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Sächsische Volkszeitung : 16.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192703167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270316
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-16
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.03.1927
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«ilswo«-. 1«. Mürz 5o2iawolMfOe Umschau Rümmer M Sette 9 Der Reichsarbeilsminister verlrttt das Arbeilszeilnolgesetz Das Notgeietz über die Arbeitszeit hat in den Verhandlungen über den Haushalt des Reichsarbeits- ministeriums, welche die ganze verflossene Woche ausgefüllt haben, eine große Rolle gespielt. Der Reichstag war sich darin einig, daß eine eingehende, die Einzelheiten des Gesetzes behandelnde Aussprache erst möglich sein würde, wen» der Entwurf de» Reichsrat passiert habe und an den Reichstag gelangen würde Der Reichsarbeits mini st er har es aber für wertvoll gehalten, wenigstens einige grundlegende Gesichtspunkte über das Notgesetz als Ant wort a»t die Klagen der Etatredner in seiner zweiten Rede zum Etat zu geben. Wir geben diese bedeutsamen Ausfüh rungen »ach dem amtlichen Stenogramm hier wieder: In der bisherigen Verhandlung ist dann auch die Arbeitszeit und in Verbindung damit das ArbeitszeitnoL- aesetz oft berührt worden. (Abgeordneter Graßmann: Wann kommt es?) - Ich hoffe ,ehr bald Herr Grabmann, es >oll an mir nicht fehlen. Eine eingehende Aussprache über das Arbei-tszeilnotgesetz ist zur Stunde meines Erachtens noch verfrüht. Wir werden Gelegenheit genug dazu habe», wenn die Vorlage vorliegt, und wir dann in Verbindung mir dieser Vorlage auch die anderen Antr-äge aus dem Hau'e beraten werden. Ich möchie aber doch zur Klärung der Goamtsituation aus diese,» Gebiete und auch zur Be handlung, die das Arbeitszeitnotgesetz bereits heute in der Pre'se findet, wenigstens einiges grundlegend sagen. Es ist wohl allgemein bekannt, daß die Frage einer Abände rung der Arbeiitszeitverordnung von 1923 icho» vor dem Regierungswechsel eine Rolle gespielt hat, und daß unter den damaligen Regierungsparteien bereits eine Grund lage gefunden war, über die unter anderem auch mit der Sozialdemokvati'chen Partei verhandelt werden sollte. Ehe die Verhandlungen jedoch zu einer Rückäußerung von seiten der Sozialdemokratischen Partei geführt hatten, erfolgte ans anderen Gründen, die bekannt sind, der Sturz der Regierung. Als nach zweimonatiger Dauer der Regie rungskrise die neue Regierung gebildet war, war die Frage eines Notge,etzes inzwischen noch vrin gender geworden. Es war daher eine der ersten Amts handlungen der nenen Regiernng, den Entwurf eines Not- gesetzcs vorzulcgcii. Sie !fat sich dabei möglichst an die Grundlage, welche durch die Verhandlungen der früheren R giernngspartricn geschaffen >var» gehalten. Sie ist aller dings zum Teil über diese Grundlage hinaus» gegangen. (Hört! Hört! rechts. — Abgeordneter Schnei der-Berlin: Und zurückgeblieben!) — Nein, hinausgegangen! Andererseits hat die neue Neichsregiernng-von vorn herein betont, daß es sich im gegenwärtigen Augenblick nur um eine vorläufige Regelung handeln könne, um im Rahmen der bisherigen Bestimmungen die bestehenden Miß stände nach Möglichkeit abzustellen. Die endgültige Regelung der Arbeitszeitfrage muß bei ihrer außerordent lichen Kompliziertheit und Schwierigkeit einer eingehenden Durchprüfung vorgehalten bleiben. Daß auch diele Prü fung nicht auf die lange Bank geschoben werden soll, so weit es an der verantwortlichen Regierung liegt, daß sie viel mehr beschleunigt iverden soll, ergibt sich daraus, daß der Entwurf des Arbeirerichutzgesetzes bereits seit Ende des ietzten Jahres dem Reichsrat sowohl wie dem Reichs wirtschaftsrat vvrliegt. Der Hauptzweck der jetzigen Rege lung muß also darin gesehen werden Mißbräuche aus dem Gebiete des U e b er st u n d e » w e s e ns zu be seitigen. Es ist bekannt, daß das Reichsarbeitsminiisterium auch schon auf anderem Wege auf die Beseitigung d'.eser Miß bräuche hingcwirkk hat und daß in letzter Zeit auch schon erhebliche Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht worden sind. Ich brauche nur an den Abbau der Arbeits zeit zu erinnern, der sich im Wege der Taxsfvevhandlungen und des Schlichtungswesens durch mäßigen Arbeitszeiten und durch studenzmchlügeii dauernd vollzieht. Den gleiche» Weg beschreiket Das Los -er Arbeitslosen Merkliche Entlastung -es Arbeilsmarkkes erst ab 1S3«? — Die gegenwürlige Lage in den einzelnen Berufszweigen Herabsetzung der regeli- Festsetzung von Ueber- die Regierungsvorlage, die den U e b e r st u n d e n z u s ch I a g für behördlich ge nehmigte Ueberstunde» zwingend vorgeschrieben hat und den Absatz 3 des Paragraphen 11 beseitigt. Die Regierung ist inzwiichen vor die Frage gestellt worden, ob der Ueber- stundenzuschlag über diese Begrenzung hinaus auch auf tarif lich vereinbarte Mehrarbeit ausgedehnt werde» kann. Die Wirtschaftlichen Folgen, die durch eine derartige Ausdehnung nicht „ur unmittelbar, sondern auch mittelbar hervorgerufen würden, dürfe» sicherlich nicht unterschätzt werden. Trotzdem möchte ich eine Erweiterung der Regierungs vorlage in diesem Sinne nicht von vornherein ablehnen, sondern die Hoffnung aussprechen, daß die weiteren Veri- handlungen eine Lösung auch dieser Frage bringen werden. A»f alle Fälle wird di« Beseitigung der Straf frei Hel» für freiwillige Mehrarbeit, di« die Regierung-» Vorlage vorsieht, von der alllergrößte» Wichtigkeit für die Einschränkung der Neberstundenarbcit sein, und ich muß es bedauern, daß die Kritik an der Regierungsvorlage dies« ganz einschneidende Aendernng in ihrer Bedeutung nichk gerecht gewürdigt ha» Wenn in letzter Zeit gerügt worden ist, daß auf Grund der Arbeitszeitverordnung die Verlängerung der Arbeits zeit in großem Maße auf dem Wege verbindlicher Schieds sprüche herbeigeführt worden sei und darüber geklagt wird, baß dieser Zustand auch durch das Notgesetz nicht beseitigt, werden soll, so schließt die Kritik auch da meines Er achtens über das Ziel hinaus. Jede gesetzliche Arbeitszeiü- regelung wird sich daraus beschränken müssen, gewiss« Höchstgrenzen aufzustellen, innerhalb deren die Fest setzung der konkrete» Arbeitszeit Sache der Parteien bleibt. Innerhalb dieser Grenzen kann die Regelung der Arbeits zeit nicht anders behandelt werden, wie jede ander« Arbeits- vedingung. Es würde ein« sachlich nicht gerechtfertigte Alt-nah»,e sein und sich aufs schwerste rächen, wenn man die Frage der Gestaltung der Arbeitszeit, die dazu noch in unlöslicher Verbindung auch mit der Lohnfrage steht, aus der Tätigkeit der Schlichtungsbehörde n völlig aus ich ließen wollte. Aber, meine Damen und Herren, gaixz unbegreiflich ist es, wenn inan ans der Aufrechtcrhaltung der Verbind- l-ichkeiiserklärung, wie e» in letzter Zeit leider in ckmem Berliner Zeitungsartikel geschehen ist, den Schluß ziehen will, daß die angeblich hinter der jetzigen Regierung stehen den Wirtschaftsmächte sich das Ziel einer Verfassungsände rung stellen, wobei das Gewertschastsgesetz Mussolinis als Vorbild und die Er«chlagung der Gewerkschaften das Ziel seien. (Heiterkeit. — Zuruf: Wo steht das geschrieben?) In einem Blatte, das hier viel gelesen wird. Ich wundere mich, daß Sie es nicht gelesen haben. Ich ineine Vas zeigt denn doch von einer kühnen Phantasie und schießt über die Darstellung des Wirklichen weit hinaus. Wenn man mir etwas Derartiges auch nur von ferne zutrauen wollte, so möchte ich demgegenüber doch feststellen: Sie mögen mir mancherlei zutraue,aber daß ich gewerk- " t ^ <r » e « k -1 n n > Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vcr-anstalltete im Plenav- si-tzungsfaale des Neichswirtschaftsrates in Berlin eine Ta gung über „Das Problem der gegenwärtigen Arbeitslosciii- kri e in Deutschland". Der Direktor im Statistischen Reichs amt, Dr. Platzer, sprach über „Bevölkerungsentwicklung und Arbritsmarkt". Er führte u. a. aus: Zurzeit haben wir unter Einrcchnung der ausgesteuerten Erwerbslose» und der auf Pollarbeits- lose umgerechneten Kurzarbeiter mit insgesamt annähernd 2>,L Millionen Arbeitslosen zu rechnen. Diese Ar beitslosigkeit ist nur in einem geringen Maße auf di« Un gunst der winterlichen Jahreszeit znrückzuführen, in einem immerhin erheblicheren rst fie noch als Konjunktur- Erscheinung zu erklären, ein weiterer Teil ist. ans die Frei setzung zahlreicher Arbeiter durch die Nationalifierungsmaß- nahmen zurückzuführen. Ter Hauptgrund ist jedoch das außerordentliche Anwachsen unserer erwerbsfähigen Br» völkeruag in einer Zeit, in der die Wirtschaft keineswegs die gleiche Entwicklung nehme« könnt-. Di« gesamte Bevölkerung Deutschlands hat seit 1911 auf dem Reichsgebiet zwar nur um zwei Millionen Menschen zngenommen in dem gleichen Zeitraum ist aber die erwerbsfähige Bevölkerung von 15 bis 65 Jahren von 37Vs Millionen auf 12«'7 Millionen gestiegen. Heute muß die deutsche Wir li schst, 7,4 Millionen Erwerbstätiger mehr aufnehmen, als 1907 und über 5 Millionen mehr als vor dem Kriege. Dabei ist eine fortschreitende Proletarisierung zu beobachten. Ti« stark besetzten Geburtenjahrgänge ans der Zeit vor d«m Kriege sind jetzt in das erwerbsfähige Alter eingerückt und haben die mittleren und höheren Altersklassen anschwellen lassen. Ferner sind heute 3,3 Millionen erwerbs fähiger Frauen in ehr vorhanden, als vor dem Kriege. Das Eindringen der Frauen in das Erwerbsleben wird eher noch stärker werden. Bis zum Jahve 193« wird noch annähernd eine weitere Million Erwerbsfähiger zu» wache». Von 1930 ab wird der Zustrom jedoch für fünf Jahre aushören, da dann die Kriegsgeburtenjahrgänge 1915 bis 1919 in das erwerbsfähig« Alter eintreten. Aber die Wirkungen dieses Eintritts der Kriegsgeburtenjahrgänge werden nicht «ine» Rückgang der Gesamtzahl der Erwerbs losen zur Folg« haben, sondern durch das noch weitergehende Anwachsen der übrigen Jahrgänge einen weitgehenden Aus gleich erfahren. Allerdings wird dadurch, daß in den Jahren 1931 bis 1935 die erwerbsfähige Bevölkerung im ganzen konstant bleibt, eine Erleichterung auf dem Akbeitsmavkt eintreten. Tie Betäuipsung der Arbeitslosigkeit dar» aber nicht h i » a n s g c k ch o b c n werden i» der Hoffnung, daß das Arbeitslosenproblem sich nutcr dcm Ein fluß der Wirkungen des Geburtenanssalis einmal von selbst lösen werde. Es müssen vielmehr Mittel und Wege gesucht und gefunden iverde», sie es »er deutschen Wirtschaft er mögliche», auch der vergrößert n Zahl seiner erwerbsfähigen Bevölkerung Arbeit u«v Beschäftigung zu g be». Der Direktor der höheren landwirtschaftlichen Lehr anstalt in Landsberg a. W., Tr. Ries, äußerte sich speziell über die Erwerbslose» i» der Landwirtschaft, wobei er u. a. darlegte: Der Bedarf an gelernten Arbeitern in der Landwirtschaft ist eher gestiegen als gesunken, trotz mannigfacher Rationalisierung. Das beweist ü. a.: daß am 2. Juli 1926 von den sonst sehr viel wechselnden Schweizern nur 648 erwerbslos waren. Di« Zahl der ständig gehaltenen Leute wird im Großbetriebe augenblicklich durch die vor handenen Wohnungen bestimmt. Der zusätzliche Arbcils- bedarf des Sommers wird durch unständige gedeckt. Daß ständige Leute erwerbslos sind, erklärt sich teils durch Austausch dieser gegen aus anderen Berufen kommende Leute, teils auch durch die diesen Austausch erschwerende Wohilungszwangswirtschaft. Eine Vermehrung der unstän digen Leute ist nicht anznstreben, da sie vielfach ständige verdrängen und den Landarbeiter-Wohnungsbau anshalten würde. Eine Vermehrung der ständigen wäre technisch wohl möglich; eS bestehen vielfach gute Möglichkeiten der Melio ration; in vielen Betrieben würde auch Ausdehnung eines mechanisierten Hacksruch lb au cs lohnende Arbeitsgelegenheit ganzjährig schassen. Bei dem jetzigen Kapitalmangel kam: beides nur sehr langsam vor sich gehen; ebenso wie di« Vor aussetzung, die Schaffung weiterer Wohnungen. Betriebs- erweiternngen setz«» Betriebsgewinne voraus. Die Senkung des Zinsfußes, (Konvertierung der Pfandbriefes und die jetzigen Preise der landwirtschaftliche» Erzeugnisse berech tigen zu gewissen Hoffnungen. In seiner Berichterstattung über die Situation im Kohlenbergbau betonte Assessor a. D. Lüttig, stellvertretender Geschäfts führer des Reichskohlenrares, ein Ueberblick über die äugen- Aus dem christlichen Melallarbeiterverban- Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe LH mnitz. Die diesjährige Jahres-Hauptver;,ammlnng d«r Orts gruppe Chemnitz des Christlichen Metallarbeiterverbalides erhielt ihr besonderes Gepräge durch die Anwesenheit eines Vertreters des Hauptvorstandes, Herrn Mauer-Dnis- burg. Aus dem vom Vorsitzenden erstatteten Jahres bericht war zu entnehme», daß die Hoffnung der Metall- arüeiterschaft auf eine wesentliche Besserung der wirtschaft lichen Lage sich im Berichtsjahr nicht erfüllt hat. Der Nen- abichlutz des Manteltariss für die sächsische Metallindustrie habe >m Gegenteil noch eine Verschlechterung gebracht in sofern, als die im Jahre 1925 noch 6 Tage betragenden Ferien für das Jahr 1926 auf 5 Tage hevabgc etzt worden sind. Die von der Ortsgruppe namentlich In der zweiten Hälfte des Berichtsjahres vorgenommene Hausagitation hätte ein noch besseres Ergebnis aufweisen können, wenn sich die Mitglieder in noch größerer Zahl, wie geschehen, an der Werbearbeit beteiligt hätten .— Der Kassenbericht des Kas sierers Kurt Lud wig zeigte unter Berücksichtigung der schwierigeit Wirtschaftslage ein verhältnismäßig günstiges Bild. Die Vor st ondswahl ergab im Wesentlichen di« Wiederwahl der bisher in di«sen Aemtern tätigen Mitglieder. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten blickliche Arbeitsmarktlage im Kohlenbergbau ergebe, daß einige wenige Bezirke zurzeit keine Arbeitslosen haben, wäh rend in den anderen sich die Zahlen der arbeitslosen Berg leute, gemessen an den Belegschaftszahle», trotz großer Ent lassungen in den letzten Jahren in mäßigen Grenzen bewegten. An Hand der Beweggründe für die bisherige Ge staltung der Lage zeige ein Ausblick in die nächste Zukunft, daß, Beibehaltung der bisherigen Arbeitszeit vorausgesetzt» nach Ansicht des Berichterstatters, die BelegschaftskurvS sich etwas senken werde. Bon der Durchführung der neuen Probleme, Ausbau der Gasfernversorgung usw., verspricht er sich keine Erleichterung des Arbeitsmarktes im Kohlen- bergva». Tie veutsche Textilindustrie ist, nach An'icht des Berichterstatters Dr. Otto Frrod ln n d e r, verhältnismäßig spät in den Krisenverlauf hinein gezogen worden. Verhältnismäßig spät auch erfolgen bei ihr die ersten Anzeichen der Wiederbelebung. Die Bedeutung der Textilwirtschaft erhellt daraus, daß bereits 1907 1 001 000 Perionen in der Textilindustrie und 1 222 000 Personen in der Bekleidungsindustrie beschäftigt waren. Die Zahl der beschäftigten Personen in der Textilindustrie ilst inzwichcn auf 1 196 000 gestiegen. In Sachsen sind rund 20 Prozent aller beschäftigten Person«» in der Textilindustrie tätig. Bei eiiein Verglleich der Gewerbezählung des Jahres 1907 mit der von 1926 fällt zweierlei aas: die starke Vermehrung des Prozentsatzes der Angestellten und der verstärkt« Prozentsatz der beschäftigten Frauen. Die Aiigestelltenvermehruiig. die durchschnittlich etwa 10 Prozent gegenüber der Vorkriegszeit ausmacht, dürfte in der vermehrte» Arbeit der Betriebsverwaltungen auf sozial» polnischem, stenkrpvlitische», und allgemein organisatorischen Gebiete gegenüber der Vorkriegszeit ihren Grund haben. Immerhin erscheint es nicht ausgeschlossen, daß auf diesem Gebiete d«r Abbau noch nicht beendet ist. Di« Steigerung des Prozentsatzes der Arbeiterinnen, deren Gesamtheit 680 000 Personen gegenüber 520 000 in der Vorkriegszeit beträgt, ist keine auf Deutschland beschränkte Erscheinung, sondern läßt sich außer für Amerika, für alle anderen Industrie- Staaten ebenfalls Nachweise». Ursache hierfür dürfte zwar auch eine stärkere Mechanisierung des Arbeitsprozesses, vor allem aber di« manuelle Eignung der Frauen für Textil arbeiten sein Nach der ganzen allgemeinen Regel der Vorkriegszeit war, wie F. Paulsen ansführte, die Beschäftigung im Bauwesen stets in Kri'cnzeiten gut stockte aber be. günstiger Konjunk tur. Der Grund dieser Erscheinung li.gt fast ganz in de: für die Kri,is bezeichnenden G e l d f l ll s s: g k e i t. Heute wird der Banmarkt aus öffentlichen Mitteln entscheidend finanziert. Dadurch wird der Konjunktureinsluß ansgo» schaltet, ,a, die Mittel fließen sogar entsprechend der allge meinen Konjunktur. Das Verhältnis ist also uingekichrt. D e Gegenwirkung gegen die heutige Arbeitslos igke-K könnte lehr wohl die strukturelle Milderung, ausgedrückt in hohem Zinsfuß, berückiichlige», indem di« Ansprüche an Langlebig keit herabgesetzt würden, — z. B. durch stärkere Ausnahme des Holzhauses. Die Konjunkturbewegung kann durchaus durch andere Anlagepvlitik der Länder bekämpft werden. Dazu würden wohl 'Anleihen gehören, lieber »re Arbeitslosigkeit »er kausmännischc» Angestellten sprach Staatssekretär z. D. Professor Dr. Julius Hirsch. Er wie» darauf hin, daß die kaufmännischen Angestellten^ einschl. der Büroangestellten, von der „Reservearme e" der Arbeitslosen etwa ein Neuntel bis ein Achtel stellen, obwohl sie kaum ein Zwölftel der Gesamtzahl der Arbeitnehmer darstellcn. Tie sie bedrückende Last der Ar beitslosigkeit sei also etwa 39 bis 59 Prozent größer als beim Durchschnitt aller Arbeitnehmer. Von rund 190 bis 200 000 stellenlosen Angestellten entfallen dabei auf das Handelsgewerbc etwa 45 Prozent. Dies sei zum Teil eine Jnslationsauswirknng, weil damals die Vermehrung der Betriebe das Matz des in normaler Wirtschaft Notwendigen sehr wesentlich überschritten hat. Das HandeUögewerbe hatte noch 1925 gegenüber der letzten Vorkriegszählung im Jahr 1907 die Zahl seiner Betriebe um 62 Prozent vermehrt, während das ganze Gewerbe im Durchschnitt nur eine Be- triebsvermehrung um 14,4 Prozent anfweist- Die Rückbil dung zur normalen Zahsi von Betrieben geht bisher nur sehr langsam vor sich, deshalb sei die ArbeitSliosigkeni im Handelsgewerbe vorerst zweifellos als langfrilstig anzu- fehen. Nach einer ergiebigen Diskuision wurde di« Konferenz geschlossen. Einleitend betonte der Redner, daß die Verkürzung der Arbeitszeit sowohl aus menschliche» und sozialen, wi« auch aus stciatspolitischcn und nationalen Gründen eine zwin gende Notwendigkeit sei, jedoch dürften bei diesen Bestre bungen die jeweiligen weltwirtschaftlichen Ver hältnisse und die Lage der verschiedenen Industrie nicht außer Acht gelassen werden. Der Vortragende kam dann aus di« Rationalisierung der Industrie zu 'prechen und betonte, daß diese neben einer Reihe anderer hier nicht anzuführender Ursachen das un geheure Heer der Erwerbslosen geschaffen habe. Ander seits wurde in vielen Betrieben die stark verringerte Bci- keg'chaft zu einer weit über das zulässige und erträgliche Matz von Uekerstundenarbeit hcrangezogeu. Ti« Kranken- und Unfallziffrrn seien namentlich in der Metallindustrie erschreckend hoch, und noch in dauerndem Steigen begriffen. Auch diese Dinge zwinge» die Arbeiterschaft, auf eine möglichste Kürzung der Arbeitszeit zu drängen. Ein gro ßer Hemmschuh bei diesen Bestrebungen seien die Unorgani sierten. Die Masse der Unorganisierten zu verringern, und — soweit die Metallarbeiter in Betracht kommen — dies« dem Christlichen Metailarbeitervcvband als Mitglie der zuzusühren, sei ein? der vornehmsten Aufgaben eines jeden Berbandsmi'tgliedes. An dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag schloß sich eine rege Aussprache, an der sich neben dem Bc- zirksleiter Girrtz auch Gewerkschaftssekretär Hel deck vom Christlichen Textilarbeitervcvband und «in« Anzahl anderer Mitglieder beteiligten. Nach kurzen Ausführungen Maliers
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