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Nummer 129 — 25. Jahrgang «mal wöch. Bezugspreis für Juni 8.— einschl^ «esteligela. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile SUL Stellengesuche 2V L. Die Petitreklamezeile. 88 Milli« meler breit. 1 Offertengebühren für SelbstÄcholer gg L. bei Übersendung durch di« Post außerdem Portozrrschlag. Einzel-Nr. 10 Sonntaas-Nr 15 Teilt I. Htllebrand in Dresden. Z Q L 0 » LcbukOes.m.k tl. Veltsentr.lillil'AlpliIi Li»>Ii«iu!i kite stnulr. lMM!ini, LZ Sonntag, 13. Juni 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträgen u. Leistung o. Schadenersatz Für undeutl. u. d. Fern« ruf übennitt. Anzeigen übernehmen wir keine Der«, anlwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werü. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags. Lxruvllchristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden. Trutt »uv Vertag, Saronia- Anchdrxckerei GmbH„ Dretden-St. >, Poliertlratze 17. f?ernr>» 21012. PoMcheckkonto DreSbe» 14797 NaiiNonio: Baskrnae s griftsibe, Dresde». Für christliche Politik und Kultur Utedaktton der Sächsische» VolkSzetrung Drerden-tlllstadt 1, PoNerstrahe 17 genmo 207II >,»!> 21012. Lirtes Kun6srt Limmsr Linricktungsn ru jeciem snnekmbsren?reir »pottdillis »u vsrtesuksn krobertünctrirk, »sädeltnclurlrie vrercten, Llrske 26 Spannungen Mahnung zur Besonnenheit. Es verstärkt sich immer mehr der Eindruck, daß nur uns einer politischen Situation nähern, die bis zum Zerreißen gespannt ist. Man kann beinahe von Glück sagen, daß wenigstens die Par ia m e n t e in der letzten Woche vor dem Volksentscheid in die Ferien gehen, sonst müßte man die Befürch tung aussprechen, daß gerade von ihnen Wirkungen aus gehen könnten, die die Gesamtlage weiter verschärfen. Aber auch so bleibt genug übrig, das alle Beson nenen mahnt, die Aufregung nicht zu vermehren und die Ruhe zu bewahren. Leider ist die Neigung dazu nicht sehr groß, und je länger, desto mehr spielt ins besondere die Sozialdemokratie mit dem Feuer und scheint sich die größte Mühe zu geben, die Lage bis zum Bersten anzuspannen. Das Echo auf der anderen Seite ist natürlich nicht ausgeblieben, und so boten die letzten Verhandlungen der beiden großen Par lamente in Berlin sPreußischer Landtag und Reichstag) beinahe genau dasselbe Bild. Wobei im Preußischen Landtag noch der Umstand hinzu kam, daß man eine H i n d e n b u rg-Debatte mitten im Iustizetat an den Haaren herbeizog und die Gelegenheit zu einem politischen Skandal auf das reichlichste ausnutzte. Aber das ist ja gerade ein Symptom für die be stehenden Spannungen und ein Beweis dafür, daß aus kleinen Anlässen auch sehr unliebsame politische Folgen entstehen können. Was in den Wandelgängen des Preu ßischen Landtages und auch des Reichstags unmittelbar nach der Sturmsitzung für Kombinationen erzählt und geglaubt wurden, beweist lediglich, daß man bei Span nungen, wie sie gegenwärtig vorhanden sind, zwar den Anfang, aber niemals das Ende sehen kann. Gerade aus diesen Gründen kann die Mahnung zur Besonnenheit nur wiederholt werden. Der unglückselige Versuch des Herrn von Loebell, den Reichspräsidenten in die Debatte zu ziehen, hat nicht nur die Gegensätze des Prä sidentenkampfes wieder ausgerührt, sondern sie unglücklicherweise mit den mindestens ebenso starken Spannungen der Fürstenabfindung verbun den, so d<rß eine Lage entstanden ist, aus der politi sche Folgerungen von stärkstem Ausmaß entstehen können. Wenn nicht alles täuscht, steuern mir mit dem 20. Juni einer Situation zu, die an Inten sität des politischen Interesses sich nur s ch w er mit irgendeinem Ereignis der nachrevolu tionären Zeit vergleichen läßt. Es liegt auf der Hand, daß in einem solch kriti schen Augenblick der Zentrumspolitik eine besonders schwere Aufgabe zufällt. Sie besitzt dazu glücklicherweise die volle Eignung, da sie nach rechts und links sowohl im Reiche wie in Preußen mäßigend wirken kann. Das ist bei der aufgeregten Sitzung des Preußischen Land tags vom 10. Juni und der Reichstagssitzung vom. glei chen Tage in hervoragender Weise geschehen, und wenn das ärgste verhindert wurde, so war das nur dank der bewußt entspannenden Haltung und des Ansehens der Zentrumspartei möglich. Auch wir sind der Ueberzeu- gung, daß an der grundsätzlichen Austragung des Kamp fes nichts zu ändern ist, und daß die Ereignisse ihren Gang gehen. Mäßigender Einfluß kann lediglich auf die Methoden geübt werden.. Aber daß gerade auch sic dazu beitragen, den grundsätzlichen Kampf zu erleichtern, wird niemand abstreiten können. Wir müssen über den Berg des 20. Zuni so oder so hinweg. Seine Bedeutung mag noch so groß sein, höher als der Streit um die Abfindung und alles, was damit zusammenhängt, steht die Zukunft und das Wohl des deutschen Volkes! Haß und Leidenschaft haben den 20. Juni zu einem Schicksalstag und zu einer Klippe für das deutsche Volk und sein Ansehen in der Welt gemacht. Auf dem Boden der Extreme kann der Kampf nicht ausgetragen werden. Aber vielleicht ist der Kampf der Extreme miteinander notwendig, ist die Messung ihrer Kräfte zweckvoll, um den Weg der Mäßigung und der Piitte erst gangbar zu machen. * Die Debatte bezüglich des von der Regierung vor gelegten Gesetzentwurfes in der Fürstenabfindungsfrage hat damit geendet, daß der Entwurf ohne Widerspruch dem Rechtsausschuß überwiesen wurde. Das Treiben des Herrn v. Loebell, der den Privatbrief des Reichs präsidenten für estie große, lediglich parteipolitischen Zwecken dienende Agitation benutzte, fand bekanntlich ^die schärfste Zurückweisung. Es verstärkt sich nun mehr Noch keine Entscheidung über das Schicksal Ab- el Krims — Wegen -er „Grausam keiten" -es Risführers eine weniger günstige Behandlung wahrscheinlich — Wie verhält sich Italien gegenüber Marokko? Die Vorbereitung für Monlag Die Spanier wollen von ihrer Zone effek tiven Besitz nehmen bestimmte Aktio-ns-ebiete, di« sie allein aiigchen. Was Italien anbelangt, so schweben Verhandlungen mit diesem Staat über gewisse Punkte. Sie werden in freundschaftlichem Geiste geführt, und das soll der Fall sein, so lange Ich Außenminister bleibe." Madrid, 12. Juni. (Drahiberichi.) General Jordan« ist gestern nach Paris abgereist. Er erklärte vor seiner Abreise, daß Spanien und Frank reich in gleicher Weise gewillt seien, die Pariser Konferenz einen günstigen Verlauf nehmen zu lassen. Es werde über nichts verhandelt, was außerhalb des direkten fran zösisch-spanischen Interessenbereichs liege nnd nicht durch die Algeeirasakt« festgrlrgt sei. Die Vorbereitungen für die französisch-spanische Marokkokonfcrenz, die am Montag in Paris Zusammentritt, haben bereits begonnen. Briand hatte gestern Be sprechungen mit General Simon und Marschall Linntheh. Der spanische Botschafter Quinones de Leon und General Jordana werden heute abend in Paris erwartet. Das Journal glaubt, die Einigung werde leicht hcrzustellcn sein. Tie Spanier schienen entschlossen z» sein, von ihrer Zone effektive» Besitz zu ergreifen. Die Berechtigung der Grenze von 1925 mache keine Schwierig keiten. lieber das Schicksal Abv el Krims sei noch keine Entscheidung getroffen. Wegen der „Grausamkeiten" aber, die er begangen habe, werde seine Behandlung weniger günstig sein, als man zuerst angenommen habe. - Die französische Kammer hat gestern nach mittag die Aussprache über die Lage in Marokko er öffnet. Ein großer Teil der Sitzung wurde mit der Rede des kommunistischen Abg. Doriot ausgcfülit. Es kam dabei zu lärmenden Kundgebungen. Kriegsminister Pain- leve Protestierte wiederholt gegen Acußernngen des kom munistischen Redners. Der Abgeordnete verlas Briefe Abd el Krims, die an Marschall Liauthch gerichtet waren. In diesen Briefen gab Abd el Krim dem Wunsche zur Be endigung der Feindseligkeiten Ausdruck. Der kommunistische Redner wünschte genaue Angaben über die französisch spanischen Abmachungen und wies auch auf die un freundliche Haltung Italiens hin, das zu den Verhandlungen über Marokko hcrangezvgen zu werden wünsche. In einer Entgegnung antwortete Briand: „Eine internatio nale Konferenz zur Lösung des Marokkoproblems ist iibcr- Mssig. Spanien nnd Frankreich haben i» Marokko Wie Havas mitteilt, darf man nicht erwarten, daß Abd el Krim, der ein Führer der Rebellen gewesen sei, mit dem gleichen Wohlwollen behandelt werde, wie es die französische Negierung Mulah Hafid habe angcdeihen lassen, dessen Würde als Sultan man habe respektieren müssen. Die Höhe des Abd el Krim zu belassenden persön lichen Vermögens sei noch zu bestimmen. Es sei nicht unwahrscheinlich, daß ein Teil seines Vermöge ns dazu verwendet werden wird, die Familien der spanischen Offiziere zu entschädigen, die infolge schlechter Be handlung in der Gefangenschaft gestorben seien. Was den Ort anbetresfe, an den Abd el Krim deportiert werden solle, so spreche man in amtlichen Kreisen von Korsika. Jeden falls werde es Abd el Krim keinesfalls gestattet sein, aus muselmanischem Gebiet Wohnsitz zu nehmen. Die Berliner Kabinettssitzung Gesetzentwurf in der Frage der Auswertung Berlin, 12. Juni. Wie die „D. A. Z." erfährt, Hot da» Ko! binett in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, in der Frage des Aufwertungsbegchrens einen Gesetzentwurf auszuarbeiten, de» baldmöglichst dem Reichstag eingereicht werden soll. Die gestern abend abgchaltene Kabincttsbesprechung drehte sich in der Hauptsache um den Bericht des Ministerialdirektor« Posse über den Stand der Wirtschaftsbesprechun gen mit Frankreich. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Minist«-* rialdirektor Posse wird im Laufe des Sonnabends verschiedene' Besprechungen mit den zuständigen Ressorts über Einzelsragen der Pariser Verhandlungen haben. Es ist anzunehmen, daß da»* Rcichskabinett in den nächsten Tagen erneut über den französi.^ scheu Vorschlag über Len Abschluß eines Provisoriums be-^ raten wird, um endgültige Beschlüsse zu fassen und Ministcrial-I direktor Posse entschrechende Instruktionen zu erteilen. Der* Zeitpunkt der Rückkehr Passes nach Paris ist angesichts dieses Tatsachen noch völlig unbestimmt. und mehr der Eindruck, daß mit der Ausschlachtung die ses Briefes in der jetzt erfolgten Form große Teile des deutschen Volkes, insbesondere aber die Sozialdemokratie, in einen offenen Gegensatz zum Reichspräsidenten gebracht werden sollen. Ja, es gibt auch nicht unwichtige Stim men, die darauf Hinweisen, daß diese Taktik ganz be wußt und raffiniert eingeschlagen wird, um den Sozial demokraten ein Verhandeln mit dem Reichspräsidenten über die Große Koalition unmöglich zu machen. Man sieht also, wohin gewisse Treibereien zielen. Die letzten Tage haben erwiesen, daß die Politik der letzten Wochen von einer ganz merkwürdigen und so ziemlich alle Parteien erfassenden nervösen Unruhe erfüllt ist. Diese Spannungen sind auf die Dauer nicht mehr zu ertragen, und es kann nur begrüßt werden, daß das Zentrum von sich aus mit aller Energie darauf drängt, daß gerade die leidige Fllrstenabfindungsfrage, die'mehr und mehr zur Entzweiung des Volkes führt, auch nach dem Verneinen des Volksentscheides einer befriedigenden und endgültigen Lösung zugeführt wird. Die vom Zen trum nach dieser Richtung hin vertretene Auffassung gewinnt mehr und mehr auch bei den übrigen Parteien an Boden, die erkennen und zugeben müssen, daß diese Haltung des Zentrums allein geeignet ist. die dringend notwendige Beruhigung unserer innerpolitischen Verhält nisse unter Wahrung der Grundsätze des Rechtes und der Gerechtigkeit zu sichern. - - K. K.v. RrlroluiißsIisnQ Wald^rieds» tür olr'selie Koutleute und verrvslvdte öerute 1'k«»t»rstr»ü« 1 n ksrvsprscker 3535 va<1 2186 ' UND I