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Die Mekk der Lrau Erziehuna zur Geschwisterlichkeit Von Dr. A. Heilmann. O, ihr armen, einsamen Einzigen, ihr verhätschelten Lieblinge der Eltern, die euch durch übergroße Liebe zu ersetzen suchen, was sich nicht ersetzen läßt: die Ge schwisterliebe! Wie sehnt ihr euch nach kleinen Gespie len. mit denen ihr plaudern, Kurzweil treiben und eure Freudlein teilen könnt! Die Kinder aus fremden Häu sern sind kein Ersatz für mangelnde Geschwister: sie sind von anderer Art und bringen oft mehr Störung und Un frieden. sie haben zu dem Nachbarskinde selten die in nige Herzensneigung, wie sie unter Brüderlein und Schwesterchen ganz selbstverständlich ist. Fremde Ge spielen unterstehen ja auch nicht so der Aufficht und Be einflussung der eigenen Eltern und fühlen sich daher im Nachbarhause gerne ungebunden und werden oftmals ungezogen. Und doch braucht jedes Kind seinen kindlichen Freund, seine altersgleiche Freundin; denn nur durch den Austausch der Gedanken und Gefühle, durch gemeinsames Spiel und Gewerkel werden die Kräfte eines Kindes ge weckt und entfaltet. Wird so ein einziger Liebling von den Eltern ohne kleine Kameraden einsam erzogen, so bleibt das Kind gewöhnlich schüchtern, ängstlich und gei stig beschränkt, oder aber es wird ein ungezogener Wild ling, weil es nicht im Zusammensein und Spiel mit an dern Kindern sich fügen und einordnen lernte. Die Ge schwister sind für das Kind gleichsam die Menschheit: es sind ihresgleichen und doch von ihnen verschieden; sie er gänzen sich gegenseitig und schränken sich auch wieder ein. Deshalb treten im geschwisterlichen Zusammenleben schon alle die Probleme und Konflikte zutage, die das Leben der Erwacksenen beherrschen. Und das ist gerade der Sinn und Zweck der jugendlichen Geschwisterzeit, daß die Brüder und Schwestern unter dem Schutze der sie bezwingenden Geschwisterliebe sich zur geistigen und leiblichen Hilfeleistung, zur zartfühlenden Rücksichtnahme und gegenseitigen Förderung erziehen. Auf solche Weise wird das Elternhaus für sie zur Schule des Lebens, zur Vorbereitung für den Eintritt in die Welt der Erwach senen und Fremden. Aber nichts wird von selbst: ihr müßt mit Sorgfalt eure Kinder zur Geschwisterlichkeit erziehen. Laßt es euch nicht verdrießen, euch mit so kleinlichen Dingen zu befassen: die gute Erziehung eurer Kinder ist für sie und für euch wichtiger als eine reiche Hinterlassenschaft. — Vor allem laßt es unter euren Kindern in eurer Gegen wart niemals zu Streit und Zank kommen. Da seid strenge und unerbittlich, damit die Kinder von Anfang an merken, daß ihr so etwas nicht duldet; strafet, wenn es sein muß, einige Male streng, um das Laster der ge schwisterlichen Streitsucht nicht aufwachsen zu lassen. Strafet jedes der Zankenden ohne Rücksicht darauf, wer den Anlaß zum Streite gab, damit die Kinder wissen, daß selbst ein erlittenes Unrecht nicht berechtigt, mit einander zu streiten. Wenn eines der Geschwister vom andern Leides erfahren hat. soll es sich an euch Eltern wenden, damit ihr das Fehlende zurechtweisen könnt. Aber ergreifet auch nicht Partei für den Ankläger, da mit ihr nicht die widerliche Angeberei unter den Ge schwistern fördert. Handelt es sich nicht um ernstliche Verfehlungen, so vermahnet auch das anklagende Kind, indem ihr ihm sagt, daß es nicht schön und geschwisterlich ist. einander wegen einer kleinen Beleidigung bei den Eltern anzuzeigen, lehret sie, daß man auch Unrecht ge duldig leiden muß. Hütet euch, bei solchen Anlässen im mer demselben Kinde recht zu geben, damit sich das an dere nicht von euch zurückgesetzt fühlt; durch solche Be vorzugung eines Lieblings tragen manche Eltern Zwie tracht und heimlichen Haß in die Herzen der Geschwister. Haltet eure Kinder täglich zu gegenseitiger Hilfe leistung an. Es ist z. B. eine sehr nützliche Anordnung, daß abwechselnd jede Woche ein Kind die Schuhe und Stiefel der andern putzen muß. Machet euch die Mühe und prüfet dann und wann, ob das Kind die Schuhe der andern ebenso schön und tadellos gereinigt und gewichst hat wie seine eigenen, und ist es nicht der Fall, so ver warnet es streng und mahnet es an die Pflicht, die Ge schwister ebenso zu lieben wie sich selbst. Ziehet die Kin der zu kleinen Dienstleistungen für einander heran: ohne Murren und Widerspruch soll jedes dem andern dienen; es gibt im täglichen Leben Anlässe genug dazu, wenn die Eltern darauf achten. Pflanzet euren Kindern ein. daß nichts schöner ist, als Geschwistern etwas Liebes zu erweisen. Diese kleinen Selbstüberwindungen sind ein ausgezeichnetes Mittel, die Kinder aus die vielen Selbst- Junge Mutter Sie wiegt mit leisem Singen Das Kindlein zart und fein, Ein wundersames Klingen Hüllt ihre Seele ein. Und tausend Wünsche stehen In ihrem Innern auf Es nimmt ein tiefes Flehen Zum Himmel seinen Lauf. ..Latz' mir dies Kind am Leben O guter Vater du. Mas segnend du gegeben. Beschütze immerzu." Sie hält mit leisem Singen Das Kindlein auf dem Schoß. Der Liebe sanftes Klingen Wird unermeßlich groß. Franz Cingia. Überwindungen vorzubereiten, die sie im späteren Le ben auf sich nehmen müssen. Die Bruder- oder Schwe- terliebe macht ihnen jetzt leichter, was sie einst ohne diese chönen Gefühle aus Berufs- oder Christenpflicht werden tun müssen. Erziehet eure Kinder zu freundlicher Rücksichtnahme gegeneinander: zur Fröhlichkeit, Zuvorkommenheit und zu freiwilligem Verzicht zugunsten des andern. Schär fet den Knaben schon in frühester .Jugend ein. daß sie ihre Schwestern als die Schwächere bei schwerer Arbeit unterstützen, sie gegen ungezogene Knaben in Schutz neh men und selbst stets entgegenkommend und ritterlich sind. Begeistert ihr junges Gemüt zu einem frohen Wett eifer im gegenseitigen Helsen. Besonders wenn eines der Kinder krank ist. soll das andere sich bemühen, kleine Samariterdienste zu tun und sonstige Arbeiten des Kran ken zu übernehmen. Das fördert mächtig die heldenhafte Gesinnung im Herzen der Kinder. — Duldet nicht, daß ein Kind dem andern Schaden zufllge! Keines darf das Spielzeug des Bruders oder der Schwester beschädigen, und hat es dies auch nur aus Unachtsamkeit getan, so soll es augenblicklich sein eigenes Spielzeug dafür her geben. So erzieht ihr die Kinder zur Gewissenhaftigkeit und Rücksicht gegeneinander. Und immer sollt ihr darauf achten, daß eure Kinde, nicht bloß aus Furcht und Gehorsam sich geschwisterlich gegeneinander benehmen, sondern aus echter, herzlicher Geschwisterliebe. Sie sollen selber Freude und Genug tuung darüber in ihrem Herzen empfinden, sollen an sich selbst erfahren, wie schön und lieblich es ist, wenn Brü der und Schwestern einträchtig miteinander leben. Dann wird ihre Geschwisterlichkeit auch über die Jahre der Kindheit hinaus sich segensreich erweisen in Freud und Leid. (Entnommen der empsthlenAverten Zeitschrift „Deutscher Hausschatz", herausgegeben von Dr. A. Heilmann, Verlag Kösel und Pustet, München.) Praktische Winke Ltärkwäschr bebült keine blauen Siecke vom Blauen, wen» man dem Blauivasser ein wenig Soda beifügt. Kupürkekirl fülle man vor dem Buben mit kochendem Wasser: sie lasse» sich dann viel schneller putzen. Nene Zahnbürsten weiche man in heißem Salzwasser ein, bevor man sie in Gebrauch nimmt: ihre Haltbarkeit wird dadurch bedeutend erhöht. Tecrilccke entfern: man, indem man sie allmählich mit Benzin ausreibt. -lnf krisch bereiteter Stärke bildet sich keine Haut, wenn man ein Tuch über die Schüssel breitet. Leverschnbe nnv Lederhandschuhe kann man wasserdicht und zugleich weich machen, wenn man sie mit Hammeltalg behandelt, das mit den Fingern gut verrieben wird. Singer und Singernägel schützt man vor den Einwirkungen von Chemikalien, B. bei Photographen und in Aetzereien. durch einen Ueberzug von im Wasserbade erwärmten weißen Bienenwachs dem man etwa 2 Gramm Olivenöl (auf 25 Gramm Wachs» bcigcfügt hat. Eintauchen der Finger iv die warme Mischung genügt. Flecken a«S gewachste» Möbeln lassen sich entfernen durch leichtes Abreiben nur Alkohol und Nachreiben mit einem in Leinsamenöl befeuchteten Tuch. Farbiges Schnhwerk reinigt man mit kastilischer Seife, die. mit etwas Wasser angcfeuchtet. durch einen Pinsel auf das Schnhwerk aufge» agen und zu Schaum verrieben wird. Mit trockenem Tuch sauber gerieben, erhalten die Schuhe ihre alte Sauberkeit, die mit Creme poliert wird. NelS- oder ein anderer Miichpudding wird zweckmäßig mit Milch und Wasser zu gleichen Teilen zubereitet, dem man einen Teelösfel geriebenen Nierentalg beigibt. Hellfarbige schwedische Handschube lassen sich gut durch Abrciben mit altbackenem Brot reinigen. Samt reinigt sich gut. wenn man ihn mit einem in pulveri sierte Magnesia getauchten Tuch abreibt. Karbid kann lange Zeit hindurch ohne Schädigung ausbe wahrt werden, wenn es mit Petroleum bespritzt wird. Autokahrer-Handschuhe befreit man vom Schmutz durch Ab reiben mit einer Lösung aus einem halben Liter Milch mit einer Prise koblensaurem Natron. Lsicisnsisus Irckucite, v38 I» k« »MIO« r ßüknenit« fZsus vneselsns in Frau Aal Schlosser aus Slist Neuburg a. N. Während sich die weitesten Kreise über den Ankauf von Stift Neuburg a. Nechar durch den Denediktiner- orden freuten, tauchte in der Erinnerung mancher Hei delberger Familien, vielleicht auch einiger Bewohner von Ziegelhausen, das Bild von Frau Rat Schlosser auf. Seit ihrem Tode sind über vierzig Jahre vergangen. Wenige, die jetzt Stift Neuburg besuchen werden, wissen, daß hier eine kluge, kraftvolle, milde Frau durch Jahrzehnte hin durch Stift Neuburg zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens in der Mitte des vorigen Jahrhunderts gestaltete. Frau Rat Schlosser war aus Frankfurt gebürtig, eine geborene Tu Fay, aus wohlhabenden Kreisen stam mend. Aufzeichnungen ihres Tagebuches geben ihrer Er ziehung eine klare Beleuchtung. Sie klagt über den Mangel an Zielsicherheit in den wichtigsten Fragen des Lebens, das; inan sie nicht gelehrt habe, sich Neüienschaft über ihr Denken und Handeln zu geben; obwohl diese von den Hugenotten abstammende Familie sich einer strengen Sittlichkeit rühmen konnte, empfand die junge Sophie Du Fay doch soviel Mangel in ihrer Erziehung, daß diese Erkenntnis ihr später den Weg zum Katholi zismus ebnen half. 1809 vermählte sie sich mit Fried rich Schlosser, der mit Goethe in verwandtschaftlicher Be ziehung stand. Wie glücklich diese Ehe war. beweist der kurze Satz in ihren Aufzeichnungen nach seinem Tode: »Heute starb mein Mann und somit das Glück meines Lebens." Leider blieb die Ehe kinderlos. Ein größeres geistiges Verstehen, ein miteinander Wachsen und Schaf fen als in der Ehe Schlossers kann man'sich kaum den ken. In Wien fanden beide 1814 den Weg zur katho lischen Kirche, durch den heiligen Clemens Maria Hoff- bauer. Damit war für sie eine neue Lebensrichtung ein geschlagen. Auf ihrer bald darauffolgenden, mehrmonatlichen Romreise, die sie noch in der Postkutsche zurücklegten, wurden sie u. a. auch mit den Künstlerkreisen Roms be nannt und ihre Freundschaft zu den Nazarenern ward mit ein Anlaß, daß man später Stift Neuburg eine „Ro mantiker-Klause" nannte. 1825 erwarb Rat Schlosser Stift Neuburg am Neckar. Wenn sie auch nach wie vor die Wintermonate in Frank furt verbrachten, so lebten sie den größten Teil des Jah res am Stift. Unter dem feinsinnigen literarischen Ver ständnis von Rat Schlosser entwickelte sich bald seine be deutende Bibliothek, die nach seinem Tode von Frau Rat sorgfältig ergänzt wurde und die später in den Besitz des Priesterseminars von Mainz überging. Besonders in den Sommermonaten entwickelte sich die Gastfreundschaft auf Stift Neuburg, die großzügig, geistig anregend war und auch auf das nahe Heidelberg eine große Anziehungskraft ausübte. Die beiden Grafen Stollberg, Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel gehörten zu den Freunden des Hau ses. Seine Gattin Dorothea Schlegel war mit Frau Rat Schlosser eng befreundet, was ein dicker Stotz Briefe von ihr auf Stift Neuburg bezeugt. Wohl zu den origi nellsten Gästen zählten Clemens Brentano und Frau von Willemer, Goethes Suleika. Von den Künstlern waren es Cornelius und Fried rich Overbeck, die Schlossers in Rom kennen und schätzen lernten. Vor allem aber waren PH ward von Steinle oft Gäste auf St rend die Schackgalerie in München „Der Türmer" und „Der Geiger" zu hren Schätzen zählt, waren di« noch viel feineren Kartons dazu im Besitz von Frau Rat Schlosser, die den Künstler auch in seinem Ate- lipp Reith und Ed- ft Neuburg. Wäh- eine beiden Bilder. lier in Frankfurt besuchte und deren Wohlwollen der junge Steinle vieles zu Beginn seiner Laufbahn ver dankte. Sie konnte wundervoll schenken, diese Frau mit dem kräftigen Aeußern, der tiefen Stimme, den klugen Augen und dem milden Herzen. Dohr, der ihr Lebensbild in dem Buch „Edle Frauen Badens" sBadenia), zeichnete» sagt von ihr, sie habe die Wohltätigkeit bis an die Gren zen ihres großen Vermögens geübt. Während die Kunst den warmen Unterton der aus Stift Neuburg geübten Gastfreundschaft bildete, waren führende Gestalten, wie Bischof Ketteler, der Historiker Jansen, der Zentrumsfllhrer Lieber, immer der Mittel punkt des Kreises, denen vor allem die Interessen der Kirche und die Lösung der Zeitfragen in ihrem Sinne auf der Seele brannten. Bis in ihr hohes Alter umgab sich Frau Rat mit Ju gend. und so war es auch eine junge Baronin von Godin, die ihr bei der Führung des großen Haushaltes an die Hand ging, die Bibliothek katalogisierte und die sie wie eine Tochter liebte. Als einer ihrer Gäste, der junge Kir chenkomponist Karl Greith um die Hand dieser ihrer jun gen Freundin warb, lieh sie sie in echt mütterlicher Liebe ziehen. Es war eines der letzten Feste auf Stift Neu burg, als die Braut in dem von Edward von Steinle ge zeichneten Brautkleid zum Traualtar in der Hauskapelle schritt und alle Freunde des Hauses zur Hochzeit geladen waren. Wenige Monate darauf starb Frau Rat Schlaffer im Oktbr. 1865, nachdem sie bis kurz vor ihrem Tode sich alle Kräfte des Geistes und des Körpers bewahrt hatte. Wie wird ihr kirchlicher Sinn sich darüber freuen daß Stift Neuburg seiner alten Bestimmung zurück- gegeben ist und der Geist des hl. Benedikt nun die ge liebten Räume beherrscht. Marte Buezkomsba,