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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192703099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270309
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-09
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Mittwoch» 0«n Marz 192« Mr. Sette 4 Die Karttasarbett in Dresden Die Generalversammlung -es Karilasverbandes — Derichl -es Karilassekrelar»aies Andante Furioso «ltwieuer »ild. *- . von Matilde Weil. „Stauzerl? Ltaiizerl, geh Stanzerl, komm ei» wenig herein," rief Wolfgang Amadeiis Mozart nach seiner Kra». Unwillig öffnete Madame Mozartin ei» wenig di« Türe und steckte ihren Kopf mit den sie keineswegs gut kleidenden Papjerpapilotten zum Türipalt herein. „Was willst denn schon wieder. Amadeerl, weißt ja doch eh, daß ich keine Zerr had! Ich eil ja ins Kärtnertortheater — will mir doch meine Schwester anhören, die Madame Lang«, als Alccste, bin neugierig, ob s' die schwierige Roll trifft!" „Ich weiß, ich weiß, Schayerl, aber mich friert io gvtlesjanimeriich „nd da Hab ich dich bitten wollen, nach-- zuschauen, ob du nicht doch ein paar Stückerl Holz in der Küchel findst?" „Rein. lieber Amabec, nicht ein Sprießerl Holz ist mehr da. und du weißt, der Greisler borgt uns nimmer, bo- vor nicht die alten Schulden bezahlt lind!" „Weiß, weiß ich. Stanzerl. es ist l)alt ein Elend. n>enn man nur ein windiger Musikant ist und sonst nichts! Aber komm her, Stanzerl, jetzt weiß ich, wie ich mir warm mache,, kan», denn das Andante soll heut noch fertig >vev- de„. Seine Durchlaucht, der Fürst Ejzterhazy hat's ja bestellt und der zahlt sofort —, da bring ich noch die Nacht zwei Dukaten nach Haus! Komm Stanzerl. komm helf mir, daß aus dem Andante kein Andante furioso wird! Tanz einmal mit mir um den T sch herum, daß mir warm wiro!" Und Meister Mozart erwischte seine überraschte Frau und .vaizle mit ihr in der Stube herum, bis das Stanzer! außer Atem kan, und Wolfgang Amadeus Mozart sich die erhitzte Stirne trocknen mußte. — „Na. Gott sei Dank, jetzt ist mir ivarm und jetzt kann ich auch das bestellte Andante fertig komponieren!" seufzte der Meister. Seine Frau mußte wider Wille» lachen: „Du bistuup bleibst doch ein großer Kindskopf, liebster Ainaoee'" Dresden Die Ausstellung gegen -en Alkoholismus Di« Ausstellung erfreut sich eines recht gute» Besuches. Schon vor der Eröffnung der Ausstellung fanden fünf Son- derfiihrungen für die Lehrerschaft statt. Unter Leitung von Generalsekretär Arthur Uhlemann, Dr. »,ed. Schaden- dorf, Tr. med. Neubert, Deutsches Hygiene-Museum. Außer dem veranstaltete Direktor Dr. med. Vogel eine Sonder- führnng für Aerzte. Schon am Sonntag, den ersten Ausstel lungstag setzte der Besuch lebhaft ein, der nun noch ver stärkt wird durch den planmäßigen Schulbesuch. Auster den bereits angezeigten Abeiidbortrügen findet am Mitt woch, den 9. März, abends 8 Uhr ein Vortrag von Dr. med. Th. Arndt über Alkohol und Geschlechtskrankheiten statt, u diesem Vortrag haben nur Männer Zutritt. Ai» ienstag, den lO. März, wird 8 Uhr abends Herr Dr. med. Winter über „Alkohol »ud Herz- und Gefäßleiden" spreche». Auch sonst finden nach Bedarf Führungen statt. Eintritt frei! Ablösung -er Markanleihen -es Reiches neuen Besitzes Nach einer Verordnung des Ncichsminislers der Finanzen vom 1. Februar 1927 sind in der Zeit b i s 30. I u n i d. I. alle Markanleihcn des Reiches und der vom Reich übernommenen ehemaligen Länderanleihen (Preußen, Bayern, Sachsen, Würt temberg. Bade». Oldenburg, Hessen, Mecklenbiirg-Schivsrin, Waldeck-Pyrmont) zur Ablösung anzumeldcn. Umtauschsähig sind nur Anleiheposten. soweit ihr Umtausch wert durch 500 teilbar ist. Schuldverschreibungen, Zins- und Erneuerungsschein« sind hierbei abzugcben. Falls Zins, und Erneuerungsschein« nicht beigebracht werden können, ist ihr Fehlen a„f einem besonderen Blatt für jede Schuldurkunde un ter Angabe der Nummer kurz zu begründen. Für abhanden gekommene Schuldverschreibungen Mäntel) ist das Ausschluh- »rteil des Gerichts, weiches das Wertpapier für kraftlos erklärt hat, beizufügen. Andere Nachweise — wie Zeichnungs- und Depotbescheinigungen. Abrechnungen, Schlußnoten »sw. sind nicht erforderlich. Die Anmeldung geschieht bei de» Vcrmittelungsstelien sBanken, Bankiers. Sparkassen, öffentlich-rechtliche» Kredii-A». ^ Dresden, den 8. Mürz. Der Karitasverbond für Dresden hielt geistern im Kolpings- hause seine Generalversammlung ab. Den Vorsitz führte Hochw. Pfarrer Muhr- Lotto. Der Jahresbericht, den die Lei terin des Dresdner Karitassekretariates Irl. Klausa erstat tete. gab ein Bild von der umfassenden, zielklaren Arbeit, die unter schweren Verhältnissen im vergangenen Jahre 1926 gelei stet worden ist. Einige nüchtern«, aber vielsagende Zahlen und Angaben mögen dafür sprechen. Die täglich von 9 dis 12 Uhr staltjindenden Sprechstunden wurden von 1-197 Hilfsbedürftigen besucht. Sie brachten Am Sekretariat eine Fülle von Anliege» und Sorgen der verschie densten Art. Neben entsprechender Berai-ung setzte zugleich, ivenn irgend möglich, auch tatkräftige Hilfe «in. Letztere ivar zumeist eine vermittelnd«. So wurden im Berichtsjahre 126 schriftliche Anträge an. das Fürsorgeamt und andere Stelle» der ösfent- lichen Wohlfahrtspflege gerichtet, in rund 800 Fällen erfolgt« mündliche Verhandlung mit den zuständigen Stellen. In 65 Fälle» wurden Gesuche an die Pfarr-Karitas-Ans. schlisse bcziv. Dinzentius- und Elisabethvereine gerichtet. In 12 Fällen erfolgte Unterbringung von Kranken, und Hilfsbedürf tigen an Krankenhäusern, Alters- und Erholungsheime». Dank der sog. „Br o ck e n sa m m In n g" konnten 252 Familie» und Einzelpersonen mit Kleidung und Wäsche versehen werden: in 36 Fällen wurde durch Gewährung von Bettstellen. Betten und Bettwäsche geholfen. Bekanntlich ist die Gewährung von Geld- oder Lebensmittel-Unterstützungen nicht Ausgabe des Karitas. Sekretariats, sondern der zuständigen Psarrvereine. Nur in 35 Fällen dringender Not, die augenblicklicher Hilfe bedurfte», schritt das Karitas-Sekretariat durch einmalige Geldunter, stützung ein. Zur Beratung von Hilfsbedürftigen und Vermittelung ent sprechender Hilfe stellt das Karitas-Sekretariat seine Dienste gern allen zur Verfügung, die davon Gebrauch machen wollen. Ein besonders schwieriges Gebiet ist bekanntlich die Not lage der zahlreichen arbeitsuchenden D u r chma n d c r e r. Die große Schwierigkeit, aus der großen Menge dieser Durchivan, dernden die Unbescholtenen, Arbeitswilligen von de» schlechten Elementen zu unterscheiden, macht das Schicksal der crsteren nur noch bedauernswerter. Leider steht dem Karitasvcrbanö sür Dresden kein Arbeitsplatz zur Verfügung: es konnte dal)«r nur durch Anweisung auf ein Mittagessen in der Volksküche ge- Holsen werden. Im Berichtsjahre wurden 139 dieser Anweisun gen vom Karitas-Sekretariat ausgegeben. Trotz vieler Be mühungen konnte nur in zwei Fällen Arbeit vermittelt wer- den. Wie schwierig sich bei den heutigen Arbeits-Verhältnisse» auch die Fürsorge für entlassene Strafgefangene gestaltet, ist begreiflich-- Die 17 unserer Betreuung obliegende» Fälle bereiteten uns daher nicht geringe Mühe und Sorge. Der Karitasverband für Dresden ist im Berichtsjahre vom Lairdesjugendamt zur Führung einer V e r e i » svo rm» n d- schast ermächtigt morden und wird zugleich jeweils zum Vor schlag geeigneter Einzelvorm-ünder hcrangezogen. Die organi sierte Einzelvormundjchaft ist das «rstrebenslverte Ziel, dem die Vereinsvormundschafl den Weg bereiten soll. Dieses Ziel kann stalte». Kreditgenossenschaften). Es ist also jetzt die letzte Mög lichkeit gegeben, die noch im Besitz befindlichen Wertpapiere anzumelde». ui» sie vor gänzlichem Verfall zu sichern : Tr. Külz Reichskammissar! Wie jetzt gemeldet wird, beabsichtigt die Re chi-regierung, den Noühsmi irisier a. D. Dr. Külz zum Rcichskommissar sür die Jnternationüv« Preiseausstellung'in Köln 1928 zu ernennen. : Das Ortskartell Dresden der christlich-nationalen Gewerk- chasten hielt in den letzten Monaten, verbunden mit der all- nonatlichen Zusammenkunft, eine» Lehrgang über soziale Ge- etzgebung ab. Die gut besuchten Versammlungen wirkten durch Borträge über di« Krankenversicherung. Invaliden und Unfall- Versicherung belehrend auf die Zuhörer, zumal es Herr Bezirks leiter Picker und Fräulein Herbertz als Referenten, durch Fragen und Antworten verstanden, das Interesse bei allen Teil- nehmern wach z» holten. Es konnte sestgestellt werde», dos durch solche Vorträge mancher Arbeiter vor großen Schaden be- wahrt wird. Auch in Zukunft sollen alle neuen Verordnungen und Gesetze eingehend behandelt und besprochen werden, da nur durch Kenntnis derselben jeder sei» Wissen bereichern und vor Täuschungen sich schütze» kann. Die Lehrgänge zeigten, wie notwendig cs ist, die Arbeiter aus ihre Rechte, soweit es ins besondere- sie soziale Versicherung anlangl, hinzuweisen. Die nächste Versammlung am 10. März abends 8 Uhr im Nestau- rant Fuchsbau. Schössergasse, wird sich mit den Arbeitsgerichts- gesetz befassen und durch den Bezirksleiter Herrn Kladctzki be- ' handelt werde». Da gerade dieses Gesetz der Arbeiterschaft große nur erreicht werde», ivenn recht viele Katholiken sich für das zwar verantwortungsvolle aber zugleich überaus verdienstliche, schöne Amt eines Vormundes begeistern lassen. Nicht minder wichtig ist die Gewinnung von geeigneten Persönlichkeiten zur Uebernahme von Schutzaussichten oder für das Amt eines Fürsorgers. Im Berichtsjahr wurden vom Karitas-Sekretariat 6 Einzelvovmünder vorgeschlagen und 10 Schutzaufsichten über männliche Jugendliche übernommen (die Mädchen betreut be kanntlich nach wie vor der katholische Mrsorgeverein). In 12 Fällen wurde für anderiveitige Unterbringung gefährdeter Kin der gesorgt, 2 Knaben wurden in Lehrstellen untergebracht. In 38 Fällen erfolgte Betreuung verschiedener Art, wie Gewäh rung von Sänglingswäsche, Unterbringung in Krippe, Kinder hort usw. Der E r ho I u n gs s ü r s o rg e für Kinder konnte das Karitas-Sekretariat sich im Berichtsjahre wegen Mangel an den erforderlichen Geldmitteln nur in geringem Maße widmen. Für Meldung von Pslegeistellen auf dem Lande um Gottesldhn oder gegen geringes Pflegegeld >vär« das Sekretariat besonders dankbar. Dazu kam endlich noch die von der „Abteilung Seelsorgs- hilft" geleistete Arbeit. Dieselbe bestand in der laufenden In- standl)aftung der Psarrkartotheke», Anlage neuer Kartotheken. Herstellung statistischer Uebersichten usw. Im Berichtsjahr wur den 126 Besuche zur Herbeiführung kirchlicher Trauung und Taufen gemacht. Leiterin des Sekretariats für Seelsorgshill» ist Gräfin Mathilde Kerssenbrock. Mehr als alle Worte bekundeten diese Zahlen, welche Wichtigkeit dem Ka r i ta s s e k r e ka r ia t in unseren Dresö. ner Gemeinde» zukommt. Mit Genugtuung wurde daher die Mitteilung ausgenommen, daß Mittel in Aussicht stehe», die auch in Zukunft die Erhaltung des Sekretariates gewährleisten. In der Anssprache wurde» einzelne Fragen weiter geklärt, so die Schwierigkeiten, die sich dem Iungmänncr-Bahnhossdienst bisher noch entgegcnstellen, die Frage der Doppelbcichenkungeu durch veraltete Organisationen, die Zusammenarbeit mit dem Fürsorgcamt u. a. Als besonders wichtig wurde die Frage der Vormundschaften und Schutzaufsichten bezeichnet. Ans juristischen Vorschlag hin will die örtliche Karitas die maß geblichen katholischen Vereine um Benennung geeigneter Damen und Herren bitten, die sie dem Aormnndschostsgericht dann in Vorschlag bringen kann. Jeder Staolsbiirger ist bekanntlich dann zur Uebernahme einer Vormundschaft oder Schutzaufsicht verpflichtet, falls er nicht schwerwiegende Gründe anzuführen l>at. Auf diese Weift -hofft man den bisherigen Mangel gerate an katholischen Vormündern am ehesten zu beseitigen. Mil besonderer Anerkennung wurde die Wirksamkeit der N a za r e t h sch we st e r n in Goppel» in der Säuglings- und Kleinkinderpsiege gewürdigt. Erzpriester Bodenburg konnte mit Recht darauf Hinweisen, daß di« Arbeit der Karitas in Dres den erfreulich voranschreite. . Der Vorsitzende Pfarrer Mühr dankte in seinem Schluß wort allen Organisationen und Einzelpersonen für die Irene Mitarbeit an dem Koritaswerke. und schloß mit dem Wunsche, daß die Schar der Karitasjünger immer stärker iverden inöge Aenderungen bringt, ist zahlreicher Besuch aller christlich-natio nalen Arbeitern geboten. « : Unterschlagung bei der Ortskrankenkasse. Der Geschäfts, sichrer der Ortskrankenkasse Gompitz bei Dresden, Otto Naether. hatie in feiner gleichzeitigen Eigenschaft als Kassierer dieser Kasse über 1000'Mark unterschlagen. Das gemeinsame Schöjfengerichl verurteilte deshalb heute Naether wegen Unle» schlagung zu 9 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechls- Verlust. : Mädchenderussschulc». Infolge der große» Zahl der Au- Meldungen zu den B-KIassen der Mädchenberussschulen sniil 30 Wochenstunden im 1. und 10 Wochenstunden im 2. Schuljahr) für Ostern 1927 hatte das Bezirksjchulamt beim Volksbilüungs>»ini- sterium die Bildung von 10 neuen B-KIassen beantragt. Diese Klassen sind, wie wir erfahren, vom Ministerium für Volksbil- düng «bgelchnt worden. Da «ine restlos« Ausnahme der ange- -meldeten Schülerinnen in die bestehenden B-KIassen unmöglich ist, muß eine Anzahl Schülerinnen in die C-KIassen der Berufs schulen mit dreijährigem Lehrgang verwiesen werden. : Städtische Ausschreibung. 1. Steinmetzardeiten sür da» Krankenhaus Friedrichstadl. 2. Hartholzsußboöen i» der 1. Volks, schule, 3. Plattensußböden und Wandplattenverklcidung im Volksbad, Stadtteil Cotta, 1. Lieferung von Baüemüsche für den Erweiterungsbau Güntzbad. Preislisten im Hochbauamt. Neues Rathaus, Ringstraße 19. 3., Zimmer 351, kostenlos, in der Zeit von 10—2 Uhr . Schlußtermin der Einreichung Montag, den 14 März 1927. vormittags 11 Uhr. ebenda Thraker und Musik Staatsoprr. 15 0. Ausführung des „Rosenkava- Iters" von Richaro Strauß. In den goldenen Tagen, da man des „Rosenkavaliers" wegen Extrazüge nach Dresden schickte, leben wir freilich nicht mehr . . . Von Deutschlands verschwur!, dener Pracht liegt auch ein Schatten aus den Bühnendekora tionen. die damals weit über di« sächsischen Grenzpfähle hinaus Aussehen erregten . . . Und was gab es in der Vorkriegszeit nicht noch alles, was man als Reklame für den Rosenkavalier auswertete. Sogar die Tapeten wurde» mit seinem Namen in Verbindung gebrack,t. Dos ist seit dem 26. Januar 1911 — o«m Uraussuhrungstage in Dresden — nun alles vorbei: Die kostbare und luxuriöse Verpackung sür den „Rosenkavalier" ist der Zeit zum Opfer gefallen. Aber der „Rosenkavalier" selbst ist geblie. be». Seine Echtheit hat sich bewährt. Viel« andere Bühnen- iverke, die noch ihm in die Schranken geführt wurden, sind oersckMen, vergessen. Die meisten wurden schon aus dem ersten Gange aus dem Sattel gehoben. Besonders oie drei letzten Jahre brachten eine Enttäuschung nach der anderen. So Hot sich auch deinzusolg« der „Rosenkavalier" behauptet und zeigt sich noch heule in Vollkraft und Ingendsrische. Man betrachtet ihn heute als das Vermächtnis einer langen Epoche rühm- und glanzvoller Tage unsrer Oper. Schuchs Geist atmet noch aus ihm. Darum mar es besonders reizvoll, daß Margarete Siemens und Eva Plaschke v. Oste n. die sie Oper als Paten mit aus der Tauft gehoben haben, auch für die 150. Aufführung zur Stelle waren. In den beiden lebt ja noch die große Tradition. Sonst war nur noch Ludwig Ermold von der ersten Ausfüh rung erhalten geblieben. Heute der Lerchenau, damals der Notar. Neu als Leitzmetzerin Mario Cedro» uns als Sänger der neue lyrische Tenor Fazzinl. Im übrige» die bekannten »nd bewährlen Kräfte unter Hermann Kutzschbochs schwungvoller, ganz in Schuchs Geiste stehender musikalischer Führung. Die Kapelle als glänzende Interpretin der dionysi- sckien Klang-weit Richard Strauß. Das Haus war wohl aus verkauft und der Beifall vremierrnartig. —Ist— Schauspielhaus. Eine We d ek i n d-Morge»feier löst auch heute noch gemischte Gefühle aus. Wir achten das Lebensiverk des Dichters, der wie Dr. Wollf treffend aus- ftlhrte, leiiner Zelt vorauslebte und mit verblüffender Wahrheit geahnt hat, wie so manches kommen würbe, der Mo, ivenn wir ihm die redlichsten und reinsten Abschien znbilligcn, bedeutend war als Anreger sür eine Epoche. Aber — Hand auf's Herz! — liebe» wir Frank Wcd-s- kind? Lieben wir den Dichter. der so oft das Sexual- Problem in Gegensatz gestellt hat zu Kultur und Religion, der die „prachtvollen Raubtiere" a la Lnlu über alles liebte und in dem Trieb, dem naiven und unverdorbenen (wie er cs meinte) das Einzig-Wahre Iah'? Leben wir ihn wirklich? Be chleicht uns nicht vielmehr ein gelindes Grauen wenn wir täglich erleben, welche Fülle von Kriminalität die freiere Auffassung des sittlichen L vens, das denn doch nicht bloß «ine Art Spießev-Ma-nier ist, erzeugt hat, ivenn wir demnach nun erst recht wissen, daß unser Dich ter letzten Endes eigentlich schwach and hilflos war? — Zur Morgenfeier gehört aber jene Liebe, di« wir nicht haben. Und ivenn draußen di-e Helle Sonne lacht, ist Wedekind besiegt. Die Aufführung war mäßig besucht. Besonders gähnte der 1: Rang. Ponto las sehr aus drucksvoll ein (unserer Weltanschauung diametral entgegen gesetztes) Vorwort über Erotik und einige Gedichte, Klein- oi>chi«.'gg «>!.« ungesunde, übertrieben« Novelle „T«c- Brand von Egliswyl" und Pamela Wedekind, des Dichters Tochter, interpretiert« prachtvoll Lautenl:eder in eigenartiger, pointierter Bortragsw if«, Tonkünstlerverein. Der neunte Uedungsabenb stand im Zeichen von zwei Dresdner Komponisten. Anderer Verpflichtung halber hörte ich nur von Rudolf Hansel die fünf Lieder für Bariton, die Rudolf Schmalnau er ge- jchmackooll und mit voller Einfühlung in den Stimmungsgehalt zu Gehör brachte, unterstützt durch die bewährte Begleitung Io- ses Go Idsteins. Es sind Vertonungen Karl Stielerscher. Ricarda Huchschcr und Lkliencroiischer Dichtungen, die sich auf gesunder tonaler Grundlage aufbauen, mit einfachen Mitteln ar- bellen, sür die Gesongstimme dankbar geschrieben sind und mit Geschick landläufigem Geschmack aus dem Wege gehen» Der anerkennende Beifall rief den Ton-setzer aus das Podium. Iau Dahmen bracht« mit bekannter Meisterschaft Iofes Wag ners Sonate in G-Dur sür Violüre und Klavier zur Uraufsüh- rung. Ein Werk, das zum Aufhorchcn zivang. Der erste Satz ist sehr temperamentvoll angelegt, das Andante zeigt eine vor- nehm melodische Linie.. Scherzo und Final« tragen da» Gepräge neuzeitlicher Harmonik. Die Sonate zeigt im übrigen «inen ge- fchicklen Ausbau, flüssige Thematik, interessante Rhythmik und bevorzugt eine aparte Melodik. Mon nahm den Eindruck einer talentvollen Arbeit mit fort. Wenn der Tonsctzer ün Scherzo und Finale sich noch zu einige» Strichen entschließen würde, dann käme eine noch größere Geschlossenheit zustande. Wag! ner begleitete seine Sonate mit trefflichen pianistischen Eigen schaften. Das Werk fand starken Beifall. Als brillanter ?lb- jchluß fand Dvoraks „Dumky-Trio" dank der hochkünstlerifche» Wiedergabe durch Kurt Strieg Irr. Jahn Dal, men und Herrn Hesse lauten Beifall. —fft— Mszartverein. Das dritte Sinfourekonzert gestaltete sich zu einer Beethoven-Gedenkfeier. Es brachte ausschließlich Werke des großen Bonner Meisters. Der Abend wurde eröffnet mit der Ouvertüre C-Dur. Werk 1.38, die sür gewöhnlich als Beethoveno-uvertüpe l bezeichnet wird. Beethoven nannte sie selbst „charakte ristische Ouvertüre". Nach den neuen Feststellungen ist s-e zeitlich nicht die erste Levnorenoubertüve, der jiie 1807 sür Prag nachkomponierr wurde. Im Jahre 1832 e» schien sie im Druck. Gottfried H o fm a n n-S tir I spielte daraus mir prächtiger Einführung und warmem Ausdruck die G-Dur-Ronranzv, Werk 10. Interessant war die Bekanntschaft mit dem „Opferlied" für Sopran, Chor und Orchester, das man in Dresden zum ersten Maie hörte. D!x Sopranistin Erna Kayser, der freiwillige Frauenkirchenchor und HanS Schräder (Solocello) inachten sich uni ein« eindrucksvolle Wiedergabe verdient. Ten machtvollen Abschluß bildete di« fünfte Sinfonie in C-Mokl. Erich Schneider war sämtlichen Werken ein impulsiver, gewandter und zielbcwußler Leiter. Das Or chester des Mozartvereius zeigte sich von der beste» Seite und sorgte für eine künstlerisch hochstehende Wiesen- gäbe der Werke. Di« Veranstaltung war i«hr gut besucht. Man feierte den musikalischen Leiter, das Orchester und die Solisten mit voller Begeisterung. -Ist-
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