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Sächsische Volkszeitung : 26.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192704265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270426
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-26
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.04.1927
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Was allmählich langweilig wirkt Di« „Leipziger Neuesten Nachrichten" können ob der Kon- »ordatssroge die seelisäM Gleichgewichtslage nicht wiederfinden. In eniem Leitartikel jin Nr. 112) wird die „Bedrohung der Schulhoheit" durch dris Konkordat wieder einmal plastisch aus- gemalt und als Kronzeuge der einstige preußische Kultusminister Boelitz mit folgendem Zitat ins Feld geführt: „Das Kind gehört durch seine Geburt einer Vielheit von Kullurgemeinscitasten an. Der Staat allein ist in der Lage, jeder dieser Kulturgemeinschasten ihr Recht und ihre Grenzen anzuweisen: er muh aber auch gegen die Vorherrschaft ein zelner dieser Kreise das eigene Recht des Kindes und das Eigenrecht der Schulen wahren. Er ist dafür verantwortlich, dal;, wenn cs sein muh. auch gegen das besondere Recht einer Erzichung-sgemcinschast dem Kinde die Möglichkeit, zur Selbst bestimmung und Selbstentscheidung heranzuwachsen gewähr- . leistet wird. Darum kann er keiner anderen Gemeinschofi . dieses Hoheitsrecht abtreten: auch nicht den Kirchen, die nur eine — und dabei noch nicht einmal einheitliche — Organi sation neben anderen im Bildungsganzen darstelle». Das ' Ideal der katholischen und altprotestantischen Kirche, von ihrem absoluten Wahrheitsbegriff aus die Gesamtheit der - Bildung zu beherrschen, ist mit dem modernen Staatsgedan- .mken unvereinbar." Wer einigcrmahen nüchtern dies« Sätze studiert, der wird die ganze faule Logik, mit der man auf liberaler Seite so krampfhaft operiert, ohne weiteres durchschauen. „Der Staat allein . . .", Selbstbestimmung und Selbstentscheidung in letzten Dingen für Kinder, wo selbst die grohe Masse der Erwachsenen oft kein eigenes Urteil, sowie vielfach nur allzu blindes Ver trauen hat! Wir haben schon an dieser Stelle darauf hin gewiesen, dah die Staaten in ihrem Werden und Vergehen nrit Zu de» labilsten Gesellschaftsformen zählen, um wieviel mehr erst in ihrer sozialen uiid kulturellen Struktur. Und diese Staaten sollen sich zum Sittenrichter über die Kirche und damit über die Idee des Christentums aufwerfe»? Dieser sonderbare Liberalismus beweist damit nur, wie fern er einer gerechten Beurteilung der christlichen Kirche überhaupt steht! Di« L. N. N. beklagen sich darüber, dah von rechtsradikaler Seite die ge fährliche Uebertreibung des Staatsgedankens als ein Widersinn des „Liberalismus" charakterisiert worden ist und meint, wenn diese Kreise den Liberalismus vor Verkennung seines eigenen Wesens liebevoll beivahren möchten, dann stimmt etwas nicht. Das letztere trifft unbedingt zu. hier stimmt etwas nicht! Der Liberalismus schützt nämlich Verteidigung der Staatshoheit vor und meint schärfsten Kampf gegen Christentum und Kirche. Auch der Staat ist hier nur ein Mittel zum Zweck, darüber können alle schönen Worte nicht hinwegtäuschen! In dem genannten Artikel wird dann „ernstlich gedroht": Ein Konkordat nach bayrischem Muster, das wesentliche Vor rechte der Staatshoheit über die Schule an die Kirche preisgibt, ist mit der Deutschen Volkspartei nicht zu machen. Ein Kon kordat. worin nicht — stillschweigend natürlich — anerkannt wird, dah für die Schule lediglich die Staats- und Reichsgesetze mahgebend sind, sprengt die Regierungskoalition, einerlei, ob es in Preußen oder im Reiche abgeschlossen wird." Diese „Energie" wird die verantwortlichen Stellen ebensowenig schrecken, wie die kollosal witzigen Anspielungen auf die katholischen Staats männer Marx und Held. Wenn es dem Liberalismus in dieser Frontstellung gegen den geschlossenen christlichen Volksieil bei der jetzigen Kräfteverteilung gelingen sollte, den christliche» „Anschlag auf die Schule" zu vereiteln, dann bleibt ja immer noch die Frage ossen, welche Erfolge diese Art von Liberalismus bei den nächsten Wahlen zeitigen wird. Wir haben in dieser Hinsicht nur eine Stärkung unserer Position zu „i'efiirchten". „Schwarz - Aol - Gelb- Die „Tägliche Rundscl>au". das dem Außenminister Dr. Stresemann nahestehende Berliner Organ der Deutschen Volkspartei hat am 21. April einen merkwürdigen Artikel über „Nationale Disziplin" von einem Major Lehmann gebracht. Dieser Herr spricht von der Flagge des Deutschen Reiches in einem Tone, der sich im Rahmen des Organs einer Regierungs partei recht eigenartig ausnimmt. Man lese: „Wir sehen eine gute Disziplin z. B. im kommunistischen und schwarzrotgelben Lager, und wir beobachten sehr schlechte Disziplin bei allem, was angibt, für nationale Belang« und Ziele zu Kümpfen. Die sogenannte „Einigkeit" ist ja nur der äußere, sichtbare Ausdruck der Disziplin. Weil wir keine Disziplin Hallen, sind wir und erscheinen wir nach außen hin als uneinig . . . Was trennt uns denn z. B. von der Reichs banneridee Schwarz-Rot-Gelb? Nicht bloh Schranken, nein. Welte», die zwischen der Idee voni internationalen Staats gebilde lind dem festgefügten deutschen Nationalstaat liegen. Glaubt man wirklich, dah dort olles an einem Strange zieht und man mit allem einverstanden ist? Keine Spur, man ist auch un- rinig, aber man hält Disziplin." „Seesahrl ist rwl" Die Erstltnasfahrk -es Äapag-Dampsers „Neuyork" Um kir seiner ganzen Größe zu würdigen, rvas die Erstlingsfahrt eines deutschen Dampfers von der Art einer „Albert Ballin", einer „Hamburg" und nun, mit neuen Verschönerungen und Vervollkommnungen, einer „Neuyork" bedeutet, muß man sich vergegenwär tigen, daß unsere Hansestädte vor weniger als 10 Jahren wirtschaftlich gesehen, kaum etwas Besseres als ein Trümmerhausen gewesen sind. Lagen die Stromhüsen der Elbe und der Weser bald nach dem Kriege wieder voll von Schissen, denen es weder an Fracht noch an Rei senden fehlte, so führten die Schiffe fremde Flaggen, die man zum Teil früher fast nie an den deutschen Küsten ge sehen hatte: die Frachten waren wohl Erzeugnisse deut scher Arbeit, aber diese Arbeit war durch die Ungeheuer lichkeiten der Inflationszeit dem Anslande versklavt und die Menschen, die der Heimat den Rücken kehrten, waren Opfer an deutschem Fleisch und Blut, bie der Mi notaurus der Nachkriegszeit grausamer als das Unge tüm des Weltkrieges und vielleicht noch unersättlicher als dieses verschlang. Jetzt ist neues Leben aus den Ruinen erblüht, und es ist rascher gegangen, als der kühnste Optimismus zu hoffen gewagt hätte. Der Geist Albert Ballins ist in der Hamburg-Amerika-Linie lebendig geblieben und Wilhelm Cuno bearbeitet sein Feld mit starker und geschickter Hand. Wohl ist die Schiffahrt noch nicht wie der bei den Größenvevhältnissen des Dreigestirns „Impe rator", „Vaterland" und „Fürst Bismarck", auch nicht bei der Geschwindigkeit der zweiten „Deutschland" ange langt, und es ist fraglich, ob das sobald wieder geschehen wird. („Nie" ist ein langes Wort.) Aber mögen die „blauen Bänder" des Ozeans vorläufig wieder von eng lischen Schiffen flattern — daß wir an und für sich jedem Wettbewerb gewachsen sind, haben wir zur Genüge ge zeigt, und wenn die Hamburg-Amerika-Linie ihre Auf gabe darin sieht, an Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit das denkbar Höchste zu leisten, so hat sie dafür Gründe, die vor der Welt sich sehen lassen können. Die erste Ausfahrt der „Neuyork", die am 1. April 1927 in Cuxhaven begann und an der als Gäste der Hamburg-Amerika-Linie 20 Presseleute aus Berlin, Hamburg, Köln und München teilnahmen, stand unter einem guten Stern. Die Windstärke hob sich zwar zweimal bis Nr. 9 der Beaufort-Scala., in der Nacht vom 8. aus den 9. April auch noch etwas höher, der spätabendliche Aufenthalt an der englischen Küste war im Gegensatz zu den hellen heiteren Morgenstunden vor Boulogne mit ihrem sympathischen französisch-deutschen Begrüßungsakt von äußerster Trübseligkeit, bei der An näherung an die Neufundlandbank, die sich in seemän nischen Kreisen starker Unbeliebtheit erfreut, trat wieder Nebel und Regen ein, und das stundenlange Tönen der automatischen Dampfpfeife gab den Reisenden immerhin auch von den Sorgen und Gefahren der Seefahrt einen leichten Begriff: im allgemeinen aber leuchtete der Reise ein freundlicher Himmel und der Sportbetrieb auf dem licht- und luftumfluteten obersten Deck konnte sich tage lang ebenso fröhlich entfalten wie das anmutige Leben in den prachtvollen Räumen des A-Decks. Auf die politische Erörterung, der die Radiozeitung den tagfälligen Stoff lieferte, wirkte es erfreulich bele bend. daß sozusagen auch der Regierungstisch besetzt war und Rede und Antwort stand: Zu dem jugendsrischen Alt- Reichskanzler gesellten sich der frühere Staatssekretär und Reichsminister Gras von Roedern, präsidierendes Vorstandsmitglied des Vereins deutscher Reeder, der frü here Staatssekretär in der Reichskanzlei Tr. Kempner und Ministerialdirektor Dr. Lottholz vom Reichsfinanz ministerium. Die fach- und seemännische Belehrung war bei den Herren der Leitung der Hamburg-Amerika-Linie und des Schiffes selbst in den besten Händen. Die Di rektoren Warnholtz und Zehmann verließen allerdings in Southampton des Schiss, aber Direktor Goos und Di rektor Sutor, Kapitän Graalfs, Oberingenieur Nolle, der erste Offizier Lehmann und seine Kameraden standen den wissensdurstig Fragenden stets bereitwillig zur Verfü gung, und als die Fahrt sich ihrem Ende näherte, sammel te Generaldirektor Enno und seine Mitarbeiter die Jour nalisten nochmals um sich zu eingehender und wertvoller Aussprache. Daß die Verpflegung an Bord in der ersten Klasse der eines Hotels von höchstem Range entspricht, aber auch in der zweiten und dritten Klasse Nicht nur in vortrefflicher Qualität, sondern auch in der besten äußeren Form dargeboten wird, ist bekannt genug und braucht kaum besonders erwähnt zu werden. Der GrilIraum auf der „Neuyork" ist ein vornehmes Re staurant, das kleineren Gesellschaften Gelegenheit bie tet, gegen eine ganz geringfügige Zuzahlung abseits von der herkömmlichen Tischordnung die eine oder die andere Mahlzeit einzunehmen. Zusammen init der Gesellschafts halle. in der der Tee eingenommen wird, die Konzerte der Künstlerkapelle Ette, Filmvorführungen und Tanz veranstaltungen stattfinden, bildet der Grillraum aus der „Neuyork" ein Muster vornehmer Wohnungskunst. Im übrigen bieten die Sportplätze, die Turnhalle, der Schiebst and, der die originelle Gelegenheit bie tet, in dem vorüberlaufenden Filmband auf allerhand exo tische Tiere vom Nilpferd bis zur flüchtigen Antilope zu schießen, reiche und bunte Gelegenheit zur mannigfa chen Unterhaltung und die zehntägige Reise vergeht im Fluge. Die .Hainburg-Amerika-Linie verfolgt mit diesen» Schiffstyp der 2V 006 Tonnen. die neben 1130 Passagieren noch WOO Tonnen Fracht aufnehmen können, ein ganz bestimmtes und wohlüberlegtes Programm, das den Geboten der Wirt schaftlichkeit und ferner des Reisebehagens in gleichen» Maße gerecht wird. Unter diesen Gesichtspunkten muß die „Neuyork" als eine zurzeit nicht zu iibertreffende Meisterleistung der Reederei wie der Werst von Blohin u. Boß bezeichnet werden. Dem entspricht der Andrang zu ihr und ihren Schwesterschiffen. Obwohl die eigentliche Reisezeit noch nicht begonnen hat, ist die „Neuyork" in der ersten und dritten Klasse vollständig, in der zweiten fast vollständig besetzt. Für die Rückreise muß die Gesellschaft der Pressemänner sich trennen, da es nicht möglich war, auf der „Neuyork" 20 Plätze freizuhalten. Musik (in die Kammern der 1. Klasse durch Radio übertragen), erfüllt abwechselnd die Gesellschaftsräume aller Klassen und überall gibt es auch Filmvorführungen. Auch der Sport betrieb ist in allen Klassen gleichmäßig lebhaft. So ist für jedes Unterl>altungsbedürfnis gesorgt und herzhafte, harmlose Fröhlichkeit siegt auch über die gelegentliche Unbill des Wetters. Aber sie läßt dem ernsten Gedan ken Raum: Möchten diese frischen, sehnigen Jungen, diese ranken und schlanken Mädchen, die sich aus dem Vorder schiff tummeln, und die nicht mit der „Reliance" oder der „Neuyork" zurückfahren, der deutschen Heimat nicht für immer verloren sein! Zweierlei ist an diesen Ausführungen bemerkenswert Ein mal das Eingeständnis, daß es bet den nationalen Verbänden an Disziplin mangelt. Ziveitens ober der wegwerfende Ton, in dem von „Schwarz-Rot-Gelb", das soll heitzen von den Reichs- favben Schivarz-Rot-Gold, gesprochen wird. Diese verächtliche Umschreibung der Reichsfarben war in manchen deutschnatio- nolen Blättern beliebt, bevor diese Partei in die Regierung ging. Hält nach diesem Ereignis ein Blatt der Deutschen Volks partei es für taktvoll, den gleichen Ausdruck zu verwenden? — Mer man weih, bei der Deutschen Volkspartei täuscht vielfach der erste Eindruck. Wenn dort eine Parteitagung gegen da» Konkordat abgehalten wird, dann soll das heihen, daß der Führer der Parte! als verantwortlicher Minister für das Konkordat ist. Demnach soll diese Beschimpfung der Reichs farben in einem Organ der Volkspartei wohl nur bedeute», dah oi« verantwortlichen Stellen der Deutfcl-en Volkspartei f ü r die Reichsfarben «intreten — hier wie im Falle -es Konkordat» natürlich auf Grund der „gegebenen Umstände". Ei« erbarmungsloser Feind Frei nach dem Englischen bearbeitet von Klara Rheinau , (Nachdruck verboten.) (13. Fortsetzung.)' Am nächsten Morgen begab ich mich wieder auf die Poli zeistation und erfuhr, daß Geheimpolizisten den Fluh absuchten. Ich sah einen in Scotland Aard und erzählt« ihm unsere Ge schichte. Er sagte, er ivolle Erkundigungen einziehen Über Mr. Smith. „Und hast du seitdem keine Nachrichten von Mrs. Orde er halten, mein lieber Junge?" fragte sie. „Nein, nicht ein Wort! Di« Polizei entdeckt«, daß Mr. Giffords gesetzmätziger Erbe «in Mr. Rivers sei, ein alter, ehrenwerter Rechtsanwalt, und Man erlaubte ihm, Mr. Giffords Testament «inzusehen. Er hmterjieh alles was er besah, John Orde und seiner Familie. Eigentlich hatte sein Besitz an Mr. Rivors übergehen sollen, der wirklich sein nächster Anverwandter war. aber nicht die ent fernteste Aehnllichkeit mit dem von mir beschriebenen Mr. Smith hatte. Jetzt bekam ich Angst. Ohne Geld in London, ivas sollt« aas mir werden? Rita würde Hungers sterben, oder vielleicht von dem Elenden aufgefunden werden, der, wie ich fürchte, ihre Mutter ermordete. Ich entschloh mich, 'noch S-,'hampton in das Hotel „George" zu gehen, um zu sehen, ob Jsadella vielleicht entkommen sei und uns dort gesucht habe. Am nächsten Tage reist« ich in einem Wagen dritter Klasse mit Rita und ihrer kleinen Kleiderschachtel nach Southampton ab. und wir erreichten auch glücklich das Hans, aber auf meine Erkundigungen erfuhr ich. dah di« spanische Dame, deren sie sich deutlich erinnerten. niemals dahin zurnckge kehrt sei. Ich wußte nicht, was ich ansangen sollte. Das Kind hatte grohe Sehnsucht nach der Mutter gehabt und hätte den Aufenthalt in frischer Luft sehr nötig, um sich zu erholen: über ein un erwarteter Vorfall vertrieb uns ivieder aus unserem Obdach. Ich hatte die Kleine manchmal allein im Garten gelassen, well ich st« von mein«»» Fenster aus überwachen konnte, wenn Ich zu beschäftigt war, um mit ihr zu gehen. Es war mir ge- ltmgen, Arbeit im Notenkovieren zu bekommen, und ick »and dah ich auch für meine Zeichnungen einige Schillinge einneh- >n«n konnte: so kaufte ich mir denn das nötige Material und erschöpfte damit unsere schmalen Mitteil. Eines Tages war Rita Mieder allein im Garten, und ich war ganz in mein« Arbeit vertieft, als sie plötzlich sehr ver gnügt in das Zimmer stürmte und ausries: „Philly, der gute Mann im Garten will uns zu Maina bringen. Er ivollte Rita gleich mitnehmen, aber Rita will nicht ahne Phi-lly. Sieh, er hat mir Gutes gegeben": und sie hielt mir eine hübsche Bon- bonniere entgegen. „Hast du davon gegessen?" ries ich aufspringend und ihr di« Scliochtel aus der Hmid reihend. „Nein, nicht ohne Philly. — Philly muh mrtesse»." „Wo ist der Mann?" fragte ich, sie bei der Hand fassend. Führe mich zu ihm. -Herzchen!" Sie zog mich hinaus in den Garten, aber wir fanden „je manden mehr darin. -Sähst du den Mann früher schon einmal?" «fragte ich. „Ja." antwortete sie nickend. „Rita sali ihn, «jls er un- artig ivar in dom garstigen Haus -und Mama weinen machte." Es war Smith. Ich erschrak furchtbar. Er Elite mir Rita entreißen, davon war ich fest überzeugt. In entsetzlicher Angst band ich Ritas Kleidungsstücke zu einem Bündelchen zusammen, bas leichter zu tragen war als «ine Schachtel, bezahlte mein« Rechnung und verlieh das Wirts haus. Ich begab mich sogleich nach dem Bahnhof, -nahm ein Bittet dritter Klaff« nach London, stieg aber an der ersten SSa- tio-n aus und ivanderte in das Land hinein. Endlich war mein letztes Geld verbraucht, und ich muh!', ein Kleidchen Ritas verkaufen, um von dem Erlös Brot Kausen zu können. Ich hatte freilich noch die silberne Kassette, in >v«l- cher Isabellas Papiere ausbeivahrt inaren, aber ich wäre lieber Hungers gestorben, als dah ich si» verkauft -Hütte, denn sie konnte vielleicht später, wen» ich tot war, für Rita von Nutzen sein. Endlich muhte ich unsere Wohnung aufgeben, und ich entschloß mich notgedrungen, nach Southampton zurück zu gel>en und mich wieder mit Zeichnen und Notenkopieren zu besälästigen. Da machte ich mich denn mit Rita auf den Weg, aber ich verirrt« mich, und dann kam -er Schneesturin. Müde und durch näht, bat ich in einer Farm um Obdach, aber inan wies mich fort, indem man mich Bettler und Vagabund schinipfte. Wir amaen weiter, bi» es dunkel wurde, aber dann konnte Ich Rita nicht mehr ivach halten und muhte sie tragen. Zuletzt sank ich zu Boden und hatte mich schon darein gefunden, mit der Kleinen hier sterben zu müssen, als ich. wie in augenblickliä>er Erhürung meines Gebetes, die Essensglocke eines Hauses läuten hörte. Ich folgte dem Klang und erreichte die Türe, aber ich Konnte dt» Schelle nicht ziehen, denn inein« Hände «raren vor Külte er starrt. Das Fenster «vor ein ivenig offen: ich stieg ein und lieh, wie Sie wissen, Rita unter dem Schutz Aires Hanfes zurück." „Und warum blie-bst du selber nicht auch?" fragte Mr. Munro vorwurfsvoll. „Du wärest ja freundlich ausgenommen ivorden." „Ach, ich kannte Sie doch nicht! Ich fürchtet«. Sie würden ans wegschicken. Di« kleine Rita allem kannten Sie doch nicht in di« Nacht hinausstohen, darum überließ ich sie Ihrer Sorg«. Es ivar feige, ich sehe es jetzt «in, aber ich wußte kaum, ivas ich tat. Sobald ich drauhcn war, erinnerte ich mich der silbernen Kassette, die ich bei Rita hätte zurücklassen sollen. Aber dazu war es setzt zu spät: ich ging deshalb in den Laubgang bei der Alle«, vergrub die Kassette am Fuße einer mächtigen Eiche." Philipp fuhr fort: „Dann marschierte ich weiter. Aus der Stell«, ivo ich gesunden wurde, sah ich mich plötzlich einem Mann gegenüber, der im Begriffe schien, zu dem Totenwärierhäusä-en zu gehen. Wir blickten beide auf und erkannten einander gleichzeitig. Es ivar Smith!" „Du junger Bösewicht!" rief er, mich am Arm ergreifend, „was hast du mit der kleinen Ordre ongesangen?" „Sie vor Ihnen in Sicherheit gebracht." antwortete ich. „und unter mächtigen Schutz gestellt." „Sage mir auf der Stelle, ivo sie ist. oder ich schieße dich nieder!" rief er. einen Revolver hervorziehenü. „Das werde ich nie tun", ries ich. Während ich sprach, packte ich ihn beim Arm. Im nächsten Augenblick folgte ein Blitz, ein Knall — und der erste Schuh muht« über meinen Kopf weggegangen sein. Beim zweiten sie» ich. und ich erinnere mich an nichts mehr, bis zu der Zeit, al» ich hier in diesem Be ft zur Besinnung erwachte. „Welch schreckliche Geschichte!" rief Mrs. Munro ans. al« Philipp erschöpft schwieg. „Wo war oder ist denn dieses schreck, liche Haus, in dem ihr gesangen gehalten wurdet?" „Das erste ivas wir tun müssen," sagte Doktor Selwyn „ist, Mr. Smith ausfindig zu machen, dessen mörderischen Häi» den du mit knapper Not entkommen bist." 'Forts,.chung folat.)
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