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Sächsische Volkszeitung : 17.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192604176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260417
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-17
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.04.1926
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Dresden Das Ergebnis -es Schachturniers »reSve«. 16. April. Das anläßlich de« LOiährtgen Jubiläums des Dresdner Schachvereins und im Rahmen des 14. Sächsischen Schachkongresses auSgetragene Inter nationale Meisterturnier ist, wie gemeldet, am Mittwoch im Logenhaus beendet worden. Das Turnier selbst bracht« zwei Ueberraschungen in dem Sieg des dänischen Großmeisters Nimzowitsch und dem unerwartet günstigen Abschneider! des Deutschen v. Holzhausen. Trotz der hervorragenden Leistung des ersten Preisträgers Nimzowitsch muß der zweite Preisträger zweifelsohne als der sicherere und stärkere Spieler angesehen werden, so daß ein erneutes Zusammen treffen der beiden Meister für di« gesamte Schachwelt von größtem Interesse sein dürste. Den dritten Preis errang in kraftvoller und zielbewußter Weise der Pole Rubinstein, der nach langer Zeit einmal wieder seine große Begabung und reiche Erfahrung zeigte und wider Erwarten seinen alten Rivalen Dr. Tartakower auf den vierten Platz verwies. Den fünften und letzten Preis erkämpft« sich der Senior des Turniers, der ehemalige Oberstleutnant Frh. v. Holzhausen, dem man die wenigsten Aussichten auf Erfolg eingeräumt hatte. Frh. v. Holzhausen, der zum ersten Male an einem internationalen Schachturnier teilnahin, hat damit einen großen Erfolg errungen und namentlich Deutsch land auf daö beste vertreten. Von ganz besonderem Miß geschick betroffen waren die beiden Nächstplazierten, der Schweizer Johner und der deutsche Meister Sämisch. Der Engländer BateS hat wie auf jedem Turnier für Ab wechslung gesorgt. Gegen die vier ersten Preisträger lieferte er erstklassige Partien, um sich von den Schwächsten über legen schlagen zu lassen. Der sächsische Meister Blümich Latte einen unglücklichen Start, bei dem er nacheinander auf die vier Spieler traf und noch kurz vor Beendigung des Turniers aussichtslos an letzter Stelle lag. Sein schöner Sieg in der Endrunde über den Schweizer Johner rettete ihn zuungunsten des erst 23jährigen ungarischen Studenten Steiner, der trotz seines schlechten Platzes recht beachtliche Partien lieferte und noch von sich reden machen dürfte. Gesundheitspflege in Schute und Kaus DaS Deutsche Hhgiene-Museum eröffnet für die NeichSgesundheltSwoche in feiner Halle, Am Zwingerteich 2, eine Ausstellung „Gesundheitspsle ge in Schule und Haus". Am 15. d. M. führte Privat dozent Dr. Fetscher die geladenen Vertreter der Presse durch die Räume. Er betonte, daß es dem Hygiene-Museum nur unter Anspannung aller Kräfte möglich gewesen wäre, trotz seiner umfangreichen VorbereitungSarbeiten sür die große Ausstellung in Düsseldorf und in Budapest, auch in Dresden sür d:e Reichsgesundheitswoche eine Ausstellung einzurichten. Sie soll andauernd weiter ausgebaut und er gänzt werden. Sie ist in erster Linie für die Heranwachsende Jugend gedacht, die in ihr über das Werden des Menschen und die wichtigsten Tatsachen der Gesundheitspflege unter richtet werden soll. Es sollen deshalb die Schulen freien Eintritt für ihre oberen Klassen bekommen. Für die Eltern, aber auch für die jugendlichen Mädchen, wird die Gruppe Säulingspflege, ferner Ernährung und einiges über Be kleid ungsfragen von besonderem Interesse sein. Den Haupt anziehungspunkt wird vielleicht die Einrichtung eines modernen Kindergartens bilden. Eine Gruppe behandelt die Leibesübungen, sie ist erst vor kurzem fertiggestellt worden und wird ebenso, wie «ine ganze Reche neuer Darstellungen, erstmalig gezeigt. Die Ausstellung wird am 16. Aprk der Oeffentl'.chkeit übergeben. : Personendampfer-Berkehr. Mi dem am Sonntag zu er wartenden stärkeren Verkehr in die BaunMutgebiete um Dres den werden außer den planmäßigen Fahrten im Bedarfsfalls noch zahlreiche Sonderfahrten ausgeführt. Bei schönem Wetter werden auf der Strecke Dresden —Meißen folgende Son derfahrten vorgesehen: ab Dresden nach allen Stationen bis Meißen: vorm. 10 Uhr, nachm. 3,30 und 6.30 Uhr: zurück von Meißen noch Dresden: vorm. 11,15 und nachm. 5,30 Uhr. Zwi schen Dresden uno Pillnitz werden die Schiffe halbstünd lich verkehren, außerdem sind stromauf und stromab noch Un terstützungsfahrten vorgesehen. : Zur Reichsgesundheltswoche. Die zahlreichen Dresdner Veranstaltungen vom 8. bis 25. April werden am kommenden Sonntag >412 Uhr durch eine öffentliche Feier auf dem Altmarkt eingeleitet. — Das Plakat sür die Reichs gesundheitswoche ist in drei Größen (65 : 84, 42 :65, 32,50 :12 Zentimeter) erschienen. Die großen Plakate sind außer für Dresdener Sladlverordneken- kitzung Dresden, 16. April. In Stadtparlameut brachte gestern der Stadtv. Sch urig (Sozialistischer Bund) eine kurze Anfrage ein, warum der Rat trotz der Ueberfülle an erwerbslosen Fach arbeitern immer noch sehr viele Arbeiten nach auswärts vergebe. Zumal beim Bau der neuen Straßenbahnwagen -sei das der Fall. Von seiten des Rates wurde erwidert, daß die Stellmacherei der Straßenbahn gegenwärtig mit ausbesserungsbedürftigen Wagen besetzt sei. Selbst wenn man mit einer Doppelschicht arbeiten würde, müßte die Herstellung der Wagen, die Mt an die Waggonfabriken vergeben sind, mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen. Solange aber könne der Betrieb nicht warten. Bei Ver gebung von Arbeiten seitens des Rates würden in erster Linie stets hiesige Firmen berücksichtigt. ES wurden dann eine Reihe von Wahlen vorgenommen. Als Vertreter der Elternschaft wurden in die Ausschüsse des höheren Unterrichtswesens gewählt Ing. Georg Söhnel, Metallschleifer Alfred Funke, Redakteur Max Sachs, Ober staatsanwalt Arno Viermetz, Studienrat Prof. Karl Winter und Frau Elisabeth Müller. Weiter nahm das Kollegium die Wahl des Vorstandes des BerufsschuIausichusseS für die Verbände Dresden-Gorbitz und Bannewitz-Possendorf vor. — Der Stadtv. Hein (Soz.) wurde zur Wahl in den Auf- sichtsrar des Braunkohlenwerkes Berzdorf vorgeschlagen. Nach Annahme kleinerer Vorlagen über die Anlage elektrischer Anlagen und die Gründung eines Zweckverbandes „Wasjer-Wirtschaft?-Studiengesellschaft" wurde die Für sorge für die Kur zarbeiter wiederum erörtert. Den Kurzarbeitern, die drei und weniger Tage in der Woche ar beiten, sollen künftig die Naturalleistungen gewährt werden, die den langfristig Erwerbslosen und den vom Fürsorgeamt Verreuten zustehen. Hinsichtlich der Errichtung von Anstalten für das Fürsorge und Jugendamt wurde ein Gutachten im Verwaltungsausschuß angenommen, nach dem in zentraler Lage ein Lehrlingsheim sür Mädchen erbaut werden soll, das vorwiegend beurlaubte Fürsorge- und Schutzaussichtszöglinge aufnimmt. Das Lehrlingsheim sür Knaben in der Lübecker Straße soll erweitert werden. Weiter ist ein städtisches Mädchenschutzhaus geplant zur vorübergehenden Unter bringung von Frauen und Mädchen, die ohne Wohnung und Arbeit von der Polizei aus Gefängnissen und Kranken häusern entlassen worden sind. Fitz; die gefährdeten Mädchen ist ein Landjugendheini vorgesehen. Weiter ist geplant: ein städtisches Arbeiterinnenheim und ein Kindererholungs heim für Bettnässer. — Im Licht- und Luftbad Anton soll ein Planschbecken für Kinder errichtet werden. Das Licht- und Luftbad soll mit dem damit verbundenen Elbbad durch eine Untertunnelung des Leinpfades verbunden werden. Für die Herstellung von Straßen« und Haus« nummerschildern in den unbenannten Straßen wur- den weitere 21 000 Mark bewilligt. — Für den Ausbau des Stadthauses Pieschen wurden 17 000 Mark eingestellt. Die Amtsniederlegung des Stadtverordnetenvorstehers Kohlmann wurde genehmigt. Ein« längere Aussprache entspann sich über die Ar« beitszeit in den Kranken- und Pfleganstalten. Es wird dem Rat vorgeschlagen, vom 1. Juni 1926 an in den Kranken- und Pfleganstalten für das Pflegpersonal dis die 51-Stunden-Woche einzuführen, vom 1. Oktober 1926 an aber den Achtstundentag bzw. die 48-Stunden-Woche einzu halten. — Oberbürgermeister Blüh er erklärte, daß diese Fassung für den Rat eine annehmbare Grundlage biete, und daß nunmehr die Hoffnung bestehe, di« Frage raschesten» erledigen zu können. Zu den Vorgängen während der Morgenfeier des Schau spielhauses am 21. März (dem bekannten Zusammenstoß zwischen der Leitung des Schauspielhauses und den Berliner Dichtern Döblin, Bronnen und Brecht) gab Oberbürgermeister Blüher auf eine deutschnationale Anfrage hin «in« ausführliche Schilderung. Er betonte zum Schluß, daß über di« Sache mehr geschrieben und geredet worden sei, als die ganze Angelegenheit wert sei. Gemäß dem Vorschläge des Rates wurde beschlosten, das Straßenreintgungspersonal nicht zu vermehren, aber auch keine Verringerung des fetzigen Avbeiterstandes vor zunehmen. — Für den Zentral schulgarten auf der dies jährigen Iahresschau wurden 7000 Mark bewilligt. Bei der Abstimmung über diesen Punkt machte der Stadtverordnete Schrapel (Komm.) mehrere beleidigende Zurufe, die ihm zwei Ordnungsrufe zuzogen. Für das 43. Deutsch« Radfahrerbundesfest, das Anfang August zu Dresden stattfinden soll, wurde beschlos sen, einen Gewährleistungsstock von 50 000 Mark zu zeichnen. Gegen diesen Antrag stimmten Kommunisten und Sozialdemo kraten. Ein Antrag, nach dem alle Veranstaltungen der Lehrer und Elternschaften in städtischen Schulräumen gebührenfrei sein sollen, wurde dem Rechtsausschuh überwiesen. Dem Verivak- tungsausschuh überwiesen wurden zwei Anträge, nach denen dis Einrichtung der Gewerbeschule daraufhin geprüft werden soll, ob sie den Anforderungen der Gegenwart entspricht. — DIS Kindergärten des Fröbelschen Erziehungsvereins sollen vorläufig noch nicht in die Verwaltung der Stadt übergehen, sondern lediglich mit Zuschüssen für Instandsetzung und Unter haltung bedacht werden. Schluß der Sitzung 11.15 Uhr. Aus die öffentliche folgt noch eine geheime Sitzung. s Straßenanschlag ebenso wie die mittleren für Schaufenster und die kleinsten für Wartezimmer und dergleichen gedacht. Die Geschäftsinhaber möchten sich recht zahlreich am Aushang der Plakate beteiligen; die Plakate sind in der Geschäftsstelle des Ortsausschusses für die Reichsgesundhcitswoche, Zirkusstraße 38. kostenlos erhältlich. : Verkehrsunsall. In der Nacht zum 15. April fuhren zwei Motorradfahrer mit je einem jungen Mädchen auf dem Sozius sitz in der Karcherallee in eine Straßenausschachtung. Sämt liche vier Personen wurden zum Teil schwer verletzt und fanden Aufnahme im Krankenhaus. Die Straßenausschachtung ist nach Angaben der Verunglückten unbeleuchtet gewesen. : Minderwertige Kernseife. In Dresden und anderwärts treten Händler auf, die ein minderwertiges Waschmittel als Kernseife verkaufen. Die geforderten und auch bezahlten Preise stehen, obwohl sie sehr niäwig erscheinen, in gar keinem Ver hältnis zu dem geringen Werte des gelieferten Waschmittels. Ten Slbnehmern gegenüber lassen diese Händler durchblicken, daß sie Schisser seien und als solche Gelegenheit zur ausnahms weisen billigen Beschaffung der Seife hätten. Das Waschmittel wird in verschlossenen Kistchen geliefert, so daß die Käufer erst später erkennen, daß sie betrogen wurden. Vor den Händlern, von denen die Kriminalpolizei einen bereits erlangte, wird gewarnt. ; Güntzbad. Im Monat März 1926 sind 53 204 Schwimm, bäder, 10 209 Wannenbäder, 6216 Schwitzbäder und 3712 Kur< Lader, insgesamt 72 430 Bäder abgegeben worden. Das be deutet einen Durchschnittsoerkehr pro Tag von 2400 Personen, In der Hundeabteilung sind im gleichen Zeitraum 34L Hunde gereinigt bez. geschoren worden. Ab Montag, den 19. April 1926, werden sämtliche Abteilungen des Bades bereits von vormittags 9 Uhr an für den öffentlichen Bodever« kehr geöffnet. Das Güntzbad ist künftig wie folgt geöffnet! Montags bis Freitags von früh 9 Uhr bis abends >48 Uhr, Sonnabends von früh 8 Uhr bis abends >48 Uhr und Sonntags von MH 8 Uhr bis mittags 1 Uhr. Kassenschluß >47 Uhr abends, sür Schwitzbäder >46 Uhr. Familienbäder in beiden Schwimmhallen Donnerstags von nachmittags 2 Uhr bis abends >48 Uhr und Sonntags von vormittags 8 Uhr bis mittags 1 Uhr. Die Schwitzbadeabteilung ist Montags und Mittwochs den Da men Vorbehalten. Hunde werden im Rahmen dieser Öffnungs zeiten täglich, auch Sonntags, bis spätestens 2 Stunden vor Schluß der Öffnungszeiten zur Reinigung oder zum Scheren angenommen. : Straßenbenennung. Der Rat beschlosten: a) im Stadttek Gruna im Siedlungsgelände des Dresdner Spar« und Baw Vereins Straße 9 „Am Knie" und Straße 8 „Gerader Steg"! b) im Stadtteil Kaditz Straße 113 „Bobestraße" zu benennen Georg Kaiser: Zweimal Oliver Uraufführung im Staatl. Schauspielhau. Zwei Seelen wohnen, ach, in dieses Dichters Brust. Die ckn« ist die des expressionistischen Menschen, für den es Raum und Zeit nicht gibt. In gewissem Sinn« muß sich der expressio nistische Dramatiker in ein Abhängigkeltsverhälinis zum Dar steller bringen, dem er einen ungeheuren Spielraum an Dar stellungsmöglichkeiten schafft. Kaisers Dichterkollege Kornfeld hat das sogar einmal ausgesührt und darauf hingcwiesen, daß der Akteur niemals das Theater verleugnen dürfe und keine Wirklichkeit vorgaukeln soll«, die zu treffen ihm ja doch nicht »fingen kann. Durch den Darsteller kommt mithin erst das Werk zur Vollendung. Und es ist tatsächlich interessant, zu beobachten, welch «in Unterschied besteht zwischen dem Eindruck, den die aufmerksam« Lektüre -es Buches (dos soeben im Berk lag „Die Schmiede", Berlin W. 36. erschienen ist) vermittelt, und der betäubenden, nisderschlagenden Stimmung, die die Büh nenaufführung zu erzielen vermag. Das ist die Wirkung des Kaiserschen Expressionismus, der freilich mit -er so bezeichneten Kunstrichtung schon fast nichts mehr gemein hat und von mir nur tituli causa angewandt wir-, weil er schließlich von der Ausdruckskunst herkommt. Mehr noch tut die gleichfalls dorther geleitete raffinierte Szenenführung. Man kann nicht übersehen, daß sie vom Kino stammt, und daß sie in der Hand eines weniger großen Könners zur Spottgeburt werden müßte. Bei Kaiser dient sie indessen zur Durchsetzung seiner Prinzipien, issermaßen als Einhämmerung bildhafter Vorgänge aus dem »leie der „Ernerung" in ethischer Beziehung. Denn daß Kai- letzten Endes immer der geistlich-sittlichen Erneuerung des len scheu das Wort reden will, kann keine Frage sein. Die «weite Seel« ist die des Zerstörers. Mit der reinen Vernunft kann man Georg Kaiser nicht folgen. Da muh man das ganze Rüstzeug der Zerstörung erst mal sichten und deuten. Und auch dann wird man noch zweifeln können. Dazu gehört vor allen Dingen di« nur noch Sternheim verwandte groteske Sprache, die aus effektgelodenen Sotzfehen besteht und die Schönheit der deutschen Sprache schrecklich vergewaltigt. Dann der Sophis mus, der sich in Sentenzen ergeht, die schwerlich sofort als ironisch erkannt werden können. Und schließlich das Gewollt- Pathologische. Pervers sind diese Menschen, daß es einem übel werden kann. Doch wie gesagtt Das ist Technik. Auch die «verte Seele muß der Schaufln..er erfüllen, lebendig machen: Sensation I Oliver ist ein Artist, Derwandlungskünstler. Alte Num mer, die nicht mehr zieht. Frau und Tochter erster Ehe leben mit ihm. Der Kontrakt wird nicht erneuert. Die Dam« Olivia hat ihn gesehen in seiner Nummer. Eine seiner Typen sieht ihrem fernen Geliebten ähnlich Zum Verwechseln. Olivia en gagiert Oliver, ihr den Freund jeden Nachmittag eine Stunde lang privatim vorzumimen. Ganz still soll er sitzen dabei. Diel Geld bringt's ihm ein. Frau Oliver ist furchtbar eifersüchtig. Sie darf es nicht erfahren. Und die von Oliver verehrte und in Reinheit gehaltene Tochter verdient nun den Unterhalt der Eltern. Beim Ballett. Mindengelü. Sie wird die Geliebte des fetten Direktors. Oliver verdient die Ruhe. Gibt sich mit Dirnen ab, macht Olivia einen Antrag. Aber: Olivias Gelieb ter kehrt zurück. Ueberzeugt sich im Theater von der fabel haften Aehnlichkeit „seiner Type". Oliver stört die Vorstellung, schießt ihn in den Rücken. Verfällt in Irrsinn. Die Fäden zerfließen im 3. Akt ... Was Kaiser gewollt hat, geht diesmal vorbei. Sein Zer störungsrüstzeug siegt. Vielleicht dieses Schlusses wegen, weil die Fäden zerfließen, statt sich zu knüpfen. (Man denkt manch mal an Sudermann.) Dieses Stück hat eine geradezu infema- lische Kino-Gewandung, und die Bühnendarstellung verschärft noch den Eindruck des „Filmmanuskripts". Die Sensationen werden mit so knalliger Brutalität dem Publikum entgegen- geschleudert, daß Schreikrämpfe, wie gestern abend nach der Mordszene, gar nicht ausbleiben können. Die Irrenszene hin wieder ist so naiv und unecht, daß man sich fragen muß: Wozu dos überhaupt? Denn davon kann wohl selbst ein begeisterter Kaiserverehrer nicht loskommen, daß die absurde Idee von dem Oliver, der sich zweimal erlebt, ebenso kalte Konstruktion ist wie die Marotte der Dame Olivia, die sich den Bräutigam vor- mimen läßt. Trotz alledem gab es riesigen Bestall. Vielleicht war der Schreikrampf jener Dame im 2. Rang für die klat schenden Psychopathen die Probe aufs Exempel? Wein Nach bar, ein bekanntes Mitglied unserer Staatsbühnen, prophezeite buchstäblich daraufhin den Erfolg.) Wo ist Schönheit in diesem Stück? Sie zu fordern, und mag sie auch „mannigfach wech seln", haben wir ein Recht. So steht's wenigstens draußen am Theater in ehernen Lettern. Georg Kiesau hatte di« Spielleitung. Er sorgte mit Mahn Ke und Brandt für tadelloses Gelingen der schwie rigen Bühnencmforderungen und wurde dem Dichter gerecht. Friedrich Ltndner gab die Titelrolle. ^Fabelhaft. Das sei ihm zugestanden. Mit einem Aufgehen in die Doppelnatur, die in jeder Szene fesselte. Vermochte er indessen Los Kaiser- sche Prinzip bloßzulegen? Ich bestreite das. Marion Reg ler stellte die durch einen schweren Unfall verdichtete Hysterie der armen Frau dagegen sehr glaubhaft dar. Nicht klar wirkte der Charakter der Tochter, so wie ihn HertaSchröter auffaßte. (Es ist nicht ihre Schuld, aber sie hätte immerhin Möglichkeiten gehabt, wie zu Anfang erwähnt.) Alice Ver den war ganz moderne Dame. Man glaubt fast an die Marotte. Nebenfigur blieb Wierth als Freund. Alle übrigen sind Nebenfiguren. Unter ihnen Meyer. Kotten Kamp und Schröder ein eindringlichsten. Für mich war es nur «in Darsteller-Erfolg. Und zwar nur ein äußerlicher. Kaiser kaw kurz weg. Weil er diesmal schwach war. Franz Zickler. Staatsopcr. Im 6. Sinfoniekonzert, Reihe A, bildet« das Vertusche „Requiem" den Abschluß der dieswiuter- lichen Sinfoniekonzerte. Da das Werk selbst an dieser Stell« schon im Vorjahre besprochen wurde, so brauchen wir daraus nicht wieder einzugehen. Ich hörte die Vorau fführung. Da alle Voraussetzungen gegeben waren, so hinterließ das Werk einen packenden Eindruck. Man klatschte sogar am Schlüsse. Es will einem nicht so recht in den Kopf, daß man nach einer Totenmesse hörbaren Beifall spendet. Sicherlich war es aber ein Zeichen, daß das gewaltige Werk in hervor ragender Weise dargeboten wurde. Die Chöre (Opernchor, Sinfoniechor, Dresdner Lehrergesangverein), einen statt lichen Vokalkörper bildend, klangen prachtvoll, in den Kraft stellen voll an gigantischer Wucht, in den zarten Schattie rungen reich an Duft, zusammensinkend bis zum weichesten Hauch. Glanz, Schönheit und Kultur lagen auf dein vokalen Teil des „Requiems". Unsere Stäatskapelle schwelgt« in der Klang- und Farbenpracht dieser tiefempfundenen, melodieseliacn, dann aber auch wieder prunkenden und leidenschaftlichen Musik Verdis. Eine besondere Note ging von dem Solistenqnartett aus. Der Helle, seelenvolle Sopran Julia Rühle rs, der eine mädchenhafte Frische und einen silbrigen Klang hatte, schwebte sieghaft über der Chormenge und den Orchestertonfluten. Ein kleines Versehen im„Libera me" konnte den .Gesamteindruck nicht schwächen. Helens IüngS samtweicher, heißblütiger, dunkelglühender Alt ver schmolz sich angenehm mit dem leichten, geschmeidigen und warmen Tenor Karl Erbs und dem orgelgleichen, ab geklärten und fülligen Baß Friedrich PlaschkeS. Fritz Busch kielt alle Fäden meisterhaft in den Händen. Er spannte die Steigerungen bis zur Siedehitze und lieh di« Senkungen fast bis zu einem Hauch zusammenfallen. Er ließ den ganzen Farbenzauber dieses »einzig schönen Werkes aufleuchten. Also nochmals: Es war kein Wunder, wenn sich die Begeisterung des gut gefüllten Hauses in irgendeiner! Weise Luft machen mutzte. —lst--» Johanna Prob« erfreute im kleinen Saale der Kauft« Mannschaft mit LönS Frühlings-, Tanz-, Soldaten- und erzaebirgischen Liedern zur Laute. Fröhlichkeit und Laun« versteht sie trefflich wiederzugeben. Auch warmer und be seelter Ausdruck schmiegen sich um die Gesänge. Einige Male war die Intonation nicht ganz ungetrübt und die Lauten begleitung unsicher. Aber man sah gern darüber hinweg, zumal Johanna Protze wirklich durch liebenswürdige Art zu fesseln versteht. An Beifall und Blumen fehlt« e» nicht.
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