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Eo.intag, oen 7. Februar Ut2ti Die Gol-wüscher am Klondike Roman aus der Zeit der großen Goldsnn-e in Kanada und Alaska. - von Emil Droonberg. Copyright durch Wilhelm Goldman», Verlag, Leipzig 1!)2S. (27. Fortsetzung.) Wie der Prediger verfolgten auch Kane und Escher die Vorgänge am Spieltische mit großem Interesse. Escher siel besonders die Persönlichkeit des Bankhalters tnS Auge. Das war der Berufsinstiukt, der ihn gelehrt hatte, immer Typen zu studieren. Er hatte in Sau Jran- zislo und besonders in der berüchtigten Vorstadt Bar bara-Küste eine ganze Mnsterkarte ivlcher gesehen und eigentlich erwartet, daß dieses rauhe, nordische Goldland einen eigenen Typus dieser Gattung erzeugt haben würde. Das war aber hier nicht der Fall, denn der Mann war offenbar importiertes Produkt und zeigte ganz den Typus der berufsmäßigen Spiclhnltcr. Da war dieselbe lange, hagere Gestalt, die zu den leichten, geschmeidigen Bewegun gen, besonders der Arme und Hände gehört, dasselbe graue Gesicht mit den scharfgcmeißelten Zügen und den tiefen Faiteu, wie cs ein dauerndes Nachtleben, verbunden mit dem Nervenkitzel des Spieles inst Leuten, die aus der Tasche schießen können, erzeugt; der sorgfältig in Ordnung ge haltene blaue Jackettanzug und die reine Wäsche; vor allem aber die schlanken Hände mit den laugen, dünnen Fingern und den wohlgepflegten mit Sandpapier bis zu durchschei nender Feinheit gefeilten Fingernägeln, — um die ver schiedenen feinen und feinste» Zeichen an den Karten wahr- znnehmen, die auch die gewitzigten Spieler mit ihren ungepflegten Händen nicht entdecken können. Sein Gefährte, der hier das Amt eines Croupiers ver sah. war dicker und kleiner und auch mit weniger Sorg falt gekleidet. Von seinem bartlosen Partner unterschied er sich weiter durch einen schwarzen Schnurrbart, den er manchmal strich, aber anscheinend nur, um das wachsame Nmherschweise» seiner Blicke zu maskieren, wenn einer der Spieler in die Tasche griff. Der Zugang zu seiner Tasche war beyuem, und man konnte wohl sicher sein, daß er nicht mehr als zwei Griffe nötig hatte, um von dort, ohne ihn erst herausholen zu müssen, seinen Revol ver abzuschießen. Der eine Spieler — es war einer der Zerlumpten, offenbar ein erst an diesem Abend in Skaguay e.nge- trofsener Prospektor, denn er hatte die ersten Einsätze mit Goldstaub bezahlt — schien sehr viel verloren zu haben. Al? nämlich eben wieder seine Kart« z» seinen Ungunsten umgeschlagen wurde und der Kassierer einen beträchtlichen Einsatz vermittelst seines, einer Gartenhacke in verkleiner tem Matzstabe nicht unähnlichen, vernickelten Instrumentes zu sich heranzvg, rief er wütend: „Goddainu that bloodh king!" Er setzte jetzt den doppelten Betrag auf das Aß, während einige der übrigeil ander« Felder belegte». „Time!" rief der Kassierer. Die Hände verschwanden von den Feldern und der Bankhalter schlug die nächsten beiden Karten um. „Sieben gewinnt. — Aß verliert!" Der Zerlumpte fuhr sich mit seiner rissigen Hand, die deutlich die Spuren harter Arbeit aufwies, verwirrt durch das struppige Haar. „Verdammtes Pech heute!" stieß er etwas unsicher hervor. Die Unsicherheit kam zweifellos davon, daß ein flüch tiges Durchblättern des Bündels Banknoten, das er für seinen Goldstaub erhalten hatte, einen beträchtlichen Ab gang ergab. Nach einer kleinen Zögerung setzte er di« Hälfte seines vorigen Einsatzes auf die Acht, die schon ein paarmal ver loren hatte. Die Acht gewann. „Wenn Sie so fortfahren, werden Sie Wohl bald bei Ihrem letzten Dollar angelangt sein", bemerkte der Prediger. Der Mann schien auffahren zu wollen, während sich auf den Gesichtern der anderen eine deutliche Spannung malte. Sie mochten vermuten, daß jetzt di« Entwicklung der Dinge, die sie erwartet hatten, einsetzen würde. Ein Blick auf das ruhige und von aller Anmaßung freie Ge sicht des Predigers veranlasse den Prospektor aber, diese Absicht, wenn er sie wirklich gehegt hatte, wieder aufzu- gcben. „Wieso?" fragte er verwundert. „Ich habe gewonnen!" „Wieviel haben Sie gewonnen?" „Oh", entgegnete der Mann, indem er, noch etwas ungewiß, wie er sich der unvermuteten Frage gegenüber verhalten sollte, eine Strähne seines unter der zurück geschobenen Mütze hervorquellenden Haares aus der Stirn strich, „im ganzen habe ich natürlich verloren." „Jeder verliert im ganzen", versetzte der Prediger. „Oder haben Sie schon einmal einen Spieler gesehen, der reich gestorben wäre?" Die Frage, so selbstverständlich sie war, schien d«n Mann zum ersten Male nachdenklich zu machen. Ihn und die Umstehenden verblüffte es aber, als der Prediger jetzt selbst eine Zehndollarnvte auf di« Sieben setzte. Nr. 31, Seite 14 „Sie spielen doch aber selbst", rief der Prospektor, der trotz seines verwahrlosten Aeußeren ein intelligenter und nicht ungebildeter Mann zu sein schien. „Und doch waren Sie eben im Begriffe, mir nachzuweisen, daß es eine Torheit sei, zu spielen." „Ganz recht, das wollte ich mit meiner Bemerkuirg ausgedrückt haben. Man muß aber zuzeiten selbst «in Tor sein, um als Weiser den Kampf gegen di« Torheit wirksam führen zu können. Meinen Sie nicht?" „Oh, ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Aber ich habe nichts dagegen. Jeder nach seinem Vergnügen." Die Sieben verlor, und der Kassierer zog di« Note des Predigers ein. Der Prospektor hatte diesmal nicht gesetzt. Das Spiel und Verhakten des Predigers interessierte ihn viel zu sehr, um ihn an die Fortsetzung seines eigenen Spiels denken zu lassen. „Wollen Sie die dreitausend Dollars, die Sie eben gesammelt haben, hier wieder verlieren?" rief einer halb lm Tone des Vorwurfs, halb ungläubig. „Nein, ich will zehn Dollar gewinnen", antwortete der Pastor mit einem feinen Lächeln. „Zehn Dollars?" rief einer höhnisch. „Das ist doch nicht der Mühe wert." „Es genügt In diesem Falle." Und ohne sich im geringsten beirren zu lassen, setzte er setzt eine Zwanzigdollarnote wieder auf die Sieben. Sie war in diesem Spiel schon zweimal gezogen worden und also nur noch zweimal vorhanden. Die Spannung der Zuschauer und übrigen Spieler wurde jetzt noch größer, denn es war doch nahezu undenkbar, daß der Pastor die Dreistigkeit besitzen würde, das eben für ihn gesammelte Geld hier wieder im Kartenspiel zu riskieren. Einstweilen schien man noch geneigt, die Sache von der humoristischen Seite aufzufassen. „Aber, Ehrwürden", sagte einer, „die Karten sind doch des Teufels Gebetbuch. Und in dem dür'eu Sie doch nicht lesen. Sie dürfen doch eigentlich nur die Bibel lesen. Freilich, vom Spiel steht da wohl nichts drin. So was gab's eben damals noch nicht." „Der Teufel war von Anbeginn", erwiderte der Pre diger mit seiner unveränderlichen Ruhe, „und es hieße seine Intelligenz unterschätzen, wollte man glauben, er habe ein so ausgezeichnetes Mittel zum Seelenfang jemals un- benützt gelassen. Wir dürfen also annehmcn, daß das Spiel und die Sucht, zum Schaden seiner Mitmenschen sich Besitz oder andere Vorteile zu schassen, so alt ist wie die Menschheit selbst." lFortsetzung folgt.! i» Invsntur-Veicksuk birlSFsd,» WßSisLÄN krsiks!- AkMMx' Drsstlsn OtlNV krUvkLlvilt SUk ljis kinksukpl'sisv 8'Nli l>,6 rum Invvntui'-Vsi'lcsuk gsstmltsn üktiksl 80 bkäsulsnä l,S«-Sdg88v1rt. l>s8 KvlNS 8P3I'- SSM6 ttgusiksu V678ÜUM8N 80»ts, otms jolion Ksufrwsng ltis WsiVN ru dv8ioktigvn. WM EMÄ8M! sfeicisnZU— pims EWMW ' Lllsu VettkiebM kMWMh Mz.öMiWfsdi'i'lW Hugo MmM. OilEMNlkL krsiks! l-laupii-Qeseliäsk: llksblisn, lülskSLksIIrti-. 12/14