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Sächsische Volkszeitung : 11.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192605111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-11
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.05.1926
- Autor
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«r. 1ÜL. Lttta,? Die drei Eisheiligen Mamertus, Pankratius und Servatius machen dem ->em Landmann und Gärtner immer schwere Bedenken. Am 11., 12. und 13. Mai sind ihre Geoenktaae. An diesen setzt gar häufig nvch einmal ein kurzer Fron ein, der der entw ckelten P-Ianzenwelt manchmal noch schweren Scha den bringt. Daher auch der Name Eisheilige oder die gestrengen Herren. In diesem Jahre, wo die Pcgetalvn schon ziemlich weit sortgechritten ist, werden sie wohl nicht viel Unheil anrichte» können, wenn sie es nicht vorziehcn, durch ein Anssetzen ihrer Tätigkeit, die in -Frage kommenden Leute zu versöhnen. In nördlicher gelegenen Landstrichen aber fürchtet man auch in diesem Jahre die Maifröste. Da gilt noch die alte Bauernregel! „Mamertus, Pankratius, Servatius, Bringen oft Kälte und Verdruh." Tin klein e' hakten wir in Thüringen, auch in Erfurt, durch den Maischnee am Sonntagmorgcn. Auf alle Fälle w rd man auch bei uns gut tun, die Blumen und zarten Pflanzen gegen den Nacht,rost zu schützen. Sind die Tage der E:.., . a vorbei, dann pflegt das Wetter teure winterlichen Unarten mehr auszuüben, höchstens noch am S. ^ansta 25. Mai). Dann aber ist nach der Wetterregel der Frost endgültig vorbei. Aber rechte Hitze wünscht sich der Landmann doch nicht im Mai. Hecht es do i ,.M ühl und nag, füllt den Bauern Scheun' und Faß." Andere, vor allem die Gastwirte in den Aus flugsorten sind allerdings anderer Meinung. Sie halten es lieber mit einem recht warmen Mai, der Keller und Faß leert, indem er recht viele Ausflügler und Wanderer ihnen ins Haus bringt. Auch für die beliebten Maikonzerte ist es angcnebmer, wenn's warm ist. als wenn man in den Wirtsgärten sitzt mit Zähneklappern und in steter Gefahr, sich diirä, de» kalten Erdboden Rheumatismus oder zum mindesten einen starken Schnupsen zu holen. In unserer Gegend sind wir gewöhnt, daß am Hiinmeli'ahrtstage ein Gewitter u edergehk. Da in diesem Jahre auf den Tag des Servatius Himmel,ahrt fällt, kann man neugierig sei», wer seinen Ruf zu behaupten weiß. Hoffentlich keiner von beiden! H—n. Dresden Der Som«rerfahrp!an -er Sliidlischen Slratzenbahn Dresden. 10 Mai. Am Dienstag, den 11. Ntoi, wird der Sommers ahr plan der Städtischen Straßenbahn in Kraft gesetzt. Damit werden folgende Aenderungen eingeführt: 1. Es wird eine neue Linie Nr 14 mit folgendem Fahrt weg eingerichtet: Straßenbahnhos Mickten, Leipziger Straße, Mohnstraße Bürgerstraße. Moritzburger Platz. Harkortstraße, Großenhainer Straße. Friß-Reutcr-Straße. Vischossplatz, dann weiter aus dem Fahrtwege der Linie b bis zum Georg platz. — Früh uns nachniittags verkehren die Wagen bis zum Haupt- bahnhof lBismarckplatzs - Durch diele Linie wird eine kurze Borbindunu zwischen Mickten und Pieschen einerseits und der Antonstadt uns dem Sachsenpiatz andererseits gesäwsfen. 2. Die Linie 13 verbehri vom Albertp-latz aus nicht mehr nach dem Arsenal, sondern nach dem Waldschtößchen. 3. Die Linie 20 verkehrt von früh bis 8 Uhr nachm bis zum Straßenbahnhos Tolkewitz. 4. Die Linie 17 ende! nicht mehr an der Bergmannstraße londern wird bi» zur Gottleubaer Straße verlängert. 5. An Stelle des 7^-Minuten Verkehrs wird auf den Hauptoerkehrsstrecken durch Einführung von Zwischenlinien der 7-Minuten-Berkehr eingeführt. 6 Dein allgemeinen Wunsch der Bevölkerung auf Be- ichleiinigung ves Stratzenbahnbetriebes Rechnung tragend, wird die Fahrzeit verkürzt. Die Einhaltung der verkürzten Fahrzeit setzt unter anderem die schnelle Abfertigung an de» Haltestellen voraus Die Fahrgäste werden daher gebeten, hierzu das ihrige durch schnelles Aus- und Einsteigen und durch Bereithalten klei nen Beides beizuirogen! 7 Für den neuen Fahrplan ist wieder ein Fahrpianbuch hergesiellt ivorden, es ist zum Preise von 20 Psg. zu haben bei allen Schaffnern, bei den Aussichtsbeamten, in den Bahnhofs- verwaliunoen und in der Zeitkartenkasse Theatorstraße 13, ptr. E« enthält außer den vollständigen Fahrplänen aller Linien »inen Ueberblick über die Tarifbestimmlingen und Fahrpreise. Der Sächsisch« Landesverein vom Roten Kreuz begeht am IS und 16. diese» Monat» die Feier seine» 60jährigen Iu- biläumt. Am SonnabendMittog findet «in Festakt im Ver- einshauv und abends «ln Kammer» statt. Sonntag früh eine Uebung am Neustädler Elbuser und um 10 Uhr Jeldgottesdienlt im Stallhof. : Wahlanschiäge. Der Rat zu Dresden schreibt uns: Die Dr. Güntzsche Stiftung, Nlakatabteilung, ist verpflichtet, bei Reichs-, Landtags- und Sladtverordnetenwahlen allen Gruppen und Parteien, die Wahlvovschläge eingereicht haben, genügend Raum an den Anschlagsäulen und Tafeln zur Beifügung zu stellen, und zwar mindestens 14 Tage vor dem Wahltage. Vor aussetzung ist jedoch, daß die Gruppen und Parteien ihren Bedarf an Plakatraum spätestens eine Woche vor dem Anschlag der Wahlaufrufe bei der Stiftung anmelden und die Gebühre» für die zugeteilten Anschlagflächen sofort an die Stiftung be zahlen. Die Stiftung ist berechtigt, die Anschlagsiächcn ander weit zu vergeben, sofern diese Voraussetzungen nicht beachtet werden. : Wer wird vermißt? Am 6. ü. M.. abends in der elften Stunde, hat sich nach Angabe verschiedener Zeugen ein etwa 35 Fahre aller Mann von der Friedrich-August-Brücke in die Eibe gestürzt. Aus dem Wasser Hot er mehrmals „Gertrud, Icbewohl!" gerufen. Er kannte nicht gerettet werden. Beschrie ben wird er als etwa 1.70 Meter groß und kräftig, bekleidet mit anscheinend schwärwm Mantel und dunklem Hut. Angaben zur Feststellung der Persönlichkeit erbittet das Landeskriminal amt Dresden. wir bitten unsere verehrten Abonnenten, die den Bezugspreis unmittelbar an den Verlag bezahlen, den Betrag von Mark S.— für den Monat Mai 1926 sofort aus unser Postscheckkonto Dresden 14 7H7 einznzahlen Verlag -er Sächsischen Vslkszeitung Dresden-A. 1, Polierstraße 17 : Diebstahl. Ein« wertvoll« goldene Taschenuhr mit Doppel- dcckci, Schlagwerk und Stoppuhr und eine dünne goldene Keile wurden in der Nacht zum 4. Mai einem hiesigen Einwohner aus dem Nachhausewege von einein Unbekannten gestohlen. Sach dienliche Mitteilungen erbittet die Kriminaliwli.zei. in der Vorwoche, wurde jedoch durch die Zahl der durch Vermitt- lungen und Abmeldungen erzielen Abga'.g« in Höhe von 2836 ausgeglichen. Der Desomtbesland an Arbeitsuchenden in Höh» von 32 373 verringerte sich gegenüber dr> Barwochen vm 320. Aus Mitteln der Erwerbslosenfürsorge wurden insgesamt 41 754 Personen unterstützt, davon waren 26 572 Volle werosiose und 16182 Zuschlagsempsänger. Aus der Kurzarbc ^-ninterstützung wurden 1890 Personen unterstützt. Die Zahl der Kurzarbeiter ist jedock erheblich höher, da in v'elen Fällen keine Kurzirbei. terunterstiitzung gewährt werden kann, weil die gesetzlichen Bor aussetzungen nicht erfüllt sind. : Benutzung der Eil- und Schnellzüge mit Sonntagsrück« sahrtzarlen. Mit dem Inkrafttreten des neuen Fahrplane« am 15. Mai 1926 wird die ausnahmsweise Freigabe der Schnellzüge zur Benutzung mit Sonntagsrückfahrkarten wieder ausgehoben Dagegen dürfen im Bezirke der Reichsdahndireklion Dresden auch weiterhin alle Eilzüge mit Ausnahme der Eilzüge 106 101 sDresden—Plauen sVogtl.) und umgekehrt) mit Sonn tagsrück, fahrkarlen 2. und 3. Klasse, mit Sonntagsrücksahrkarten 4 Klasse gegen Lösung von Uebergongskarten, benutzt werden. : Neues Straßenverzelchnls und neuer Stadtplan. Infolge der Umbenennung von etwa 300 Straßennamen hat der Verlag des Dresdner Adreßbuches soeben ein neues Verzeichnis der Straßen und Pläße von Dresden herausgegebe». Das hand liche, im Taschenformat erschienene Buch enthalt 218 Drucksei ten und gibt in übersichtlicher Form «inen schnellen Ueberblick über alle das Verkehrswesen und die Einrichtungen unserer Stadt betreffenden Fragen. Der zu dem Buche gehörige Stadt plan ist ebenfalls umgearbeit worden. Die S-i roßen Umbenen nungen sind auch hier bereits eingearbeiiet und durch violetten Farbdruck sofort ersichtlich Dos gebunden« Buch kostet ein- hließlich Stadtplan 2 Mark. Es ist durch die Geschäftsstellen des Dresdner Anzeigers. Breite Straße 7/9 und Hauptstraße 6. 1. Etage, zu beziehen. : Besichtigung der Grundstiickoentwästerungsanlagen. In dieser Woche wird di« Besichtigung der Grundstücksenttväste- rungsanlagcn aus ihre bauliche und betriebiiäie Instandhallung hin In dem nachnerzeichneten Gebiete durchgesti'hrt: Fürsten-, Pfotenhauer- und Schubertstraße. Grenze mit Dresden-Dlasewitz, Barbarossa-, Markgraf-Heinrich-, Schandauer- und Carlowitz- straße und Stübel-Allee und in den innerhalb dieses Straßen» zuges liegenden Straßen und Platzteilen. Die Durchführung wird ungefähr vier Wochen beanspruchen. Die Besichtigung ge schieht durch Beauftragte des Rates, die mit amtlichen Aus weisen versehen sind <8 6 des Ortsgesetzes über dir Entwässerung der Grundstücke vom 18. 1. 1924). Die Besichtigunqsgcbühr von 2 Mark wird sofort gegen Empfangsbestätigung erhoben. Di« Regelung ist im Einvernehmen mit dem Allgemeinen Hausbestt« zecvrrein zu Dresden erfolgt. Leipzig Don -er Landwirt fchafkskammer Leipzig, 10. Mai. Die Hauplversammlu-ig der Kreisdirck- tion der Londwirlschaftskommer Leipzig findet heute im Io» bannest«! in Leisnig statt. Bei der Gelegenheit soll Dr Schind ler vom Deutschen Landwirtschaftsrot, Berlin, über „Die Preis bildung in der Landwirtschaft, Lehren einer Amerikareise" spre» chen. Ab 3 Uhr naä-mittags findet die Borsühcung in der Reit- und Fahrschule statt. ) Ein rücksichtsloser Motorradfahrer. Auf der Merseburger Landstraße übersichr in der Noch! zum Sonnabend ein bis jetzt noch nicht ermittelter Motorradfahrer einen jungen Mann und ein junges Mädchen. Der Mann, ein Buchbinder aus Leipzig, wurde schwerverletzt nach dem Kronkenl-auje gebrach!. Auch das Mädchen trug Verletzungen davon. Der Motorradfahrer kümmerte sich nicht um die Verletzten und fuhr davon. : Die Reichslustpostlinie. Das Neichspostministerium ver öffentlicht jetzt das neue Verzeichnis über die bestehenden Luft- posiverbinöungen, das im ganzen 3 4 Linien ousführt. Dres den wird von vier dieser Linien berührt. Diese sind: Ham burg — Magdeburg — Halle — Leipzig — Dresden; Dresden — Berlin — Lübeck — Kopenhagen — Malmö; Breslau — Görlitz — Dresden — Leipzig — Halle und Dresden — Chemnitz — Plauen i. V. — Nürnberg — Stuttgart — Basel Alle Flug zeiten sind in mitteleuropäischer Zeit angegeben. An Sonntagen ruht der Flugdienst. : Aus dem Arbeitsmarkt ln Dresden war nach einem Be richt des Oesentlichen Arbeitsnachweises i» der Zeit "om 1. d:s 8. dieses Monats keine wesentliche Acnderung zu verzeichnen. Der Zugang a» Arbeitsuchenden war mit 2515 etioas höher als ) Unfälle mit Gas. Es vergeht nicht «in Tag, an dem sich nicht ein Unfall mit Gas ereignet. In der Breiten!« der Siraße in Gohlis wurde eine 72jährige Witwe tot ausaesunden. Die Wohnung war mit Gas angefüllt. Dir verunglückte Frau hat Kakao kochen wollen und ist dabei am Gasherd «ingcschia- fcn. Das überkochende Wasser Hot die Flamme verlöschr. io daß das Gas in den Raum strömte und die Frau tötete. ) Autounfall. Am Freitagabend kam aus der Landstraße zwisch'» Leipzig und Halle ein Automobil aus Leipzig bc > Ausweichen vor einem Radfahrer ins Schleusern und stürtte in den Straßengraben, wobei es Li« beiden Insassen unter sich begrub. Mit schweren inneren Verletzungen mußten die beiden Verunglückten, ein Handelsvertreter und ein Kaufmann aus Leipzig, dem Krankenhaus« zugeführt werden. Frühlingsskizzen Don A. v. Itter. Die alte Kirche. UmbvanSet vom Lärm der Großstadt steht die alte Kirche am Ende der Hauptstraße. Sie Ist wohl s» alt fast wie die Stadt selbst, die vor vielen, vielen Jahrhunderten eine berühmte Stätte Ser Wissenschaft war. Wenn man sie nennt, klingen viele berühmt« uns attehrwürdige Namen mlk. In den dunklen Nischen der alten Kirche geistern Jahrhunderte alte Seuszer, die aufsteigen aus Rot und Schuld und aus Sehnsucht nach Ruhe und Friesen. Das akte graue Gemäuer umschließt gar viele Geheimnisse nn» Hali sie fest so viele hundert Jahre schon. Stüh- »ende, LeiS und drückende Schuld gruben ihr« Runen ein. Menschen starben und andere wuchsen heran und starben; Sie Kirche wurde alt und blieb. Zu immer neuen Geschlechtern Hst, sandte sie ihren metallenen Glockenuf, weithin über den Lärm Ser Stack Und immer weiter streckte dies« ihre Arme aus. und im mer mehr Menschen wuchsen auf in ihr und immer meniger horchten aus Sen Blockenklang. Je größer Ser Lärm der Stadt wurde je leiser klang der Glocken Stimme. Um Sie grauen Mauern legt sich wie »In Mantel der Dunst des Werktags und in den Wogen s«s Großstadtverkehrs versinken di« Glackentöne. Täglich hasten Tausende an der Kirche vorbei. Tausende, die ge- auält sind von der Sorge des Lebens und in sich »ine unbewußte Sehnsucht tragen nach Frieden. Die alte Kirche aber. Ser Ort des Friedens steht einsam im Sladtgejnmus« und träumt von alten Zeiten Doch am Abend, wenn die sausenden Räder der Zeit still« stehen, wenn die schreienden und stgmpsenden Stra ßen ganz ruhig geworden sind und sas kreischende Licht der Lüden verlöscht ist, sann wacht die alte Kirche aus au« ihrem Traum Alls silbernen Füßen kommt der Mond und scharst durch die bunten Fsnster hinein Da keuchtet all»», wo» darinnen ist, In seltsamem Glanze und alle Se«fzer bekommen silbern« Flü gel und fliegen wfe kleine knglein um die Altäre. Da tritt bi« Kirchtz «Ns seist Dsttlkel der Häuser hervor und reckt ihren Turm hiklMf zu den Sternen an, Himmel. . . . An der Kirchhofsmaue« steht ein alter Kastanienbaum. Der ließ im FkiiHaU, sobald die Sänne wärmer schien, seine Knospen »nd Blätter allerlei Possen treiben, als wollte er da durch die alt« Kicchhofsmatier zum Lachen bringen. Die aber erzcMts dtzni Bällm allerlei alte Geschichten von den Menschen, die früher hier hausten. Run hat »er Baum km frommen Ge- denken an sie Hunderte von weihen Bliitenkerzen aufgesteckt. Die leuchten, wenn der Mond hinter dem Turm heroorkommt und sie mil seinen Strahlen berührt. Mit ganz behutsamen Händen trägt der Baum seine Kerze», daß keines der Lichter auslöicht Die sollen den armen Seelen leuchte», die des Nachts aus dom Kirchhof umherirren und den We« zum Himmel suchen. Durch sie dunklen Straßen geht wohl noch ein Mensch mit einsamer und sehnender Sceie. Und ivenn er an der alten Kirche varbeikommt, oa spürt er im Herzen einen Hauch des Jenseits. Bor ihm versinkt die Welt, und das Tor der Ewig keit tut sich auf und erschaut, was die Menschen des lauten Tages nicht sehen. Und leise hört er dir Turmglocken rrklln- gen. Für ihn allein singen sie ein Lied so hehr und schön, wie nimmer auf Erden ein Lied erklingt. Der Blinde. Auf einer Bank in den Anlagen, die umgeben ist rw>n duf tenden Blutendolden, sitzt an jedem schönen Frühlingsmorgen ein Monn Aus der Brust trägt er ein Schild, auf dem die Worte stehen: Ganz blind. Nur zwei Worte sind es und sagen doch so viel. Du armer Mann! Alle Herrlichkeit des Frühlings ist mn dich gebreitet, Seine toten Augen sind auf die leuchtenden Blu men zr» Seinen Füßen gerichtet und doch sichst du sie nicht! Dein« Hände ruhen in deinem Schoß« so müde und traurig! Du spürst wohl den Duft der Blumen, lauschest dem Gesang der Vögel und fühlst di« Warme der EonnrI MM deine Seele Sir das Bild sei Dinge, die du io erlebst? . . . Vielleicht aber ist dieses Bild schöner ol» die Wirklichkeit! Ja. «s ist wohl sot Du siehst nicht, wie mit dem Blühen schon das Vergehen beginnt. Dein« Gedanken schaukeln auf einer Frichüngsivelie und singen dir nur das Lied des Wer dens. Und deine Seele trinkt ahnen- alle Schönheit und so lebt sie in dir noch, wenn die Schönheit um dich schon vergan gen Ist. Bist du nicht vielleicht glücklicher als wir sehnenden Mensche»? Der Flieder. Ich war Gast in einer Billa, die in einem herrlichen Gar ten steht. Blühende FlieSerbüsch« säumen ihn noch der Stroh« zu rin. Mir wurde die Erlaubnis, einen Armvoll der duften den Blüten zu pflücken und mitzunehmen. Ai» ich wählend vor einem der Büsche stand, schon einige der Blüten in der Hand haltend, bemerkte ich jenseits des Gitters eine Frau aus dem Volk« di« verlangend in den Garten schaut«. Ms si« mich sah, stieg in ihren Augen etwas Feindseliges auf. das mich betroffen machte. Dann wandte sie sich zum Gehen. In einem plötzlichen Entschlüsse schob ich die Hand mit den Blüten durch da» Gitter und rief ihr zu: „Hier, liebe Frau, nehmt dies« Blumen mit!" Da vreht« st« sich mit einem Ausdruck gren- zenlosen Erstaunens im abgehärmten Gesicht zu mir um und unwillkürlich griffen die verarbeiteten Hände nvch dem Strauße. Dann breitet« sich über ihre Züge ein warmer Schimmer, und mit einem leisen geflüsterten: „Danke!" ging sie weiier. Beschämt blieb ich zurück. Hatte ich das Dankesivort verdient? Vom Ueberfluß eines reichen Hauses, der nicht mir gehörte, hatte ich gegeben und die arme Frau gab mir dafür mit ihrem Dankeswort ein Stück ihres Herzens. Ihre An- schauung von der Gefühllosigkeit der Reichen gegen die Not der Armen, die ich im feindseligen Ausdruck ihrer Augen ge- lesen, hatte wohl durch meine impulsive Tat einen Stotz erlit- ten. Ich hott« die arme Frau reicher beschenkt, als ich ahnte und wollte. Wilde Rosen. Täglich führt mich mein Weg an einer wüsten Stelle vor bei, Sie zum Bahngebiet gehört uns ungepflegt wohl seit langer Zeit schon an einer abseitigen Straße der Großstadt so daiiegt. Von einem toten Gleis geht ein Abhang hinunter, überwuchert von allerlei Gesträuchen und Unkraut. Dieser häßlich« Erden» fleck erfüllt mich stets mit einigem Unbehagen. Doch über Nacht geschah ein Wunder! Aus dem wucliern- den Gesträuch sind hundert« non wilden Rosen aufgebläht. Sie bedecken den Abhang über und über und verwandeln ihn In einen Rosenbcrg. Und wenn ich an ihnen vorbeigehe. klingt cs daraus wie heimliche Lieder von Lenz und Liebe. O du herrliche Gottesnatur! Aus diesem verlorenen Win- kel schaffst du ein Wunder voller Schönheit! Und da stigen dl« Menschen: „Heule geschehen kein« Wunder mehrt" Glücksklee. Auf abcndüberschaitetem Feldwege geht Hand in .Hand ein junges Paar. Aus den Augen beider schaut ein schmerzvolles Wissen; leise Worte stöhnen von Abschied und Auseinander- gehen. Da bückt das Mädchen sich mit leisem Ausruf, und als cs sich ausrichtet, hält es ein vierblüttriges Kleeblatt in der Hand. Glücksklee! . . Jubelnd umschlingt sie den Arm dev Geliebten, und nun vergoldet freudige Hoffnung alle ihre Wort«. Leichteren Schritte« wie vorher gehen sie weiier in die Abend sonne hinein. Heut« ist der Glücksklee kein glücklicher, seltener Fun mehr. Man braucht ihn nicht mehr aus einsamen Feldwegen zu suchen. Ich sah ihn. In Töpfen gezogen, in de,, Blumen- geschäften der Stack ausgestellt. Ob dieser Glücksklee wohl auch die geheimnisvolle Kraft hat, Freude und Hoffnung schwin gen zu lasten? Dresdner Theater Die B.richte über die Morgenfeier „Tanz" im Schau» fpielhans und die Uraufführung „Gemeinde Llhmngisb darf im Alberttheater bringen wir mit Rücksicht ans den Raum erst morgen.
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