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Sonntag, den 20. März 1927, Der deutsche Katholikentag 1927 Die Vorbereitungen zur 06. Generalversammlung der Katholiken. DeiUschlandS in Dortmund vom 4. bis 7. September 1927 sind in vollem Gangs. Die ein zelnen 'Ausschüsse, weich: die umfangreichen Vorarbeiten zu leisten haben, sind eifrig an der Arbeit. Eine der ver antwortungsvollsten Ausgaben ist die zweckmässige Unter bringung der voraussichtlich zum Katholikentage ankom- menden Fremde,,. Die günstigen Bahnverbindungen Dort munds nach allen Richtungen hin erleichtern zwar diese Vor arbeiten. erheblich, indes bleibt doch de Tatsache bestehen,, das; einige tausend gute Privatquartiere und mehrere Mas- senquarkicre geschaffen werden müssen. Die Stadtverwal tung Dortmunds hat hier eine eigene K o n g r e ß st e l le errichtet, die für die im Ma: ds. Js. hier stattf.mdende Ta gung und Ausstellung der Deutschen La„dwirtschafts-Gesell- schast bereits s—6000 Privatquartiere geschaffen hat, die auch für den Katholikentag durch die städtische Köngreßsielle bereit gehalten werden. Wer zum Katholikentag kommen will — bas gilt namentlich für Vereine und Korpora tionen —, tut gut, sich frühzeitig zu melde,, und zwar sol len alle Meldungen und Anfragen gehen an die Adresse: Büro des Katholikentages, Dortmund, Silber straße 9. Von dieser Zentralstelle aus werden alle Briefe und Anfragen sofort täglich an alle zuständigen Stellen verteilt und erledigt. Die Preise derPlätze für den Besuch der Veranstaltungen des Katholikentages sind noch nicht fest gesetzt, werden aber rechtzeitig nach ihrer Festsetzung be kannt gegeben werden. Der feierliche Gottesdienst zur Eröffnung des Katho likentages am 4. September, morgens, findet im Stadion statt; die großen Versammlungen — auch die Begrüßungs- Versammlung am Sonnabend, de» 3. September, abends,' — finden zum Teil in der Westfalenhalle und in ihren Neben- räumen statt. DerRepublikanischeSchutzbun- in Sskerreich Aus Wien wird uns von einem besonderen Mitarbei ter geschrieben: Der Republikanische Schutzbund in Oesterreich ist in letzter Zeit wiederholt Gegenstand lebhafter Debatten n:cht nur in der Presse Oesterreichs, sondern auch des Deutschen Reiches gewesen. Es dürste deshalb sich als notwendig erweisen, über die Organisation dieses Bundes auch in weite ren Kreisen unterrichtet zu werden. Dazu geben vor allem auch Veranlassung die Waffe,isunde im Wiener Arsenal, die vielfach als Waffenreserve des Republikanischen Schutz bundes bezeichnet worden sind. Der Schutzbund umfaßt gegenwärtig 320 900 Mann. Er setzt sich zumeist aus gewerkschaftlich organisierten Arbei tern zusammen, die das 18. Lebensjahr überschritten haben müssen, und zumindest zwei Jahre der politischen soziali stischen Organisation angehören. Die Organisation des Schutzbundes ist ganz „nlilärisch und nach dem Vorbild der alten Armee ausg-baut. Die Hauptforin stelllt ein Bataillon vor, daß in vier Kompagnien zu vier Zügen zerfällt. In Wien umfaßt ein Zug 25 Man» ei„ichl..jstl ch des Kommandanten, demnach ein Bataillon 400 Man». Hierzu kommen noch ;e em Kompagnie- und zwei Batqit- !onsroi»!ina»danl.'„. In der Provinz erfolgt die Aus stellung zumeist koinpagnlcnweise, wöbe, SO Mann zu siuer Kompagnie zusammengefaßt werden. Pro Kompanie ist auch eine San'tätsavre,lu»g mit 5 Mann und zwe, Trag bahren zugcteilt. D>e Führung des Schutzbundes ist ge gliedert in die Zentralleitung mit de», Sitz in Wien, in die Landes- und Kreisabreiiuugen Lcktere erristiercn jedoch nur in Nieder- „nd einige,, Teilen Oberösterreichs, namentlich dort, wo sich Industriezentren befinden. Die Wiener Zentrah- leitung besteht aus dem Kommandanten Dr. Julius Deutsch, dem Stabches Genera, Körner, dem 2. Kommandanten Braunthal, dem 3. Kommandanten Büchler, de,,, Sekre tär Karl Heinz und aus Stockaminer, Hosmann, Schuhe bancr und Low. Tie Sanitätsabteilung wird von Prof. Tendier als Vorsitzende» und Emil Wodak als technischen Leiter geführt. Eine Speziaiabteiiung bilden die Eisenbah ner, Telephon- und Teiegraphenavbeiler, die dee sogenannte technische Abteilung „E. T. E." darstellen und ebenso di« Radfahrer, die ungefähr 20 000 umfassen und in Kompag nien zu 30 Mann eingetejlt sind. Die Uniformierung der Schuhbundmitgl'ieder ist ein heitlich geregelt und wird zumeist von den Genossenschasts- waren'eäiiserii aats Natclnzahhulng rk'labfolgt, nur .das Abzeichen wird direkt von der Leitung abgegeben. Das Sanirätsmateriat wird nur durch das Sekretariat bezogen. Die Ausbildung erfolgt durch die Kommandanten und die Unterführer, zunächst einzelweise in den Sälen der Parteihüuser, später gelegentlich bei Ausflügen auf abseits Nr. 6S; Seit» S Die anerkannke Imparikitt Bemerkenswerre Feststellungen des preußischen Kultusministers — Konkordat und Reichsschulgesetz Im Preußischen Landtage machte Kultusminister Dr. Becker, der ooch keineswegs auf den, Boden unserer Welt anschauung steht, sehr bemerkenswerte Ausführungen über die Paritätsfrage. Was bisher in der Offenheit von der anderen Seile wohl kaum geschehen ist, stellte Dr. Becker fest. „Auf dem Gebiete der Parität ist früher gesündigt worden und auch heute noch ist der katholische Bolksteil i» gewissen Steilen der Verwaltung benachteiligt. Trotz dieser Sachlage hat sich, sehr zu meinem Bedauern, ein Entrüstungssturm gezeigt, als ob jetzt alles katholisiert werden solle. Durch überstürzte Maßnahmen kann der Organismus oes Ganzen leiden. Die Parität müsse hergestellt werden, aber in politisch vernünftigen Formen." In derselben Rede äußerte sich der Kultusminister auch zur Frage eines preußischen K o n k o rd a t e s. die ja in letzter Zeit zu den verschiedensten und nervösesten Aussüllen Anlaß gegeben hat. Der Minister stellte fest, daß sich auch heute noch und bis auf weiteres alle Erwägungen i» dieser Sache durchaus im Stadium oer Prüfung feie». Die Behauptung der Presse, daß der Abschluß des Konkordates unmittelbar beoorstehe. sei ebenso unrichtig wie früher. In der „Täglichen Rundschau" sei eben ein Artikel über das Konkordat erschienen, worin weit gehende Erwägungen geknüpft worden seien a» eine am 4. März in der „Vossischen Zeitung" erschienene Notiz. Diese Notiz werde dort als offiziös gehalten. Ter Minister erklärte demgegenüber ausdrücklich, daß diese Notiz weder offiziell, noch offiziös von der Staatsregierung stamme. Ich hübe — sagt der Minister — bereits im Hauptausschuß über diese Angelegenheit eine Erklä rung abgegeben. Seitdem hat sich in der Konkordatsangelegen- heit nichts Neues ereignet. Auch heute noch und bis auf weiteres befinden sich alle Erwägungen und Verhandlungen in dieser Sache durchaus im Stadium der Prüfung. Diese Ausführungen dürften oie Nervosität gewisser Kreise etwas beruhigen, sie dürsten aber auch ein Ausdruck dafür sein, daß inan an maßgeblicher Stelle die Konkordatsfrage unvor eingenommen und objektiv weiter behandeln werde. Auch die Haltung des Ministers zur Sch „ lfrage läßt eine rechtlich ein wandfreie Haltung in Preußen erhoffe». Der Minister führte dazu folgendes aus: „Der jetzige Zustand bezüglich oes Reichsschul gesetze ist für die Verwaltung unerträglich. Auf den, Gebiete der Dissidentenfrage und des Schulstreiks ist es außerordentlich schwer, ohne gesetzliche Grundlagen etwas Positives zu schaffe». Eine spätere Zeit wird der Staatsregiorung keinen Vorwurf machen können, wenn es hier und da zu Schulstreiks gekom men ist. Ich persönlich betone, daß eine ungeheure Summe von Venvaltnngskunst und Toleranz anfgemendet worsen ist, um nicht „och mehr Unheil anznrichten und für diese Toleranz der großen 'Mehrheit unserer Bevölkerung muß man danken. Was ist daraus für das Reichsschulgesetz zu folgern? Wir müssen uns auf diesem Gebiete verständigen. Eine einheitliche S ch ulfo r m i st u nmögli ch. Zivar sieht die Reichs-Verfassung als Regelschule theoretisch die Simultanschule vor. Aber in der Praxis wird voraussichtlich die Kon fessionsschule zur Regelschule werden. Das beoaure ich persönlich. (Wir sind gerade darin anderen Meinung. D. Red.) Ich lehne es ab. irgend einen Gedanken zu vergewaltigen. Der Gedanke der simultane» Schule wird sich auf die Dauer selbst durchsetzen s?j. Bis dieser Zustand aber nicht singetreteu ist, muß es jedem überlassen bleiben, sein» Schule zu wählen. Die Präponderan; gehört aber der Staat s. schule. Der Staat darf aber nicht in den Fehler verfallen, wie es früher die Kirche getan hat, uno einen Zinana ans seine Mitglieder ausüben." Der Zentrumsabgeordnete LInneborn übernahm es, „ach dieser Rede den Zentrumsjlanüpunkt « diesen Fragen noch genauer zu präzisieren. Er hebt hervor, b«ch der katholische Volksteil unter der bestehenden Imparität Diese Imparität sei hinreichend im Hauplansschuß durch ZahK». belegt. Ueber 54 000 katholische Kinoer müßten evangeli Schulen besuchen, denen nur etwa 10 000 evangelische, kacho» lische Schule» besuchende, Kinder gegenüberständen. Ein Mandat an katholischen Kräften liege nicht vor, denn 31.62 Prozent der Studierenden seien katholisch, ivas durcknms dem Bevölkerungsanteil der Katholiken von etwa 31,7 Prozent entspreche. Daß nicht genügend katholische Lehrkräfte angeslellt werden, liege eben an der unduldsamen Haltung oer Verwal tung, die sich auch durch viel stärkeren Abbau der katholischen Beamten dokumentiert habe. Sozialdemokraten, Demokraten und Deutsche Volkspartei ließen sich gründlich täuschen über di« Stellung des Volkes zur konfessionellen Schule. Die durchaiw überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wünsche die konfessionelle Schule: das habe die Ab stimmung über diese Frage durchaus ergeben. (Zustimmung recht, und im Zentrums. Den grundsätzlichen Ausführungen des Ministers in dieser Richtung könne das Zentrum zustimmen. Es wolle den Schutz der Gewissensfreiheit. Wie aber mit einer gehässiaen Politik gegen den Konkordatsabschluß dem Volke ge- dient werden soll, könne man nicht einsehcn. Der Abschluß des Ko >, k o r o a t s sei auch vom Standpunkt des Staates aus notwendig. Auf Zentrumsantrag sei seinerzeit, als mehrere Gesetze sür die evangelische Kirche, die Pfarrerbesoldung usw. Annahme fanden, vom Landtag beschlossen worden, das Ver hältnis der katholischen Kirche genau so zu regeln wie das der evangelischen. Wenn das Staatsministcrium daher mit oem Apostolischen Stuhl Verhandlungen sichre, erfülle es durckiaus oen Willen des Landtags. Der bisherige Schwebe zustand, das; einerseits die Verfassung der Kirche neue Recht» gebe, während andererseits noch der alle konkordäre Zustand besteht, könne » ichtaufrecht erhalten werde n. Diese UnZuträglichkeiten zeigten sich bei jeder Vakanz. Es muß der katholischen Kirche zugestanden werden, was die evangeln-'M' Kirche bereits durch Gesetz erhalten hat. Der Kultusminister hat ourch seine Ausführungen über dos Konkordat durchaus zur Beruhigung beigetragc». Wir bitten ihn erneut, die Verhand lungen in ruhiger Sachlichkeit we i te r z u f ü h re n. Wir wünschen keine Vorrechte vor de» Evangelischen: wir bedauern aber, daß nicht, wie der Abg. Kerfs mit Stolz verkündete, dis Kommunisten sich an die Spitze des Kampefs gegen das Konkor. dat gestellt haben, sondern gewisse evangcIi s ch c Stellen. gelegenen Wiesen. Zur Ausbildung gehören, Marschiere»,, leichte Feldübnugen, Nahkampf. Außerdem werden die Schutzblluoier in einzelne» Arbeiterschützenvereinen »n Schie ßen ausgebildel. Jedes Schuhbundmitglied zahlt monatttch einen Be trag von einem Schilling, wogegen er bei körperlicher Ver letzungen, die ihm bef der Ausübung seiner Tätigkeit oder bei sonstigen Aktionen zustoßen, ans dem Unterstühnngsfonds eine Entschädigung erhält. Zur sogenannten Reserve ge hören die Wehrtnvner, das sind jene politisch organisier ten Sozialdemokraten, die sonst nnt dem Arbeiterturnbund Zusammenarbeiten und nicht Mitglieder des Schutzbundes find. Seit kurzem ist unter Führung Oskar Kudeikas eine „Akademische Legio n" gebildet worden, die alle sozia listischen Studenten a„ de» Hoch- und Mittelsschulen um- faßr. Seit einiger Zeit gibt der Schutzbund auch für seine Mitglieder ein eigenes Organ „Der Schutzbund" regelmäßig monatlich heraus, als deisen Herausgeber Julius Teuisch und als verantwortlicher Sekretär Karl Heinz zeichnen. — Am 19. und 20. März hält der Schutzbund in Wien seine vierte Reichsfonferenz ab. Bemerkenswert ist. daß die Zentralleitung des Repu blikanischen Schutzbundes zugleich auch de» Hauptsitz der faschistischen Abwehrorganisation bildet, deren Tekretariats- arbeiren durch das Sekretariat des Schutzbundes bewegt werden. Diese faschistische Abwehrorgaiiisalion erstreckt sich über Oesterreich, Jugoslawien, Polen, Deutschland, Tschecho slowakei, Schweiz, Ungarn, Belgien usw. Ihr 'Vorsitzende,: ist Abg. Deutsch, mährend Abg. Bauer als Verbindung--; mann zur sozialistischen Internationale fungiert. Eine Reichsbauernkonferenz der Zenirumsparlei Der Reichsparteivorstand hat beschlossen, in nächster; Zeit eine Reichsbauernkonscrsnz der Deutschen Zentrnms- pariei einzuberufen. Die Konferenz wird wahrscheinlich im Monat Mai stattfinden. Die Frauenbundkagung in Leipzig j Tie Tagung »cs m i«t e l» e „ k s ch e n Ausschus ses »es Katholische» Frauenbundes am 27. März 1927 j» Leipzig rückt näher. Es wird erneut aus diese bedeutsame Veranstaltung hiugewicscu. Tas Programm ist a„ dieser Stelle schon bckanntgemacht worden. Wer seine Anmeldung noch nich- bewirkt hat, wolle das baldigst t.,n an Fran Stefanie Hendcrich», Vorsitzende, Leipzig L 3, Kaiser-Wiltzclm-Straßc 38. Almosen -er Entbehrung Zur Karilasopferwoche 1927. Ganz zu Anfang der Fastenzeit, am Montag nach dem ersten Fastensonntag, verliest die Kirche das Evangelium von der Barmhcirzigkeit als dem Prüfstein der Geister. In seiner Herrlichkeit wird der Heiland wisderkommen. Um ihn find versammelt alle Völker der Erde. Er aber sondert sie voneinander, wie der Hirt die Schafe von den Böcken: die Barmherzigen und die Hartherzigen. Er rich tet nach den Werke» der Barmherzigkeit. Dieses eigene Gewicht, das im Gleichnis vom letzten Gericht ans die Barmherzigkeit und Unbarmherzigkeit ge legt wird, verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Das ewige Schicksal, Rechtfertigung oder Verdammung wird an sie geknüpft. Nicht als ob der Gute nur barmherzig wäre und nichts anderes, und der Böse nur unbarmherzig: Aber der Unbarmherzige hat die Liebe nicht, weil er nur an sich senkt. Der Barmherzige ist selbstlos, denkt an sich selbst zuletzt, er hat de» guten Willen, der Gottes Gnade herabzieht. Freilich, die Größe der Gabe, das Werk der Barm herzigkeit, liegt nicht immer in unserer Macht. Aber die Barmherzigkeit selbst; denn diese ist die Sache unseres Herzeits und Willens. Darum wiegt nicht die Größe der Gabe, sondern die Reinheit und Herzlichkeit der Ge sinnung, in der sie gegeben wird. Darum wiegt auch der Heller der armen Witwe so schwer. Aber darum gibt es auch kein Nichtkönnen, nur e-n Nichkwoklen. Das Al mosen der Entbehrung ist jeden, erschwinglich, es ist di« Münze, mit der ein jeder Wohltätigkeit üben kann. Mit eindringlichem Ernst ruft uns die Kirche in der Karitasopferwoche zu diesem Almosen auf. Ans ihm sol len ->ie Mittel zusanimenkommcn, um den Anforderungen zu entsprechen, die an die kirchliche Liebestätigkelt heran treten. Fastenzeit rst «ine Zeit des Ernstes. Hellhöriger und jcharssimuger soll die Seele jein. Sie soll nicht hinweggleiten nn AlltagSgejage über die Stimmen des Jammers und die Bilder des Elends, die man so leicht achtlos nicht wahrnimmt. Einmal im Jahre sollen wio bereiter sein -um Helsen und Geben: Wir sollen die Frücht« der Entbehrungen und Einschränkungen, die uns die Fasten zeit auferlegt, wandeln zur Spende für die armen und be dürftigen Glaubensgenossen. Liebgewohnte Wünsche und Liebhabereien sollen wir vorübergehend opfern als Almosen der Entbehrung. So Hinterleger wir Schätze, die kein Gold aufwiegt. So folgen wir dem Wort der Bischöfe,- das in der Karitasopferwoche an uns ergeht. Thealer un- Musik 3. Beethoven-Abend des Tentsche» Arbeiter-Sänger bundes. Im Volkswohl-Saal spielte Franz Wagner- Sonaten (Pathetique, Werk 13, G-Dur, Werk 79 und Cis-Moll, Werk 27, Nr. 2>, das Andante favori, den Türkischen Marsch aus „Die Ruinen von Athen" und Ecossaisen. Mit der Pathetique und der Cis-Moll-Lonate, die man in wenig geschmackvoller Form zumeist als „Mvnd- schcinsvnare" bezeichnet, hatte Wagner zwer typische Sona tenformen Beethovens gewählt und mit der Sonate in G-Dur zeigte er, wie sich Beethoven auch in kleineren Ausmaßen als Meister beweist. Das Andante favori und der Türkische Marsch zählen zu den Kompositionen, die eine gewisse Popularität gewönne» haken. Aus den Ecossaisen erfährt man aber, daß Beethoven für schottische, irische und wallisische Volkslieder großes Interesse bekundete, was man aus seinen Bearbeitungen ersieht. Sv gab Franz Wagner schon in der Zusammenstellung des Programms ein kleines und mtereisantes Charakterbild von dem Schaf fen des Bonner Meisters. Wagners Qualitäten als Pianist sind a» dieser Stelle schon des öfteren gewürdigt, so daß wir uns diesmal mir den gegebenen Feststellungen beschränke» können. Er fand reiche» Beifall. Schade, daß die Veran staltung nicht besser besucht war. —ist— Die Komödie brachte in Scribes „Glas Wasser" eine Neubesetzung der Abigail durch Eleonore Warstei ». Die Rolle ist neben jenen ungleich dankbareren der Herzogin und der Kö nigin die schwierigste im Stück. Ein kleines Bürgermädel zuerst shop girl im Iuwelengeschäst, dann Leutnantsliebchen und zuletzt ungewollt und doch bewußt Instrument der hohen Politik, -. h. also Werkzeug für den Boudoirzauber gekrönter und gehörnter Häupter, dazu Gegenspielerin -er Körner, das ist sicher keine ganz leichte Aufgabe. Fräulein War stein saus sich nach an fänglicher allzu großer Naivität später besser in ihre kompli zierte Rolle. Die geschäftige Psissigkeit einer königliche» Ver trauten und die Politik der eigenen Liebe zu ihrem kleinen Leutnant lag ihr sichtlich gut. Uebrigens, so zackig preußisch waren auch die jüngsten Leutnants von Marlboroughs Armee nicht wie das Herr Wohlbriick markierte. Glänzend wieder, wie die Körner ohne Worte spricht. Und köstlich, wieviel Geist und Witz ein einziger Akt Scribe enthält; mehr jedenfalls, als sich ans einem Dutzend sog. moderner Lustspiele beim besten Willen auspressen läßt. E. Dresdner Lichtspiele Usa-Palas» Bnstcr Kraton» »er Eowboh. Harmlose Heiterkeit vermittelt das Programm diese« Woche. Da ist einmal Buster Kraton, den wir ans „Bei mir Niagara" und aus feinem Matrosrn-Film noch in bester Erinnerung haben. Diesmal wird er Cowboy und volkbringt mit einer ebenso hübschen wie gelehrigen Kuh allerlei Heldentaten. „R iffund Ra s f , m Weltk r: e g e" ze-gr den Krieg ans der Froschperspektive zweier unfreiwilligen amerika nischen „Freiwilligen". Dieser Film hat nichts mehr von Kriegshetze an sich und zeigt lediglich, daß Läuse, Arrest und „Hcidenzwieback" ans beiden Seiten der Front vor handen waren. Ienkrum-Vichtsplele „TaS F-assadengespensi" Dieser Film besitzt auch Porzüge; die Güte der photo graphischen Ausnahmen und die glänzenden artistischen Leistungen Alfred Tora es. Die Handlung ist sehr originell, sie schildert die Geschichte eines verwechselten Pale tots und tollen Verfolgungen dos vermeintlichen Diebes». Ueber Häuser -und Omnibusdächer geht die Jagd und ende» vor einer Trepvo, deren 125 Stufen zu einem tiefer gch legenen Stadtteil führen. Aber auch diese Stufen sind kein» Hindernis für den gewandten Artisten — kurz entschloss«^ fährt er auf einem Rade die Treppe herunter und kani,