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Nummer 45' — H5. Jahrgang «mal ivvch. Btzugepreis: für Februar 3.— einM. «vestellgelS. Anzeigenpreise: Die Igesp, Petitzelle Stellengesuch» SV L. Die Petitrelrlamezeike, 89 Milli meter breit, 1 ^t. vssettengebühren ftir Selbstabholer 80 L. bei Uebersenüung durch die Post außerdem PortazusÄilag. Elnzel-Nr. 10 L. Sountags-Nr. 18 Eeschüstlicher Teil: 8 a/efFohma nn. Dresden. SöckMe Mittwoch, 24. Februar 1928 Im Falle höherer Gemalt erlischt jede Becpflichtu auf Lieferung sowie Erfüllung v.Änzeigenavitrüs u. Leistung v. Scl-ädenersatz. Für undeutl. u. b. Fe ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine De« anlworktng. Unverlangt elngesandte u. m. Ruckporv nicht versehene Manuskripte werü. nicht auküe.vaß^ Sprechstunde o. Redaktion S bis 0 Uhr nachmltto Hauptschrtstlelt.: Dr. Joseph Albert. voltzrelümg »etchäft»st«N», DruN nud V«rlag! Saroma- «»chdrilck-rrt «mbH.. D«»deiu«.I6. Howetnslrage «8. Usniruf WtW. Poslschrikronto Dresden >4707 V.mManIo: «asseua« » ArtüsS«. Dresden. Für chriskliche Politik und Kultur Nedottwn der «schsUch»» »wlts^eitima DriSdeii-NIis«. ls, Holbeiuchatze W. tkeriiru! S272S ,n,d 3R38. Amerika und Genf Brasiliens Anspruch Der Welthandel Von Universitätsprofessor Dr. Richard Schüller (Wien). Wien. 11. Februar 1926. Die Ausfuhr aller Staate» der Erde betrug im Jahre 1913 rund 18 Milliarden Dollar, im Jahre 1924 nahezu 37 Milliarden Dollar. Diese scheinbare Steigerung ist aber nur die Folge der Preissteigerung der Exportwaren, die durchschnittlich 50 Prozent betrug. Der Welthandel, der bis zum Kriege von Jahr zu Jahr rasch zugenommen hat, ist seht nicht größer als vor dem Kriege. Die Ent wicklung war jedoch in Europa eine ganz andere, als in den anderen Weltteilen. Die Ausfuhr aller europäischen Staaten betrug im Jahre 1913 ungefähr 1111 Milliarden Dollar, im Jahre 1924 etivas mehr als 1214 Milliarden Dollar, die zu den Lorkriegspreisen 8 Milliarden darstellt. Die Ausfuhr der europäischen Staaten ist demnach um mehr als 8 0 Prozent gesunken. Der größte Teil dieses Rückganges entfällt auf England, Deutschland und Rußland. Für England und Deutschland ist in einer so eben erschienenen wertvollen Publikation des Völker bundes die Ausfuhr des Jahres 1924 auf die Preise des Jahres 1913 umgerechnet. Hierbei ergibt sich, daß die Ausfuhr Englands nach Ausscheidung des irischen Handels um 28 Prozent geringer ist als vor dem Kriege, die Ausfuhr Deutschlands um 49 Prozent. Der Exportrückgang Oesterreichs betrügt nach den Berichten der Völkerbundexperten nach dem Altausland 20 Pro zent, nach dem Neuausland 50 Prozent, insgesamt 40 Prozent. Die österreichische Ausfuhr müßte von zwei auf drei Milliarden Schilling steigen, soll das Borkriegs- nineau erreicht werden. Die englische Ausfuhr müßte um ungefähr 500 Millionen Dollar, die deutsche um mehr als 1000 Millionen Dollar steigen, um den Zustand des Jahres 1913 wiederherzustellen. Der Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit in diesen Staaten ist klar und kann nicht dadurch widerlegt werden, daß in Deutsch land wie in Oesterreich während des Ueberkonsums und der mangelnden Kalkulation der Inflationszeit die Ar beitslosigkeit verhältnismäßig gering war. Der Export der außereuropäischen Staaten betrug im Jahre 1913 kaum 614 Milliarde» Dollar, in, Jahre 1924 aber 1211 Milliarden Dollar und zeigt nach Abrechnung der Preiserhöhung eine Zunahme um 50Prozent. Am stärksten sind daran die Vereinig- ten Staaten von Amerika, Kanada und Japan beteiligt. Die Steigerung des Handels der an deren Weltteile ist um so bemerkenswerter, als auch sie unter der verringerten Aufnahmefähigkeit der europäi schen Märkte leiden, die noch immer das wichtigste Ab satzgebiet sind. In den letzten Jahren beginnt sich auch die euro päischen Ausfuhr wieder zu hebe»: doch geht es lang sam vorwärts, wie schon daraus hervorgeht, daß sie sieben Jahre nach dem Kriege noch um ein Drittel klei ner ist, als vor dem Kriege. Die relativ rasche Zunahme der österreichischen Ausfuhr erklärt sich daraus, daß Oesterreich nach dem Zusammenbruch auf einem sehr niedrigen Niveau begann. Im Jahre 1919 betrug sie 5 Millionen Meterzentner, im Jahre 1924 mehr ats 25 Millionen Meterzentner, in den ersten neun Monaten 1925 schon 24 Millionen Meterzentner. Der Welthandel, der außerhalb Europas nie zum Stillstände kam, wird weiter wachsen. Die Frage ist, ob und in welchem Tempo Europa in diese Entwicklung mit- aerissen oder ob es dauernd Zurückbleiben wird. Hier bei spielt die Handelspolitik aller europäischen Staaten eine wichtige Nolle. Sie ist gegenwärtig schwankend, doch zeigt sich deutlich die Tendenz zur Herstellung eines Hoch schuh Zollregimes. Daran ändern die Er mäßigungen der Zölle nichts, die in manchen Staaten als Reaktion gegen ein gar zu übertriebenes Sperrsystem eintreten. Es verbreitet sich in Europa die Meinung, daß man gerade durch Erhöhung der Zölle die Ausfuhr rasch steigern könne, weil hohe Preise auf dem Jnlands- markt die Ausfuhr zu niedrigen Preisen ermöglichend Das Dumping wird sozusagen zum Prinzip gemacht und zu einem System ausgebildet. Nun ist es gewiß, daß einzelne Exportindustrien auf diese Weise ihren Absatz erweitern können und daß dies gegenwärtig in zahlrei chen Fällen tatsächlich geschieht, und zwar mit um so größerer Wirkung, je größer der Inlandsmarkt ist. Aber es beruht dies auf zwei Voraussetzungen, daß nämlich erstens einzelnen Exportindustrien anormale im Jnlande kartellmttßig ausgenützte Zölle gewährt werden und daß zweitens die Staaten, auf deren Markt das Dumping stattfindet, sich nicht durch Erhöhung ihrer Zölle dagegen wehren.. Diese Abwehr tritt, wenn auch nicht immer sofort, bestimmt ein u. hat zur Folge, daß die Konsumenten der Exportstaaten Opfer bringen, die den Zolleinnahmen der Importstaaten zugute kommen. Aber auch die Beschränkung der hohen Zölle auf gewisse zum Dumping befähigte Industrien ist auf die Dauer nicht apfrechtzuerhalten. Die anderen Produktionszweige Die Frage -es Weligerichlshoss Neuyork. 23. Februar. Senator Borah verurteilte in einer Rede in Ehikago ans das allernachdrücklichste den Beschluß des Senates, den. Internationale» Sch ie d sge ri ch tsh os im -Haag beizutreten, da dieser nichts iveiter als ein Anhängsel des Völkerbundes sei. Die traditionelle amerikanische Politik schreibe aber vor, allem ferne zu bleiben, was irgendwie mit dem Völkerbund Zusam menhänge und Amerika in europäische Angelegenheiten ver wickeln könne. Das amerikanische Volk müsse die Washingtoner Regierung, wenn sie sich über die Gefühle der überwiegenden Mehrheit der Bürger himvegsetze, eben zwingen, die Politik zu befolgen, ans die sie sich vor den Mahlen sestgelegt habe. Diese Politik könne aber nur keine Verwicklung in europäische An gelegenheiten bedeuten, denn Europas Politik wolle nicht den Frieden, sondern Krieg. Nach Borah erklärte Senator Need u. a.: Der italienische Diktator rüste. Er bedrohe Tirol. Der erste Lord der eng lischen Admiralität erkläre, daß England dank seiner Flotte die Herrschaft der Weltmeere behalten wolle. Die Hilfsquellen der Nationen würden im Flugzeugbau erschöpft. Es l-andle sich um keinen Weltgerichtshof, sondern nur ran «men Völkerbunds gerichtshof. Deshalb müsse man Amerikas Beitritt bis zum letzten Augenblick bekämpfen. „Die gröftle Lüge" Neuyork, 23. Februar. Der Mgeordnete Berger brachte !m Repräsentanten haus eine Entschließung ein, in der Präsident Eoolidge ersucht wird, eine internationale Konferenz zur Revision des Versailler- Vertrages einzuberufen. Die Vereinigten Staaten, so führte Berger ans, beherberge» nur noch wenige Menschen, die des Glaubens sind, daß der Krieg für die demokratische Freiheit und die Aufgabe des Militarismus geführt worden ist. Die Regie rung Frankreichs hat seit dem sogenannte» Versailler Frieden eine Lügenfabrikation unterhalten. Die größte Lüge ist Deutsch lands Alleinschnld am Kriege: der Versailler Vertrag ist auf dieser ungeheuren Lüge aufgebaut worden. Bei der starken Opposition gegen jede Einmischung in europäische Verhältnisse hat dieser Antrag im Kongreß keine Aussichten. Aber daß der unmögliche Vertrag von Versailles, den Amerika bekanntlich nicht ratifiziert l,at. das Haupthinder nis für eine aufrichtige Zusammenarbeit zwischen Europa und Amerika bildet, dürfe den vernünstig Denkenden aller Länder klar sein. verlangen und erreichen den gleichen Schntz, sa daß die indirekten Exportprämien durch Erhöhung der Preise und Produktionskosten paralysiert werden. Hochschutzzölle und die dadurch verursachte Er höhung des Niveaus der Preise und der Gestehungs kosten sind nicht der Weg zur Förderung des Exportes. Dies ist um so weniger der Fall, als die Anwendung die ses Systems in fast allen europäischen Staaten den gegen seitigen Verkehr verringert, den Export hindert und so die Ausnützung der bestehenden Betriebe noch mehr ein schränkt, was wieder die Erhöhung der Produktions kosten und die Schwächung der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmärkte zur Folge hat. Man muß in der ent gegengesetzten Richtung gehe», um zur Gesundung der europäischen Wirtschaft zu gelangen: die volle Aus nützung der Betriebe und die Herabsetzung der Produk tionskosten. Der möglichst freie Verkehr ist die Voraus setzung dafür, daß Europa seine Position ouf dein Welt markte wieder gewinnt. Das Sperrsystem aber bedeutet einen schleichenden Wirtschaftskrieg. Oesterreichs Wirstchaslsprsgramm Für den wirtschaftlichen Anschluß. Wie», 23. Februar. Auf Einladung der Wiener Handelskammer werden morgen die Präsidenten aller öster reichischen Handelskammern in Wien zusammenkommen, um über die wirtschaftliche Entwicklung Oesterreichs zu ver handeln. Die Wiener Handelskammer wird dantr ein- London, 23. Februar. Nach einer Neulcrmelbung aus Rio de Janeiro hat der brasilianische Außenminister eine Erklärung abgegeben, in der er Brasiliens Anspruch auf einen ständigen Ti tz i m Böl - kerbundsral bekrüstigle. Brasilien beabsichiige nicht. Schwierigkeiten zu verursachen, sondern cs wünsche lediglich zur Stärkung des Einflusses des Völkerbundes beiznt.age» und in diesem Sinne au den Arbeiten des Völkerbundes teilznueknic». Eine Warnung Chamher!ami- London, 23. Februar. Bei Gelegenheit der Verleihung de- Ehrenbürgerrechls von Birmingham hielt Minister Chamber!»!» eine politische Rede, in der er zunächst auf seine langjährige Tätigkeit im vsfeutlichen Dienste hinwies. Jeder Politiker, so führte er aus, müsse einen große!' Teil seiner Zeit zur Schlich tung von Streitigkeiten verwenden. In die Außenpolitik dürfe Parteipolitik aber nicht Hineinspiele». Wenn inlernatianale Fragen zum Gegenstand einer Parteipolitik gemocht würden, dann werde die Lage sehr kompliziert. Die Beilegung solcher Schwierigkeiten erfordert viel guten Willen. Cl-amberlain bat seine Zuhörer, nicht entlünscht zu sein, wenn wegen Deutschlands Eintritt in den Böikerbund und wegen der deutsche» Stellungnahme innerhalb -de» Völker bundes ei» § t r c > t ausbrcchen werde. Er scinerseiis sei über zeugt, daß das Problem praktisch gelöst werden könne, wenn die in Locarno versammelten Persönlichkeüe» wieder znsammcn- küinen und die Frage erörterten Die BesatzungsWrke London, 23. Febrnar Ter diplomatische Berichterstatter des ..Tally Telegraph" schreibt, es verlautet, daß Vriand seine Zustimmung zur Bec- »ünderuug der alliierten Streükräste im Rheinland aus i.ONVli Mann so gut wie endgültig gegeben habe, wenn auch die Aus sassung der französischen Militärs über die Nalsambeil dieses Schrittes geteilt sei. Diese Tatsache erledige die lu uubestimmler Form vorgebrachte Idee eines sranzösisch-deutschcn Kompro misses, wonach für die Zuslimuniug Deulseblands zur Gewäh rung eines ständige» Vöikerbnndsratssitzes au Polen Frankreich der vollständigen Räumung der Rheinlande noch in diesem Jahre zustimmen werde. Eine deutsche, amtliche Aeußerung über die Möglichkeit eine» solchen Kompromisses, der in Deutschland kann-, begeisterte Anhänger finden dürste, wird man abwarlen mästen. treten, daß auf einen wirtschaftlichen Anschluß au Deutsch land hingcarbeitct wird, da sie nach eiugchsndeu Unter suchungen zu dem Ergebnis gekommen ist, daß eine dauernde Sicherung der österreichischen Volkswirtschast nur im Rah men de? großen deutsche» Wirtschaftsgebietes möglich ist. Zu demselben Ergebnis sind auch noch verschiedene andere .Handelskammern gekommen. Es wird erwartet, daß sich tu der morgigen Sitzung die überwiegende Mehrheit der Handelskammern, insbesondere die Tiroler, die Salzburger uud die Vorarlberger Handelskammer diesem Standpunkt anschlicß-en wird. Wettexer Rückgang der Wareneinfuhr A n ch die I anunrbilauz akt i v. Berlin, 23. Febr. Tie Bilanz des dcntschcn Außenhandels ist auch im Januar, wie im Vormonat, aktiv. Ter Rnssnhrüberschnß im Jannar lwträgt ins gesamt K 8 M i l l i o n e n Reichsmark, im reinen Waren verkehr 8 7 Millionen Reichsmark (gegen 30 Mil lionen Reichsmark im Bormonatl. Tie reine Warencinsnhr im Januar zeigt gegen über dem Vormonat eine Brrminvernng nm .1« Mil lionen Reichsmark: znriickgegangen sind, die Lebensmittel- c'insiihr nm 19, die Rohstosseinsnhr um 27 und die Fertig» wareneinfuhr nm 3 Millionen Reichsmark.. Bei per Aus fuhr sin» nnr unwesentliche Veränderungen scstznstellcii. Die Ansfuhr an Fertigwaren liegt im Januar „m ein ge ringes (3 Millionen Reichsmarkl über der Aussnhr im Dezember.