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Donnerslau. den v. August 192- Rr. 174; Seite 6 unserem Verstehen — di« groß« Schwierigkeit. Wir können «n4 wohl vvrstellen, daß Organismen zum Ertragen sehr hoher, andere wieder zum Ertragen sehr tiefer Wärmegrade eingerichtet sind, aber nur schwer können wir uns Lebe- tvescn denken, die im Stande wären, einen raschen Wechsel, solch extremer Temperaturen auSzuhalten. Vollends anders sind die Verhältnisse auf dem Mond. Znr Mittagszeit des Mondes, wenn die Sonne gerade im Zenit steht, steigt dort die Hitze nämlich auf etwa 120 Grad Celsius. Eine so hohe Temperatur können mensch- kische Wesen unserer Gattung nicht ertragen, und so wird wohl die Reise nach dein Mrnd für -uns Sterbliche immer eine schöne Utopie bleiben, es sei denn, das; ein findiger stopf auf die Idee käme, eine Art Thermos-Panzer für den Mvndreis.noen zu schaffen, in dessen kühler Hülle er gegen die sengende Hitze geschützt wäre. Pariser Plauderei (Von unserer Pariser Mitarbeiterin) L)as schöne Wetter hat neuerlich eingesetzt. In der „Grande Salle des Societcs Savantes" konnte man kürzlich interessante Vorträge hören, so von Professoren des „Institut Lotholique", »es Chefredakteurs der Revue Universelle u. a. über die „Re naissance latine". Der tendenziöse Versuch, das Germanentum aus der lateiniscl-en Zivilisation auszuschlietzen, muh als verun- zlückt betrachtet werden: wie wollen die berühmten Redner die Einheit der katholischen Kirche, ihre lateinische Kultur — wenn ich so sagen darf — bei allen Völkern erklären? Sie muhten wissen, dah gerade Deutschland mehr Kenner des Horaz, des Iu> lins Cäsar, des Tacitus, überhaupt des Römischen Rechts auf weist als z. B. der Balkan, und dah gerade zwischen Frankreich 4»L> Deutschland eine starke Gemeinschaft bestehen könnte! Als ich vor kurzem meine persönlichen „katholischen" Er fahrungen einem hohen Geistlichen in Paris klagte, war er ganz bestürzt und sagte: „Ja, aber das Losungswort des Papstes ist doch Frieden und Versöhnung?!" Auf dem Platz des Malesherbes wurde das Denkmal der großen Sarah Bernhardt feierlichst eingeweiht. Die Statue »es Meisters S-card stellt Sarah Bernhardt in einer ihrer Glanzrollen dar in „Phedre" in all ihrer Schönheit und Kraft. Man liest die einfachen Worte: 1844 — Sarah Bernhardt — 1923 ihre Kameraden und Bewunderer! Die vornehme Welt bevölkert jetzt die kleinen und grossen Seebäder. Geschäftsinteressen bewirken auch da das Einstelle» auf „englisch". So wird in Saint Iacut auf einem etwas beleb teren Strande Tee gegeben, und die gute Teefrau wird beim Gehen nicht verfehlen, den nettgclernten Satz herzusagen: „I Hope to see you again!" (Ich hasse Sie wiederzusehen.) Auch hier am stillen Ort halten die Engländerinnen aus Abendtoilette zum „Dinner" (Abendmahlzeit). Sie stehen den Französinnen an Ele ganz nicht mehr viel nach. Das schivarze Seidenkleid mit mä ßigem Ausschnitt dient gern diesem Zweck. Der kurze Nock ist allgemeines Losungswort, und die Königin von England sindel mit ihrem Beispiel, lange Kleider zu tragen, wenig Nachahmung. Bei dem kürzlichen Besuch des spanischen Königspaares in Pa ris trug die Königin auch geziemend kurze Kleider, u. a. ein schö nes zartgrünes Schneiderkostüm. Die Dame wird auch hier Matz I>altcn! Auch ältere Damen — d. h.. die gibts nicht mehr — tragen kurze Röcke, da sie meist seine Fesseln haben, so in Pa ris, wirkt das durchaus nicht unschön oder lächerlich. Wenn alles im Einklang steht und die feine Grenze nicht überschritten wird, ist eine gewisse Anmut unverkennbar. Es ist eine andere Art „Jugendbewegung" mit der Lösung des Problems „Ewige Jugend"! Da die Ehemänner auch sehr zufrieden scheinen, datz ihre Frauen nicht mehr alt werden, ist dieses System im goldenen Mittelweg und individueller Behandlung durck-aus nicht zu ver werfen. Wie in Italien trägt man gern für den Kirchgang, auch für die Straße, schwarze Seidenmüntel. auch andere, die der Heiligkeit des Ortes Rechnung tragen. Im Jahrhundert des Seidenstrumpfes spielt der schöne Strumpf mit die Hauptrolle. Die blühende Slrumpfindustrie wird eine andere Mode sobald nicht aufkommen lassen. Das zeigte auch das große Heer der „Mannequins", die die großen Pariser Schneider zum „Grand Prix" nach Longchamps aus sandten. Wenn man im allgemeinen in Paris die grade schlanke Linie bevorzugte, geht die Tendenz dahin, sich im Kleid, das seine Einfachheit behält, bequem bewegen zu können. Wunderschöne Farbentöne beleben mit das sommerliche Bild. Im nahen Dinard, dem eleganten Modcstrandort, herrscht natürlich Pariser Ton vor: Samtkleider und Samthüte, schivarz oder in gewählten Farben, wie man sie jetzt lanciert, sind durch aus nicht Vorschrift für die heißen Tage. Ein Einheltstyp ist überhaupt nicht aufzustellen, auch nicht mit der Haarfrisur. Man sieht graue und weiße Köpfe im Vubikops und blonde und braune mit dem zur 8 gelegten Haarknoten. Man trägt was man will, kleine oder große Hüte, alles ist frei und großzügig und kein Er staunen beirrt irgendwelche Eigenheiten, wenn sie nur die Schönheit und den Anstand wahren! So erhielt — entgegen der Mode des Reitbeinkleides — Mlle. Molitor im klassischen Reitkleid von hellgrauer Farbe bei einem Wettbewerb im Bois de Boulogne "en ersten Preis als schönste Amazone. Hedwig Fischer. Für MIttcNnnq »«eignet«« Adressen, an dietvirHrabe- n»n,ni«rn «nserer Aeitnng ;n»«ck» Werbung v»rs«ndrn kSnnen, sind wir Ibnen jederzeit sehr dankbar! Vom fröhlichen Aeskulap Die „Münchener Medizinische Wochenschrift" bringt eine Reihe hübscher Scherze aus der Aerztewelt, von denen wir einige unseren Lesern nicht vorenthalten möchten: Im Physikum zeigt der Professor der Anatomie ein Schlüs selbein und fragt: „Wie heißt dieser Knochen?" Der Kandidat schweigt und sieht sich hilfesuchend um. Da erblickt er einen Kommilitonen, der ihm hilfreich einen Schlüssel zeigt. „Haus- Knochen" lautete die Antwort. (Für Nichtakademiker: Haus knochen nennt der Student seinen Hausschlüssel.) Virchow verlangte un Examen ganz genaue Farben bestimmungen. Also: nicht braun, sondern graubraun mit einem Stich ins Grünliche usio. Einen Examinanden, der nicht nach Wunsch antwortete, fragt er wütend: „Welche Farbe hat denn mein Rock?" Der Prüfling saßt den Rock, zieht Virchow ans Fenster und sagt ruhig: „Wie er neu tvar. dürste er blau gewesen sein." Er hat das Examen mit „Gut" bestanden. Oscar Lassar war einmal mit Ernst von Leyden zusam men, der damals neben Gerhardt in Berlin die innere Medizin vertrat. Auf eine Frage von Leyden: „Wie heißt Ihr Sohn?" anwtortete Lassar: „Niein Sohn heißt Gerhardt, wenn ich aber noch einen Kriege, werde ich ihn Leyden nennen." Im Krankenhaus mar ein Schwerverletzter vormittags ein- geliesert worden. Mittag rief der Staatsanwalt die Prosek - t u r an, die gerichtliche Sektion sei für nachmittags 3 Uhr ange setzt. Der Prosekturdiener erlaubte sich den bescheidenen Ein wand: „Ja, entschuldigens, dös wird sich schwer machen lassen, die Leich is nämli no gar net tot!" Kumor Oekonomle. Ntutter zu ihrem Sohne, der sich im Kopfstand übt: „Du sollst doch artig sein. Willi!" — Vater: „Latz ihn doch, Maria, dabei schont er wenigstens seine Stieselsohlen!" Der Fachmann. Wcinhündler Stöpserl erklärt dem Zahn arzt, daß er sich den schmerzenden Zahn nur mit pokaler Be täubung ziehen lasse. Das Kind im Manne. Student Bummel: „Kinder, heule nxir der Gerichtsvollzieher Müller bei mir. Der Mann kommt mir aber vor wie ein kleines Kind". Alle: „Wieso?" Bummel: „Alles ivas er sieht, möchte er gern haben!" Das schöne Kolleg. „Warum besuchen Sie eigentlich dies, schönen Vorlesungen immer allein? Warum geht Ihre Fra» nt» mit? Interessiert sie sich nicht für solche Sachen?" „O dixtzt Aber sie kann es nicht oushalten. wenn jemand anders stunden lang spricht und sie selber nichts sagen darf!" Undenkbare Situation. Sonntagsjäger (dessen Sohn Ma. ler ist), zu seinem Freund: „Mein Sohn hat mich gemalt, gerade den Moment darstellend, wo ich einen Hasen erlege!" Freund' „Na. muß der eine Phantasie haben!" Der einzige Grund. Sie: „Da lese ich eben. Sclwtz, daf Perlen Tränen bedeuten." Er (Schreiber): „Siehst du — des wegen habe ich dir auch noch nie welche geschenkt!" Gegengift. Student A : „Mensch, ich Halts in meiner Bude vor lauter Mäusen nicht aus!" Stundent B: Wie ist das möglich, du hast doch beständig 'nen Kater." Vermischtes — Eine Zollbehörde, die einen Betrug unterstützt. Ein Kunsthändler aus Paris trat kürzlich eine Reise nach Amerika mit einem Gemälde an, von dem die Sage ging, es sei ein Rem- brandt. Die Neuyorker Polizei Hatto dank ihren vorzüglichen Eigenschaften schon bevor der Kunsthändler die Reise angctreten hatte, in Erfahrung gebracht, daß der Mann versuchen wecde, einen Nembrandt nach den Vereinigten Staaten einzuschmuggeln. Die Zollbehörden waren also durchaus gerüstet. Sie erkannten den Kunsthändler sofort bei seiner Ankunst und fanden in sei nem Gepäck auch prompt den Rembrandt, für den eine Zoll gebühr von 2500 Dollar verlangt und ohne Widerrede bezahlt wurde. Die Zollbehörden hatten angenommen, der Rembrandt sei echt und haben ihn als solchen verzollt. Natürlich wurde die Sache von dem beabsichtigten Schmuggel bekannt. Der schlaue Händler wurde mit Angeboten nur so überschüttet und verkaufte den Rembrandt schließlich für 8N0N0 Dollar, den „Einkaufspreis" natürlich. Leider stellte sich später heraus, daß der Nembrandt gefälscht war. Der Käufer will jetzt einen Prozeß gegen die Neu- yorker Zollbehörde anstrengen, weil sie einen Betrug unterstützt l)at. — Die Bnchg.'nninde Bonn wird demnächst ihr 50 00t». Mitglied in besonderer Weis« feiern. Vorgesehen ist ein Geschenk von drei Bänden nach Wahl aus der wun dervollen Sammlung „Orbis Terra.'.um, die Länder der Erde im Bild". Jeder dieser Prachtbände hat über 300 Seiten Bilder in Kupfertiefdruck und ist in Halb.'eder ge bunden. Ein schneller !. -hluß der Buchgemeinde beizu- treten, erhöht für jeden Einzelnen die Möglichkeit, sich selbst ln den Besitz der Prämie für das 50 000. Mitglied zu setzen. — Eine Folge der kalten Hundstage. Wie sie „UTK." von einer Gablonzer Exportsirma erfährt, hat diese ein größeres Quantum Hutschmuck für Damcnhüte nach Griechenland expor tiert. der die Form von Weintrauben halte. Aus dem griechischen Zollamte wurde die Sendung zurllckgewiesen mit der Begrün dung, daß die Einfuhr von Obst nach Griechenland verboten sei. lieber Interventionen der genanntcn Firma bei den zuständigen griechischen Regierungsstellen traf die strikte Antwort ein, daß die Einfuhr von ausländischem Obst mit Ausnahme von Bananen nach Griechenland verboten sei und infolgedessen auch die Einfuhr von Gablonzer „Weintrauben" nicht gestattet werden könne. ilMWUMSlW« dss Vlargenrot klinltieei kfteibeN ein. ttelN kruder äen VVu rem sm Nkrin beim cleutücben lüed trinkt cleuiseben >Vein. Dresden knnenstrske 9 vsulrner Strske 9 üslerieslrake v 8IMge gute rkelniscke Ulet-- und Kol- rveine auck vom fsk. Sckaumevein. L.8piel!lsgen Der Kerr -er Well Roman von Robert Hugh Benson Autorisierte Nebersetzung aus dem Englischen von H. M. von Lama (21. Fortsetzung.) Mabcl hatte früher davon sprechen gehört, aber sie hatte sich immer gesträubt, daran zu glauben. Ein Zwei- kamvf zwischen Ost und West war unter den jetzigen Um ständen etwas ganz Undenkbares. Seit einem Menschen- altcr hatte Europa keinen Krieg mehr gesehen, und die Kriege des Ostens im vergangenen Jahrhundert waren noch mit den alten Kampfmitteln ausgefochten worden. Nun mehr aber wäre, wenn das, was man sich erzählt«, der Wahrheit entsprach, ein einziges Geschoß hinreichend, um eine ganze Sradt zu vernichten. Was ein Krieg unter den fetzigen Umständen wäre, dazu reichte keine Einbildungskraft hin. Was militärische Sachverständige voraussagten, war überschwenglich und schon in den Hauptpunkten voll von Widerspruch; die ganze Kriegführung war nur mehr Theorie; es gab keine praktische Erfahrung, die als Grundlage hätte dienen könne». Es war, als ob Bogenschützen sich über Wirkung von Kordit stritten. Eines aber war gewiß, — daß nämlich der Osten sich im Besitz aller modernen, tech nischen Errungenschaften befand, und, was männliche Be völkerung betraf, fast doppelt soviel aufzuweisen hatte, als die ganze übrige Welt zusnmmcngeiiommen; die sich dar aus ergebende Schlußfolgerung war also keineswegs beruhi gend für England. Aber die Phantasie sträubte sich einfach, darüber zu reden. Die Zeitungen brachten täglich einen kurzen, sorg fältig abgefaßten Leitartikel, dem nur die splitterartigcn Nachrichten zugrunde lagen, di« man aus den KnnsereuA.il der anderen Seite des Erdballes erhascht hatte; Felsenbnrghs Name erschien dabei häufiger als je zuvor; im übrigen ließ sich e-ne Art gezwungenen Stillschweigens wahrnehmen. Besondere NiXhteile waren nirgends zu bemerken; der Han del ging seinen gewohnten Gang, die europäischen Börsen- berichl« zeigten keinerlei außergewöhnliches Sinken; der Mensch baute weiten, betratet«, ftrraw Klr RwLkommenschaft, gi>N> seinen Geschäften nach und besuchte das Theater aus dem einfachen Grunde, weil er eben nichts Besscrs finden konnte. Man konnte den Lauf der Dinge weder aushalten noch be schleunigen; die Grundlage war eine zu mächtige. Ab und zu verfielen einzelne in Wahnsinn, Leute, die ihre Deuk- kraft zu einer Höhe erhoben hatte, die sie di« Wirkkichkeir erkennen ließ; allenthalben machte sich eine Atmosphäre höchster Spannung fühlbar, aber dabei blieb es auch. Man sprach nicht viel über dieses Thema, es schien dies geratener. Schließlich konnte man auch wohl nichts anderes tun, als abwarten.« 3. Mabel, eingedenk ihres Gemahls, auf die Mutter zu achten, tat einige Tage ihr Bestes. Sie fand jedoch nichts, was sie hätte beunruhigen können. Die alte Dame war wohl etwas einsilbig, ging aber ihren kleinen Beschäftigungen nach wie sonst. Manchmal bat sie ihre Schwiegertochter, ihr etwas vorzulejcn, und hörte verständnisvoll auf alles was ihr geboten wurde; täglich widmete sie sich der Küche, sorgte für Abwechslung in den Speisen und zeigte Interesse für alles, was ihren Sohn betraf. Sie packte >elbst dessen Reisetasche, legte die Pelzsacheu zurecht für den kurzen Flug nach Paris und winkte ihm vom Fenster aus »ach, als er den Weg zur nächsten Haltestelle hinabschritt. Drei Tage würde er ausbleibcn, hatte er versprochen. Es war am Abend des zweiten Tages, als sie er krankte. Mabel, erschrocken über die Mitteilung des Dienst mädchens, eilte die Treppe hinauf und fand die Mutter ziemlich erhitzt und ausgeregt in ihrem Stuhle sitzen. „Es ist weiter nichts", sagte die Greisin und sprach über einige Symptome. Mabel brachte sie zu Bett, schickte nach dem Arz<> und ließ sich wartend neben ihr nieder. Sie war der alten Frau aufrichtig zugetan und hatte deren Anwesenheit im Hause immer als die eines Ruhe und Behaglichkeit verbreitenden Elements empfunden. Die W'rknng auf ihr Gemüt glich etwa der eines behaglichen Lehnstuhles aus den Körxvr. Die alve Dann war so ruhig und einfach menschlich, so vertieft in ihre kleinen häuslichen Sorge», dann und wann ganz in der Erinne rung au die Jugcndtage lebend und absolut unzugäng lich für Launen unv Empfindlichkeit. Es schien eigentüm lich -rarrifend für Mabel, dieses seiner Auflösung entgegen gehende, ruhige, alte Leben, oder vielmehr, wie sie glaubte, das Absterbeu der Persönlichkeit und das Wiederaufgehen des Geistes in dem Geiste des Lebens, der die Welt ersüllte, zu beobachten. Es war ihr weniger schwer, das Ende einer starken Seele zu betrachten, denn diesen Fall stellte sie sich vor als eine Art energischen Losbrechens der Kräfte zurück zu dem Ursprung der Dinge, aber in dieser fried vollen, alten Frau war so wenig Energie, ihre ganze Stärke lag sozusagen in dem zarten, kleinen Gefüge ihrer Persönlichkeit, das, aus zerbrechliche» Teilen zu>a»n»en- gesetzt, ein weit ausgeprägteres Wesen darstelltc, als nur eine Gesamtheit dieser Teile. Das Welken einer Blume machte auf Mabel einen betrübendere» Eindruck, als das Verenden eines Löwe», und, dachte sie, der Bruch einer Porzellanvase ist schwerer zu heilen, als der Einsturz eines Palastes. „Es ist Altersschwäche," erklärte der Arzt, als «r ans dem Krankenzimmer trat. „Sie kann jeden Augenblick sterben, sie kann aber auch noch zehn Jahre leben." Es ist also nicht nötig, an Mr. Brand zu telegra phieren'?" Er machte eine geringschätzende Bewegung mit der Hand. „Also ist es nicht gewiß, daß sie stirbt — wenigstens für den Augenblick nicht?" fragte sie. „Nein, nein, sie kann noch an die zehn Jahre leben, wi« ich sagte." Er fügte noch ein Paar Worte bezüglich des Ge brauches des Oxygen-Jnjektors bei und ging dann weg. - Di« alte Dame lag ruhig auf ihrem Bett, als Mabel hinanfknm, und streckte ihr die runzelige Hand entgegen. „Nun, liebes Kind?" fragte sie. „Es ist nur ein wenig Schwäche, Mutter. Du mußt ruhig liegen bleiben und nichts tun. Soll ich dir etwas vorlcsen?^ „Nein, meine Liebe, ich will mich ein wenig meinen Gedanken hingcben." Mabcl fühlt« keinerlei Verpflichtung, ihr zu sage», daß sie sich in Gefahr befinde, denn nach ihr gab es nicht» Vergangenes zu ordnen, keinem Richter gegenüberzntrcten. Der Tod war ein Enden, nicht ein Beginnen. Es war ein Evangelium des Friedens; wenigstens wurde es ein sol ches, sobald als das Ende eingetreten war. Fortsetzung folgt.)