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Sonntag, den 7. Februar ll>26 Nr 11 fistle » . -.. » ^ - Der moderne Diaspora-Eirchenbau Die neue Kt, Paukuekircße m Dresden stauen Die Sorgen der Wohnungsnot kennt die Diaspora in einem doppelten Sinne. Einmal als Familiennot. die sie mit allen Volksgenossen teilt, des weiteren aber auch als Wohnungsnot des Heilandes. Der Mangel an Gotteshäusern, in denen sich die Gläubigen der Diaspora ohne übermenschliche Opfer zur kirchlichen Feier zusammensinden können, hat sich in dem industriel len Sachsen in den letzten Jahrzehnten ganz besonders fühlbar gemacht, da der Zuzug an Katholiken ein ver hältnismäßig großer war. Wies Sachsen 1885, nur erst etwa 89 000 Katholiken auf, so dürfte sich nach dem neue sten Stande diese Zahl heute mehr als verdreifacht haben. Die Zahl der Kirchen ist diesem Wachstum aber nicht im geringsten gefolgt. Erst die letzten Jahre haben aus der Not geboren auf diesem Gebiete einige Fortschritte ge bracht. Es ist ganz natürlich, daß den eigentümlichen Verhältnissen der Diaspora mit anspruchsvollen, impo santen Nepräsentationskirchen nur in den seltensten Fäl len gedient ist. Der Kirchenbau ist vielmehr eine Zweck- mäßigkeitsfrage geworden. Dort wo die Zahl der Ka tholiken eine gewisse Dichte erreicht hat und wo die Lage zur nächsten Pfarrkirche Schwierigkeiten bereitet, muß Abhilfe geschaffen werden. Das ist in Großstädten natur gemäß früher der Fall wie auf dem flachen Lands. Mit möglichst zahlreichen Kirchen, die aus das jeweilige ört liche Bedürfnis zugeschnitten sind, ist dieser Sachlage am besten gedient. Die Entwickelung hat gezeigt, daß man auch unter diesen Umständen in künstlerischer und baulicher Hin sicht beim Zweckbau Bestes erreichen kann. Die vor kur zem fertiggeftellte St. Paulus-Kirche in Dres den-Süd ist dafür ein ganz hervorragendes Beispiel. Durch die Initiative der Gesellschaft der deutschen Ob laten wurde der Bau im Herbst 1924 in Angriff ge nommen und allen Schwierigkeiten zum Trotz glücklich zu Ende geführt. Am Feste des heiligen Nikolaus 1925 empfing die neue Kirche ihre Weihe durch den Diözefan- bischof Dr. Christian Schreiber. Heute sind wir nun in der Lage, nachdem der Bau im wesentlichen vollendet ist, an Hand obiger Abbildung eine Skizze von dem in jeder Beziehung vorbildlichen Bauwerk zu entwerfen. Freundlich, seine hehre Bestimmung auch nach außen verratend, hebt sich der schmucke Bau aus den Villen der Umgebung heraus. Bei aller Einfachheit — höchste Zweckmäßigkeit mußte den Plan diktieren — hat man doch dem Bau eine imposante architektonische G e- staltung zu geben gewußt. Ein von Ost nach West gelagertes Rechteck im Grundriß gliedert sich der Bau in das nach der Bernhardstraße (Osten) zu gerichtete Wohngebäude für die Patres, und in die sich nach Westen zu anschließende geräumige Kirche. Die Straßenfront bildet in sich wieder eine wirksame architektonische Glie derung, die in mehrfachen Giebelformen aufwärts strebt und so zu dem turinartigen Dachreiter überleitet, der sich stufenförmig nach oben verjüngt, und dessen oberste Pyramide ein goldenes Kreuz krönt. Die beiden Seitenfronten werden durch je 7 hohe Kirchenfenster be tont. Betritt man durch die stilvolle Umfriedung das ge räumige Grundstück, so hebt sich von dem grün gehal tenen Oberbau (Wohnhaus und Kirche) ein rötlicher Un terbau ab, das etwas tiefer gelegene Erdgeschoß, das vor allen Dingen unter dem Kirchenraum einen großen Ge meindesaal abgibt. Grüne Grasrabatten werden sich sehr bald zu den Fenstern der unteren Räume herabsenken, während zwei brückenartig gestaltete Uebergänge von Norden her den Eingang zu Pfarrhaus und Kirche ver mitteln. In den Grundformen beherrscht äußerlich die ein fache, gerade Linie den Bau bis hinauf zum Dachreiter, der in geschickter Weise sämtliche Schornsteine aufnimmt. Die Herbheit dieser Geraden wird jedoch gebrochen durch die sanft gewölbten Krönungen der Umfriedung, die in unaufdringlicher Weise christliche Embleme schmücken, so wie durch eine feine Unterbetvnung sämtlicher Konturen durch saubere Zickzacksriese, die man konsequent überall, auch im Innern der Kirche wiederfindst, und endlich durch einen schwungvollen Rundbogenfries an der Ost front. So hat der Bau in seiner äußeren Form, beson ders als Silhouette gesehen, zwar etwas vom trotzigen Charakter einer Burg, aber zugleich auch wieder etwas Mildes und Freundliches. Eine feine Mitte zwischen Würde und Gelassenheit. Noch stehen die Zierbäume der Bernhardstraße kahl — auch der Dachreiter entbehrt noch der Glocken —, noch fehlt auch zu dem äußeren Rahmen der gärtnerische Schmuck. Eine Freude wird es sein, wenn der Frühling ringsum seine volle Poesie entfaltet und die Prosa des Bauplatzes endgültig ver drängt. Betritt man durch den Haupteingang im Norden das Gebäude, so hat man zur Linken die Pfarrei. Wartezimmer, Amtszimmer, Refektorium und Küche reihen sich hier in äußerster Zweckmäßigkeit aneinander. Vermischtes I — Hamburg als viertgröhter Hafen. Die im Gefolge des Krieges ausgetretenen gewaltigen Verschiebungen des Weltver kehrs finden ihren bezeichnenden Ausdruck in den Verkehrs- Ziffern der Haupthäsen der Welt, die in „Werft. Reederei. Hasen" für das Jahr 1924 mitgcteilt werden. Danach steht Neuyork mit 37,3 Millionen Tonnen an der Spitze; es folgen Honkong mit 35,7, Antwerpen mit 31,3 und Hamburg mit 39,9 Millionen. Hamburg steht danach an vierter Stelle, und erst ail fünfter kommt London mit 29,6, dann Liverpool mit 24.7, Schanghai mit 24,7. Rotterdam mit 22,4, Kobe mit 22 lind Singapore mit 29,5 Millionen Tonnen. Nach diesen Angaben haben die amerikanischen und asiatischen Häsen durchweg starke Steigerungen erzielt. Auch der Verkehr im Hamburger Hasen hat sich gesteigert und ist von 28 625 311 im Jahre 1923 aus fast 31 Millionen Tonnen gestiegen — Das älteste Schiff der Erde. „Jane", das vierzigtausend Tonnen fassende, älteste-Schiff der Welt, das im Jahre 1899 auf der englischen Schiffswerft Runcorn vom Stapel lief, hat jetzt noch einmal seinen Besitzer gewechselt, nachdem es hundcrt- fechsundzwanzig Jahre di« Sec befahren hat. Trotz diesem ehr- würdigem Alter l)at der neue Käufer volles Vertrauen zu der Seetüchtigkeit des wackere» Schifssveteranen. Die Geschichte dieses Schiffes, das in englischen Schiffskreisen fast eine legen däre Erscheinung ist. ist so wenig bekannt wie der Name seines Erbauers. Es stand jahrelang im Dienst einer Reedereifirma in Bridgewater und ging später in den Familienbesitz des Kapi täns Smart über, in dem es fünfzig Jahre lang verblieb; jetzt ist die „Jone" von einer Bristoler Reedereifirma erworben worden und soll als Leichterschiff den Avon befahren. „Jane" hat sich l»x Krieg wie im Frieden bewährt. Sie hat dem ehrlichen Handel gedient, daneben auch im Wandel der unruhigen Zeit läufte viele erfolgreiche Schmugglersahrten ausgeführt. Das Schiff stand in der Blüte der Jugend, als der spanische Krieg der Engländer gegen Napoleon I. ausbrach und nahm auch noch am Krimkrieg teil. Im Weltkrieg fand die „Jane" ebenfalls Verwendung und diente im Kanal als Minensucher. — Die Erde ein blauer Stern. Welche Farbe mag die Erde haben, wenn sie im iveiten Himmelraum einherrollt? Diese merkwürdige Frage Iaht sich genau beantworten. Man hat das von der Erde aus -en unlveleuchlcte» Teil des Mondes geworfene schwache Erblicht spektroskopisch untersucht, und dabei zeigte sich, daß dieses Licht vielmehr ins Blaue spielte als das von dem Monde zurückgeworfene direkte Sonnenlicht. Daraus kann man schlichen, üah die Erde in einem blauen Schimmer strahlt, und das ist begreiflich. Das zur Erde gelangende Himmelslicht, das von den In der Lust schwebenden Partikeln sowie auch von den Gasmolckiilcn zurückgeworscn wird, ist tiefblau. Daher muh das von denselben Partikeln zum Himmel geworfene Licht ebenfalls blau sein. Die Erde erscheint also als ein blauer Stern neben dem wegen seiner rostigen Wüstenflächen roten Mars und der klaren weihen Venus. Die Wolkenregionen um de» Aequator und um die Pole müssen nach auhen hin hellblau sein und werden durch dunkelblaue Bänder über den sogenannten Rohbreiien, unter denen die wolkenfreien Wüstengürtel jederseits des Acquators liegen, abgcgrenzt. — Sin Licbedschjff a« die Lrdcudigdegrabeueu. Es ist eine schöne, alte Gepslogeicheit auf den Philippinen, daß man jedes Jahr zu Weihnachten ein eigenes Schiff mit Liebesgaben an die Aermsten der Welt entsendet, an di« Insassen der Leproseninscl Culion im Süden der Philip pinen. Hier ist die grüßte Aussätzigen an st alt der Welt, die heute 5309 Aussätzige zählt. Diese Armen dürfen, ebenso auch ihr Hilfspersonal, die Insel niemals verlassen. Daher gelten sie mit Recht als die Lebendiabcgrabenen. Ihre Seelsorger sind IesuitenvatreS. ihre Pflegerinnen Ordensschwestern von St. Paul. Diese Helden und Heldinnen bekommen später oder früher, wie einst Pater Damian, die gräßliche Krankheit und erliegen meist in einem Jahr zehnt ihrem opfervollcn Beruf. Das Weihnachtsschisf, das auch dieses Jahr pünktlich aus Manila eintraf, brachte «ine große Ladung an Lebensmitteln, Werkzeugen, Spielen usw. — Stenographisches Preisschreiben. Der Kvusmäiinische StenogvaplM-Berei,, München 19 veranstaltet «in Frühjahrs- preisschrciben, an welchem sich jeder Ea-brlsberger- oder Slena- I»i nächsten Stock darüber liegen die „Klosterzellen", so das Wort menschlich erträglich ist, der Patres, einfache zweckmäßige Arbeits- nnd Schlafzimmer zugleich, dazu ein Raum für die Hansbibliothek. Ein drittes Stockwerk bietet weitere Mohn- nnd Fremdenzimmer. Lebendige Farbenabtönnngen erfüllen das ganze Haus mit einer frischen Wärme. Die Farbengebung auf den Fluren und im Treppenhaus meist eine feine, ganz neuartige Ab tönung auf; die ganze Fläche. Wände nnd Decken, ist in drei Farbstufen gegliedert derart, daß die unten am vollste Grundfarbe sich nach oben zweimal verjüngt. Eine sich weitende offene Stimmung ist die Wirkung Derselbe Eingang führt rechts zur Kirche Durch die Rundbogen eines Sänlenganges, der das geräumige Chor trägt, blickt man in den Hellen freundlichen Raum, dem im Westen eine tiefe Apsis mit dem Hochaltar den Abschluß gibt. Der Altar selbst ist in seinem Unterbau von rötlichem Kunststein dem Gesamtrhythmus angepaßr. Der Oberbau harrr noch der Bollendnng. Auf der rech ten Seite wird die Apsis von der Kanzel abgeschlossen, die unmittelbar von der Sakristei aus zugänglich ist, zur linken symmetrisch ergänzt durch das der Kanzelsorm an- geglichcne Taufbecken. Zn beiden Seiten der Apsis sol len zwei weitere Altäre Aufstellung finden. Eine Kom munionbank wird später den ganzen Altarraum vom Kirchenrauin trennen. Die zwölf Apostelkrenze an den Wänden zieren einfache Beleuchtungskörper, die mit den über die ganze Decke verteilten Lampen ein feenhaftes Lichtermeer hervorzuzaubsrn vermögen. Das Sänger chor, das im Osten die Kirche abschließt, harrt noch einer Orgel, die in ihren Ausmaßen der seinen Akustik des Raumes angepaßt ist. Bei über 200 Sitzplätzen istclct die Kirche Raum für über 500 Besucher. Borkst mg kehlt ihr zwar noch der künstlerische Schmuck der Ausmalung und wird vielleicht auch noch lange fehlen. Doch auch so atmet die Kirche in ihren modernen Barockformen. die man überall durä)geführt bewundern kann, eine feier liche Wärme. Alles stimmt zur Andacht und zum Beten, ein Ausfluß der inneren, künstlerischen Harmonie. Unter der Kirche im gleichen Flächenausmaß er steht ein prächtiger G e m e i n d e sa a l. d. h. wenn das nötige Geld vorhanden sein wird. Wenn es dort ein stens auch nicht ganz so ruhig zugehen wird, wie in einer Grabeskirche oder Krypta, so wird das nur vom Leben der jungen Pfarrgemeinde zeugen. Augenblicklich liegt zwar noch der Maurer und Zimmerleute ehrsames Hand werkszeug kunderbund durcheinander. Aber schon jetzt kann man von dem im Entstehen begriffenen Saale sagen, daß er den Neid sämtlicher Dresdner Geme'inden erregen wird. Eine Bühne mit den besten technischen Finessen und zwei äußerst praktischen Nebenräumen wird für beste Unterbaltungsmögtichkeiten sorgen. Nach Süden öffnen zwei weite Türen den Weg ins Freie. Im Erd- bezw. auch Kellergeschoß des Wohngebäudes sind in erster Linie die technischen Räumlichkeiten nntergebracht: Ket ler, Heizung. Bad, Waschküche. Der ganze Bau ist ein Muster von Zweckmäßigkeit, vom Keller bis unter das Dach. Und bei aller Sparsamkeit wird die peinlich sau bere und stabile Ausführung von fachmännischer Seite gerühmt. Ein Lob für den letzten Handwerker ebenso wie für die Bauleitung. Insbesondere aber rühmt das vollendete Werk, das ist man zu sagen schuldig, den künstlerischen Schövfer des Baues, ac. arch. Rudolf Zacek. Es ist binnen kur zer Zeit die dritte Kirche, die unter seiner Leitung hier in Sachsen erstanden ist. Wer die Pfarrkirchen üi Bi schofswerda und in Dresden-Löbtau kennt, wird die künstlerischen Verwandtschaften schon aus dem hier ge zeichneten Bilde abzulesen vermögen. Man sagt auch nicht zuviel, wenn man in der Linie Dr.-Löbtou-BKchs'o- werda-Dr.-Plauen eine Entwickelung sieht. Etz Paulus in Dresden-Plauen ist unstreitig eine der besten Dia- sporakirchen ihrer Art, die bei uns in den letzten Jahren gebaut worden sind. Auch die Stadt Dresden darf sich freuen über dieses an sich bescheidene Bauwerk, das sich auf jeden Fall äußerst glücklich in die Villenvorsradt des Südens etngliedert. Den Katholiken von Dresden-Süd aber wird St.'Paulus sehr bald zu einem geistigen nnd religiösen Mittelpunkt geworden sein, zu dem sick jeder mann hingezogen und in dem er sich heimisch fühlt. M. D. graph nach der Einhcitskurzschrist beteiligen kann. Alle preis- wnr-digen Arbeiten werden mit künstlerischen Diplomen, beson ders gute mit wertvollen BürlMpvcisen ausgezeichnet. X Las Vaterunser in tausend Sprache». Der un garische Priester Kvloman Korteß hat dem Heiligen Vater eine Sammlung von tausend Texten des Vaterunsers in tausend verschiedenen Sprachen überreicht, die er im Lause, von viele» Jahren mit großer Mühe gesammelt hatte. Kumor Kunst und Kind. Da ich aus dem Standpunkt stehe, man könne Kinder nicht früh genug mit guten Kunstwerken ver- traut machen, loste ich meine kleinen Nellen und Nichten statt an den landläufigen Bilderbüchern sich an guten Zeichnungen und Radierungen ergötzen. Der sechsjährige Kurt hat sich nun sehr in den „gefesselten Promothcus" von Klinger verliest. „Onkel", fragt er mich dann, „was ist denn das hier: der Mann mit dem Adler?" Ich erzähle ihm recht verständlich dos Mar. tyrium des Gefesselten, dessen Lebe» dem großen Vogel zum Fratze dient. Etn schwerer Seufzer entringt sich dem Kleinen: „Ach, Onkel, der arme Adler!" „Wieso der arme Adler? fragte ich erstaunt zurück. „Na, jeden Tag Leber!?" Rucksäcke, 7. 6 7 8^87. 8 6 077siss I_3lietig!'ab>eli 10 k^em5s>fecjiei' 1078