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Sächsische Volkszeitung : 13.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192602135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260213
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-13
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.02.1926
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Schloß Dittersbach Unweit von Lohmen, jenem weitbekannten romantisclicn Orte der Sächsischen Schweiz, in Richtung aus Raüeberg zu. liegt im herrlichen Wesenitztal Dittersbach. Still und ver träumt lebt der Ort und sein Schloß abseits vom Lärm der Zeit. Doch neuerdings macht er von sich reden. Schloß und Rittergut Ditterstkich hat die Stadt Dresden erworben. Rat und Stadtverordnete der Landeshauptstadt sind inzwischen dar über einig geworden, das Schloß zu einem Genesungsheim nir weiblicke Mitglieder und weibliäze Angehörige der Belriebs- krankenkasse der Sladtgomeinoe Dresden und zum Erho lungsheim sür weibliche städtische Angestellte und für son stige weibliche Einwohner oder Familien umzugestalten Außer- dcm ist die Anregung gegeben worden, auf dem Dittersbachcr Gelände ein Kindercrholungsheim zu errichten. Daß fick das Schloß mit dem herrlichen Parke und der dahinterliegenoen „Schönen Höhe" sowie der sonstigen herrlichen Umgebung zu genanntem Zweck vortrefflich eignet, bedarf kaum einer Bestätigung. Das Schloß stammt bereits aus dem 16. Jahrhundert. Bekannter ist ee geworden durch seinen späteren Besitzer Johann Gottlob v. Quandt. den Begründer des Säch sischen Kunstvcreins. Ueber sein Leben berichtet zufällig ein Aussatz von Rudols Bemmaiw im „Neuen Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde" slzerausgegeben von Hubert Ermisch, 46. Bd.. Dresden. Wilh. u. Bertha v Baensch-Stistung). Ueber die Reize des Schlosses Dittersbach-hat sich danach Quandt in einem Briefe vom 4. Januar 1830 an Julius Schnorr von Carolsseld folgendermaßen geäußert: „Ziehen Sie sich also ein mal in der Plzantasie in ein kleines Thal zurück, welches von hohen Bergen umschlossen wird, wclcke frisch grüne Waldungen bedecken, wo fruchtbare Wiesen ihre bunten Teppiche ausbreiten und klare kräftige Bääze viele Mühlen in Bewegung setzen und das Ganze erheitern und beleben. Zn einer solchen Gegend l,abe ich ein beüeulcnoes Gut gekauft, welches Dittersbach heißt und nahe bey Lohmen liegt." Das Schloß und seine Umgebung hat non Quandt manche wertvolle Ausschmückung erfahren. Das -Schlößchen aus der scheuen Höhe wurde von ihm erbaut, ebenso im Schloszzmik ein von Thürmer entworfener Tempel mit Sta tuen und Schmuckstücken aller Art. Quandt ist schon seit 1859 tot, und seither hat das Schloß schon mehrfach seinen Besitzer gewechselt. Die Kunstschäße, die der seltene Kunstfreund hier hinterlassen l>at, sind leider zum großen Teil dem Schlosse nicht erhalten geblieben. Die Zeiten lzaben sich in sozialer Hinsicht seit der Ouandtschen Aera sehr verändert, und so wird denn nun diese von der Natur bevor zugte Stätte einem völlig neuartigen Zweck«, einer sozialen Aufgabe zugeführt. Es ist durchaus anzuerkeiinen, ivas gerade die Stadt Dres den auf diesem Gebiete in den schien Jahren für ihre Bewohner geschaffen und geleistet hat. Es läßt sich aber auch nicht leug nen, daß die großzügigen finanziellen Aktionen der Stadt im einem offensichtlichen Widerspruch zu den immerwährenden Klagen über den Finanzausgleich und zu der Behauptung stehen, daß von den Kommunen nicht mehr gespart werden könne. Wir sagen nicht, daß gerade an der sozialen Fürsorge zuerst gespart werden solle Man hat aber mitunter von allgemeinen Gesichtspunkten aus gesehen den Eindruck, als würde bei der Abstellung sozialer Mißstünde am verkehrten Ende begonnen. Man könnte für manchen das Genesungsheim überflüssig machen, ivenn von Reich und Gemeinden tatkräftiger an der Beseitigung der Wohnungsnot gearbeitet würde Neue Kraftfahrzeuge für die Polizei sind schön. Neue Talsperren auch. Aber solange noch Hunderttausende von Familien ohne eine gesunde Wohnung sind, sollte nichts anderes vordringlicher sein. Tas sind Gedan ken. zu denen die Einrichtung jedes neuen Genesungsheimes anregen müßte. Dresden Zu dem Morde in der RSHnltzgasfe Zur Ermordung des 35 Jahre alten Ratsarbeiters Paul Adolf Hübner schreibt eine Dresdner Korrespondenz ander- weit folgendes: Der Leichnam des in der Rähnitzgasse er schossenen Natsarbeiters Hübner ivar nach dem Landgerichts gebäude am Münchner Platz gebracht worden, wo am Donners tag durch Gerichtsmedizinalrat Dr. Oppe die gerichtliche Sektion vorgenommen wurde. Bevor diese behördliche Leichenöffnung erfolgte, wurden erst noch einige photographische Aufnahmen gemacht und di« beiden Schußverletzungen besonders im Bilde sestgcholten, ebenso wurde der Mörder, der 25 Jahre alte Elektromonteur Erich Paul Brich der Leiche erst gegen übergestellt. Mit seltener Gleichgültigkeit, ja mit direkt frechen und dreisten Blicken sah sich dieser Schwerverbrecher sein Opfer an Nicht die geringste Spur einer Reue war zu bemerken. So kaltblütig wie Brich nach den, ersten Schuß und infolge der Hilferufe des Getroffenen nochmals einige Schritte zurückgekehrt ivar und den zweiten, sofort tödlich wirkenden Schuß abgegeben hatte, um dann die Flucht zu ergreife», so teilnahmslos ließ er sich an die Leiche heran-, ruck dann wieder abführen. Die Ein äscherung des Ermordeten erfolgt am Sonnabendvormittag Nil Uhr im Tolkewitzer Krematorium. Der Mörder wurde in seiner persönlichen Umgebung als Kommunist angesehen und bezeichnet: er wohnte seit längerer Das Kaffeehaus Erstausführung des Neuen Theater» zu Dresden. Zur Spezialität haben die Künstler in der Ostra-Allee di«.. Ausgrabung erhoben. Und sie haben damit Glück gehabt. Wenn ich bedenke, wie das Reue Theater vor einigen Jahren ansing als Kammerspielbühne mit höchster literarischer Ambition, so daß die meisten Besucher mit den schlimmsten Vorurteile,, in die Premieren kamen, wie es dann der Gefahr, ein Possentheater gewöhnlichster Art zu iverden, mit bemerkenswertem Geschick aus dem Wege ging und wie es endlich zu Shakespeare und Restroo seine Zuflucht nahm, beiden ein neues Leben einslößend, so muß ich wirklich sagen: mau hat es verstanden, sich unent behrlich zu machen Die gigantischen Pläne der letzten Monat« sind freilich zunichte geworden, aber vielleicht ivar das ganz gut. Wer weiß, wie dieses Abenteuer geendet hätte. Wenn erst einmal ein besseres Obdach, als es dos jetzige Interims- theater geivähre» kann, vorhanden sei» wird, dann wird auch das Reue Theater, das in der allerschwersten Zeit und aus nach, ter Rot gegründet wurde, sich so entwickeln können, wie es ihm seine Richtschnur wünschenswert ersännen läßt. Diese Richtschnur ist schlechtweg: Theatcrspielen. Theaterspielen Im allerbesten Sinne des Wortes. Und wenn das junge Unterneh men so sortsährt und für „Schlager" und sonstige Zugeständ nisse an die Galerie kein Ohr hat, dann wird es den Beweis erbringen, daß die Kunst des Schauspielers neden der Kunst des Dichters gleichberechtigt ist und nicht eine Basallin und Hörige der Dichtung sein soll. Die neue Ausgrabung geht den Rokoko-Italiener Carlo Noldoni an. der »eben dem uns bekannteren Carlo Gozzi einer der erfolgreichsten Lustspieldichter seiner Zeit war. Die beiden unterscheiden sich grundsätzlich. Während Gozzis Lebens- wcrk die Veredelung der alten Tommedia dell' Arte war und er damit eine Weltberühmtheit erlangte, hat Goldoni sich im realistischen Lustspiel betätigt^ und die Siegreifkomödie, völlig Die Geschäftsordnung Eine schikanöse Sladiverordnelensitzttng — Die Linke sabolieri die Aeralung Trcsbe», 12. Februar. Jede Beranstaltuug hat gewöhnlich ein Programm. Soll sie rrockener (d. h. aber nicht „weniger uiueehättiam") sein, jo gibt man sich eine „Geschäftsordnung". Das; aber die Geschäftsordnung des Dresdner Stadtparla- uieiits schon längst eine Revision verlangte, haben frühere Anlässe zur G uiige bezengr. Seil Wochen, sa bereits Monaten liegt bei, Stadtverordneten eine neue Geschäfts ordnung zur Beratung vor. Bereits an, 3. Dezember 1!)25 hatte eine allgemeine Beratung statigcsuiideu. In zwischen war der Berichterstatter ans Urlaub gegangen und damit stand dar- ganze GcschästSordnungSräderwerk still. Donnerstag für DrnncrStag heißr es zu Punkt 1 der Tagesordnung: Beratung der Geschäftsordnung ab- gestlzi Das; übrigens der schöne Ausdruck „Geschäftsordnung" un zweiten Teil eine Paradoxe Wortbildung darstellt, d. h. mir „Ordnung" nicht das geringste zu -lun hat, zeigte erschreckend der Berlauf der gestrigen Sitzung. Kommunisten und Sozialdemokraten wollen die Beratung von der Tagesordnung noch einmal aögesetzt haben und in einer besonderen Mon-agsitzung erledigt wisse». Ihr diesbezüglicher Antrag findet aber keine Mehrheit. Folg lich mußte mit .Hilfe der Geschäftsordnung die Beratung der Geschäftsordnung sabotiert werden. Das erreicht man ans folgende wirklich geistreiche Art und Weise. Sie lasse» zunächst einmal nicht zu, daß in der üblichen, ordnungs gemäßen Weise die berichtlosen Punkte der Tagesordnung summarisch erledigt werden. Stv. Schrapel fordert zu jedem Punkt der Tagesordnung Berichterstattung. Folg lich muß der Vorsteher mit der Beratung der Geschäfts ordnung beginnen. Zunächst erhält der Berichterstatter Stv. Kvhtmaiin das Wort. Er verweist kurz auf die bisherige Behandlung der Angelegenheit und geht dann, da die Einzslberatung beginnen soll, kurz auf de» 8 1 ein. der die Pflicht jedes Stadtverordneten zur Teil nahme an den Arbeiten des Kollegiums betont. Inzwischen Ist ein Antrag auf namentliche Abstimmung über jeden einzelnen Paragraphen cingegangen. Ja "dieser kommu nistische Sport der .namentlicken Abstimmung w.r'd dann 7.,gar noch ans die einzelnen 'Absätze und aus "o:e M'nder- heitsgnlachten ausgedehnt. Daß d„s ganze auf* eine S bo- rage der B-"-atung Ist'nauslief. ist ohne weiteres k'rr. Das Tempo der Beratung üeMe ü'ch demgemäß ein. Vorsteher und Schriftführer bekamen Arbeit. 8 1 wird gegen e:ne Stimme, 8 2 sfreie Meinungsäußerung und deren Be schränkung) wird absatzweise in namentlicher Abstimmung angenommen. Die artigen Kommunisten machen nochmals einen Vorschlag zur Güte, die Beratung der Geschäftsord nung in einer besonderen Sitzung fvrtzusetzen, finden da mit aber leine Gegenliebe beim Vorsteher, der auf die Ge schäftsordnung verweist, nach der es unmöglich sei, einen einmal abgelchnten Antrag in derselben Sitzung erneut zu behandeln. So berät man denn weiter. Man wird plötzlich einig. Der 8 4 wird einstimmung ohne Aussprache angenommen. Er handelt nämlich vom Urlaub! Ein ganz anderes Kapitel aber ist die „Amtsverschwiegenheit" (85). Von ihr wollen natürlich Kommunisten und auch Sozialisten nichts wissen. Der Paragraph wird aber trotzdem an genommen. Dann kommt man zu dem Kapitel Rat und Stadtverordnete. Es ist schon lange eine Spezialität der Dresdner Stadtverordneten, sich mit dem Rat darum zu streiten, ob die Stadtverordneten de» Rat „ersuchen" oder „beauftragen" dürren. Die Linke zetert von Macht gelüsten des Rates und versucht auf allen Wegen, de» Paragraphen zu Fall zu bringen. Stadtrat Dr. Krum- biegru stellt fest, daß durch ein Urteil des ObervcrwaltungS- gerichtes festgestellt worden sei. daß der Stadtrat in allen Fällen, bei denen ihm eine Mitwirkung zusteht, von den Stadtverordneten nicht beauftragt werden könne. Der Rat werden gegen jeden dahingehende» Beschluß der Stadt verordneten Einspruch erheben- — Es lebe die sachliche Zusammenarbeit! Gegen V/11 Uhr waren bereits 7 (l) von den 95 Paragraphen der neuen Geschäftsordnung angenomme». Wenn die Verhandlung im gleichen Tempo fortgeht, dan» Hütte man ja immerhin hoffen dürfe», daß der Vor steher die Dauersitzung noch vor den, Ablauf des Fast nachtsdienstages schließt. Soviel „Ordnungssinn" der Kom munisten und Sozialisten war aber schließlich dem Kolle gium selbst zu viel. Das Verhalten der Linken wnrde als glatter Unfug bezeichnet und beschlossen, die Sitzung abzubrechen und an den nächsten Montagen und Donners tagen die Tagesordnung so lange weiter zu beraten, bis sie erledigt ist. Man darf wohl sagen, daß sich damit iür die Fastnachtstage schöne Aussichten eröffnen. Es wäre aber i»,Hierhin wünschenswert, wenn vom Stadlverord- netenvorsteher künftighin für das Kollegium ein beson deres Faslnachtsvergnügcn veranstaltet würde, damit die öffentlichen Sitzungen nicht gerade zum Karneval benutzt werden. Wir fürchten nur, daß die neue Geschäftsordnung den Mangel einer guten politischen Kinderstube auch nicht wird ersetzen können. —om— Zeit in der Cchulgutstraße 12, bei der Vermieterin Pauline Schmidt, der Schwiegermutter des erschossenen Ratsarbeiters Hübner! Der Getötete war mit einem Leiden behaftet, er war deslfalb auf seine jetzige zweite Ehefrau sehr eifersüchtig und geriet jedesmal in größte Erregung, wenn sie beispielsweise zu ihrer Mutter nach der Schulgutstraße ging. Dort ist es auch verschiedentlich zu heftigem Streit gekommen, wenn Hübner seiner Frau nachgeeilt ivar. Als Untermieter der Frau Schmidt hatte Brich, der zuvor bei seinem Vater in Vorstadt Striesen wohnhaft gewesen ivar, von der ast unglücklichen Ehe Kenntnis erlangt Wie dem amtlichen Bericht bereits zu entnehmen war, lebte Brich überdies mit Hübner auf gespanntem Fuße, ivas aus seiner frühere» Tätigkeit herrührte. Der Mörder wird an dauernd verhört, die behördliche Untersuchung dauert fort. 7 Die Kirchensteuer 1925 ist fällig. Bo», städtischen Steuer amt wird nochmals darauf hingewiesen, daß der 2. Termin der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholi schen Kirchensteuer auf das Rechnungsjahr 1925 (1. April 1925 b-s 31. März 1926) am 1. Februar fällig ivar und innerhalb einer Woche an die aus den, Kirchensteuerbescheid ersichtliche Kassenstelle abzuführen ivar. : Der hiesige Ortsverein des Gutenbergbundes (christliche Gewerkschaft deutscher Buchdrucker) veranstaltet am Sonnabend, den 13. Februar, einen „Heiteren Ab « n d". Der Rein gewinn wird zur beruflichen Weiterbildung unserer Lehrlinge vcrivandt. Dazu sin- alle Freunde und Gönner «ingeladen. Die Veranstaltung findet im Katholischen GesellenlMis statt und be ginnt abends 7 Uhr. 7 Musikalisch« Veranstaltungen sür Erwerbslose. Der Oeffentliche Arbeitsnachweis Dresden und Umg. veranstaltet Freitag, den 19. Februar pünktlich abends 7 Uhr in der Aula der Oberrealschul« Seevorstadt. Vitzthumstraße 4, einen musika lischen Slbcnd für Erwerbslose. Programm: Liszt: „Mazeppa": Smetana: „Die Moldau". Erläuterungen: Geo Becker; am Flügel: Nino Neidhardt. Eintrittskarten, nur für Erwerbslose, sind in allen Fachabteilungen des Oeffentliche» Arbeitsnach weises Dresden und Umg. kostenlos zu haben. verivorfen. Gozzi war ihm darum auch «in erbitterter Gegner, der es bei Heiner Gelegenheit versäumte, den Renale,, zu ver höhnen. Goldoni ist also der modernere, nach neuer AusdruckZ- form suchende Autor, der direkt ans Molieres Prinzipien auf. baut. Als solchem gebührt ihm tu der dramatischen Weltliteratur ein Ehrenplatz. Freilich kennt man heutzutage gerade noch sei nen Namen. Weshalb die Ausgrabung naitat. Ueber den Stoff ist nicht viel zu berichten. Die Spielwut wird moralisch betrachtet (mitunter recht fein!), der Schwätzer wird persifliert und darf die Zeche zahlen, einige entzweite Pär- chcn werden versöhnt, Lust und Liebe herrschen wie in der gol denen Zeit. Schon sind Ansätze zu gelungenen Charakteren da. die streng durchgeführt werden, der Humor herrscht allenthalben, scharfe Beobachtung der Mensche» un- Zeitsitten ist spürbar und keine Länge macht sich breit. Das beste aber scheint mir der wahrhaft glänzende Dialog zu sein. Spitz wie die öfters ent blößten Degen des Stückes versetzt er Stiche, die wohl sitze», ohne zu verwunden. Vielleicht Hütte man die Gesänge etivas reduzieren können, die sich mitunter beinahe in Operettenselig keit ergehen, aber der Gesamteindruck ivar äußerst lustig und anregend. Leopold Lustig und C. v. Mitschke hatten ein pit toreskes, venetianisckzes Straßenbild aus einfachsten Mitteln un- unter weiser Berücksichtigung der beschränkten Naunwerhält- nisse geschaffen, an dein man seine Freude haben konnte. Und gespielt wurde wieder unter Robert George zum höchsten Ergötzen. Alle standen sie aus Ihrem Platze: der quecksilbrige Schwätzer Nocholl, der ehrenhaste und moralfeste Kaffeesieder Hendrichs, der aus Abwege geraten« Graf Koch, der Spieler Alster, die entzückende kleine Dittoria Spall, e, die eifer süchtige Gattin Alix Li sch Ke. die betrogene Tänzerin Irma Zeißig, der vorwitzige Kellner Land und der gaunerische Spielbankier Lewitt. Das Publikum, anfänglich erstaunt über die fremden Dinge, spendete animiert Beifall. Ein schöner Fa schingsabend!. - " L-. Franz Zickler. : Tprengstossdiebstahl. In Flur Rcnnersdors bei Cosse baude wurde in einem Steinbruch das dort befindliche Pulver- Haus erbrochen und daraus das ausbew'hrte Sprengniaterial vermutlich von örtlichen Tätern gestohlen. : Ein Unbekannter. Am 6. Februar ist von einein Schiffer im Ostragehege ein Brief gefunden worden, worin ein unbekannter Mann unter dem 5. Februar 1926 mit teilt, daß er in wenigen Minuten Selbstmord begehen werde. Unter den, Schriftstück beftnden sich die Buch staben l und r. Die Zeilen sind flott geschrieben und ze:- gen verschiedene charakteristische Buchstaben. D^'r Brief liegt zur Einsichtnahme beim Landeskriminaiamt 'Dresden, Vermißtenzentrale, Schießgasse 7, 3., Zimmer 290. aus, wohin auch etwaige Hinweise zur Feststellung der Person des Unbekannten erbeten werden. : 1VVV M. Belohnung — Leicheusuuo. Die Dresd ner Kriminalpolizei teilt mit! Am 5. Februar 1926 ist in Hamburg ein alter brauner Vulkanfiber-Reisekoisee, 70 mal 42 mal 23 Zentimeter, älteres amerikanisches Fabrikat, daran ein altes unansehnlich gewordenes Messing- schild, mit den Buchstaben G. H. aufgefunden worden. I» dem Koffer befand sich der abgetrennte Unterkörper einer weiblichen Person. Die Getötete ist dunkelblond, etwa 30 Jahre alt, mittelgroß, schlank und schmächtig und wegen Unterleibsleiden operiert gewesen. Wer zur Sache irgendwelche Mitteilungen machen kann, wird zur Krimi nalpolizei gebeten. : Festgenommener Betrüger. In den letzten Wochen hat in Dresden und Umgebung ein angeblich aus Zwei- brücken Ausgewiesener Handwerksmeister und Geschäftsleute dadurch betrogen, daß er sie als Kollegen um Unterstützung anging und diese in vielen Fällen auch erhielt. Der Be trüger ist jetzt festgenommen worden. Geschädigte, di« Anzeige noch nicht erstattet haben, wollen dies umgehend »achholen. : Straßenbenennung. Wir habe» beschlossen, die Kopernikusstraße zwischen der Leipziger und Bahnhofstrahe im Stadtteile Trachau mit „I n d n st r i c st r a ß e" und d.e Straße G im Bebauungspläne für Bühlau „Allen- steiner Straße" zu benennen. Leipzig ) Beschlüsse der Stadtverordneten. Zu einem Dringlich keitsantrag ive-gen der Ausschreibung eines Wettbewerbes wegen der Ausgestaltung des Augustnsplatzes beschloß inan, den Antrag durch die Auskunft des Rates als erledigt zu be trachten. — Der Ratsvorlage wegen VewiOmunn r-" tt"' Mark für Herstellung der Straße des 18. Oktober wurde zuge- stiminl. — In einem Antrag« wurde der Rat er,uchi, s-u ly tischen Waldungen die weitestgehende Schonung angedcihe,, zu lassen. s Auto und Straßenbahn. Ein schwerer Zusammen stoß zwischen einem Stratzenbahnzug der Linie 6 und einem Lastkraftwagen ereignete sich am Donnerstag vor mittag in der 10. Stunde Ecke Schönbach- und Papis»- mühlstraße in Leipzig-Stötteritz. Der Lastkraftwagen kam die abschüssige Schönbachstraße heruntergefahren, als der Straßenbahnzug, der aus neuen Wagen bestand, die Papier- mllhlstraße stadtwärts gefahren kam. Trotzdem beide Führer sofort bremsten, konnten sie den Zusammenpralr nicht mehr vermeiden, da die Straßen infolge des Nebels sehr schlüpfrig waren. Der Motorwagen wurde aus dem Gleis geworfen und quer über die Straße gestellt. Der Vorderperron des Motorwagens wurde schwer beschädigt, vom Beiwagen des Lastkraftzuges ging das Fahrerhäuschen in Trümmer. Der Führer des Straßenbahnwagens erlitt Verletzungen durch GlaSspkiiter im Gesicht. i Dl« üblich«« Straßeuuusiilie. Am 10. Februar nachts gegen 3 Uhr ist auf dem Tröndlinring, gegen über der Einmündung der Pfaffendorfer Straße, «in 66 Jahre alter Kellner beim Ueberschreiten der Fahrstraße durch eine Kraftdroschke überfahren und schwer verletzt worden. — Am gleichen Tage abends 6 Uhr ist in der Rtebeckstraße eine 26jährige Arbeiterin in einen auf der Fahrt befindlichen Motorwagen der Linie 5 hineingelaufen. Sie kam mit dem linken Fnß unter die Schutzvorrichtung an der vorderen Plattform und erlitt starke Quetschungen. — Ein Personenkraftwagen ans Berlin fuhr gestern vom
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