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Sächsische Volkszeitung : 31.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192601319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260131
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-31
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.01.1926
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Sonntag, den 31. Januar 1928 wre trage» Sie dieses schwere Schiitzengrabenlebcn?" mit den Worten des Hohe» Liede«: „Ego dormio et cor mihi vig'lat!" „Ich schlafe, doch mein Herze »»acht!" antwortete, sing der alte Kardinal a». laut zu meinen. Tann, als der fremde Gast wie der i» den Schützengraben muhte, hat ihn der alte Mann zum Abschiede geküsst und dem Glaubenssremden seinen Segen mit ans den Weg gegeben. „Nicht der Kardinal segnet Cie, nein, rin Greis, der nie anderes als seine Pflicht tat, segnet den Jüng ling. der zn seiner Pflicht geht. Gehen Sie mit Gott, der gnä dig Sie erhalten möge!" sagte er beim Abschied. Aber mit dem Ausrichten des Keburtc-tagsmahles für den fremden, feindlichen Jungen hatte sich der Greis nicht begnügt. Als der kleine Leut nant in den Zug steigen wollte, stand da ein Abt»', mit einem irohen Paket — Gebnrtstagsgaben. Schokolade und Früchte. Obenauf lag ein Buch: Horaz Carmina. Ein L:sezeichen wies den Weg. Ta hatte der alt- Mann vier Verse unterstrichen: Viitus, recluäens immeritis mori Lselum, riegitia tentst iter vi» Loetlirq»« vulgares et ucisni LpernO k»m»m tugientv Perms. Wer ganz ein Mann ist, geht seine Bahn für sich, Schlicht sich den Himmel durch seine Taten auf. Und schaut mit Blicken der Verachtung, Steigt er empor, mif den Erdendunst nieder." — Die junge Generation In der Reihe der „Zeit- und Streitfragen der Gegenwart", die Tr. Karl Hocker im Kölner Verlag I. P. Bachem heraus gegeben Hot, ist als 17. Band die Schrift „Die Aufgabe unserer Generation" von Karl Rohan erschienen: der Verfasser ver sucht hier mit Glück aus etwa 30 Seiten das Wesen der Generation zu zeichnen und seine Eigenart zu umreihen, dessen Angehörige als Kinder in den Krieg gezogen und als Män ner zurückgekommen sind. So beginnt die hoffnungsvolle Ab handlung, deren Lektüre empfohlen sei: Es ist etwas um diese Jugend. So denken auch die älteren Generationen über uns Junge. Sic verstehen uns nicht; der Graben, der sie von uns trennt, ist zu groß, aber irgendwie spüren auch sie, dah wir etwas wollen; etwas Besonderes wollen, vielleicht mehr wollen, als jede Jugend will. Wir sind im Welt kriege zu uns erwacht. Während stets dem Zwanzigjährigen grelle Lebenssonne den Weg ins Leben wies, hat uns der Schein werfer die Fratze des Todes gezeigt. Als Kinder sind wir in den Krieg gegangen und als Männer sind wir zurückgekommen. Unsere Generativ» Hot keine Jugend gehabt. Wenn andere uns verstehen wollen, wenn wir uns selbst verstehen wollen, dann müssen wir jeden Gedankengang beim Erlebnis des Weltkrie ges beginnen. Denn hier hat unser Leben angefangen und die Schatten des Todes, die uns damals umgaben, werden jeden von uns begleiten bis an sein Ende. Den Weltkrieg aber hat ganz Europa erlebt. Deshalb können wir von ein-r europäischen Jugend sprechen, einer Ju gend. die vier Jahre lang dasselbe erlebt hat. Ob Deutscher oder Franzose, ob Oesterreicher. Belgier oder Engländer, der Schützengraben war dasselbe, und der Tod war der gleiche. Ka meradschaft. Urlaub, Graus vor Etappe und Hinterland, Angst und Heroismus haben eine Linie gezogen, die ganz Europa durchläuft. Richard Wagner schreibt einmal: „Das Volk ist der Inbegriff derjenigen, die eine gemeinschaftliche Not empfinden." Die Not des Weltkrieges aber war europäische Not. Innerhalb unseres Gesichtskreises hat vielleicht noch nie ein Erlebnis derart alle Menschen ersaht, arm und reich, alt und jung, Mann und Frau, wie dieser Völkerkrieg von 1914—1918. Wenn Not einigt, so gehen wir zwangsläufig der europäischen Einheit macken, I. I-auengt-aben 10 femsptecsie,-1078 entgegen. Aber -lese Einheit wir- nicht entstehen aus Händler- geist; nur -er Iugen-, -ie scheinbar für verschiedene Ziele, in Wahrheit aber für Europa gekämpst hat, wir- aus der tiefen gemeinsamen Not des Kriegsrrlebnisses die Kraft Zuströmen zu dieser Schöpfung. Das Problem unserer Generation ist ein europäisches Problem, deshalb ist auch ihre Aufgabe eine euro päische Aufgabe. Wo es sich um Lebensgesühl, um Generalnenner handelt, sind Definitionen schwer. Von Lissabon bis Moskau, von Lon don bis Neapel verständigen wir uns auf Anruf. Wenn -ie Wege verschieden sin-, so bleiben die Wegkreuzungen die gleichen, wenn die Ansichten auselnanderlaufen. die Stichworte sind die selben. Das gleiche Holz treibt gleiche Blätter, derselbe Menschen typus spricht dieselbe Sprache. An diesen Typus, an diese Stichworte wollen wir uns halten. Am schärfsten tritt der Unterschied zwischen uns un- -er ollen europäischen Welt ln der Geschichtsauffassung zutage. Das ganze vergangene Jahrhundert beruht aus dem schrankenlosen Glauben an die Vernunft un- an die Freiheit -es menschlichen Entschlusses. Aus diesem Glauben hat man das merkwürdige Ideal der Freiheit abgeleitet, weil man meinte, dah auch Völ ker t?> vernünftigeren politischen Einrichtungen frei würden, über ihr Schicksal zu entscheiden. Der Versuch einer Revolution des Menschen gegen das Ewige, der Versuch einer Entgöttlichung dieser Welt durch den Sieg der Vernunft über das Schicksal Hot im Weltkriege Schiffbruch erlitten. Wir Jungen glauben nicht nur an das Schicksal von Menschen und Völkern, uns ist Schick sal von Menschen und Völkern, uns ist Schicksal ein selbstver ständlicher Begriff geworden. Desl>alb ist uns Geschichte ein gro ßer, sinnvoller Zusammenhang, und wenn wir Geschichte schauen, dann suchen wir ihren Sinn, allerdings einen sehr subjektiven Sinn, stets auf uns bezogen. Ohne Anspruch auf Verallgemeine rung machen zu wollen, ohne damit etwas ewig Gültiges zu postulieren, sieht diese Generation den Geschichtsablauf wesent lich einseitig. Sie glaubt an ein notwendiges Hintereinander der Ereignisse. Deshalb ist jedes Wort unserer Rede: zeitgeinäh. Die frühere Zeit glaubte an politische Wahrheiten, sie suchte eine absolute, für alle Zeiten gültige Wahrheit, und viele meinten, diese in der Demokratie bereits für immer verwirklicht zu sehen. — Unsere Generation glaubt nicht an politische Wahrhei ten. sondern an politische Richtigkeit. Die alte Well war reich an geistigen, materiellen, ethischen Reserven. Sie konnte sich den Luxus leisten, in jedem Ereignis: Geschichte, in jeder Theorie: Fortschritt zu sehen. Sie konnte alles interessant finden und ihr Urteil mit ungezählten „Aber" und „Vielleicht" verzieren. Unser Erbe ist ein in jeder Hinsicht bankerottes Europa, dessen Reserven erschöpt sind. Uns geht nur das Richtige, das Schick salhafte, das Zeitgemäße an. Dari» liegt unsere Einseitigkeit, aber vielleicht auch unsere Kraft . . . Die „Katholischen Missionen" Mit Beginn des neuen Jahrganges erscheinen die „Ka tholischen Missionen" wieder im alten Format, in vor kriegszeitlicher Stärke und dazu in neuer, künstlerischer Auf machung Inhaltlich bleibt sie natürlich ihrem alten Programm getreu, das sie nach dem Willen der Gründer in den stattlichen 63 Jahrgängen verwirklicht hat. Weltweit wie die Kirche will auch die Zeitschrift sein. Freudig berichten die „Katholischen Missionen" über die Taten unserer deutschen Glaubensbotcn, freudig erzählen sie aber auch Monat für Monat von den wichtig sten Ereignissen und Neuerungen aus dem gesamten Misstonsfelde der katholiscl)en Kirche. Die „Katholischen Missionen" sind die älteste deutsche Missionszeitschrift. Erwähnt sei hier nur, was ein Kenner der deutschen Missionsliteratur, Pater Rodert Streit O. M. I., in seinem neuesten Buch „Die katholische deutsche Missionsliteratur" (Xaver! usverlag Aachen 1925) dar über u. a. schreibt: „Die Gründung der „Katholischen Missionen" mar eine Missions t a t. Die Väter -er Gesellschaft Jesu haben sie vollbracht. Das Ist ihnen als bleibendes Missionsverdienst zu buchen, und das muß ihnen die aufrichtnge Dankbarkeit aller Missionskreise und aller Missionsfreunde sichern, lieber 60 Jahre leisteten sie eine unermüülicl>e. oft unbeachtete Gedulds arbeit im Dienste der Mission ... Die „Katholischen Missionen" .. .. .. . - . - - Nr. «k. Seite 11 waren für ungezählt« Missionare und Missionsschwestern drgyhe» eine Quelle des Trostes, der Anregung un- -er Aufmunterung.. - Die Zeitschrift bildete -as Bindeglied zwischen Heimat und Mis sion. Die Zeitschrift war der geistige Mittelpunkt des heimat lichen Missionswesens In Deutschland: sie weckte Missionsliebe und Opfersinn für das Missionswerk immer von neuem wieder In den Herzen des deutschen katholischen Volkes. Sie war die Fahrerin in der einsetzenden Missionsbeivcgung dieser Periode heimatlichen Missionslebens, -Ie Beraterin in allen auftauchcnden Missionsfragen." Die drei letzten Päpste haben der Zeitschrift hohes Lob gespendet und sie angelegentlich empfohlen; ebenso mehr als 68 Kirchenfürsten. Zum Beginn des neuen Jahrganges hat der A p o st o l i s ch e Nuntius Pacelli -er Monatsschrift ein empfehlendes Ge« leitwort mitgegeben. Der Hohr kirchliche Würdenträger schreibt unter anderem: „Die „Katholischen Missione»"^haben in dein halben Jahrhundert ihres Bestehens außerordentlich viel dazu betgetragen, den Missionsgedanken im Herzen -es katholischen Volkes heimisch werden zu lassen. Und ihr Ruhm blribt es. daß sie grundsätzlich immer berichtet haben von dem Arbeitsgebiet, den Opfern und Erfolgen -er Gesamtheit -er Missionare, nicht nur der eigenen, sondern aller auf dem weiten katholische» Erdenrund. Wenn sie daher heute nach den Wechstlsällen, die Krieg. Nachkriegszeit und Inflation auch ihnen brachten, wie der im alten Format und in alter Fülle, ihrem echt katholischen Programm aber immer gleich treu, vor die deutschen Katholiken hintreten, so benütze ich gern die Gelegenheit, um ihnen zu ihrem Wirken für die Ausbreitung des Reiches Christi von Herzen Gottes Segen zu wünschen." Möge der Wunsch der Päpste »nd so vieler Kirchenfiirsten in Erfüllung gehen und die „Katholischen Missionen" in Len deutschen Landen viele neue Leser, Förderer und Förderinnen finden! Grab 7VSV X Wenn jetzt abermals aus dem scheinbar unerschöpflichen Aegypten die Kunde von der Entdeckung eines Känigsgrabes kommt und behauptet, daß dieses „Haus der Ewigkeit" — wie es die Aegypter nannten — beispiellose Sähitze berge und un geahnte Kunde von einer Zeit geben werde, die fast 6000 Jahre* zurückliegt, so darf man diesmal mit einiger Sicherheit an- nehmen, daß es sich um eine ernsthaftere Angelegenheit handelt, als die zum Rummel ausgeartetc Entdeckung und Auswertung des Tutanchamon-Grabes. Es steht bereits jetzt fest, daß — selbst ivenu sich dieses Grab, das die Forscher vorläufig mit dem Signum „7000 X" bezeichnen, nicht als das -es Königs Snefru bestätigen sollte — es sich doch um das bisher uuge- pliinderte Grab eines der mächtigsten Pharaonen handelt. Die Entdeckung ist das Werk des Führers der Horward- Boston-Expedition. Dr. Neisners, der schon seit nahezu 20 Jah ren im Gebiete der Pyramiden von Gizeh arbeitet. Allerdings hatte er das Pech, gerade als Ne Konvaleszent in Boston zu iveilen, als die noch seinen Anweisungen arbeitenden Assisten ten Noive und Greenlees auf dem Trümmerselde östlich der großen Pyramide im Kalkfels auf eine Gipsschicht trafen, die nicht natürlichen Ursprungs sein konnte. Sie brachen dis Gips schicht heraus und fanden eine Treppe, die jedoch blind im Fels verlies. Da man weiß, daß solche Treppen ehemals zu den'tief in den Fels hi nein gebauten Königsgräbern zn führen pflegten, daß diese Treppen auch noch beibehalten wurden, als die Gräber später mn Fußpunkt senkrechter Schächte eingebaut wurden und In diesem Falle — vielleicht auch zur Irreführung von Grab räubern — bliich endeten, schloß man. daß sich ein Grab in de» Nähe befinden müsse und fand auch sehr baH den zu ihm führenden Scl-acht. in den man sich — ein Zeichen der hoher Bedeutung des Grabes — erst hundert Fuß tief hinobarbeitei' mußte, ehe man aus di« Grabkammer stieß. Die Kammer seibs wurde bisher nur durch eine kleine Oeimung mit Hilfe eine- Spiegelsystems oberflächlich untersucht. Man weiß, daß in ihi ein Sarkopliag aus Alabaster unter einem großen goldene, Baldachin steht. Der Boden ist mit vielfältigen Geräten, Mö beln und Kunstgegenständen bedeckt. Plan hat jedoch vorläush die Kammer wieder vermauert, um die Rückkehr Dr. Reisner- aus Boston abzumarten. Die Goldwiischer am Klondike Roma» ans »er Zeit der großen Golds«,,»« in Kanada und Alaska. von Emil Droonberg. Copyright durch Wilhelm Goldman», Verlag, Leipzig 1925. (21. Fortsetzung.) Die Kosten der Arbeiten spielten keine Rolle. Geld war genug vorhanden. Nur die Zeit fehlte, und das drückte dem Leben seinen Stempel auf. Während aber das Treiben der Stadt zu dieser Tages zeit nur den Eindruck ernstester, emsigster Beschäftigung machte, änderte sich das in den späten Abend- und Nacht stunden ganz wesentlich. Die Straßen «nd freien Plätze wurden leer, das Leben zog sich in die Häuser zurück, aber nur, um sich dort um so geräuschvoller zu entfalten. Die Trink- und Spielhäuser mit ihren meist dazu gehörigen Tanzsalons füllten sich mit lärmenden Gästen. Orgien wurden da gefeiert und Szenen spielten sich ab, wie sie der wildeste Taumelndes Goldrausches wohl kaum zuvor irgendwo auders erzeugt hatte. Wesentsich trug dazu der Umstand bei, daß ganz in der Nähe von S'aguay «ine Ko onne von über tausend Arte lern mit Sprengungen von Felsen und anderen Vorarbeiten für den Bau einer Eisenbahn nach dem Zukon beschäftigt waren. Die Schwierigkeiten der Gesellschaft hierbei waren nicht nur technischer Art. Ingenieure und Arbeiter hingen dabei oftmals buchstäblich an langen, von dem Gipfel derFelsen herabhäiigenden Tauen, um an den senkrechten Wänden den Weg für die Bahn auszubrechen. Alle Materialien mußten über den ganzen amerikanischen Koillinent hinweg zuerst nach Seattle befördert, dort aus das Schiff nach Juneau ver laden und von da mit schweren Schlitten über den ge frorenen Lynnkanal nach Skaguay geschleppt tverden. Aber auch hier galt der Grundsatz: Die Kosten spielen ke.ne Rolle. Das Geld ist da. Nur die Zeit fehlt. D.e Hauptschwierig- keiten der Gesellschaft lagen vielmehr auf einem andern Ge biet und wurdep verursacht durch die vielen, fast an dauernden Desertionen der Arbeiter. D:e>e wohnten zwar in der Nähe ihrer Arbeitsplätze kn Baracken. Man konnte sie aber nicht hindern, abends, zu allen möglichen Teufeleien aufgelegt, die eine gewisse not wendige Entspannung von ihrer schweren und halsbreche rischen Arbeit waren, nach der Stadt zu pilgern und dort ln wüsten Orgien ihren reichlichen Lohn zu verpulvern. Wenig slens hätte die Gesellschaft sie keinen Taa halten können. wenn sie es versucht hätte. Nach jedem Bekanntwcrden neuer Goldsunde vergaßen ohnehin die meisten von .hnen, nach ihren Arbeitsstätten zurückzukehre», und die Agenten in Annean und Skaguay hatten alle Hände voll zu tun, um für die Entlaufenen Ersatz zu "schaffen. Auf die zarte Weiblichkeit, die sich, niemand wußte und fragte woher, hier auch schon in großer Anzahl zusammen- gesunde» hatte, brauchte bei den allabendlichen Vergnü gungen keine Rücksicht genommen zu werden. Die waren stets damit einverstanden, daß es recht toll zuaing. Es gab dann immer mehr Prozente, denn ihre Äu'gabe bestand darin, den Salonbesitzern zu Helsen, die Gäste zu rupfen, die ihr Geld zwar nicht mühelos, aber doch in Summen verdienten, an die sie nie gewöhnt gewesen waren und daher anch das Bedürfnis empfanden, es möglichst schnell und gleichviel am welche sinnlose Art wieder loszuwerden. Man legte sich daher auch im Gebrauch der Revolver nicht den geringsten Zwang auf. Die Nerven der „Damen" vertrugen schon ein bißchen Schießerei, und es verging kaum eine Nacht, in der nicht der eine oder andere und oft auch mehrere, die die Waffe einen Moment zu spät gezogen hatten, heimlich beiseite geschafft wurden. Man hielt es für besser, das ohne überflüssiges Aufsehen zu tun, obwohl das nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre, denn einst weilen krähte noch kein Hahn danach. Jeder hatte für seine eigene Sicherheit zu sorgen. Einige Bürger der Stadt, denen dieses gesetzlose Leben und Treiben, und besonders auch die vielen Raubüberfälle durch einzelne und ganze Banden ernstliche Sorgen machte, hatten sich bereits bemüht, ein Vigilanzkomitee zu bilden, um, soweit das unter den Verhältnissen überhaupt möglich war, kür Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Und das war die Stadt, deren Bestimmung es nach der indianischen Legende, der sie ihren Namen verdankte, war, friedlich und still hier im Tale zu liegen, mit dem Ausblick auf den nicht mehr weit entfernten White-Patz, auf dessen schneebedecktem Gipfel di« Geister der Abgeschiedenen weilten. Skaguay war nämlich, so berichtete die Legende, ein wunder'lyüncS Jndianermädchen gewesen. Eines Tages war sie nach einem Streit mit ihrem Geliebten auf den Berg hinauf geflohen und niemals wieder gesehen worden. Ihr Geliebter trauerte um ihren Verlust so tief, daß sie ihm einst im Traume erschien. Sie verkündete ihm, daß sie ihn uns den ganzen Stamm beschützen würde, so lange sie keinem Fremde» erlaubten, den Paß zu überschreiten und dadurch das heilige Land da oben zu entweihen. Viele Jahr« hin durch batte denn auch der Stamm das Geheimnis dieses Passes gewahrt, und wenn die eisigen Winde von seiner Höhe herabbrausten und das Mark in den Knochen von Menschen und Tieren zu gefrieren drohte, dann beteten die Indianer: „Oh, Skaguay, erbarme dich unser!" Dann aber halte Matschi-Manitu, um den Stamm zu verderben, die Weißen in das Land gebracht und ihnen das Gold gezeigt, das er auch zu ihrem Verderben in die Erde gelegt hatte. In immer größeren Massen waren sie in das Land ge kommen, bis sic zuletzt auch den Patz da oben entdeckt und durch ihre Gegenwart das Heiligtum Skaguays ent weiht hatten. Und jetzt entweihten es täglich ganze Scharen, die in ununterbrochenem Zuge wie eine riesenhafte schwarze Gift schlange den Berg hinaufkrochen. Da ihr Stamm nicht vermocht hatte, die Fremdlinge von dem stillen Tale fernzuhalten, war Skaguay auch ihrer Verpflichtung des Schutzes ledig geworden, und er war dem Verderben verfallen. Nur einige Indianer lebten noch in einsamen Hütten draußen vor der Stadt, die sich dreist und unbekümmert um anderer Rechte immer mehr dehnte und streckte, und waren verachtet von den Weißen und froh, um kargen Lohn für diese arbeiten zu können, um ihr elendes Leben zu fristen. Also dieselbe Sage, der man in immer neuen Varia tionen stets wieder begegnet. Die Warnung vor der Tra gödie, die unvermeidlich in dem Augenblicke für die In dianer ihren Anfang nimmt, in dem die Weißen in ihr Gebiet eindringen. Escher und seinen Begleitern war die Kenntnis der Zu stände in Skaguay, die aber in mehr oder minder kraisev Ausgestaltung in dem ganzen ausgedehnten Goldlande an- zutr«ffeir waren, nicht verborgen geblieben. Reisende in der umgekehrten Richtung, nach Juneau zu, die mittags oder auch abends in ihrer Nähe gelagert, hatten es an aus führlichen Schilderungen darüber nicht fehlen lassen. Die kleine Gesellschaft, und besonder» Escher, der sich für ihre Sicherheit verantwortlich glaubte, war daher auch nicht ohne Sorge, als sie mit ihren beiden Schlitten auf einer freien Stelle der Stadt haltmachte. Sie waren noch unentschlossen, ob sie dem Beispiel der meisten der Neuangekommenen "folgen sollten, die sich hier nur einige Stunden aufhielten, um kleine Einkäufe zr besorgen und sich besonders mit frischem Brot für ein paai Tage zn versehen, dann aber sofort weiterhasteten, den» jede versäumte Stunde konnte den Verlust eines wert vollen Claims bedeuten, den ein anderer vor ibnen belegte (Fortsetzung folgt.)
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