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Nummer r7>5 — 25. Jahrgang »mal möch. Bezugspreis für Tlugust 3.00 einschl. BestellgelS. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile 80 L. Stellengesuche 80 L. Di« Petitreklamezeile. 80 Milli» meter breit, 1 »tt. Offertengebühren für Selbstabholer 20 bei Uebersendung durch di« Post außerdem Portorul-blag. Einzel-Nr tO ^ Sovntaos-Nr 15 Deschästlicher Teil: I. Hillebrand in Dresden SöcksWe S o n n i a g. 29. Nugust 192kj Im stalle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenaufträge^ u. Leistung v. Schadenersatz. Für unüeutl. u. d. Fern» ruf Lbermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Per, antwortung Unoerlangt eingesandte u. m. Rückportq nickt versehene Manuskripte werd nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags.! Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresüei».' voWzeitung rlgrü'i'SillliUli KoKI v rescken SttMgsti'gös 7 n öeste l)uslit3ten dslectrigste Preise «»-«Ichafissirlle, Lruit nnd Verla«! Laroma Buchdrulkore, GmbH.. Drcsden-A. l, Polierilrake 17. .vornrin 2IVIS. Poilicheckkonio Dresden I47N7 Bmitkoiito: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Frultur :Nedak»io» de, Lachsiiche» Bolkszettun« Dresden-l'Umadl I. Polierslrane >7 aeriirin 207N nno eii»2. Eine neueTangerkonferenz? Spaniens Einladung in der Jirkularnole an die Müchle — Der Vatikan soll vermitteln — Spanisch-i alienische Demonsiralivnen in Tanger 8 Keule: 8 Das Neue Leben Beiträge, „Stunden der Schwermut" von AlwnS I Heilmann; Glanzseiten und Schatten moderner i Zivilisation" von Pauline Montgelas; „Geburten- s Rückgang" von Dr Manfred Ferneberger; „Grad- I mesier halben und unfertigen Denkens" von I Dr. Heinrich Lentz. Unterhaltung und Wissen in Wort und Bild 8 Reisebeilage D e Verhinderung des Papstfriedens Von Friedrich Ritter von Lamn. Der frühere Reichskanzler Michaelis hat soeben seinen schon ziemlich zahlreichen Erklärungen, die sich mit der ihm vorgeworfenen Friedenssabotie- rung im August-September 1917 befassen, in der „Täglichen Rundschau" Nr. 380 vom 17. August a. e. eine weitere folgen lassen. Veranlassung dazu war das seit kurzem gedruckt vorliegende Gutachten des 4. Un tersuchungsausschusses des Deutschen Reichstags im ach ten Bande des amtlichen Werkes „Die Ursachen des deutschen Zusammenbruche s". Der jetzige Band betitelt sich: „Der Deutsche Reichstag im Weltkrieg". Auf den Seiten 132 bis 155 behandelt es „die PapstNote" vom 1. August 1917 und legt die Stellungnahme des Reichstages zu ihrer Behandlung durch deu Reichskanzler Michaelis eingehend und mit größter Gründlichkeit dar. Bemerkt sei, daß dieser Aus schuß n i 6) t die Aufgabe hatte, die Tätigkeit jenes Reichskanzlers zum Gegenstand ihrer Untersuchung zu machen, sondern diese- nur soweit einzube- liehen, als es zum Verständnisse der Stellungnahme des Reichstages in den einzelnen Phasen notwendig ist. Troß dieser starken Begrenzung enthält dieses Gutachten, das der Äbg. Dr. Bredt erstattet hat. soscharfeAn- klagen gegen Michaelis, daß dieser nicht umhin konnte, der Erwartung der Oefsentlichkeil. die eine Er wiederung forderte, durch eine Erklärung zu entsprechen. In einem einzigen Punkte bringt diese Erklärung Benes. Im Gegensätze zu all ihren Vorgängerinnen wird von Michaelis zuin erstenmal der von ihm bisher hartnäckig totgeschwiegene verhängnis volle Brief vom 24. September 1917 an den Nun tius Msgr. Pacelli ermähnt, durch den er die ich aussichtsvoll anbahnende Fried ens- nöglichkeit bewußt zerstört hat. Er sagt chzmlich: „Er (Dr. Bredt, der Verfasser des Gutachtens) be gründet dieses Urteil damit, daß er einen direkten Widerspruch zwischen meiner offiziellen Antwort auf die Papstnote vom 13. September 1917 und einem nicht veröffentlichten Briefe an den Nuntius Pacelli vom 24. September 1917 wegen der Friedensbedingungen für Belgien nachzuweisen und die Tatsache festzustellen sucht, daß ich hierdurch der Entscheidung des Kaisers im Kronrat entgegenhandelte lind den Reichs tag hinterging " Hierzu vor allem zwei kurze Bemerkungen. Die offizielle Antwort auf die Papstnote, die Michaelis immer wieder aus unbekannten Gründen auf den 13. September verlegt, trägt tatsächlich das Datum vom 19. September 1917, und in dem Schreiben vom 24. September ivar nicht von den „Friedensbedingungen für Belgien" die Rede, sondern allein von jenen Bedingungen, deren Erfüllung oie Voraussetzung für die Aufnahme der Friedensverhandlungen mit England und Frankreich sein sollte. Nun möchte man meinen, Mi- tzaelis würde den im Gutachten festgestellten Widerspruch nifklären, aber getreu seiner bisherigen Methode gleitet :r sofort darüber hinweg und spricht auf einmal von rtwas ganz anderem, nämlich von den Feststellungen des 2. Untersuchungsausschusses vom Herbst 1922. der sich mit oen im vorgenannten Absätze genannten Dingen gar nichtbefaßthat. Wer meine Schrift „Der vereitelte Friede" gelesen hat, weiß, daß der im Gutachten Dr. Bredts erwähnte Widerspruch tatsächlich besteht, wie die dort vorgenommene Gegenüberstellung der beiden Texte beweist. In dem einen Schreiben versichert Michaelis dem Papst der „überzengungsvollen Unterstützung der kaiserlichen Negierung", die „sich im vollen Einklang mit den Wünschen Ew. Heiligkeit befindet," und in dem anderen (5 Tage später) lehnt er trotz allen Drängens des Nuntius und trotz der dem Reichstag gegebenen Ver sprechen in seinem geheim gehaltenen Schreiben es ab, die Erklärung über Belgien abzu gehen. zu der ihn Kronrat und Kaiser ausdrücklich er mächtigt batten Ueber diesen Widerspruch sagt uns. London. 28. August. Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" mitteüt, enthält das spanische Memorandum an England, Frank reich und Italien eine Einladung zu einer Kon seren; in der Tang er frage. o>e am 1. September in Gens statt- slnden soll. Sehr überrascht hat in London die Tatsache, daß diese Einladung auch den Unterzeichnen der Tangerkonsention und der Aigeciras-Akte einschließlich Holland, Belgien, Portugal und wie man glaubt, auch den Vereinigten Staaten zugestellt worden ist. Auch Schweden scheint von der spanischen Regierung zur Teilnahme an der Konferenz ausgcsordcrt worden zu sein, allerdings nicht in bezug auf Tanger, sondern im Zusammen hang mit der Ratssilzfrage, mit der Madrid noch immer das Tangerproplem zu verbinden sucht. In Londoner verantwort lichen Kreisen herrscht lebhafte Besorgnis. Die Hast, mit der Italien die Beantwortung des spanischen Memorandums in Angriff genommen hat, findet uumiiehr ihre Erklärung, ebenso die Pariser Bemühungen, möglichst schnell Madrid zu ant worten. Großbritanniens Haltung werde hauptsächlich durch den Inhalt der von Rom und Paris zu erwartenden Antworten bestimmt sein. Kopien dieser Antworten würden jeden Augen blick in London erwartet. Es sei bekannt, daß sich der franzö sische Standpunkt in der letzten Zeit beträchtlich erhärtet habe: Keine Möglichkeit der von Spanien geforderten Alternative, weder Anektlon nach Mandat sei für Paris annehmbar. Da gegen sei Frankreich gewillt, an Spanien wesentliche Zugeständ nisse in Bcrwallungsfragcn des Tangergebieles zu machen. Die italienische Antwort sei noch in völliges Dunkel gehüllt. Weiter wird in Londoner diplomatischen Kreisen mit ge spannter Aufmerksamkeit eine Aktion verfolgt, dis einige Mächte beim Vatikan unternommen haben. Der Vatikan wurde nämlich gebeten, seinen Einfluß bei der spanischen Regie rung in der Tangersrage bez. der Böikcrbnndssrage geltend zu wachen. Er soll nach dieser Richtung Schritte unternommen haben Immerhin wird man hinsichtlich dieses Schrittes, der Michaelis auch diesmal wiederum nichts? Dagegen führt er wieder des langen nnd breiten genau wie vori ges Jahr ans der Provinzial-Synode die mich ganz ande rer Richtung weisenden Feststellungen des 2. Unter suchungsausschusses an. worin ich wiederum im „vereitel ten Frieden" (S. 73 75) gennkiestens dargelegt habe, daß der Ausschuß diesen Flecken ans ein ganz anderes Loch gesetzt hat, als Michaelis nochmals glauben zu machen sucht. Und alle Gegenbeweise stillschweigend übergehend fährt er dann fort: „Mit dieser Erklärung des parlamen tarischen Untersuchungsausschusses galt die ganze Ange legenheit für abgeschlossen. . . ." Natürlich galt sie cs nur für Herrn Michaelis, weil es ihm sehr bequem und erwünscht gewesen wäre, wenn damit die ganze Sache nnd seine eigene Schuld begraben gewesen märe. Aber der Untersuchungsausschuß, arbeitet dach nicht um des Herrn Michaelis willen, sondern um die Wahrheit und die geschichtlichen Tatsachen festzustellen und ein Ur teil über die Verantwortung zu ermöglichen. Michaelis meint, „eine loyale Behandlung der Angelegenheit ihm gegenüber hätte erfordert, daß man die neuen Momente ihm nnd vor allen Dingen dem Staatssekretär a. D. v. Kühlmann mitgetsilt nnd sie zur Aeußerung aufgefor dert hätte. Das sei bisher nicht gesckehen." Nun. der Untersuchungsausschuß hatte gar nicht die Aufgabe, gleichsam als Gerichtshof sich mit Herrn Michaelis zu be fassen, sondern er hatte die Dinge festzustellen, wie sie waren, nnd das hat er getan. Wenn Michaelis glaubt, darin etwas zu den Tatsachen im Widerspruch Stehendes gesunden zu haben, so konnte er es öffentlich seststellen und seine Gegenbeweise vorlsgen, aber das hat er nicht getan. Michaelis wendet vielmehr einen besonderen Trick an, um die Aufmerksamkeit in andere Richtung zu len ken. Er setzt sich Dr. Bredt gegenüber aufs hohe Ros; und kanzelt ihn folgendermaßen ab: „Wie ein Mann der wissenschaftlichen und politischen Stellung des Pro fessors Dr. Bredt es fertig bringen kann, trotz der selbst von ihm empfundenen ungenügenden Aufklärung ein mich in starker Weise angreifendes Gutachten abzugeben, muß in erster Linie seinem Gewissen überlassen werden." Und obwohl Michaelis dann selbst Dr. Bredts Worte zitiert: „Hier ist ein Punkt, wo man sich einfach scheut, die logische Folgerung zu ziehen" (was eine „versteckte, unerhörte Verdächtigung" sein soll), unterläßt er trotz dem wiederum, selbst Aufklärung über die- en Punkt zu geben, nämlich weshalb er hin - er dein Rücken des Reichstags, entgegen einem Versprechen, im Widerspruch zum Be- chlub des Kronrats und im Gegensatz zum Belebt des bei den Gepflogenheiten der Kurie als sehr ungewöhnlich gelt«' mußte, authentische Nachrichten abivarte» müssen. Der Korrespondent der . Times" in Tanger berichtet: Di« Lage ist sehr gespannt. Alan sieht für die nächsten Tage eine Krisis voraus. Anläßlich der in der in Tanger erscheinenden französischen Zeitung „Depeche Marocaine" veröffentlichten An griffe auf die spanische Regierung, die zugleich in beleidigender Form auf Mussolini Bezug nahmen, hat nun auch der ita lienische Vertreter beim französischen Konsul im Namen der italienischen Regierung protestiert und Maßnahmen gegen die Verantwortlichen gefordert. Die Oeffentlichkeit steht in dieser Frage durchaus auf Seiten der Spanier und Italiener. Tie Vertretung der spanischen Bevölkerung hat bereits eine ossi,zielte Aktion gegen das französische Blait gefordert. — Der Bericht- crstatier meldet weiter, daß es gestern abend in Tanger anläß lich der Verhaftung eines Mitgliedes des spanischen Arbeiter bundes zu A r b c i t e rd c m o n st ra t i o n c n kam und daß die Menge die Uebersührung des Verhafteten an Bord des Schif fes, das ihn an den Ort seiner Ausweisung bringen sollte, zu verhindern versucht habe. Schließlich konnte sie durch den spa nischen Vertreter davon überzeugt werden, daß die Verhaftung und Ausweisung gerechtfertigt sei. Polens Anbrüche gemilder Nur ein halbstündiger Ratssitz. Parks, 28. Augug. lieber die Verhandlungen zwischen Briand und dem polni schen Außenminister berichtet der Petit Parisie». daß es sich im wesentlichen um die Vervollständigung der Besprechungen der drei juristischen Sachverständigen gehandelt habe. Man glaubt daß Polen sich mit einem halbstündigen Natsfitz bei fünfjähriger Dauer zufrieden geben werde. Spanien dagegen halte an seinem ursprünglichen Standpunkt fest (?) Ter Eintritt Deutschlands werde trotz dieser Haltung Spaniens und der für ebenso ge fährlich gehauenen italienischen Reserve als sicher betrachtet. Kaisers die Abgabe der Erklärung. Belgien m i e d e r h e r z u st e l l e n, verweigert hat. Da gegen wirft er sich noch einmal zum Zensor des Referen teil Dr. Bredt ans und nennt dessen überaus gründliche nnd sachliche Arbeit „nach Prüfung objektiver Stellen (welcher? D. B.) ein oberflächliches nnd in seinem End ergebnis . . . falsches." Worin es falsch sein soll, ver- s ch w e ! g t e r a b e r w i e d e r. Er meint nur. „wohl wollende und objektive Beurteiler sollen abwarten, bis eine hinlänglich begründete und klare Darstellung vom objektiven Standpunkte aus gegeben wird. Diese sei in die Wege geleitet." Er gibt damit implizite zu. daß also seine eigenen drei Erklärungen vom August-September 1919, seine Erklärungen in seinem Buche „Für Staat nnd Volk" nnd seine Rede auf der Brandenburger Provin- zial-Tynade keine „hinlänglich begründete nnd klare Darstellung vom objektiven Standpunkte ans" gegeben hat: er vertröstet uns erst auf sie. Ueberblicken wir nochmals die Erklärung, so kön nen wir seststellen. daß sie nicht das geringste entkült, was eine Korrektur des in meinem Buche „Der ver eitelte Friede" Gesagten bedeuten oder notwendig machen könnte. Andererseits aber bekräftigt die Tat sache, daß der Ex-Kanzler Michaelis auch diese seine Er klärung zuerst in der „Täglichen Rundschau" der Oeffent lichkeit übergibt, deren Herausgeber bekanntlich der 1. Vorsitzende des Evangelischen Bundes, Dr. Döhring. ist, nnd daß diese selbe Erklärung sofort durch die „Deutsch-Evangelische Korrespondenz" (Nr. 33) verbreitet wird, die das Mitteilungsblatt desselben Evangelischen Bundes ist. und endlich daß sie verschickt wird vom „Evangelischen Pressedienst", der wiederum ein Organ desselben Evangelischen Bundes ist. noch mehr als bisher die Tatsache der engen Verbindung mit Michaelis, für die meine Schrift schon so erdrückendes Material bei brachte. Aber immer noch will man die so eindeutige nnd beredte Sprache dieser Tatsache nicht hören. Der Kulturkampf in Mextto Mexiko, 28. August. Nach hier eingetrofsenen Mel dungen sind 3 0 0 Schullehrer in Guadalajara ent-- tasse n worden, weil sie eine Antwort auf das Regierungs- zlrkulor abgelehnt hätten, :» dem sie zur Darlegung ihrer Darlegung gegenüber den Regierungsverordnungen aus gefordert wurden. — Dem Vorgehen gegen die katholisch« Geistlichkeit schließt sich also nun, wie zu erwarten war, dgs Vorgehen aeaen die alau-benstrene katholische Lehrer- kchäkt an.