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Mittwoch, den 28. Juli 1926 Nc. 167; Seile 6 Der verlorene Sommer Jener Mann, der neben mir in der Lvckwitztalbahn säst und sich mit einem bnntgewürfelten Taschentuch die Fliegen von der Glatze wedelte, war keineswegs von der Güte der Welt überzeugt. „Ja", sagte er, und das ganze Leid der Kreatur zitterte in seiner Stimme, „wie lange wird es dauern, dann ist es Herbst. Und Sommer ist nicht ge wesen. Nichts hat man, als einen Schnupfen. Es ist gar nicht mehr schön auf der Welt." „Aber das ist ein Miesmacher", sagte die offensichtlich sehr jungverheiratete Daine, die an meiner anderen Seite Platz genommen hatte, zu ihrem Ehegemahl. Leise natür lich: aber der Herr mit dem buntgewürselten Taschentuch hakte es doch gehört. Er meinte aber nur mistbilligend: „Ja. die jungen Leute", und dann zog er aus seinem Ruck sack ciu Luftkissen und blies das umständlich auf. Die jung- verheirateten Leute aber schauten weiter einander in die Rügen, und auf diese Weise schien sie das schlechte Wetier wenig zu stören. Sicher, es liegt ein groster Anreiz zur Melancholie in diesen Tagen, die man sonst die Hundstage nannte und in denen man jetzt friert wie ein junger Hund. Wer zu Schwermut neigt, der kann ihr jetzt vollauf fröhne», unter diesem grauen Himmel des verlorenen Sommers. Bcs'er aber ist cs doch, das Leben nur von der Seite an zusehen, auf der es schön ist —wenn es nur überhaupt eine solche Seite hat. Wenn einem aber bei all diesem schlechten Wetter nichts geblieben ist als schlechtes Befinden und irgendwo ein schlechter Platz, dann bleibt nichts übrig als es zu machen wie der Mann in der Lockwitztalbahn: Zu ver suchen, cs sich mit einem Luftkissen so bequem als mög lich zu machen und sich melancholisch die Fliegen von der Glatze zu wedeln . . Marabu. Dressen Die Taxe für Kraftdreirad-rvfchken Dresden, 27. Juli. Für die in Dresden zugelasscnen Kraftdreirad droschken sind die Fahrpreise wie folgt sestgelegt worden: Das Stadtgebiet zerfällt zunächst in zwei Zonen. D e erste Zone wird etwa von Magdeburger Straße, Weiste- ritzufer, Altplauen, Nöthnitzcr, Friedrich-Wilhelm-Srraße, Wiener Straste, Grunaer Weg, Rosenberg-, Schlüter-, Ermelstraste, Schillerplatz, Elbe, Brockhaus-, Charlotten-, Radeberger, Jägerstraße, Bischofsweg, Fritz-Reuter-, Gro- stenhoiner, Harkert-, Moritzburger Straste, Elb«. Der Fahr preis beträgt als Taxe 1 (für alle Anfahrten und für 1—2 Personen tagsüber in Zone 1 bis zu 350 Meter Weg strecke 50 Pfg., ferner je 175 Meter Wegstrecke 5 Pfg., Taxe 2 (für l—2 Personen tagsüber in Zone 2, oder für 1 Person nachts innerhalb und austerhalb Dresdens) bis 30» Nieter Wegstrecke 50 Pfg., fernere je 50 Meter 5 Pfg. und endlich Taxe 3 (2 Personen nachts) bis zu 200 Meter Wegstrecke 50 Pfg., fernere je 100 Meter 5 Pfg. Ein Kind unter sechs Jahren frei, je zwei Kinder unter sechs Jahren zählen als eine Person. Dazu kommt das übliche Wartegeld: nach Beginn der Fahrt die Stunde 2 M. Ein neuer Sirahenbahnhof Dresden, de» 27. Juli. In Dresden-Friedrichstadt an der Walterstraste geht der Neubau des bislang gröstten S t ra st e n ba h nh o f e s Dresdens seiner Vollendung entgegen. Er wird voraussichtlich am 1. Oktober in Betrieb genommen werden. 3l>0 Strastenbahn- loagen werden darin Unterkunft finden, wozu noch umfangreiche NeMraturwe rkstätten. eine Fahrschule und Unterrichtsräume für Wagenführer und Schaffner kommen. Außerdem wurde an der Straßenfront ein Gruppenhaus mit etwa 40 Kleinwohnungen sür das Fahrpersonal errichtet. Die Ausführungen der grasten Wagenhallen sind zum gröstten Teil von Eisenbeton. An Bau kosten hat die Anlage gegen 3 Millionen Märst erfordert. In hygienischer und ^betriebstechnischer Hinsicht haben alle bis herigen Erfahrungen weitestgehende Berücksichtigung gefunden, und auch oist'hetisch, künstlerisch gliedert sich die ganze Anlage gut in das Lortiae Stadtbild ein. r Dlr Berns,ingsvcrhandknng >m Bottsobferprozest. Am heutigen Dienstag hat vor dem Landgericht Dresden die Berufungsverhandlung im Prozeß gegen den Syndikus Dr. Meißner, den Major Löffler und den Buchhalter Gründel wegen der bekannten Unterschlagung beim Sächsi schen Volksopfer begonnen. Wir werden morgen über den Prozeß ausführlich berichten. : Ilmleitungc» im Nachtwage»verkehr der Straßen-» bahn. In den Nächten von Dienstag, den 27., zu Mittwoch, den 28., und von Mittwoch, den 28., zu Donnerstag, den 29. Juli, von 1.15 bis 4.15 Uhr früh werden wegen Aus wechselung von Fahrdrähten in der Umgebung des Rathe nauplatzes die Nachtwagen folgender Linien in beiden Richtungen nmgeleitet: Linie 1: zwischen Blasewitzer Straste und Georgplatz über Fürsten-, Canaletto-, Grunaer und Ringstraße; Linie 5; zwischen Sachsen- und Georgplatz über Kaulbach-, Grunaer und Ringstraße; Linie 12: zwischen Neust. Bahnhof und Stübelplatz über Marienbrllcke Post- Platz, Altmarkt und Grnaner Straße; Linie 18: zwischen Sachsenplatz und Postplntz über Terassenufer und Theater platz; Linien 19 und 20: zwischen Fürsten- und Pirnaischen Platz über Canaletto- und Grunaer Straße. : Belebung des Sarrasanibaues. Nach der Iulipause wer den sich am 1. August die Pforten des Sarrasanihauses wieder austun. Hans Slosch-Sarrasani wird sein Gebäude in einen Zau- ber;mlast verivaudeln. Der große Meister Bruno Kästner ist zu Gaste geladen, mit der gröstten Zauberschau, die zurzeit in Europa existiert. In seinem Gefolge sind achtzehn Zauberer und Zaubergehilfe», er soll 30 der neuartigsten und unfaßbarsten Rät sel-Schauspiele oneinanderreihen. Und Kästner ist nicht nur der anerkannte Meister, nicht nur der ideenreiche Erfinder der unlös baren Uebcrraschungen, er ist ein liebenswürdiger Plauderer, der 120 Minuten lang das Publikum in Helles Lachen versetzen wird. Um Kästners Zaubersck)«u werden sich neue artistische Attraktio nen gruppieren. Trotz der hohen Qualität der neue» Schau wer den die Eintrittspreise sich zwischen 50 Psg. und 2,50 Mark be wegen. Am Sonntag, den 1. August, werde» zwei Premieren stattfinden, ui» 4 Uhr nachmittags und um 8 Uhr abends. Der Vorverkauf ist eröffnet. : Aus dem Konsnlardienst. Dem zum Kvnsnl der Ber einigten Staaten in Dresden ernannten George P. Waller ist namens des Reiches das Exequatur erteilt worden. : Der 18. Esperanto-Weltkongrest Im Rundfunk. Am 3. August (nicht 2. August, wie zuerst geplant), abends 8,45—9,30 Uhr werden durch die Nadiosender Edinburgh und Deveniry die Reden und Lieder des Esperantokongresses in Edinburgh der Welt, besonders allen nicht dort anwesend sein könnenden Esperantisten dargebotcn. : Der Verband Deutscher Architekten- und Jngenleurvercine halt vom 8. bis 12. September die 51. Abgeordnctenversammlung in gleichzeitiger Verbindung mit einer Wanderversamm lung in Dresden ab. weil hier der Sächsische Ingenieur- und Architektenverein, einer der ältesten und stärksten Gründungs- Vereine des Verbandes aus eine 80jährige Vereinsarbeit zurück blicken kann, weil außerdem vom 9. September an sich die aus der Reise zum Wiener Internationalen Stüdtebaukongrest be griffenen ausländischen, insbesondere amerikanischen Städte bauer, in Dresden aufhalten und sich die Stadt Dresden in diesem Jahr aus Anlast der Iubiläums-Garlenbauausftellung als Kon- greststadt allerersten Ranges zeigt. Im Rahmen der geplanten Veranstaltungen wird Professor Dr. Obst über Weltwirtschaft und -Politik in ihrer Bedeutung sür den deutschen Architekten und Ingenieur sprechen. Professor Dr.-Ing. h. c. Hoeg über Woge und Ziele deutscher TkruKunst, Stadtbaurat Paul Wolfs über oie Großstadt als Formproblem. Leipzig Ein skandalöser Umzug Leipzig, den 27. Juli. Es klingt schier unglaublich, wie sich in Leipzig die Kir - chenseinde betätigen dürfen. Am Sonntag zog durch die Stötteritzer und Reitzenhainer Straste ei» Demcmflrationszug der Kirchenfe'Nde, den man sehr wohl als lächerliche Scl-bstver- höhnung der Veranstalter abtun könnte. Auf einem Wagen aber stellte man einen Geistlichen im vollen Ornat bei der Trauung eines alten Brautpaares dar, der in verächtlicher Weise nach rechts und links die Gebärden des Segenspcndcns nach- machle. Dieser unglaubliche Unfug auf offener Straste ries na turgemäß den Protest jedes anständig Gesinnten hervor. Sonst hat die Polizei ein sehr gutes Auge für Demonstrationszüge. In diesem Falle hat sich anscheinend niemand um diese straf rechtlichen Ucbergrisse, die man in diesem groben Unfug sehen must, gekümmert. Das so etwas in einer Stadt wie Leipzig möglich ist, ist ein Skandal, Man wird hoffe» dürfen, dost gegen die Veranstalter dieser unglaublich tiefstehendcn Demon stration noch post festum energisch eingeschritten wird, damit solche Zustände aufhören. Leipzig wird „Seesladl" Leipzig, den 27. Juli. In dem Arbeitsbeschaffungsprogramin der Reichsregierung spielt bekanntlich auch das Projekt des Mittellandkanals eine große Nolle. Mit den beteiligten Ländern ist über das Pro jekt bereits weitestgehende Uebereinstimmung erzielt worden. Danach soll in nächster Zeit mit den Arbeiten begonnen werden, und zivar ist zunächst in Aussicht genommen die Vollendung des .Hauptkanals, von Peine bis Barg, K»nal von Leipzig bis C r e y pa u, Saalekanalisierung von Creypau bis .Halle und der Zweigkanal Bcrnburg-Leopoldslzall-Stastsurt. Dazu Kaminen noch ein Zweigkanal nach Braunschiveig, sowie ein Elbabstieg nach Rothensee und Niegripp. Damit dürfte in absehbarer Zeit dieser für den Anschluß' Leipzigs an das norddeutsche Wasserstrastennetz außerordentlich wichtige Plan seiner Verwirklichung entgegengehen. Die Stadt Leipzig selbst wird zu den Kosten in lrcträchtlichem Maste bei» tragen müssen. Insbesondere müssen die Hasenanlagen in Leip» zig selbst völlig neu hergostellt werden Jedoch dürsten die Vorteile, die der allen Messestadt durch diese Neuanlagen ent stehen, bei weitem überwiegen. Die Verträge der einzelnen Länder harren noch der end gültigen Unterzeichnung, doch glaubt man, an dem Zustande kommen dieses bedeutsamen Werkes >n kürrclter Fr K nickt mehr zweifeln zu dürfen. ) Automabilunsall. Als ein Gesellschastswagen in oer Nacht zum Montag von einer Kysfhäusersahrt nach Schkeuditz zurückkehrte, erlitt er bei Schkeuditz in der Nähe des Rastber« ges dadurch einen Unfall, daß ein Reifen platzte und der Wagen zwei Nieter tief die Böschung hinabrulschte. Eine Anzahl Per sonen erlitten leichte Verletzungen. ) Die Tat eines Irrsinnigen. Eine schreckliche Tat führte ein verheirateter Arbeiter in seiner Wohnung in der Allian- slädter Straße i» L.-Kleinzschocher aus. Als er sich kurze Zeit allein in der Wohnung befand, begoß er die Kleider, die er trug, mit Benzin und zündete sie an. Im Nu stand der Mann in Flammen. Aus seine Hilferufe eilten seine Angehörigen »nü Hausbewohner hinzu und erstickten die Flammen. Der Bedau ernswerte erlitt schwere Brandwunden und fand Ausnahme im Krankenhause. Man nimmt an. daß er die Tat in einem An fall geistiger Störung ansgeführt hat. Bei seiner Einlieferung wurde sestgestellt, daß er eine Verbrennung dritten Grades er» litten hat, der er im Laufe des Montag erlag. ) EI» Güterbahnhos aus der Leipziger Technischen Moste. Auf der Leipziger Technischen Nieste ist auch diesmal wieder ein Güterbahnhos eingerichtet worben, wodurch den Ausstellers» men möglich ist. Expreßgüter mit dem Ausstellungsgelände als Bestimmungsstation aufzugeben oder von dort abzuscnden. Dir Güterabfertigungsstelle auf der Technischen Messe führt Sie amt. liche Bezeichnung „Leipzig-Stötteritz — Technisch« Mess e". Aus Sachsen Zur Verhütung von Waldbriinden Die Sommerzeit nötigt dazu, aus die folgenden Vorschrifie» des ne» gesoßten 8 4 des Feld- und Forstpolizeigesetzes hinzumeb sen. Danach wird bestraft, wer l. in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober im Walde, oder auf Moor und Heideslächen ohne Erlaubnis des Grundeigentümers oder seines Vertreters raucht, 2. im Walde, auf Moor- oder Heideslächen oder in dessen gefähr licher Nähe, im Freien ohne Erlaubnis des Grundeigentümers oder seines Vertreters Feuer an zündet, oder auszulöschen unterläßt, 3. bei Wald-, Moor- und Hcidebränden der Ausfcu derung der Polizeivenvaltung, des Orlsvorstehers. des Gruni» eigentümers oder seines Vertreters zur Hilfeleistung nicht folgt obwohl ihm dies ohne erhebliche eigene Nachteile möglich ist. Di« Polizcibeamten sind überall angewiesen. Verstöße aeoen diele Be. stimmungen nnnachsichtlich anzuzeigen Kriegsblindensürsorge. Wie der Landesverband aer.Kriegs beschädigten und Kriegerhinterbliebenen des Sächsischen Militär- vercinsbimdes (Kyfshüuserbund) uns milteilt, erhalten auf Grund der Durchführunosbestimmungcn der vierte» Novelle des Reichs versorgungsgesetzes Blinde mit Wirkung vom 1. April 1926 ab an Stelle der einfache» die erhöhte Pflege zu läge von 720 Mark jährlich, falls ihre Blindheit aus einer organischen Veränderung beruht. Blind in diesem S'inne ist jeder, dessen Sehvermögen wirtschaftlich wertlos ist und der sich in fremder Umgebung nicht allein zurcchtnndcn kann. Bei weiteren, auf Dienstbeschädigung zurückzuführenden Gesundheitsstörungen, die ein erhöhles Pslcgcbedürfnis bedingen, erhalten die Blinden die höchste Pflegezulagc im Grundbetragc von 864 Mark jährlich. Als solche Gesundheitsstörung gilt auch der Verlust des Geruchs sinnes. wenn dieser Verlust aus erheblichen anatomischen Ver» änderungcn an der Nase oder den Nebenhöhlen beruht. Berücksichtigt die einheimischen Gärtnereien! In letzter Zeit erscheinen wie schon früher Anzeigen auswärtiger Versandgärt- nereie», die zum Bezüge lebender Psianzen und anderer gärt nerischer Erzeugnisse ausfordern. In vielen Fällen werden unter aufdringlicher Reklame Behauptungen ausgestelU. die ent> weder den Tatsachen nicht entsprechen oder doch starke Ueber- trcibungen enthalten. Die Käufer werden damit irregesühlt. sind später enttäuscht, und die a» und sür sich sehr begrüßens werte Neuanpslanzung von Erdbeeren und Ausbreitung der Erd beerkultur werden »ich! gesörderl. Im Interesse der Käufer und unserer einheimischen Gartenkullur empfiehlt daher die Fach- Kammer für Garte n bau, Anpreisungen auswärtiger Fir men über angebliche Wunderpflanzen aller Art mit größter Vor- sicht aufzunehmcn und sich zu sagen, daß man bei guten Firmen am Orte oder im Lande in der Regel besser bedient wird als bei nnbeliannicn auswäriigcn Firmen, die oft durch übertriebene Zeitungsreklame das zu ersetzen suchen, was ihnen an gärtne rischer Bedeutung fehlt »er Kerr -er Well Roman von Robert Hugh Benso». Antm-ilierte Uebcrsetzung aus dem Englischen von H. M. von Lama. (14. Fortsetzung.) Er sah den mystischen Leib in seinem ToLeelainPs htn- gejtrcckt, er sah die einzelnen Sehnen gezerrt und geirümmk, vis der Schmerz sie wie aufloderndes Feuer zeigte, Trop fen um Tropfen sah er das Lcbensblut von seinem Haupte, seinen Händen und Füßen herabrinnen, und die Welt stand darunter, belustigt und spottend. „Anderen hat er gehol fen, sich selbst kann er nicht helfen.... Christus, steige nun herab vom Kreuze, daß wir sehen und glauben." Weit weg aber, hinter Büschen und Erdhöhlen blickten Jesu Freunde hervor und weinten; selbst Maria schwieg, von sieben Schwerter» durchbohrt, und der Jünger, den er liebt«, hatte kein Wort, ihn zu trösten. Auch schaute er, wie kein Wort vom Himmel würde Lherabgesprochen werden, selbst den Engeln war befohlen, das Schwert in die Scheide zu stecken und der ewigen Ge duld Gottes zu harren, denn der Toldeskampf hatte kaum erst begonnen; tausenderlei Schrecken standen noch bevor, ehe das Ende eintreten sollte, die Fülle der Kreuzigung... Ihm war nur beschicken zu wachen und zu warten und sich damit zu begnügen, dabcizustehen und den Dingen ihren Lauf zu lassen, und die Auferstehung sollte für ihn nur ein« Hoffnung sein, eine Hoffnung, von der er nur träumen durste. Noch mußte erst der Sabbat kommen, während dessen der mystische Leib in seinem dunklen Grabe zu liegen batte, und selbst die Würde des Kreuzes mußte entschwin« den und di« Kenntnis, daß Jesu gelebt hatte. Dies« innere Welt, zu der er nach langer Mühe den Weg gefun den hatte, war gänzlich mit Todesangst erfüllt, die Bit terkeit der Tränen herrschte dort und jener fable Glans, den nur der äußerste Scherz hervorruft; in seinen Ohren gellte es in einem Ton, der sich znm Angstschrei steigerte... er fühlte sich niedergedrückt, sein Innerstes durchbohrt, auseiuaudergcrissen, wie auf einer Folter.... „Herr, ich kann es nicht ertragen," stöhnte er. Da wußte er sich wieder an der Oberfläche des Lebens, die Not seiner Seele äußerte sich in tiefen Atemzügen. Seine Zunge berührte seine Lippen, und seine geöffneten Augen fanden sich der in Dunkel gehüllten Apsis gegen über. Die Orgel war verstummt, und der Chor leer und die Lichter erloschen. Die glühenden Farben der unter- gchenden Sonne waren verschwunden, und mit strenger, kalter Miene blickten die Statuen und Bilder hernieder. Er gehörte wieder der Erdenwelt an; was er geschaut, war zerflos'en, kaum war er sich noch bewußt, was er gesehen hatte. Aber er mußte die einzelnen Fragmente seiner Erinne rung zusammcnstellen und mit seinen Denkkräften ver arbeiten. Auch er mußte dem Herrn, der sich sowohl seinen Sinnen, als auch seinem Herzen mitgeteilt hatte, seinen Tribut dafür bezahlen. So stand er denn auf, steif und gezwungen, und schritt hinüber zur Kapelle des heiligsten Sakramentes. > Als er aus den Reihen der ihn umgebenden Stühle ruhig und aufrecht heraustrat, das Birett wieder auf dem weißen Haar, bemerkte er eine alte Frau, die ihn auf merksam beobachtete. Er zögerte einen Moment, ungewiß, ob sie etwas zu beichten wünschte, und da sie dieses Zögern gewahrte, schritt sie auf ihn zu. „Verzeihen Sie, Herr," begann sie. Es schien also keine Katholikin zu sein. Er lüftete fein Birett. „Kann ich etwas für Sie tun?" fragte er. „Verzeihen Sie, Herr, aber waren Sie in Brighton, vei dem Unglück vor zwei Monaten?" „Gewiß." „Ah. ich dachte es mir: meine Schwiegertochter sab Sie damals." Perey fing an, ungeduldig zu werden; es ärgerte ihn ein wenig, sogleich an seinem, zu seiner Jugend so stark kontrastierenden Haare wiedererknnnt zu werden „Waren Sie dort, Madame?" Zweifelnd und neugierig blickte sie ihn an. ihre allen Augen an seiner Figur auf- und abgleiten lassend. Dann sammelte sie sich. „Nein, Herr, es war meine Schwiegertochter, — vere zeihen Sie, Herr, aber —" „Nun?" fragte Perey und gab sich Mühe, die Un, geduld ans seiner Stimme fernzuhalten. „Sind Sie der Erzbischof, Herr?" Der Priester lächelte, so daß seine weißen Zähne zwischen den Lippen sichtbar wurde». „Nein, Madame, ich bin nur ein einfacher Priester. Der Erzbischof ist Dr. Cholmondeley. Mein Name ist Perey Franklin." Sie sagte nichts, aber während sie ihn noch ani blickte, machte sie einen etwas altmodischen Knir, und Perey schritt der dunklen, rcichg schmückten Kavelle zu, um seine Andacht zu verrichten. (Fortsetzung koigr., „t-isl'roAl. ZolilolZpak'kkotsl" k r I««I r I c v r o «> a Vornehme» pemlllenkeu» preektvolle Oege in öem derroglieken Zeklollperk eu keinkerärdrunn läeeie» Urkolungekeim :: Len,Ion »b S Kteric pür kleiner« Kongre»»« die 200 pereonen »ekr geeignet - , . - - R