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Sächsische Volkszeitung : 25.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192703256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270325
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-25
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.03.1927
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MN Kampf für Mn-erheikerrrechk Der Anspruch -er Zenkrumsparkei Pirna auf einen Ska-kveror-nekenfitz Von Verwaltungsobcrsekretär R. Müller. Mitglieo de-Landesvorstandes der Sächsischen Zenttumspartei. 8 62 der Gemeindewahlordnung lautet jeden, Wahlvorschlage so viele Sihe der Gesamtzahl der fü Die Katholiken bilde» im Deutschen Reiche eine Minder heit: welchen Schwierigkeiten sie in der Vorkriegszeit (teilweise noch heute!) in kultureller und staatsbürgerlicher Hinsicht aus gesetzt waren, ist zur Genüge bekannt. Muhte dies ooch sogar der preußische Kultusminister Becker, der gewih nicht auf dem Boden der katholischen Weltanschauung steht, unlängst im preu ßischen Landtage anerkennen. In Sachsen war es und ist es nicht besser. Die früheren Wahlgesetze ermöglichten es nicht, etwa Ientrumsabgeordnetc als Vertreter des katholischen Volksteiles t» den Landtag zu schicken. Deshalb bestand und besteht noch heute in Sachsen wohl mit am meisten Voreingenommenheit gegen den Katholizismus. Die nach der Staatsumwälzung neu geschaffene» demo kratischen Reichs-, Landes- und Gemeindeverfassungen und die aus ihnen beruhenden Wahlgesetze geben jetzt die Möglichkeit, daß die kulturellen und sonstigen Belange der katholischen Min derheit auch in Sachsen besser vertreten werden können. Der katholische Volksleil hat sich deshalb in den letzten Jahren auch in Sachsen zwecks Wahrung seiner Interessen enger und enger in der Zentrumspartei zusammengeschlossen. Die 50jährige Ge schichte dieser Partei beweiht ja, daß es die einzige Partei ist, die bei ihrer Arbeit für die Allgemeinheit stets unermüdlich und ziclbewuht sür die Interessen des katholische» Volkes in Deutsch land eingetreten ist. Auch die Katholiken Sachsens haben dem nach alle Ursache, ohne Rücksicht auf Stand und Beruf des ein zelnen, sich zwecks Wahrung ihrer Rechte in der Zentrumspartei zusammLnzuschließen. Die Zentrumspartei in Sachsen muß und wird sich daher in den nächsten Jahren mehr und mehr ent wickeln. Die Katholiken können nicht, wie von verschiedenen Seilen anläßlich oer letzten Londlagswahl angeblich wohl meinend. angeraten wurde, sich selbst ausgeben und auf eigene Vertretung verzichte». Daß die übrigen Parteien nicht allzu viel Wert darauf legen, unsere Interessen zu vertreten, geht doch schon daraus hervor, daß sich unter oen 96 Landtagsabgeord- »eien nicht ein einziger Katholik befindet, während wir doch, dein Prozentsatz der Bevölkerung entsprechend 6 Prozent, also 6 Abgeordnete stellen müßten. Der Kampf der Zentrumspartei um eine Vertretung im Landtage wird nicht zuletzt durch diese Tatsache gerechtfertigt, es wird zum Ziele führen, wenn es ge lingt, in immer weiteren Kreisen der Katholiken Sachsens oas politische Telbstbewußtsein zu wecken. In den Gemeindevertretungen Sachsens ist das Zentrum erfreulicherweise schon zahlreich vertreten. Aber auch hier wird noch viel geschehen müssen, damit die Kathoilken als Minderheit zur Geltung kommen. Die anderen Parteien sehen diese Entwicklung zwar nicht gern; dem bösen Zentrum gegen über sind sie sich vielfach sehr einig. Trotzdem die Sächsische Zentrumspartei ein Glied der großen Deutschen Zentrumspartei, einer oer größten deutschen Parteien, ist, wird sie als „Splitter partei" hingestellt: wind bewußt übersehen, daß sie wichtige, in Sachsen namentlich kulturelle, Interessen einer Minderheit zu vertreten hat. Auch in den Gomeindeparlamenten sind in dieser Hinsicht wichtige Aufgaben zu lösen. Deshalb muß hier die Arbeit der Partei in Sachsen in erster Linie einsetzen. Die Wahl gesetze geben die Möglichkeit dazu, wenn es uns auch noch so schwer gemacht wird. Die Ortsgruppe Pirna der Zentrums. Partei hat sich hier ein besonderes Verdienst erworben, durch ihr zielbewußtes, unermüolichs Eintreten für das gesetzlich fest- gelegle Recht. Die Zentrumsonhänger im Lande können daraus manches lernen! Wie war es denn in Pirna? Bei den Stadtverordnetenwahlen am 14. November 1926 traten 10 Listen auf, die teilweise miteinander verbunden waren. Es waren 35 StadtveroiHnete zu wühlen. Auf die verbundene Liste der Sozialdemokraten und Kommunisten entfielen 16 Sitze, auf oie verbundene Liste der Kriem-beschädigten und alten Sozias, öemokratischen Partei entfielen 3 Sitze, während derver» bundenen bürgerlichen Liste insgesamt 16 Sitze z » aeteilt wurden. Es hatten folgende bürgerliche Parteien Wahlvorschläge ausgestellt: Deutschnationale Volkspartei. Deut- sch Volkspartei. Deutsch Demokratische Partei. Wirtschafts pariei, Zentrumspartei, Liste der Beamten und Angestellten. — Diese 6 Wahlvorschtäge ivaren, wie gesagt, miteinander verbun- den. Der Zentrumspartei wurde bei der Ver teilung der Sitze kein Sitz zugebilligt, weil sie nur 4M Stimmen erhalten hatte, während die Wahl,zahl 450 betrug. Gegen das Wahlergebnis hat die Zentrumspartei Pirna in der im Paragraph 28 der Gemeindeordnung fiir den Freistaat Sachsen oorgeschriel>enen Frist Einspruch erhoben. Aber auch im Wahiprüfungsverfahren winde zuungunsten der Zentrumspartei entschieden, so daß die Zentrumspartei sich beschwerdeführend an den Kreisausschuß Dresden als Beschluhbehörde wandte. Die Ortsgruppe behauptet mit Recht, daß die gesetzlich» Be- stimmungen, und zwar die Gemeindewahlordnung vom 15. OK- tober 1926, durchus zu ihren Gunsten sprechen und daß die Verteilung der Sitze der verbundenen Liste auf die einzelnen Wahloorschläge ungesetzlich erfolgt sei. für den Wahl- Stimmen enthal- Der 1. Absatz des nämlich folgendermaßen: 1. Der Wahlausschuß weist zu, als die Wahlzahl in . , . Vorschlag in der Gemeinde abgegebenen ten ist. 2. Die übrig bleibenden Sitze werden auf die Reststimmen der Wahlvorschlage unter sinngemäßer Anwendung von Satz 1 in Verbindung mit 8 61 Abs. 2 unter Ermittlung einer neuen Verteilungszahl verteilt. 8. Werden dabei die Sitze nicht erschöpft, so fallen die letzten Sitze den Wahlvorschlägen zu,die die meisten Re st st im menbehalten. 4. Bei der Verteilung nach 2 und 3 bleich» Reststimmen eines Wahlvorschlages, auf dessen Gesamtstimmenzahl nicht wenig stens ein Gemeindeverordneier entfallen ist, unberück sichtigt. Im zweite» Absatz des genannten Paragraphen ist weiter folgendes ausgedrückt: Verbundene Wahlvorschläge werden als ein Wahlvorschlag behandelt. Zur Untervertei lung der Sitze auf die verbundenen Einzelivahlvorschläge ist oas Verfahren wie oben angeführt unter Anwendung einer neue n Verteilungszähl zu wiederholen. Da verbunchne Wahlvorschlage also als e I» Wahlvorschlag behandelt werden müssen, kann nach Ansicht der Ortsgruppe Pirna die Bestimmung, die oben unter Punkt 4 angeführt ist. wonach bei der Sitzeverleilung Reststimmen eines Wahlvorschlages unberücksichtigt bleiben, auf dessen Gesamtstlmmenzahl nicht wenigstens ein Gemeindeverordneter entfallen ist. a u s v e r b u n- dene Wahlvorschläge dann keine Anwendung finden, wenn sür diese Wahlvorschläge insgesamt soviel Stim men abgegeben worden sind, daß die Wahlzahl in der Gemeinde erreicht ist. Denn in diesem Falle fehlt es an der unter Punkt 4 aufgeführten Voraussetzung, weil der verbundene Wahlvorschlag die Waylzahl erreicht hat, also auf die Gssamtstimmenzahl oer Einzelwahlvorschläge des verbundenen Wahlvorschlages wenig stens ein Gemeindeverordneter entfällt. Nachdersäch fischen Gemeinde zeitung vom 15. Januar 1927 vertritt das Ministerium des Innern durchaus diesen Standpunkt. Da auf den verbundenen Wahlvorschlag, welchem sich die Zentrumspartei in Pirna angeschlossen hatte, 7199 Stimmen ent fielen uno der verbundene Wahlvorschlag mithin 16 Sitze erhielt, konnte nach Ansicht der Ortsgruppe Pirna die unter Punkt 4 genannte Bestimmung der Gemeindewahlordnung gar keine An- wendung finden und die Ortsgruppe Pirna der Zen trumspartei mußte einen Sitz im Stadtverord netenkollegium erhalten. Weil die Rechtslage für viele Zentrumsgruppen von großem Interesse ist, da in vielen Orten auf die Zentrumsliste, die mit anoeren bürgerlichen Listen verbunden war, ansehnliche Rest stimmen entfallen sind, soll hier die richtige Rechnungsart etwas ausführlich klargelegt werden. Di« Berteiluna der IS Ditz« d«r verbunden«» bürgerlich«« Wahlborschkäge mutzte gemäß Msatz 2 des 8 62 der Gemeinde ivahlordnung unter sinngemäßer Anwendung der im Absatz 1 an gegebenen Methode so erfolgen, wie es in der untenstehende» Verrechnungstabelle angegeben ist. Aus dieser Uebersicht geht ooch ganz deutlich hervor, daß die Zentrumspartei mit 436 Reststimmen einen Stadtverordneten» sitz hätte erhalten müssen. In Pirna aber war man anderer Ansicht. Diesen vierten Sitz erhielt die Wirtschaftspartei, obgleich sie nur 252 Reststimmen hatte. Der Kreisonsschuß Dresden hat in einer ofsentlicl-en Sitzung über di« Beschwerde der Zentrumsortsgruppe Pirna verhandelt, (lieber diese Sitzung hatten wir bereits berichtet. D. Red.) Der Kreisausschuß hat sich dem Standpunkt des Ministeriums an» geschlossen, oaß bei verbundenen Wahloorschläge» die Bestim mung des 8 62 der Gemeindeivahlordnung, die oben unter Punkt 4 angeführt ist, unberücksichtigt bleibt. Der Kreisausschuß hat aber merkwürdigerweise nicht die Konsequenz gezogen und ein« dementsprechende Entscheidung gefällt, sondern nur die Sache unter Hinweis aus die Verordnung des Ministeriums an oie Stadtverordneten Pirna zur ander weiten Erwägung zurUckverwiesen. Der Stadtral Pirna sollte hiernach das Erforderliche veranlassen. Nun Hütte man zum mindesten er warten müssen, daß die Stadtverordneten in eine Prüfung der Rechtslage eingetreten wären. Das ist aber nach dem in oer Zeitung bekanntgewordenen Bericht über die Stadtverordneten sitzung scheinbar gar nicht geschehen: denn die Stadtverord neten in Pirna haben nur den merkwürdigen Beschluß — und zwar einstimmig — gefaßt: „Von dem Schreiben der Kreis» bauvtmannschas« und des Ministeriums Kenntnis zu nehmen, im übrigen aber es beim alten Zustand zu belassen", mit anderen Worten also, dem Zentrum de» Ihm zustehenden Sitz weiter vor- zuenthalten. Man ist sich in Pirna scheinbar darüber einig, daß es verhindert werden muß. daß die Zentrumspartei als Ver treter einer Minderheit im Siadtoerordnetenkollegium vertreten ist. Diese Einstimmigkeit der verschiedenen Parteien belehrt die Katholiken, wie notwenoig sie es haben, sich fest zusammenzu schließen und sich ihre Vertretung selbst zu schaffen. Welche Stellung die Krelshauptmannschast zu dem neuer» liehen Beschlüsse des Stadtverordnetenkollegmms in Pirna ein. nehmen wird, steht noch dahin. Wenn nötig, mutz die Entschei dung des Oberverwaltungsgerichts, als der letzten und höchsten Instanz, herbeigefiihrt werden. Es ist aber bedauerlich, oaß bet der so klaren Rechtslage erst ein so langwieriges Verfahren er, forderlich ist, um einer Minderheit zum Rechte zu verhelfen. Der Vorgang in Pirna lehrt aber weiter, daß alle Führer der Partei im Lande sich genau mit den einschlägigen Wahl, gesehen vertraut machen müssen, um Benachteiligungen entgegen, treten zu können. Es wird sicher eine Anzahl Ortsgruppen im Lande geben, die anläßlich der letzten Gemeindeivahlen einen Sitz erhalten muhten und oie ihn nicht erhalten haben, weil die Bestimmungen, wie in Pirna, zu ihrem Ungunsten ausgelegt wurden, und weil sie wahrscheinlich nicht rechtzeitig Einspruch gegen die Feststes, jung des Wahlergebnisses erhoben haben. Deshalb ist enges Zu sammenarbeiten aller Ortsgruppen mit der Landesparteileitung in Zukunst unbedingt erforderlich. Die sächsische Gemeindeivahlordnung gibt der Zentrum»- Partei die Möglichkeit, in allen den Orten, in denen auf eine beträchtliche Reststimmenzahl gerechnet weroen kann, eigene Wahlvarschläge aufzustellen und auf diese Weise, wenn sie mit den anderen bürgerlichen Wahlvorschlägen verbunden sind, auf eigener Liste Kandidaten in die Gemeindevertretungen zu ent senden. Derrechnungskabekke Es haben zu erhalten nach — . demnach müssen Partei 8 62 Ziffer 1 8 62 Ziffer 2 8 62 Ziffer 3 erhalten der Gem.-Wahlordn. der Gem.-Wahlordn. der Gem.-Wahlordn. insgesamt: l 2 3 4 S Deutschnationale Ab gegebene Stimmen Sitze Best. Stimmen Sitze Best- Stimmen Best- Sitze Volkspartei . . 1781 460 -- 3 381 450 -- 0 381 — 1 ->- 4 Sitze Verbundene Wahl- Deutsche Volksp. . Deutsche Demokr. 1698 460 -- 3 348 460 -- 0 348 ---- 1 4 Sitze Partei. . . . 960 460 -°- 2 60 450 -- 0 60 — 0 — 2 Sitze Vorschläge Wirtschaftspartei . 1602 460 -- 3 262 450 — 0 852 --- 0 ---- 3 Sitze Zentrum . . . 43K 430 -- 0 438 450 --- 0 438 -- 1 --- 1 Titz Beamte u. Äugest. 772 460 -- 1 322 450 --- 0 322 -- 1 — 2 Sitze Zusammen: 7169 16Zus. 12 1799 4 Zus. 0 1799 Zus. 4 Zus. 16 Sitze 430 als Wahlzahl 430 Verteil neue" ungszahl Romola Ein Rtnaissanec-Roman von George Eliot. Frei nach dem Englischen von H. Riesch. (Verlag Joseph Habbel, RegenSburg) lSchluß.) Solche Aeußerungen klangen Romola vertraut, sie batte ähnliche in Savonarola« Predigten gehört. Es war wine Art, große Pläne zu hegen, und zu füylen, daß er der Mann dazu war, sie auszufuhren. Das Böse sollte besiegt werden, die Sache der Gerechtigkeit, Reinheit und Liebe triumphieren durch seine Stimme, sein Tun, sein Blut. „Ich will keine Hüte und Mitren, ich will nur, was Gott seinen Heiligen gegeben hat, einen roten Hut, einen Hut vv» Blut wünsche ich mir," hieß es In einer Predigt, i. I. 1496, als der Papst, wie mehrere Zeitgenossen berichten, Savonarola die Kardinalswürde hatte anbieten lassen. Daneben fanden sich aber in dem Protokoll Worte der Seibstbezichtigung in einer Form, di« pem Charakter Savonarokas nicht entsprachen. Trotzdem ergab sich auch tn diesen Protokolle» keine todeowürdige Schuld nach unseren heutigen Begriffen. Keinen Schatten eines poMfchen Ver gehens konnten ihm die Florentiner Nachweisen, keinen Flecken in seinem moralischen Leben, seine MWrüder legten Zeugnis ab für die Reinheit so:»es Lebens. Eigentliche Häresie vermochte ihm auch der Papst nickt vorzuwerfen, wohl aber Widerstand gegen seinen Befehl, die Dominikaner- kongregation von Sa» Marco mit der römisch-toskanischen zu vereinigen, und Mißachtung der Exkommunikation. Sa- vvnavola handelte zwar dabei wicht als offener Rebell, sondern stützte sein Verhalten auf kirchliche Autoritäten, aber immerhin stände sein Bild größer da vor den Augen der Welt, hätte er die Exkommunikation geachtet und nicht trotzig fick geweigert, um Lossprechung zu bitten. Der Streit zwischen ihm und Alexander vl. war e:n Kampf auf Leben lind Tod, und in diesem Kampfe machte sich Florenz zu des Papstes Scharfrichter. Am 19. Mai zogen zwei päpstliche KommMre, Gioac- chino Turrtano und Romolino, Bischof von Jlevda, in Florenz «in mit dem fertigen Todesurteil in der Tasche, wie Rvmoluio selbst erzählt«. Das Geschrei des Pöbel«: „Tod. Kob -ein Pater", begleitet« si« auf ihrem Einzug. Am nächsten Tage verhörte» die Kommissäre die drei Gefangenen. Savonarola beteuert« von neuem seine Unschuld und wider rief sein früher unter der Folter gemachtes Geständnis, die Gabe der Prophezeihung fei eine angemaßte gewesen. Abermals wurde er nu» gefoltert, abermals nahm er zurück, was er gesagt hatte. Da« Protokoll dieser Untersuchung wurde nicht gedruckt, aber Gerüchte über seinen Inhalt gelangten in die Oesfentlchkeit. Auch Romola erfuhr davon, und es erfüllt« sie mit Schmerz und Zweifel, daß der Prior wiederum nicht standgehalten hatte den Richtungen gegen über. „Einmal wird er aber doch rückhaltlos reden." sagte si« sich, „dann, wenn kein« Furcht vor Martern ihn lähmt, angesichts des Todes wird er spreche», wird er sich vor allein Volke, von dem Verdacht reinigen, e:n Betrüger zu sein." Drei Tage später, am 23. Mai 1498, wurde aus dein großen Platz.» vor dem Palazzo Vecchio eine schmale hölzerne Plattform errichtet, die sich von diesem bis fast zur Tetta de' Pisani erstreckte. Sie war aber nicht, wie bei der Feuerprobe vor wenigen Wochen, mit Zündstoffen Versehens, statt dessen befand sich an ihrem Ende ei» Scheiterhaufen, aus dem sich '.-in Pfahl mit einem Querbalken erhob, der einem Kreuze ähnelte. Auf der Marmorterrasse des Palazzo befanden sich drei Tribunale errichtet: eines dein Tore zunächst für den Bischof von Va>sona, der Savonarola und seine beiden Mitbrüder degrEeren sollte, das zweüta, link« davon, für die päpstlichen Kommissäre, welche sie als Schismatiker und Häretiker zu erklären und der Welt- - lichcn Gerechtigkeit zu übergeben hatten, und «in drittes, beim Marzocco, für den Gonfaloniere und die Acht, di« dann das Todesurteil verlesen mußten. Wieder war der Platz gedrängt besetzt von erwartungs vollen Menschen. Die einen empfanden nur Neugierde,' andey: dagegen waren von wildem Hasse erfüllt; gar manche aber, treue Anhänger des Priors, hegten leise Hoffnung, Gott werde seinen Diener im letzten Augenblick erretten/ oder er werde, wenn er wirklich sterben müßte, noch seien« Uch erklären, daß er unschuldig sei. Romola war an einem Fenster auf der Nordseite der Piazza fern von den Tribunalen, neben ihr stand «ii, zivanzigjähriger Florentiner, Jacopo Nardt, der gleich ihr in Schmerz und Hoffnung — der Hoffnung auf ein aus« klärendes Wort aus SavonauolaS Mund — der Szen« Karrte, dt: da kommen sollt«. Navdi bat dies« Szene später beschrieben*) und durch sein Zeugnis dem Mönch«, dessen Tugendstreben ex achtet«, «in ewiges Denkmal gesetzt. „Madonna", sagte er zu Romola, ,Shr braucht dies« entsetzlichen Dinge nicht anzusehen. Schließt Eure Auge», ich weiß, was Ihr zu sehen, zu hören verlangt, ich werd« Euch zur rechten Zeit aufmerksam machen." Romola verhüllt; ihr Haupt, aber die Schmährufe und Flüche der rohen Meng« drangen gleichwohl an ihr Ohr und erfüllten si« mit Grauen und Leib. Endlich kündet» ihr Nardi „Er kommt." Sie sah zum Palazzo hin und erblickte Savonarola in seinem Dominikanergewand, sie sah. wie der Bischof ihn und seine Gefährten des schwarzen Mantels, des SkavulierS und des weißen Habits beraubte, so daß sie schließlich im wollen:» Unterkleid« dastanden. Die Geschichte berichtet, daß des Bischof» Stimme zit terte und die Selbstbeherrschung ihn verließ, als er die Formel dazu sprach, so daß er sie falsch sagte: — „Von der kämpfenden und der triumphierenden Kirche trenne ich dich." -- „Von der kämpfenden, nicht von der triumphierend«,! denn das steht dir nicht zu," verbessert« Savonarola selb- mit Festigkeit. Hohn- und Schmäbruf« folgten den Unglücklichen, als sie zum zweiten und «»blich zum dritten Tribunal schritten. Das Todesurteil wurde gesprochen, dann galt «4 dasselbe zu vollziehen. „Schließt Eur: Augen, Madonna," mahnte Nardi »och einmal, „P. Hieronhmus wird der letzte sem." Bald hatten Zilvestra Marusfi und Domenico ihren letzten Atemzug getan, nun kam d,e Reihe an Savonarola. Romola konnte ihn deutlich sehe», während er die Leitep- stnfen, die zum Galgen führten, hinauffticg, sie sah, daß er um sich blickte wortlos. Einige Augenblicke hernach war alles vorbei, ihre letzte Hoffnung vernichtet. Savonarola» Stimme, dir einst so mächtig erklungen, erlosch aus ewig, ohn« ein Wort der Rechtfertigung, und sein Leib wurd« «ine Beut« der Flammen. « Venn wi, nin Jahrzehnt späte, im »eist« «onwlia» Gemach qm Ab;nd de- 22. Mai besuchen. tr«ff«n wir sw *) Nardt hat eine mehrbändig« Geschicht» von gloventz
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