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Nummer 80 — 26. Jahrgano Smal ivöch. v»P>«»pr««» für April 3.00 Mi. ei„M SesteNgew. «nzelgenprelst; Die Igesp. Petltzeilr S»J' Stellengesuche S0-Z. Die Petitreklamezeile. 8öMilkl meter breit, t ^t. Offertengebühren für Selbstabholer 20 L. bei Uebersenbung durch die Post außerdem Portozuschlag. Etnzel-Nr. 1v L. Sonntags-Nr. IS L Isschästlicher Teil: Artur Lenz in Dresden. SücklMe Mil Iw om U.' <>. ^lpul 1627 Im «alle höherer erlilchi >eoe Berpftichlum auf Lieferung ,ow!>: Crstütnng v An-eigeranilrägen u. Leistung u Schrweneistatz Für »nveult. u. o. Fern. r»i ühermitt Anzeigen ükeenehmen mir keine Ver- oiuworüing Unoeriangi eingestmöte u. m Riiäworlo inän »criehene Moinislirwst werö nicht aufliewuhrt. Spiechstunoe oer Reoalttion 2-." Uhr nachmittag» Hauptschristleit.: Dr. Joseph Albert. Dressen 0 o liszeLümg pelr«,a ren ttüle /Nütren O fi^ieüt'ick llrestten-lh. pitlnitrer 8Ir. 46 Nut 27479 Geschiiftsstklle, Truck und Verlag: Saronia- Buchdruckerei GnivH.. DreSdcn-A. >. Pulierllnitzc 17. Fernruf eine,'. PnsUchcckstnIo: Nouf»r?oerwaller lileeninn», Dresden -KXiu. Für christliche Politik und Kullur Nedaktto» der Sächsische» Volk»reitnng DreSdeu-Alismdi >. 'l-olic-slrnhe >7. Neruruf -V7N und rwn-. Klärung aus -em Balkan Direkte Verhandlungen zwischen Italien und Jugoslawien in Rom — Der ungarisch italienische Vertrag unlerzeichnel Amerika und Japan Von einer besonderen außenpolitischen Leite liegt eine sehr bemcrkensiverte Schilderung zum Ab- imstuiigovorschlag des Präsidenten Loolidge vor, die sich allerdings auf «ine japanische Ideologie zu stützen scheint. Wir werden unsere Auffassung am Schluss« anfügen. Die Darstellung umfaßt fol gende Punkte: Das eigentliche Japan hat auf 398 000 Quadrat kilometer jetzt etwa 6 2 Millionen Einwohner: in seinem ganzen Reichsgebiet von etwa 681 000 Quadrat kilometern ungefähr 83 Millionen Einwohner. Im Hauptlande kommen also 160 Menschen auf einen Qua dratkilometer. Dabei ist nur ein kleiner Teil des Landes landwirtschaftlich nutzbar. Trotz höchster Intensität des Anbaues genügen die Erzeugnisse des heimischen Bodens nicht enisernt zur Ernährung der Bevölkerung. Diese Verhältnisse werden erschwert durch die starke BeviUkeruiigsziinahme, die im Jahre 1913: 13,04 pro Mille erreicht hat. Da nun das Land die Bevölkerung in ihrem Hauptberuf, der Landwirtscizaft, nicht zu ernähren ver mag. und auch die Industrie und die Seefischerei alle über schüssigen Arbeiter beschäftigen kann, so ist die Bevölke rung Japans zu kolonialer Tätigkeit und Aus- w a » de r u u g gezwungen. Diese zwangsläufige Entwicklung wird van den Ame rikanern zugegeben. Sa kam in der Augnstnummer des „Infantry Journal", des Organs der Vereinigten Infan teriekorps der Vereinigten Staaten, Oberstleutnant I. M. Scammel in einem ungemein fesselnden Leitartikel: „Die Lage im Stillen Ozean" zu folgendem Schluß: „Rur durch Kolonisierung von Holländisch-Indieu oder möglicher weise gewisser Teile Südamerikas kann Japan die not wendigen Besiedlungsländer finden, ohne mit den bei den mächtigsten Seemachtstaaten. England und den Ver einigten Staaten van Nordamerika, in einen Krieg ver wickelt zu werden." Da nun die holländische Kalorialregierung die Ein wanderung von Japanern nicht duldet, bleiben nur die schmalen Küstenländer an der Westküste von Südamerika, die aber nicht jene wirtschaftlichen Voraussetzungen bie ten. um als Besiedlungsländer zu gelten. Kanada, die Vereinigten Staaten und Australien verhalten sich voll kommen ablehnend gegen jede japanische Einwan derung. Infolge des Bevölkerungsüberschusses und der Absperrung von der Auswanderung herrscht zwischen I a- pan und den Vereinigten Staaten seit langen Jahren K o n f l i k t st i m m u n g. die mit der Zeit die schärfsten Formen annehmen kann. Ein derartiger Krieg würde vor allem ein See krieg sein. Japan ist nur nicht willens, die Opfer zweier siegreich geführter Kriege (gegen China und Ruß land) nutzlos gebracht zu haben. Es hat daher durch eine starke Rüstung zur See den weiteren Aufstieg zu unterstützen gesucht. Das Aufblühen Japans war nur dadurch möglich ge worden. daß es für den Transport der für seine umfang reiche Industrie notwendigen Rohmaterialien, die voll ständig über See kommen, eine seinen Bedürfnissen ent sprechende moderne Handelsmarine gebaut hat. die im Jahre 1821 einen Umfang von 6094 Dampfern mit 3 206 12» Bruttoregistertonnen und von 36 095 Seglern mit 1 259 934 Bruttoregistertonnen aufwies. Zu den stetig zunehmenden Seeinteressen gehört eine entsprechende Seemacht, denn „Seeinteressen, die nicht ausreichend geschützt sind", sind nur Eintagsblüten, be stimmt, im Sturme der großen politischen Auseinander setzungen zu vergehen. Mau kennt in der japanischen - Admiralität diese Zusammenliänge sehr genau und weih, daß „Seemacht nichts anderes bedeutet, als die Kontrolle der Verbindungen über See." Die Borgänge auf der Washingtoner Kon ferenz waren nach japanischer Ansicht der Beweis, daß die Konferenz hauptsächlich gegen Japan gerichtet gewesen sei. Am Konferenztisch sei die Aufhebung des Bündnisses zwischen Großbritannien und dem ostasia tischen Inselreich erzwungen worden. Auf diese Weise sei dieses um den Lohn seiner langjährigen Bemühungen, die führende Seemacht im Stillen Ozean zu werden, ge bracht gewesen. Nicht nur das geplante Neubauprogrnmm von vier Linienschiffen und vier Schlachtkreuzern, son dern auch die bereits für sicher gehaltenen Schiffe „Kage", „Tosa" und „Ntutsu" und die vier neuesten Schlachtkreu zer sollten ihm verloren gehen. Schließlich wurde Ja pan die Beibehaltung von „Mutsu", des ersten Groß kampfschisses nach der Skagerokschlacht, bewilligt. Nur schweren Herzens habe sich Japan auf den Aus bau der Kreuzerflotte geworfen, da diese Klasse von Kampsschiffen nur in der Größe und dem Geschützkaliber von der Konferenz eine Einschränkunh erfahren hat. Seit dem Jahre 1922 hat es aber nicht weniger alssiebzehn neue Kreuzer gebaut, von denen sich acht noch am v-lgrad. 5. April. In Belgrad und Rom werden seit einigen Tagen parabell laufende P r ä l i in i n a r - Ve r h a n d l n n ae n zwischen der jugoslawischen und der italienischen Regierung geführt, um die jüngst aufgetauchten Kontro- vsvse in der Albanien-Frage zu liquidieren. Wie in Bel grader amtlichen Kreisen betont wird, sind »lese Verhand lungen bereits soweit fortgeschritten, daß noch Ende dieser Woche dfe endgültigen direkten Verhandlung«» zwischen den beiden Regierungen ausgenommen werden können. Diese definitiven Verhandlungen werden in Rom von Mussolini! Persönlich und ans seiten Lüdslawiens von dem südsla wischen Gesandten in Rom geführt werden. Paris, 5. April. D-er „Tempo" beschäftigt sich unrer dem Tirol „Die Anstvengungen Italiens auf außenpolitischem Gebiet" mit der italienischen Politik gegenüber der Kleinen Entente und den Ansichten für eine Beilegung des Konfliktes zwischen Rom und Belgrad. Das Blatt kömmt zu dem Schluß, daß es begreiflich sei, wenn der von Italien mit Albanien geschlossene Vertrag von Tirana Mißtrauen erwecke und man die Einwirkung Italiens ans Albanien als eine schwere Giefahr von unabsehbaren Folgen für Jugoslawien aus lege. Es habe jedoch nicht den Anschein, daß die italienische Politik dazu geeignet wäre Kompükationcn in diesem Teil Europas kervorzurnfen. Rumänien sei zu eng mit den beiden anderen Mächten der Kleinen Entente verbunden, als daß sich feine Politik infolge des Vertrages mit Italien ändern könne. Auch die formelle Versicherung Bnl- ari: ns in den ersten Lagen des italienisch-jugoslawischen onflikts und di>: Erklärungen des griechischen Außen- ministirrs ließen zur Genüge erkennen, daß Italiens Außen politik nicht geeignet sei, Komplikationen auf dem Balkan hervorzurufen. Athen und Belgrad verteidigten dieselbe Formel: „Al-anlen drn Albane»» und der Balkan d«n Valkanvölkern". Weiter beschäftigt sich der Temps mit der Reise des G r a fen Bethlen nach Rom. Das Blatt erklärt, es dürfte sich he! dem Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten in der italienischen Hauptstadt darum handeln, die Garantie des freien Zutritts für den ungarischen Handel zum Adria tischen Meer zu erhalten. Da dieser Zutritt ohne Ein willigung Belgrads nicht erfolgen könne, bestehe keinerlei Ursache für Jugoslawien, sich über de» Besuch Bethlens iii Rom zu beunruhige». * De: neue Balkankrise, die der außenpolitische Taten drang Mussolinis -'ntfesselt hatte, scheint also einem ruschen Ende entgegenzugehen. Dazu hat sicherlich beigetrageii, daß Frankreich und England ein starkes Interesse daran haben, daß es in dem alten Wetterwinkel Europas zu keinen Konflikten kommt. Eine Besetzung Albaniens durch Italien Hütte die Summe von Konflikten, die zwischen Derben und Bulgaren, Griechen und Albanesen in den Grenzgebieten bestehen, wieder lebendig gemacht. Das sran Stapel befinden. Außerdem hat. es seine Flotte noch durch achtzehn neue U-Boote von großem Deplacement ver stärkt. Gegen diese mächtige, von höchstem militärischem Geiste getragene Seemacht richte sich nun nach Japans Auffassung die neue Abrüstungsbestrebung Coolid - ges; Japan solle in maritim-militärischer Hinsicht lahm- gclegt werden, um dann wirtschaftlich niedergerungen zu werden. Dabei denken so versichern japanische Kreise - die Bereinigten Staaten selbst keineswegs an Selbst abrüstung. wie die Militarisierung der Handelsmarine der Vereinigten Staaten beweise. (Hilfskreuzer!) Während nun bei der Abrüstungskonferenz im Jahre 1921 die n o r d a m e r i k a n i s ch e Republik auf die Gefolgschaft Englands rechnen konnte, dem sich dann Frankreich und Italien angeschlossen haben, hat sich ge genwärtig die Situation geändert. Großbritannien meinte damals, seine Schlachtslotte ohne Schwächung seiner Seemachtstellung mit 525 000 Tonnen, also mit derselben Tonnage, wie sie den Ber einigten Staaten zugestande» worden war. beschränken zu können. Die gegenwärtigen Chinaivirren machen England jedoch auf einen Umstand aufmerksam: durch Abwrackung seiner sämtlichen Vorkriegsschlachtschifse ver fügt es über keine Reserven für ü berseeische Zwecke. Die britische Seemacht besitzt gegenwärtig nur vierzehn Großkampfschiffe, hinter denen keine Reserven stehen und von denen es keine einzige Einheit für Ueber- seezwecke abzugeben vermag. Angesichts der allgemeinen Erschöpfung nach dem Kriege konnte England im Jahre 1921 hinsichtlich seiner Schlachtflotte auf die Bedingungen Cootidges eingehen. Anders steht es heute mit seinem Kreuzerbestand. Hier zöstsche Bündnissystem im Osten wäre ins Wanken ge- gekominen und ein Vorteil für England wäre nicht zu er sehen gewesen. Die Mächte haben also gemeinsam zum Frieden gemahnt. Sie haben damit zunächst erreicht, daß die Sache recht hübsch verschleppt worden ist. Wenn irgend welche Kriegsvorbcreitnngen an der albanischen Grenze bestanden haben, dann find sie jedenfalls jetzt längst be seitigt. Bei den Verhandlungen zwischen Rom und Belgrad wird es sich also um andere Dinge handeln als um die Beseitigung militärischer Rüstungen. Man wird eine Ver ständigung über die beiderseitigen Interessen in Albanien zu finden versuchen. Jugoslawien ist dabei von vornherein! der schwächere Teil. Das wird schon äußerlich dadurch ausgedrückt, daß die Verhandlungen in Rom stattfrndeu. Ferner der Sache »ach dadurch, daß Italien über eins A>ig>'scge»heit verhandelt, die eigentlich allein die Balkan- Völker angelst. Alsv eine Demonstration der star ken Position und des weitreichenden Einflufses Ita liens. Diese Demonstration dürfte für Mussolini, der aus inieerpvlitischen Gründen solcher außenpolitischen „Er folge" bedarf, die Hauptsache sein. Daß seine Pläne viel wester gehen. ershstni wenii wa'ir'chestilich. H chsten'wü säst «er sich den Einfluß in Albanien z» sichern, um d oen Faktor später als Austausch-Objekt zu verwenden. Denn daß di' kahlen, unfruchtbaren Berge Albaniens nicht das von Italien erhoffte große koloniale ZuknirfrSland sein können, ist ihm Wulst "von vornherein klar gewesen. Es wird alsv nicht besonders schwer kein, bei den direkten Ver handlungen Rom-Belgrad «ine Lösung zn finden. Ein: Lösung allerdings nur für diesen Konflikt. Das zugrunde liegende Problem, der elementar« AusDeh- nungsdrang d'es übervölkerten Italiens, bkeibr nach wie vor ungelöst. Dieses Problem wird die «europäische» Mächte noch vor manche schwere Aufgabe stel len. Vielleicht noch vor schwerere, als dieser letzte albanische Konflikt. Gras Bethlen in Aon» Heute wird im Palazzo Chiggi der italienisch- ungarische F r e u n d scha s t s-, Ausgleichs- und Schieds gerichts v e r t r a g durch den italienischen Ministerpräsidenten Mussolini und den ungarisä-en Ministerpräsidenten Graf "''"-steii. der zu diesem Zwecke in Rom weilt, unterzeichnet Die erste Unterredung zwischen Gras Bethlen und Musso lini. die gestern iw Palazzo Chiggi stattfand, hat anderthalb Ltunden gedauert. Nach der Ageneia Stefan> haben die beiden Staatsmänner die verschiedenen politischen Fragen. die von ge meinsamen Interesse für Italien und Ungar» sind, ausführlich besprochen. Die Unterredung, die in herzlichster Weise geführt wurde, soll volle Uebereinstimmung in der Auffassung beider Regierungen erbracht haben. Beim Abschied überreichst Musso lini dem Grase» Bethlen das Großkreuz des Mauritius- und Lazarus-Ordens, de», der König dem ungarischen Minisstrornsi- denle» verliehen hat. eine Verringerung vorzunehmeu, würde nach englischer Ansicht Selbstmord an der britischen Wirtschaft bedeuten. Daher sei eine mächtige Krenzerflotle für das bri tische Weltreich unentbehrlich. Es ist infolgedessen kein Wunder, wenn Baldwin die Uebertragung der Washing toner Konvention auf die Kreuzerfrage ablehute. Wohl ist die britische Admiralität für die Abschaffung der U- Boote, aber hier trifft es auf die erbittersten und Hart näckigsten Widerstände Frankrei ch s. Dieses sieht im Unterseeboot die gefährlichste Waffe in dein britischen Seehandel. Die französische Admiralität will sich die kleinen Einheiten, die den feindlichen See handel am meisten schädigen, nicht aus den Händen win den lassen. Hier spricht vor allem der Gege n s a tz z u Italien mit. Man will die Durchschneidung der Li nie Toulon—Bizerta verhindern, die einerseits den Trans port der Truppen des Armeekorps aus Nordasrika aus dem Mutterland ermöglicht, die andererseits die Berpro- viantierungsliuie für Frankreich aus Algier bildet. Und da Frankreich auch als Führer der kleinen 'Nationen aus- tritt, für die gerade das U-Boot eine der wichtigsten Ab wehrwasfen bildet, so hat es keine glatte Absage nach Washington gesandt. Auch aus Rom ist eine gleiche Antwort ersolgt. Seit 182t hat das Land eine außenpolitische Linie einge schlagen, die es in einem immer schärfer werdenden G e - gensatz zu Frankreich bringt. Hierzu kommen noch wirtschaftliche Tatsachen, da Italien Rohstoffe sür die Industrie auf den» Seewege eiuzuführeu gezwungen ist. Ebenso muß es seine Einfuhren durch Ausfuhr nach Uebersee bezahlen. Zu diesem Zwecke hat das Land eine in rascher Zunahme befindliche Handelsmarine gebaut