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Sonntag, den 20. März 1927 Unterhaltungsbellas« Nr. 66.- Seite S Europas gewaltigste Slaumauer Die neue Our-Talsperre in Das Our-Talsperren- und Wasserkraftprojekt, das an Grosze und Genialität in Europa unübertroffen da steht. wird nach seiner Ausführung Deutschland und der Eifel wieder den Ruhm zurückgeben. diegrötzteTal- sperreE uropas zu besitzen. Die an Niederschlägen außerordentlich reiche Eifel bildet mit ihren tief einge schnittenen Tälern und deren großen Längsgefällen schon lange Zeit das Ziel der Talsperren- und Wasserkraft, bauer. Auf Grund einer behördlichen Anregung weit blickender Art wurde vor vier Jahren eine Studiengesell- schaft zum Ausbau der Eifelwasserkräfte gegründet. Man envartete. daß die eingehenden wirtschaftlichen und tecl). nischen Untersuchungen dieser Gesellschaft praktische Er folge zeitigen würden. Während man zuerst daran dachte, einen Bauplan auf Grund einzelner, geteilter Ge- fällstufen in kleinen Ausbauten aufzustellen, ging man später von diesem wirtschaftlich nicht sehr günstigen Ge danken ab und befaßte sich mit der Projektierung eines großzügigen Werkes, das nur ein einziges, doch bedeu tendes Flußgefälle nutzbar macht. So entstand der Ent- wurf für eine Riesenstaumauer, die nordwestlich von Trier zwischen Luxemburg und Preußen das tief einge schnittene Tal der Our abriegelt und in ein langgestreck tes Staubecken verwandelt. Die hier gespeicherten Was sermengen werden zur Erzeugung von elektrischer Ener gie einem Wasserkraftwerk zugeführt, das bezüglich der ingenieurtechnischen Ausführung in Europa nicht über- trossen ist und sich durch seine Betriebstechnik von ähn lichen Anlagen grundsätzlich unterscheidet. Außergewöhnlich beachtensivert ist in baulicher Hin sicht die 86 Meter dicke und 106 Meter hohe Sperrmauer, die einen See von 41 Kilometer Länge und 800 Millionen Kubikmeter Fassungvermögen auf staut, wobei alle zwischen Deutschland und Luxemburg bestehenden Straßen der Zerstörung anheimfallen. Fer ner verschwinden fünf Dörfer und zahlreiche Gehöfte in den Fluten dieses gewaltigen Stausees, die auf den Rand höhen des Ourtales neu erstehen werden. Doch diese Umsiedlung dürfte den Bewohnern willkommen sein, da die überschwemmten Gebiete größtenteils wegen Unwirt lichkeit und Unfruchtbarkeit für die Landwirtschaft fast wertlos sind. Der Verkehr wird nach Fertigstellung des Bauwerks mit Wagen über die Staumauer und weiter oberhalb durch Dampffährboote über den Stausee geführt werden. Zudem ist auf preußischer Seite die Anlage einer Grenzeisenbahn das Sauer- und Ourtal aufwärts bis an den Fuß der Sperrmauer vorgesehen, die auch be reits zur Herbeiführung der Baumaterialien Verwendung finden soll. Unterhalb der Hauptsperre wird in der Our ein zweiter, kleinerer Stausee angelegt, der zunächst als Ausgleichbecken für die im Turbinenhaus verbrauchten riesigen Wassermengen dient. Weiterhin ist diese Tal sperre dann auch als Vorratsbecken gedacht, dessen Was ser man gegebenenfalls durch mächtige Pumpwerke in den großen Stausee zurückpumpt, um es später nochmals durch die Turbinen laufen zu lassen. Die wirtschaftliche Stärke der Gesamtanlage beruht also darin, daß man den in der Nacht nicht absetzbaren Strom zum Zurückpumpen des tagsüber von den Tur binen verbrauchten Wassers aus dem kleinen Stausee in das Hauptbecken benutzt. Außerdem soll durch einen Derbindungsstollen noch Wasser aus der Sauer und an dern Flußläufen zugeführt werden. Während bei Kraft anlagen, die mit Talsperrenwasser gespeist werden, das Turbinenhaus sich gewöhnlich am Fuße der Mauer be findet, lieg^ es hier weiter unterhalb hinter einem Berg- uücken, den die Our im Halbkreis umfließt. Unter Um gehung dieser Flußschleife und der sich ergebenden Er höhung des Druckgefälles wird das Wasser in günstigster Weise mittels ungewöhnlich kurzer Rohrleitung über den eingekerbten Berg unmittelbar aus dem Staubecken in das Kraftwerk geführt, das für eine Leistung von 600 000 Kilowatt gleich 850 000 PS. ausgebaut ist. Die ser Strom wird durch eine 200 000-Boltleitung nach dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet und anderen Ver- brauchsstellen übertragen. Es ist interessant, hier zum Vergleich das Walchensee werk zu erwähnen, das als Spitzenkraftwerk eine Gesamtleistung von 168 000 PS. bei nur 160 000 Millionen Kilowattstunden Iahres- erzeugung besitzt. In gleicher Weise wie diese Anlage soll der im Ourkraftwerk gewonnene Strom zur Deckung des Spitzenbedarfs der rheinischen und westfälischen Kraftwerke sowie großer Teile von Hessen und Hessen- Nassau verwendet werden. Die Stromableitung ist dann ferner nach dem Westen vorgeselien. also nach Luxem burg, Frankreich und auch nach dem nördlich gelegenen Belgien, so daß für die ungewöhnlich großen Energie- mengen auch ein vielseitiges und umfassendes Absatz gebiet zur Verfügung steht. Der Kostenanschlag des gesamten Ausbaues sieht die Summe von 125 Millionen Mark vor: demnach ergeben sich für ein Kilowatt eingebauter Maschinenleistung 200 Mark, eine Zahl, die im Vergleich zu den Kosten eines Dampfkraftwerkes als außerordent lich günstig zu bezeichnen ist. Heute rechnet man für die Anlage eines Dampfkraftwerkes 300 Mark pro Kilo wattleistung: hierzu kommen noch die beständigen Ko sten für Be chaffung der Kohle. Das Eifelkraftwerk wird imstande sein, Spitzenstrom ür 4 Pfg. pro Kilowattstunde zu erzeugen. Reben die- er wirt chaftlichen Großtat, die unter anderem eine grö ßere Abhängigkeit von der teuren Kohle nach sich ziehen wird, erwartet man auch von der Ourtalsperre einen Mosel zu bändigen Hochfluten Dazu sind" vielmehr überall an den verschiedenen Stellen des Niederschlägsgebietes dieses -er Eifel zur Elektrizitätsversorgung -er rheinischen un- weslfülischen In-us»rie Don F. Nellitzen Flußlaufs Stauwerke in geeigneter Weise zu errichten. Um wie große Wassermengen es sich bei dieser Aufgabe handelt, zeigt am deutlichsten der Umstand, daß der Stau- tnhalt aus der Ourtalsperre allein genügen würde, eine Stadt von zwei Millionen Einwohnern länger als zwan zig Jahre mit Wasser zu versehen, eine Möglichkeit, die übrigens in ihrer Art bisher in Europa einzig dasteht. Neben der wirtschaftlichen Nutzwirkung der etwa 5 Jahre währenden Bauzeit, die sich in erster Linie auf die heute so außerordentlich wichtige Beschäftigungsmöglichkeit vie ler Erwerbslosen erstreckt, mögen nach der Fertigstellung und in Folgezeit alle Hoffnungen, die man aus den Zweck der Anlage setzt, nämlich preiswerte und beständige Elek trizitätsversorgung der verschiedenen Industriegebiete, voll und ganz erreicht werden. Die Inangriffnahme der Bauarbeiten ist noch für dieses Jahr vorgesehen und man erwartet, daß schon in etwa drei Jahren ein Teilbetrieb der Kraftanlage ausgenommen werden kann. Entnommen dem Heft 10 der „Te chn i k fii r A l le" Monatshefte für Technik und Industrie. Franckhs Tech nischer Verlag, Dieck u. Eo., Stuttgart. Humorvolle Geschichten Etwas über die Null Die Null ist die behäbigste und die bequemste unter den Zistern, da sie sich nie mit Bruchteilen herumärgert und den Eindruck hervorruft, als wäre sie nicht ein allzu gescheites, phlegmatisches Menschenkind von bemerkens wertem Leibesumfang. Könnte man aber von dem Ge müt der Ziffern reden, so müßte man der Null den Preis der Gutmütigkeit zuerkennen. Denn sie macht sich durch aus nichts daraus, für ein „Nichts" gehalten zu werden, und hängt sich gern einer jeden Zahl an. Bei ihrer in neren Hohlheit ist sie stets von bestem Aussehen, und man darf sagen, daß die Null unter allen Zistern die jenige ist. die am üppigsten gedeiht. Darum sagt auch der Berliner Humorist Julius Stettenheim: „Die Eins ist mager, die Null ist rund." Die „Fliegenden Blätter" schrieben einmal: Wer Wert besitzt, ist gern allein Mit sich und den Gedanken sein Auf allen Lebenswegen: Doch eine „Null" hat dessen bang, Ja, eine Null fühlt stets den Drang, Sich andern anzuhängen. Bei alledem aber ist die Null eine überaus wichtige Ziffer von geradezu fürstlicher Macht. Denn sie hat es in ihrer Gewalt, eine Geringfügigkeit zur Größe heraus zuputzen. Sie gleicht einem unbedeutenden Mädchen, mit einem respektablen Geldsack, wie ihn ja ihre Form schon deutlich verrät! Wer die Null heiratet, gehört min destens zu den Zehnern, wird aber auch zuweilen einer von den oberen Zehntausend. Ein witziger Kopf sagte, die Null sei wie alle Frauen: Erst wenn sie sich mit einer Zister verbunden habe, gelte sie etwas vor der Welt. Und doch bleibt die Null immer eine Null, ob sie nun eine Verbindung eingeht oder nicht! — Jedenfalls aber ist sie in der Ehe stets die — bessere Hälfte, obgleich sie immer hinten antritt und bei aller Gemütlichkeit das Maß oft genug voll macht. Aber die Null ist auch schon mit der Idee des „Zu kunftsstaates" in Verbindung gebracht worden. Der Hamburger Spruchdichter Alb. Roderich sagt: Es soll uns mal ein Staat beschert sein, Da sollten die Menschen gleich viel wert sein. Das wär' möglich in einem Falle allein: Es müßten alle — Nullen sein. Gewiß mit der Redensart: „Er ist eine Null", be zeichnet man einen Menschen von geringer geistiger Fähigkeit. Da aber die Dummen oft das größte Glück haben, kommt die Null spielend leicht zu Ansehen und schafft im Handumdrehen Millionen. Eine solche lange Nullenreihe macht freilich dann den Eindruck einer ge wissen Protzigkeit, aber sie imponiert. Und das Impo nieren ist doch sicherlich heutzutage etwas wert Uebrigens wäre es töricht, wenn man sich über das Vor handensein der Nullen ärgern wollte, denn die Be schränktheit dieser hübschen runden Dinger trägt ja nur dazu bei. den übrigen Ziffern Ansehen und Wert zu ver leihen. Der Spruch Otto Prombers lautet: Die Dummheit dieser Welt zu tadeln, Fällt keinem wahrhaft Klugen ein, - Denn wenn wir keine Nullen hätten, So könnt' die 1 nicht 100 sein! Wir haben also Ursache, mit der Existenz so vieler Nullen zufrieden zu sein, und sollten es uns so gemütlich wie nur möglich in der Gesellschaft der Nullen einrichten. ..Du, Daker .. Ein wißbegieriger Junge fragt seinen Vater auf einem Spaziergang: „Du, Vater, trinken die Ent'n au Wasser?" „Weiß nich!" „Du, Vater, Ham d' Igel au Flöh'?" „Weiß nich!" „Knabe: „Du, Vater! Warum scheint d' Sonne in der Nacht nich?" „Weiß nich!" Knabe: „Du, Vater! Warum Ham ü' Fraun kei Bart?" Vater (wütend): „Jetzt hör mal uf mit beim sau dumme Vater!" Knabe: „Du. Vater, wo is auch immer der Wind, wenn er nich geht?" Eine unvermukeke Erklärung Ein Vater war mit seinem Sohn in Warnsdorf in einem befreundeten Hause zu Besuch. Nachdem, den Be- suchern Tee vorgesetzt worden war, beging der Kleine die Ungeschicklichkeit, seine gefüllte Teetafse umzustotzen, so daß die Flüssigkeit die Hälfte des Tischtuches näßte. Der Vater hielt dem Kleinen eine kleine Strafpredigt und bemerkte unter anderem: „Kannst du denn nicht etwas vorsichtiger umgehen?. Du bist ein kleines Fer- kel! Weißt du, was ein Ferkel ist?" Der Vater hatte keine Ahnung, daß dieser herbe Vergleich ihm selbst un angenehm werden sollte. Der Kleine antwortete nämlich treuherzig: „Was ein Ferkel ist? Nun. ein Schweinchensohn." — Alle Anwesenden lachten, nur der Vater kaute verlegen an seiner Pseifenspitze. Aus einem Romane „Nachdem die Gräfin den verhängnisvollen Brief gelesen hatte, stützte sie den schönen Kopf einen Augen blick in die Hand und warf ihn dann zornig in das lodernde Kaminfeuer." Ein Konfusionsrak Ein hochgelehrter Universitätsprofessor trifft mit einem lange nicht mehr gesehenen Jugendfreund zusam men. „Ach sieh da," ruft er ihm entgegen, „wie freut es mich. Sie nach so langer Abwesenheit wieder vor mir zu haben! Was macht denn Ihre Frau Gemahlin?" „Ich bin ja unverheiratet, Herr Professor!" „Ach so — richtig, — ich glaubte doch ganz bestimmt — Hm! — aber was ich sagen wollte: Wie lange sind Sie denn schon unverheiratet?" Militärische Geistesblitze Unteroffizier Knöchel übernahm eine Anzahl Ein jähriger zur Ausbildung und erkundigte sich zunächst nach deren Verhältnissen. „Sie da auf der Ecke — nicht wahr, Röde heißen Sie — Sie sind auf der Universität — na, wie sagten Sie doch?" „Immatrikuliert." „Nun ja, ja — ganz richtig — wir sagen einfach ge- impft. Und Sie da im folgenden Glieds — was sind Sie?" „Ich studiere Chemie." „Aha, Sie sind also Fleckenreiniger: wozu denn im mer die Fremdwörter! Und der Dritte da mit dem Kraushaare — Name!" „Ich heiße Pimpin." „Sonderbarer Name. Und was sind Sie?" „Ich bin Privatdozent der Philosophie!" „So. schon wieder ein Deutschverderber. Warum sagen Sie nicht einfach Hauslehrer? Und der Vierte im Glieds — Sie heißen?" „Müller!" „Und sind?" „Ich bin erster Assistent an der ophthamologischen Universitätsklinik" (Augenklinik). „Waaas? Na. hören Sie mal, wenn Sie bis morgen nicht etwas 'sind, was ich aussprechen kann, dann laß' ich Sie drei Tage einsperren. Verstanden? Und Sie da, der Fünfte im Gliede? Name!" „Ich heiße Zeus und bin Doctor juris utriusque." „Wa—as? Sie sind Doktor? Na, vielleicht Vieh doktor?" „Nein, Herr Unteroffizier, das Doctor juris utriusque bedeutet Rechts-Kandidat." „Aha, ich verstehe jetzt, Sie sind also, wie man In un serer Heimat sagt. Ferkelstecher. Aber nu hören Sie mall Warum müssen Sie denn wieder auf französisch sagen, was Sie auf deutsch ausdrücken können? Ja, ja. so sind diese aufgeblasenen Einjährigen alle! Wollen stets von höherer Bildung schwatzen und doch besteht ihre ganze Bildung nur in der Rostbildung des Gewehres, haben! stets das Maul voll französischer Fremdwörter und sind dann, wenn sie einen Tag aus der Kaserne waren, dis reinsten Republikaner. Aber warten Sie nur, ich werde Sie schon begreiflich machen, daß zwischen Theorie und Praxis doch ein großer Unterschied ist." Meschuggene Sprach' »Ich geh auf der Post. Herr Löb." — „Es heißt: auf die Post!" Salb) merkt es sich, und als er zurückkam,! sagt er stolz: „Ich komme von die Post, Herr Lob", „Simpel, es heißt von der Post!" — „Meschuggene, Sprach'", entgegnete Sally, „auf'm Hinweg heißt sediG P o st, auf m Heimweg heißt se der Po st." Sie schließt von sich aus andere. „Ach, lieber Emik, was fängst du an, wenn ich sterben würde?" — „Wahr scheinlich dasselbe wie du." — „Da sieht man wieder, was du für ein Schuft bist." Nach Pferdekrästen. Ein Bauer macht dein andern den Begriff „Pferdestärke" verständlich. Nachdem er es getan, fragte der Unwissende von neuem: „Un was hoaßt! dös, e sechspferdiges Automobilst?" — Der andere Kanal es plastisch erläutern: „Dös is a so, wenn's stecken bleibt» nacha bvauchts akrat sechs Pferd, zum derziagn."