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Sächsische Volkszeitung : 11.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192605111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-11
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.05.1926
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At«n»Igy. ö»n »1. «at IS« M W-U 8M-es L L L Am Abend des 8. Mai fand in den schönen Festräumen des Hotel Bristol die Begrüßungsfeier der zahlreich ersclstenenen aus. »värtigen Gäste des K. K. V. Columbus Dresden statt. Nach einem einleitenden Klaviervortrag sprach zunächst der Vor- sitzend« des Dresdner Vereins, Herr Angelö. kurze Begrü- ßungsivorte Laut Beschluß der vorjährigen Gautagung in Hei- ligensiadt war Dresden als Versammlungsort für die diesjährige Tagung ausersehen worden. Der Redner gad seiner Freude Ausdruck über den außerordentlich starken Besuch der Beranstaltung. Er hoffe, daß durch die erfolgreiche Erledi gung des vielseitigen Programms wieder ein großer Schritt vor wärts getan sein möge zur Verwirklichung der Ziele des K. K. V. Daß diesmal die schöne Gartenstadt Dresden gewählt worden sei, bereite ihm und allen Dresdner K, K. B ern besondere Freude. Darauf begrüßte er Herrn Dir. En giert, der als Vertreter der Stadt erschienen war, den Generalvorsitzenden Herrn Walter HIawaczek sLeipzigs und Herrn Peter Horn <Essens, Mit glied des Verbandsvoistandes. die Delegierten der entferntesten Verbände Stettin und Heiligenstadt, sowie die Ehrengäste, Damen und alle übrigen Gäste Nach Verlesung schriftlich eingegangener Wünsche und Grüße von Sr. Bischöflichen Gnaden, Herrn Dr. Ehr Schreiber, Meißen, (Protektor ges Dresdner K. K. V. Columbus), der in herzlichen Worten bedauerte, nicht anwesend sein zu können, so dann von den Herren Tomdekan Alex. Hartmann. Bautzen, und Erzpriejter von Dresden F. Bodenburg ergriff Herr Dir. Eng- lert das Wort. Namens der städtischen Kollegien begrüßte er die Gaste in Dresden und betonte unter anderem, daß diese Stadt >etzt unter einem besonderen Wahrzeichen stehe — die Gartenbauausstellung, die Ansporn und Zciä)en eines Wiederaus- stiegs des deutschen Volkes sei und von emsigstem Gewerbesleih« zeuge. Seine Einladung zum Besuche der weltberühmten Aus stellung winde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Zum Schluß überbrachte Herr Peter Horn aus Essen di« Grüße des dortigen Gauvorstandes. Er erwähnte dabei, daß be- anders in Nordost-Deutschland die K. K. V er bas Verdienst für ich beanspruchen könnten, sich intensiv an der Verwirklichung der großen Verbandsziele beteiligt zu haben durch ihre tatkräf tige Förderung aller Wirtschafts-, sozialpolitischen und Verbands organisationsfragen Danach kam auch die Kunst zu Worte, die in den bewähr ten Händen des Vortragskünstlers Ludwig Flehner lag. Ernste und heitere Proben seines Könnens unter gewandter Klavier begleitung des Konzertpianisten Wolf ernteten lebhaften Beifall. Ein Kommers beschloß den unterhaltsamen Slbcnd. Am Morgen des 9 Mai waren die Teilnehmer der Tagung und viele Mitglieder des K K. B. Columbus bereits in der 8. Stunde in der wundervollen Kapelle des Tasäienliergpalais voll- zählig zur heiligen Messe versammelt. Der geistliche Beirat des K. K. V Dresden sprach den Teilnehmern der Tagung in kurzen inholtreichcn Worte» Wünsche und Segen aus. 9.3V Uhr wurde die eigentliche Sitzung in den Räumen des Hotel Schild eröffnet. Gauvorsitzender Herr Walter Hlawa- czek dankte dem Dresdner Verein für seine liebenswürdige Einladung und begrüßte sodann Herrn Peter Horn, Essen, den De.zernenlen für Angestclltenfragen. das Ehrenmitglied Herrn Siewcynskt. Berlin, den Rcichstogsabgeordneten Herrn Schönborn den Syndikus des Leipziger Einzelhandelsver bandes Herrn Dr. Hilpert, die Senioren Herren Hart mann und Keil, sowie alle übrigen Anwesenden. 1. Vorsitzender Herr Angelö (Dresdens sprach seine Freude darüber aus, daß entgegen manchen Befürchtungen, eine so .zahlreich besuchte Versammlung zusammengekommen sei, das beste Zeiä)e für den Ernst und di« Freude, mit der die wirt schaftliche allgemeine Lage bekämpft werde. Verbanos'ekreiär v" i oer Lanörsgeschäsisstelle des K K. V. Berlin Herr Wolbring entledigte sich anschließend der angenehmen Pflicht, 27 von 32 Vertretern der Gaue und Vereine als anwesend festzustellen. Ein gutes Omen für den Geist der sich entfaltenden Tagung. Ferner gedachte man der Verstorbenen des Vereins Reichs-Ministerial- Direktor Dr Paul Beusch. der als Verbindung zwischen der Re gierung und dem K K. V. außerordentlich wertvolle Dienste ge leistet hat. besonders in Steuer- und Wirtschaftssragen, sodann des langjährigen Vorstandsmitgliedes Herrn Mühlhaus (Heiligen- stadts. Die Versammlung ehrte die genannten Persönlichkeiten durch Erheben von den Plätzen. Anschließend trat man in die Tagesordnung ein, als deren erster Punkt die Wahl des neuen Präsidenten vorgcnommen wurde. Der Syndikus des Leipziger Einzelhandels Verbundes HerrDr. Hilpert wurde einstimmig gewählt. Er dankte und nahm die Wahl an. Als sein Stellvertrter wurde Herr Bontke (Berlin ls gewählt Zu Cch'istiührern wurden gewählt die Herren Benno Hoyer (Vor standsmitglied im K. K. B. Columbus Dresden) und Suhr. Den Kassenbericht der Kassenprllfer Herren Hoyer und Schnitz ler erstattete mit kurzen Worten Herr Benno Hoyer und stellte fest, daß sich die Kassengeschäfte in guten Händen und bester Ordnung befänden, dankte für das entgegengebrachte Vertrauen und beantragte für den Gauleiter und gleichzeitig den Gau kassierer Entlastung, die einstimmig erteilt wurde Gauvorsitzer Herr Hlawaczek berichtete, daß das ver- angene Geschäftsjahr trotz der schwierigen Astgemeinlage zu- rieden st eilend gewesen sei. Es konnten sämtliche Gau- vereine besucht und daselbst Vorträge gehalten werden, um den Geist der K. K. B. in immer weitere Kreise zu tragen. Durch Einrichtung der Vrrbandsgeschäftsstelle Berlin wurden diese Be suche wesentlich erleichtert und zentralisiert. Die erwähnten Reisen und Vorträge erledigten die Herren Reichstagsabgeord neter Schönborn, Gauvorsitzcnder Hlawaczek und Herr Wolbring in dankenswerter Weise. Unterstützend gehören der Berliner Geschäftsstelle an die Herren Direktor Sendker (Berlin). Verse Magdeburg) und Siewzynski (Berlin). Aus der Mitglicder- bewegung zeige sich überall Ausstieg und Wachstum, das sei schon ersichtlich daraus, daß die Iugendvereine des K. K V. zirka 300 Mitglieder zählen. Neue Vereine gründeten sich erfreulicher weise in Bautzen und Frankfurt a. d. O. Als Goujugendpräses sei gewählt Herr Kaplan Breuer und l>abe von Sr. Bischöf- liehen Gnaden Dr. Ehr. Schreiber seine Bestätigung erhalten. Des weiteren habe sich in Berlin der Verein Berlin-Nord gegründet. Welch guter Geist in der Diaspora herrsche, zeige der Besuch der heutigen Tagung Sodann dankte der Redner für das ihm ge- schenkte Vertrauen und legte sein Amt als Gauvorsitzen-er in die Hände der Gautagung zurück. Herr Reichstagsabgeordneter und Verbandsbruder Schön- born übermittelte Grüße der Herren Sinn. Gehrich, Dr. Per- litius und Stadtrat Rauch (Berlin), wofür der Präsident Herr Dr. Hilpert dankte und ebenso, wie eingangs noch nicht erwähnt, dem Herrn Goukassierer. der aus den in der Kasse bestehenden Ueber- schuß von 475.95 Mark hinwies und erteilte bas Wort Herrn Direktor Sendker als Vertreter des Derbandsausschusses. Der Verein Berlin will auf seinem Wossergrundstück an der Spree ein Unterkunsts- und Jugendheim für die K. K. V.-Iugend errichten und bittet um Unterstützung der Verbandsleitung. Der Redner wird sich gern für die Wünsche des betreffenden Vereins einsetzen. Sodann wurden besonders Studienstiftungen für im Ausland befindliche K. K. Ver erwähnt. Von der Gründung einer Gesellschaft zur Errichtung von K.-K.-V.-Erholungsheimen wirb noch zu hören sein Besonders vertritt Herr Direktor Sendker die Fragen der Sonntagsruhe im Derbandsausschuh. Dem Nordostdeutschen Gau von Herzen gutes Weitergedeihen wünschend legte der Redner nach dreijähriger Tätigkeit sein Amt als Vertreter des Verbandsausschusses in die Hände der Gautagung zurück. Der Beifall, den die Versammlung seinen Worten zollte, zeigt, mit welch warmem Interesse Herr Direktor Sendker bisher für den K. K. V. und dessen Ziele gearbeitet hat. Präsident Herr Dr. Hilpert dankt dem Vorredner und erteilt dem ersten Hauptredner des Tages das Wort. Leiber war es Herrn Dr. Gerhard Lichter (Berlin) nicht möglich gewesen, zur Tagung zu erscheinen. An seiner Stelle hatte Herr Siewzynski (Berlin) das Referat übernommen. Er sprach über „Das Wirtschaftspro gramm der Reichsregierung, Zoll- und Steuersragen, Preisabbau und Fürstenabfindung". (Den Text der Rede dringen wir morgen.) Herr Horn (Essen) ergriff dann das Wort zu dem Thema: „Die sozialen Fragen und unser Verband." Er beleuchtete in weitgreiscnden fesselnden Darlegungen die Hauptpunkte von zwei Seiten, von der des Arbeitgebers, sowie des Arbeitnehmers. Herr Horn ist Dezernent für Angestelllensragen und so konnte man von ihm eingehende .Kenntnisse erwarten. Mit Virtuosität streift« er die vielen schwierigen Einzelfragen und Gebiete, nicht ersä-öpfend (aus Zeit. Mangel), aber doch so, daß Ihre Wichtigkeit und Zugehörigkeit zum Thema klar erkannt werden konnte. Er führte unter ande rem folgendes aus: Wesentliche Förderung erführe der seit Kriegsende langsam wachsende Wiederaufbau, wenn der Streit zwischen Kapital und Arbeit beseitigt würde, durch den Abbau des Klassenhasses nach oben und unten. Nur so kann die deutsche Wirtschaft gesunden. Deshalb pflegt der K. K. B. seinen Charakter als paritätischer Verein, der die Interessen der Arbeitgeber wi« -nehmer vertreten und überbrücken will. Wir lehnen uns dabei ganz an die Aus führungen des hochscl. Bischofs Keppler, dessen soziale Ein stellung für den K. K V. vom weltanschaulichen Standpunkt als durchaus maßgebend erscheint. Die sozialen Fragen der Ange stellten sind grundlegende Fragen der Gegenwart, aber auch grundlegender Natur für den Arbeitgeber, denn weiteste Kreise der leh'eren sind durch die allgemeine Wirtschoftsnot in die trau rigste Lage geraten. (Siehe Steuerpolitik, Zollpolitik, Export fragen usw.) Meine Ansprache gehalten vor. Führern der verschiedenen Verbände, setzt besonderes Verständnis bei diesen voraus, was sich auswirken wird durch möglichst viele .Referate im Bereiche der einzelnen Tagungsteilnehmer, denn die meisten der Im Erwerb befindlichen Kollegen haben nicht genügend Einblick, um die ganze Tragweite der Not voll zu ermes sen. Im Reichstage bestehen sozialpolitische Ausschüsse, damit daselbst nicht nur der Arbeiter vertreten ist. sondern auch der Angestellte, damit gesetzliche Härten schon Im Entstehen bekämpft werden können, und endlich, damit das von den einzelnen Ver bänden gesammelte Material entsprechende Verwertung findet. «r, 10». Seit* « Weiter ist «i« brennende» Kapitol die Lrwerboloson« für sorge. Al» paritätischer verband haben wir nicht allein das Recht, sondern auch di« Pslicht, un» mit diesen Fragen p»siti» zu beschädige» besonders aus Grund unse rer katholischen Wel.anschauung. Da diese schwierigen Fragen nicht von heute auf morgen zu lösen sind, erstreben wir zunächst eine Zwischenlösung. Wir lind stolz, daß wir als paritätischer Verband der Eriverbslosensrage Verständnis entgegenbringen können. Der best« Beweis für ein solches liegt in der sehr hohen Besucherzahl dieser Tagung, denn gerade die paritätischen Ver- eine können am meisten und berufensten an den ermähnten akuten Fragen Mitarbeiten. Wir wünschen und erstreben eine Neuregelung der Erwerbslosenfürsorge nach Lohnklassen. Weiter widmen wir unser« ganz besondere Aufmerksamkeit der Berufsausbildung unserer katholischen Kaufmannsjugend. Wir fordern den längst der Regierung vorliegenden Entwurf betreffend Ausbildung der Jugendlichen zur endlichen Verabschiedung. Nur auf diese Weise können wir die durch die Inflation eingedrun genen fremden Elemente wieder aus unserem Kaufmannsstande herausbringen Deshalb fordern wir weiterhin eine Kausmanns- gehilsenprüsung nach absolvierter Lehrzeit. Die Fragen der Ver. wlrklichung aller dieser dringend notwendigen Reformen unseres Standes sind nicht Kann-, sondern strikte Mußfragen. Ich er- innere an unsere Denkschrift zur kaufmännischen Be r u f s l ch u l u n g. Ferner erstreben mir die obligatorische Einführung des Religionsunterrichts In den kaufmän nischen Fortbildungsschulen. Die Bedeutung des K. K. B. in den einzelnen Bezirken soll zur Wahl von Mitgliedern aus unseren Kreisen in Parlament und Stadtverwal tungen führen, wie stellenweise schon geschehen. Nur dann kann etwas zur Verwirklichung unserer Ziele ge schehen. Wenn jedes mitarbeitet an diesen auf sozialvoli« tischen und rechtlichen Gebieten so wichtigen Aufgaben auf Grund unserer katholischen Einstellung. Der K. K. B. ist ein Machrfaktor, dessen Auswirkungen die nahe und weit« Zukunft Deutschlands gehören werden, gemäß dem Motto des Verbandes „Ehrlich im Handel, christlich im Wandel". Der Ausbau unserer sozialen Kommiss.onen diene dem Anfban Deutschlands in dem auch unsere Ziele münd« , gleich wie t r der Gesundung unseres kaufmännische« Standes!" Präsident Dr. Hilpert dankte dem Redner für seine außerordentlichen Ausführungen und empfahl, weiter wie bisher, den Berbandsgedanken in den Vordergrund zu stellen. Leider müsse aus Zeitmangel auf eine Debatte über die beiden interessanten Vorträge verzichtet werden. Sodann trat die Versammlung in die Beratung der zahl reich ekngegaugenen Anträge ein, die aus allen Gauen Vor lagen und teils interne, teils allgemeine Dinge berührten. Unter anderem wurden darin die Fragen der Sonntags ruhe, Bekämvfuug des illegitimen Handels, die Frage der Ehre des Wechsels als Zahlungs- Versprechens, ferner Gleichstellung gewi'ier Gerichts- kosten im Deutschen Reiche, Aufhebung der Ge chästsaufsicht und zum Schluß die Frage betr. des geplanten Vergleichs verfahrens und die freie Gerichtsvollzieherwahl u. a. m. erörtert. Nach rascher, reibungsloser Erledigung aller Punkte (ein Zeichen für aemeinlamen guten Arbeitswillen) erteilt« der Präsident Dr. Hilpert das Wort Herrn Dir. Sendker zu Punkt S, Aenderung der Per band»« sah ungen. Nach den Ausführungen des Redners wur den die alten Satzungen mit geringen Veränderungen an genommen. Die gemäß Punkt 10 anschließend erfolgende Wahl des Gauvorsshenden brachte einstimmige Wieder wahl des Herrn Hlawaezek, Leipzig; dazu wurden witter gewählt als Beiräte die Herren Siewzhnski, Sendker und VersS. Die Wahl des Vertreters in den Verbandsausschuß ergab ebenfalls die einstimmige Wiederwahl des Herrn Dir. Sendker für aoermals drei Jahre, Stellvertreter Herr VersS, Magdeburg, als Angestelltenvertrerer Herr Hla waczek, Leipzig und Hoyer, Dresden. Als Gaunmen' e' -z-e einstimmig gewählt Herr Walter Wolbring, Verbandssekretär der Landesgeschäftssteil« des K. K. V. Berlin, als Vertreter Herr Quiiikler, Leipzig. AlS nächster Dagunftsort wurde au) Einladung des dortigen Vereins Cottbus ein stimmig gewählt. Nach Dnnkesworten des Herrn Horn, Vorstandsmit glied in Essen, ergriff Herr P-äsident Dr. Hilpert das Schlußwort, dankte nochmals allen Anwesenden herzlich und mit dem Rufe: „Nimmer rückwärts, immer vorwärts, me verzweifeln, mm : stbehaupten!" schloß cr die er gebnisreiche Tagung, die interessante Einblicke gewährt hatte in V:r'vieloerzweiqten Arbeitsgebiete des K. K. V. und in die intensive Bearbeitung der daraus brennend erwachsenden Fragen. Der Einbruch der Tagung hinterließ die feste klebcrzeugung, daß die Verwirklichung aTi'er Verbandsziele bei den derzeitigen Führern in besten Händen liegt. AuS der Mitte der- Versammlung wurden gesiadtr ein Huldigungstelegramm an Sr. Bischösl. Gnaden Dr. Ehr. Schreiber, Grußtelegramm an die Katholische Jugendtagung Ehcmnih, an die Gautagung des bayerischen Gaues in Speier, sowie an das tangjährige Verbands-Vorstands mitglied Becher Genesungswiinsche, da dieser chwerkrank darn-ederliegt. König Heinrich IV (« Teil) Mueinstudterung im staatlichen Schauspielhaus. Das Kapitel „Königsdramen" in der Literaturgeschichte William Shakespeares ist noch immer heiß umkämpft. Man hat zwar nie verkannt, daß der Dichter nirgends ernst haftere Menschen zu zeichnen bemüht war, aber man hat sowohl an dem (übrigens gar nicht zum eigentlichen Zyklus gehörigen) „König Johann" wie auch an dem Me sterdrama „Richard HI." Aussetzungen gemacht, die m. E. das Maß der aus ernsthafter Kunstanschauung ent sprossenen Kr-tik bei weitem Überschreiten und immer wieder die Zeit, in der die Werke entstanden sind, zu berücksichtigen vergessen. Auch Ludwig Weber, der Herausgeber der (übrigens in textlicher Hinsicht wertvollen) Reclam-Aus- gabe verneint den künstlerischen Wert der Königsdramcn, die cr als „dramatisierte Historien" bezeichnet und be dauert, daß der Dichter gerade in seinen besten Jahren so viel Schaffenskraft an ein Werk verschleudert, das niemals besonderes Interesse erweckt habe. Und Hemrich IV. nimmt er auch nur deswegen aus, weil uns der Dichter darin die Figur des trinkenden und bramarbasierenden Sir John Falstaff und den mutwilligen und leichtsinnigen, aber ritterlichen Prinzen Heinz gestaltet hat. Das ist, wie wir sehen werden, eine gründliche Verkennung des Kunstwerkes. Vielleicht ist eS e heutigen Zeit Vorbehalten ge blieben, dieses zehnaktige Drama richtig zu erfassen. Bis her wurde es tatsächlich, wenn überhaupt, mehr der Gestalt des dicken Ritters Wege» aufgcsührt, den dann gewöhnlich der Konnker bis zur Bewußtlosigkeit übertrieb. In Dresden ist Heinrich IV. seit 24 Jahre» nicht gegeben worden. Aber Heinrich IV. ist ein gewaltiges, in seiner großen Ehcirakterisieruiigskunst einz dastehendes Kunstwerk. Seine Vorlage ist wie bei dem vorangegangenen „Richard II." dem ultenglischcn Volksstück entnommen. Die Dichtung um fasst zwei Dramen. Und cs ist ebenfalls ein literarhistorischer Unsinn, daß der 2. Teil ein -c.nguß der ersten sei, etwa weil diesem ein guter Bühnenerfolg geblüht habe und Sbakelveare deshalb den Stoff ausschlachten wollt«. Viel mehr stchc fest, daß die Entwicklung der Handlung völlig kunstgerecht auf die 10 A?te verteilt ist und daß die Iso lierung Falst'"- ' 2. Teil eine absolute künstlerische Not wendigkeit war und nicht eine Schwäche der Dichtung. Die Shakespeare-Literatur zeitigt darin gar seltsame Blüten. Und ich bin der M'inung. daß man mit gesunder Kunst anschauung. aber mit möglichster Voraussetzungslosigkeit dem Genius dieses Dichters am nächsten kommt. Lange Zeit hat man in dem Drama nur ein Gemisch von kriegerischen, fast nebensächlich behandelten KriegS- nnd Staats-und von tollen Wirtshausszenen gesehen und die Vrovenicnz der letzteren aus dem alten Rüpelstück hcrgeleitet. Die klare und deutliche Regie Joseph Gielens, der wieder einmal die Meisterschaft seiner auf umfassende litera rische Kenntnisse und tiefes Verstehen der theatralischen Schätze eines Shakespeare gestützten Spielleitung bekundet, beweist uns das Gegenteil. Sie zeigt di« zwei Haupt- themcn der Dichtung trotz ihrer mannigfachen Verkettung und Variation in erhabener Skulptur: Ernst und Leicht sinn. Ihre Spiegelung finden wir in jeder menschlichen Gesellschaft. Nicht nebeneinander stehen aber diese Szenen, sondern sie bilden ein Ganzes von so genialer Einheitlich keit, die in gleichem Maße kaum ein zweite» Mal bei Shakespeare, wenn nicht gar in der internationalen drama tischen Kunst überhaupt, zu finden ist. Und ebenso bedeutend wie diese Gestaltung, die wir als „Komposition" zu bezeichnen pflegen, ist d.e Charak terisierung der einzelnen Personen. Die am festesten um- rissene Gestalt ist allerdings nicht der Titelheld, der tn Sorgen gequälte, fast überängstliche und nicht zum Helden geborene König Heinrich, sondern Prinz Heinz, dessen Sohn. Nichts Menschliches ist ihm fremd, seine Saufkumpanet m:t Falstaff und das liederliche Leben dieser Junker zieht den jungen Fürsten an, aber in Staatsaktionen und an der Spitze des Heeres stell: er noch mehr seinen Mann. Er ist der Gcmeinmensch, wie Ihn uns die Geschichte so oft erleben läßt, ein Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle. Und sein Antipode Falstaff ist die denkbar glänzendste Verkörperung des verlumpten Genies, des skrupellosen LebenSgenießers, dem Ehre und Pflicht als Spießermätzchen gelten. Seine Kumpanei dient dem Dichter lediglich dazu, das Genialische des fetten Ritters zu betonen. Heinrich Pcrcy wiederum ist jener Held, den Tatendrang, Stolz und große Tapferkeit zum Liebling seiner Umwelt stempeln, der aber in (einem rastlosen Vorwärtsdrängen Abgründe nicht sieht und darum im Abgrund endet. Auch die anderen Figuren des Drama- weisen bedeutsame Charakterzüge auf und diene» dazu, daß man Shale^are dem den R h n, der größte Drimitt«! aller Völker und aller Zeiten zu sein, noch niemand be stritten hat, stet» aufs neue bewundern muß. -Aber zu mindest um Heinz, Pcrch und Falstaff willen wird dem Drama sein künstlerisches Niveau durch alle Zeiten hindurch erhalten bleiben und es ist sehr bedauerlich, wenn man dies bisweilen vergessen zu haben scheint! Nun zu Gielen und .einen Helfer» Mahnke, Brandt und Fant o. Die Drehbühne wurde zum Ver mittler zwischen Realistik und moderner Stilisierung. Ein fachheit bra.ckte der Regisseur zu seiner Feinarbeit. „Mi lieu" forderten die Falstasf-Szenen. Wie man das vereint hat und wie man die Lösung fand, das ist großartig. Die Be dienung des Schattenbildes zum Beispiel, so natürlich sie ist, kommt einmal zu ungeahnter Wirkung. Konzentration war für Gielen die Hauptforderung. Und die ist ihm wahr haft glänzend gelungen Von den vielen Personen, die der Zettet aufwcist, Interessieren in erster Linie die Träger der Hauptrollen: Decarlt, der einen „strahlenden Helden" in Pereh sieht und nur gelegentlich Hasten mit Stottern verwechselt, sonst aber in sprachlicher und darstellerischer Hinsicht geradezu faszinierte; Steinböck, der mit seiner sonnigen, heiteren Auffassung des Prinzen^einz Wesentliches zum Verständnis der Dichtung beiträgt; Metzer, dessen Falstaff ohne jede Uebcrtreibung (die überwältigende Kopie seiner Kollegen Mehnert und Steinböck halte ich für eine brillante Idee!) in ganz neuem und günstigem Lichte erscheint. Diese drei Darsteller gereichen unserem vortrefflichen Ensemble zu hoher Ehre! Mehnert gab den König würdevoll, Ponto einen beweglichen, fast sympathischen Poino, Kotten- kamp fällt unter den Perch-Leuten neben Müller und Lewinski angenehm auf und Stella David ist eine vorzügliche Hurtig. Der Beifall war spontan und redlick verdient. Franz Zickler.
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