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Heilighaltung des Sonntags durch ein Staatsgesetz fest, er untersagte außer den Arbeiten auch den ösfentlichen Geschäftsverkehr und die gerichtlichen Verhandlungen. In dem Maße, als aus dem Staatsleben der christ liche Geist schwand, zog die Gesetzgebung ihre schützende Hand vom Sonntag zurück. Heute erblicken viele im Sonntag nur einen weltlichen Ruhetag, eine durch ge sundheitliche und wirtschaftliche Interessen geforderte Un terbrechung der Arbeit: Gott und sein heiliger Dienst, die menschliche Seele und ihr ewiges Heil sind den öffent lichen, weltlichen Gewalten für die Bewertung des Sonn tags vielfach gegenstandslos geworden. Es ist anzuerkennen, daß Art. 139 der e, ch s v e r - fassung dem Sonntag und den staatl' "rkannten Feiertagen gesetzlichen Schutz gewährt. Es ist aber zu bedauern, daß dieser Schutz zugesichert wird nur inso weit, als der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Er hebung sind", nicht auch insofern sie für die gottgläubigen und christlichen Staatsbürger Tage besonderer reli giöser Weihe und religiöser Verpflich tungen sind. Ebenfalls ist zu bedauern, daß „die Ar beitsruhe und die seelische Erhebung" an den Sonntagen und staatlich anerkannten Feiertagen von vielen Volks genossen durch willkürliche knechtliche Arbeiten, durch rohe Vergnügungen, durch lärmende Kundgebungen ge stört werden dürfen, ohne daß der durch Art. 139 zuge sicherte reichsgesetzliche Schutz in Wirksamkeit tritt. Es gibt außerdeutsche Länder, in denen die Sonntagsruhe von seiten des Staates und der Gemeinden in wesentlich tatkräftigerer Weise durct^esührt wird. Die katholische Kirche hat sich durch keine Schwankungen der Menschen beirren lassen in ihrem Ein treten für die Sonntagsheiligung. Wann die Kirche zum erstenmal das Gebot der Sonntagsheiligung erlassen hat, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen. Sicher ist, -aß schon zu Anfang des 4. Jahrhunderts die Sonntags heiligung als kirchliches Gesetz erscheint. So ist es ge blieben bis auf den heutigen Tag. Auch in der neuesten kirchlichen Gesetzgebung wird die Sonntagsheiligung als strenge Verpflichtung eingeschärft. Im Canon 1248 des Kirchlichen Gesetzbuches wird verordnet, daß alle Gläu bigen, die zum Gebrauch der Vernunft gelangt sind, an den gebotenen Sonn- und Feiertagen die hl. Messe (mit Andacht) hören und sich von knechtlichen Arbeiten ent halten sollen. Was unter knechtlichen Arbeiten zu verstehen ist, wißt Ihr. Es sind, wie der Katechismus sagt, „solche kör perliche Arbeiten, die gewöhnlich von Dienstboten, Tag löhnern und Handwerkern verrichtet werden". Solche knechtliche Arbeiten am Sonntag zu verrichten, ist nur dann gestattet, „wenn die geistlichen Oberen aus besonde ren Gründen dispensieren, oder wenn dringende Not es erfordert" (Katechismus). Zu beachten ist, daß „nicht bloß diejenigen sündigen, die selbst knechtliche Arbeiten am Sonntag verrichten, sondern auch jene, die von ihren Untergebenen am Sonntag knechtliche Arbeiten ohne Not fordern oder verrichten lassen" (Katechismus). Auf das Aergernis, das angerichtet wird, wenn man den Tag des Herrn durch knechtliche Arbeiten öffentlich ent heiligt oder entheiligen läßt, sei nachdrücklich hinge wiesen. Noch mehr ivird der Sonntag entweiht durch die geistige Knechtesarbeit. Das ist die Sünde, denn „wer Sünde tut", sagt Christus (Joh. 8,34), „ist ein Knecht der Sünde". Wie sehr fordern also Gottes Zorn diejenigen heraus, »die den Sonntag entheiligen ,,durch ärgerliche Ausschweifungen, durch unmäßiges Trinken, durch ausgelassene Spiele und sündhafte Lust barkeiten" (Katechismus)? Leider sind weite Schichten unseres Volkes bereits dahin gekommen, daß sie am Sonntag nicht bloß keinen Gottesdienst besuchen, son dern mehr sündigen als an irgendeinem anderen Tag der Woche. Für sie ist der erste Wochentag kein Gattestag, sondern ein Teufelstag. kein Sonntag, sondern ein Sün dentag, kein Ruhetag der Seele, sondern der Betriebs lag für die mannigfachsten Leidenschaften ihres sündigen Herzens. In Christus und der Kirche mahne ich Euch, geliebte Diözesanen, I)altet Euch fern von diesem gottlosen Trei ben. Nehmt es ernst mit dem Gebot der Kirche an Sonn- und Feiertagen. Wie oft l)abe ich bei meinen Besuchen in Euren Ge meinden dies Euch eingcschärft! Wie oft muß ich aber trotzdem feststellen, daß für manche der geringste Grund zu genügen scheint, um der hl. Messe am Sonntag fern zu bleiben. Wie leer sind in manchen Gemeinden die Kinderbänke beim sonntäglichen Gottesdienst. Ihr Eltern, denkt an die Verantwortung, die Ihr auf Euch ladet, wenn Ihr am Sonntag Eure schulpflichtigen Kinder nicht zum Gotteshause schickt, sie vom göttlichen Freunde ihrer Seelen fernhaltet? Hört Ihr nicht den Ruf des Herrn: „Lasset die Kinder zu mir kommen undwehretesihnennicht.dennihreristdas Himmelreich" Nicht selten werden trotz der kirch- licheti Abmahnung auf Samstag abend Gesellschaf ten, Hochzelten, Bälle und Vergnügungen angesetzt, ob wohl man genau weiß oder doch wissen müßte, daß da durch viele Teilnehmer verleitet werden, am Sonntag nicht zur Kirche zu gehen! Immer wieder frage ich mich: gilt denn für viele Katholiken die Autorität der Kirche gar nicht» mehr» Die Kirche mahnt und be- » schwört, die Kirche gebietet und verpflichtet, und so inanche ihrer Kinder schlagen alles in den Wind, als ob sie ihnen nichts zu sagen hätte. Ader, hat Christus nicht das Wort gesprochen: „Wer die Kirche nicht hört, sei dir wie ein Heide und öffentlicher Sünder" (Matth. 18, 17)? Hat Christus zu den Häuptern der Kirche, zu Petrus und den übrigen Aposteln und zu ihren Nachfolgern, dem Papst und den Bischöfen, nicht gesagt: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Joh. 21, 11)? Gott Vater und sein eingeborener Sohn Jesus Christus sind es also, die vor Euch hintreten und von Euch Gehorsam ver langen. wenn die Kirche Euch zur Sonntagsheiligung auf fordert. Hier gelten keine Ausflüchte und keine Schein gründe: Gott spricht durch die Kirche, wer wollte es wagen, dem göttlichen Gebot zu widerstehen? Denselben Aposteln und ihren Nachfolgern, den Häuptern der Kirche, hat Christus am Tage seiner Himmelfahrt den Befehl erteilt: „Gehet hinaus und lehret alle Völ ker . . . und lehret sie alles halten, was ich euchgebotenhabe, unhsiehe, ichbinbeieuch bis ans Ende der Welt" (Matth. 18. 19. 20). So steht also Christus bis zum Ende der Weltzeit hinter der Kirche, wenn sie uns die Art und Weise vorschreibt, wie wir der allgemeinen naturgesetzlichen und göttlichen Forderung der öffentlichen Gottesverehrung entsprechen sollen. Möchten doch alle Katholiken diese Zusammenhänge zwischen dem Kirchengebot der Sonntagsheiligung und dem Willen Gottes erkennen! Möchten sie niemals in religiöser Gleichgültigkeit sich über den Ernst und die Strenge der Sonntagsheiligung hinwegsetzen! Wohl weiß ich, daß dem regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes an Sonn- und Feiertagen gerade in der Diaspora mancherlei Schwierigkeiten in den Weg treten. Sind diese Schwierigkeiten so groß, daß es unmöglich wird, das Gotteshaus am Sonntag aufzusucheu und der hl. Messe beizuwohnen, so übt Gott und die Kirche Nach sicht: Der Katholik ist dann für diese Einzslfälle ent schuldigt. Doch gilt auch hier der Satz, daß die Schwie rigkeiten da sind, um überwunden zu werden, und daß, wo ein Wille, dort auch ein Weg ist. Mit Wohlgefallen wird Gott immer auf diejenigen schauen, die das Sonntagsgebot der Kirche seines Soh nes halten. Denn so lautet die Verheißung des Herrn: „Haltet meinen Tag . . . und ich werde in eurer Mitte meine Wohnung aufrichten, und meine Seele wird euch nicht verwer fen. Ich werde unter euch wandeln und euer Gott sein und ihr werdet mein Volk sein" (Lev. 26. 2. 11, 12). II. Geliebte Diözesanen? Auf jeder Pflichterfüllung ruht Gottes Segen. Denn Gott hat uns seine Gebote nicht zur Bedrückung, son dern zur Beglückung auferlegt. Zwar ist die Beobach tung der Gebote Gottes für uns seit dem Sündenfalle mit Opfern und Selbstüberwindungen verbunden. Aber an diese Opfer und Selbstüberwindungen hat Gott inne ren Trost und innere Veredelung geknüpft, ganz zu schweigen von dem Wachstum an Gottes Liebe und Got tes Lohn, das wir durch Opfer und Selbstüberwindung in der Erfüllung der Gebote Gottes an uns erfahren. „Wer meine Gebo 1 e hat. und s i e h ü l t, d e r i st es, der mich liebt" (Joh. 14, 21). „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote" (Joh. 14, 15). „Wer den Willen meines Vaters tut, der imHimmeI i st, der wird in das Himmel reich eingehe n" (Matth. 7, 21). So zieht auch die Erfüllung des Sonntagsgebotes den Segen Gottes auf uns herab. Ich will hier nicht spre chen von dem Lohn, den die Sonntagsheiligung bei Gott uns einträgt, insofern sie allgemein betrachtet ein gutes, gottgefälliges Werk ist. Gott „ist denen, die ihn suchen, ein Vergelter", sagt der Apostel im He- brijerbrief (Hebr. 11, 6). Wohl aber will ich Hinweisen auf den Segen, den uns die Sonntagsheiligung bringt, insofern sie in der andächtigen Anhörung der HI. Ntesse und Predigt und im Empfang der hl. Kommunion besteht. 1. Die hl. Messe l-at Christus eingesetzt als die unblutige Darstellung seines Kreuzes opfers. Wir wissen dieses von ihm selber. Denn was tot und sprach er im Abendmahlssaal? Dort verwandelte er durch sein allmächtiges Wort das Brot in feinen heiligen Leib und den Wein in sein heiliges Blut. Mit dieser Wandlung vollzog er dort zugleich eine Opfer tat. Denn er sprach: „Dieses ist me in Le ib. d er für euchhingegebenwird . . . diesistder Kelch, dernene Bundin mei nem Blut, das für euch vergossen wird?" (Luk. 22, 19, 20). Er sagt nicht, dies ist mein Leib, der für euch dahingegeben werden wird, dies ist mein Blut, da» für euch vergossenwerdenwird, sondern: Dies ist mein Leib, der in diesem Augenblick» da ich ihn durch mein Allmachtswort unter der Brots gestalt gegenwärtig setze, für euch dahingegeben wird; dies ist mein Blut, das in dem Augenblicke, da es durch mein Allmachtswort ln diesem Kelch gegenwärtig wird, für euch vergossen wird — zur Vergebung der Sünden. Was Christus am Tage darauf am Kreuze blutigerweisd getan hat, das hat er im Abendmahlssaal am Tage zu vor unblutigerweise vollbracht: Die Hinopferung seine» Fleisches und Blutes zur Sündenvergebung und Heili gung der Menschen, zur Gottentsühnung und Gottverherr lichung. Beide Opferhandlungen, fm Abendmahlssaal und am Kreuze, hat er innerlich miteinander verknüpft. Christus hat den Aposteln damals zugleich befohlen, dieses nämliche, was er vor ihren Augen getan hatte, in seiner Kraft auch ihrerseits zu tun: „Tuet dies zu meinem Andenken" (Luk. 11. 19; 1. Kor. 11, 24, 25). Das soll nach dem Zeugnis des Völkerapostels im 1. Korintherbrief geschehen „bis zur Wiederkunft des Herrn" (im Gericht) (1. Kor. 11, 26), also bis zum Ende der Welt. Somit ist von den Aposteln diese Gewalt auf die Apostelnachfolger, auf die Bischöfe der katho lischen Kirche, übergegangen. Ausdrücklich hatte ja auch der Herr am Tage seiner Himmelfahrt zu den Aposteln gesagt, daß er mit ihnen in der Ausübung aller ihrer von ihm empfangenen Gemalten sein werde „bis z u m Ende der Weltzeit" (Matth. 28, 20). So oft also ein Bischof der katholischen Kirche oder ein von ihm ge weihter Priester ani Altar die Wandlungsworte über Brot und Wein spricht, wird Christus unter den Gestalten des Brotes und Weines nicht bloß gegenwärtig, wie im Abendmahlssaal, sondern er vollzieht zugleich auch die unblutige Erneuerung und Darstellung seines Kreuzes opfers, wie er es im Abendinahlssaale ebenfalls getan hat. Darum, mein Christ, höre auf das Gebot der Kirche, geh' an jedem Sonn- und Feiertag ins Gotteshaus, um der hl. Messe mit Andacht beizuwohnen! Vereinige Dich mit Christus, der durch seinen Prie ster am Altäre bei der Wandlung sein Kreuzes opfer erneuert. Bring' mit Christus dem himmlischen Vater den Tribut der Anbetung und Lobpreisung, der Danksagung und Hingabe dar. Leiste mit Christus der beleidigten Gottes Majestät Sühne und Genugtuung für Deine Sünden. Flehe mit Christus den himmlischen Vater um seine Gnaden und Gaben an. Umklammere im Geiste den Kreuzesbaum, küß die heiligen Wunden des Herrn, laß Dich netzen von dem l)eilbringenden Blut, das aus ihnen herausfließt, schaue dem Heiland in sein liebendes Auge, siehe, wie seine Hände ausgestreckt sind, um Dich zu segnen. So soll Dir die hl. Messe an jedem Sonntag eine Ge legenheit sein, durch Christus und mit Christus dem höch sten Gott die schuldige Anbetung, Lobprei sung und Danksagung darzubringen, Sühne und Genugtu u n g zu leisten für Deine Sünden und die Sünden der Menschen, die Gnaden und Seg nungen des Kreuzestodes Christi auf Dich und andere herabzuleiten. Wie weise hat die katholische Kirche für die Sonn lagsheiligung gerade den Besuch der hl. Messe vorgeschrieben? Die leibliche Ruhe für den von der Wo chenarbeit ermüdeten Menschen, die geistige Erquickung der nach oben strebenden Seele, die Belehrung des Chri sten durch die Predigt, die Erbauung der Gläubigen durch den gemeinschaftlichen Gottesdienst ist nicht der erste Zweck des Sonntags. Der Sonntag ist vielmehr an erster Stelle dafür da, daß wir unsere Pflicht der An betung, Verehrung und Lobpreisung Gottes und seines eingeborenen Sohnes Jesus Christus und seines hl. Gei stes gerecht werden. Deshalb wurde der Sonntag von Anfang an begangen zur Erinnerung an die Vollen düng desEr lö sungswerk es durch die am Ostersonntag erfolgte Auferstehung Jesu Christi und an die Gründung des neuen Gottes-Reiches durch die Herabkunft des HI. Geistes am Pfingstsonntag. Gott soll somit am christlichen Sonntag geehrt werden als der Urheber der neuen Schöpfung, als der Befreier, Helfer und Beschützer des neutestamentlichen Gottesvolkes. Darum können wir, wenn wir uns an die heiligen Schriften des Alten und Neuen Bundes halten, uns keinen Sonntag denken ohne feierliche Gottesverehrung. Diese erfolgt in der erhebendsten Weise durch die Darbringung des HI. Meßopfers. Denn in der hl. Messe bringt kein geringerer als der Gottessohn selber dem himmlischen Vater das Opfer der Anbetung und Lobpreisung, Danksagung, Ver söhnung und Genugtuung dar; in der HI. Blesse vollzieht Christus selber immer wieder seine versöhnende Kreuzes tat. Die gläubige Gemeinde, die der hl. Messe andächtig beiwohnt, schart sich um Christus, um durch ihn und mit ihm Gott in der erhabensten Weise anzubeten und zu verehren. Dann mag auch der Mensch am Sonntag zu sei nem Rechte kommen. Dann mag ihm durch die Predigt Licht und Wärme zur Erleichterung und Belehrung seiner Seele gespendet werden, dann mag er in gemeinsamem Gesang zu dem sich bekennen, was in der Prehigt als Christi Lehre und Christi Gesetz ihm vorgelegt, in der hl. Messe als ChristiOpsertat vor seinemAuge vollzogen» in der Kommunion als Christi Liebesmahl ihm geschenkt wurde. 2. Im Abendmahlssaal vollzog der Herr noch eine zweite Großtat: Er nahm seinen heiligen Leib, reichte ihn den Aposteln und sprach: „Nehmet hin und esset, dies ist mein Leid?... Trinket alle daraus, diese» ist mein Blut- (Matth. 2«. 2S.