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Sächsische Volkszeitung : 11.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192702117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-11
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.02.1927
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2 ' Freitag, den 11. Fevruar iw, ,tr. »4.- Seite 3 >en ung die Be. von die ',ren !-,di ? »>L -ray . -rn-' tot- ler- .s a«' de« - d«« l»r> >c« l»f in ob« re« de- Nb» »ei- di«' >:n« ten n d cht er- n» seit n d die z>>m e-in it> der Sch il de, LS« nen laß cht >ert Ul > m- die um - «n ter- Der englische Einfluß in China Vas erdrückende englische Schrifttum — Großes Interesse für Deutschland Bon P. Theodor Mi ttler S. V. D. (Uenckpowsu China-Schau tu ng>. China bewegt augenblicklich die Geniüter. Die 'chriclslen, die aus dem Reiäie der M ke kommen, !-> meist sehr verworren. Um so willkommener ist Au- itz, von P.M i t t le r im „Neuen Reich",der - eigener Erfahrung heraus die geistigen Strö mungen aufzeigt, die im fernen Osten heute w-.okam >ind. P. Mittler schreibt: Wir lind es gewohnt, von TageSblüttern und Zeit schriften heute nur noch vom Schwinden des englischen Einflußes in China reden zu hören. Ja man spricht sogar vi,ei von einem neu erwachenden Pertrauen und Hoffen des chinesischen Polkes an; das neue Deutschland. Sym pathie der Chinesen für Deutschland besteht auch tatsächl ch und lassen eine Reihe Bücher durch ihre weite Perbreitung ein lebhaftes Interesse Chinas für deutsches Geistesgut er kennen. Nicht wenig überraschen uns da Titel, wie: „Der Grift der deut,chen Erziehung", „Der tatsächliche Bestand den deutschen Erziehung", „Die deutsche Demokratie". „Die Ilr achen der Stärke Deutschlands", „Das deutsche Gesetz", „Hindenbnrg". Bestinders interessieren sch die Chinesen für das E r z i c h u n g s ' y st e »i des neuen Deutschland. In Zeitungen und mehr noch in Fachzeitschriften für Cr- ziehungsn'een erscheinen lauge Abhandlungen über: „Die vorbildlichen Volksschule» Berlins", „Begabtenklasseu", „Lceipziger Pcriu ch s s ch n l e n", „Grundschulen", „Volks sch» len", „Gymnasium", „Progymnasium", „Real gymnasium". „Realprogymnnsium", „Oberrealschule", „Real schule", „Lehrv.rsassuug der Resormanstalten", „Frankfurter und Altonaer Resorm'chule". Dabei werden die Stunden pläne, Unterrichtsmethoden und Lehrstoffpläne bis ins kleinste und letzte besprochen und für die eigenen Berhält- ni.se nützlich gemacht. Für das Verhalten der Chine'«» ist es bezeichnend, dag, als Uenchowiu vor einiger Zeit Kriegsschauplatz wurde, viele Beanitcnsamilicn, die Pornehmen der Stadt und reiche Kauflcuie mil ihren Kostbarkeiten un ere M ssionsstationen aufiuchien - nicht die euglisch-protcslaut.jche. l?llt dies Und Tatsachen! Sie hindern aber nicht, das; auf literarischem Gebiete das Englische unter allen aus länd,-che» Sprachen den ersten Platz ciiininimt. Es ist wirklich c,ne llusummc von englischen Zo.tuiigen, Zeit schriften, Broschüren und Flugblättern, die in ungeheurer Ma senverbrcjtung das Land überschwemmen. Die Unter richts i Pr ach e auf vielen Universitäten und Hoch chnlen ist fast aus ich lies,! ich englisch. Selbst die gewöhnlichsten Schulbücher der GymnaUen und Hoch chnlen sind mit eng- lichen Fachausdrücken glossiert. Auf den Gymnasien ist Engli ch Pflichtfach, ans den Volksschulen bis in die untersten ^ Kla sen hinein Frcifach. Be: dem großen Problem der " Beriiuizierung (d. h. der Ueberlraguug ins Chinesische) austerchine ijche Eigennamen ist in der gebildete» Welt Chinas allein die cuglinbe Anssprache maßgebend. Schon allein dieie wenigen Tatsachen machen es verständlich, daß man in einer der weilverbreiteslen chinesischen Zeitschriften für Ecziehnngswefeu schreiben kann: „Englisch — eine Frage, die vor den, ^tndinin jeglicher Wissenschaft entschieden werden muß! Bevor wir irgend eine Wi senschaft ernstlich studiere», mü fen wir zuerst Englisch lernen. Denn die in cngli cher Sprache geschriebene ' wisseu'chastliche Literatur ist am vollkommensten, sie ist am leichtesten zu verarbeiten. Tie engli che Sprache ist eben der Weg. der ins Land dev Wi senschastcn sühn. Gehen wir diesen Weg nicht, so kommen wir nicht a„S Ziel! D e englische Sprache ist das Fundament, auf dem die Bauwerke der Wifsenschasl ausgebant werden müssen". Die „Commercial Preß", das größte chinesische (nicht engli'che) P r e j s e u n t e r n e h m e » Chinas, führt in seinem neuesten Katalog 42.'! englische Werke gegenüber .'!» deutschen und 23 französischen auf. Der Katalog, einer der grüßten franzö ischen Verlage in Peking zählt un ganzen nur 25,8 fvanzönsche Werke; dagegen beträgt die Zahl der englichen Neuerscheinungen eines englischen Verlages allein im Jahre I!>25, l 88 Werke. Dic>e Zahlen zeigen deutlich genug das Urberge wicht des Englischen über jede andere Anslundsiprache i» China. Sehr bezeichnend dafür ist auch die Stellungnahme der gebildcien Welt Chinas. So betonte Lo Pahong, der bekannte chinesische Großindustrielle ans Schanghai, auf seiner letzten Amcrikareise (1925) in sei nen Reden immer wieder, gerade engkifch sprechende, am besten amerikanische Missionäre, feien zurzeit ein Haupt- erfordernis für die Ehrist'anifierung Chinas. Was aber die englichc Literatur nach China gebracht hak, und noch bringt, gereicht durchaus nicht unmer zum Besten des chinesischen Volkes. Es ist nur zu oft Schund, Schmier und Schlamm, was auf dem Vehikel der Mitte: Sprache seinen Cinzug hält ins blumige Reich der Mitte: Jrrtümer, Falschheiten und Einseitigkeiten, modern«, ver giftete Ideen und Grundsätze des Sozialismus. Kommunis mus, Anarchismus und Bolschewismus, von .Hypnotismus, Vitalisinus und Magie, von Synkretismus und Adventis- inus! — Es wird gut sein, wenn wir im folgenden, wo fast nur von den Auswirkungen dieses Einflusses berichtet werden wird, bewußt bleiben, woher dies« Vergiftung Jungchinas zu einem großen "-eile stammt. Der nun schon 45 Jahre in China tätige Missionar und Forscher P. L. Wieg er S. I., der sich durch seine zahl reichen Werke*) über die Geschichte des alten China und durch seine linguistischen Forschungen über die Entwicklung der chinestschen Sprache einen Namen von allerbestem Klang als Sinologe (Ehinaforfcher) in den Reihen der Fachgelehrten erworben hat, gibt seit 1920 eine neue Serie Bücher heraus, in denen er an Hand eines geradezu er'chäpsenden Materials ans ganz China über die modernen Geistesrichrnngen und Zeitströmungen im heutigen China berichtet. Es ist nicht ohne Bedeutung, n>enn die er gewiegte Chinakenner im Vorwort zum zweiten Bande seines „Chine moderne" sich über d: e Lage im heutigen China wie folgt aus stricht: „Das neue China hat keine offizielle Reli gion: es w'll anch keine haben. Auch lehnt cs alles ab, was auf Religion sich gründet. Jene, die China regieren, haben jahrzehntelang daran gearbeitet, eine religionslose Bürger moral ansznstellen. Heute wird die e Bürger- moral offiziell i» den Schulen gelehrt. ES :st das eine Mischung von einheimische» Traditionen und fremdländi schen Ideen. Doch diesen einheimischen tteberlieserungcn der alten Staatsreligionen hat man zuvor den Glauben an Gott und an v>e Unsterblichkeit der Seele genommen und sie so der Quellen ihrer Kraft beraubt. De» frem de» Systemen har man einige schöne und möglichst vage Gedanken entlehnt. Als Milch ung von beiden ergab sich jener elegante, aber nervenlo'e Moralismus, den inan heute in den Schulbüchern Chinas antrifft. Eine Fnndamental- dogina dieser religionslosen Ethik fiir die Schuljugend lautet: „Diese neue Moral verpflichtet zu gar nichts". Darauf legen diese „Schulbücher" e:nen besonderen Akzent. Das schließt natürlich nicht ans, daß neben dem größte» Irrtum auch viel gesunde, praktische Lebensweisheit steht, wie man das eben von einer Richtung, deren Blickfeld nur auf das Diesseits beschränkt ist, wohl erwarten darf." ES ist selbstverständlich, daß die Folgen eines solchen Schulbctriebes nicht lange ausbleiben konnten. Wir dürfen uns auch nicht wundern, wenn der Geist des modernen China gerade unter den Jungchine en, und hier wieder am schärfsten unter den Studenten, sich ausgeprägt hat. Fung- china hat aber die e modernen Ideen nicht etwa rein passiv ausgenommen! Nein! Höchst aktiv und intensiv baut es diese Bürgermornl weiter ans. denkt und lebt sie ans bis zu den letzten Kon equcnze». , *) Sämtliche Werke ercheinen in französischer prachc In- im Perlage der Mi sionsdruckerei zu S°-en!sti-en (China). In teressenten beziehen diese Werke am bequemse.i durch: A. Challamel, Evireur, (7 rnc Jacob 17, Vl Paris. Das witrNembergische Zentrum protestierk Zunächst wollt« man es nicht für möglich Hallen. Satz der vom „Vorwärts* zitiert« Brief d»s katholischen deutschnationalen Reichstogsabgeordneten Freiherrn v. Stauffenberg echt sein könne. Jetzt hat sich doch die Richtigkeit der Meldung be stätigt. Auf einer Tagung des Landesousschnsses der Würt temberg ischen Zentrum spartet in Biberach kam allgemein di« Entrüstung zum Ausdruck, Sie dieser Brief bei den Zentrumsmitgliedern ganz Württembergs, insbesondere aber bei den Katholiken und Zentrumsleuten Oberschwabens, ge funden hat. Man nahm schließlich einnrütig «ine scharfe Protest resolution an, die folgenden Wortlaut hat: „Der am 5. Februar 1927 in Biberach versammelte Landes- ausschuß der Wllrttembergischen Zentrumspartei hat mit tief ster Entrüstung von dem kurz.zuvor in die Oessentlichkeit gedrungene» Brief des Reichstagsabgeordncten Freiherrn v. Stauffenberg an den württembergischen Staatspräsidenten vom 18. April 1925 Kcnntnis genommen, oer schwerste Verletzun gen der politischen Ehre unserer Partei und der persönlichen Ehre unserer Freunde im Oberland entlhiit. Daß der Brief nicht für di« Oessentlichkeit bestimmt ivar. ändert nichts an seinem ehrverletzende» Inhalt. Und seine nachträgliche Zurück ziehung gegenüber dem Empfänger vermag die Beschimpfung der unberechtigt Angegriffenen nicht zu beseitigen. Der Briefschrciber, Frhr. o. Stauffenberg. !>at sich trotz der Verschiedenheit der parteipolitischen AnsckMnmg von den An hängern des Zentrums in Oberschwoben in zahlreiche Ehren- ämler berufen lassen Er hat es nicht verschmäht, in Fra gen berufsständischer und wirtschaftlicher Art als Wortführer und Vertrauensmann der Leute aufzutreteu, deren Gesinnung und Cl-arakter er in seinem Schreiben aus das tiefste herab setzt. Seine Vorwürfe gegen die Anhänger des Zentrums fal len auf ihn selbst zurück. Die Ehre einer Partei von der gro ßen Vergangenheit des Zentrums verbietet es, im einzelnen auf den Ton und Inl>alt des Schreibens einzugehen: der Brief richtet sich selbst. Der Landcsausschnß erhebt schärfsten Protest gegen die schweren Beleidigungen der Partei. Er stellt sich auch schützend vor die oberschwäbischc Bevölkerung und iveist i» aller Oessent lichkeit die schwere Kränkung derselben i» einmütiger Verbun denheit mit ihr zurück. Welche Folgerungen im einzelnen die Parteifreunde in Oberschwaben gegenüber dem Briefschreiber ziclien wollen, ist ihre Sache. Für das Gebiet des politischen Lebens richten wir an die oberschwäbische Bevölkerung die Auf forderung, angesichts solcher Angriffe um so aufrechter an ihrer politischen Ueberliefcrnng festzuhallen und einig uns geschlossen zum Zentrum zu stehen." Eine neue royalistische Partei Berti», 10. Fcbruav. Wie das B. T. meldet, stellte sich bei der gestrigen Feier des Militärjubilnums des früheren Kniiers im Kreger- pereinshnus in Berlin eine neue Partei der breiten Oessentlichkeit vor, die Deutlche K a i se r p a r te i. D es« will die royalisteiche und legitimrstische Tendenz in der „na tionalen" Bewegung verkörpern. Sie greift deshalb die Tent'chnationalcn an. die mit der Republik ihren Freden geschlossen haben, Schildknappen des Reichsbanners gewor den sind und in enger Arbeitsgemeinschaft „mit dem so unsympathischen Zentrum" regieren. Dieser „Deutschen Kaiserstartei" darf man auf unserer „nnihmpalhijchen" Seite nur die größte Sympathie end* gegcnbriiigen. Sie kann „schlimmstenfalls" nur dazu führen, daß die Rechtsparteien von den ill>l'on:stischeu Elementen bs- freit werden, die bisher z. B. d'^e Politik der Deutichnario» nalen so wankelmütig und inkonsequent gemacht haben. ^8 ^ ! §4II^ IIÜ ^ I? §1H „Niemals über ein Grohpreutzen!" i» den Gast- und Kaffeehäusern, beim Arüenr, auf der Reise, eure Tageszeitung! Dr. Petersen zur Großhamburgfrage. Hamburg. 10. Februar. Bei der Beratung des Etats in der Hamburger Bürgerschaft sprach Bürgermeister Dr. Peter sen zur Großhamburgfrage. Er vertrat di« Auffassung, daß Preußen durch unerfüllbare Forderungen den Abbruch der Verl>andluiigen l>erbeigeführt l>abe. Die preußische Großham« burgpolitik beruhe au' dem Gedanken, daß die staatliche Selb ständigkeit Hamburgs dem fiskalischen Interesse Preußens zu- widerlaufc, iveil angeblich .Hamburg die preußischen Nachbar gemeinden belaste, und daß diese Selbständigkeit auch den »edel st bk "L kittag Nvmola Ein Renaissance-Romau von George Eliot. Frei nach dem Englischen von H. Riesch. (Verlag Joseph Habbel, Regcnsburg) (32. Fortsetzung.) Romola g-.„g, ein wenig befremdet und verletzt durch Ditos ungewöhnlich kühles Verhalten. Als die Türe iich hinter ihr ichloß, empfand Tito ein »nbeichreiblichcs Ge fühl der Erleichterung. So iehr er lein schönes junges Weib liebte, vermochte er nicht zärtlich wie fönst zu sein, oder ihr auch nur ins Auge zu blicken; denn er war im Begriff, einen Schritt zu tun, der, wie er nur allzu gut wußte, p.e entrüsten würde. Bardos Verfügung über die Bibliothek schien ihm stets eine sentimentale Laune, jetzt unter de» obwaltenden Verhältniizen mehr denn je. Dazu kam die Furcht vor Baldcttiarre, die Aurcht, aus Florenz fliehen zu müssen einerseits und anderseits das Anerbieten des Sencschalls, d.e Antiquaritäten und Bücher Bardos, von welche» er gehört hatte, anzukaufen — tollte er drei« günstige Gelegenheit versäumen, um vielleicht gezwungen zu sein, die Stadt mittellos zu verlassen? Nein, fort mit allen Bedenke»! Romola liebte sh» und würde ihm sicher bald verzeihen. Und als der Seneschall das Haus wieder verließ, war der Verkauf abgeschlossen. Am folgenden Tag blieb Tito seiner Gattin vom Morgen an fern und kehrte erst spät am Abend heim. Noch e:n Tag, und die Franzosen rüstete» zum Abzug. Nvmola sah diesen Vorbereitungen mit Freuden zu und hoffte im stillen, Tito würde nun anders werden, wenn Stantsaiigelegeiihc:ten ihn nicht mehr so viel fern- hieiten. Er traf sie noch in der Bibliothek, als er abends nach Hause kam. „Tito, Liebster, du schon da? Ich erwartete dich nicht so früh, sonst hätte sch j» deinem Lieblingszimmer «">>L.Fkst»iahl bereitet zur Feier des Tages. Bist du nicht auch froh? Und wie ist die Stimmung der Stadt?" „Vergnügt, trotzdem würde ich fast vorziehen, Florenz zu perlasien." tz. „Warum? Gibt cs neue Gefahren?'' ^„Acußere kaum, aber die inneren eines Bürgerzwie» späh es." „Du kannst nicht im Ernst« daran denken, fortzuziehen. Wie war« das möglnh?" „Aber, Tito, ich kann doch nicht fort von hier, bevor. — bevor der Plan meines Vaters ausgefühvt ist." „Warum nicht? Du weißt, schon vor unserer Heirat sprach ich diesen Wunsch aus." „Meine Liebe, du bist bei- deinem einsamen Leben etwas verschroben geworden in deinen Ideen, so daß ich um deiner selbst willen mich gezwungen sehe, deinen Wün schen entgegen zu handeln, wenn du nicht in unpraktischem Träumen dich verlieren sollst. Du weißt, du mußt es wissen begreifen, daß eine einzelne kleine Sammlung von Bü chern und Antiquitäten nicht von allgemeinem Werte ist und überdies stets in Gefahr steht. Sieh nur, was nun aus den Sammlungen der Mediceer tvurde. Nur die Bücher find gerettet durch P. Hieronymus, dem ich das übrigens am wenigsten zngetraut hätte. Es ist gar kein Darandenken, daß die Signoria (Magistrat) jetzt sich um ein« Bibliothek kümmert, denn geschweige Geld dafür ausgibt." „Wo soll das alles hinaus, was willst du sagen?" „Müßten wir annehinen, daß dein Pater noch fühlt lind denkt, dann wäre cs etwas anderes, so aber soll uns ein wenig praktische Lebensweisheit von eingebildete» Fesseln befreien. Frage nur dich, Liebste, welch vernünftigen Zweck hat es, diese Bücher und Altertümer hier in Florenz unter dem Namen deines Vaters ausgestapelt zu halten, stabt sie zu Leuten zu geben, die sie zu schätzen wissen und dadurch ihren Nutzen weiter verbreiten?" „Hat es keinen Zweck, Versprechungen zu halten, einem Mensche» die Ehre zu verschaffen, die er verdiente? Oder ist es zweckentsprechend, unsere Herzen zu verhärten gegen die Hoffnungen und Wünsche derer, die sich vertrauend aus uns verließen? Ich will meiner Pflicht nicht untren, werben. Was kümmern mich deine Gründe. Meines VateoS Begehr bleibt auch der meine, du wirst mich nie davon abbringen, Tito." „Es tm mir leid, daß du in blindem Widerstand ver harrst," lautete die kühle Antwort, „ich iah das allerdings voraus und richtete mich darnach. Bisweilen muß ein Gatte gerade im Interesse seiner Frau gegen ihren Willen han deln, — selbst wenn er eine Frau besitzt, wie du es bist, meine Romola." Sie blickte ihn fragend an in wortlosem Erstaune». „Ich habe dafür gesorgt, daß sowohl die Manuskripte als die Kunstschätze dorthin kommen, wo sie Anerkennung finden und Vorteil bringen. Der Seneschall de Beaucair« har ji« angetanst zum Teil für sich, zum Teil für den Herzog von Mailand." Noch bevor Tito ausgesprochen hatte, war Nvmola aufgesprungen. „Du hast sie verkauft?" fragte sie mit zornfunkelnden Augen. „Gewiß." „Verräter, der du bist! Aber dein Werk soll nicht gelingen, ich gehe zu meinem Paten." „Das wirst du nicht tun, verntche es, dich zu mäßigen und die Sachlage zu verstehen. Bernardo del Nero könnte übrigens nicht widerrufen, was rch tat. Möchtest du viel leicht unsere Privatangelegenheiten ausposaunen?" Romola stutzte. Tito hatte unbewußt die richtige Saite angeschlagen, war Bardos Tochter ja stets zu stolz ge wesen, dem väterlichen Freund« auch nur zu gestehen, daß ihre Ehe sie nicht so befriedigte, als sie geträumt. „Warum könnte der Perkauf nicht rückgängig gemacht werden? Noch ist alles an Ort und Stelle," fragte sie nach einer Panse. „Weil er schriftlich abgemacht ist, die Käufer fi-nd zudem schon abgercist." „.Hütte mein Pater geahnt, daß du ein wortbrüchiger Mensch bist, dann wäre er so vorsichtig gewesen, d:e Bibliothek vor dir in Sicherheit zu bringen. Der Tod rief ihn zu früh ab, sein Ohr ist taub und seine Hand machtlos, darum gelingt es dir, ihn zu berauben. Hast du v elle.cht tonst »och jemand beraubt, jemanden, der lebt, und ist dies der Grund, warum du einen Waffenrock trägst?" Wie ein Peitschenhieb tras diese entrüstete, verächtliche Rede den jungen Mann. Sein Weib erschien ihm ein Herold des rächenden Schicksals und es dauerte eine Weile, bis er im stande war zu antworte». „Es ist nutzlos, sich mit solch wahnsinnigen Ideen hernmzustreiten. Ich bi» überzeugt, richtig gehandelt zu habe», und jeder vernünftige Mensch wird mir be stimmen." „Bcrnardv del Nero nicht, er wünscht und hofft, daß meines Vaters Wunsch zur Ausführung kommt. Erst gestern sprachen wir davon. Er wird mir helfen. Können di« Käufer nicht dazu veranlaßt werden, zurückzustehen?" „Sie sind schon abgereist." „Wenn man sie aber einholte?" „Das geht nicht I" „Warum nicht?" „Weil ich es nicht will", erklärte Tito kaltblütig »nid entschlossen. »Wenn du aber bezahlt würdest? Wir wollen dich bezahlen." Nichts Hütte die innere Entfremdung Rmnvlns von ihrem Gatten stärker zum Ausdruck bringen können als dies« Worte. (Fortsetzung folgt.)
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