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Nummer 221 — 26. Jahrgang Smal wöch. Bezugspreis für Septbr. 8.00 -K einschl. Bestellgeld. »nzetgenpietse: Die Igesp. Prtttzetl« 30L, Stellengesuche SV Di« Petitreklamezette. 89 Milli meter breit, 1 Osfertengetnihren für Selbstabholer 80 bei Uebersenidung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr 10 L, Sonntags-Nr. 1» lSeschäfttick>er Teil: I. Hillebran- in Dresdeu SMlMe MUlwocy, 29. SeptemM 1926 ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Der. antwortung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte iverö. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion L—3 Uhr nachmittags. Hauptschristleit.: Dr. Joseph Albert. Dresaen. »0>'V«SI',II unä Itordmilvsl r..: ä.Hllekondsvk Orescien KingstraOe 44 rldniild«, vom Ultimi! kV« tchitttestell«, Lkntt unv Verlag i Saioiiia- Puchdrttckerel GmbH., LreSdrn-Ä. i, Policrslratze 17. Ncnir»- 21012. -r-iUch.-Nkonlc Trssdm 14707 Bankkonto: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kultur Redaktion der TachntNiru VolkSzrttnag Dresden'Altsladt l. Potierktratz» 17. gemriil 20711 und 2IVI2. Die Arbettsbeschaffung Fortsetzung des Artikels „Die Nrbeitnehiner ln Staat und Wirtschaft der Nackstiriegszeit" Von N e i ch sa rbe i t s m i n i st e r Dr. Brauns Wo werden wir im Geiste der nüchternen praktischen Ein stellung zur Behebung Ser Gegenwartsnot zunächst einsetzen müs sen? Auf wirtschaftlichem Gebiete nach dem gestern Gesagten bei -er Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Da müssen wir uns zunächst darüber klar sein, Satz man die gewaltige Krisis unserer Tage, die nicht bloß eine volkswirt- säMtliche, sondern eine weltwirtscl-aftliche ist, nicht mit sozial politischen Maßnahmen überwinden kann. Mit solchen Maß nahmen lassen sich ihre Wirkungen lindern, man kann damit aber nicht andie Wurzel des Uebels. Die Heilung muß also von der Wirtschaft kommen und alle sozialen Linde- rungsmaßnahmen müssen so sein, daß sie die Gesundung von der wirtschaftlichen Seite nicht vereiteln. Es handelt sich, wie sci>o» gesagt, um eine Weltkrisis. Wir sind also nicht allein Herr un seres Geschicks. Solange wie die Kapilalverteilung in der Welt eine so ungleichmäßige ist wie heule, so lange große Teile der Weit vollen Anschluß an die Weltwirtschaft noch nicht gefunden haben, werden mir mit dieser Quelle der Arbeitslosigkeit rechnen müssen. Zu ihrer schrittweisen Beseitigung bedarf es oor allem einer gesunden Außenpolitik, die nicht auf neue kriegerische Wirren sinnt, sondern sich einstelit auf eine wirtschaftliche Ge sundung und als Voraussetzung dazu auf eine ehrliche Verständi gung der Völker. Das zweite Mittel ist eine gesunde Außen- Handelspolitik. Der zunächst gegebene Weg daz» sind die Handelsverträge. Aus diesem Wege ist schon manches erreicht, isteht aber noch viels aus. Das dritte Mittel ist eine ge >unde W i r t s ch a f t s p o l'! i k im Innern welche die Ratt mai:- sicrung und Steigerung der eigenen wictsä-aftliclian Kräfte zum Ziel hat. Es ist von diesem Gesichtspunkt aus zu begrüßen, daß auch die Arbeiterschaft sich mit der Nationalisierung der Be triebe und der steigenden Konzentration der Unternehmungen grundsätzlich abgefuiidcn hat, sie sogar verlangt l>at. Ich sage ausdrücklich „grundsätzlich". Wenn man auch den Grundgedanken bejaht, so können die Mittel und Wege im ein zelnen strittig und bedenklich sein. Auf weitere Maßnahmen der inneren Wirtschaftspolitik, wie Kreditförderung, Zinssenkung usw. will ich nur kurz verweisen. Alles das kann sich nur nach und nach auswirkcn. Wir bedürfen aber einer möglichst schnelle iiHiife gegenüber den Nöten der Erwerbslosigkeit. 'Aus diesem Grunde muß die sozial politische Fürsorge neue Wege finden, um der Erwerbslosigkeit mit wirtsäMtiich vernünftigen Mitteln in stärkerem Maße ent gegenzuwirken. Das ist geschehen durch das Arbeitsbe- f chaf f u n g s p r og ra m m. das die Neichsregicrung auf Ini tiative und Vorschlag des Arbeitsministeriums hin ausgestellt hat. Ich muß diese Initiative hier ausdrücklich feststcllen, weis der „Vorwärts" in seiner Abendausgabe vom 23. dss. Mts. dem Reichsarbeitsministerium Mangel jeder Aktivität vorwirft. Worin besteht dieses Arbeitsbcschasfungsprogramm? jOeffentliche Aufträge und Arbeiten des Reiches und auch der Länder und Gemeinden, die unter anderen Umständen erlt in späterer Zeit vergeben worden wären, sollen durch die Ar beitsbeschaffung scl>on jetzt ausgeschrieben und möglichst so ver teilt werden, daß die Gebiete mit größter Arbeitslosigkeit dabei auch den größten Anteil bekommen. Daß es sich dabei immerhin um keine Kleinigkeit handelt, wollen sie aus folgender Feststel- Umg entnehmen. Faßt man zusammen, nms auf diesem Wege bei der Reichspost, bei >der Reiclisbahn durch den Bau von Was serstraßen, durch ein erweitertes Wohnungsbauprogramm, durch Wodenverlicsserung ima Siedlungsmaßnahmen. durch die gestei gerten Auswendlingen für Landarbeitermohnungen an Arbeits gelegenheit z uwäch st. und rechnet man schließlich die Ver doppelung dar produktiven E rwe rb s l o s c n f ii r - sorge hinzu, so handelt er sich dabei im Endergebnis der un mittelbaren und mittelbaren 'Auswirkungen um die Beschäf tigung von mehreren hunderttausend Men schen. Diese Auswirkung kann natürlich nicht von heute auf morgen erfolgen. Sie ist im einzelnen auch nicht ziffernmäßig nachweisbar. Denn neben diesen neuen Arbeitsgelegenheiten lau sen neue Entlassungen von Arbeitern einher. Immerhin ist seit Anfang Juni ein wciierer R U ck ga n g ü e r E r m e r b s l o s e n- ziffer um X Million und auch ein wesentlicher Rückgang der Kurzarbeit festzustellen. In der Jahreszeit ist diese Abwärts bewegung der Erwerbslosenzifser an sich nicht begründet. Eben so wenig wie mancher vielleicht vermuten mag. im englisci>en Bergarbeiterstreik. Naturgemäß sind einer solchen Arbeitsbe schaffung Grenzen gesetzt. Sie geht zunächst auf Kasten der öffentlichen Mittel, die nicht unbeschränkt sind, und auch zu dem Zwecke nicht beliebig vermehrt werden können, wenn nicht die Steuerlast wesentlich steigen soll. Ein zu weites Dorgreisen mit öffentlichen Aufträgen mühte später mit einem Mangel an sol chen Aufträgen gebüßt werde». Hier Hilst auch kein Diktator, weil er auch an diese Bedingungen gebunden ist und die bereit willige Mitarbeit der anderen Aemter nicht entbehren kann. Die neuen Wege der Arbeitslosenfürsorge beschränken sich nicht aus die Arbeitsbeschaffung, wenngleich diese voransteht. Es sind Mittel Lereitgestellt worden, um die öffentliche Ar beitsvermittlung zu verbessern und den Ausgleich von Arbeitsangebot und Nachfrage zu beschleunigen und zu vervoll kommnen. Demselben Ziele streben Verbesserungen in der Berufsberatung und L e h r ste l le n ve r m i t t- lung und insbesondere in der Berufsberatung zu. Der Nesetzentwurf über Berufsausbildung liegt dem Reichskabinett oor, und wirb in atteinäckstor Zeit die gesetzgebenden Körper schaften beschäftigen. Aber mit einem Gesetz allein ist hier nicht gedient. Unsere Bevölkerung muß viel mehr als es jetzt der Fall' ist, sich der gel« rnten Arbeiter ziemenden, in der sür Deutsch« Das Urkeil Englands und Frankreichs über die Sonntags- und Monlagsrede Poineares London, 28. September sDrahtmcldungs. Die beiden letzten Reden Poineares lmben in Eng land allgemeine Beachtung gefunden, nbwohl sich bisher nur ein Teil der Blätter hierzu geäußert hat. Die „Times" be zeichnet die am Sonntag gehaltene Rede als eine feste und ge rechte, aber wohlerwogene Kommentierung zu Strescmanns un kluger Behauptung wegen Deutschlands Kriegsschuld. Während Poiucare die Steilung Frankreichs in dieser Frage klargelegt habe, eine Stellung, die von der öffentlichen Meinung Englands und allen anderen alliierten und assoziierten Ländern geteilt würde, habe er zugleich erchlarl, daß Frankreich seinen früheren Feinden gegenüber keine Politik des Hasses und der Rach« führen werde. Nachdem der deutsche Außenminister die Schuld Deutsch lands am Kriege abgestritten habe, eine Aeußerung. die von der deutschen Presse und vielen prominenten deutschen Politikern viel zitiert worden sei. sei Poiucare gezwungen gewesen. Be- yaupiungen zurückzumeisen. die als Mittel für die Unterminie- rung von Bestimmungen des Versailler Vertrages (!?) benutzt werden könnten. Paris, 28. September. (Drahttneldung.) Die gestrige Rede Poineares in Bar-le-Duc wird von der französischen Presse mehr nach ihrem inner- politischen Inhalt beurteilt, als nach dem, was sic über die Außenpolitik und namentlich die Steilung Frankreichs zu Deutschland ausführt. Was er darüber gesagt hat, findet nur in wenigen Blättern besondere Beachtung. „Quoditien" Hütte es vargezogen, wenn Poiucare mit srüien Ausführungen in Si. Germain die Debatte als geschlossen erklärt hätte. Aber er habe offenbar den Ton geändert, denn er habe von Annähe rungsversuchen nrit Deutschland gesprochen und von der Pflicht! Frankreichs, alles zu tun, was in seiner Macht liege, um der lei denden Menschheit eine weniger dunkle Zukunft zu bereiten, als es die Bergangenheit war. Das Blatt verlangt, daß man eine Verständigung mit Folgerichtigkeit, Entschlossenheit und Grotz- mut sucht und fragt, ob man in Poineares Worten ein Verspre chen finden könne, das zu tun. — „Gaulois" findet, daß Poin- care gestern die Politik von Locarno, Genf und Thoiry vom Sentimentalen auf das Gebiet des Praktischen und Realisier baren übergeführt habe. Er habe etwa gesagt: Mr wollen ver handeln, aber wir wollen nicht die Dummen sein bei der Trans aktion, für die noch nicht einmal die Möglichkeit wirklicher Re alisierungen gefunden ist. — Im „Peupie" bespricht L. Einen; die Frage der Kricgsverantwortiichkeit und schreibt unter ande rem: Das erste Unrecht haben die Alliierten begangen, als sie den für immer Besiegten unter Bedrohung durch den bekannten Artikel 231 das Zugeständnis der vollkommenen Schuld auf- gezwuugen haben. Wenn heute die Weltmeinung nicht mehr eine so einfache Erklärung zulüßt, und wenn die Entwicklung der Geister Poiucare — ja sogar Poiucare — dazu Hot führen können, jüngst in einer amerikanischen Zeitung die bedeutenden Worte iiiedcrzuschreibeu: „Ich behaupte nicht, daß Deutschland im Juli 101t wissentlich den allgemeinen Krieg hat Hervorrufen wollen" — was soll man daraus schließen, wenn nicht, daß es salch ist. in der Politik von einer wahrscheinlich sehr geteilten Verantwortlichkeit am Kriege zu sprechen? Was wird in 20 Jah ren übrig bleiben von dem feierlichen Text, der im Spiegclsaale von Versailles paraphiert wurde? Wir haben nur die Wahl zwischen zwei Lösungen: entweder unvermeidliche Revision durch den Krieg oder das Abkommen von Locarno mit dem Völkerbünde zu erweitern und zu einem geschickten, wirkungsvollen Instru ment zu machen, daß der Gerechtigkeit entspricht und den Frie den sicherstem. Rückverlegung von BesatzungsarMlerie Koblenz, 28. September sDrahtmeldung). Außer dem französischen Artillerieregiment 312, mit dessen Ab transport am Sonnabend begonnen wurde, verläßt jetzt auch das Artillerieregiment 151 Koblenz. Täglich gehen zwei Züge von hier ab. Die Regimenter werden nach Frankreich verlegt. Die in Engers und Diez untergebrachten Insanterieregimenter werden als Ersatz sür die verlegten Truppenteile nach Koblenz in Garnison gebracht. Die zweile Rede Poineares Wie der Finanzminister seinen Landsleuten die neuen Stenern schmackhaft zu machen sucht. Paris, 28. September Die mit großer Spannung erwartete Rebe Poineares m Bar le Duc anläßlich der gestrigen Eröffnungssitzung des Generalrates beschäftigte sich im wesentlichen mit inner» Politischen Fragen und beschränkte sich auf eine Verteidi gung des Poincareicheu Ersparnis- und Einschräukungs- ProgrammeS. Die KricgSschuldfrage wurde nur flüchtig ge streift, und nur am Ende der Rede wurL«n die in Thoirp mit Dcutjchland angebahuten Verhandlungen berührt. Poiucare verteidigte zunächst sein Kabinett. Er sei sich dessen bewußt, daß er auf lebhafte Opposition stoßen werde, aber er habe nur zu wählen zwischen einer Katastrophe und einer Zeit schwerer Opfer. Die Annahme der bedeutenden Steuer,« sei notwendig, um den finanziellen Zusammenbruch Frankreichs zu verhindern. Das Schatzamt sei in einer katastrophalen Lage gewesen, als er die Regierung über nommen habe, zum Teil auch deshalb, weil Deutschland mehrere Jahre »eine Reparationszahlungen verzögert habe. Seit dem 10. August sei eine Aenderung in der Lage e'in- getreten und die Erneuerung der Schatzfonds sei gegenwärtig stärker als die Zahl der Anträge auf Rückzahlungen. Die Regierung habe deshalb die gebieterische Pflicht ge habt, die Wiederherstellung einer gesunden Währung zu suchen. Der Enderfolg hänge auch von einer Besserung in dem Ausgleich der internationalen Verpflich tungen Frankreichs ab. Poiucare verwahrte sich bei dieser Geiegcnhei. da gegen, daß Frankreich etwa eine Schuld der gegenwärtigen schweren WirtschastS- und Finanzkrisis treffe. Frankreich schweren Wirtschafts- und Finanzkrisis treffe. Frankreich sei das Opfer einer Situation, die allein cine energische Patriotische Begeisterung und die nationale Eintracht ändern könne. Die Regierung «»erde ihr Schicksal von dem ihrer Dekrete abhängig mach:«. DaS Ausland sche«r?c heute Frankreich eine nicht immer sehr wohlwollende Aufmerksamkeit, und bisweilen habe Frankreich die Ansicht haben müssen, daß man von gewisser Seite den Versuch gemacht habe, indiskrete Blicke ans die Ersparungen im französischen Budget und aus den Charakter der Ausgaben Frankreichs zu werfen. Er, P»:u- care, habe nicht nötig, zu sagen, daß Frankreich nach einem Krieg, den es nicht provoziert habe, und nach einem Sieg, den es teuer bezahlt habe, solche Blicke des 'Auslandes für eine Verletzung der sranzösischen Wurde und der franzö- sichen Souveränität betrachten würde. Frankreich habe sich niemals geweigert, seine Kriegsschulden zu bezahlen. ES habe bereits bedeutende Summen gezahlt, und seine Zahlungen würden noch viel beträchtlicher gewesen sein, wenn Frankreich mi'f Rücksicht darauf, das; Deutschland lange Zeit seinen Verpflichtungen nicht uachgekommen wäre, nicht gezwungen gewesen wäre, selbst die Lasten seiner Reparationen zu übernehmen. Es liege in Frankreichs Interesse, eine Unsicherheit, die auf Frankreichs Kredit lastend bisweilen der Spekulation als Vorwand diente, nicht andauern zu lassen. Man dürfe nicht Nachlassen, zn arbeite», zu produzieren und zu expor tieren. Das seien drei Hauptbedingungen sür Frankreichs Wirtschaftliche und finanzielle Wiedergeburt. sicher mitgenommen worden als Frankreich. Keine Nation habe nach Unterzeichnung der Friedens-Verträge sich so in tensiv bemüht, dieie Verträge innezuhalren und auch die Beachtung ihrer Bestimmungen durch andere zu achten. Frankreich fordere nur die Sicherl-cit für seine endgültig wiedcrhergcstcliten Kredite und die i-egelmäßige Zahlung fand nach wie vor das Heil liegt. Es darf nicht so weiter gehe», wie wir es jetzt leider vielfach sehen, das große Teile der Ju gend den Hauptnachdruck auf das sofortige Verdienen legen. Wenn der Wille zu baldigem Verdienst auch aus der Not der Zeit heraus begreiflich ist, so ist doch wichtiger die Sicherung dauernder Beschäftigung. Es ist eine klare Erfahrungstat sache, daß die ungelernten Arbeiter und insbesondere die unge lernten Jugendlichen amerstenarbeitslos werden und am längsten arbeitslos bleiben. Die lange Dauer der Erwerbslosigkeit hat zwei besondere Schäden im Gefolge. Zunächst, daß tausend und abertausend Ju gendliche lange Zeit ohne Beschäftigung sind und dadurch auch sittlich gefährdet werden. Dem sott entgegengewirkt werden durch A ii sb i l d ii ng s k <u r s e, die gleichzeitig die Ju gendlichen geistig beschäftigen und beruflich fortüilden. 'Neuer dings werden auch die Nüttel der Erwerbslosenfürsorge in stär kerem Maße für diesen Zweck eingesetzt. Die weitere üble Fotzze der langen Dauer der Erwerbslosigkeit ist die Vermehrung der Ausgesteuerten. In den oben beschriebenen Maß nahmen liegt auch für diese Kategorie eine gewisse Abhilfe. Es ist aber zu befürchten, daß angesichts der Eigenart der gegen- ovärtioen Krists die Frage der Fürsorge für die Ausgesteuerten trotz allem akkut bleiben wird. Es ist leicht und liegt nahe, als Gegenmaßnahme die Verlängerung der Unter stüt zungsdauer zu proklamieren. Aus den Gedanken zu kom men, war auch für dos Neich'xrrbeitsministerium ivahrlich nicht schwer und wäre auch sür dieses verwaltungsmäßig gesehen, der bequemste Weg. Ich glaube aber, dos; der Beschreitung dieses Weges sehr ernste Bedenken entgegenstehen. Vor allem igilte ich es mit Rücksicht auf die moralischen Schäden der dau ernden Eriverbslosigkeit für verhängnisvoll, Abhilfe vornehmlich bei der Unterstützungsdaucr zu suchen. Wenn irgendwo, dann muß hier die Arbeitsbcscl>asfu>ig einsetzcn. Reichen, wie als mög lich vorausgesetzt ist. die allgemeinen Maßnahmen der Arbeits beschaffung nicht aus, daun müssen diejenigen Fälle, in denen die örtlichen oder beruflichen besonderen Verlhiltnisse eine außerge wöhnlich lange Dauer der Eriverbslosigkeit bedingen, einer besonderen Behandln n g vom Standpunkte der Arbeits beschaffung aus, unterzogen werden. Wir werden »ns auch ab- gcwähnen müssen, immer bloß nach der Initiative des Reiches zu rufen, mindestens ebenso viel hängt von -er Initiative der Länder und Gemeinden ab. Diese sind überhaupt erst in der Lage die Initiative des Reiches aul ollen Gebieten wirksam zu macken. tForts folgt)