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Die Gliederung des Reiches Fortsetzung -er großen innerpoliiischen Aussprache im Reichstag Eine zweite Rede -es Neichsinnenministers verbänden, die wir oben geschildert haben, zusammen- schlossen, um auch praktisch eine Macht zu bilden. Um auch wirklichalsEr neuerer auftreten zu kön nen — um die nötige Autorität zu besitzen? Um ihrer Sache noch einen recht erhebenden Anstrich zu geben, wurde so osl wie möglich „von dem großen Kriegserleb nis" gesprochen, wovon diese Jugend ihre gewaltigen In spirationen erhalten haben wollte. Sie hatte damit Er folg, denn diejenigen, die wirklich diesen Krieg in sei ner ganzen tödlichen und verderbenden Gestalt erlebten, schwiegen beschämt, weil sie ihr Innerstes nicht zu einer öffentlichen Reklamehalle mache» wollten. Und so wuch sen viele venneintliche Erleber heran und eroberten sich Einslutz und Gewalt. Die besonnene Welt war zu sehr von allen möglichen anderen Dingen und Sorgen eingenom men, als datz sie dem gefährlichen Spiel Einhalt geboten hätte. Es wird noch einer geraumen Zeit bedürfen, bis diese Verherrlichung der Jugend ihr Ende genommen hat und viel Schaden wird in dieser Zwischenzeit noch angerichtet werden. Ist es darum nicht wahrlich an der Zeit, endlich viel mehr das Wesentliche für die Jugend herauszu- schälen und alle Erziehungs-, Ausbildungs- und Begeiste rungsarbeit an der Jugend in Vereinen und Verbänden, in Organ!imionen und Gewerkschaften auf dieses wesent liche einzustellen. Was ist dieses Wesentliche? An allen großen Bewegungen ist irgendetwas wahres, irgend etwas, das des Nachdenkens werti st. Auf der Rechten redet man von der vater ländischen Idee, auf der Linken von der sozia- l i st i s ch e n, die wir hier einmal im letzten Sinne als die soziale deuten wollen. Beide Ideen werden — wie bereits gesagt — auf beiden Seiten falsch verstanden, sind aber grundsätzlich und richtig genommen, als überaus hoch zu bewerten. Und beide Ideen kommen sich eigentüm licherweise sehr nahe, sie gel>en bei ganz genauer Be trachtung sogar ineinander über. Mit dem Schlagwort vaterländisch hat man vor allem die Jugend erfassen wollen. Und keine Phrase ist häufiger von echter Vaterlandsliebe entfernt, als diese. Liebe zum Vaterland — was ist das? Was bedingt diese Liebe? Derjenige, der seinen Acker bebaut, der irgendein Stück Boden, — vielleicht ist es sein Garten, — gräbt and bepflanzt, aus datz er Früchte bringe, der vergrößert jein Vaterland, der schenkt Deutschland ein Stückchen guter, fruchtbarer Erde. Jeder Garten, den wir bepflan zen. jedes Feld, das wir bepflügen, ist eine Gabe, die wir D e n t s ch I a n d sche n k e n. Und derjenige, der s i ch selbst bildet, der sein eigenes Blut und seinen eige nen Geist in die ewig harmonische Form dieses Lebens bringt, - der in mühevollen Stunden mit seinem ganzen innersten Wesen höher hinauf zu dringen sucht — dieser B i I d n e r s e i n e r s e l b st schenkt seinem Deutsch land ebenfalls eine große, seilte größte Gabe: die Kraft seines eigene», g a n z e n I ch s. Und ganz allgemein ge sprochen: Wer seinen Beruf erfüllt, und außerhalb dieses Berufes möglichst den eigenen Menschen bildet — der schenkt dem Vaterland Güte r. Und er allein liebt sein Vaterland in d e r T a t. Solche Gesinnung aber ist zugleich schon sozial. Wahrhast sozial — indem sie materielle wie geistige Gü ter nicht nur für sich, sondern auch für andere schasst, — anderen zur Verfügung stellt. Hier vereint sich die vaterländische und die soziale Idee. Und wenn wir von einer „vaterländischen Pflicht" und einer „sozialen Notwendigkeit" reden wollen, dann liegt sie hier. Hier und nirgends anders. Und es ist durchaus keine vaterländische noch soziale Pflicht, sich einem „Bund" anzuschließen, sich einen Helm zu Kausen oder in großen Umzügen tüchtigen Rumor zu machen, oder gar ohne Not, sich totschietzen zu lassen. Alan sage der Jugend die Wahrheit und weise sie aus die u n v e r g i s t e t e n Quellen hin, an denen sie dürstend trinken kann. Dabei ist cs selbstverständlich, datz eine wirklich höherstrebende Jugend auch in gewissen Ver einigungen, die aus weltanschaulicher Basis ste hen. sich sammeln dürfen — ja sollen. Und wahrlich, sie könnten aus dem Bekenncrmut der Gegner lernen. Aber sie müssen erkennen, datz alles äußere Tun und Komödienspiel nicht allzuviel bedeutet, sondern datz der einzelne Mensch in der wirklichen fruchtbringenden Einzeltat des Alltags seinen letzten Zweck er füllt. Zu solcher Lebensauffassung zu erziehen, wird in erster Linie immer Aufgabe des Elternhauses sein. Bon hier aus kommt der eigentlich bestimmende Strom in den Kreislauf des jugendlichen Blutes. Dazu aber treten die anderen Faktoren: die Schule, die kirchliche Autorität usw. Und nicht zuletzt: der Einsluß des Freundes auf den Freund. Wirken diese Faktoren zusammen, so wird es erreicht werden, datz überall in allen öffentlichen und pri vaten Betrieben, in Fabriken und Bureaus und anderswo einzelne am Werk sind, die auch trotz ihrer Jugend sich nicht scheuen, sich zu dem zu bekennen, nzgs sie innerlich sein wollen, und die auf Grund ihres Cha rakters dem Gegner mehr einen Gegenbeweis bieten, als alle lärmenden Wortkrawalle. Aus dieser Jugend aber werden die Männer erwachsen, die ganz und g ar wissen, was sie wolle n und nicht die betrü benden ewig hin und her schwankenden Bilder von Men schen bieten, die sich nicht traue» etwas zu sein oder ja nirgends anstotzen möchten. Aus die Haltung des Ein zelnen innerhalb seines alltäglichen Wir st u n g skreises kommt es also an. Sie können eine Macht verkörpern, die zwar geheim und still arbei tet, die aber umso gewaltiger in ihren Auswirkungen ist. Mit äußeren Gegendemonstrationen gegen „Rote" und „Vaterländische" ist nicht viel geholfen. Demonstra tionen reizen immer zum Widerstand. Es wäre gut, wenn wir in Deutschland die jetzigen österreichischen Wahlkämpfe, in denen die Jugend eine be deutende Nolle spielt, zum Anlaß nähmen, nicht allein über Partcidemonstrationen und Wahlszenen lang und breit zu berichten, oder die Häßlichkeit des roten Schutz bundes mit allen Künsten nachzuweisen — zur Abwehr die ser Roten sorgt schon die österreichische Presse allein — sondern das Problem einmal gründlich anzufassen. Ge ben wir der Jugend eine bessere Idee als die der Selbstverherrlichung. Solange ihre Vergöttlichung so weiter geht, wie sie 1!118 angehoben hat, solange wird sich diese Jugend notwendigerweise zu irgendeinem Radika lismus schlagen. Und es hilft nichts, datz wir dann nach her auf diesen Radikalismus das Feuer des Himmels herabwünschcn. I. A. Berlin, den 10. Mürz. Der Reichstag hat gestern die Beratung über den Haushalt des I n n e » in i» i st e r i u in s fortgesetzt. Da bei stand die Gliederung des Reiches im Mittelpunkt der Erörte rungen. Der Gegensatz zwischen Föderalismus uns U n i la r i s m u s, der sich schon am Donnerstag zwischen dem Redner des Zentrums »Hd dem der Deutsci>eii Volksparlei gezeigt hatte, kam nun zwischen Bayrischer Volksparlei und Demokraten »och schmier zum Ausdruck Der Innenminister, der schließlich Stellung nahm zu der i» der allgemeinen Debatte vorgeörachlen Kritik, vermied cs sorgfältig, auf diese Kernfrage cinzugehen. Slbg. Koch (Dem.) stellte zunächst eine staatsrechtliche Erörterung au uns meinte, ras Legitimitätsprinzip sei von der Rechten aus-gegeben worden in dem Augenblicke, als man sich auf den Boden der Tatsachen stellte. Schaffe sich das Volk wieder einmal ein Kaisertum, io sei das jedenfalls nicht legitim. Wie sich die Rechtsparteien niit der Außenpolitik abgesnnden Hütten, so würden sie sich auch mit oer Republik obfinde». Daß der Innenminister die S o n v e r ä n i t ä t d e r Län der anerkennen wolle, sei entschieden zu verurteilen. Jeder Reichsminislcr habe die Aufgabe, für die Reichseinheit und -souveränität einzutreten. (Beifall links.) In tausendjähriger Geschichte sei keine Spur von gesundem Föderalismus zu ent decken, sondern nur fürstlicher Partikularismus, der das Reich nach außen schwächte. Bismarcks Bundcsrat sei kein födera listisches Organ, sondern nur der Schild der Kaisergewalt gegen über dem Reichstag gewesen, wie der Reichstag der Schild der Kaisergewait gegenüber den Länoern war. Und wie stehe es mit der Slamineseigenart? Waiöeck besiehe aus 25 000 Nieder sachsen und 25 MO Hessen, die einander kaum verständen. Halte mau es sür richtig, daß Preußen polizeilich aus Bayern aus- gewiese» werden könne, daß in Bayern gegen die Reichsver- sassung Titel und Orden eingeführt werden? Zu verlangen sei der Ausbau der Reichseinheit. Seine Fraktion bean trage daher zunächst Einführung der Reichsangehärigkelt an Steile der Staatsangehörigkeit. Alig. Petzotd (Wirtsch. Vgg.) wies ans die große Anteil nahme des Mittelstandes an den Kulturaufgaben hi». Die un günstige Finanzlage des Reiches mache es aber unmöglich, den Forderungen der verschiedenen Parteien ans Erhöhung der Aus gaben zuzustimmen. Am Ausschuß seien bei dem Etat oes In nenministeriums insgesamt 801^ Mill. Mark Ausgaben Uber die ursprünglichen Etaisätze hinaus gefordert worden. Die Wirt schaftspartei hoffe, daß die Amtsführung des neuen Ministers sie ebenso befriedige» werde wie die des alten. Abg. Leicht «Baqr. Pp.) begrüßte es, daß der Minister sich für die staatliche Eigen- Persönlichkeit der Länder ausgesprochen habe. Der sozialdemokratische preußische Innenminister betone sehr nach drücklich die staatliche Eigeupersöulichkeit Preußens. Auch Bayern müsse Achtung vor seinem staatlichen Eigenleben for dern Notwendig sei der Wille, deni Staate zu dienen. Die Staatsforin stehe in zweiter Linie. Wir bekennen uns zum Staat. Wir Bayern bekennen uns zum bayrischen Staat und zum Deutschen Reich. Das Gleichgewicht im Stal Tic Percha,irnnii'N'ii zwischen Regierung und Parteien — Kr arrlei «keiirrei Höhung Berlin, 10. März. Im Reichsiage wurden gestern nachmittag die Ver handlungen zwischen der Reichsregierring und den finanz- sachverständigen Miigliedern der Regierungsparteien über die Balanzierung des NechshaushaltSetats 1927 fortgesetzt. An den Beratungen beteiligten sich von der Regierung der Reichskanzler Tr. Marx, der I-inanzminister Dr. Köh ler, der LandwirtschaslSininister Dr. Schiele, der Wirt- schaftSminister Dr. En r tinS und der Verkehrsnrinöster der K o ch. Die Eratslage ist bekanntlich durch die bisherigen Beschlüsse und Anträge auf Erhöhung der Etatsniittel in oiuer ganzen Reihe von Ausgaben stark überspannt worden. In den Verhandlungen wird versucht, diese gespannte Lage durch Ersp a r nj s s e und A b st r i ch e von den Erhöhungs- ainrägen wieder auszngleichen. An Steuer erhöh« ngc» wird dabei nicht gedacht. Ins besondere könne» wir nach bestimmtester Versicherung der unterrichteten Stellen Mitteilen, daß an eine Erhöhung der Umsatzsteuer nicht gedacht ist und niemals gedacht worden ist. Die Mitteilung eines Berliner Spätabendblattes, die von einer solchen Absicht wisse» wollte, ist vollkommen grundlos. Die Besprechungen zwischen der Regierung und den Parteivertretern zogen sich bis zum 'Abend hin. ES ist be reits gelungen, die Summe de- Defizits bis aus eine» ver hältnismäßig geringen Betrag herabzndrücken. Die Einzel heiten entziehen sich vorläufig noch der Veröffentlichung. Das NeichSsiiianz»iini.stevinm veröffentlicht eine lleüer- sicht der Einnahmen des Reiches an Steuern, Zöl len und Abgaben für die Zeit vom l. April 1926 bis 28. Februar 1927. Danach gingen ein au fortlaufenden Be sitz- und Verkchrssi^uern j,n Februar 875996442 Reichsmark, vom 1. 'April 1926 bis 28. Februar 1927 4 860 494 891 Reichsmark (für das Rechnungsjahr 1926 veranschlagt ans 4 476 Milliarden). Davon kamen an Enr- kvmmensteuern ans im Februar 180 020 148 Reichsmark, vom 1. April 1926 bis 28. Februar 1927 2 124 928 861 Reichsmark (2,1 Milliarden). — An einmaligen Besitz- nnd Verkchrssteuern »ahm Vas Reich ein im Februar 2 538 798 Reichsmark, vom 1. April 1926 bis 28. Februar 1927 45 919 921 Reichsmark (80 Millionen). Im ganzen find an Besitz- und Verkehrsstenern anfgekoinmen nn Fe bruar 878 529 885 Reichsmark, vom 1. 'April 1926 b:S 28. Februar 1927 4 406 414 811 Reichsmark (4,406 Mil liarden). An Zöllen und Verbrauchsabgaben wurden eingenommen im Februar 196 531 050 Reichsmark, vom l. April 1926 bis 28. «Februar 1927 2 225 219 947 RA' (1 959 800 000 Reichsmark). Der Mehrertvag an Steuern, Zöllen und Abgaben betrug im Februar 575 066 004 Reichs mark, voml. April 1926 bis 28.Fcbruar 1927 6 681 854 827 Reichsmark (6 685 188 792 Reichsmark). » Im Zusammenhang mit den Verhandlungen über die Neuregelung des R e i ch s fi n an z a u s g le i ch s, die be kanntlich für Sachsen eine ungünstige Wendung genommen haben, werde» jetzt die Forderungen des sächsischen Staates für die Neberejgnung seiner Stnatsb ahnen an das Reich erneut zur Diskussion gestelitt. Der mit dem Reich abgeschlossene und vom Landtag genehmigte Vertrag vom 1. April 1920, sah eine Abfindungssumme vor, die zu einem Teile durch Ncbernahine der fundierten und schweben den Staatsschulden Sachsens durch das Reich beglichen wurde. Wer die Acndcrnng der Staatsform aus verfassungsmäßi gem Wege erstrebt, ist deshalb noch kein Versassungsbrecher. (Zurufe bei den Soz.j Schauen Sie mich ooch an, sehe ich aus wie ein Revolutilniär? (Heiterkeit.) Von den Beamte» vor langen mir das Bekenntnis znm Staat in dein Sinne, daß er seine Berufstätigkeit in de» Dienst dieses Staates stellt. In der Schnls rage sagte der Minister selbst, er wolle den Eltern geben, was der Eltern sei und den Staate, was de-: Staates sei. Der Innenminister könnte Außenminister werde» so oiploinatisch war das ansgeürückt. (Heiterkeit.) Zur Kon kordatssrage sagen wir: Wir brauchen nicht Trennung von Kirche und Staat, sondern einträchtiges Zusammenleben zum Nutzen des Staates. Abg. v. Ra m in (Nölk.) bekämpfte das parlamentarische System. — Abg. Geschke (Komm.) kritisierte maßlos den Mi nister, von dem er sagte, er erziehe die Polizei zur Mißhandlung von Arbeitern (!). Reichsminister von Keudell beaniwortete eine Anzahl der an ihn gerichteten Anfrage». Weiche Bestimmungen des Republikschutzgesetzes auf recht erhalten werden sollen, werde zur Zeit im Reichsjustizk Ministerium geprüft. Die Rückkehr des Kaisers sei nicht akut. Die Beschleunigung der Einstellung oes M i n i ste r pe n s i o n s- gesctzes liege der Reichsregierung sehr am Herzen. Richt linien über die Befähigung und Einstellung von Beamten würde demnächst das Kabinett beschäftigen. Das provozierende Tragen von Abzeichen durch Beamte im Verkehr mit dem Publikum sei untersagt. Ko n k o r d a t s v e r h a n d l u n g e n haben anläßlich der Regicrungsnenbilbiing nicht stattgesunden. Die Ressorts prllscn die Fragen, aber zu irgendwelchen Verhandlungen mit dem Hei ligen Stuhl ist cs noch nicht gekommen. lieber das P r i va t sch n l w e s e n sind einheitliche Ber- einbarungen mit den Ländern getroffen worden. Sobald die Zustimmung sämtlicher Länder erfolgt ist, werden sie dem Reichs lage vorgelegt werden. Das Enlschädigungsgesetz ist inzwischen ferliggesteitt, seine baldige Durchführung wiro angestrebt. In den nächsten Tagen wird der Entwurf dem Kabinett vorgelegt werden. Am 1. April sollen noch einmal Kinder in die untersten Klassen der Privatschulen ausgenommen werden können. Verwal t ungsrefo r m und Vcrwaltungsabbau sind eine besonders wichtige Aufgabe des Innenministers, die mög lichst balo zum Abschluß kommen muß. Das Problem der Staats angehörigkeit ist völlig befriedigend nur international zu lösen. Bei der nächsten internationalen Privalrechtskonferenz ist eine Erörterung in Aussicht genommen. Selbstverständlichkeiten, wie die Reichseinheit, habe ich gestern nicht ausführlich behandeln wollen, ich konnte aber nicht zugc-ben, daß die Länder ihre Ein- zeistaallichkeit verloren hätten. Zum Schluß waudie sich der Minister gegen von kommu nistischer Seite vorgelegte Photographien, die seine angebliche Verbindung mit den „Wchrverbänden beweisen sollten. Diese Photographien seien Fälschungen. — Außerdem verblieb ein R e st k a u f g e l d, das nach einem besonderen Schlüssel zu berechnen war. Eine Regelung dieser Restkaufschuld, die von unterrichteter S-e:!e auf 800 vis 900 Millionen Mark geschätzt wird, ist bisher noch nicht erfolgt. Eine Einigung zwischen dem Reiche und den beteiligten Ländern konnte in den bisher geführten Verhandlungen nicht erzielt werden. Bei der Regelung des Reichsfi-nanzaiiSgloichs sollte diese Frage endgültig bereinigt werden. Da jetzt auch von Preußen und Bayern ähnliche Ansprüche geltend gemacht werde», wird Sachsen diese Angelegenheit nunmehr mit stärkerem Nachdruck verfolgen. Mor-prozetz Wilms Berlin, 10. März. In der heutigen Sitzung im Mordprozeß Wilms überreichte die Staatsanwaltschaft ein Schreiben dos Chefs der Heeresleitung, Generals Heye, in dem sämtlichen von der Verteidigung dem Gerichte benannten Offizieren, auch dem Obersten v. Bock, die Genehmigung zur unbeschränkten Zeugen aussage erteilt wird. „Dagegen", so heißt es in dem Schreiben weiter, habe ich »ach den Vorgängen oer letzten Tage im gegen wärtigen Prozeß sestzustellen, daß Ossiziere, die zum Prozeß gegenstände dienstlich in irgendwelchen Beziehungen stehen, als Sachverständige nicht geeignet sind, weil sie „aus diesem Grunde Angriffen der Verteidigung ansgesetzt sind, die dem dienstlichen Interejse oer Wehrmacht Nachteil bereiten". General Heye be tont zum Schluß, daß der von ihm benannte Sachverständige, Oberst v. Hammerstcin, über alle einschlägigen Fragen er schöpfend Auskunft zu geben in der Lage ist. Nach längerer Befragung des Zeugen v. Bock über die Bor. gänge in der Spandauer Zitadelle wurde aus Antrag des Rechts anwalts Bloch die Oesfentlichkeit ausgeschlossen. -f Ein Tornado, der zweite innerhalb 48 Stunden, hat in der vergangenen Nacht das nördliche Arkansas heiingesncht. In Grccnsorcst wurden 25 Personen getötet. -f In Lodz hat oie Mitteilung der polnischen Regierung, daß sie zu einer Vermittelung im Textilarbeiter streik bereit sei, falls dieser sofort eingestellt werde, nicht zu einer Ab sage des sür Sonnabend im Lodzer Bezirk angekündigten Gene ralstreikes geführt. s Ter portugiesische Flieger Sarmiento de Beiris und seine Begleiter, die gestern früh 6 Uhr 25 Minuten die Insel Fernando de Noronha an Bord ihres Flugzeuges verlassen hatten, sino gestern nachmittag in Port Hatal (Brasilien) gelandet. .ch Arbeiterentlassungen sind in Laurahütte (Polnisch-Ober- schlesien) vorgemnnmen worden. Die Entlassungen sollen im Zusammenhang mit den Schulkämpfen stehen. Die Angelegen heit ist dem Wojewoden der Provinz Ostoberschlesien vorgetrager worden. ch Der Schiedsspruch im Ruhrbergbau ist Freitagmittag gestillt worden. Der Schieosspruch erhält unter Ablehnung der Vorschläge beider Parteien die Siebenstunüenschicht unter Tage die durch besonderes Abkommen um eine Stunde verlängert werden kann, aufrecht. Der bisherige Mindestlohn ist um 5 Prozent erhöht worden. In der Urlaubssrage sind verschiedene Besserungen entsprechend den Vorschläge» oer Arbeitnehmer getroffen worden. — Die Erhlürungsfrist sür den Schiedsspruch läuft am 21. März ab. ch Wegen Betrugs verhaftet wurden am Freitag in Berlin 19 Personen, darunter mehrere Männer in angesehenen Stei lungen. In allen Fällen sind Sparer des Mittelstandes den Betrügern zum Opfer gefallen. Witterungsaussichten. Wechselnd bewölktes, etwas zur Un beständigkeit neigendes Wette. 'Mild, auch im Gebirge meist Wärmegrade. Schwache bis mäßige Winde aus vorwiegend westlichen Richtungen. < Die Beratung oes Innenctats wird heute abgeschlossen.