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Nummer /v 26. Jahrqanc; Bestellgeld. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzelle 89L. Stellengesuche 80 -Z. Die Petitrenlamezeile. 89 Milli» meter breit. 1 ^l. Offertengebiihren silr Selbstabholer LO bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel»Nr. 1« L. Sonntags-Nr. 18 .Z. Geschäftlicher Teil: Artur Lenz in Dresden. Vmai wöch. Bezugspreis für April 3,00 Mk. einschl. ^reilaq. oen 1. ^lpnl 1li27 Ini Falle höherer Gemalt erlischt jetst Verpilichtnng auf Lieferung sowie Erfüllung v. AnzeigenauUrägen u. Leistung v Sck;adenersatz. Für undeutl u. v. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir Keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandte u. m Nückporte nicht versehene Manuskripte werd. nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden Zuwtkltr Lark -Krötschnrr Schietzg. v DreSveii volrsmmn Ges Bnci VanNoiiio: Dresdner Bank, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsische» Bxlkszettiina !-AIt!iadt I. Polierftrahs >7. Femrut Mit und rioie. DreSdew Kolland und Belgien Amsterdamer Brief Amsterdam, den 28. März 1927. Holland und Belgien — es ist fast hundert Jahre her, daß ihre Ehe geschieden wurde, aber der alte Kroll lebt noch. Am lebendigsten in den Herzen der Nie derländer, die es gerade den stammesverwandten Flamen nicht verzeihen können, daß sie den Abfall der wallo nischen Provinzen von dem Königreich der Niederlande, das der Wiener Kongreß geschaffen hatte, unterstützt ha ben. Freilich, wenn man bedenkt, welch herrliches wirt schaftliches Gebilde die Länder von der Picardie bis Ost friesland, Antwerpen und Rotterdam, die Kohlen des Borinage, die Getreide- und Flachsfelder Flanderns, die Eisenwerke Lüttichs, die Viehherden Frieslands, das alles kombiniert mit Hollands kolonialem Inselreich abgegeben hätten, kann man den Groll der Holländer begreifen. Der Abfall Belgiens hat aus dem Königreich der Nieder lande, das durch Reichtum und Bevölkerungsziffer in allen europäischen Angelegenheiten mitzusprechen hatte, eine Kleinmacht gemacht, die heute vollständig abhängig ^ voll England ist. Denn der Kolonialbesitz der Nieder lande zwingt sie. bei England um gutes Wetter zu bit ten. In dieser Beziehung sind sie nicht besser daran als Portugal. Und wer ist schuld? Dieses verwünschte klei ne Belgien. Natürlich vergessen die Niederländer heute, daß sie die Belgier durch eine unvernünftige Sprachen- und Religionspvlitik zum Abfall getrieben haben. Durch den Zwang zum Niederländischsprechen verletzten sie die französisch redenden Wallonen, durch Propaganda für den reformierten Glauben die katholischen Flamen. So verdarben sie es in staatspolitischein Machtivahn mit allen. Die Folge war der Abfall. Der Groll lebt, wie gesagt, stoch heute in den Herzen der Niederländer. Es ist bisher noch nie gelungen, eine vernünftige Gestaltung der Grenzen zwischen Holland und Belgien zu erzielen, die gegenseitig mit Enklaven und Exklaven ineinander greifen, so daß belgische Dörfer von nieder ländischem Gebiet, holländische von belgischen Gebiet ein geschlossen werden. Es gibt Dörfer, ja Bauernhöfe, die von der Staatsgrenze zerschnitten werden. Man kocht in Belgien und schläft in Holland. Die Nationalität eines Bürgers hängt davon ab, inwelchem Zimmer des Hauses er zur Welt kommt. Es ist in fast hundert Jahren nicht gelungen, diese kuriosen Grenzverhältnisse zu ändern, ein Dorf gegen ein anderes einzutauschen. Und wenn man in diesen Kleinigkeiten seinen Kopf auf setzt, wie sollte dann der große Ausgleich gelingen. Es war sehr optimistisch von den Belgiern, daran zu glau- den. Man glaubt eben gern, woran man Interesse hat und die Belgier haben ja auch keinen Groll gegen die Holländer. Nur wütend werden sie bei solchen Gelegen heiten. Die belgischen Flamen wollen dann nichts von germanistischer Vetterschaft hören und schimpfen die Holländer „Kaaskoppen" und „Smeerlappen". Bei solcher Sachlage ist es selbstverständlich Unsinn, deutsche Intriguen hinter dem Widerstand der niederlän- bischen Kammer zu suchen. Eher könnte man glauben, daß da englischer Einfluß gewaltet hat. Dian ist dem belgischen sozialistischen Außenminister in England nicht grün. Namentlich nicht seitdem er den Kongreß der un terdrückten Kolönialvölker in Brüssel zugelassen hat, aus dem von allen möglichen Unterdrückungen in englischen Kolonialgebieten die Rede war, vom belgischen Kongo aber aus Gründen der Gastfreundschaft nicht gesprochen worden ist. Man hat Belgien und Vandervelde durch die Ablehnung des belgisch-niederläildischcn Vertrags jeden falls einen unangenehmen Schlag versetzt. Vielleicht glaubte man, daß Vandervelde deswegen gehen werde. Aber das scheint doch nicht der Fall zu sein. Zunächst trat die natürliche Folge ein, daß van Karnebeek, der sich mit aller Kraft für den Vertrag eingesetzt hatte, gehen mußte. Was nun werden wird, ist sehr dunkel. Die Holländer haben kein großes Interesse an dem Vertrag. Die Bel gier können nach der Ablehnung nicht von selbst mit einer Initiative kommen. Für den Völkerbund ist es eine kitz lige Sache. Wahrscheinlich wird der Zustand des laten ten Grolls, wie er zwischen den beiden Ländern schon seit langem besteht, zunächst noch fortdauern. Ein schönes Vorspiel für Paneuropa, dessen Vorkämpfer hier eine herrliche Gelegenheit hätten, die Kraft ihrer Idee zu nächst einmal im kleinen zu erproben. In -er Frettags-Sitzuirg -es Reichstages — Das En-e -er Gemein-e-Getränkesteuer Berlin, 31. Mürz. Die A b st i in in ung über den Finanzausgleich findet Freitag statt. Die Regierungsparteien werde» dazu lediglich eine formulierte gemeinsame Erklärung abgeben. An der Debatte werden sich die Vertrete« der Regierungsparteien, autzex Im Falle besonderer, nicht vorherzusehender Eventualitäten, nicht beteiligen. Zum vorläufigen Finanzausgleich haben die Regierungs parteien des Reichstages einen Antrag eingebracht. wonach die Gemeinden, die am 31. b. Ai. Steuern ans den örtlichen Verbrauch von Bier erhoben haben, zur Forterhebnng dieser Steuern nach oen bisher geltenden Vorschriften bis znm 30. Juni 1927 berechtigt bleiben. Wegen der Wichtigkeit der Abstimmung über den Finanz ausgleich am Freitag hat der geschüstsführende Vorsitzende der Reichstagssraktiou der Ze n t r u m s pa r te i an sämtliche zur Zeit nicht in Berlin anwesende Fraktiousmitglieder eine, drin gende telegraphische Aufforderung zur Teilnahme an der Trei« tagssitznng ergehen lassen. Der endgültigen Entscheidung über den Finanzausgleich, die am Freitag, im Plenum des Reichstages fallen wird, sind außer ordentlich langwierige und schwierige Verhandlungen in Aus schüssen und Kommissionen vorangegangen. Ten Hanptstreit- punkt bildete die G e t r ü n k e sie u er, ans die die. Gemeinden nicht verzichten wollten. Nachdem der Vorschlag, de» Gemein den einer Ausgleichssnmme von 10 beziv. 20 Millionen in den nächsten 2 Hanshaltjähren zu geioähren, aus Gründen des Gleich gewichts im Haushalt hatte abgelehnt werden müssen, hat man sich darauf geeinigt, de» Genieinden die Bierstener zu lassen. Von verschiedenen Seiten wurde freilich auch dieses Kompromiß heftig kritisiert. — Weiter wandt« sich die Kritik gegen die V e r r e chnu ng s m e 1 h od e bei der Ueberweisnng von Steuer anteilen durch dos Reich an di« Länder. Der Finanzausgleich — der bekanntlich nur ein Provi sorium bildet — ist immerhin die Grundlage der gesamten Finanzwirtfchaft des Reiches für das kommende Haushaltjahr. Man Kann oalzer nur wünsche», das; der Verlauf der Reichs tagssitzung am Freitag nicht durch eine unvorhergesehene Wen dung gestört wird und das; die Annahme des Finanzausgleichs in der von den Regierungsparteien vorgelegteu Form zustande kommt. Soziale Matznahmen Meittrentnerfiirsorge — Kinbcrspcisnng Der sozialpolitisch? Ausschuß des Reichstages nahm eiw'n Antrag auf Bereitstellung eines Betragest von 25 Millionen M. zur Besserung der' Rentnerfür- sorge unter Auferlegung besonderer Bedingungen und Erleichterungen für Kleinrentner a„. Ferner eine Ent schließung der Regierungsparteien, in der die Reichsregi«, rung um Vorlegung einer Denkschrift Mer ein Reiitnep- versorgungsgejetz ersucht wird. Vor Verabschiedung des Etats der Reichsregiernng hofft man die Bewilligung eines Postens von fünf Mislioneitt Mark für Kinderspeisung durchsetze» zu können. Die vor- beveiteiiden Verhandlungen zwischen den verschiedenen Par teien liege» in der Hand des Abgeordnete» v. Guerard (Zentr.). Kommende Ausgaben Der Reichstag wird in dieser Wocl>e mit Bor- und Roap»,, tagssitzungen die Etat-Beratungen beschleunigt zu Enoe führen Stach Abschluß dieser Arbeit geht das Parlament in die Ostev ferie». Unter den Aufgaben, die nach der Osterpause Ser Lösuiu harren, steht an erster Steile das Reichsschulgesetz das dem Reichstage in Bälde vorgelegt werden soll, lieber Sen Entwurf ist »och nichts im Eiuzeluen bekannt, doch steht fest, daß keiner oer bisher ausgearbeiteten Entwürfe Verwendung finden wird. Wie man hört, wird es sich wiederum um ein Rah mengesetz handeln, aber mit alten notwendigen Sicherungen, die erforderlich sind, um die Rechte der Minderheiten gegenüber den Instanzen der Länder sestzulegen. Die liberale Presse spricht von einer geplanten „Dnrchpeitschung" oes 3!eichsschulgesetzes. Davon kann keine Rede sein. Das Gesetz soll lediglich dein Reichstag so frühzeitig zugchen, das; es noch in der Frühsommerzeit, d. h. vorden großen R eicks tag sserien, in erster Le-s-ung erledigt werden ka>"> Das Gesetz zum Schutz« der Republik. das am 21. Juli abläuft, soll nach einer Darstellung von gut informierter Seite verlängert werde». Die Reichsregierung wird oem Reichstage noch vor den Sommerserien eine entsprechende Gefehesvorlage unterbreiten. Nach dieser Quelle soll nicht daran zu ziveifeln sein, daß die Gesamtheit des Reiclpshabinetts damit einverstanden sei. die wesentlichsten Bestimmungen des Ge setzes, die sich ans de» früheren Kaiser und auf die Geheim- organisationen gegen die Republik beziehen, in Kraft zu lassen. — Der preußische Ministerpräsident Braun ist am Mittwoch vom Reichspräsidenten wegen oicser Frage empfangen worden In der Zoilsra^e haben die Regierungsparteien einen Antrag eingebracht, der eine» Gesetzentwurf fordert, durch den die Reichsregierung er mächtigt wird, bei Dumping-Einfuhre», und zirmr sowohl bei Valuta- wie auch Handels-Dumping, Zoll Zu schläge insbesondere gegenüber solcl-en Ländern, die ähnliche Maßnahmen ihrerseits anwendeu. zu erhebe». Dkk des Papsles Das Urteil im Gietzener Mor-prozetz R un. 31. März. Papst Pins Xl. feiert heute seinen 7«. Geburtstag. Achill« Ratti (das war der Name des Papstes vor schwer Jnthronisierung) ist am 31. März 1857 in Desto bei Mailand als Sohn Bnes Ingenieurs geboren worden. 1879 empfing er die Priesterweihe, nachdem er vorher an der „Go.'goriana" Promoviert hatte. 1882 kehrte er an d'ies'es, unter der Leitung der Jesuiten stehende Kolleg wach Mailand zurück und wurde dort Präfekt der berühmt>eu Ambrosius-Bibliothek. 1914 wurde er als Nachfolger Kar dinal Ehrles zum Präsekten der Vatikanischen Bibliothek berufen. 1918 sandte ihn Papst Benedikt als apostolischen Visitator nach Polen, 1919 erfolgte die Ernennung Rattis zum Nmitins in Polen. Znm Papst gewählt wurde der 1921 zum Kardinal er hoben? Nuntius am 6. Februar 1922. Pins Xl., der ui seiner Jugend ein eifriger Bergsteiger war (er hat zwei schwierig? Gipfel rn den italienische» Alpen als erster erstiegen; erfreut sich noch heute bester Gesundheit. Weit über die Kreise der katholischen Gläubigen hinaus hul digt man an dem heutigen festlichen Tage dem Kirchen fürste», der unermüdlich im Smne der Bölrervesöhnung wirkt und sich auch in den schweren Jahren nach dem Kriege als ein am'riibtiaer Korund Deutschlands erwiesen hat Bietzen. 31. März. Im Fememordprozes; wurde heute vormittag solgenoes Urteil verkündet: Ter Chauffeur Schwing wird wegen Beihilfe zum ver suchten Totschlag zu 1 Jahr li Monaten Zuchthaus verurteilt. 8 Atonale der Untersuchungshaft werden angercchnet. der ehe malige Leutnant v. Saloman erhält wegen Körperverletzung unter Berücksichtigung einer früheren Zuchthausstrafe von t> Jahren eine Gesamtzuchthansstrafe von 0 Jahren. 3 Monaten. Der Angeklagte Heinz mürbe freigesprochen. Der Feme-Prozes;, der mit diesem Urteil beendet nur», war nur von untergeordneter Bedeutung. Schwing und Salo mo» halten 1923 einen Mordversuch an einem gewissen Wag ner unternommen, oen sie im Verdacht l>aUen. militärische Ge heimnisse verraten zu l-aben. Wagner wurde von den beiden durch Schüsse verletzt, niedergeschlagen und ins Wasser geworfen, kam aber wieder zu sich und konnte sich retten. s Wolter v. Molo in der vberpriisstelle für Schunv uno Schmutz. Der Reichsminister des Innern hat den Dichter Wal ter v. Molo, einen -er sclzärssten Gegner des Schund- und Schmutzgesetzes, zum Beisitzer in der Oberprüfstelle sür Schund- und Schmutzschristen ernannt. Walter o. Molo Kat die Berufung anaeno in m e n.