährigen Knaben, und dann sich selbst erschossen. Die Frau lag vor den Stufen ihres neuen Hauses, der Täter etwas seitwärts neben dieser. Kokot war sofort tot, er hatte sich in den Kopf geschossen. Frau Merbd gab noch schwache Lebenszeichen von sich, starb aber bald nach der Tat. Wie verlautet, handelt es sich um eine Liebestragödie. Die lebenslustige Frau hatte, mährend sie im Stadtteil Cotta wohnte, heimlichen Verkehr angeknüpft. Der Täter war seit einiger Zeit aus den Diensten der Straßenbahn entlassen. Im Hause auf der Kloppstockstratze war Kokot als ein roher Ge selle bekannt. Kurze Zeit nach der Bluttat trafen die Mordkommission des Dresdner Polizeipräsidiums und der Vertreter der Staats anwaltschaft Im Grundstück auf der Terrassenstratze 69 ein. Die Leiche des Kokot wurde nach dem Friedhof gebracht, die der Frau Merbd verblieb vorläufig noch im Hause. Der Polizeibericht meldet dazu das folgende: Am 13. April nachmittags erschoß der 21jährige ehemalige Strohenbahnschaff- ner Kurt Kokot die hier in der Vorstadt Leubnitz-Neuostra wohnende Landwirtsehefrau Merbd und dann sich selbst. Wie sich aus den Umständen ergibt, haben beide, die ein Verhältnis unterhielten, schon seit einiger Zeit den gemeinsamen Tod be sprochen gehabt. Kokot hat aber anscheinend die Tat früher Dresden, 14. April. Der becühmte Wiener Lehrer-a-capella-Chor traf am Mon tagabend auf seiner Konzertreise durch Deutschland in Dresden ein. Zum Empfange ihrer Sangesbrüder hatte sich die Sän gerschaft von Dresden und Umg., soweit sie im Dresdner Sängerbünde, dem Iulius-Olto-Bundc und den Elbgausänger bunde zusammengeschlosscn ist, in stattlicher Anzahl mit etwa 10 Fahnen und Banner» auf dem Wiener Platze eingefunden. Als die Wiener Sänger in ihrem schmucken weißen Mützen mit schwarzgoldensm Bande auf dem Platze erschienen, brachten die dort ausgestellten Sänger und die große Menschenmenge, die den Platz füllte, lebhafte Heilrufr aus. Der Vorsitzende des Dresd ner Orpheus Max Katzschke begrüßte die Sänger im Namen der Dresdner Sängerschaft. Der Reise liege ein tieferer Sin» zugrunde. Es gelte, den Stammesbrüdern in Deutschland zu zeigen, daß es auch außerhalb der deutschen Grcnzpfähle Männer gibt, die treu zu ihrem Deutschtum halten und unser liebes deutsches Lied pflegen. Redner gedachte der gastlichen Aufnahme, die der Dresdner Orpheus im Vorjahre in Wien gefunden habe. Der Vorsitzende der Wiener Sänger, Theo Schönbauer dankte für den glänzenden Empfang und sagte: Mit Ehrfurcht zwar, aber auch mit jubelnden Herzen betreten wir den Boden des lieben üeulschcn Vaterlandes. Uns ist zu Mute wie dem ver lorenen Sohne, der sich nach langer Irrfahrt zurücksindct in das Vaterhaus. Wir betrete» den heiligen Boden Deutschlands mit dem innigen Wunsche im Herzen, daß Deutschland bald und vor aller Welt uns alle sür ewige Zeiten als gemeinsames Vaterland umschließen möge. Nachdem die beiderseitigen Sängerspriiche gewechselt worden waren, begaben sich die Wiener Sänger nach ihren Quartieren. Der Empfang im RsHansa Dresden, 11. April. Der o-cov l!n-Eyvr der Wiener Lehrer, der am Man tagovend in Dresden eingetroffen war, wurde gestern im Nülhuuse ossizuftl empfangen. Oberbürgermeister Blüher begrüßte die Gäste aus dem stammverwandte» Dem sch überreich mit herzl'cher Freude. Er jagte u. a.: Wa - die Vorsehung mit Deutschland und T mtschösterrcich noch vor hat, wem, niemand, denn die Zukunft ist noch mehr als sonst mit Dunkel und Ur gcw.ßhe.t verhüllt. Aber das eine wissen wir, daß wir — Sie an der Touan und Nur an der Elbe — niemals ans- hören werden, dem Gedanken nachzustreben, daß wir Stam- mesverwandlen zusammengcbören. daß wir uns Vereinen müssen zn einer großen staarttchen Einheit. Wir wissen, daß auch Sie mit uns gelitten haben unter den Drangsalen des Krieges und dem Elend, das der verlorene Krieg über nnSgebracht hat. Aber wir wissen auch, daß Not und Elend nur dazu dienen, dis Bande zwischen uns fester zn schließen. Der erste Gruß, der Ihnen in Teulschlaud durch uns gebracht wird, ist der des Gefühls der Zusammengehörigkeit mit Deutjchösterreich und der beiden schönen Städte Wien und Dresden. Der Oberbürgermeister schloß mit einem Hoch ans Wien, Deutschösterre-ch und seine Sängerschaft. Der Vorsitzende der Wiener Säuger, Schönbaner, dankte für d:e herzlichen Worte der Begrüßung und be tonte nochmals, daß die Wiener durch den überwältigend freundlichen Empfang bei ihrer Ankunft auf das freudigste überrascht gewcjen seien. Diese Reise diene nicht nur künst lerischen Zwecken, sondern sei vor allem aus dem Gedanken geboren, die Oesterreich vor allem bewegen. Wir wollen vor allem den Anschlußgedankcn fördern helfen und be trachten uns als im Dienste unseres engeren Heimatlandes stehend, das trotz aller Machtverbote der sogenannten Sic- gerstaaten den Anschluß an sein Vaterland sucht und auch finden muß, wenn wir alle ehrlichen Herzens danach streben. Wir Ocstcrreicher kommen in tiefster Sehnsucht zu Ihnen und durch uns ruft das 6-Millionen-Bolk Oesterreichs. Wir wollen endlich heim in unser deutsches Vaterland! — Der Redner überreichte hierauf als Zeichen des Dankes der ausgeübt, als die Merbd angenommen hat. sie dürfte ganz ahnungslos den tödlichen Schuß erhalten haben. Dafür spricht, daß die Tat auf der Treppe des .Hauses und während einer Aussprache erfolgt ist, die nichts Außergewöhnliches an sich gehabt hat. Wieder ein Kungerkünsller, dem es nlchl gesälU Dressen, 11. April. Nachdem erst vor einigen Tagen der in Leipzig aufgetretene .Hungerkünstler Harry Nelson seinen Glaskasten mit der vergitterten Zelle vertauschen mußte, weil er des Betruges überführt worden war, hat sich nunmehr auch der Dresdner „Hungerkünstler" Harry, der im Restaurant Biedermeier sich der staunenden Mitwelt zeigte, eines besseren besonnen. Nm nicht das Schicksal seines Leipziger Kollegen teilen zn müssen, hat er in der vergangenen Nacht seinen Glaskasten heimlich verlas sen und ist ohne Wissen des Wirtschaftsbetricbes der Gast stätte geflüchtet. Dem Geschäftsinhaber wurde gestern morgen von den Wächtern der Wach- und Schließgescll- schaft mitgetcilt, daß der Vogel ausgeflogcn sei. Wie be kannt wird, soll sich der „Hnngcrkttnstler" heimlich ganz gut mit Schinken und anderen leckeren Sachen ernährt und bei besten Leibeskräften erhalten haben. Wahrschein-, lich dürsten auch die übrigen jetzt wie Sand am Meer auf getauchten Hungerkünstler den Beispielen ihrer Kollegen bald folgen und ihre Kuren mit einer weniger gefährlichen, wenn auch nicht so eindringlichen vertauschen. : Verurteilter Brandstifter. Der 1898 zu Dresden gebo rene landwirtschaftliche Arbeiter Willi Paul Bert Holk steckte in der Nacht zum 23. März in Rähnitz bei Dresden die massive Scheune seiner Dienstherrin, der Gutsbesitzerswitwe Meißner, aus Rache vorsätzlich in Brand. Die Scheune wurde mit allen darin befindlichen Geräten, landwirtschaftlichen Ma schinen und etwa 380 Zentner Stroh vollständig eingeäschert. Der Brandschaden betrug rund 20 000 Reichsmark. Berthold stand am Dienstag vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden. Dem Anträge des Staatsanwaltes Ehrenberg ent sprechend wurde der Angeklagte wogen dieser aus Rache ver übten Tat zu zwei Jahren Zuchthaus und fimf Jahren Ehrenvcchtsverlust verurteilt. : Ermittelte Bodenkammerdiebe. Vier Burschen im Alter von 19 und 20 Jahren, die in zehn Fällen Bodenkammern er brochen und allerlei Sachen von erheblichem Werte gestohlen hatten, wurden im Laufe der letzten Woche von der hiesigen Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen. Die Bande war in dreistester Weise vorgegangen und hatte zu ihren Diebereien sogar einen Wagen benützt. Das Diebesgut konnte zum größ ten Teile wieder herbeigeschafft werden. : Ein Schwindler. Ein früherer Gutsbesitzer, jetziger Zi garrenreisender Bruno Junker, am 11. 7. 69 geboren, betrügt Geschäftsleute damit, daß er sie zur Vornahme von Arbeiten, wie Embauen von Heizungen usw. aus ein angeblich ihm ge- Wiener für den freundlichen Empfang in Dresden dem Oberbüog.rme ster die Eyrenmiigliedschasr des Vereins. Ober bürgermeister Blüher bedeckte sofort sein Haupt mit der weiß-schwarz-aoldenen Mütze der Wiener Lehrersänger. Außerdem überrckchtc er sür die städtischen Sammlungen die silberne Ehrenplakene des Gründers des Ehores. Die W.cner Länger trugen bann ihren Wahlspruch und zwei Prächtige Lieder: „Ncuhosers Bergandackft" und „KeldorserS Trntzgejang" vor. Die außerordentlich stimmfrtsch und schwungvoll gebotenen Ehöre wurden mit stürmischem Bei fall der Tafelrunde ausgenommen. Direktor Philipp dankte dem Oberbürgermeister und den städtischen Behörden namens der Dresdner Gesangvereine sür den ehrenvollen Empfang der Wiener Sänger. Die Dresdner Sängerschaft sehe in dieser Ehrung der Wiener ihre eigene Ehrung und ein« Anerkennung der gesanglichen Bestrebungen Aas Konzert im Gewerbehause Am gestrigen Abend gab der Chor im Gewerbehaussaal ein Konzert. Zirka 50 Sänger zählt diese Vereinigung, die schon durch ihre Disziplin und durch die weißen Mutzen einen be stechenden Eindruck machte. Plan greift in Worten nicht zu hoch, wenn man behauptet, daß in Dresden noch kein Männecchor einen derartigen Widerhall hinterlassen hat, wie dieser Wiener Mannergesangverein. Ich muß auch sagen, daß ich einzelne Kom positionen in einer derartig meisterhaften Ausführung noch nicht gehört habe. So erging mir es bei Hegars „Totenvolk". Man wird gepackt, wird hineingetragen in das Todesgrauen der Eis- wüste, erlebt die Vernichtung wie in der Wirklichkeit. Auch sonst, so beispielsweise bei Schuberts „Grab und Blond", Kampfs „Morgen an der Ostsee". Hans Wagncr-Schönkirchs „Werden", desselben Tonsetzers „Altschweöischem Hirtenlied", Negers „Hoch- sommcrnaclft". Thuillcs „Rcwelge" usw., werden die Stimmungen in prächtigster Weise nachgedeutet. in packenden Farbenharmo nien gemalt. Oftmals stockt einem der Atem, rieselt es einem kalt über den Rücken oder treibt die Siedehitze aus den Poren. Tie dunaiiüscheu Schattierungen sind von einer fabelhaften Aus druckskraft. Die Liinensühruug und die Struktur der Ver tonungen werden mit einer Deutlichkeit und Eindringlichkeit wiedergcgsbe». die sich nicht überlrefscn lassen. Die einzelnen Werke.' die man nicht alle einzeln aufzähle» kann, glichen Mei« siergemäckou. die durch ihr Kolorit eine unwiderstehliche Anzie hungskraft ,'„sübe». Tabei hat jedes Werk seine originelle b b?''ai te> isU.u nirgends sind die Eigenarten verwischt. Der Kl'.-nz d.r Stimmen ist im dusligste» Piano und im rauschendsten ,'0tle rrn g' i.-.'.r ' n-rgeglichenheit. Das Piano verlischt nicht in klanglosem Sönsciti. und das Forte wird nicht zum robusten Krastau'brucl;. Auch h-i den stärksten Betonungen bleibt der Ton adlig und klauGchön. Wie Orgelklang, wie Donnergrollen, wie sanfter Frühlingswiod verschmelzen sich die Harmonien, Sonnenglanz leuchtet au>. schwarze Stimmungen drücken schwer zu Boden. Tie Teuöre scsseln durch Eaelklang, die Bässe steigen in abgrundtiefe Tiefen, und die Mittelstimmen bilden dazu eine Brücke in kühn geschwungenen, machtvollen Bögen. Prächtig sind die Ilebergönge von den Kopf- zn den Brusttönen, fesselnd die sicheren Einsätze und die biegsamen Ausklänge. Diese Ver einigung besitzt die Geschmeidigkeit eines Orchesters. Die Text aussprache ist von musterhafter Deutlichkeit. Mit einem Worte: Das Konzert der Wiener war ein Erlebnis, ein Ereignis, wie es einem kaum schon begegnet ist und auch nicht gleich wieder zu finden sein wird Die treibende Kraft, Professor Hans Wag ner - S ch ö n k i r ch . hält alle die Stimmen wie Fäden in seiner Hand, leite! und lenkt sie aus seinem tiefsten Innern heraus und prägt ihnen dadurch, jedoch ganz ungezwungen, seine volle Persönlichkeit auf. Er ist ein über die Maßen hervorragender Gesangspä-dagog. Nur mit den Händen, ohne Taktstab, mit kaum merklichen Bewegungen, bringt er dieses Orchester von mens"''--^en Kehlen zu einem alles bannenden Erklingen. Der Beifall war begeistert und ging oftmals über die Grenzen der all täglichen Zustimmung hinaus. Bedauerlich war jedoch, daß der Saal nickt bis zum letzten Platze gefüllt war. Derartige Abende dür?"-' deinen leeren Stuhl sehen. Man kann nur wünschen, die Wiener Lehrer bald wieder in Dresden zu hören. Unter den Besuchmm sah inan unter anderen auch Volksbildungsminister Tr. Kaiser und Kreishaupftuaun Dr Buck. Otto Hollstein. höriges Gut mit Herrenhaus bestellt. Bei der Aufgabe des Auftrages bringt er beiläufig vor. Laß ihm das Geld zur Heim reise ausgegangen sei und erschwindelt Barbeträge, die ihm ohne Argwohn ausgchändigt zu werden pflegen. Junker, der erst vor kurzem nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe woge» gleicher Betrügereien entlassen ist. tritt meist unter seinem rich tigen Namen auf. Es wird gebeten, ihn dem nächsten Polizei- beamten zu übergeben. : 100 Mark Belohnung. Gestohlen wurde non einem noch nicht ermittelten jungen Mädchen aus Ser Probicrkabine eines Modegeschäftes eine dort abgelegte goldene Blusennaöel, 5—7 Zentimeter lang, besetzt mit drei echten Perlen, vier großen und verschiedenen kleinen Brillanten, Wert 1000 Mark. Für die Wiederhcrbcischaffung zahlt die Verlustträgerin 100 Mark Belohnung. Sachdienliche Mitteilungen erbittet die Kriminal polizei. : Wohlsahrlsbriesmarken. Es wird nachmals daraus hin- gewiesen, daß der Verkauf der mit dem Wappen der Länder Preußen, Bayern und Sachsen ausgegcbenen Postwertzeichen zu 5, 10 und 20 Pfg. am 16. A pril endgültig aufhört. Die posta- lische Gültigkeit der Marken zur Frankatur von Postsendungen auch nach dem Auslande dauert dagegen noch bis Ende Mai 1926. Sie kosten wie bekannt nur das doppelte ihres Post wertes. also 10. 20 und 10 Pfg. Wer also noch durch eine kleine Gabe gern zur Linderung der Not der Aermsten bei- tragen oder leine Sammlung bereichern möchte, dem ist noch Gelegenheit geboten, diese Marken, die zweifellos einmal er- heblick>cn Sammlerwert erlangen werden, bis zum 15. April 1926 zu kaufen. Die Verkaufsstelle befindet sich bekanntlich im städtischen Fürsorgeamt. Landhausstraße 7, 1.. Zimmer 3. Bei Geldeinsendung werden Marken auch zugeschickt und Wünsche soweit irgend möglich berücksichtigt. : Vortragsabend. Tie Ortsgruppe Dresden der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten veran staltet am Sonnabend. 17. April 1926. abends 8 Uhr (Einlaß 7 Uhr) im alten Stadtverordnete»^»! Dresden, Landhausstr. 7/9. einen Vortragsabend mit Lichtbildern. Frau Dr. meü. Scharfe, Spezialärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dresden, spricht Uber das Thema: „Sind G e s ch l e ch t s kra nk h ei te n h e i l b a r ?" Zu dem Vortrag haben nur Frauen Zutritt. Der Eintritt ist frei! : Vädcrschncllziige. Pom 15. April bis mit 11. Mal werden im Anschluß an die deutschen Züge D 62 (8.02 vor mittags ab Berlin, 11.15 vorm, ab Dresden Hbf., 12.52 nachm, an Bodenbach) und D 63 (12.11 nachm, ab Boden bach, 1.15 nachm, an Dresden Hbf., 5.14 nachm, an Ber lin Anh. Bf.) zwischen Bodenbach und Karlsbad besonder« Bäderschncllzüge gefahren, und zwar ab Bodenbach 1.3? nachmittags, an Karlsbad 4.57 nachmittags und ab Karls bad 8.38 vormittags, an Bodenbach 11.40 vormittag». Die Züge führen durchlaufende Wagen 1. bis 8. Klaue Berlin—Karlsbad.
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