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Do«»ir»tag. dsN 20. Januar 1927 Rr. IS; Seit« ^ a«^llschast!ich«» wie in gesundheitkicher V«chchm»g HDU «e seinen Leser aus dem Laufenden. So empfiehlt er den Bogen des Kunftinstitut« ln der Bia Ripetta nur bedingt: „Ztemlch gut zum Uebernachten, aber nicht lehr hygienisch, da zu viel von den römischen Bettlern besucht. Straßenbahn Nr. 163." Oder ein an deres Beispiel, das geradezu zum Uebern-achten im Freien reizt: „Im Sommer ist der Laubengang auf der Piazza belle Therme Eiedra ein geradezu prächtiger Aufenthalt für Obdachlose. Dort kann man die gairz« Nacht um so an genehmer verbringen, als di« großen Cafes mährend der Nacht Tisch und Stühle auf der Straße stehen lassen, auf denen man ungestört ansruhen kann. Im Winter ist diele Lokalität zu sehr den Nordwinden ausgesetzt, deshalb nicht ratsam." Ferner ein Beispiel für den poetischen Sinn des Verfasiers: „Ter Lunbengang auf dem Kapitol (Stra ßenbahn Nr. 4. auf der Piazza oi Grsu aussteigen). Sehr geeignet zum Schlafen und ziemlich sauber. Bo» dieser berühmten Höh? atmet die ewige Größe des antiken Rom und seine Poesie läßt die Umstände und Aergerni-fse des Nachtlagern vergessen." Zum Cicerone von Größe schwingt er s'.ch aber in diesem letzten Beispiel auf: „Die Wiese n: «r der prvteslantiichen Kirche, wo im schattigen Frieden der unsterbliche Shelley ruht, ein Engländer zwar von Geburt, aber Römer in seinem Fühlen. Inmitten seiner Landsleute und Mitgläubigen liegt er begraben. Eine lateinische In schrift kündet seinen unsterblichen Ruhm. Im Falle, daß es regnet, flüchte man unter das Tor oon San Paolo oder unter die Seitenbogen in den Mauern." Wäre es nicht reizend, in solcher historischen Umgebung eine schöne, sternklare römische Nacht zu verbringen? Zu mal man, falls es doch regnen sollte, Gelegenheit hätte, saut Führer entweder nach den Seitenbogen in den Mauern oder unter das Tor von San Paolo zu flüchten? H. Ir. Schwarzer Schnee I» den letzten Jahren wurde von Touristen die Be obachtung gemacht, daß der Schnee auf den Gebirgen Alaskas in gewissen Zeitabständen seine Farbe verändere und zwar sieht er bei Sonnenschein schwarz aus, während er »ach Sonnenuntergang ,eine weiße Farbe wieder a>t- »j.inint. Man war zuerst der Ansicht, daß es sich um eine optische Täuschung handele. Diese Hypothese mußte um so glaubwürdiger erscheinen, da die Bergsteiger, als sie zum erstenmal den schwarzen Schnee zu sehen bekamen, bereits viele Tage hindurch i>m Schnee gewatet hatten; die unendliche», weißsckimmcrnden Schneeslächen Pflegen be kanntlich das unbewaffnete Auge zu blenden und vorüber gehend eine Farbenblindheit hervorznrufcn. Den Mi-iteiit- lnngen der Touristen schenkte inan zuerst keinen Glau ben, und nm den Phantastisch klingenden Gerüchten nach- zngehen, rüstete man in der amerikanischen Stadt Ctrce- Ciry eine Expedition aus, die jene Angaben überprüfen sollte. Tatsächlich bestätigte diese Expedition die Richtigkeit der Behauptung. Auch sie erlebte das Wunder des schwar zen Schnees, ohne es jedoch erklären zu können. So nah men sich die Natnrfor chrr der Sache an und die Meteor»-' lvgiiche Anstalt in Los Angeles entsandte eine Wissen schaft!.che Expedition nach Alaska. Kürzlich erschien der Bericht über die Ergebnisse der Untersuchung, der das Geheimnis des schwarzen Schnees enträtselt. Wir ent nehmen dem Bericht folgende Mitteilung: „So wundersam auch die Behauptung kliugeu mag, daß Schnee unter Umständen auch schwarz sei» könne, ist die Entdeckung, daß es in den Hochgebirgen Alaskas einen solchen Schnee gebe, nicht mehr neu. Bereits vor meh reren Jahrzehnten wurde dieses Phänomen beobachtet, aller dings, ohne daß man eine Erklärung dafür gefnnden hätte. Unsere Untersuchungen haben dargetan, daß es kleine schwarze Würmer gibt, die sich in den Schnee cinnistcn. Diese winzigen, fast mikroskopischen Tierchen, von denen Milliarden und Äbermilliarden die höchsten Gipse! un'erer Gebirge überschwemmen, lassen ihren natür lichen Aufenthaltsort und ihr einziges Lebenselement, den Schnee, schwarz erscheinen. ES kann freilich nicht di« Auf gabe der Meleorologiichen Anstalt sein, die nähere Be schaffenheit dieser Tierchen zu erforschen. Es steht nur fest, daß die meisten unter ihnen nur bei entsprechender Ver größerung unter dem Mikroskop dem menschlich?» Auge sicht bar erscheinen, während andere eine Größe von mehreren Millimetern erreichen können. In gewisser Hinsicht sind diese Würmer mit den Eintagsfliegen zn vergleichen. Ihr Leben dauert nur 24 Stunden. Der Sonnenstrahl, der die Schneejleder der Hochgebirge bescheint, lockt sie aus den Eiern hervor und sie krabbeln in Schwärmen im Schnee herum. Wenn die Temperatur sinkt, bohren sie sich tiefer in die Schnccmasse hinein, um sch vor der Kälte zu schützen. Der schwarze Schnee wird dann sofort wieder weiß. Es bedark aber nur einer Viertelstunde Sonnenschein, nm abermals schwarz zu erscheine». Zerbrochene Kronen ArWfche Erinnerungen von Gerla Slelnberg (Schluß.) Aber sie hat es ebenso wenig wie der Zar verstanden, sich das Vertrauen der Russen zu gewinnen, vielleicht auch, weil man ihr von vornherein mit Mißtrauen ent gegentrat. Sie war eben die Fremde, was in der rus sischen Sprache soviel wie die „Deutsche" bedeutet. Dazu die Intrigen am Hofe, wo die Zarin-Mutter immer noch herrschen wollte, die düsteren politischen Ereignisse und die stets wachsende Angst um den Mann und so lang er sehnten Sohn, dies alles warf immer dunklere Schatten auf das Leben dieser Kaiserin, die einst als Prinzessin Alix von Hessen im Vaterhaus immer nur „Prinzessin Sonnenschein" genannt worden war. — Wie lange ist das her! Kaiserpnrade ... Feststimmung ringsum, Glanz und Funkeln, brausendes Rufen und immer aufs neue anhe bend, die getragene schöne Melodie der Kaiserhymne. Und wieder rollt ein Wagen heran. Darinnen sieht man lau ter Weiß, wehendes Blondhaar und lachende Augen, und immer wieder neigen sich grüßend vier große weiße Mäd chenhüte. Das sind die vier Zarentöchter, deren großer offener Wagen alle Nachmittage durch das Parktor rollt, gefolgt von einem berittenen Tscherkessen, und die immer lächelnd nach allen Seiten nicken und sich neugierig nach anderen Kindern umschauen. Nie habe ich andere als freundliche, bewundernde Blicke den hübschen, anmutigen Mädchengestalten folgen sehen, aber der Liebling von ganz Zarskoje Sselo, der Abgott seiner Eltern ist immer der kleine Zarewitsch Ale xei gewesen. Seit dieser heißersehnte Thronerbe ge boren, gilt alle Hoffnung, alle Sorge der Mutter fast aus schließlich diesem Sohne. Es ist ein schönes, eigensinniges Kind mit großen, dunklen Angen. Unter der weißen Tscherkessenmütze rin geln sich weiche Locken bis auf das blauseidene, gestickte Kittelchen. So haben ihn die Soldaten oft neben der Mutter stehen sehen, bei Paraden, Empfängen und beim Austeilen der Geschenke zu Ostern und Weihnachten, im mer mit ernsthaften, fragenden Kinderaugen. Dazwischen fragt er wohl: „Mama, warum küssen sie mir alle die Hand? Das mag ich gar nicht. — Warum muß ich ihnen die Geschenke geben? Ich will alles bloß einem geben, den Hab ich lieb. Darf ich Mama?" Später ist er immer krank gewesen, gerade in den Jahren, in denen die Knaben am meisten umhertollen, ein blasser schöner Junge mit müdem Lächeln und sehnsüchti gen Augen. Sie reiten durch den morgenstillen Park, das kleine Mädchen im enganschließenden dunklen Reitkleid und weißem Filzhütchen, und der junge Offizier, der heute zur Begleitung befohlen ist, in knapper, roter Husarennni- form. Langsamer folgt der berittene Tscherkesse. Großfürstin Maria Nikolajewnas blondes Haar weht um ihre schmalen Schultern. Sie lacht und plaudert un aufhörlich. Sie ist die lustigste und übermütigste der vier jungen Zarentöchter. Schweigend und besorgt reitete der Offizier neben ihr her. „Arkadji Wassiljewitsch. warum halten Sie meine Zü gel? Ich kann mein Pferd doch ganz gut allein regieren. Olga und Tatjana, die reiten doch schon lange ganz allein. Lassen Sie die Zügel doch los, Arkadji Wassiljewitsch!" „Ich darf nicht, Maria Nikolajemna." „Ach Unsinn, ich erzähl' nachher niemanden." „Unmöglich, Maria Nikolajemna, Ihre Majestät wün schen es nicht, daß Sie ihr Pferd allein führen." „Mama? Ja. dann geht es wohl nicht." — Und sie plaudert weiter von den Schwestern und von Alexei. und daß sie bald wieder nach Peterhof übersiedeln werden. .».Wissen Sie, weil Maina nur schlafen kann, ivenn sie das Meer rauschen hört. Darum fahren wir auch wieder mit der „Standart" in die finnischen Schären. Sie können sich gar nicht denken, wie schön das ist. Wochenlang fah ren wir so umher und brauchen nicht zu lernen." In Peierhof steht das Sommerschloß hart am finni schen Meerbusen. Da kann man in den Schlasgemächern wohl nachts die Brandung rauschen hören. Der weiße Turm grüßt zu den nach Petersburg fahrende» Schiffen hinüber. Oben im Turm ist das Schulziminer der Groß fürstinnen. Der deutsche Lehrer der Zarenkinder, der eil Freund meines Vaters war. hat mir manchmal von den Unterrichtsstunden im Schlosse erzählt und von seinen Schülerinnen, von denen zwei. Maria und Anastassija, damals noch recht wilde, übermütige Kinder waren, die heimlich Süßigkeiten in die Stunde einschmuggelten und sich beängstigend weit aus dem Fenster beugten, wenn etwa unten, von einem Rudel sibirischer Schäferhunde umgeben, der Zar im rotseidenen russischen Hemd seinen täglichen Morgenspaziergang antrat. Großfürstin Tatjana hat das dunkelste Haar von den vier Schwestern und ein liebreizendes Profil. Wie sie den Kopf über das Buch neigt, fällt es dem Lehrer plötz lich auf. „Bitte, Tatjana Nikolajemna, lesen Sie die er sten zwei Seiten." Ter deutsche Lehrer hat es nicht leicht, deutsch wird bei Hof fast gar nicht gesprochen, während Englisch den Zarenkindern fast noch geläufiger ist als Russisch. Ihre Majestät haben nun den Wunsch geäußert, die größeren beiden Töchter sollten gute deutsche Romane lesen. Sie lesen jetzt „Sylvester von Geyer". Olgas Handarbeit liegt ihr im Schoß. Ihre Hand spielt zerstreut mit der löse gereihten Perlenschnur om Halse. Ihr Gesicht hat einen hochmütigen, etwas gelang weilten Ausdruck. Der Roman interessiert sie wenig, sie hat ganz andere Träume, die ehrgeizige Enkelin der Za rin-Mutter. Sie ist nun achtzehn Jahre alt und mag nicht mehr mit den jüngeren Geschwistern umhertollen. Und Tatjana, die Siebzehnjährige, ist so still und scheu. Sie wird rot, wenn der heimlich verehrte Lehrer eine Frage an sie richtet. Sie fürchtet sich vor der lau ten, glänzenden Zukunft, sie mag die großen, funkelnden Säle nicht, die vielen Menschen. Irgendwo lauert die Gefahr auf den Vater, den Bruder. Darum betet die Mutier tagelang, nächtelang. — In Tatjanas Augen steht oft eine fragende Kinderangst. * Abends singen die Soldaten am Parkrand. Das klingt unendlich schwermütig durch die Stille ringsum, wie das Klagen einer geknechteten Menschenseele, die sich emporsehnt und die Flügel ausbreiten will und doch wie der ins Dunkel zurücksinkt. Weich, melodisch und sehn süchtig klingen die Lieder und verhallen mit einem Seuf zer. Und die Balalaika klingt und schwirrt, eine junge Männerstimme stimmt ein neues Lied an. und der Chor fällt ein und trägt die Melodie weiter, bis sie schwebend, suchend emporsteigt und dann klagend abbricht. Stundenlang singen die Soldaten in die träumenden Parkgipfel . . . Und der ganze Park liegt wie in hoff nungslose Trauer gebannt, dunkel und einsam. Die Lin den rauschen, und der Nebel wallt über die Wiesen. Gc- spensterhaft leuchten die weihen Götterbilder. lieber der Insel im See sammelt sich krächzend eine Schar Dohlen. Die Pavillons und Gartenhüuschen, vor Hunderten von Jahren von irgendeiner kaiserlichen Laune erbaut, verschwinden im Schatten der alten Bäume. Wie mit Geisterhänden Lastet es ab all die gepflegte und behütete Pracht vergangener toter Zeiten. Entnommen der Monatsschrift „Die Bergstool". »suptgsgokSN: Annonrtraös 8 I^iüsisn: ksutrnsk §tr. 9 Ksloriortrslieb üsr verte! — cnox'.vc ru billigsten Preisen. Romola Ei» Renaifsanre-Ramau von George Eliot. Frei nach dem Englischen von H. Riesch. (Verlag Joseph Habbel, Negcnsburg) (1".. Fortsetzung.) „Ja, Vater, ich liebe ihn und will seine Gattin wer den, damit wir beide deine Kinder Wien und «ns nie mals trennen." Mit festem Drucke nmipannte Titos Hand ihre Rechte, aber die Liebenden iahen einander nicht an, sonder» blickten in ängstlicher Erwartung z>, dem Grelle auf. „Warum sollte es nicht iein?" sagte dieser nachdenklich. „M.r wäre es ein Glück, und auch du, Romola, wärst glück licher, ich dachte bislang nickt daran, daß du einer anderen Liebe als der meinen bedürftest. D» wirft ein edles Weib >ein! Bernardo meint, es gäbe ichwer.'ich einen Mann, der deiner ganz würdig wäre, denn du bist nicht wie die meisten deines Geschlechtes, du gleichst den jeltenen Frauen voll zärtlicher Liebe, aber auch voll Kraft, welche uniere unsterblichen Dichter bcinngen ... Ich will mich mit Ber nardo beraten." - „Sprecht für mich, Romola", bat Tito, der >ich wohl bewußt war. daß del Nero Mißtrauen gegen ihn hegis, „Messer Bernardo ist gewiß gegen mich." „Nein, Tito," beruhigte sie, „mein Pale widerstrebt keinem festen Entschlüsse meines Vaters. Und dein Mille ist es doch, daß ich Tito heirate, nicht wahr, Vater? Nie noch plagte ich dich mit perlönliche» Bitte», nie hätte ich gedacht, daß ich mir etwas io lebhaft wünschen könnte." In diesen wenigen Worten lag die ganze inner« Lebensgeichichte Romolas, die Freudlosigkeit ihrer Jugend, ihr opferwilliges Anfgehen i» den Interessen des alten Vaters, ihre Zelbstlos.gkeit. „Romola, mein gutes Kiird, du hast wahr gesprochen, und ich gedenke ja auch nicht deinen ersten Wun'ch ab- zuschlage», trotzdem mutz ich mit Bernardo reden. Wir dürfen nichts überstürzen und nichts tun, was unserem Name« nicht ziemt, du weißt, edle Geburt legt Verpflich tungen auf. Ich möchte nicht, daß man m:r nachsagre, ich hätte «s allzu eilig gehabt, meine Tochter zn ver heiraten. Bernardo wird jedenfalls einen Anf'chnb für angemessen halten, habt Geduld, meine Kinder, Ihr seid »och sehr jung." Und dabei blieb es. Romola war ganz einverstanden mit dem Va>er, nicht so Tito. Wenn 'chon der edel Den kende darunter leidet,- daß hieniede» fast stets Uebles mit Gutem «ich mischt, so gilt dies- auch von denen, die ein befleckles Gewissen haben. Als Tito Romola zum -Abschied küßte, erwachte in ihm Reue über seine Falschheit, die ihn nun in Gefahr brachte, eines Taacs entehrt vor ihr zn stehen, die ihn liebte, und deren äußere Schönheit gle ch am das naturgemäße Gewand ihrer großen, reine» Seele war. 8. Kapitel. Schatten der R i»:sis. Zwei Monate später wnndcrtc Tito, von einem fest lichen Mahle bei Scala heimkehrend, lang-am durch die vom AbendsDnnenichc.il beleuchteten Straßen. Plötzlich hielt er inne. Ging dort nicht Romola am Borgo Pinti? Ja sie war es, ihre stolze Haltung, ihr majestätischer Gang ver rieten sie, obwohl sie dicht ver chleicrt war. „Nomola, du hier anf der Straße? Ist irgend etwas vorgefallcn?" Tito fragte in Hast und Sorge, denn seine Verlobte pflegte fest nie das Haus zu Verlässen. Sie gab nicht augenblicklich Antwort. „Mir s:nd in großer Eile", erklärte indes ihre Begleiterin, Monna Brigida, „und nun müssen wir gar noch einen Umweg machen, die Landsleute versperren nns die direkte Straße „ach San Marco. Heute ist nämlich zur Vigil der Geburt Marrens Prozession und Jahrmarkt zugleich." Titos Herz begann heftig zu pochen. „Romola", fragte er leise, »eben ihr hergehcnd, „willst du nach San Marco?" „Ja, mein Tito, zum ersten Male tue ich etwas ohne Voriv!nen meines Vaters. Es ist mir ein Trost, daß ich dich nun getroffen habe, w kann ich doch wenigstens mit dir davon reden. Der Vater glaubt, ich se: bei Monna Brigida, mein Pale ist jetzt bei ihm, Bernardo lveiß, wohin ich geht, und billigt mein Tun. Erinnerst du dich des -Abends, da meines Bruders Name erwähnt wurde? Die Base hörte damals, er sei. zurückgekommen. Maso sah ihn am Abend vvm Johannesscste in der Nähe unseres Hauses. Als er aber in San Marco nach ihm fragte, hieß es, P. Luca (das ist DinoS Klostername) sei nach Fesole gebracht worden. Heut« nun erfuhr Maso, er sec wieder hier und er besuchte ihn sogleich. Dino ist dem Tode nahe. Er ließ mich dringend bitten, zn ihm zu kommen; ich kann ihm bas n'cht nbtchlagen, obwohl ich sein Verhallen gegen den Vater verurteile. Ich ließ ihm melden, daß ich mich einfinden werde. Bielleichr will er seine Verzeihung erflehen durch mich. Es fällt mir schwer, des Vaters Befehl nicht zu achten, aber sage mir, Tito, ist das nicht erlaubt, in dn-lem Falle? Ich denke, du wirst mich verstehen, denn du bist weniger streng als ich »nd gerätst nicht leicht in Zorn, dir würde es »linder chnnr fallen, zu verzeihen." Was konnte Tito antworten? Er brachie cs nicht übeos Herz, Dinos Tun heuchlerisch zu verdammen. Ihm >var zumilte, als müsse nün einkreten. was er nm meisten auf der Welt fürchtete, als müsse Romola ihm verloren gehen. Endlich ermannte er sich zu einer Antwort, dvch seine Lippe zuckte und seine Wange erbleichte: Tu hast recht, meine Romola, recht wie in allem, ausgenommen darin, daß du zu gut von mir denkst." Romola gewahrte die Veränderung in Titos Miene, hielt aber seine Erregung für Mitgefühl mir ihrer eigene'» und freute sich, daß er so lief mir ihr empsand — edie Seelen Pflegen ja den Nebenmen'chcn ibre eigenen guten Regungen zu vertraue»! „Geh nun, Tito," ba> 'ic schließlich, „wir beide allein, die Ba c »nd ich, können leichier unbemerkk bleibe»." „Ja, es ist be'ser, Ihr verlaßt nns," fand auch Monna Brigida, „alles 'chant sich nach Euch nm. Eures Festge« ivanves wegen." „Ich verstehe dich, Romola, und gehorche". Ehrerbietig küßte Tiio die Hand seiner Verlobten und zog sich alsdann zurück. Halb war es ihm lieb, nnn allein gelaien zn werden, halb hätte er gewttnicht, ber Romola zu bleiben bis zum letzten Augenblick. Es dünkte ihn zweifellos, daß >ie dem Bruder gegenüber von ihrer Verlobung spräche, und dann käme ebenio zweifellos auf, daß er seinen Pflegevater im Stich gelayen Ijatte. Tito sah sein Verhalten jetzt mit an deren Augen an und machte sich klar, daß alle Welt ihn verurteilen mühte. So angestrengt er nach'nnn, es fiel ihm kein Ausweg ein. In fieberhafter Erreguirg ivanderte ev ziellos durch d.e Straßen und gelangte, ohne sich dessen be wußt z» werden, auf die Piazza dell' Anunziata. Da» Gedränge und der Lärm dort erinnerten ihn daran, daß heute ein Volksfest abgehnltcn wurde, und mit einer Art Vergnügen mischte er sich unter die vorwärts drängend« Volksmenge, »m seine düsteren Gedanken zu betäuben. (Fortsetzung kotzzt.)