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Internationale Konferenz katholischer Arbeitervereine Vom 16. bis 18. September fand in Antwerpen eine internationale Konferenz katholischer Arbeitervereine statt. Vertreten waren: England, Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, Oesterreich, Polen: Argentinien nahm korrespon dierenden Anteil. Pater Nutten, der verdienstvolle und beliebte katholische soziale Führer Belgiens, leitete die Ver handlungen. Der hl. Vater, dem vorher über die bevor stehende Konferenz berichtet worden war, begrüßte in einem ausführlichen Schreiben das Zustandekommen der Konferenz, billigte die Tagesordnung, insbesondere auch die Behandlung der Eigentumssrage und segnete die Delegierten, alle Mitglie der der Arbeitervereine und alle, die ihre Tätigkeit der religiösen und bürgerlichen Förderung der Arbeiter widmen. Zum ersten Punkt der Tagesordnung: „Berichte über die gegenwärtige seelische Lage der katholischen Arbeiter und ihre Ursachen" war von einem vorbereitenden Ausschuh ein umfangreicher Fragebogen ausgegeben worden, auf Grund dessen der Abgeordnete Ioos über Deutschland, Pater Nütten über Belgien, Professor O'Hea über England, Direktor Tan zet te Uder Frankreich, ein Pater über Polen, Dr. Poels über Holland, Professor Frodl über Oesterreich berichteten. Die Berichte gaben eine ausführliche Darstellung darüber, in welchem Verhältnis die Arbeiter zum Unternehmertum, zu den besitzenden Klassen, zu den akademischen Berufen und zu den bürgerlichen Parteien und ihrer fortschreitenden Konzentration stehen, wie sie sich der katholischen Gesamtorganisation, der Kirche und dem Klerus, der sozialistischen und der kommunisti schen Bewegung gegenüber verhalten, wie sie die demokratische Bewegung und den Parlamentarismus, die bürgerliche und die katholische Presse beurteilen, welchen Gehalt die katholischen Arbeiterorganisationen der verschiedenen Länder haben, und was von der katholischen Arbeiterjugendbewegung in den ver schiedenen Ländern zu erwarten ist. Die Berichte nahmen einen großen Teil der Verhandlungen ein und zeigten Ab weichungen, aber auch viele Parallelen in bezug auf die Seelen stimmung der Arbeiter in den versclstedenen Ländern. Das hervorragendste Merkmal in allen Berichten war die stei gende Skepsis der Arbeiter gegenüber der sie umgeben den Welt. Zum zweiten Punkte der Tagesordnung: „Christliche E i g e n t u m s l e h r e und ihre praktische Anwendung auf das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit" gab Professor F r o d l - Oesterreich eine eingehende Uebersicht über die christ liche Eigentumslehre, wie sie u. a. auch in der Enzyklika „Nerum Novarum" festgelegt ist und wandte die christlichen Prinzipien an auf das heutige Wirtschaftssystem, woraus sich dann ergab, wie sehr die katpitalislische Wirtschaftsweise sich von der christlichen Eigentumsauffassung entfernt hat und wie dringend eine gründliche Nesorm dieses Wirtschaftssystems sei, eine Nesorm, die die Arbeit ihrer Bedeutung entsprechend zur Geltung bringe und an den Früchten der Wirtscl)aft teilnchmen lasse. Professor Frodl zeigte Ziele einer christlich-sittlichen Rcformbcwegung, und Monsignore Dr. Müller gab Wege an, die die Arbeiter in der Wirtschaft aufwärts führen, sie zu Mit besitz und verantwortlicher Mitverwaltung bringen können. Da neben verwies Dr. Müller auf die Bedeutung einer grohziigigen Siedlungspolitik als einer Möglichkeit, den Arbeiter zu indi viduellem Eigentum und zu Bodenständigkeit zu bringen. Es wurde eine Studienkommission eingesetzt, die die Ideen von Professor Frodl und die Pläne von Dr. Müller im einzelnen überprüfen und weiter ausarbeiten und dann in Form von präzisen Richtlinien allen Landesverbänden zusühren soll. In den Schluhverhandlungcn wurde nach einem Bericht von Monsignore Walterbach die katholische Arbei te rvereinsinter nationale konstituiert. Der Sitz der Internationale ist Brüssel. Es wurde ein Komitee ge bildet, das aus Vertretern aller Länder besteht und zu dessen Vorsitzenden Dr, C o l e n s - Belgien gewählt wurde. Die erste Aufgabe dieses Komitees ist es, aus dem Kreis der katholischen Arbeiterschaft einen internationalen Sekretär zu bestellen, der sich in Brüssel ein Sekretariat errichten und seine ganze Kraft dafür einsetzen soll, die Internationale katholischer Arbeiter vereine zu vervollständigen und ihr Leben und Gehalt zu geben. Die Verhandlungen, die sehr fruchtbar waren, verliefen in vollster Harmonie. An einem Abend kamen die Delegierten außerhalb des Tagungslokals zu einem gemütlichen Plauder stündchen zusammen und tauschten freundschaftliche und herz lich gehaltene Reden miteinander aus. Die Simnkativn in -er sozialen Arbeiter - Versicherung Es ist eine bekannte Tatsache, daß die zwangsweise Ver sicherung gegen Krankheit, Invalidität und Unfall darunter leidet, daß vielfach bewußt oder unbewußt Krankheiten oder Krankheitssymptome vorgetäuscht werden. Verhältnis mäßig selten kommt es vor, daß nicht vorhandene Krankheiten vorgetäuscht werden. Außerordentlich zahlreich sind aber die Fälle, in denen ein geringfügiges Leiden maßlos übertrieben wird. Man würde aber fehl gehen, wenn man annehmen wollte, daß diese Vortäuschung oder Uebertreibung, mit einem Worte Simulation genannt, nur in der Arbeiter- oder Angestellten- vcrsicherung zu finden und daß sie erst durch sie ins Leben ge rufen wäre. Simulanten hat es zu allen Zeiten gegeben. Er innert sei nur dorltn, daß früher die allgemeine Wehrpflicht zahlreiche Simulanten hervorbrachte. Auch bei Entschädigungs ansprüchen infolge von Körperbeschädigungen, Strafverfahren usw, hat die Simulation stets eine große Rolle gespielt. Daß aber die soziale Versicherung das Heer der Simulanten außer ordentlich stark vermehrt hat, kann nicht bestritten iverden. Die Simulation wird angewendet, um einen rechts widrigen persönlichen Vorteil oder Gewinn zu erlangen. Auch aus anderem Anlaß, wie z. B. um sich einer Strafe oder Ver- pfilchtung zu entziehen, kommt sie vor. Von letzterer soll hier aber nicht die Rede sein. In der sozialen Versicherung ist die Simulation entweder eine bewußte oder unbewußte. Ist sie bewußt, so liegt zweifellos ein Betrugsversuch vor, der kriminell zu ahnden ist, wenn es sich darum handelt, Leistungen der Ver sicherung in Anspruch zu nehmen, auf die ein Recht nicht besteht. Bei Vortäuschung glicht bestehender Leiden oder Gebrechen ist es verhältnismäßig leicht, den Betrüger zu überführen. Schwie riger liegen die Verhältnisse, wenn es sich um Uebertreibungen handelt. Hier ist es sehr oft nicht möglich, zu beweisen, daß die Klage» übertrieben sind. Die unbewußte Simulation kommt besonders bei nervösen und hysterischen Personen vor. Sehr oft werden von diesen kleine Leiden und Beschwerden, die an sich die Arbeits fähigkeit kaum beschränken, außerordentlich stark übertrieben. Das Schlimmste Labei ist, daß diese Kreise fest davon über zeugt sind, daß die Art und Schwere ihres Leidens sie berech tigen, die gesetzlichen Leistungen zu fordern. Selbst das wohl- meindendste Zureden bleibt ohne Erfolg. Diese Kreise belasten die Versicherungsträger außerordentlich stark. Zu Zeiten wirtschaftlichen Niederganges und wirtschaft licher Depression treten die Simulationen besonders häufig auf. In erster Linie weiden die Träger der Kranken- und Invaliden versicherung davon betroffen. Trotz aller Vorbeugungsmaß nahmen erlangen manche Versicherte Leistungen, auf die sie keinen Anspruch haben. Das ist im Interesse der Versicherung und auch der Allgemeinheit außerordentlich zu bedauern, läßt sich aber nicht ändern. Von Sachverständigen — hervorragenden ärztlichen Be gutachtern — wird angenommen, daß die Zahl der bewußten und unbewußten Uebertreibungen etwa 40—50 Prozent beträgt. In den allermeisten Fülle» werden sie allerdings erkannt und stellen- keine Belastung für die Versicherungsträger dar. Die Rechie -er Eisenbahner Eine in Dresden von der Gewerkschaft deutscher Eisenbah ner, der Deutschen Verkehrsbeamtengesellschast und dem Bund der Lokomotivführer gemeinsam einberusene Versammlung be schäftigte sich eingehend mit den augenblicklichen Zeitfragen des Reichsbahnpersonals. Einen Houptgegenstand bildete die Frage der Betriebssicherheit in Verbindung mit dem Personalaboau. Bei der heutigen Anspannung des Personals würde jede weitere Belastung die schwersten Gefahren bedingen. Die Versammlung beschäftigte sich weiter mit der Frage des Berufsbeamtentums. Die Versammelten erklärten einstimmig, daß an dem bestehen den Beamtenrechte keinesfalls gerüttelt werden darf und es wurde gefordert, daß Reichstag und Reichsregierung im Inter esse der Oeffentlichkeit die Entwicklung der Deutschen Reichs bahn-Gesellschaft zu überwachen habe. Einstimmig ivurde folgende Entschließung angenom men: „Die Eisenbahner verlangen von Reichstag und Reichs regierung eine Nachprüfung der die Reichsbahn betreffenden Gesetze und ihre Auswirkung, insbesondere halten es die Ver sammelten für unbedingt notwendig, daß die Frage der Be triebssicherheit allein ausschlaggebend ist für die gesamte Ge schäftsführung. Es ist deshalb erforderlich, daß vor jeder weiteren Personalverminderung geprüft wird, ob diesem Ge sichtspunkt genügend Rechnung getragen ist. Schon heute ist das Personal in Betrieb und Verkehr in einer derartigen Weise an gespannt, daß jede weitere Belastung schwerste Gefahren für die Bediensteten und das reisende Pubiikum mit sich bringt. Die Reichsbahn hat wiederholt erklärt, daß sie nicht be absichtige, das bewährte Beamtentum zu beseitigen. In Wider spruch mit dieser Erklärung steht aber die Tatsache, daß noch ständig eine Verminderung der Beamten vorgenommen wird. Dabei ist besonders bedeutsam, daß diese Verminderung von Be amten nicht vorgenommen wird, weil etwa Dienstposten ent fallen. Der Dienst muß vielmehr zum Teil von anderen Be amten und zum Teil von Arbeitern übernommen werden. Diese Entwicklung bringt eine dauernde Beunruhigung namentlich in die Kreise der Reichsbahnbeamten und ihrer Anwärter. Die Aufregung wird aber noch dadurch gesteigert, daß die Reichs bahn beabsichtigt, die gesetzliche Pension durch eine Pensions kasse nach dem Muster der Beamten-Krankenkasse zu ersetzen. Die Eisenbahner erwarten, daß Reichstag und Reichsregierung im Interesse der Oeffentlichkeit und der Beamten eine derartige Entwicklung nicht zulassen." Für -te Sonntagsruhe Eine gut besuchte Versammlung des Stadtbundes der Dresdener Frauenvereine beschäftigte sich mit der Frage der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. An einen eindrucks vollen, mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag von Frl. Dr. Morgenstern schloß sich' eine lebhafte Anssprache, an der sich Vertreter und Vertrerinnen der Angcstellten- organisationen, der Hausfrauen, des Einzelhandel-Verban des, des Bezirksausschusses des Kleinhandels und der Geist lichkeit beteiligten. Zum Schluß wurde folgende Entschlie ßung einstimmig angenvmmen: „Die am 24. September in der vom Stadtbund der Dresdener Francnvereine veranstalteten öffentlichen Ver sammlung anwesenden Männer und Frauen wenden sich mit aller Entschiedenheit gegen die Versuche, die Sonntags ruhe zu beseitigen oder einzuschrünken. Sie bedauern, daß durch die Fraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung dem Reichstag ein Gesetzentwurf unterbreitet ist, durch den eine Sonntagsarbeit von vier Stnnden zugelash'e» werden toll. Aus gesundheitlichen, sittlichen und religiösen Gründen staben die Angestellten einen berechtigten Anspruch auf den Sonntag, der möglichst frei ist von aller Berufsarbeit. In gleicher Weise müssen die Hausfrauen aller Stünde als Grundlage zum Wiederaufbau des Familienlebens weitest gehende Beschränkung der Sonntagsarbeit fordern. Die Ruhe des Sonntags bildet erst die Voraussetzung für die sittlich-religiöse und gesundheitliche Erneuerung, deren unser Volk heute mehr denn je be darf. Wir richten daher das dringende Ersuchen an den Reichstag, den Antrag Petzold, Bormann und Genossen auf Einführung der Sonntagsarbeit abzulchne ». Deutsches Farmerlsben tu Amerika Ein Reisebries aus Iowa (Union). Die amerikanischen Landstädtchen mociM bei der Einfahrt «inen sehr freundlichen Eindruck. Es ist, als wenn man in einen Park einträte. Rechts und links treten die Häuser 6 bis 10 Meter auf jeder Seite der Fahrstraße zurück und lassen freien Platz für üppigen Rasen und stattliche Bäume, hie und da auch einige Büsche und Blumen. Stur selten sind die ein zelnen Grundstücke durch niedrige Hecken abgeteilt. Neben der Straße läuft beiderseits ein zementierter Fußweg und von diesem wieder ebensolche Psädchen zu den Häusern. Wir muß ten nördlich nach Wisconsin ausbiegen, wo die Wege zwar auch noch nicht zementiert sind, aber doch durch die Schlacken der dortigen Blei- und Zinkwerke in besserem Zustande sind als die gewöhnlichen Lehmwege. Auf diesem Umweg habe ich erst recht gesehen, was so eine amerikanische Car aushalten muß. Fast bis an die Achsen waren wir manchmal in den ausgefahrenen Gleisen und Löchern. Einmal, in einer tiefen Schlucht, hörte der Weg sogar vollständig auf^ Vorne hängte an einige» Stan gen ein Licht, zum Zeichen, daß hier etwas gearbeitet worden war. Daneben befand sich eine Mistgrube, aber vom Weg keine Sprir mehr. — Da es schon stark dunkelte, drehten wir den Wagen schnell herum und fuhren zurück, hörten aber an der nächste» Wegkreuzung, daß wir doch auf der richtigen Spur ge wesen, und kehrten abermals »m. Mitten durch die Dünger grube hindurch kamen wir nach 20 Meter wieder auf den rich tigen Weg, der hier nur voin letzten Regen eine Strecke weit weggcschmemmt worden ivar. . . . Der Staat Iowa ist nämlich einer non denen, in welchem schon vor dem allgemeinen ameri kanischen Reichsgesetz von 101V der Alkohol verboten wurde, und so hatte man sich dort schon besser auf die neuen Verhält nisse einstellen können, Außer diesen mir neuen Weinen lernte ich noch einige andere kennen: aus Fliederbeeren, Kleeblumen, Feigen, Apfelsinen, Rosinen, Stachelbeeren. Auch Apfelwein habe ich getrunken, der sich von dem in Deutschland üblichen nur dadurck »ntersckied. daß er viel stärker alkoholhaltig war. Der Ausbau der Straßen mit Zement ist in Iowa wie in allen anderen Staaten noch nicht so weit wie in Illinois und Chicago, die immer an der Spitze stehen, auch durch oie Autosteuer, ivelche die Mittel liefert, bei weitem die größte Einnahme haben. Die Mittel für den Ausbau der Hauptver kehrsstraßen sind aber auch in Iowa bereits bewilligt, und noch in diesem Jahre soll der Anfang gemacht werden. Den Straßen entlang liegen nun die einzelnen Farmen, u^d zwar gewöhnlich ganz oder doch, soweit sie als Viehweide dienen, cingezäunt. Die älteren Einzäunungen bestehen noch ganz aus Holzstangen, welche an den Enden guer übereinander gelegt sind und im Zickzack um die Farm laufen — ein Zeichen, daß Holz und Land noch im Ucberfluß vorhanden waren. Neuere Gehege bestehen aus Hostpfählcn mit Eisendraht, und an man chen Stellen bestehen die Pfähle sogar schon aus Zemcntpfciler». Badeeinrichtung gehört in Amerika ebenso wohl zum Far- merhans wie zu der Wohnung in der Großstadt. Licht liefert das Elektrizitätswerk aus der Stadt, Wasser wird durch Wind mühle und nötigenfalls einen Oelmotor hochgepumpt. Auch Zentralheizung ist meistens vorhanden. Die Ausstattung mit Möbeln, Teppichen, Grammophon, in neuerer Zeit auch Radio und Telephon ist in Amerika im allgemeinen eine viel reichere als bei uns in Deutschland, was sich auch bei den Farmern auf dem Lande geltend macht. Das .Hauptprodukt in der mittleren Mississippi-Gegend ist das „Corn", d. h. der Mais und in: Anschluß daran Viehzucht. 400 alte und 700 junge Hühner sprangen uns entgegen, als abends die Hausmutter ihre Pflegebefohlenen lockte. Daneben grunzten in besonderen Pferchen 30 rothaarige Mutterschweins mit dem z. Zt. verhältnismäßig geringen Bestand von 170 Fer keln, auf zwei Weiden gingen zirka 50 Stück jüngeres Horn vieh, 20 Milchkühe und 8 Ackerpferde. Feinere Wagenpferde gibt es fast nicht mehr, seitdem jeder Farmer ein oder auch zwei Fords, d. i. Autos hat. Allerdings ist die von mir beschriebene Farm von ursprünglich 240 Acres durch größere Zukäufe er heblich vergrößert, und von dem Jungvieh befinden sich 30 Stück in einem abgeschlossenen Tal, welches noch richtigen ungclichteten yrwald aufweist, und heischen keine andere Sorge, als daß der Besitzer alle zwei bis drei Wochen einmal nachsieht, ob noch alles beisammen ist. Und die ganze Arbeit auf diesem Hofe besorgen der noch rüstige Familienvater mit seiner Frau, einem erwachsenen Sohn, drei Töchtern und einem 21jährigen deutschen Knecht. Dienst boten sind rar und furchtbar teuer. Verwalter, Volontäre, Stützen der Hausfrau usiv. gibt es nicht. Kein Mensch will auch so etwas haben. „Zwei Knechte können den Ertrag von einer- ganzen Farm aufzchren," sagte mir an anderer Stelle ein Sach verständiger. Allerdings hatte er die lctztverslossenen Jahre im Auge, wo erst zwei Mßjahre zu verzeichnen und dann im letzten die Preise so niedrig waren, daß mancher Farmer, der im Krieg zu Hochkonjunktur gekauft hatte, die Zahlung einstellen mußte. Daß bei diesem Stand der Dinge tüchtig zugegrisfen werden muß, selbst wenn die Benutzung der Maschinen noch so weit vor geschritten ist, das versteht sich von selbst. Trotzdem ist das Leben auf dem Lande nicht ganz so einsam und verlassen, wie mancher annehmen möchte. Kaum glaublich, wie schnell die schweren, bis an die Knie reichenden Nrbcitsstiefel von den Füßen eines Farincr^irls abgestreist sind und die Füße in modernen Florstrümpfen und eleganten Spangenschuhen stecken. Die weite Arbeitsschürze ist ebenfalls im Nu verschwunden, und der Bubikopf braucht auch nicht langer Wartung. Dann sitzt sie schon in ihrer Car und fährt allein oder in Gesellscl>ast in die Stadt und besorgt ihre Einkäufe oder macht auch einen fröh lichen Besuch bei der Nachbar- und Freundschaft. So geht es zu in dem Lande, das vor ungefähr 80 Jahren noch in den Händen der Indianer war. Als erste Ansieoler kamen dann Mitte des vorigen Jahrhunderts Irländer ins Land, die in ihrer Heimat nicht der von den Engländern verursachten Hungersnot erliegen wollten. Zwanzig Jahre später, in den 60er und 70er Jahre», kamen dann Deutsche, besonders aus Luxemburg und Baden. Heute geht das irische Element auf dem Lande zurück. Die Grundstücke gehen beim Verkauf viel fach in deutsche Hände über, die sich in der ganzen Welt als die besten und zähesten Landbebauer erwiesen haben. Allerdings wird die Regierung auch noch manches für das Land tun müssen, besonders auf dem Gebiete des Wege- dapes und auf dem der Aufforstung. Auch muß bei der Zu lassung von Einwanderern mehr Rücksicht auf die Lieferung von Arbeitskräften und damit Einführung einer intensiveren Be wirtschaftung genommen iverden. Alles Dinge, welche Amerika nicht allein von sich aus angehen kann, sondern wo es Rück sicht auch auf andere Völker nehmen muß. Vor ollem die Deutschen haben ihm bis jetzt den besten Stamm seiner An siedler geliefert. Einem fruchtbaren Zusammenwir ken kann man da nur das Wort reden.