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Nummer 84 - 26. Zayrgang iimal ivöch. Bezugspreis für April Ü.ÜO Mk. elnschl. Bestellgeld Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile 8»^, Stellengesuche SVI. Die Petitreklamtzzeile. 89 Milli- neter bre,t. 1 Ossertengebühren für Selbstabhole, 29 I bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 1V L. Sonntags-Nr. 18 L' Zeicküitlicher Teil: ilrtur Lenz in Dresden ÄicklMe ^ounialj, den 10.April 1927 INI Falle liöherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträgen u. Leistung » Schadenersatz. Für unüeutl. u. 0. Fern« ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver« antwortung. Unverlangt eingesandle n. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte wert», nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittag- Hauotlckriitleit.: Dr. Ioleob Albert. Dresder»! volksrettuna IScschäftSstclle. Trutt und Verlag! Saroni»- Buchürulterci GuibH.. Dce-dcn-A. 1. Pvlierslr"kc 17. Fernruf 2IM2. Pvslnljeükonlo: KviämvverwnUel !ilecn»>»u. Dresden 40>!o. 8 r christliche Politik und Kultur .ttednktto» der Tächsischen 'Nolkszeitung Tie-Zden-Allsludt 1, Polii-stlrahe 17. Fernruf 20711 und 21012. Die Persönlichkeit Je höher von Art. je seltener gerät ein Ding. Ihr höheren M enschen hier, seid ihr nicht alle — mitzperaten? Fr. Nietzsche. ^as Charakteristikum der heutigen Zeit ist das erden in enschentu m. Seitdem das verführerische Wart von der Demokratie gefallen ist. und diese Demo kratie plötzlich und über Nacht in hunderterlei Form sich konstituierte, — leider allzu wenig in der einzig wahren und echten Form der Selbstverantwortung des einzelnen — seit dieser Zeit schwimmt die Mehrzahl der Menschen allzu unselbständig tm allgemeinen Strom des Alltags. Jeder auf seine Art, aber — die herrliche Ur kraft der Demokratie verkennend — immer nach dem anderen schielend, jede letzte Verantwortung andere» überlassend. So wuchsen die Menschen heran, die uns beute überall auf allen Strotzen und öffentlichen Plätzen teaeai'en. die zwar mit lauernden Blicken einhergehen c. er immer doch eine Geste haben, als miesen sie aus etwas arOercs, das hinter ihnen stände, d. h. auf jene zwar umatzbarc aber grosse Masse: den Inbegriff ihrer Autorität. Die einen nennen sich in stolzem Selbst bewusstsein Proletarier, die anderen ziehen sich in Ver bitterung zurück. Aber alle klammern sich doch im Grunde des Herzens an das schöne Idol der mitzverstan- oenen Demokratie und — vergessen mittlerweile, dass sie in ihrer eigenen Person so sehr verkümmern und veröden. Ihnen gegenüber steht ein anderes grosses Heer. Las Heer der sogen. Nichtproletarier. Auf dieser Seite herrscht der Glaube, man sei noch unberührt von der Gleichmacherei, van dem Herdenmenschentnm, man be sähe noch Selbständigkeit und gelte als Persönlichkeit. Und doch: auch hier ist die Gleichmäßigkeit so stark im Wachsen begriffen, dass sich keine der beiden grossen Gruppen einen Vorwurf zu machen braucht. Nur offen bart sich die Zeiterscheinung auf der Nichtproletarierseite anders. Sie offenbart sich hier in „besseren" Formen, in verfeinerten Zuständen. Aber während man noch glaubt, etwas „Besonderes" zu sein, ist man von Tag zu Tug doch längst in die Mode der Zeit hinein geglitten, läuft man von Stunde zu Stunde hinter Sensationen und Reklametricks einher. Und es ist für den besonne nen Menschen allmählich schwer geworden, das echte vom fatschen zu unterscheiden, das wirklich Tüchtige und Selbständige aus der Masse der Erscheinungen heraus- zistühlen. Ueberall wimmelt es von Herdenmenschen, auf allen Gebieten machen sie sich breit. Sie spielen vor oiiem eine grosse Rolle in der Politik, sie geben sich aber auch als Künstler und Philosophen aus, als Wissenschaft ler und Forscher, und sie finden sich zu Tausenden auf den Gemeinplätzen der eleganten oder auch der sogen, „gut gesitteten" Welt. Obgleich nun der Herdenmensch innerlich unselbstän dig ist und vor allem nur sehr geringes an Charakter werten sammelt, so besitzt er doch eine Gier, sich mög lichst in den Vordergrund zu drängen, um als etwas zu erscheinen, das mehr der Beachtung wert sei als das andere. Das ist ja nur die Bestätigung eines allbekann ten deutschen Sprichwortes, das wir hier nicht erst nen nen wollen. Und da das Problem der Persönlichkeit auf das engste mit der Bildung zusammenhängt, so wird man ganz folgerichtig das Sich-in-den-Vordergrund- drüngen gleichzeitig als den Inbegriff der Bildung an- sehen. Natürlich ersinnen sie dafür verschiedene For men. Die einen geben sich so. die anderen anders. Ihre Hauptgruppen können mir aber an folgendem erkennen: Die Raffinierten schwärmen sehr geistreich die Grü tzen der Weltgeschichte an, sie schwärmen für Bismarck und Napoleon, für Beethoven und Goethe, auch für den grotzen Heiligen von Assisi. Sie tragen diese Bilder in sich, — sich auf ihre Qualität mehr verlassend als aus ihre eigene. Sie ziehen sie immer wieder heran, um ihre eigenen wenn auch noch so verkümmerten Geisteszu stände damit ins rechte Licht zu rücken. Sie erwähnen bei jeder passenden Gelegenheit die Götter ihres Her zens. In jeder Teegesellschaft schwärmt man für diesen oder jenen. Aber man denkt nicht daran, daß es doch letzten Endes auf unsere eigene Qualität ankommt und WellpoMische Perspektiven Das zweitrangige Europa — Italien und Iugoftawien - Der amerikanische Imperialismus — Sowjetrutztan- und China .Von Legat us iNächstruck ver bo te n j. Wriui man cn<- hemste weltpolitische Laze erkennen will, »ins; man von folgenden grundlegenden Ursache-! onogehcn: kr- gibt keine rein europäischen Angelegenheiten inehr. über auch anders gesagt: Europa ist nicht mehr das ak.'ive Zentrum der Weltpolitik. Ein Land wie Sowjetrusstand. das in keiner Weise sich als Glied der europäischen Kullurgemeinschasi stihli. me eng lischen Dominions, ohne die England weltoo!:-isch machtlos ist. Sie Bereinigten Staaten von Amerika. Japan und vielleicht in einer nicht zu fernen Zukunft China sind die Träger der Welt Politik. Italien, Frankreich. Deutschland, die ckgeutlich euro päischen Großmächte, deren Schwerpunkt in Europa liegt, spielen eine durchaus sekundäre, zweitrangige Rolle: Frankreich kam, trotz seiner grotzen Kolonien nicht wie das br.istche Reich als eine Kolonialmacht betrachtet werden: seine Kolonien sind an dem Tage verloren, an dem sich die grotzen Seemächte lIapan, Eng lcmü. Nordamerikas über ihre Bertei' mg geeinigt haben. Die europäischen Gratzmächte sind weltpolitisch zur Pasiioitäl verur teilt: sie kommen aktiv nur als Heller, am Beröünüe:e in Frage. Aber damit ist nicht gesagt, datz sie in der grotzen Wekpolittk unbeachtet gelassen werden können wie irg^idwslche Kleinstau ten mit einer ehrwürdigen Vergangen!,ei,, Spannungen zwischen ihnen könnten z. B. zu wirtschaftlich.".: Störungen fuhren: Ata» 'letzt, war um die anglo-amerikanische Fstanz an der dentsch-sran- '.ösischen Brrstänöigiing interessiert ,v«r: iö'.nuge sie wirtichasl lichr Cxiansion ermöglichte — in Form amerikanischer Kapiia! beteiliguug an deutschen Unternehmungen, die natürlich erst nach einer Uiegelnug dir Reparationen möglich wurde! - solange wurde sie aktiv gewidert. Heute, wo sie eine politische Auge legenheil zwischen Denlschtand und Frankreich ist — Kamps um Nheinlandräumung! wird sie skr die angelsächsischen Mächte lnteressanl. Daraus ergibt sich das Grundgesetz sür alle curo päische Politik. Konflikte innerhalb Europas sind nur bann mög lich, wenn sie nicht den Interesse» der beiden kapitalistische» Zenlralmächle — England und den Bereinigten Staaten — wi dersprechen. Warum sollte man nicht gelegentlich zulassen. Satz Deutschland von Polen eine teilweise Aushebung der in Bersail- les festgesetzten Grenzziehung erreicht? Diese Revision nuitz aber mit Mitteln erreicht werden, die die wirtschaftliche Aufnahme fähigkeil des europäischen Kontinentes nicht einschränken. Damit ist auch der Gesichtspunkt gegeben, unter dem die Entiuicklnng des italienischen Imperialismus ange sehen werden mutz Bon einem italienischen Weltimperialismus, der Italien mit der Zeit aus den Rang einer aktiven Weltmacht erheben könnte, zu reden, ist natürlich lächerlich. Denn Italien kann höchstens eine Umlagerung der europäischen Machtverhält nisse erreichen, weil es wirtschaftlich völlig abtstingig ist von Lon don. Wird England eine Erweiterung der italienischen Macht sphüre dulden? Man kann diese sür den ilalienischen Imperia lismus entscheidende Frage dahingehend beantworten, datz Eng lang gegen eine Expansion Italiens, die es auf eine mit Frank- reich gleiche Stufe heben würde, nichts einwenden wird. Also eine Znrückdrängnng Jugoslawiens, vielleicht sogar die tleber- nahme Tunis durch Mussolini würde «us keinen englische» Wi derspruch stützen. England ist an diesen Machlverschtcbungen ebensowenig interessiert wie ein Erwachsener an Prügeleien von Kindern. Nur darf es natürlich nicht zu arg werden: das heisst: Es darf nicht zum Wellörande kommen, der zu unerwarteten Re sultaten führen könnte. Aber ein lokaler Konflikt würde zur Befriedigung des Mussolinischen Ehrgeizes gerne gewöhn wer de». Aber der Bölkerbnnd? Gegen eine Grotzmach! kann er nur dann etwas erreichen, wenn er als Organ einer anderen Grotzinach! oder mehrerer anderer Krotzmächte austreten kann. Sonst verfüg! er nicht über die den notwendigen Eindruck ma chenden Machtmittel. Und so hat er nur weise gehandelt, als er sich nicht in den italienisch-jngoslawischen Konflikt wegen Alba nien einmengle. Die polilisäsen Kämpfe zwiselx-n den Weltmächien spielen sich — und das ist die Lehre aus der Bekrachtung europäischer Politik der letzten Zeit in der Form des Ringens um Interessensphären ab. Nach deutlicher wird das ein kurzer Ileberbück über sie jüngsten Bersuche des nord a m erikanischen I m per! a - Ns m ns in Süd- und Mittelamerika, des englischen ^gegenüber Sowjelrutziand und des mit Japan vereinten angelsächsische» ge gen China zeigen. Allen diesen Bersuche» ist folgender Zug ge meinsam: Sie verzichten ans direkte Eroberung, aus so unmo derne Milte! der Ausdehnung wie die Annexion, sie wollen nur Berbündete gegen dritte, gegen andere Weltmächte gewinnen, sich wirtschaftliche Betätigungsgebiete sichern. Nordamerika bringt z. B. allmählich, aber sicher Mu:el- amerika in finanzielle Abhängigkeit. Eine Amerika genehme Re gierung wird in der inittelamerikanischen Republik Nicaragua ge gen eine „Revolution" nnterstütst. Resultat: Tankb-arkeit ver pflichtet. Und Nicaragua hat nur die Ehre, sich aus eigene Ko sten zu verwalten (d. h. die Berwallnngskosten mit Hilfe eines Zinsendicnste-:- sür amerikanische Anleihen zu bezahlen!, ooer in politischen Fragen nehmen ihn: die Beroiuwortn! du stets hilst-bereite» Amerikaner ab. Allerdings geht es nicht immer so beguem zu wie in An:a- ragua. Das zeigen S o w j e l r n tz l a n d und China. Sie gleichen — wenn inan die Weltmächte mit riesigen Bestien ver gleicht — ungeheueren zähen Fieischklumpen, die sich einfach uichc verdauen lassen. Was Hilst es. wenn inan sie verschlucki? S'le liegen nur schwer iw Magen, Alan sehe sich nur Englands Komp: gegen Sowjetrusstand an. Sowsetrnsstaiids Skärke liegt in seiner Grütze. Wo kann es durch England wirksam getroffen werden? Ein offener Krieg würde England nur ln nnsruchttxire Ausgaben stürzen. Und so ist es verständlich, datz Engiand nach billigen Verbündeten sucht, um die seinen Handel und seine WeUsteüung schädigende Wellrevolulionspropo.ganda lEhina. Indien'.! z» un» terdrücken. Das gleiche gilt von China. Nicaragua ist klein genug, nm eine billige erfolgreiche Intervention zu ermöglichen. Aber eine. Intervention in China? Sie würde nur riesige Kosten verur sachen — und nicht einmal erfolgreich sei». Denn was könnte er reicht werden? Es oibr j» China keinen Berhandlungsgeouer. da es keine stabile unnmslrilleiie Regierung gibt Was hat man erreicht, wenn man wertlose Versprechen irgendweicher Männer ohne reale Mach: aber mit 'volsttöuenden Titeln in der Tasche hal? Garnichts. Alan kann irotz aller .Nan-men und Kriegs- schisse nicht über den Willen von WO Millionen Mensch,"- Hinweg sehen. Es gibt riesige Zahlen, die gleichst:,! als Mochüakstreir in der Politik wirken. Und darüber täuschen a!!e „Vertrage", die man erzwingen kann, nicht hiiuveg. China ist also trotz seiner Ohiiniachl mächtiger als alle Weltmächte. Der Kampf nm China spielt sich also nicht in China, sondern zwischen den Weliwäch'.en ab. Er geht darum: Mil wem wird sich China Künftig aiisrenn- ürn? Wem wird sich der chinesische Morst am vorteilhaftesten öfsnen? nicht auf die unserer Heroen. Man lebt, wie wir schon früher a» dieser Stelle bemerkten, so gerne im Schatten des Vergangenen und im Schatten anderer Besserer. Wieder andere zeigen ihre Bildung, ihre „Persön lichkeit", indem sie sehr viel Wert aus ihr äußeres Aus sehen legen und korrekierweise nichts versäumen, was die Mode mit sich bringt. So wird es möglich, dotz man mehr Zeit und Mühe ans die Pflege des Bubikopfes ver wendet als auf jenen edleren (?) Teil des Kopfes: das menschliche Hirn. Mehr Sinn uno Sorgfalt auf seidene Strümpfe, und mädchenhaft schönen Schnitt des Kleides, als auf das Herz, das unter dem Busen dieser „Mäd chen" schlägt. Schönheit und Harmonie in Kleidung und Körper sind wohl zu pflegende Dinge, und keiner, der noch Geschmack an der Welt besitzt, wird sie ver achten. Aber darum geht es heute nicht mehr. Heute kommt bei aller „Harmonie und Schönheit" der edlere Inha It zu kurz, lind Hirn und Herz schrumpfen er bärmlich zusammen, die Eitelkeit und die Dummheit schauen an allen Ecken heraus. Wenn möglich, legt man sich noch eine Hornbrille zu, nm mit diesem Instrument jeden Zweifel an Intelligenz, an Bildungsgrad und a» Persänlichkeitswert vollständig abzutun. „Herren" haben ihre eigenen Manieren. Die einen machen in aktiver Eleganz, die anderen in vornehmer vertränmier Passivität, die den Reiz der Melancholie besitzt und oben drein noch etwas Künstlerisches an sich hat. Andere dünken sich im Besitze ihres R eicht n in s gleichzeitig gebildet. Am deutlichsten tritt das ja bei dem „neuen" Geschlecht hervor, bei den „Neureichen", die 0l-68klvn, ZUlmnisnKK IS, MM 8psrlsltlm W pislri eum nur ersllttgsswe lstdrlkste In Isolier neureitlicber ^usvvslil 6>sNbcsun, * 3 75, 4.15, 4 85 ü 95,6.60 p.^ stKc. 6nsnit,.4?5 25 5.75,7 >5p. IlAlr, inlsi«i,^7,l - 8.-5. 8.45, Y.St», y.oo p«-r OMr- llcuckwsne. 3 95 per f jistir. l-lnoleum-^riuten 67,90,100. l 10, l3n cm kr.von 2 8 p.Isttt sn. 1-inoteum -Teppieke in 5 0rölt. von ^ 14.85 pe> hteter SN. >nl2»«1In2.wsk>.^5.70. 6.00 6.25. 7.50 per siIhleter.