Volltext Seite (XML)
Nummer 1Ü2 — 25. Jayrqan^ gmal wöch. Bezugspreis für August 3.00 einschl. BesleUgelo Anzeigenpreise: Die lgejp. PeMzeile »0^. Stellengesuche 2g Die Petitreklamezetlr. 89 Milli, meler breit. 1 Ofsertengebühren für Selbstabholer 20 F. bei Uedersendung durch die Post autzerdem Poriazuicklag. Einzel-Nr 1V Sonntags»Nr 15 F. Geschäftlicher Teil: I. Hillebrand in Dresden. 87kMkl. ist »eniLstst 8Umo«ki' ?> vk maclg.ZS , i°>°i iZLss ». resri , Mattest Sonnaveno, 14. AuqusL 1926 Im Jolle höherer Gervalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. AnzeigenausträgeH u. Leistung o. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern, ruf übermitt Anzeigen übernehmen wir keine Bert antwortung Unverlangt eingesanste u. m. RUckport^ nickt versehene Manuskripte merd nicht aufbewahrt Sprechstunde der Redaktion 8—3 Uhr nachmittags Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresoech- «VochaiisUrUe, ^rua aud «Urrla» I Saroma- «uchdruckere, GmbH.. Drerden-A. I, Polierslratz« 17. Nernnu 2IVI2. PolUibklNonlo Dresden I.7U7 BaiiNünto: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kultur Nedaktton der Sachftscheu VolkSzettnun Dresden.AUsladt 1. Bolierstrap.e 17 iveriiru' 2V7I1 und 'INis. » Deulfchland und seine Kolonien Eine Mahnung an die besetzten Gediele Von üiolomalisther Seile wir- uns geschrieben: Berlin, 13. August.' In einigen französischen, Briano oe>onders nahestehen den Zeitungen ivurde dieser Tage der Vorwurf erhoben, daß im besetzten Gebiet reichlich Feiern abgehalten würden, die einen immer demonstrativeren politischen Charakter trügen. Ob der Vorwurf in diesem Matze berechtigt ist, mag dahingestellt sein. Dem leicht empfindlichen Franzosen mag vielleicht manches demonstratio erscheinen, was nicht so gedacht ist und was bei einem ruhigen objektiven Beobachter absolut des demonstrativen Charakters entbehrt. Aber dennoch ist es richtig: in Teilen des besetzten Gebietes werden in letzter Zeit reichlich viel Feiern abgehalten, und da scheint cs doch im Interesse Deutschlands, wie auch im Interesse des besetzten Gebietes selbst, angebracht, daraus hinzuwcisen. datz derartige Feier» sich einmal mit dem Schrei der Not der besetzten Gebiete nicht vereinbaren lassen und aus der anderen Seite auch die langsam fruchttragende Arbeit des Auswärtigen Amtes, die zurzeit ganz aus die Erleichterung des besetzten Gebietes eingestellt ist, in überaus gefährlicher Weise erschweren. Bei derartigen Feiern kommen Ausdrücke einzelner, wie auch Ausdrücke in Reden vor, die von der geg nerischen Seite mißdeutet werden können und dort größten Anstoß errege». Es sind vor allem die französischen Militärs in den besetzten Gebieten, die sich derartige Aeußerungcn zunutze machen und Sturm laufen gegen den Abbau und die Unsichtbar machungen der Besatzung. Diese Beschwerden und Berichte, die in Paris einlaufen, müstcn naturgemäß die Arbeit des französischen Außenministers Briand, der doch immerhin seit dem Abschluß des Vertrages von Locarno mancherlei Zeichen von Entgegenkommen und Ver ständnis gezeigt hat, erschweren und durchkreuzen. Wenn auch Briand in dem jetzigen Kabinett Poincarc völlig freie Hand für die Fortsetzung seiner alten Außenpolitik hat, so Kann cs sich doch eines Tages ereignen, daß durch die Fortsetzung der artiger Berichte höherer französischer Militärs in den besetzten Igcbicten es Briand nicht mehr möglich) ist, sich in seiner jetzigen Weise in dem Kabinett zu behaupten und durchzusetzen. Das ist jedem politisch vernünftig denkenden deutschen Bürger ohne weiteres einleuchtend. Wir sollten deshalb unsererseits alles zu vermeiden suchen, um jenen französischen Kreisen, die nur jede Gelegenheit abfwsscn möchten, um die Pläne des französischen Außenministers, die sich aus Locarno aufvaucn, zu durchkreuzen, auch nur das ge ringste Material in die Hand zu geben. Die Annäherungsbestre- bimgc» zwischen Deutschland und Frankreich haben erfreulicher weise immer weiteren Boden auch im sranzösisckren Volke ge faßt und es wäre deshalb verantwortungslos, den wenigen Hetzern Gelegenheit zu geben, diesen Untergrund wieder zu zer stören. Es ist höchste Zeit, daß die N e i ch s r eg i e r u ng einmal an alle Kreise des besetzten Gebietes, besonders an die maß gebenden Persönlichkeiten, die dringende Bitte richtet, weniger und geräuschloser zu feiern. DerGrubenslreik vor öemEnöe Optimismus Balvwrus — Cook lenkt ein. London, 13. August. Altes deutet daran? hin, daß der Streik der Berg arbeiter i» kurzer Zeit beendet werden wird. Tie träten Ziffern ans den Gruleutezirkeu weise» eine lang same aber stetige Vermehr»»!) Ser Arbeitswilli ge» ans. Tie Gcsrmtzahl der Bergarbeiter, die bis Zum heutige» Tage wieder znriick'etehrt sind, wird ans 8!» geschätzt. Alle diese Arbeiter haben die Arbeiter aus Grund örtlicher Lohnabmachungen wi.scr ausgenommen und Larbeitru zumeist acht Stunden täglich. Die Grubcnbcsitzer-Vcrein giing hat mit der Vereini gung des technischen B.'rgbanpersonalS ein Abkommen ab geschlossen. das einen Ach rstnndentag bzw. eine 48- Stunden-Wvche sür den Fall der Wiederaufnahme der Grubeinät gkeit Vorsicht. Der Premierminister Baldwin weilte gestern zu einer kurzen Besprechung mit den Mitgliedern des Kvhlcn- kvmitees in London. Besprechungen zwischen den streiten den Parteien har Baldwin noch nicht herbeigesührt, weil er noch nicht glaubt, daß auf beiden Seiten der Wille zu ernstlichen Verhandlungen vorhanden ist. Für Mitte näch ster Woche hat der Premierminister euren neuen Besuch in der Dowuing-Street vorgesehen. Baldwin hat »och »lcht atlc Hoffnung aufgegtben, während der Parlaments- fericn doch noch eine Be:e-»barn»g zwischen den streitenden Parteien zu erzielen. Altes werde von den Ereignissen in den nächsten 8 oder >4 Tagen abhängen. Die Streikleitung der Bergarbeiter scheint nun mehr und mehr gewillt zu sein, die Arbeiterschaft ans ein Einlenken voezubereiten. Der Generalsekretär der Berg arbeiter Cool veröffentlicht in dem Fachorgan „Minor?" eins längere Erklärng, die die.sen Wunsch deutlich zum Ausdruck bringt. Er schreibt: Wir haben für den nächsten Montag eine Delegiertenkonferenz einberufennnd wir werden die Konferenz anssvrdern, die Bedingungen, auf Grund deren die Bergarbeiter eine Lösung des Konflikts herbeiführen wollen, sesiznlegen. Die Delegierte» müssen am Montag die ganze Loa" e'ner sorgfältigen Prüfung unter zielten. Noch sind die Bergarbeiter weit davon entfernt, geschlagen zu werden. Aber der große Druck, der in eini gen Grubenbezirkcn auf die Arbeiter ausgeübt wird, ist der Gewerkschaft bekannt. — Weiter he ßt es. es sei dringend notwendig, daß die B rgarbeiter sich ei» Abkomme» sicher ten. das sic in die Lage versetze, znr Arbeit zurückkehrcn zu könne». Mit dem künftigen Eintritt Deutschland» in den Völkerbund tritt auch wieder die Frage nach Deutschlands kolonialerBetätiguna in den Vordergrund des Interesses. Deutschland braucht Kolo« nien, einmal um Absatzgebiete für die deutsche In« dustrie zu haben, des weiteren aber, um selbst billige R o h st o f f q u e l l e n zu besitzen und schließlich um das überschüssige M e n s ch e n m a t e r i a l des beson ders durch die abgetretenen Gebiete kleiner gewordenen Deutschlands unterbringen zu können Die deutsche Arbeitslosigkeit wird solange ein chronischer Zu stand bleiben, bis es Deutschland gelingt, auf obiger Weise überzähliges Menschenmaterial in die Kolonien entsenden zu können. Nun hat der Friedensvertrag von Versailles Deutschland die moralische Fähigkeit abgesprochen. Ko lonien besitzen und verwalten zu können. Allerdings war das ja nur ein Vorwand der Siegerstaaten, um ihre Raubgelüste unter einen Deckmantel zu bringen. Wenn aber Deutschland in den Völkerbund ausgenommen wird, dann füllt diese Voraussetzung auch rein äußerlich für die Gegner fort. Deutschland ist als Mitglied des Völ kerbundes in gleicher Weise befähigt und berechtigt, Ko lonien zu besitzen und zu verwalten, wie die übrigen Mit glieder des Vündes. Durch den Artikel 22 des Völkerbundsvertrages sind die deutschen Kolonien unter Oberaussicht des Völker bundes denjenigen Staaten zur Verwaltung anvertraut worden, die sich ihrer bei Friedensschluß bemächtigt ha ben. Das sind in der Hauptsache England und Frank reich. Es ist keine Frage, daß nach unserem Eintritt in den Bund die Mandatsfrage unsererseits aufge rollt wird. Das ist umso notwendiger, als bezüglich der Ausübung dieses Mandats und auch der Auslegung des Art. 22 verschiedene Auffassungen verbreitet zu sein scheinen. Nach Zeitungsnachrichten hat der englische Kv- lonialminister Amery in einer öffentlichen Rede er klärt, daß das Schutzgebiet von D e u t s ch - O st a f r i k a durch den Versailler Vertrag in den dauernden und un widerruflichen Besitz Englands übergegangen sei. ledig lich belastet durch ein Servitut zugunsten des Völker bundes. Diese Erklärung kann allerdings in Ueber- einstimmung gebracht werden mit dem Art. 119 des Ver sailler Vertrags, wonach „Deutschland zugunsten der hauptsächlichen alliierten und assozierten Mächte auf alle seine Rechte und Ansprüche bezüglich seiner überseeischen Besitzungen verzichtet", widerspricht aber wie gesagt auf der änderen Seite dem Artikel 22 der Völkerbundssatzun gen. In diesem wird ausdrücklich gesagt, daß „auf die Kolonien und Gebiete, die infolge des Krieges aufgehört haben, unter der Souveränität der Staaten zu stehen, die sie vorher beherrschten, und die von solchen Völkern be wohnt sind, die noch nicht imstande sind, sich unter den besonders schwierigen Bedingungen der heutigen Welt selbst zu leiten, nachstehende Grundsätze Anwendung fin den: Der beste Weg, diese Grundsätze praktisch zu ver wirklichen. ist die Uebertragung der Vormund schaft über diese Völker an die fortgeschrittenen Na tionen. die auf Grund ihrer Hilfsmittel, ihrer Erfahrung oder ihrer geographischen Lage am besten imstande und bereit sind, eine solche Verantwortung auf sich zu nehmen und zwar hätten sie die Vormundschaft als Be auftragte und im Namen des Völkerbun» des zu führen. Aus diesem Artikel 22 geht deutlich hervor, daß es sich bei den Kolonien um Gebiete handelt, die von den betreffenden alliierten Staaten lediglich als Beauf tragte des Völkerbundes übernommen worden sind, daß es sich also nicht um Gebiete handelt, die in den Besitz der betreffenden Staaten einfach übergegangen sind. Bei der Aufrollung der Mandatsfrage wird sich ja Gelegenheit finden mit erfreulicher Klarheit festzustellen 1. wie die einwandfreie Rechtslage ist. 2. wie der Stand punkt des Völkerbundes in seiner Gesamtheit ist und 3. wie auch die obigen Ausführungen des englischen Kolo nialministers cnglischerseits aufgefoßt werden. Das ist umso notwendiger, als gerade in den letzten Tagen die. englische Zeitung, die „Times", sich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigte und behauptete, daß Deutschland, auch wenn es in den Völkerbund eingetreten sei, keine Hoffnung auf ein Mandat oder auf die Rückgabe des ehemaligen Deutsch-Ost- afrika habe. Zur Zeit sei, so bemerkt die „Times", kein Mandat verfügbar und es trifft nicht zu, daß man Deutschland für den Fall seines Eintritts in den Völker bund definitiv ein Mandat versprochen habe. Die Auf fassung der „Times" ist aber unhaltbar. Das geht schon aus den obigen Ausführungen hervor. Deutschland ist seiner ehemaligen Kolonien mit der Begründung be raubt worden, es sei nicht fähig und nicht würdig. Kolo- ,nien zu besitzen und zu verwalten. Diese Behauptung 12 Tole und viele Verwun-ele — Die ungarische Munilionssabrik Czexel in die Lust geflogen — KO Tole bei einem Drückeneinskurz 'n Japan München, 13. August. (Drahtber.) Die Reichsbahndirektion München teilt amtlich mit: Heute vormittag 9,28 Uhr entgleiste der beschleu- nigtePersonenzug 858 Regensburg — Mün chen bei der Einfahrt in die Weiche auf dem Bahnhof Langenbach (nördlich Freising) in Oberbayern. Mehrere Personenwagen stürzten um. Dabei wurden 12 Rei sende getötet, 7 schwer verletzt und 2V leicht ver letzt. Ministerpräsident Dr. Held hat sich sofort an die Unfallstelle begeben. ch zoooa Kilo Pulver explodiert Budapest, 13. August. Ein folgenschweres Explosionsunglück hat sich zestern abend In der auf der Donauinsel Lzepel bei Budapest liegenden Munitionsfabrik von Manfred Weiß ereignet. Aus iisher unaufgeklärter Ursache gerieten die Pulverbeständ« in vrand und explodierten. Mehr als 30V00 Kilogramm Schießpulver find explodiert. 32 Personen sind , crletzt worden, Todesopfer sind nicht zu beklagen. Ueber den Verlauf der Explosion wir- im Ein- ,elnen gemeldet: Gegen 7 Uhr ertönte plötzlich eine außerordent lich heftige Detonation, -er in Abständen von etwa iiner halben Stunde vier weitere folgten. Die Fal zender Explosion waren furchtbar. Die in der Nähe der Lager- zebäude liegenden Bauten stürzten wie diese selbst zusammen. Selbst im weiteren Umkreis wurden zahlreiche Gebäude beschä- tigt. In Czepel, wie auch in den weiter entfernt liegenden Dörfern. blieb keine Teuft erlcheibe panz. Das Gemeindekran. kenhaus von Czebl geriet in Gefahr, so daß die Kranken ab transportiert werden mußten. Das infolge der Explosion aus brechende Feuer konnte nur mit Mühe gegen 10 Uhr aus seinen Herd beschränkt werden. Die M u n i t i o n s sa b r i k in C z e p e l ist die e i n z ig e. die nach den Bestimmungen des Fricdensvcrtrages von Trianon in Ungarn in Tätigkeit sei» darf. Sie steht unter der Kon trolle der militärischen Ententekommission. Die Detonation bei der Explosion war so stark, daß sie in allen Teilen der Stadt Budapest, von der die Czepel-Insel etwa 20 Kilometer entfernt liegt, gehört wurde. Insbesondere in den Osener Stadtteilen war die Erschütterung so stark, daß die Fenster klirrten. Das Feuer ist von den höher gelegenen Stadtteilen Budapests aus trotz des Regens gut zu sehen. Dem amtlichen Polizeibericht zufolge ist die Explosion wahrsck>einlich durch Selbstentzündung des Pulvers verursacht worden. Der Verdacht eines Verbrechens liegt vorläufig nicht vor. Das Feuer entstand zuerst in einer Patronensobrik und sprang dann auf die Pulvermagazine über. — Fast die gesamte Arbeiterkolonie der Insel mußte wegen Ein sturzgefahr geräumt werden. Drilckeneinslurz in Japan 6« Tote London, 1». August. „Times" berichtet aus Tokio. In folge des Einsturzes einer anläßlich einer nächtlichen Feier dicht- besetzten Brücke bei Nodschirlmalhi in Nordjapan wurden 00 Personen getötet. Ebensooiele werden vermißt. Nach heftigen Regensällen war der Fluß angeschwollen und riß die hineingestürzten Männer. Frauen und Kinder in d-« Dunkelheit mit. bevor es möglich war. st« zu retten.