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onnaoeno, oen 2. Oktober 1928 Nr. 224; Seite Es gibt für alle Frauen, welcher Lebensstellung sie auch angehören mögen, heilige, ewige Pflichten, die sie vor allem erfüllen müssen. Diese Pflichten sind neben den Pflichten gegen Gott: 1. die Pflichten gegen ihren Gatten, 2. die Pslichtert gegen die Kinder. 3. die Sorge für den Hausstand und 4., da es sich um christliche Frauen handelt, die Sorge für die Armen. Sind aber diese Pflichten einmal erfüllt, ist der christlichen Liebe gegen Gott und den Nächsten genug getan, so bleibt nur noch übrig, sich selbst Liebe zu erweisen, ein wenig für sich zu arbeiten, seine Seele zu erheben, seinen Geist durch Gewohnheit klug eingeteilter und richtig geregelter gei stiger Beschäftigung weiter auszubilden. Bischof Dupanioup. Me KWrßrmrvett -er verheirateten Man Von Helene Herbert;, Gemerkschaftssekretärin. Wieviele verheiratete Frauen gegenwärtig in Fabrik- oetrieden arbeiten, das lässt sich auf Grund der vorhandenen Zahlen nur schwer abschätzen. Amtliche Feststellungen sind darüber noch nicht gemacht worden. Wir wissen nur, daß im Jahre 1921 in Deutschland 1809 00» Arbeiterinnen in Industrie und Bergbau beschäftigt wurden. Etwa ein Drittel dieser Arbei- s terinnen sind in der'Textilindustrie tätig. Von 920 560 Beschäl j ligten in der Textilindustrie sind 546 523 Arbeiterinnen. T i ; beiden Textilarbeiterverbünde haben durch Erhebungen sesi- j gestellt, das; mehr als ein Drittel der Textilarbeiterinnen ver heiratet oder verheirate! gewesen sind. Also sind in der TextU : Industrie allein etwa 200 990 verheiratete Frauen tätig, die ein j dreifache Last tragen. Sie sollen Arbeiterin, Hausfrau uiw ! Mutter zugleich sein. In den anderen Berufen zusammen s dürsten sicher noch einmal 200 000 verheiratete Frauen zu finden sein. Angesichts dieser Zahlen gewinnt die Tatsache der Fabrin- arbeit verheirateter Frauen an Bedeutung. Wenn wir wissen, weshalb die Arbeiterin in die Fabrik geht, wie sich in Fabrik und Familie das Leben gestaltet, dann erst können wir uns über notwendige Hilfsmatznahmen unterhalten. Was veranlatzt nun die Frauen und Mütter, in die Fabrik jv gehen? Denken wir zuerst an all die vielen Fälle, in denen sic Frau alleiniger Ernährer der Familie ist; die Witwe, die verlassene Frau, die Frau des Trinkers, des Gefangenen mutz für die Kinder und sich selbst arbeiten. In sehr vielen ^ anderen Füllen ist der Lohn des Mannes so gering, datz er zu einer geordneten Haushaltführung nicht ausrcicht. Wenn ein Arbeiter in der sächsischen Textilindustrie bei voller Beschäfti gung 25—30 Mark in der Woche verdient, so ist es nicht leicht, damit hauszuhalten, wenn auch noch 2—4 Kinder da sind. Solche Verdienste entsprechen durchaus der Wirklichkeit und sind nicht die niedrigsten. Sie gelten für Zehntausende von Textilarbei tern. Die vielen, vielen Frauen, die mit solchen Summen Haus halten, beweisen eine Menge von Tapferkeit, Kenntnissen und Erfahrung, die wir nicht von jeder Arbeiterin erwarten und verlangen können. Das verstehen wir, wenn wir uns vergegen wärtigen, datz die junge Arbeiterin meist schon mit 13 oder 14 Jahren in die Fabrik eintritt und bis zu ihrer Verheiratung dort bleibt. Bielleicht waren Mutter u»d Grotzmutter auch schon Fabrikarbeiterin. In vielen dieser Fälle erschlicht sich der Heranwachsenden Frau der Sinn der Familie nicht. Vor allem wird das da der Fall sein, wo die Religion keine Rolle mehr spielt für das Leben der Einzelnen und der Familie. Wenn das Mädchen nicht sein „Daheim" erlebte, wenn Haushaltführen und Kindercrziehcn sich ihm nur als Last und nicht als Freude zeigten, so wird das Mädchen als Frau sich nicht leicht in dem neuen Lebenskreis zurechtsinden. So lange keine Kinder da sind, geht manche Arbeiterin in die Fabrik, weil sie Zeit hat oder weil sie das schmale Einkommen erhöhen will. Kommen dann Kinder, dann gehen viele neben dem Manne zur Fabrik, weil sie nur dadurch die Not meistern können. Mindestens zwei Berufe soll die verheiratete Arbeiterin ausfüllen: Den der Arbeiterin und den der Hausfrau. Die Fabrik nimmt die Arbeiterin einschlietzlich der Wege und der Pausen 11—12 Stunden des Tages in Anspruch. Schwere kör perliche Arbeit wird hier von ihr verlangt. Der Umgang mit Maschinen erfordert ununterbrochene Aufmerksamkeit. Anspan nung aller Kräfte. Die Arbeiterin ist gebunden an den Gang der Maschine. In grossem Lärm, vielfach unter Einwirkung von Staub und Dämpfen, schasst sie Tag sür Tag. Wo die eine oder andere dieser Begleiterscheinungen fehlt, tritt an ihre Stelle die Wirkung der Akkordarbeit. Die Ernährung ist dieser Arbeit nicht nugepasst. Täglich itzt die Arbeiterin zum Mittag Brot oder aufgewürmtes Essen, das am Abend vorher bereitet wurde. Das Essen wird in der Fabrik eingenommen. All die Dinge fehlen, die eine Mahlzeit in der Familie würzen und verschönen. Kein Teller, kein ge deckter Tisch! Wie oft ist im Sommer das Essen sauer! Nur sehr wenigen Arbeiterinnen ist es möglich, mittags das Essen daheim einzunehmen. Fast niemals hat sie die Möglichkeit, am Mittag zu kochen. Wenn tatsächlich hier und da die Mittags pause bis zu 1!s Stunden beträgt, so ist es auch in dieser Zeit unmöglich, den Hin- und Rückweg, das Kochen und Essen in dieser Zeit zu erledigen. Diese unzweckmätzige Ernährung zer stört vorschnell die ohnehin überlasteten Krüste der Arbeiterin und Hausfrau. Hausfrau darf die Arbeiterin nur vor und nach der Fabrik arbeit sein. Bei dieser Ueberlastung der Hausfrau leidet der Haushalt Schaden. Wo es eine Zeitlang gut geht, geht es auf DZe LHeZmarZMerin Nidel reihte Stich an Stich, Bis des Tages Schern rntivich. stade» anü n .d Fade» ein, Stich nm Stich beim Lampenschein. Bis der Wangen Not verblich: Stich >»» Stich — Stich nm Stich! Mud, zerschlage» Tag für Tag, Immerzu die gleiche Plag', Immerzu dieselbe Not ttm das arme Stückle,» Brot, Für die Lieben und für sich: Stich nm Stich — Stich nm Stich! In der Brnft d s Siechtums Keim, Brrngt sic neue Arl»eit heim. Dankbar drum! Im dumpfen Zimmer Näht sic weitzer Wäsche Schimmer. Fst's für dich? — Jst's für mich? Arme Schwester! — — Stich nm Stich! Grete Filling; „Lebensblätter^. Kosten der Gesundheit der .Hausfrau. Wo bleibt bei diesem Leben Zeit und Kraft sür die doppelt nötige Körperpflege und geistige Fortbildung? Noch schlimmer und verhängnisvoller wird das Verhältnis für die werdende Mutter. Unsere Einsicht sagt uns, datz diese Ueberanstrengung, die nervöse Ueberreizung der Mutter, lln- regelmätzigkeit und mangelnde Ernährung ungünstig auf die Entwickelung des Kindes einwirken müssen. Wie schwerwiegend die körperlichen Schäden für Mutter und Kind sind, sagt Dr. Max Hirsch, Berlin, in seinem Gutachten über die Fabrikarbeit verheirateter Frauen: „Die Berufsschndigungcn der weiblichen Geschlechtsorgane, aus welche es ja bei der verheirateten Frau besonders ankommt, sind so grotz, datz sie geradezu als Gewerbekrankheiteu der Frauen bezeichnet werden können. Unter ihnen spielen A»or> malien der Beckenknochen, Lageveränderungeu. Vorfälle, Enh Zündungen eine hervorstechende Rolle." Die Tätigkeit in der Fabrik ist also die Ursache für viele körperliche Leiden der Frau. Das bestätigt auch ein Bericht der Leipziger Ortskrankenkasse. Hier entfiele» aus 190 Wöch nerinnen bei freiwilligen Mitgliedern: Fehlgeburten 2,3» Frühgeburten 2.3» Schwangerschafts- Krankheiten 2.1» Todesfälle 0.25 bei Pslichtmikch.oorn: 15.50 1.79 5,50 0 32 Das Kind wird vielsuch ledensschwach. oft lebensunfähig geboren. Es brauchte jetzt sorgsamste Pflege und Ernährung. Die abgehetzte, matte Mutter kann nur die ersten Wochen sich dem Kindchen widmen. Dann nimmt sie die Arbeit in der Fabrik wieder auf. Das Kind mutz künstlich ernährt werden. Neue Gefahren drohen ihm dadurch. Die Pflege, die ihm in der Krippe, bei der Nachbarin oder durch die Grotzmutter zuteil wird, kann die Mutter nicht ersetze». Wer aber betreut das Kind, wenn es grötzer wird und Erziehung braucht? Ähr oft ist das Kind autzerhalb der Schulzeit unverwahrt. Wenn dann die todmüde Mutter heimkommt. hat sie nicht Zeit, auf die tausend kleinen Wünsche des Kindes einzugehen. Das Kind wird gefüttert und ins Bett gebracht, damit die Mutter Ruhe hat, ihren Haushalt notdürftig zu versorgen. Wie Mütter mit vielen Kindern fertig werden, das fassen wir nicht. Es sind leider recht viele Mütter, die ein solches Marthrium tragen. Es gibt viele Kinder mit einer sreudearmsn, trostlosen Jugend. Dr. Max Hirsch hat festgestcllt, datz von 100 in der Fabrik tätigen Müttern 51 ein »nerwachsenes Kind. 28,4 zivei uner wachsene Kinder, 13 drei uiiern-achsene Kinder, 7,0 vier und mehr unerwachsene Kinder haben. Die Mutter, die sich in diese Ausgaben teilen soll, kann unmöglich alles ganz tun. Die Fabrikarbeit duldet keinen Auf schub. Die restliche Kraft mutz sie teilen in die Arbeiten der Hausfrau und Mutter. Welche Schäden dadurch der Familie und dem Volk erwachsen, das lässt sich nicht in Zahlen aus- drücken. Für Menschen mit christlicher Weltanschauung sind Heim, Mutterliebe, Fainilienerziehung Werte, die unersetzlich sind. Eine Lösung müssen wir schaffen. Muttersäxstt und Fabrik arbeit sind nicht vereinbar, sagt Dr. Max Hirsch. Wo die Frau nicht die Möglichkeit hat, die Fabrikarbeit zu umgehen, da wird sie die Mutterschaft umgehen. Sehr leicht wird sich bei den heutigen Aerhältnissen dieser letzte Ausweg anbahnen, der uns aus der Not wirklich nicht hcrausbringt. Was kann nun geschehen? Für viele Frauen wird sich nach wie vor die F-abrikarbeit nicht umgehen lassen. Die Haupt- ernäh- rin ist immer zur Arbeit gezwungen. Für sie müssen wir an der Arbeitsstätte soviel Erleichterungen durch die Ge setzgebung schaffen, als eben möglich sind. Wieweit dieser Schutz möglich ist, darüber sind die Erörterungen im Gange. Bor ollen Dingen mutz es der Frau möglich werden, in den letzten Mona ten vor der Niederkunft der Fabrik sernzubleiben. Als zweites mutz die Entlohnung des Familien- er nührers so ausgcbaut werden, datz ein Man» in der Lage ist, die Familie selbst zu ernähren. Die Sozialversicherung mutz Erleichterungen schas. fen für die kinderreichen Familien. Die Gestaltung des Woh- nungsmarktes ist für unsere Frage wichtig. Die Schulung unserer weiblichen Jugend, auch die hauswirtschaftliche, mutz weiter und tiefer werden. Hier gilt es, anzuknüpfen an die vorhandenen gesunden Kräfte innerhalb der Arbeiterinnenschaft. Die Jugendbewegung hat hier ein weites Betätigungsseid. Zur Lösung dieser Frage wird die christliche Arbeiterschaft in ihren Reihen alle Kräfte freimachen, die ausbanend und heilend tätig sein können. Sie ruft um der Familien willen nach einer lieferen religiösen Erfassung des Arbeiterstandes. Sie führt andererseits aber auch den Kampf gegen ein Unter nehmertum, das bereit ist, uni der Wirtschaft willen die Familie zu opfern. „Die Welt der Frau" erscheint unter Mitwirkung des Katholischen Deutschen Frauenbundes. L>38 lüktLnclr I-13U8 Lrekueks, llü M «MM r vkrLrienL >p> A3» ^E3^E» Für sich — sür andere Van Maria Evers. Das Dichterwort vom ringenden Menschen: „Zivei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust" lässt sich in mancher Beziehung auswcrten. Ueberall in der Schöpfung stützen wir auf Dualis men, die einerseits Ursache ewigen Kampfes, anderseits ewiger Anziehung sind. Ein solcher Dualismus ist der Mensch als Ei » zelwcsen und als G e se l l s cha f t sg l i ed. Er ist einsam »n d doch ge- meinsam. Für sich ein absolut vollwertiges Wesen und dennoch in allem an die Gemcinschast gebunden. Das Kind wird in die Familie hineingeboreii. Ohne diese ursprünglichste „Vergesell- schastlichung" ist weder sein Werden, noch seine Entwicklung zum vollen Individuum möglich. Und der fertige Mensch ist ebenso mit der Gemeinschaft verknüpft. Seine geistige» wie körperlichen Bedürfnisse verlangen nach Austausch und Ergän zung. So ist der Mensch für sich und sür andere. Sobald er sein ,Fiir sich sein" zu viel betont, artet es aus zur Selbstsucht. Diese verursacht Reibung mit den andern Gliedern der Gesellschaft. Sobald er anderseits sein Individuelles, Persönliches zu wenig entwickelt und pflegt, sich jeder Beeinflussung haltlos hingibt, sobald sein sozialer Trieb zur Gesellschaftssuelst ausarlet, verliert er a» eigenem Wert, und er ist sowohl für sich wie für die Ge meinschaft degeneriert. Die Bezeichnung Masse für eine heer- denhaste Vielheit findet durch dieses Moment zum Teil ihre Er klärung. Wo sich aber ausgeprägte Persönlichkeiten mit gesun dem Selbstbewusstsein und Abhängiglieitsbewutztseiu in die Ge meinschaft eingliedern, „da gibt cs einen guten Klang". Da ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Der Einzelne stärkt die Gemeinschaft, die Gemeinschaft den Einzelnen. Uns interessiert besonders, ivie sich der Dualismus des „Für sich sein" und des „Für andere sein" bei der Frau aus- wirlst. Es wird vielfach demonstriert, — und ich glaube, vor wiegend männliche Psychologen tun es, — datz der soziale Trieb bei der Frau mehr ausgeprägt sei als das individuale Sein, da die Eigenart der Frau mehr Mhäugigkeit und Anschmiegsamlieit bedinge. Es gibt andere, die sage», datz die Frau überhaupt nur in sozialer Bindung, in der Ehe, voller Mensch sei. Datz dis Frau, vom physiologischen Standpunkt aus betrachtet, die Schwächere und Anlehnungsbedürftigere ist. daran wird niemand zweifeln. Anderseits aber besitzt gerade die Frau i» ihrer Eigen art eine starke Persönlichkeit. Bei aller Hingebung und bei ihrer besonders ausgeprägte» Einsühlungskrast hat sie doch ein so starkes „Für sich sein", datz sie. wenn sie nicht entartet ist, elten sich ganz an die Gemeinsümft verlieren kann. Die Frau ;at im Grundelement ihrer Seele ei» Etwas, wovon nur die Intuitiven wisse», nicht die objektiv Schauende», weil es ein Unsichtbares ist: Die Einsanikeit. Das ist das Reich der Hoheit, das den edelsten Frauen am meisten eigen ist, dessen Tor selbst dem intimsten Bcrkehr sich nicht öffnet. Was Key serling in seinem „Eheduch" von der Individualität in der innigsten Gemeinschaft zweier Menschen sagt, gilt besonders von der Frau: „Das Einzige im Menschen ist zugleich sein Eiujames: dieses ist jeder Gemcinschast »»fähig, die seine Einsamkeit ans höbe". — Das Sein bedingt das Tun. Wie gestaltet sich das Tu» der Frau aus ihrer Eigenart des einerseits tief „Einsamen" und anderseits des „Gemeinsamen"? Die Frau arbeitet heute fast ausschliesslich für andere. Aber es fehlt in der Arbeit die Bin dung vo» Seele zu Seele, Kraft welcher die Frau vermöge ihrer Eiiifühluugsbegabung das Ursprünglichste >>nd Wertvollste zu leisten vermag. Es ist hierbei insbesondere an das Heer der Frauen gedacht, die der Existenzkampf zu einer Arbeit in Fabrik und Kontor zwingt, die ihnen nicht Berufung, sonder» Erwerbs quelle ist und als solche nur erträglich, weil der Lohn „sür andere" für die Familie erworben wird. Au sich ist zwar heute mehr als in der Zeit der Eigenwirtschaft jede Arbeit sozial, da alle Güter, die der Arbeiter produzieren Hilst, der Gemeliischast zugute kommen. sSoilte» wenigstens!; Doch sieht der Ein zelne den Segen seiner Arbeit sür andere nicht rinmittelbar. Was weiiz er davon, wenn sein Werk idas er nicht einmal voll endet sicht, weil er nur einen Handgriff daran machts, einmal erfreuen wird, abgesehen, datz diese Freude mil Schmerz er kauft werden mutz. Der allgemein i» der Hebung der Kultur sich auswirkende Segen der Arbeit vermag die Objektivität des Mannes eher zu befriedigen als die subjektiv eingestellte Frau die «u Nie u scheu und nicht an Sache» arbeiten will. Die intensive Erwerbsnötigung, die de» sozialen Drang der Frau nur bedingt erfüllen kann, ist zugleich Hindernis, das Eigenpersöuliche zu pflegen. Das Leben von heute macht hastig, zersplittert, und selbst die Frau, die vermöge einer gesicherten Lebensstellung befähigt märe, sowohl sozial nach innerem Drange zu wirke», als ihr Ich emporziibiideu. lässt sich durch die Unrast unseres so ganz materiell orientierten Wirtschaftslebens weder Zeit zum einen noch zum andeui. Unser Einsames — und das ist wohl das Höchste, denn es ist die Sehnsucht der unerftiilteu Seele nach Gott. — verlangt nach Einsamkeit. Nach Be sinnung. Wo sie fchli. verflocht der Mensch, und die Gesell, schaft wird eintönig uniformiert. Für sich sein! Darin liegt das Geheimnis der Führer- persönlichkciten. Und wenn es viele Frauen gibt, Familien- mütter. welche die Doppelarbeit in Fabrik und Daheim tatsäcip lieh Heine Ruhe zur Selbstbesinnung gewinnen lässt, so ist da» innere Sich-sammelu um so mehr Pflicht bei jenen, die Zeit gewinnen können, wenn sie Selbstdisziplin übe». Es ist ihre Pflicht fiir andere mit. Wer an sich bildet, kann an andern gestalten. Wer sich beherrscht, mag andere führen. Wer als Säule innerer Ruhe und Zielfestiqkeit in der Branduua liebt, ist Halt und Rettung für viele.