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Sächsische Volkszeitung : 23.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192704238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270423
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-23
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.04.1927
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Das Verbrechen in England Rückgang der Straftaten, gering» Zahl von Morden In einer interessanten Einleitung zu der kürzlich veröffent lichten Kriminalistik von England und Wales saffo nicht Schott land und Nordirland) wird festgestellt, daß in neueren Zeiten die normale Iahreszisfer sämtlicher bekanntwerdenden Straftaten 90 000 ist. Tatsächlich wurden 1857 »2 000. 18SS 76 000, 1»08 105 000 und 1»25 114 000 Straftaten der Polizei bekannt. Die angeführten Zahlen sind aus zwei Gründen nicht schlüssig: er stens, weil sich seit 1857 die Bevölkerungsziffer verdoppelte, zwei tens. weil in der gleichen Zeit die Polizeimethoden bei weitem wirksamer geworden sind. Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß die Rate d e r S t ra f ta t e n pro Kopf der Bevölkerung seit der Mitte des letzten Jahrhunderts stark gefallen ist nnd daß dos schlimmste Jahr seit 1899 nicht 1925, sondern 1908 war. Den stärksten Einfluß auf die Beivegung der Kurve hotten zuerst der Buren- und dann der Weltkrieg. Sechs Jahre nach dem Weltkrieg war die Zahl der schweren Straftaten im Ver hältnis zur Bevölkerungsziffer niedriger als sechs Jahre nach dem Burenkrieg, aber die Welle sank im letzteren Falle von die sem Zeitpunkt an stetig, während noch fraglich ist, üb der Ein fluß des Weltkrieges sich ebenso rasch erschöpft. England scheint 1925 seinen Ruf geivahrt zu haben, ein Land mit einer gerin gen Zahl von Morden zu sein. 160 Fälle wurden der Po lizei bekannt. Die Ziffer steigert sich allerdings auf 918, wenn man sämtliche Totschläge mit einbezieht. Die durchschnittlichen Dergleichszahlen der Jahre 1899—1909 sind 146 bezw. 924 bei einer rund 20 Prozent schwächeren Bevölkerung. 99 Prozent aller bekannten Straftaten des Jahres 1925 waren Eigentums- Vergehen. Einbrüche und Raubfälle stiegen von 7400 im Jahre 189t) auf 18000 im Jahre 1925, Diebstähle von 61000 auf 88000. Unter den Polizcivcrgehen sind die sbekannten!) Fälle von Trun- kenheit in den letzten zwanzig Jahren iibecraschena stark zurück gegangen. Aber die Lücke wird fast ausgefiillt durch die ver mehrten Verstöße gegen die Automobilverkehrsregeln. Daß seit 1908 eine Besserung zu verzeichnen ist. verdankt England wohl nicht zuletzt dem 1909 einge'iihrken Gesetz über dst Sicherheit s v « rma h rung der Gewohnheitsverbrecher Dieses Gesetz sieht vor, daß Kriminelle, die mehrfach wegen desselben Verbrechens bestraft werden, über die Dauer der Höchst strafe hinaus in Gewahrsam gehalten werden. Es wäre'wi'in- schenswert. daß Deutschland bei Durchführung der Straf rechtsreform sich die englischen Erfahrungen zu nutze macht. GeburkenrUrkgang und Welt anschauung Dr. Hans Rost schreibt in der „Kölnisäzen Volks,zeiiung" über d.n Geburtensturz in den deutschen Städten, der Deutsch land heute dem französischen Niveau gleichgebracht hat: . Bevölkerungstechnisch wurde ausgerechnet, daß die Fort pflanzung eines Volkes nur daun als zahlenmäßig ausreichend bezeichnet werden kann, wenn auf den Durchschnitt eines Ehe paares 9—4 Kinder entfallen oder anders ausgedrückt, ivenn auf je 1000 der Bevölkerung jährlich 20 Geburten kommen. Wenn man diesen Mindestmaßstab zugrunde legt, so ergibt sich die Tatsache, daß von 942 deutschen Städten nur 79 eine höhere Geburtenziffer als 20 auf 1000 Einwohner aufzuiveisen haben. In der Frage der Beschränkung der Geburtenziffer spielt neben der heute brennenden Wohnungsnot und Erwerbslosig keit die Hauptrolle die weltanschaulich e Bindung. Wäh rend die Städte, die die allerniedrigsten Geburtenziffern von 7,5 bis 19,9 aufzuiveisen haben (außer München) vorwiegend protestantische Städte sind, stehen nun vorwiegend ganz ka tholische Städte an der Spitze der Städte mit den höch sten Geburtenziffern von 25 bis 93 Geburten auf 1000 Ein wohner. Auch die SKidte mit einem überwiegenden katholischen Bevölkcrungsprozentfatz h iben einen starken Niedergang ihrer Geburtenziffern aufzuiveisen, und viele von ihnen sind unter die Skala des Gebnrtenminimuins von 20 auf 1000 Einwohner l>erunter,geglitten. Aber in nicht unerheblichem Dlaße haben die katholischen Städte, ebenso wie die katholische BeEkerung überhaupt dem Geburtenrückgang doch einen stärkeren Wider stand entgegengesetzt, wie die protestantischen Städte und di« pro tcfian ti sche Be völke rnng. Die traurige Gesamt läge aber biete Grund genug, daß all« verantwortliche» Kreise in Reich, Staat und Gemeinde alle Rtaßnahmen ergreifen, um die kinderreichen Familien, ohne Unterschied der Konfession natürlich, durch Kinderzulagen, Wohnungsbaute» nnd irgendwelche Lebenserleichterunqen zu Ein erbarmungsloser Feind Frei nach dem Englischen bearbeitet von Klara Rheinau. (Nachdruck verboten.) (1l. Fortsetzung.) Sv heirateten sie denn einander, und John nahm mich mit, als er nach England zuräckkehrte, da er hasste, mich mit der Zeit auf einem rwn Greens Schiffen als Midshipman unterzu bringen. So kehrten wir denn vergnügt nach dem Mittelländi- scheu Meere zurück. Als wir hoimkamen, lrgte Isabella die kleine Rita „Iuanita Maria" ist ihr Name — in meine Arm«, und ich ge lobte, sie zu lieben und mein ganzes Leben hindurch gut gegen sie zu sei». Wir waren sehr glücklich damals. John Orde war so gut, so großmütig, so «in edler Alaun . . „Drei Jahr« später machte ich mit John die Rückreise nach Liverpool. Während unseres Aufenthaltes daselbst wurde John in des Reeders .Haus zum Essen geladen, -denn er war sehr be liebt und hochgeachtet. Er traf dort einen Mr. Gifford, einen sehr reichen Mann, der auch einst ein süüamerikanischer Han delsherr war und Isabellas Vater gut gelrannt hatte. Er ließ sich sogleich rnit John in ein« Unterhaltung ein und, nachdem er mehrere Fragen an ihn gerichtet hatte, stellte es sich heraus, daß sie entfernt miteinander verivandt ivoren. John mußte mit Mr. Gifford Irrgirren, so lange kein Schiff geladen wurde, und das Ende war, daß ihm Mr. Gifford mittelste, er beab sichtigte, ihn zu seinem Erben zu machen, aber er müsse das Seeleben aufgeben und mit Weib und Kind in seinem Hause bei ihm wohnen. Dankbar nahm er somit Mr. G-iffords Anerbieten an. und es wurde ausgemacht, daß er sein Schiff abtreten und nach Tarife zurückkehren solle, um seiner Gattin die guten Nachrich ten zu üborbringen und sie alsdann nach England mitzunehmen. Sie können sich vorstellen, wie glücklich sein Wiedersehen mit Isabella uurr. die sich ivührenü seiner Abwesenheit immer ganz verlasse» fühlte. Sogleich wurden Vorbereitungen für ihre »lbreise getroffen. John, der sehr überlegsam war. ließ sich set zen Heiratsschein und Iuanitas Taufschein geben uns machte rin Testament — dies sagte er mir selbst. Wer aerad«. als wir abreffen wollten, erkrankte Rita an Aus -em Pariser Geislesleben Die Missa solemnis l« Rolre-Darne — Geiftesaufsiieg — Poesie pure und Geschäfts- basis — Der Wert -es FeuiUekons — Frauenleben Gab es ein« strahlendere Apothes« des unsterblichen Mei sterwerkes Beethovens, der Missa solemnis, als in der weltberühmten, herrlichen Kathedrale von Notre-Dame in Paris? Geivaltig, in riberirdischer Schönheit erheben sich die wunderbaren Akkorde, deren göttliche Harmonien das heilige Meßopfer begleiten und — mit Herzblut geschrieben — in den Herzen der zehntausend Zuhörer das beivegendste, bis jetzt nie empfundene Echo auslösen, das schon bei den ersten Takten de» Kyrie sie wie auf Adlevflügeln zu lichten Höhen hebt. Zeit und Raum. Materialismus und Nichtigkeiten, das Tempo der Gegenwart sind venveht. Die Seelen trinken den himmlischer Neckar aus den wundersamen Me'adien des grüßten Meisters der Musik. Frühlingsfonue strahle durch der Kirchenfenlster .zauberische Farben, webt Glorienschein um die weiße Hostie und Benedietus qui veuit — Dono nobis pacem — klingt der Ton« jubelnde, erhabene unkörperiiche, versöhnende Flut durch die hohen Gewölbe des Gotteshauses, das an diesem Tage das Weihesiegel als Friede nsbxrrte empfangt, um in Beethovens Sinne mitzuwirken an der heiligen Alliance der Völker, sowie an der des Geistes und der Materie. Die Botschafter fast aller Länder ivaren vertreten, ebenso der apostolische Nuntius Msgr. Maglioue, der Doyen des diplomatischen Korps mit allen, die einen Namen führen in Kunst, Politik, Literatur usw. Die Be sen tung dieser Feier -war um so größer, als man die Zeit des Gottesdienstes in der Kathedrale gewählt l>atte. Die Vortrüge ivcrden heut durch das Radio ganz Paris und darüber hinaus zugänglich gemacht. Das Orchester Eolonne ivard verstärkt durch die Amicitia-Gl)öre. während erste Künstler der Oper die Sok vollkommen zu Gehör brachten Mid das erlxrbene Violinsolo rein und beivegend mit in den Strom der ewigen Musik tauchte Draußen sammelten sich noch Unzählige fast vergessen die Schutz leute ihre Funktionen, Mich sie hören die Erschütterung: dem grauen Alltag sind alle entrissen: die Autos rasen nicht, hupen nicht, heilig ist der Ort und die Umgebung geworden. Welche Profanation. welch Nichtigkeit wäre es, nur einen Gedanken zu einein Ll>arlestone oder Jazzband zu fassen! Wie ein Ab stieg mutet uns das Zurückgehen zu des Lebens alltäglichen Dinge» und Erfordernisse», deren schwindeliger Wirbel uns schon erfaßt nnd in Höhen und Tiefen führt. Biele Gedächtnisfeiern fallen auf dieses Jahr, so die des Romantisinus, die Newtons, — man gedenkt auch des Be- stelzens von 100 Jahren französffcher Ersenbahn, fährt aber he»t in 24 Minuten auf der elektrifizierten Linie von Paris nach St. Germain in den l-errlichen Frühlingsivold. Die Aufführungen alter großer Werke lassen eine Art Renaissance ins Wirken treten, die Idealen wieder zugänglicher wird. Man erinnert sich — so die junge dramatische und lite rarische Schule, daß man die Sinnlichkeiten des Menschen nun seit Jahren gerade genug verherrlicht hat, und daß der Geist, die Macht des Herzens, die Würde der Seele sich aus ihrer in- feriösen Stellung zum Licht erheben müssen. So sagt uns M. Saint-Georges de Bau Heller von seinem neuesten Werk „Les Flambeaux de la Noce", das eben in der Lomedie francais« die Premiere feiert«, daß di« Basis des Stückes wohl auf Realität beruhe, einer grausamen sogar, daß seine Personen sich aber manchmal bis zum Himmel erheben. Ein wenig Müsset, ein wenig Ohnet perlt hindurch. De B. ist Optimist. Ein jeder Mensch ist für ihn voller Gel>eimnisse, aber auch voll wunder barer moralischer Möglichkeiten. Nun, „Gcschüftsbasis" drängt sich bis in di« „Poesie pure" und deren berühmter Vertreter M. Valery, der sich anschtckt, den torbeerbespickten Habit vert der Akademie anzuziehen, macht gute Geschäfte mit Autogro- phen, die l-och im Kurs stehen. Wer einige seiner Jugend- briefe, die noch nicht die „Poesie pure" atmeten und zur Ver steigerung kommen sollten, mußte er gerichtlich schützen. Diese Briefe hätten seinen Jugendfreund nicht erreichen sollen! Beim üblichen Telegraphenstil heutiger Briefe fällt nun jede Kom- promittierung fort. Immer aus Mangel an Zeit — tempo modern« — der Biicherlefe», fast untersagt, gibt man den, guten Feuilleton einen noch geschätzteren Platz in der Press«, die nach dem Ausspruch Plus X. die Königin der Welt ist, deren Macht und Aufgabe die christlichen Publizisten, wie auch Goyau kürzlich betonte, in Christus erneuern solle» i» Wahrheit, Größe und Schönheit! Im Gefolge des Krieges kam mit die große Eman zipation, die alle französischen jungen Mädchen einen Be ruf ergreifen läßt. Nichts ist mehr ausgeschlossen. Alle Staats examen werden spielend beivältigt: auch die Wohlliabenden tre ten in den Reigen, der ihnen die Selbständigkeit eröffnet. Solche Studentinnen haben ihr luxuriöses Iunggesellenheim, eigenes Auto usw. und trachten mit nach gut besoldeten Stellen auf allM Gebieten. Dieses Streben entfernt die Frau von der Ehe, vom hohen Ideal der Mutterschaft. Sie gestehen, wir kit ten ule Zeit für Kinder, und im verächtlichen Tone weiter „einen El-emann ertragen, sich seinen Launen und lächerlichen Gewohnheiten unterwerfen?" Nein! Liebe? Ach! Sentimen talität, die Libert« cherie geht darüber. Weiblich werden sie manchmal wieder bei Schönheits- und Toilettenfragen. unterstütze». Denn von diesen kinderreichen Familien hängt es ab, ob Deutschland seine Bevölkernngs,zahl aufrechterhalt oder ob cs noch tiefer herabsinkt. In den Städten wirkt sich setzt «ns, was an Erbauung an Wohnungen versäumt, rwr allem aber, was an sogenannter Volksaufklärung durch sexuelle Prä- ventivmittdl, durch Propaganda fiir das Recht auf Abtreibung der Leibesfrucht namentlich seitens des Freidenkerftims gesün digt worden ist. Die Zahlen sprechen eine durchaus ernste Sprache. Ob wohl noch in diese Tendenzen der Geburtenslucht eingegriffen werden kann? Selbst materiell« Verbesserungen der Lebenslage iverden schwerlich viel helfen können, wenn nicht die weltanschauliche Bindung wieder stärker Platz greift. Die Bevölkerung -er Sünder Berlin. 21. April. Die Wohnbevölkerung des Deutschen Reiches am 16. Juni 1926 weist im einzelnen folgende end gültige Ziffern auf: P reußen (ohne Saargebie^ : 18 504 001 männl'ch«, 19 616172 weibliche, zusammen 38 120 179 Personen. Bayern: 3 559 857 männliche. 9 825 797 weibliche, zu- sammen 7 979 594 Personen. Sachsen: 2372 091 männlich«. 2 62V 229 weibliche, zu sammen 4 992 32V Personen. Württemberg: 1249507 männliche, 1996 728 weib liche, zusammen 2 580 295 Personen. Baden: 1 115 477 männliche. 1 INI 985 weibliche, zu sammen 2 312 462 tsiersonen. Thüringen: 776822 männlich«. 832 478 weibliche, zu sammen 1609 306 Personen. den Masern, und sie konnte das Bett noch nicht verlassen, als Mr. Gisford an John telegraphiert«, er möge doch augenblicklich zu ihm komme», da er gefährlich krank daniederliege. John durfte nicht zögern. Er übergab Isabella die wichtigsten Papiere, bat sie, ihm sobald als möglich zu folgen, empfahl die beiden gelieb ten Wesen meiner Sorge an und reiste nach England ab. Tag und Nacht aus der Eisenbahn zubringend, nur um seinen Wohltäter noch am Leben anzutreffen. Wir sahen John Orde niemals wieder." „Einige Zeit darauf," fuhr er fort, „kam ein kurzer Bries von ihm, worin er Isabella mitteilte, er sei glücklich angekom men, aber Mr. Gifford werde wahrscheinlich nicht mehr lange leben. Der Briet schloß mit der dringenden Bitte, doch abzurei- se». sowie es Ritas Zustand erlaube. Wir schifften uns sehr bald in Gibraltar ein. Wir ivaren nicht überrascht, bei unserer Ankunft in dem bezeichnet«» Hotel ihn nicht unserer ivartend zu finden. Statt dessen empfing uns ein Diener in tiefer Trauer kleidung. Dieser teilt« Isabella mit, daß Mr. Gifford tot, Mr. Orde durch die anstrengende Krankenpflege selbst krank gewor den sei und gerade nur noch London habe erreichen können. „Er kann sein Bett noch nicht »erlassen," sagte der Bote, „und bittet Sie dringend, dort, rasch zu ihm zu eil«»." Mit dem nächste» Ex preßzug reisten wir — Isabella. Rita, ihre Wärterin und ich nach London ab. Hier nahm unser Begleiter einen Fiaker, und wir fuhren lange, wie mir schien, bis wir endlich vor einem großen, einzeln stehenden Hause, dicht an dem Ufer der Themse, anhiel ten. So wie mir eintraten, verlangte Isabella zu ihrem Gemahl geführt zu iverden. Aber der Diener bat sie, demsell>en erst ihre Ankunft melden zu dürfen, und führte uns in ein düsteres, dump fes Zimmer zu ebener Erde. Wir warteten geraume Zeit, endlich öffnete sich die Türe, und der Mann, der auf mich geschossen i>at, trat ein. Er sah sehr ernst aus. führte Isabella auf einen Stuhl und bereitete sie langsam auf di« schrecklich« Nachricht vor, John Orde sei tot und begraben. Isobella sprang auf. ries, sie glaube diese Ge schichte nicht, und wollte auf -er Stelle zu ihrem Gemahl ge führt iverden. Aber Smith, wie der Fremde sich nannte, versicherte ihr feierlich, es sei leider alles wahr, ries dann den Diener herbei, der uns hergebracht hatte, um von ihm seine Worte bestätigen zu lassen. Dieser Mann, der sich fiir einen alten Diener Mr. Gifsords ausgab, erzählt« scheinbar mit vielem Gefühl, wie der arme Kapitän nach dem Begräbnis und der Testamentsverlesung gleich nach London abgereist sen, da «r dachte, Isabella werde viel- leicht mit einem früher«» Steamer als dem „Great Liverpool" Hessen: 656 964 männliche. 691915 iveibliche, zusam men 1947 279 Personen. Hamburg: 551473 männliche, 601 050 weibliche, zu sammen 1152 529 Personen. Mecklenburg-Schwerin: 991 290 bzw.942 755. zu sammen 674 045 Personen. Oldenburg: 270223 bzw. 274 949, zusammen 546172 Personen. Braun schweig: 241006 bzw. 260 269. zusammen 5V1875 Personen. Anhalt: 170 568 bzw. 180477 zusammen 351 046 Per sonen. Bremen: 164 949 bzw. 179897, zusammen 998 846 Personen. Lippe: 78947 bzw. 84701. zusammen 169 648 Personen. Lübeck: 61 548 bzw. 66 429,znsammen 127 971 Personen. M e ck le nb u rg-S t re l i tz: 54 084 bzw. 50185, zu sammen 110 269 Personen. Waideck: 27107 bzw. 28700. zusammen 55 816 Per. sonen. Schaumburg-Lippe: 23 909 bzw. 24 737, zusammen 48 046 Personen. Die Ziffern für Berlin betragen: 1848 869 männliche, 2 176 906 weiblicl>e, zusammen 4 024165 Personen. Dl« Einwohnerzahl des Deutschen Reiches beläuft sich am 16. Juni 1925 endgültig auf 62 416619 Personen. Diese Zahl weist gegenüber der vorläufigen im Sonderheft 3 zum Jahrgang 1926 der vom Statistischen Reichsaml herausgegebenen Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik" veröffentlichten Einwoh nerzahl von 62 348 782 eine Erhöhung um 61837 oder 0,1 Pro zent aus. Die Abweichung ist so geringfügig, daß die bisher fest- gestellten materiellen Ergebnisse der Volkszählung vom 1«. Juli 1925 davon nicht berührt iverden. schon ankommen; wie er in London in Mr. Smiths Haus vom Scharlachfieber ergriffen worden sei und nur noch drei Tage ge lebt habe; wie er mit dem Namen seines Weibes ans den Lippen gestorben sei. Dann gab er ein Streifchen Papier, auf welches der arme John mit zitternder Hand die Worte „Gott segne mein teures Weib und Kind!" geschrieben hatte. — Isabella erkannte seine Handschrift und fiel in Ohmnackt. Mr. Smith ließ sie in ein Schlafzimmer tragen, wo ein« alte Frau und Ritas Wärterin sich mit ihr besciiäftigten. Sie fiel aus einem Anfall in den anderen, »nd ich fürchtete, sie würde sterben. Endlich kehrte das Bewußtsein wieder. Sie machte eine Anstrengung zu sprechen und brach in einen Strom von Tränen aus." „An diesem Tage speiste ich allein mit Mr. Smith," er zählte Philipp endlich weiter. „Er sagte mir, daß er Air. Gifsords Rechtsbeistand gewesen sei, und daß der arme John Orde ihn vor seinem Tode gebeten habe, für sein Weib und Kind zu sorgen. Weißt du nicht, ob er schon ein Testament gemacht hat?" „Ich gab eine ausweichende Antwort. Ich hatte ein starkes Mißtrauen gegen de» Mann. Dann sagte mir Mr. Smith, daß er das Hans, in dem wir uns befänden, auf ein paar Monate für seine Cou sine gemietet habe. Ich fragt«: „Warum? Will sie nicht gleich Mr. Gisfords Haus beziehen, das ihr jetzt gehört?" „Sie kann nicht auf der Stelle dort einztehen," sagte er, „das Haus mutz erst hergerichtet werden." — Ich fragte ihn. wo John Orde begraben sei, und er sagte mir: „Auf dem Bromplon- friedhofe." Während der Nacht wurde Isabella sehr krank, und am nächsten Tage schickte wir nach dem Doktor. Ich darf mich bet dieser schrecklichen Zeit nicht aujhalten. Ste hatte Gehirnfieber und lag drei Wochen lang zwischen Leben und Tod, Pepita, die Wärterin, pflegte sic. Pepita, die wahrscheinlich selbst ein ge- lieimes Mißtrauen hegte, bereitete alle unsere Mahlzeiten eigen- l)ändig. Endlich aber siegte Isabcllas Jugend und kräftige Kan. stilution: das Fiber wich. Mr. Smith besuchte uns beständig und schien außerordent lich besorgt und ängstlich. Als sie gehen konnte, bestand sie darauf, an ihres Gatten Grab geführt zu werden. Ich begleitete sie: beim Anblick -e» Steines, der seinen frül>en Tod verkündete, brach sie ohnmächtig zusammen, und noch lange Zeit darauf war sie ganz stumm und gleichgültig gegen alles. Ich ivurde sehr besorgt um sie. Da» große dumvfe Haus und die dicke Atmosphäre trugen auch zu ihrer Verstimmung bei. 'gorts'.'tzun- fol-t-
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