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Nummer 114 — 25. Jahrgang Anal wöch. Bezugsprel» für Mai S — Mi», einschl. BesteUqelS. «u,ei^npr»ise: Di« l»esp. Petitzette WZ, Stellengesuche 2« Z Di« Petitreklamezeilr. 8V Milli» mreer breit. 1 ^t. Offerteugebühren für Selbstabholer SV L. bei Uedersendung durch di« Post außerde« Porto-Uschlag. Einzel-Nr. 10 Z. Sonntags-Nr. IS Z« Geschäft!. Teil: I. Hillebrand in Dresden. Oresclen - Söckllsctie Mittwoch, 20. Mai 192( gm Fall« höherer Gewalt erlischt jede verpflichte ruf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzetgenauftrüg« u. Leistung v. Schadenersatz Für undeutl. u. X Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Bei antwortung. Unverlangt «ingesanüt« u. m. ROckport nicht versehene Manuskripte iverö nicht oufbewahr Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dreeoeq Mr ttsimenlfilger Hilckeäerertllr»! l-essstiosen itrs«»»en UossnttLqer IteildvsLir» li.i,M«,>'.««, üidl. Ifirteir1.,p>II»iUknUk »«Ich-ltSfteU«, Drurt >,u» Verla«! »axoma- «uchdcuckeret «mbH., Dresden-«. 1, Polterilratze >7. Fernru, 21012. Powcheckkonto Dresden IE B»nN,nIo: Bnslenae S- Krlolibe. Dresden. Für christliche Politik und Kultur !»«daktton der SachlUchea Volk-»»»»»»» Dresden-Llllladt I. Polierstratze 17 fernen« 2071t und .7012. k. 8c«aok » ro. oiuin. flüaiosniisuoolr,»« 10, „ KilnI-ldutu, Willüdu llittn liiii, Zwei Züge ineinander gefahren — Bisher 24 Toke und 70 Schwerverletzte fefkgefkelll - München, 25. Mai. Am Montagabend gegen 11 Uhr ereignete sich ln der Nähe Münchens ein schweres Eisenbahnunglück. Kurz vor dem Ostbahnhof überfuhr ein beschleunig ter Personenzug das Einfahrtssignal und fuhr in größter Fahrt auf einen Personenzug aus, so daß eine Reihe von Wagen vollständig in Trümmer ging. Die Hauptseuerwach« München leistete die ersten Aufräumungsarbelten. Bis 4 Uhr früh waren 24 Tote und viele Schwerverletzte festgestellt worden. Genaue Zahlen und Namen der To ten und Verwundeten lassen sich erst nach Beendigung der Aufräumungsarbeiten angeben. Es handelt sich bei dem Unglück um den Personen zug 814 Salzburg —München und den Personen zug 820 München —Berchtesgaden, wobei Zug 814 auf den anderen von hinten auffuhr. Sanitätsmann- schaften und Eisenbahner sind an der Unfallstelle, die ein Bild großer Verwüstung bietet, mit den Aufräumungs arbeiten beschäftigt. Von einem Augenzeugen wird über die Arbeiten auf dem Schauplatz der Katastrophe be richtet: Die Stätte des Eisenbahnunglücks bietet einen entsetzlichen Anblick. Bei dem beschleunigten Personen zuge aus Berchtesgaden, auf den der Zug aus Rosenheim aufgefahren ist, sind von den beiden letzten Wagen nur noch unscheinbare Trümmer vorhanden. Die Verletzten und Toten müssen zum Teil aus den Wagen herausgehauen werden. Teilweise werden sie auch durch Schweißapparate aus ihrer Lage befreit. Bisher sind 60 bis 70 Schwer verletzte geborgen, dazu eine größere Anzahl Leicht verletzter. Ein weiterer Bericht eines Augenzeugen besagt: Vom Berchtesgadener Zug wurden die beiden letzten Wagen zertrümmert, vom Rosenheimer Zug die beiden ersten Personenwagen vollständig inetnander- geschoben und nufeinandergetürmt. Das Bild der Unglücksstätte ist grausig. Die Feuerwehrmann schaften haben mit Aufbietung aller Kräfte an der Frei legung der Opfer gearbeitet. Nachdem sich die Kunde von dem großen Unglück in der noch von Touristen und Heimkehrenden belebten Stadt verbreitet hatte, strömten große Massen nach dem Gaswerk am Kirchstein, in dessen unmittelbarer Nähe sich das Unglück ereignete. Die Auf räumungsarbeiten werden voraussichtlich noch den gan zen heutigen Tag in Anspruch nehmen. Zugzusammerifkoh in Oels Breslau, 25. Mai. Am Pfingstfamstag fuhr abends auf Bahnhof Oels eine Lokomotive bei Uebernahme des Personenzuges nach Groß- wartenberg auf den mit Reisenden besetzten Zug auf. Sechs Reisende, zwei Eisenbahnbeamte und ein Postbeamter wur den leicht verletzt. Der Sachschaden ist gering. Die Ver letzten konnten die Reise sortsetzen. Ein Ansslüglerzuz be! Wien entgleist Wien, 25. Mai. Auf der Station Semmering -ei Wien ist an» Pfingst sonntag ein Wagen eines Ausslüglcrznges entgleist. Zwei Personen wurden getötet und viernndzwanzig znm Teil schwer verletzt. Vulkanausbruch in Nordjapan 2VVV Menschen vermißt Tokio, 25 Mal. Der Ausbruch des bisher als erloschen betrachteten Vulkans Tokachl aus der Insel Hokkaido verursachte ein Getöse, das noch in einer Entfernung von 32 Kilometern hörbar »var. 2000 Personen werden vermißt. 200 sind in den Springfluten, die durch den Ausbruch entstanden, ertrunken. 60 Häuser wurden von der Lava zugedcckt. In einer Schweselgrube wurden zahlreiche Bergleute verschüttet. Mi> tl M will WllliM Die Franzosen in Targuist Paris, 25. Mai. HavaS berichtet aus Melitta: Die Rifleute haben im Verlaufe der letzten Operationen in der spanischen und der französischen Zone 22 000 Gewehre verloren. In Fran- zösisch-Marokko haben die regulären Truppen iin Laufe veS gestrigen Nachmittags Targuist besetzt, während die franzosentreuen Eingeborenen bereits nördlich und westlich von Targuist stehen. Außerdem haben die Franzosen den Dschebel Beni Jder und die Boban-Gegend besetzt. Die französischen Verluste sind unbedeutend. Die Operationen werden durch die Einnahme von Targuist als abgeschlossen betrachtet. Sämtliche Stämme von Targuist sollen sich am Sountnannchmittag unterworfen haben. Abd ei Krim hat zu dem französischen Gencral- eesidenten Steeg durch den Leiter des ins Rifgebiet ent sandten Rote-Kreuz-Missions-Pfarrers Are nt einen Brief mit Berhandlungsvorschlägen überbringen lassen. Die Mel- ihre Bestätigung in einer amtlichen Mitteilung des Ministeriums des Ae.uheren, die besagt, daß der General resident am Montag in Fez eine Unterredung mit Pfarrer Arent hatte, der ihn zwei Briefe Abd «l Krims überbrachte. Abd el Krim sott darin erklären, daß er durch die von den Alliierten errungenen militärischen Erfolge sich veranlaßt sehe, sein Schicksal dein Großmut der französischen Regierung zu übergeben. Der französische Ministerrat will sich heute mit dem Briefe Abd el Krims beschäftigen. In einem amtlichen Kommunique über di« letzten Kämpfe m Marokko wird mitaeteilt, daß die französischen Truppen am 23. Mat das Hauptquartier Abd el Krims, Targuist, fast ohne Widerstand eingenommen haben. Nach weiteren bisher unbestätigten Meldungen ist Abd el Krim in Verkleidung nach Tanger entkommen, während andere Informationen davon berichten» daß Abd «l Krim in dt« westlichen Berge geflüchtet sei. wo «s nun zu dem entscheidenden Kampfe kommen werde. Die Lag« des Rifführers gilt nach der Weigerung der Dscheballas, ihm Truppen zur Verfügung zu stellen, als hoffnungslos. Insgesamt sind die französischen Truppen im Laufe der zwölftägigeu Offensive 30 Kilometer vorgedrungen. Kabinellsral in Parts Paris. 25. Mai. Heute vormittag tritt ein Ministerrat zusammen, um sich m.! der Lage in Marokko zu befassen und die Bedin gungen festzulegen, unter denen das Friedensangebot Abd el Krims angenommen werde. Die Morgenblätter weisen daraus hin, daß man von Abd el Krim bedingungslose Unterwer fung verlangen werde. Abd el Krim werde in die Verbannung geschickt werden und die Friedcnsverhand- luugen würden sich in Einzelbesprechungen mit den R:f- stämmen auflösen. ES wird im allgemeinen mit der Ein stellung der Feindseligkeiten in Marokko gerechnet. Di« französischen Truppen haben gestern ihren Vormarsch fort gesetzt und nähern sich jetzt nach Ueberschrcitung der Ge birgskette, die Französisch-Marokko vom Risgebiet trennt, in Eilmärschen dein Mittelmeer. Die Parlamenksrvahlerr in Ägypten London, 25. Mai. Wie zu erwarten stand, endeten di« ägyptischen Wahlen mit einem überwältigenden Siege Zaglul Paschas und seiner Anhänger. Die Zaglulisten selbst erhiel ten nach den letzten Ergebnissen 144, die ihnen nahestehenden Konstitutionellen Liberalen 29. die Nationalistischen Freunde 6, di« Unabhängigen 4 und die Unionisten 8 Sitze. Es wird be zweifelt, daß Zaglul Pascha selbst die Kabinettsbildung über- nehmen wird. Man glaubt vielmehr, -aß Adly Doghen Pascha, bisher bereits einmal ägyptisckier Ministerpräsident, die neue Reaierung bilden werde. Der internationale Faschismus Von einer besonderen Seite wird un geschrieben: Seit dem Jahre 1923 bestehen in England. Frankreich und Spanien kleine faschistische Ver einigungen. ohne daß sie eine Verbindung mit den ita-j lienischen Faschisten oder der Umgebung Mussolinis! hätten. Nachstehend wird von der international len faschistischen Organisation gesprochen. Musso^ lini zeigt tatsächlich für die „nationalen" Verbänoe anl derer Staaten Interesse, allerdings wohl mehr in derf Absicht, über das Wesen des italienischen Faschismus aufzuklären, als um eine Organisation zu schaffend Ueber die faschistische Organisation in Westeuropa liegt folgender interessanter Bericht au» französischen Kreisen vor: Bis vor einiger Zeit wünschte Mussolini kein« Nachahmung des Faschismus in anderen Ländern zu! unterstützen. Zahlreiche Briefe von politischen Anhän gern seines Systems, zum Teil sogar von ihm nahvs stehenden Personen, ließ er in dem Sinne beantworten? daß das faschistische System nicht für jedes Land passet und daß man es nicht als internationale Ioee blind lings befürworten solle. Mussolini fürchtet, daß unbe dachte faschistische Abenteuer in anderen Ländern aus! sein Schuldkonto gebucht würden, und es ist ihm tat»! sächlich gelungen, übereilte Schritte dieser ausländisclM Gruppen bisher zu vermeiden. Im Jahre 1925 sind nun die Sympathien für den Faschismus angesichts der Linkstendenzen in der Negie rung einiger Länder, wie Frankreich und Belgien, gewachsen, auch in England scheint der faschisti sche Gedanke an Anhängern zu gewinnen, was hier mehr eine Folgeerscheinung der Kritik an dev Außenpolitik ist. To haben sich im vergangenen Jahrs in Frankreich, England. Belgien und Holland nationale faschistische Gruppen gebildet, die allerdings weiter nichts, bezwecken, als etwas energischer in die Politik einzig greifen, als dies die Parteien bisher taten. Auch diesen Vorgängen gegenüber hält Mussolinß noch immer an der Ueberzeugung fest, daß die Anhänger seines Systems in fremden Ländern noch nicht so mit ihm vertraut sind, um das System in zweckentspreckender Weise einführen zu können. Den Gedanken, faschistisch« Verbände mit den im Ausland lebenden Italienern zu errichten, hat Mussolini selbst bekämpft. Diese Gruppen würden nur Schwierigkeiten in dem oetreffenden Lande mit den Parteien- haben. Mussolini will aber trotzdem die Ansätze zu faschistischen Nachbildungen im Auslande nicht verkümmern oder sich selbst überlassen, da Fehler dieser Organisationen ihm und seinem System zur Last gelegt werden. Daher hat Mussolini vielfachem Drängen seiner Umgebung nunmehr nachgegeben. Die geistige Durchbildung des faschistischen Gedan kens in den westeuropäischen Ländern wird von Rom aus geleitet bzw. unterstützt werden. Bekannt« italienische Schriftsteller und Dichter haben von Mus solini den Auftrag erhalten, in den in Frage kommen den Ländern, d. h. in denen die Aufklärung über den Faschismus erforderlich ist, die Agitation zu unterstützen und zunächst den Führern den richtigen Weg zu weisen. In ganz Frankreich haben bereits faschistische Versammlungen stattgefunden, in denen italienische Fa schisten das System erklärten. Man glaubt unbedingt einen guten Erfolg und ein Anwachsen der lokalen Fa schistenverbände in Frankreich feststellen zu können. Man darf nicht übersehen, daß sehr viele ihre Sym pathie mit dem faschistischen Gedanken mit Rücksicht auf. ihre Stelle (Beamte usw.) nicht zeigen dürfen. Auch in Belgien wird ähnliches beabsichtigt? Dort hat die faschistische Propaganda parallel mit dem Kampf gegen die demokratische Regierung sehr scharfe Formen angenommen. Die Rechtskreise haben sich di« faschistische Idee zu eigen gemacht, daß die geheime Be waffnung die Angst der Regierungspartei erhöhen werde. Auf der anderen Seite setzen die Sozialisten den Ge ianken der Arbeiterbataillone in die Tat um. Es mur ren nach Belgien und nach Holland verschiedene faschi- tische Dichter entsandt, die mit Unterstützung der ita- ienischen Gesandten oder Konsuln in italienischen Der- ammlungen das faschistische System preisen sollen. Mussolini ist vor allem der Ansicht, daß dei Faschismus Einfluß auf die Arbeiterschaft zu ge- winnen suchen müsse, nachdem die neu gebildeten Ko mitees der örtlichen Organisationen bereits die Unter stützung industrieller Verbände usw. gefunden haben, d. h. nachdem der geistige Aufbau gesichert sei.