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Nummer 90 — 26. Jahrgang vmal wcich. vezu-spretz« für April 8.0« Mk. «inschk. «estrllgett» «nzelgenpeeis«: Die laesp. Petitzeile 80 Stellengesuch« SV Z. Die Petttreklamezeile. 8S Milli, meter breit. 1 Offertengebühren für Selbstabholer 2« L. bei Uebersenbung durch die Post außerdem Portozuschlag. Linzel-Nr. 1« L. Sonntags-Nr. IS Geschäftlicher Teil: Artur Lenz in Dresden. Nelrvsi-rn NMe iNütren o O frleelniek Veeaüen-A. pilinitrer Ltr. 46 stui 27479 SMlWie Mittwoch, den 20. April 1927 Im Falle höherer Gewalt erlischt lebe Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträzen u. Leistung o Schadenersatz. Für undcutl. u. 0. Fern, rus iiberniitt. Anzeigen übernehmen wir keine Der« antivonung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückporto! nicht versehene Manuskripte werd. nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Reoaklion 2-3 Uhr nuchinittag» Hauptschristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden volrszettung Geschsftsfkrnr, Drn>s nnN >v,rt»q: Snronta- Buchdnirkrrei «>>»iv.h.. 2>e<d>u ?t. I. 'ijvlierstri'tze 17. Fernruf rIOIs. 4 »sUchettlv.uo: KonliirsverwaNer tkleenin»». Dresden ->,<>>>. Für christliche Politik und Kultur Redakt«»« der Eathgsche« P»lkezritu«a Drezden-Mstadt 1. Policislrnfte 17. Aemrus 20711 und SlOl?. Unwetter ln Sen Oslertagen Kochrvafler im Oder-, Elbe- und Mulbegebiek — Schneefittle in Italien — Ueberschwemmungen in Nordamerika — Stürme über Australien Die Bodenverteilung Von Dr. Johannes Dierkes Flachdruck verboten.) Man kann die Wirtschaft eines Volkes vergleichen mit einem großen Kessel. Das Rohr, das diesem Kessel andauernden Zufluß zusührt, ist die Produktion. Die Druckpumpe, die den Zufluß ständig in Bewegung hält und dem Kessel zutreibt, ist der Erwerbstrieb. Nun wür de jedoch eines Tages dieser Kessel gefüllt sein bezw. zum Ueberlaufen oder gar zur Explosion kommen, wenn nicht ein Abflußrohr dafür sorgte, daß stets frisches Wasser zu- sließen darf und dadurch auch die Wassermenge frisch bleibt. Dieses Abflußrohr ist der Konsum. Und die Säug pumpe, die immer wieder die entsprechenden Mengen dem Kessel entführt, ist die Kaufkraft des Einzelnen. Aus diesein Bilde ersieht man, daß es nur einen Re gulator der Wirtsclzaft gibt. Das ist der Mensch mit sei nen Bedürfnissen. Produktion kann nie zu einem Selbstzweck werden, an dem man sich mit kindlichem Re korde iser berauscht. Dadurch wird nur der große Kessel der Volkswirtschaft sinnlos gefüllt, und wenn er nicht zum Ueberlaufen bezw. zur Explosion kommen soll, mutz man das Zuflußrohr abstellen, bis durch einen genügen den Abfluß wieder Raum für neuen Zufluß da ist. Die Zivilisation hat es mit sich gebracht, daß man ganz natürliche Vorgänge, die ins Stacken geraten sind, auf dem Umwege einer technischen Apparatur zu regu lieren sucht und daß man darüber die ganz natürlichen Hilfsmittel nicht mehr sieht oder an ihnen zu leicht vorbei sieht. Und eins der wichtigsten dieser natürlichen Hilfs mittel für das Funktionieren der Säugpumpe sind mög lichst viele gesunde landwirtschaftliche Klein wirtschaften, durch deren Bestehen einem Volke in dreifacher Hinsicht gedient ist: einmal sind es Verbrauchs wirtschaften für die Erzeugnisse der Industrie; zum zwei ten liefern sie gesunde Menschen, in Heimat und Boden verwachsen, und drittens sind es staatserhaltende Kräfte, unzugänglich für proletarisches Verlangen und umstürz- lerische Gedanken. So treffen sich Volkswirtschaft. Volks gesundheit und Staatsidee in der landwirtschaftlichen Kleinwirtschaft und sind die beste Propaganda für eine möglichst durchgreifende Besitz- undBodenver- teilung, die eine gesunde Mischung von Groß-, Mittel und Kleinbesitz darstellt, das Hauptgewicht dabei jedoch auf den landwirtschaftlichen Kleinbesitz legt. Dieses Ziel einer gesunden Besitzverteilung hatte sich das deutsche R e i chs s i e d l u n g s w e r k der Kriegs und Nachkriegszeit zutiefst gesetzt, wenigstens schwebten Prof. Sering, dem Vater der deutschen Siedlungsgesetz gebung, diese Gedankengänge vor Augen. Von Sering stammt denn auch der Entwurf zum sog. Reichssiedlungs gesetz, der am 29. November 1918 als 'vorläufige Sied- lungsverordnung erlassen und am 11. August 1919 als Reichssiedlungsgesetz verabschiedet wurde. Nach diesein Gesetz haben die Länder gemeinnützige .Siedlungsgesellschaften ins Leben zu rufen, denen obliegt die Schaffung von Neusiedlungen, die Moor- und Oed- icnrd-Kultivierung und die Pachtsiedlung. Unter Anlie- gersledlung versteht man die Vergrößerung bestehender Stellen bis zur Größe einer selbständigen Ackernahrung, Pachtsiedlung ist die Ueberlassung von entsprechenden Ländereien aus dem Gutsbetrieb an die auf ihm beschäf tigten Arbeiter. In erster Linie sollen Staatsdomänen und Moor- und Oedlandgrundstücke zur Siedlung zur Verfügung gestellt werden. In zweiter Linie haben sich die gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften dos erforder liche Land durch Ausübung des ihnen vom Gesetz verlie henen Vorkaufsrechtes zu beschaffen. Endlich ist das Siedlungsland von den durch das Gesetz geschaffenen Landlieferungsverbänden anzusordern. Diese bestehen -in den Provinzen und Teilen von Provinzen, in denen mehr als 10 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf Großgrundbesitz von 100 Hektar und mehr entfällt. Sie haben gleichfalls ein gesetzliches Vorkaufsrecht so ivie den großen Gütern gegenüber das Enteignungsrecht. Für Enteignungen sind in erster Linie Telle von Gütern zu verwenden, die früher selbständige Stellen waren, weiter Güter, deren Besitzer nicht Berufslandwirte sind, ferner Güter, die in den letzten 30 Jahren wiederholt den Eigen tümer gewechselt haben und endlich solche, die schlecht bewirtschaftet sind. Fragen wir nun nach den Ergebnissen des Reicl>s- siedlungswerkes, so ist die Antwort unbefriedigend. Das prims (vcoslSuksr in allen warben Lperialiarde küi Kirciien und Kapellen ,,^Is§olcI" l^ouis Lctiön, Locosweberei Lrimmilsckau (La.) 10 Frankfurt a. O., 19. April.' Der Wasserstau» »er Oder ist so hoch, »atz die Schleuse», toke im Bruch sich automatisch geschlossen haben. Dadurch ist das Abflüßen des Dränagewassers und der infolge andauernder Niederschläge sich bildenden Feldwä'ser zum Odrrstrom hin unterbrochen Innerhalb »er Deiche stehe» »te Buhnen» Wiesen »uv Weiden vollkommen unter Wasser. Mit «einem raschen Abfluß der Wassermengen kann nicht ge rechnet werden', da vom Ober- und Mittellauf des Stromes «rin weiteres Steigen gemeldet wird. Die Frühjahrsbe stellung mutzt« notgedrungen ausgeseht werden. Ob sie rechtzeitig genug wird fortgesetzt werden können ist fraglich. Jnfolg: der Regengüsse der letzten Tage führt auch die N-.'itze Hochwasser. Der Wasserstand ist in den letzten 24 Stunden von 1,70 auf 2,20 Meter gestiegen. Da vom Oberlauf der Neiße kein Steigen des Wassers gemeldet wird, dürfte sich das Hochwasser alsbald verlaufen. Die andauernden Regenfälle haben erneut Hochwasser der Schwarzen Elster herbeigesührt. Besonders im Unterlaufe, im Kreise Schweidnitz, stehen die Fluren unter Wasser. Dresden, 19. April. Infolge der auch während der Osierse-eriage anhal tenden Niederschläge hat die Elbe gestern abermals eine,, Höchststand von 230 Z«enti meter über Null erreicht und w:it« Mesenflächen überschivemmt. Auch die Erz- g«rbirgsflüsje sind stark geschwollen. Die reich lichen Niederschläge hatten in den höheren Lagen noch ziem lichen Schneefall gebracht, so daß in den Nordabhängeit stellenweise noch dem Wintersport gehuldigt werden konnte. Seit gestern aben» ist das Hochwasser »er Elbe langsam im Fälle» begriffe». Heule früh 8 wurde ein Pegslstand von 207 Zentimeter verzeichnet. Eheinuitz, 19. April. Die in den letzten Tagen mit nur kurzen Unterbrechun gen nievergegangenen schweren Regengüsse haben so wohl dem Chemnitz-Fluß selbst wie auch seinen Zu flüssen gewaltige Wassermassen zugeführt, die sich in reißen dem Lauf zu Tale wälzen. Zwiäau, 19. Apve. Durch di: starken Niederschläge der setzten Tage ist der Wasserstau!» der Zwirkauer Mulde be trächtlich gestiegen. Das Wasser hat bereits die Gefahren- märvr A erreicht. Dessau, 19.April. Die Anhaltische Wasserbauverwal. tung meldet« am erste» Osterfeiertag, daß das ganze Ge lände beiderseits der Mulde überschwemmt ist. Das Getan»« zwischen Dessau u»v Roßlau gleicht berrits eine« See. Die Straßenverbindung zwischen Dessau und Jonitz ist voll ständig überflutet. Rom, t9. April. lieber ganz Norditalien bis nach Rom liegt eine schwere atmosphörMe Depression. F» »en toskanischen ve«g:n, «» Rovasa »nt» Modena ist Schn«: gefallen. In Cassino wur den leichte Erdstöße verspürt. Reutzork, 19. April. Die Ile be rschwe m m n >i g des Misstssippi- tales har infolge starker N gen falle von Jllionis bis New Orleans eine bedrohliche Ausdehnung angenommen. Der Fluß, dessen normale Breite eine halbe bis eine ganze Meile beträgt, erreicht setzt an de» Steilen, an denn keine Dämme vorhanden sind, eine Breite von 13 Meilen, An den Nebenflüssen ereigneten sich 2 ö Damm bräche. Zahl reiche Orte sind ernstlich bedroht. Einige Sradgtelle von New Orleans stehen bereits linier Wasser. Durch dlr Ucb.r- schwemmnng im Mi,jl,,.ppigcl>ict sin» 21009 Per sonen obdachlos geworden» davon 13200 allein in Illinois, Missouri nud Arkansas. Am Montag brachen drei Dämm: des Arkansas-Flusses. Für di: durch die Ueberichwcmniungskalaftrophe .m Missichippitai obdachlos gewordenen Personen, haben das Krl:gsa»ir und das Rote Kreuz Zelle gesandt, die mehr als 5000 P.wsonen Unterkunft bieten. Paris, 19. April. Wie die Agentur Fvurnier berichtet, tobte über Australien in den Lstertagen ein heftiger, von wolken- brucharligein Regen begleiteter Sturm. Der Dampfer „Rivnrina" wurde an dre Küste geworfen und. befindet sich in kril sch:r Lage. Er Hai 150 Passagiere an Bord. Bergwerksunglück in Belgien Brüssel, 19. April. In »er Grube „Estin »es Aval" bei Mo ns hat sich am Sonnabend ein furchtbares ttnglüik ereignet. Durch schla gende Wetter wurden eine Anzahl vo» Bergleuten über rascht. Die R.ttnngsarbeitrn sind während beider Oster feiertage fortgesetzt worden. 2« Dole sind geborgen wo rden, 43 Bergleute wurden in verletztem Zn, stände gerettet. Ei» Bergmann ist noch vermißt. liegt an zweierlei Gründen: einmal an dem umständlichen Verfahren der mit der Siedlung beauftragten Kultur- behürden, denen es an Initiative mangelt, weil sie ein eigenständiges Dasein führen und dem Druck irgend welcher öffentlicher Körperschaften (Kreistag und Pro vinziallandtag) nicht ansgesetzt sind; zweitens dem Typ des wirtschaftsfremden, wenig sozialökonomisch einge stellten Juristen, der als Leiter und Sachbearbeiter bei den Kulturbehörden unumschränkt herrscht, ausschließlich verwaltend in totem konservativen; Geiste und wenig oder garnicht in fortschrittlich sozial gesunden; Sinne gestal tend. Was wurde bis jetzt gesiedelt? Die amtliche Sta tistik gibt folgendes Bild: Anliegersiedlunge» 1919 au 1920 au 1920 au 1921 au Kulturland Moor- Kulturland Moor und Heide 1921 au Kulturland 1922 auf Moor und Heide 1922 auf Kulturland 1923 (Unterscheidungen für Moor- u. 1924 Kulturland sind nicht mehr gen; Neusiedlungen 1919 auf Moorland 1919 auf Kulturland 1920 auf Moor und Heide 1920 auf Kulturland 1921 aus Moorland 1921 aus Kulturland 1922 auf Moor und Heide 1922 auf Kulturland 1923 (Unterscheidungen für Moor- u. Anzahl 12 80-3 95 18964 283 23 197 75 19 544 18 343 11 479 71 751 102 1 641 163 2 011 243 2 412 Fläche 10 740 ha. 112 20 243 263 22 491 122 20 624 23 507 14 989 ha. ha. P L ha. l>a. 924 Kulturland lind nickt mekr aem t -2 2 70« 871 ha. 8 930 ha. 949 ha. 13 960 ha. 1 430 ha. 17 989 ha. 2141 ha. 17 707 ha. 31323 ha. 22 687 ha. Aber auch diese Zahlen, so klein sie i»; einzelne«* sein mögen, suck noch nicht als vollwertig anzusehen. Rach dem Urteil von Siedlungspraktikern könnte un schwer festgestellt werden, daß in 40 Prozent aller Falle das Siedlungsverfahrei; noch nicht zur Durchführung ge kommen ist. Das erklärt sich damit, das; ein Siedlnngs- verfahren dann als abgeschlossen gilt, wein; vor den; Kulturamtsvorsteher zwischen den Siedlungsanwärtern und den Landeigentümern eine Einigung zustande ge kommen ist. Mit dieser „Einigung" wandert die Zahl ins Protokoll und von dort in die amtliche Statistik. Oft er folgt aber auf die „Einigung" nichts; jetzt folgt das um ständliche Enteignungsverfahren, das fast 2 Jahre dau ert. und nach seiner Durchführung erscheint dasselbe Landtz wieder in der amtlichen Statistik. Sonnt gibt die amt liche Siedlungsstatistilr über den jeweiligen Stand ders Siedlungsfrage eii; sehr ungenaues Bild. Aber selbst von alledem abgesehen: fahren wir in» selben Tempo der Siedlung fort wie bisher, so wird von den noch vorhandenen 2,7 Millionei; Hektar kultur fähigen Moorbodens und von den 1.5 Millionen Hektar kulturfähigen Heidebodens der Rest erst in etwa 150 Jah ren kultiviert sein. Daß hiervon Nennenswertes für die- augenblickliche Wirtschaftslage nicht zu erwarten ist. liegtt auf der Hand. Nun zur Siedlung selbst. Siedeln ist eine! ungeheure mühselige Kleinarbeit, ist eine permanente« Anstrengung, ist ein Ergreifen der Staatshilfe, aber nur zu dem Zwecke, die Möglichkeit einer Selbsthilfe sich zu schaffen. Das „Selbstarbeiten, sich selbst Helsen", steht an; Anfang jeder Siedlung. Nur muß der Staat Helsen; daß dieser Anfang gemacht werden kann, helfen durch Geldmittel. Es kann nur insoweit gesiedelt werden, ols Reich und Länder den größten Teil der aufznbringendeii Kosten als Darlehen zu mäßigen für den Siedler trag? baren Zinsen hergeben. Allein den Gesetzgeber trifft als» die Schuld — schreibt der bekannte Batocki — ivenn e;