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Nummer / — 26. Jahrgang Sinai möch. Bezugspreis für Januar 3,00 einschl. Sestellgels Anzeigenpreise: Die Igesp. Petltzelle 80.Z, Stellengesuche 20 F. Die Petitreklamezeile, 89 Milli» meter breit. 1 ost. Oskertengebühren slir Selbstabholer LO F. bei Uebersendung öurch die Post außeröem Porlozuschlag, Einzel-Nr. 10 I. Sonntags-Nr. 15 I. Veschästl. Teil: Friedrich Nieser in Dresden. SMlMe Dienstag, 11. Januar 1927 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v Anzeigenaufträgen u. Leistung v Schadenersah, Für undeutl, u. d. Fern, ruf übermttt. Anzeigen übernehmen wir keine Ber« antwortung. Unverlangt eingesandte u. m Rückporto nicht versehene Manuskripte merd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittag« -«ptschrMM.: ' lAeschiisissteUr» Druek »nd »verlast! Saronia- vnchdrnckerei GmdH.. Dresden »l. I, Polierstrobe 17. yernrus 2I0IS. Postscheckkonto Dresden I17S7. Bankkonto: Dresdner Bank, Dresden. Für christliche Politik «n» Kultur Redaktion der Sächsischen BolkSzettung DreSden-Mstadt I. Polierstrotze 17. Fernrus 207II nnd ri<»2. _ 4M k. rc«aoe L co. »mi-n. «siosnksu-str-a« 10, W-M«, »>ssu XSiig Das rumänische Konkordat Aus R o m wird uns von einer besonderen Seite ge schrieben: Dem vom Heiligen Stuhl im März 1924 mit Bayern und dem im Februar 1925 mit Polen ge schlossenen Konkordat wird binnen kurzem der Abschluß des Konkordates mit Rumänien folgen, dem sich noch im Laufe des Winters das Konkordat mit Jugosla wien anreihen wird. Der Text des Konkordates mit Rumänien ist bereits fertiggestellt und es hängt nur noch von der Bereitwilligkeit des orthodoxen rumänischen Kultusministers ab, wann es unterzeichnet werden wird. Trotz der Hinausschiebung des endgültigen Abschlus ses durch diesen persönlichen Widerstand sind die Be ziehungen des Heiligen Stuhles zu Rumänien heute be reits derart, daß von einer Gegenstellung des rumäni- chen Staates gegen die katholische Kirche nicht mehr ge- prochen werden kann. Das rechtliche Verhältnis und »er diplomatische Verkehr zwischen den beiden kontrahie renden Mächten ist vollständig geregelt, ein Erfolg, der um so größer ist. als die katholische Kirche in der Nach kriegszeit gerade in Rumänien init besonderen Schwie rigkeiten zu Kämpfen hatte. In dem durch die Siegesverträge so vergrößerten Staat, dessen Einwohnerzahl von sechs Millionen auf etwas über sechzehn Millionen stieg, verschoben sich auch die religiös-kirchlichen Verhältnisse stark. Zu dem mit 71 Prozent überwiegend orthodoxen Teil der Bevölke rung kamen noch 8,5 Prozent rumänisch-orientalische Christen mit der Metropole Fogaras und zwei Suffragan- bistümer. 7,6 Prozent rumänisch-katholische init vier Diö zesen, fast gleichviel Protestanten, etwa 5 Prozent Is raeliten und nur wenige Mohammedaner. Die unter dem Patriarchen von Bukarest stehende rumänisch-orthodoxe Staatskirche ist nach Konstantinopel orientiert und strebt eine Art „Balkan-Papsttum" mit dem Sitz in Bukarest an. Drei Millionen Orthodoxe sind in ihr vereinigt und stehen drei Millionen Katholiken des lateini schen, griechisch-katholischen und ruinünisch-orientalisch- unierten Ritus gegenüber. Die Lage der Katholiken in den neugewonnenen Ge bieten. deren Diözesen manchmal politisch zerlegt wur den, zwang aber die rumänische Negierung zu Verhand lungen mit dem Heiligen Stuhl in Rom. die Bischof Ra du im November 1919 begann. Ihn löste der zum Minister ernannte griechisch-katholische Pfarrer Dr. Lu- caciu ab, unter dem es im Sommer 1920 zur Errichtung einer rumänischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl in Rom unter Demetrio Pennescu und zu der Schaffung einer apostolischen Nuntiatur in Bukarest kam, die Msgr. Francesco Mar maggi übernahm. Dainals begannen die ersten Arbeiten an einem neuen Konkordat. Es sollte die lateinischen und die unierten Katholiken, gegen deren Gleichstellung man in Rumänien so heftig ankämpfte, ihre Kirchen. Klöster, Schulen, ihren Grund und Boden und das Kirchenver mögen gegen die Eingriffe des Staates und die Beein flussungen durch die Staatskirche schützen, mußte aber in der Form, in der es vorgelegt wurde, wiederholt vom Heiligen Stuhl zurückgewiesen werden, da es u. a. auch die von der russischen Sowjetregierung der Kurie ge stellten und von ihr als unannehmbar zurückgewiesenen Bedingungen enthielt. — Im zähen Kampfe gegen alle Versuche, das katholische Element in Rumänien der orthodoxen Staatskirche zu unterwerfen, wurden die Konkordatsverhandln,igen durch die Kirche weitergeführt und, als Msgr. Marmaggi im August 1923 nach Prag be rufen wurde, von dessen Nachfolger Msgr. Angelo Naria Dolcv so betrieben, daß ihr Abschluß schon 1924 bevor stand. Der rumänische Unterrichtsminister Banu ver handelte persönlich in Rom, und als Folge davon mag das Entgegenkommen der Kirche anzuschen sein, die den Erzbischof Msgr. Dr. Netzhamincr von Bukarest durch einen katholischen Rumänen, Msgr. Cisar, ersetzte, um die Wege für weitere Verhandlungen noch freier zu machen. Dem neuen Nuntius gelang es unterdessen, mit Er folg für den katholischen Charakter der Schulen und für das Volkstum der rumänischen Katholiken zu arbei ten, die sich namentlich aus Magyaren, aus Banat- deutschen. aus Rumänen und Nuthenen zusammen- Schwache Mehrheit für das Llrikskarkett — Der frühere Präsident Milleran- nicht wiedergewähtt Pari», 10. Januar. In einer Reihe von Departements, vor allein km Seine-Departement und in der Hauptstadt jelbst, haben gestern Neuwahlen zum Senat stattgefunden. Die Ergebnisse liegen noch nicht vollständig vor. Die 108 gewählten Senaträte verteilen sich folgendermaßen: Aenßerste Rechte, gcwählt 3 (Gewinn, Vcrlustv): Rcchtsrcpttblikaner, gewählt 10 «gewinn 0, Vertust 4), LinkSrcpublikaner, ge wählt 1« (Gewinn 0, Verlust 8s, Rechtsradikale, gewählt 0 (Gwinn 3, Verlust 4), Radikale, gcwählt 44 (Gewinn 0» Verlust 12), Sozial. Republikaner, gcwählt 2 «gewinn 2, Verlust 0), Sozialisten, gcwählt 10 «gewinn 8, Verlust 0). und Sozial. Kommunisten, gewählt 8 (Gewinn 2, Ver lust 0). Die 5 eingeschriebenen Fraktionen im bisherigen Senat waren die Demokratische Linke, die Demokratische radi kale Union, die Republikanische Union (mit der bereits die eigentliche Rechte begann), die Republikanische Linke (die schon rechts von der Uiuon saß) und die Gruppe der äußer sten Rechten. Die Gruppierung im Senat war aber von jeher stets parteipolitischen Momenten, die ihren Ursprung in den Verhältnissen der meist etwa zwei bis drei Jahve zurückliegenden französischen Genieindewahlen hatte». So auch diesmal. Die Fraktionsdiiziplin, soweit davon anch lm bisherigen Senat überhaupt die Rede sein konnte, halte sich daher schon vor den Wahlen stark gelockert. Nach den jetzigen Wahlen wird der jetzige Senat in Zukunft etwa folgendes Bild bieten: Sozialkommunisten 2, Demokratische Linke (mit Radikalen, Nadikalsozialtste», Republikanern und Sozialisten) 170, Republikanische Mitte (bisherige demokratisch-radikale Union) 17, Repnblikant che Union (nationale Einigung und andere) 96, Republikanische Linke 10, Aeußerste Rechte 10. — Innerhalb der demo kratischen Linken haben die Sozialisten nunmehr 10 Sitze, Io daß sie eine ordentliche Fraktion bilden können. E» kommt auf die Haltung der Radikalen an, ob es im Senat tatsächlich wieder zur Errichtung des alten Linkskartells kommen kann. An sich hat die Linke, im bisherigen Rahme» gesehen, nunmehr eine klare Mehrheit von etwa 13 Sitze». Die Verschiebung zwischen links und rechts ist frei lich s ogering, daß an eine Politik des Linkskartells — das das sich bei den Wahlen wieder zusaminengefunden hatte — iin Senat praktisch nicht gedacht werden kann. Der Senat wird auch in seiner neuen Zusammensetzung das Kabinett nationalen Einigung unterstütze». Gewählt worden sind unter anderem: Steeg, der Gouverneur von Algier, General Bourgeois und Berard, der in Departement Untervprennen die Ein heitsfront der Rechten sprengte. Durch..esallcn sind der Zenatspräsident de Selves und der frühere Präsident M' lleran d. Von den 108 Senatoren haben 67 bereits dein Senat angegört, während 41 neu in diese Körperschaft eintreten. Von in Frankreich sehr bekannten Politikern treten neu in den Senat ein Kammerpräsident Raoul Peret, der ehe malige Minister Pierre Laval, der ehemalige Pensions- Minister Iourdain, der Abgeordnete« Abbe M üller, der ehemalige M.nister Victor Bvret und der Groß industrielle Guh de Wendel. Die „Neslpunkle ' Die Pariser Rechtspresse versucht die Verhandlungen zu stören. Paris, 10. Januar. Echo de Paris. Journal und in ver ringertem Umsange auch Petit Journal verüssentiichen gestecn angesichts der in den nächsten Tagen beginnenden Verhandlun gen des Generals von Pawelsz mit den militärischen Sach verständigen der Botschasterkonserenz über die Frage der öst lichen deutschen Festungen und der Begriffs bestimmungen für Kriegsmaterial Artikel. Die Tendenz dieser Artikel geht darauf hinaus, die Verlsandlungen zu er- schweren oder siä>erlich nicht zu erleichtern. Es ist deshalb erforderlich, diese Sabotage anzuzeigen, da inan aus ihr schließen darf, daß gewisse französische Kreise, die sich in den letzte» Tagen so auffällig bemühen, die Frage der Rheinlandbesetzung wieder zu einem Gegenstand der allgemeinen Erörterung zu machen, jetzt den Augenblick siir gekommen Hallen, um entgegen der Tendenz des Völkerbnndsrats, der die Beendigung der inter alliierten Militärkonlrolle für den 81. Januar beschlossen hat, in irgendeiner Form etwas zu „retten", was Deutschland unmög lich annehmen kann, nachdem es gleichberechtigtes Mitglied des Völkerbundes geworden ist. und nacksSem ihm die Vollversamm lung in Gens bereits im Monat September feierlich bescheinigt hat. daß cs entwaffnet ist. Die Ariikel richten sich übrigens auch gegen Sie Entspannungspolitik des sranzösischen Ministers des Aeußeren und ersäsewen seltsamerweise in den Blätter», die vor einigen Tage» Brianü das Wort gegeben haben, um für diese Politik mit Wärme und Entschiedenheit einzulrcten. „E r e No noelle" erkennt offenbar die Schwierigkeiten, die man von geivisser Seite zu bereiten sucht. Sie fordert in eindringliäser Weise aus. man möge sie beseitigen, damit eine für die Friedenspolitik günstige Entscheidung gelrossen werden könne, die im übrigen den Gefühlen Ser Mehrheit des fran zösischen Bolkes entspreche. General Pawelsz und LegationSrat Förster sind gestern nachmittag in Paris eingetroffen. Auf Befragen erklärten die beiden Unterhändler, die Verhandlungen wür de,, schwierig sein, aber, sie hofften, zum vorgesehenen Termin zu einer Ucbereinstimmung zu gelangen. setzten. Wie die Kirche diese Schulen vor der Verstaat lichung schützte, so appellierten ihrerseits die religiösen Organisationen des Landes gegen das drohende Privat- schulgesetz nach Genf, von wo aus 1924 eine Kommission des „Komitees für die Rechte der religiösen Minder heiten" nach Transsylvanien kam und schwere Mißstände aufdeckte. Das nun erfolgende Nachgeben der rumäni schen Negierung, namentlich in Schul- und Lehrer-Ange legenheiten wirkte sich auch auf die Neuaufnahme der Konkordatsverhandlungen aus. die heute vor ihrem gün stigen Abschluß stehen. Schon im Januar 1926 zeigte sich der ausdrückliche Wunsch der rumänischen Regierung, im Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhl zu einem Kon kordat zu kommen, was im Herbst gelegentlich des Be suches Avarascus von diesem persönlich bestätigt wurde. Für den Vatikan bedeutet der Abschluß dieses Kon kordates. des zweiten, das er mit einem nichtkatho lt sch en Staate eingeht, einen materiellen und morali schen Erfolg. Die Bestimmungen des vorliegenden Kon traktes sichern ihm die Durchführung der ausdrücklichen Verfügungen der neuen rumänischen Konstitution vom Jahre 1923, die die Freiheit und Gleichheit der Kulte im Königreich vorsieht, und die der neuen Gesetze und Ge setzentwürfe, wie das öffentliche und private Lehrergesetz, Ausübung der Kulte, worin die rumänische Regierung den übernommenen Pflichten aeaen ihre völkischen und religiösen Minderheiten nachkommt. — Für Rumänien liegt der Vorteil der Unterzeichnung des Konkordates in der gewonnenen Regelung aller Fragen der Organisation und der Ausübung des katholischen Kultes. Wenn die Einzelheiten des Konkordates bis zu des sen Unterfertigung von beiden vertragschließende» Mäch ten offiziell noch zurückgehalten werden, sa sind doch einige der Hauptpunkte bekannt. So sieht nun das Kon kordat vor. daß kein Teil Rumäniens mehr von einem außerhalb seiner Grenzen liegenden Bistum abhängig sein wird, womit von seiten der Kirche die gegenwärtigen Grenzen Rumäniens anerkannt sind, was seine besondere Bedeutung in der Beziehung auf Bessarabien besitzt. Fer ner: Alle Katholiken des Königreiä)es werden in zwei große Kirchenprovinzen eingegliedert, die unierten Ka tholiken mit dem Zentrum in Blas (Blasendorf in Sie benbürgen). die lateinischen mit dem in B u k a r e st. Die Zahl der bisherigen Bischofssitze bleibt bestehen, sie wird weder vermehrt noch vermindert. Bezüglich der Bischofs ernennungen wurde vereinbart, daß sie, gleich den ande ren jüngsten Konkordaten (wie denn überhaupt das bay rische als Modell für das rumänische gedient hat) vom Heiligen Stuhl vorgenommen werden unter Vorbehalt des „Placet" der rumänisäien Regierung. Die übrigen Bestimmungen decken sich im allgemeinen mit denen der zuletzt von Rom mit anderen Staaten abgeschlossenen Konkordate