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Sächsische Volkszeitung : 24.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192602248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-24
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.02.1926
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Nr. 45, Seite - Eine -reislün-ige Obslrukkionsre-e Die Dresdner Sladloerordnelensitzung wieder abgebrochen Ser WewMM >m MM Zweiter Abend -es Lehrganges für Skrafenttafsenenpslege eine Aeußerung des Willens zur Diktatur gegenüber -er Arbek. tervertrstung. Stadt. Dr. Helm (Komm.) kündigte an, daß die Linke in schärfste Opposition treten werde, falls der Antrag Bauch angenommen werde. In namentlicher Abstimmung wurde dann der Antrag Wag ner auf Umstellung der Tagesordnung mit 4 gegen 39 Stimmen abgclchnt, der Antrag Bauch auf Verbindung der Beratung über die einzelnen Paragraphen der Geschäftsordnung mit 42 gegen 2g Stimme» angenommen. — Stadtv. Rösch (Soz.) schlug darauf vor, die Sitzung auf eine halbe Stunde zu unterbrechen, damit seine Fraktion zu der neuen Lage Stellung nehmen könne. — Von kommunistischer Seite wurde dieser Antrag unterstützt,' er wurde einstimmig angenommen. Nach der Unterbrechung gab der Vorsteher einen kom munistischen Antrag bekannt, nach dem die Sitzung ab gebrochen werden und der Finanzausschuß zujainmenae- rusen werden sollte, um sofort die Wohnungsfrage zu be handeln. Begründet wurde der Antrag bom Stadtverord neten Gabel (Koni.). Gabel behandelte ausführlich di« Notwendigkeit der sofortigen Behandlung der Wohnungs frage. Der Stadtverordnetenvorstehcr Dr. Zetzschc mahnte den Redner mehrfach zur Sache zu sprechen, ohne daß diese Ermahnungen von seiten Gäbels beachtet wurden. Nach der zweiten Mahnung verließen die Mitglieder der Rechten fast vollzählig den Saal. Von den Mitgliedern der kommunistischen Fraktion wurden dem Redner nach der ersten Stunde Redezeit zwei rote Azaleen auf den Tisch gestellt (!). Inzwischen hatte der Vizevorsteher Holst die Leitung der Sitzung übernommen, um 11 Uhr wurde er von dem zweiten Vizevorsteher Müller und um 12 Uhr wieder durch den Vorsteher Dr. Zetzsche abgelöst. Kurz vor 12 Uhr war hinter dem über die dritte Stunde hinaus redenden Gäbe! von seinen Fraktionsmitgliedern ein« riesige Drazäne aufgestellt worden. Der Stadterordnetenvorsteher entzog schließlich dem Stadtverordneten Gabel mit dem Hinweis darauf, daß ihm nur zur Begründung seines Antrages und nicht zur Erörterung der Wohnungsfrage das Wort gegeben sei, das Wort. Bei den Kommunisten setzte darauf eine lebhafte Unruhe ein. Stadtverordneter Gabel sprach unbeirrt weiter. Der Vorsteher sah sich daraufhin gezwungen, die Sitzung abzubrechen- schaft in Angriff genommen werden müßten durch see lische Fühlungnahme mit dem Gefangenen selbst und auch mit dessen Familie, fallen insbesondere der freien Liebes- tütigkeit anheim. Nur aus der Einstellung des Opfer gedankens heraus seien diese Aufgaben zu erfüllen. Mit besonderem Nachdruck betonte der Referent die systematische Arbeit der Kommunistischen Partei, die mit unglaublicher Schärfe darauf ausgeht, den Erziehungs gedanken beim Strafvollzug zu.sabotieren aus Gegensätz lichkeit gegen die heutige Gesellschaftsordnung heraus. Gegen solche Machenschaften ist natürlich schwer anzu kämpfen, zumal die Kommunisten sich äußerlich streng an die gesetzlichen Grenzen halten. Es kam weiter auch zum Ausdruck, daß es nicht nur gelte den Gefangenen zu erziehen, sondern in vieler Hinsicht auch die Oeffentlichkeit. Man bringt in weitesten Kreisen dieser Frage noch nicht das notwendige Verständnis entgegen. Und gerade, wenn die freie Wohl fahrtspflege durch Entlassenenheime und Arbeitsplätze durch aus den Menschen nach feiner Führung beurteilt und nicht willkürlich jeden beliebigen Gefangenen nntcrzubringen ver sucht, müßte man zu diesen Einrichtungen volles Vertrauen haben und an der großen Aufgabe Mitwirken, dem Rechts brecher, dessen Motive keineswegs immer auf Verkommenheit beruhen, den Weg ins Leben bahnen zu helfen. ES wurde auch darauf hingewiesen, wie wenig man vielfach noch diese Arbeit an der Entlassenenpflege durch Vermerhung der Arbeitsgelegenheiten unterstützt. Das ist jedermann möglich durch Entnahme von Holz und auch von KohlSn vom Stadtvcrein für Innere Mission hier in Dresden und von dem Entlassenenheim der Heilsarmee. Das ist auch praktische Arbeit an der Strafentlassenenpflege, die jeder mann selbst ohne persönliche Opfer zu leisten Vernich,. Am Schluß seiner wertvollen Ausführungen wiSs Caritasdirektor Carls auf die Notwendigkeit der Zu sammenarbeit aller karitativen Gruppen ohne Unterschied der Konfessio n und der Partei hin. Es handelt sich hier um eine Angelegenheit unseres deutschen Volkes, in der nur der G e m c i n s ch a f ts- gedanke und der O p fe r g e d a n ke, wie er aus dem Glauben erwachse, Großes zu leisten vermag. Die Leitung des gestrigen Abends lag in den Händen des Herrn Pfarrer Wendelin von der Inneren Mission. Die Aussprache war eine sehr rege und frucht bare. Als praktische Aufgabe stellte Fürsorger Hünlich, Waldheim, den Anwesenden anheim, für Aufklärung der Oeffentlichkeit und Wcgräumung der vielen falschen Vor urteile gerade auf diesem Gebiete besorgt zu sein. Diesem Zwecke soll übrigens auch die morgen Mittwoch statt findende öffentliche Versammlung dienen, die abends 8 Uhr im Saale des Neustädter Kasinos, König straße, stattfindet, und in der Pfarrer Jacobi, Halle, spricht. Mittwoch, den 24. Februar 1926. Dresden Kunderl Fahre „Flora" Dresden, 23. Februar. Die Sächsische Gesellschaft für Botanik und' Gartenbau „Flora" beging gestern di« Feier ihres 100jährigen Bestehens. Der Festakt im großen Saal« des Neuen Rathauses wurde durch den ersten Vorsitzenden der Gesellschaft, Stadtgartendirektor von Uslar, mit einer Begrüßungsansprache eingeleitel, in der er es als das Verdienst der „Flora" bezeichnet«, das Inter esse für Natur und Pflanzen in weite Kreise der Bevölkerung gebracht und dort Liebe und Freude daran geweckt und geför dert zu haben. Im Anschluß daran wurde bekanntgegeben, daß folgende Herren zu Ehrenmitgliedern ernannt worden sind: Oberbürgermeister Blüher lDresdens, Gartenarchitekt Meßdorf (Leipzig), Gärtnereibesitzer Heinrich Seidel (Dresden) und Roscnschulbesitzer Stadtrat Simmgen. Es folgte dann eine Reihe von Beglückwünschungen. Im Aufträge des sächsischen Wirtschaftsministeriums und der säch sischen Staatsrcgierung brachte Ministerialdirektor Dr. Klien höchste Anerkennung für das segensreiche Wirken der Flora zum Ausdruck. Die Beziehungen zwischen der Gesellschaft und der Regierung seien immer die besten gewesen und würden auch künftig die besten sein. Das Ministerium habe beschlossen, der Gesellschaft den Grundstock einer Iubilüumsstiftung in Höhe von 2000 Mark zu überreichen, deren Erträgnisse als Reisestipendien für junge ftrebsaine Gärtner von dem Vorstand der Gesellschaft künftig gegeben iverden sollen. — Für die Stadt Dresden sprach Oberbürgermeister Blüher. der auf di« Bedeutung hinwies, die der Gartenbau von jeher für die Gestaltung der Dresdner Landschaft besessen Hot. Die Iubiläumsgartenbauausstellung, die in diesem Jahve stattfinde, werde das sinnfällig noch einmal zum Ausdruck bringen. Die Stadt Dresden wolle zu der Iubi- iäumsstiftung der Regierung aus ihren Mitteln IM» Mark bei steuern. Dem Dank der Fachkammer für Gartenbau für die viel seitige Arbeit der Gesellschaft zum Wöhle des gärtnerischen Be rufes, gab Oekonmnierat Simmgen Ausdruck. Weiter sprach für die Technische Hochschule Dresden Rektor Prof. Dr. Hei- duschka, für di« Forstliche Hochschule Tl-arandt Prof. Dr. Busse, und für den Staatlichen Botanischen Garten und zu gleich für die Ortsgruppe Dresden der Deutschen Botanischen Gesellschaft Prof. Dr. Tobler. Den Fe st vortrag hielt der Direktor der Fachkammer Dresden für Gartenbau, Wolter Dän Hardt. Er sprach über die Bedeutung der Flora für den vaterländische» Gartenbau. Er erinnerte daran, daß die Flora vor 100 Jahren durch den jungen begeisterten Direktor des neuen botanischen Gartens, Reichenbach, gegründet worden sei. Di« große Aufmerk samkeit, die man damals der botanischen Wissenschaft widmete, die Gartenliebhaberei der wohlhabenden Kreise, der ausgezeich nete Stand »der Hofgürtnerei und der Aufschwung des Dresdner Werkgartenbaues trugen dazu bei. dl« Neugründung zu tragen und zu festigen. Die Versammlungen fanden zuerst in den Wohnungen einzelner Mitglieder statt. 1828 siedelte die Flora in das Palais am Großen Garten und kurz darauf in den Zwingerpavillon über. 1849 beim Brand des Opernhauses und des Zwingerpavillsns ging der Besitz der Gesellschaft in Flammen auf. 1851 erfolgte dann die Ueberfiedlung in die zwly- technische Schule. 1874 bis 1889 konnten die Veranstaltungen im eigenen Heim abgehalte» iverden. Gegenwärtig finden die Ta gungen im Italienischen Dörfchen statt. — Die erste Ausstel - lung gärtnerischer Er,Zeugnisse in Dresden ivar die Fruchtaus- steltung der Flora im Oktober 1828. 1829 folgte dann die erste größere Ausstellung blühender Pflanzen. Diesen Anfängen felgte dann in jedem Jahre «ine ähnliche Veranstaltung. Fast immer fanden Ausstellungen im Frühjahr statt, häufig eine zweite und dritte im Herbst und im Sommer. Ata rüste ine in der Geschichte der Flora ivaren die drei großen internationalen Gartenbauausstellungen von 1887. — Die Ausbildung des gärtnerischen Nachwuchses l>at sich die Flora seit ihren: Bestehen angelegen sein lassen. 1874 wurde dir erste Garten bau sch ule der Gesellschaft Flora eröffnet. — 1911 wurde die Gar tenbaugesellschaft „Feronia" mit der „Flora" vereinigt. Sets hat die Flora ihr Wirken für den Gartenbau als Dienst an Volk und Heimat aufgefaßt. Die Vorträge wurden umrahmt von musikalischen Darbie tungen der Kammermusiker der Stoatskapelle Dresden. Am Abend fand eine F e stvo rst e 1 l u n g in der Staatsoper statt. Ein Fernsprech-Unieramk in Dresden-N. Voraussichtlich gegen Erde dieses Jahres wird in Dres den-Neustadt ein selbständiges Fer n sprech et! nteramt in Betrieb genommen werden. An dieses Unter amt iverden diejenigen Fernspreclianschftisse herangeführt, die auf der Neustndtcr Seite liegen und gegenwärtig noch an das Haupt amt Postplatz angeschlossen sind oder bis zur Inbetriebnahme des neuen Unteramts noch dahin angeschlossen werden. Die an das Unteramt Dresden-Neustadt onzuschließenden Sprechstellen erlitten sämtlich neue Anschlußnummern: den beteiligten Fern sprechteilnehmern wird daher empfohlen, dies schon jetzt bei Neuanfertigung von Geschäftspapieren, Drucksachen usw. zu be rücksichtigen. Die neuen Anschlußnummcrn werden den Sprech- stellen-Inhabern s. Zt. recht,zeitig bekanntgegeben iverden. Die Anschlußnummern können nur nach betriebstechnischen Grund sätzen verteilt werde». Es wird darum gebeten, von Anträgen auf Zuteilung irgendwelcher bestimmter Anschluhnummern abzusehen. Belehrung und Anlerhallung Die B. U.-Woche vom 21. bis 27. März 1928. Dresden. 23. Febrriar. Hinter den Kulissen. Di« Vor bereitungen für bi« B. U.-Woche in der hierfür eingerichteten Gesct-äftsstelle des Bankhauses Gebr. Arnhold, Waiseirhausstr., Telephon 24841, sind in vollem Gange. Erfreulicherweise kom men fortgesetzt neue freundliche Anmeldungen für Geivährung kostenloser Besichtigungen großer öffentlicher und privater Un ternehmungen. Desgleichen die Anmeldungen zu Veranstaltun gen. die dem Frohsinn dienen und zu billigen Vorzugspreisen denjenigen zugänglich gemacht werden sollen, die sich durch den Besitz des „B. U.-Wochenhcstcs" ausweisen. Letzteres soll be reits in der zweiten Woche des März gegen einen bescheidenen Preis zum öffentlichen Verkauf^cftellt werden. Alle vprgedach ten Anmeldungen iverden bis z«m 27. d. M. auf die Geschäfts stelle erbeten. Einzelne dieser Anmeldungen seien heut« heraus gehoben Die Reichswehr wird in geivohnter entgegenkom mender Weise in der B. U.-Woche auf den öffentlichen Plätze» der Stadt musikalische Darbietungen bringen. Des weiteren ist beabsichtigt, im Freien ein umfassendes Bild von der militäri schen Nachrichteii-Usberlieferung (Meldehunde) zu gelten. Auch sollen besonders wertvolle Manöverüilder im Film vorgeführt iverden. — Das Polizeipräsidium wird das Kriminal museum zur Besichtigung stellen und einen Verkehrsfilm vor- führen. Die Forstliche Hochschule in Tharandt wird ihre Sammlungen und den Forstqarten zugänglich machen. Der Stadtrat wird u. a. die städtischen Gas- und Wasseriverke, Ratlmuscs eröffnen. An letzterer Stelle dürfte auch di« Frie- Rathauses eröffne». Am letzterer Stelle dürste auch die Frie- denspseise des Häuptlings der Sioux-Indianer erstmalig als ivertvollc Neuheit gezeigt werden. Bei alledem ist wiederholt angeregt ivorüen. zum iveiteren Anreiz für die ganze groß zügige Veranstaltung doch auch, wenn irgend angängig, ein« Tombola zu veranstalten. Das soll gewiß gern geschehen, ist aber nur möglich, wenn der B. U.-Woche von großen Firmen bis zum 27. d. M. Anmeldungen von wertvollen Geschenken oder Geldspenden zugehen. Dresden, den 23. Februar. Auch die gestrige Stadtverordnetensitzung, die zur Erledi gung der Beratung über die Geschäftsordnung eingelegt war, mußte infolge der Obstruktion der Kommunisten abgebro chen werden. Es wurde bei dieser Gelegenheit wieder sehr deutlich, daß die Kommunisten gewillt sind, die Erledigung der Geschäftsordnung um jeden Preis zu verhindern. Wie sie selbst mehrfach angekündigt haben, gehen sie daraus aus. die Tätig keit des Kollegiums lahm zu legen und eine Auflösung herbei- zusühren. Den Grund zu der gestrigen Unterbrechung bildete im be sonderen die Tatsache, daß ein Antrag, die restlichen Paragra phen der Geschäftsordnung bei der Beratung zu verbinden mit 42 gegen 29 Stimmen angenommen wurde. Auf Wunsch der Sozialdemokraten unterbrach man dann die Sitzung auf eine halbe Stunde, um dieser Fraktion die Möglichkeit zu geben, zu der neuen Lage Stellung zu nehmen. Nach der Unter brechung stellten die Kommunisten den Antrag, die Beratung der Geschäftsordnung auszusetzen und die Wohnungsfrage zu behandeln. Der Kommunist Gäbet begann eine Obstruk tion s r e d e, die er auf nicht weniger als 3 Stunden ausdehnte. Nach 3)4 Stunden wurde ihm das Wort entzogen. Darauf setzte bei den Kommunisten eine solche Unruhe ein, daß die Sitzung abgebrochen werden mußte. * Der Stadtvsrordnetenvorsteher Dr. Zetzsche gab bei Be ginn der Sitzung» bekannt, daß die Sitzung auf Wunsch von 25 Stadtverordneten zur Fortsetzung der Beratung über die Ge schäftsordnung beantragt worden ist. Schriftführer Bauch (Dnatl.) beantragte, die noch zu erledigenden Paragraphen der Geschäftsordnung mit der Beratung zu verbinden. Die Geschäfts lage des Kollegiums, insbesondere die wichtigen noch zu erledi genden Fragen des Wohnungslmues, machten eine solche Be schleunigung dringend notwendig. Stadtverordneter Wagner (Kommunist) verlangte, daß die Geschäftsordnung an den Schluß der Tagesordnung gesetzt werde. Die Weiterberatung der Geschäftsordnung sei garnicht so dringend. — Stadv. Rösch (Soz.) erklärte, seine Fraktion werde den Antrag Wagner unterstützen, den Antrag Bauch ab lehnen. Seine Fraktion sei bereit, die Geschäftsordnung jeweils am Ende der völlig erledigten Tagesordnung weiter zu beraten. Stadtv. Schrapel (Komm.) bezeichnete den Antrag Bauch als Dresven, 23. Februar. Der gestrige Abend im Kursus für Strafcntlassenen- Pflege war in zweifacher Hinsicht ein Höhepunkt. Ein mal war das Thema „Der Erziehungsgedanke im Straf vollzug und in der Strasentlassenenfürsorge" von beson derer Bedeutung. Dazu kam aber die Person des Refe renten, des Caritas di rektors Carls, Elberfeld, eines Mannes, der auf dem Gebite der Strafeittlasseiien- pflegc ganz besondere praktische Erfahrung hat, der aber zugleich auch durch die Art seiner Rede seine Zuhörer zu packen und für die schweren Aufgaben dieses karitativen Gebietes zu begeistern wußte. Der Referent beantwortete zunächst die Frage, ob ein Gefangener noch erzogen werde» könne. Erziehung im Strafvollzug soll den Rechtsbrecher wieder zu einem nütz lichen Glieds der menschlichen Gesellschaft machen, ihn wieder an ein gesetzmäßiges Leben gewöhnen. Der Referent legte dann weiter di« wertvollen Erziehungs momente der neuen preußischen Strasvollzugsordnung mit feinem Psychologischen Verständnis dar. Er ging des näheren ein auf die einzelnen Maßnahmen in den ver schiedenen Strafanstalten und bei der verschiedenartigen Unterbringung in jeder dieser Anstalten. Er wies nach an Hand der Verordnung und an Hand der geübten Praxis, was bei dem Vollzüge der Strafe an erzieherischen Maß nahmen und Rücksichten zu beachten sei. Insbesondere solle geistige und sittliche Hebung, Erhaltung von Gesund heit und Arbeitskraft beim Strafvollzug angestrcbt werden. Die Erziehung habe besonders zu einem geordneten Leben nach der Entlassung hinzuwirken. Und zwar seien diese Ziele mit Ernst und Festigkeit, Gerechtigkeit und Mensch lichkeit unter Beachtung der Persönlichkeit, der Tat und des Vorlebens des Gefangenen zu verfolge». Und be sonders sei das Ehrgefühl zu schonen und zu stärken. Wie wichtig zur Erreichung dieser Ziele die Auswahl der Beamten, die einzelnen Bestimmungen der Anstaltsoronung bei Aufnahme und Behandlung der Gefangenen, besonders auch der Strafvollzug in Stufen sei, wurde eingehend klar gelegt. Es war erfreulich zu hören — besonders auch in der Aussprache wurde das deutlich —, wie grundsätzlich sich die Anschauungen in dieser Beziehung gewandelt haben, feit jener Zeit, wo der Gefangene eiinach kein Ehrgefühl mehr haben durfte. Von beinahe noch größerer Wichtig keit aber war die Frage der Entlassenenfürsorge. Insbe sondere müsse hier der Rechtsbrecher schon vor seiner Entlassung zu dem Gedanken der freiwilligen Schutz aufsicht erzogen werden. Der Uebcrgang von der An stalt ins freie Leben sei der entscheidende Augenblick. Für Arbeitsgelegenheit müsse dann bereits gesorgt' sein, günsti genfalls durch eigene Heime, doch auch mit bescheide nere» Mitteln, durch wenige Schlafstellen und besonders durch Arbeitsplätze. Endlich auch durch Familienfürsorge. Gerade diese Aufgaben, di« schon während der Gefangen Ein Jahr Dresdner Rundfunksender Dresden, 23. Februar. Am 22. Februar 1925 war der Dresdner Rundfunksender durch den Staatssekretär Dr. Bredow feierlich der Oeffentlichkeit übergeben worden. Zur Iahres- erinnerung an diesen Tag wartete gestern der Dresdner Rund funk mit einem Festprogramm auf. Dr. Erwin Iaeger, Leipzig, wies zunächst in einer Knappen Ansprache auf die große Beliebtheit hin, deren sich der Rundfunk im Dresdner Gebiete erfreut. In dem einen Jahre des Beistehens ist die Bezieherzahl ans 40 000 gewachsen. Architekt E. Höhrath ging dann auf Fragen der Technik und Programmgestaltung ein. Durch eine ständige Verbesserung der Aufnahmegeräte sei eine erfreuliche Steigerung der Leistungen erzielt worden. Auch die Ueber- tragung von Leipzig her ist heute so einwandfrei, daß die ge übtesten Nnndfunkhörer kaum unierscheidr» können, ob Dres den oder Leipzig sendet. Nach kurzen Ausführungen über die Programmfroge dankte der Redner allen, die an der Ausgestal tung des sächsischen Rundfunkwesens mitgewirkt halien. — Das ^weitere Programm des Dresdner Senders brachte ousgcwähfte künstlerische Darbietungen. : Rätselhafter Vorfall. In der Nacht zum 8. Februar zwischen 12 und 1 Uhr haben Passanten an der Elbe, -und zwar aus Neustädter Seite, in der Nähe der Dampfschifshaltestelle an der Ausmüiiüung der Löivenstraße von weitem gehört, wie zivei Männer miteinander kämpften. Der eine soll wiederlM ge rufen l-aben „Ich schlage dich tot", wahrend eine Frau in innerlichem Tone „Fritz, denk an deine Frau" dazwischen ge sprochen l>at. Die Anzeigeerstatter haben dann ein Ausschlagen und ein Plätschern im Wasser, sowie einige Hilferuse vernom men. Der Vorgang hat bisi-er nicht aufgeklärt iverden können. Personen, die hierzu irgendwelche Angaben zu machen vermögen/ werden nach der Kriminalpolizei gebeten. : Ein geisteskranker Leichenschönder. Der Gelegenheits arbeiter August Wohlfahrt, der in Dresden, Lübau, Görlitz usw. Leicl-eusästinüungeu begangen l-atte, ist auf seinen Geisteszustand hin im hiesigen Untersuchungsgesängnis untersucht worden. Es hat sich herausgcstellt, daß Wohlfahrt die verbrecherischen Hand lungen im Zustande einer abnormen Geistesverfassung ausgeübt hat und danach nicht strafbar ist. Er wird in einer Heil anstalt unlergebracht werden.
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