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Sächsische Volkszeitung : 02.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192610023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-02
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 02.10.1926
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oinüung zu treten Es mühte doch sicher möglich sein, auch ohne Schädigung des englischen Gartenstiles manches zu erhalten, ivas de» Abbruch wirklich nicht verdient. Ein sozialistischer Antrag endlich, der vom Rate ein ofene- res Eintreten für die Deutsche Republik und ihre Farben forderl, beschwört eine lebhafte Auseinandersetzung heraus. Und zwar geraten in erster Linie nur Sozialisten und Kom munisten aneinander. Die Kommunisten höhnen, daß man durch solche ..republikanische Pädagogik" die republikanische Ge sinnung nicht vertiefen könne und geben ihrem „Desintersse- ment" an der Ebert-. Gehler- und Stresemann-Republik in sehr offener Weise Ausdruck. Stv. Eichler (Dem.) führte Klage über das Acrbot der Anbringung eines Transparentes auf dem Hohen- thalglatze anlählich einer Platzmusik des Reichsbanners. Um derartiges in Zukunst unmöglich zu machen, werde stWe Fraktion für den Antrag stimmen Stv. Rösch (Sozi glaubte den Kom munisten dadurch sein Entgegenkommen beweisen zu müssen, dah er erklärte, es handle sich nicht um die heutige Republik <!>, sondern um den Gedanken der Republik überhaupt <?), Als Stv. Gabel <Kom.) die Fehde fortsek.t. hagelt es Zwischen rufe. mit denen sich die Sozialisten und Kommuni sten bombardieren. Alle Mahnungen zur Ruhe versagen. Der republikanische Gedanke ist im. Lärm erstickt worden, und der Norsteher steht sich veranlght, die Sitzung zu schlichen. : j§nr .,««»« Mark Pelzwaren gestohlen. Wie be richte:, wurde in der Nacht zum Sonntag im Haine Bik- toriastraßc 17,'beim Kürschnermeister Anton Chrom w'ty, ein dreister Einbruch verübt» wobei den Spitzbuben P.-lz- warcn im G.> nitwerte von rund 50 000 Reichsmark in die Hände gefallen sind. Wie hierzu verlautet, konnten d'r Deckencinbrecher bisher noch nicht besaht werden, es wird aber lebhaft nach ihnen und nach Verbleib der DiebeSb ute gefahndet. : Vom Schwurgericht Dresden wurde der Schicht- obermeister L. in Nie,a wegen Z e u g e n m e i n e i d es zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, Frau Sch. wegen Ver leitung znm Meineid zu einem Jahr Zuchthaus. rDas neve Schülcrhcim der Dresdner Kanfniann- »chaft, das ehemalige Zinnertsche Gut bei Löwenhain ans Lauensteiner Flur, wurde am Mittwoch in einer schlichten Weiheseier der Schule übergeben. Kommerzienrat Dieß- l r hielt die Weihcrede, während Oberstudiend'ireltvr Pro'. De. Thiimmler das Heim in die Obhut der Schule übernahm. : Ein Schwindler. Gewarnt wird vor dem 48 Jahre alten stellungs- und wohnungsloscn Kaufmann Walter Schröder aus Reichenau b. Zittau, der sich, Betrügereien ver übend, umhertreibt. Er sucht ihm bekannte Personen und besonders solche auf, die in Reichenau Verwandte oder Bekannte besitzen, gibt sich als Vertreter einer bekannten Schokoladenfabrik aus oder führt sich durch Erzählungen ans Reichenau ei». Hierauf erklärt er den durch seine Angaben sicher gemachten Personen, dah er sich in einer unvorhergesehenen Geldverlegenheit befinde und ersucht, ihm auf einige Tage kleinere oder größere Geldbeträge zu leihen. Schröder, der auch unter dem Rainen Schneider anftritt, ist mittelgroß, von auffallend dicker Gestalt und trügt Brille. Beim Betreffen wvlle man ihn dem nächsten Polizeibeamten übergeben. : Der Zweigvercin Dresden des Deutschen Esperantobundes feiert am Sonntag, den 3. Oktober sei» Mjühriges Bestehen. Die öffentliche Feier findet um 11 Uhr früh im Künstlerhaus statt verbunden mit Festrede von Herrn Dr. Heinrich Arnhold. umrahmt von Chorgesüngen. Ehrung langjähriger Mitglieder und Ueberblick über die Tätigkeit des Vereins und die Ent wicklung des Esperanto im besonderen. Am Nachmittag wird mit den auswärtigen Gästen im Großen Garten Kaffee getrun ken und abends ist im früheren Logenhaus, Blumenstraße, jetzt Königs Gesellschastshaus zwangloses Zusammensein der Espe rantisten init verschiedene» Ueberraschungen und Tanz. Gaste sind überall herzlich willkommen. : Freigabe von Schnellzügen zur Beiintznng mit Sonn tagsrückfahrkarte». Vom 3. Oktober 1928 an werden im Bezirke der Reichsbahndirektion Dresden unter Vorbehalt des jederzcitigen Widerrufs alle Schnellzüge mit Aus nahme der Züge D 61 Bodenbach-Tetschen—Berlin, D 126 BreSlau—Hof. D 156/D lost Leipzig Hof und umgekehrt zur Benutzung mit Sonntagsrückfahrkarten 2. und 3. Kl. gegen Bezahlung des tarifmäßige» Schnellzugs inichlagES für die Dauer des Winterfahrplans 1926-27 sreigegeben. — D 63 Bodenbach—Berlin kann nur am Sonntag freigegeben werden, während er am Sonnabend von der Benützung mit Sonntagsrückfahrkarten ausgeschlossen bleibt. Außer dem können mit Ausnahme der Eilzttge 166/107 (Dresden- Plauen i. Vogtl.) alle Eilzüge mit Sonntagsrückfahrkarten benutzt werden. Einschränkungen, die sich etwa zu Weih nachten oder Ostern erforderlich machen, werden rechtzeitig bekanntgegeben. Der Kerr der Wett Roman von Robert Hngh Benson. Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von H. M. von Lama (70. Fortsetzung.) Nun strömte eS dichter heran; ein Trupp junger Leute,' alle Arm in Arm, kam in Sicht, alle schwätzend oder laut schreiend, keiner auf den andern hörend, die ganze Stratzen- breite einnehmend, und dahinter drängte sich die Menge wie eine Woge in einem ausgemaucrten Kanal; kaum konnte man in dieser Masse von Gesichtern und unter dem mit jeder Sekunde an Dunkelheit zunehmenden Abend- himmei die Männer von den Weibern unterscheiden. MabelS Auge war so gebannt, daß sie von dem Geschrei, so laut und ununterbrochen es erscholl, kaum etwas vernahm. Durch die Geschwindigkeit und überwältigende Macht, mit der alles sich abspielte, mochte man meinen, eine Schar von Phantomen sei durch irgendeinen Ausgang der Geister- wclt entkommen und nun auf einen Moment durch einen offenen Spott sichtbar geworden, um dann wieder in Finster nis zu verschwinden. Die vorher leere Straße war dies seits, soweit sie sehen konnte, besetzt: die Burschen waren oorbeigezogen — ob gegangen oder gelaufen, hatte sie kaum bemerkt. — und um die Ecke zur Rechten gebogen; ein Strom von Köpfen und Gesichtern bedeckte die ganze Straßenbreite und drängte so ungestüm voran, daß die Gruppe vor Kein Gitter znm Wanken gebracht, auf die Seite gedrängt und, obwohl sie sich an das Gitter festklammerte, milgerissen wurde und verschwand, während sich das Kind immer noch an sie preßte und an ihrem Kleide zerrte. Gewisse Gegenstände begannen nun über den Köp fen der Menge zu erscheinen — Dinge, die sie bei dem Mangel an Licht nicht unterscheiden konnte, — Stangen und phantastische Formen, Stoffetzcn, die etwa Bannern gli chen und sich bewegten, als ob Leben in ihnen wüte, von einer Seite zur anderen schwankten und von unten gestützt und getragen wurden. Von Leidenschaft verzerrte Gesichter wandten sich ab und zu nach ihr und schrien ihr Worte zu, wähpentd der Zug sich vorbeiwälzte; doch sie bemerkte sie kaum, sie beobachtete jene eigentümlichen Embleme, ihre Augen suchten das Dunkel zu durchdringen, und halb ver- ». Aus dem Teichfischen Gesetzblatt. Das Sächsische Gesetz blatt Nr. 33 vom 29. September enthält eine Nachweisung, Ver rechnung und Zahlung der Reichszuschüsse für Familienwochen hilfe nach Z 20d der Reichsoersimerungsordnung; ferner eine Enteignungsverordnung vom 20. September, nach der der Ak tiengesellschaft Sächsische Werke in Dresden für die Herstel lung einer elektrische» Starkstromleitung von Schwarzenberg nach Scheibenberg nach dem genehmigten Plan das Enteig nungsrecht verliehen wird; weiter Kirchengesetze Uber die Diszi plinarordnung für die Gcistl-chen, über die Dienststrafordnung für die landcskirchlichen Beamte», zur Aenderung des Kirchen gesetzes über die Rechtcverbäl'niste der Kirchenbeamten und den Text des Kirchengesetzes über die Rechtsverhältnisse der Kirch gemeindebeamten. ) Tic Bllndenbiuv ein Berkehrsabzcichcn, kein Brttel- avze.chen. D:e gelbe Binde mit drei im Dreieck stehenden utzwarzcn Puntten, die vielfach von Blinden getragen wird, ist ein Abzeichen, welches den Blinden vor den Ge fahren des großstädtische» Verkehrs schützen soll. Es ist ein Zeichen, das die sehenden Mitmen'chen zur Hilfeleistung beim Ueberschreiten der Straße, nicht aber zur Hergabe von Almo,en veranlassen solk Das Polizeipräsidium in Leipzig hat erfreulicherweise Maßnahmen dagegen ergo s sen, daß die gelbe Binde von solchen Blinden, die an festem Standort Straßenhandel, das Oroelipielen uiw. be trüben, gewissermaßen als Bettelabzcichen zur 'Anlockung des Publikums benutzt wird. Die B'indenverbände bedauern die Notwendigkeit dieser Maßnahmen, begrüßen sie aber, da sie das Betteln Blinde" bekämpfen. > Wanderausstellung d r Denisse-., Lanvwirtschafts- gesrllschast. Der Rat der Stadt Leipzig gibt bekannt, daß seine Buni'ihnngcn, die Wanderausstellung der Deut schen Landwirtsgesellschaft für 1928 nach Leipzig zu be kommen in Kassel van Erfolg gekrönt gewesen seien. Man rechnet mit 560 066 Personen, die die Ausstellung 1928 besuchen werden. ) Tödlicher Sturz. In Leipzig-Lindenatt stürzte am Mittwochnachmittag ein 13 Jahre alter Knabe, der schwer an Epilepsie leidet infolge eines Anfalles 16 Stufen die Treppe hinab und schlug mit dem Kopfe an die Stein fließen des Hausflurs. Er erlitt einen Schüdelbrnch, an dessen Folgen er kurz nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus verstarb. > Ein bemerkenswerter Nebertritt zur ATPS. Ter frühere sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Pudor. der 1923 sein Mandat niederlegte, weil er den Zeigner Unsinn nicht mitinachen wollte, ist zur Alten Sozialdemokratischen Partei übergetreten. Ans Sackten Ein neues Eikenbahnatt nlaü Zwickau, 1. Oktober. G?g?n de» beschleunigte» Per- soncuzng von Dresden, »:r abends 9.1 l Nkr in Zwickau eint'isst, wurde in d:r Nähe von Mosel mit Steinen g:- worse». Bon einem -er Wage» wnvd n mehrere «Fenster scheibe» zertrümmert, aber Fahr röste nicht verlebt. Fetzt hat die Polizei in Zwickau d n Attentäter verhaft't, und zwar handelt cs sich «in einen erst am Montag aus d r Strafanstalt Ronneburg entlass ne» Mann. Weimar, 1. Oktober. Mittwoch nacht wurde von Un bekannten auf das Gleis der Berkaer Bahn ein zentner- jchwcrer Stein gelegt, der zuvor nahe der Staatsstraße Wei mer-Erfurt gelegen hatte. Die Lokomotive des VormittagS- zugeS vermochte den Steln auf die Seite zu schieben, so daß ein UnglückSfall verhütet wurde. -Auf die Ermittlung der Täter wurde behördlicherseits eine Belohnung ausgesetzt. Auf deu Muldenthalcr Bahnzug wurde zwischen W ech te lb n r g und Steudten ein Anschlag verübt. Die Täter batten einen starken Wünhepfahl ans die Schienen gelegt. Auf die Ermittelung der Täter hat die Reichsbahndirek- tion eine Belohnung von 300 M. ausgesetzt, Warnung vor geWschken ReichZbankny;en Die Findigkeit der Banknotenfälscher ist neuerdings aus ein Verfahren verfallen, mittels dessen aus einer Anzahl un beschädigten Banknoten eine größere Anzahl Noten, und zwar wie folgt, hcrgestellt werden. Aus Teilen zerschnittener echter Reichsbanknoten von gleicher Werthöh (bisher meist Noten zu 20 Reichsmark, in wenigen Füllen auch zu 10 Reichsmark) wer den neue, dem Anschein nach vollständige, tatsächlich aber um einen schmalen Streifen verkürzte Noten zusammegekiebt und als vollständig in den Verkehr gebracht. Zum Zusainmenkleben werden Papicrstreisen (in den meisten bisher bekannt gewordenen Vereins - Kalender Dresden. Freitag, den O Oktober: Deutsche Jugend- Kraft Dresden-Nord. Stiftungsfest im Ballhaus Dresden-Neustadt. Dresden. Sonnabend, den 2., und Sonntag, den 3. Oktober: Goldenes Jubiläum mit Fah nenweihe des K. K. V. Columbus Dresden. Pi-lnitz u. Umg. Sonntag, den 3. Oktober: Kathol. Kasino, Her bst fest im „Goldenen Löwen". Weinböhla. Sonntag, den 3. Oktober: Kathol. Kasino» Bolksverein, 20. S t i f t u n g s f e st. Dresden. Mittwoch, den 6. Oktober: Ortsverband der katholischen Vereine. St. Franziskus-Fei» e r im Gewerbehaus. Füllen aus Golöpapier) verwendet und in einer Weise angebracht, daß dadurch das Fehlen des herausgeschnittenen Streisens ver deckt wird. Fast immer bestehen diese absichtlich beschädigten Noten aus Teilen verschiedener echter Noten, und ihre einzelnen Teile weisen deshalb verschiedene Nummern und Reihenbezeichnungen <das heißt Buchstaben vor den Nummern) auf. In letzter Zeit sind derartig zurechtgemachte Noten an verschiedenen Orten und in ganz unbeträchtlicher Menge oufgetaucht, und es sind bereits in nicht ganz unbeträchtlicher Menge ansgetaucht, und es sind bereits eine ganze Anzahl gutgläubiger Empfänger dadurch zu Schaden gekommen. Zur Vermeidung eigener Schädigung wird vor Innahme solcher Noten dringend gewarnt. Es empfiehlt sich, die Einlie- serer wegen der Einlösung derartiger Stücke an die Neichsbanlr zu verweisen, und wenn die Einlieserung sich unter verdächtigen Umstünden vollzieht, die Kriminalpolizei zu benachrichtigen. Für die Ermittlung und Festnahme der Hersteller dieser unvollständigen, beschädigten Noten gelangt eine Belohnung bis zu 1000 Reichsmark durch die Reichsbank zur Verteilung, s. Warnung vor einem Schwindler. Ein Schwindler hat in verschiedenen Orten des Oberpostdirektionsbezirks Halle ver sucht, von Fernsprechteilnehmern Geldbeträge und Ferugcsprnchs- gebührcu und Gebühre» für Reklameauslräge für das Brauchen- und Fernsprechbuch einzuziehen. Da anzuuehmen ist, daß der Schwindler noch an anderen Orten den gleiche» Trick versuchen wird, wird vor ihm gewarnt. 8 Leipzig. Gemeinschaftliche hl. Kommu nionen: Sonntag, den 3. Oktober, Encharistisches Männer apostolat. Sonntag, den 10. Oktober, in der hl. Messe um 7 Uhr Marianifche Jungfrauenkvngregation und weib liche Jugendvereine. — Versammlungen: Marianische Juiigfrnuenkongregation: am 10. Oktober nachm. 4 Uhr Andacht, daran anschließend Versammlung in der Propstei. Vinzentinsverein: Dienstag, den 5. und 19. Oktober, abends ',(.8 Mir in der Propste:. Elisabcthverein: Dienstag, den 5. und 19. Oktober, nachmittags 4 Uhr Sitzung im St.-Elisa- bcthheim, Rudolfstraße 5. s. Die Reifeprüfung »er Höhere» Malchinenbanschnl- »er Stadt Leipzig fand am 20. und 21. September unrer Vorsitz des Ministerialrats Dipl.-Jng. Mühlmann statt. Von den 33 Prüflingen der Abteilung für Maschinenbau be standen 20 die Prüfung. Von den 13 Prüflingen der Abteilung für Elektrotechnik bestanden 12 die Prüfung. Das Wintersemester beginnt am 4. Oktober. Tie nicht geschlossenen Bahnschranken. Weil die Bahn schranken nicht geschlossen waren, suhr ein schwerüeladener Kohlenwagen in Gablonz über einen Bahnübergang. Als der Wagen, eben die Gleise passiert hatte, kam eine Vor- schublokomotive mit einem Wagen und ritz den Kohlenwagen e-ne Strecke mit fort und zertrümmerte ihn ganz. Nur dem Umstande, daß die wildgewordenen Pferde in ihrer Angst die Stränge zerrissen, ist es zu danken, daß der Kutscher mit dem Schrecken davon kam und auch die Pferde nur leichte Verletzungen erlitten. Ein fataler Anto-Handet. Der Einwohner Max Sch. ans Tinndors bei Bad Berka wurde nin Donnerstag aus der Untersuchungshaft, in der er sich seit dem 10. Ang. d. I. befindet, vor das große Schöffengericht in Erfurt ge führt, um sich wegen Unterschlagung eines Automobils zu verantworten. Ec kaufte im Juni d. I. von dem Kaufmann Jäger in Bad Berka einen Apollawagen für 1400 Mark, zahlte 200 Mark an und gab für den Rest Wechsel, die sich aber als faule erw esen. Sie wurden nicht eingelöst, so daß Jäger »in 1200 Mark geschädigt wurde, da Sck. tten Wagen inzwischen in Erfurt veräußert hatte. Auf Grmnd des Paragraphen 246 des StGB, wurde der wegen Eigen mutend, halb vor ihren Vermutungen zurückschoeckend, be mühte sie sich, diese schlotternden, zerfetzten Formen zu unterscheiden. Da ans einmal leuchtete aus den unter den vor springenden Dächern verborgenen Lampen das Licht aus, — jeiies starke, doch sanfte und angenehme, tu den großen Unlergundmaschinen erzeugte Licht, auf das man in der Leidenschaft dieses verhängnisreichen Tages gänzlich vergessen hatte. Und im Augenblick verwandelte sich die Schar der Phantome und Gestalten in die erbarmungs lose Wirklichkeit von Leben und Tod. Vor ihr bewegte sich ein,hohes Kreuz mit einer Figur daran, deren einer Arm an der angcnagelten Hand herab hing und bei jedem Schritt hin- und herbaumelte, wäh rend hinterher ein gestickter Fetzen flatterte. Gleich darauf kam, auf einen Pfahl gespießt, der nackte Körper eines Kindes, weiß und rosig, das Köpfchen auf die Brust herabgesunken und ebenfalls mit den Armen schlenkernd. Und dann erschien die Gestalt eines Mannes, an einem um den Hals laufenden Strick hängend, und wie es schien in ein schwarzes, weites Gewand mit Kragen gekleidet, das mit einem schwarzen Barett bedeckte Haupt mit dem sich windenden Strick im Kreise drehend. 2. An diesem Abend kam Oliver ungefähr eine Stunde vor Mitternacht nach Hause. Was ihn betraf, so stand das, was er am Tage gehört und gesehen hatte, noch zu lebhaft und frisch vor ihm, als daß er sich ein richtiges Urteil darüber hätte bil den können. Von seinen Fenstern in Whitehall hatte er Parlament-Sguare mit einer Volksmenge ungefüllt ge sehen, wie man sie in England seit den Tagen der Christen heit nicht mehr kannte, eine Menge, von solcher Wut erfüllt, daß man den Ursprung derselben nur in ganz vernunftwidrigen Ursachen suchen mußte. Dreimal in den Stunden unmittelbar nach der Bekanntgabe der Katho likenverschwörung und dem Ausbruche der Lynchjustiz hatte er bet dem Ministerpräsidenten angefragt, ob nichts getan werden könne, um den Aufruhr zu unterdrücke», und jedesmal hatte er die zweifelhafte Antwort erhalten, man werde tun, was man tun könne; daß ein bewaffnetes Ein schreiten vorläufig nicht in Frage kommen könne, daß aber die Polizei ihr möglichstes tue. In bezug auf die Expedition der Flugschiffe nach Rom hatte «r. wie leine übrigen Kolleaen. stillnbweiaend seine Zustimmung gegeben. Es mar dies, wie Snomford gesagt hatte, ein gerichtlicher Strafakt, bedauerlich zwar, aber not wendig. Der Friede konnte in diesem Falle nur durch kriegerische Maßregeln gesichert werden, oder besser ge sagt — da der Krieg sich überlebt hatte — nur durch die Strenge des Gesetzes. Diese Katholiken hatten sich als ausgesprochene Feinde der Gesellschaft erwiesen; nun gut, die Gesellschaft muffe sich also wenigstens dies eine Mal zur Wehr setzen. Der Mensch wäre eben immer menschlich. Und Oliver hatte zugehört und geschwiegen. Als er rn einem der Regierungsflugschisfe auf seinem Heimwege über London schwebte, hatte er mehr als einmal Gelegenheit gehabt, zu sehen, was unter ihm vorging. Die Straßen waren taghell und schattenlos in dem weißen Lichte, und jede Straße glich einer kriechenden Schlange. Ein ununterbrochncS Stimmsngemurmel, leise und sanft, zuweilen mit einem Schrei untermischt, drang von untdn herauf. Da und dort sttegen Rauchwolken auf, und einmal, äls er über einen der großen Plätze südwärts von Battersea iWtzlitt, sah er. wie es schien, eine Schar verscheuchter Ameisen, w:e von Furcht und Verfolgung getrieben . . . Er wußte, was dort geschah . . . Nun, der Mensch war eben noch nicht auf der vollen Höhe der Zivilisation an gelangt. Der Gedanke an das, was ihn daheim erwartete, war ihm nicht besonders angenehm. Einmal vor etwa fünf Stunden hatte er die Stimme seiner Gattin durch das Tele phon gehört, und was er da vernommen, hatte ihn fast bewogen, alles stehen und liegen zu lassen und zu ihr zu eilen. Und doch war er ans das, was er vorfand, kaum gefaßt. Ber seinem Eintritt in das Wohnzimmer war außer dem entfernten Summen der Straße kein Laut vernehmbar. Das Zimmer kam ihm sonderbar kalt und düster vor: der einzige Lichtschimmer kam durch eines der Fenster, denen Vorhänge znrügczogen waren, und gegen den klaren Him mel draußen zeichnete sich scharf die dunkle, hohe Gestalt einer in Starren und Horchen versunkenen Frau ab . . Er entzündete die elektrische Lampe, und Mabel wandte sich langsam ihm zu. Sie trug ihr Alltagskleid, hatte einen Mantel um ihre Schultern geworfen, und ihr Gesicht war nahezu das einer Fremden. Alle Farbe war daraus ge wichen, ihre Lippen zusammengepetzt, und ans ihren Augen sprach eine innere Bewegung, die er nicht zu deuten imstande war. Es mochte Zorn, Schrecken oder Elend sein. (Fortsetzung solgt.)
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