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Sonnabend, den 1. Januar 1927 ttnreryaltungsvellage Nr. Sekte S weiter zu tragen! Machtlos steht inan der Gleichgültigkeit der Eingeborenen gegenüber. Solange die Krankheit noch im Slnfangsstadiu»! steht, wollen sie es nicht glauben. Wohl dämmert ihnen die leise Erkenntnis, doch sie ver schließen sich dem Gedanken in der bestimmten Hoffnung auf die Stunde einer ylösilicken Heilung, die ihnen einer der alle Gegenden durchstreifenden indischen Wundermän- ner verspricht. Die Mutter und ihre drei Kinder werden in das Le- prosorium gebracht. „Warum leben diese .Kinder?" fragt einer der Aerzte, „sie sind nicht mehr zu retten!" „Wir haben kein Recht zu töten!" erwidert ernst ein anderer. „Sie werden nie in den Besitz ihrer vollen geistigen Kräfte gelangen — ein Siechtum — ein Märtyrertum — warum?" „Warum?" - Keiner kann eine Antwort geben, aller schweigt, da und dort ein verlegenes Achselzucken, ' flüchtige abwehrende Handbewegung. — Weiter! Uebsrall empfängt man die weißen Medizinmänner, deren Gesichtsfarbe die indische Sonne bereits dunkel ge färbt hat, mit demselben Vertrauen, mit eine'- von froher Zuversicht getragenen Freude. Und überall kann man Ke nur enttäuschen! In den Waldungen von Palgam, mitten in der grü nen Wildnis, »mragt von meterhohen Farren, umschwirrt von bunten Bügeln und Schmetterlingen, liegen aus einem kaum Lichtung zu nennenden Platz — Aussätzige, Männer und Frauen. Ihre Angehörigen haben sie dorthin ge schleppt, haben sich ihrer entledigt und nun warten sie hier, dem Hunger, dem Wahnsinn, den wilden Tieren preis gegeben, auf ihr unseliges Ende. In den Augen des Lei ters der Expedition spiegelt sich ratlose Verzweiflung! Fünfzehn, sechszehn Menschen dem Tode geweiht! Ab transportieren?! ..Wir haben kein Recht zu töten!" Wieder beklem mendes Schweige»! Zwei der Aerzte holen die Spritzen hervor. Die weiße Aerztin hebt abwehrend die Hände. 'Mit angstvollen Augen verfolgt sie die Bewegungen der Aerzte. Mechanisch folgt sie ihnen und macht über jeden Einzelnen das Zeichen des Kreuzes. — Nottau.se! Die Expedition sieht ihr erschrocken zu. „Wollen' Sie sich in jizieren?" „Nur eine traurige Pflicht erfüllen!" „Ihre Pflicht ist es, sich genau an die Borschriften zu halten!" Zwei Eingeborene naben, um zu melden, daß in eini ger Entfernung sich ein weiterer Sammelplatz ausgesetz- tcr Lsprakranker befindet. Also dorthin! Noch ehe die Aerzte ihre Spritzen füllen, schreitet die junge Medizinerin von einem der Aussätzigen zum an dern, über ihnen das Zeichen des Kreuzes machend. Ihre Lippen sind fest geschlossen, nur in Gedanken wiederholt sie die Taufsorinel. „Es ist ein Werk der Barmherzigkeit, die Aermsien zu erlösen!" sagt einer der Aerzte. „Wir haben kein Recht zu töten!" „Tann laßt uns wenigstens die — Toten begraben!" Aber es fand sich niemand, der ihnen eine Grube bereiten wollte. Noch höher hinaus! Es wird allmählich kälter; man nähert sich den Schnee- rmd Eisregionen. Bei der Ladak-Schlucht macht inan Halt. Der Blick schweift über das Aroa-Tal hinüber nach dem Shinghanag - S e e. An seinen Ufern flicken Fischer ihre Netze, die eigenartig geformten Boote schaukeln aus den Wellen, ein azurblauer Himmel spannt sich über die Weite. Mit jedem Schritt abwärts tun sich dem Auge neue Wunder auf. Eine glitzernde, wogende Meeresfläche, der Tal-See. aus denn langsam ein sarbenprangendes, duften des blühendes Etwas treibt, ein schwimmender Garten: hohe Farren. mächtige Orchideenbüsche Tamarinden, da zwischen die zierliche Zimtblüte, am Rande Nymphäen, über Nymphäen, schlanke Wasserlilien, daneben dis fast einen halben Bieter im Durchmesser große Rosflesiablüte. Es sind unauslöschliche Eindrücke, die das schönheitstrun kene Auge aufnimmt, und doch will keine rechte Freude hochkommen. Das Bild der Unglücklichen dort oben in den Wäldern von Palgam ist noch zu lebendig, das Wort: „Wir haben kein Recht zu töten!" steht wie eine drohende Anklage vor der Seele jedes Einzelnen. Der Dampfer, der die armen Aussätzigen aufninunt um sie auf die kleine Insel bei Bombay zu bringen, macht kurzen Prozeß: die unterwegs Gestorbenen versinken ohne weitere Zeremonien im Meer. Das Wasser schlügt über den Körpern der Toten zu sammen; noch eine Weile zieht es seine stummen Kreise, dann rauschen die Wogen wieder ihr uraltes Lied: Bor de i — v e r g e s s e n ! PrukMche Winke Tiintensleckc i» bunten Ttoücn lassen sich mit Nimm Milsch und Wolterdc leicht entfernen. Jedoch »ins;, wen» der Fleck entfernt ist. die Milch gut aus dem Stoff ausgewaschen werden. Kalktüiiche wird d-nicrliaiter und glänzender, wenn ihr etwas flüssiger Leim und Alaun zugcsetzt werden; noch verbessern kann man sie durch einen Reiausz von Vs Liter Milch auf iet..i Eimer. Mcssiitgacräte erhalte» neuen Glanz, wenn sie mit einem leichten Brei aus Essig und Salz geputzt werden. Flecke ans Marmor entfernt man mit Talkum und Zi tronensaft. Rotgcbrannte Herde oder eiserne Oesen nehmen die Ofen- wichse besser au, wenn man sic vorher mit einem Stück Zitrone cinreibt. Haarbürste» reinigt man, indem mau sic in warmem Wasser, in dem mau einen Teelöffel Bvrar und einen Eßlöffel Soda aufgelöst bat, hin und her schwenkt, ohne den Rücken der Bürste uas! zu machen. rSadenkrampsc sind eine schmerzhafte Zusammeuziehuug der Wadcnmuskelu, die nach Uebcraustrcuguug der Beine, »ach laugen Fußmärschen, längerem Tanzen und oft im Schlafe bei schlechter Lage des Körpers durch Druck auf die Hüst- nerven entsteht. Meistens aenügt schon einfaches Reiben der Muskeln und Beugen des Fußes. Nötigenfalls reibt man mit Senf- oder Kampferspiritus ein oder macht warme Umschläge. Husteiiinittrl. Für je 10 Pf. Quecken, Altheewurzcl ccrivisch) und Klatschrvsen kocht man in Wasser gut aus, siebt durch und süßt mit Vc Pfund Kandiszucker; darauf kocht man das Getränk noch einmal ein und gibt cs teelöffelweise. Die Parrganibrüeke Air muiwhmcn dicic Leseprobe dem soeben er- k'ci:ei' i Werke „Wild-Ost" von Hans NehrendS eZ d n. Eo. Verlag, Dresden. RM. ».90 in Ganz- chuenbandl. Der Versasicr, der viele Jahre in Ostafrika gelebt hat, schildert in spannender Weise eigene Abenteuer ieltjamster Art. Wenn man in Ostafrika auf der Uiambarabahn von Tanga kommend d:e ersten 70 Kilometer zurückgelegt hat, io verschwinden die Pflanzungen der Europäer und die Kul turen der Eingeborenen, die bis dahin den Zug zu beiden Seiten begleitet haben, und machen der Steppenvcgetatio» Platz. Gleichzeitig verläßt der Zug die letzten Ausläufer des 'Ost-Uinmbarageb:rgcs und tritt in das Luengertal ein, welches die beiden Gebirgszüge von Ost- und West-Unnnbara trennt. Tie letzte Station Ost-Usambras. schon am Fuße der Berge und in der Steppe gelegen, ist Nynssi, und kurz be vor der Zug diese Station erreicht, muß er den Pangani- fluß überqueren, der, vom Kilimandjaro kommend, sich in den indischen Ozean ergießt. Hier bei Nynssi hat der Pan- gain ganz außerordentlich tief einqeichwittene Ufer, und die E.ienbabnbrücke schwingt sich in riesigem Bogen von eimcm User zum andern. Ganz in der Nähe, etwas stromabwärts,' lag meine Pflanzung, und ich hatte viele Male Gelegen heit, m:r die, einen Laien wie ich es bin etwas eigentümlich annnttende Konstruktion dieser Brücke anzusehen. Sie be stand aus Esien, batte nur für ein Gleis Platz und war io schmal, daß die Tragbalken an den Außenseiten der Schie nen allerhöchste ns noch zwanzig Zentimeter weit in die Luft hniausragten. Fuhr inan mit dem Zuge über die Brücke, so war von ihr nicht das Geringste zu sehen, und man hatte das Empfinden, als ob man ohne jeden Halt über einen Abgrund dahinschwebte. Das Bewußtsein, daß Kriegsgefahr in Mittelamerika. Seit Jahren schon wird zwischen der Union und Mexiko ei» zäher Kamps »m die Beherrschung der iiiittelamerikanischeii Staaten, oor allein des kaum OVO 060 Einwohner zählenden Nicaragua geführt. I» letzter Zeit war es de» liberalen revolu tionären Truppe» in Nicaragua gelungen, den jetzigen Präsiden ten Diaz in eine schwierige Lage zu bringen. Dieser rief deshalb die Regierung der Vereinigten Staaten um Hilfe an. Unter dem Vorwände des Schutzes ainerikanischer Bürger sind deshalb nordamcrikcmische Truppen in Puerto Cabezas gelandet. In Amerika selbst hat dieses Vorgehen den Widerspruch des libera le» Senators Borah hervorgeruscn. unter dessen Vorsitz die außenpolitische Senatskommission beschlossen hat. eine Unter suchung über die Trnppenlandung einznleiten. — Unser Bild zeigt eiiie Straßenszene ans der Hauptstadt Nicaraguas mit dein Regierungsgebäude. Im Oval der Präsident von Nicaragua Diaz, aus den nach amerikanischen Meldungen kürzlich wieder ein Attentat verübt worden sein soll. cs eine ganze Menge Krokodile unten im Strome gab. trug nicht gerade dazu bei, während der Ueberfahrt ei» beson deres Behagen bei dem Reuenden nnfkomme» zu lassen. Mein Weg nach Nynssi führte weit unterhalb der Brücke durch eine Furt über den Strom und war in der Trockenzeit gut. bei hohem Wasserstand oft nur mit Lebens gefahr zu jmssiere». Ich zog es daher häufig vor, den Pnngaiii ans der Eiienbahnbrncke zu übcrgneren, zumal ich auf diese Weise meinen Weg zur Station um zwölf Minuten abknrzte. Allerdings war das Ueberschreiten der Brücke durchaus nicht mit einem Spaziergang zu vergleichen, denn der Brückcnbelng bestand nicht ans einer in sich ge schlossenen Flüche. Vielmehr waren die von Ufer zu Ufer lausenden Tragbalken nur durch die in etwa 75 Zenti meter Abstand voreinander liegenden eisernen Schwellen verbunden, welche die Gleise trugen. Man war also ge zwungen, von Schwelle zu Schwelle zu treten, und, um keine zu verfehlen, dauernd vor sich auf den Weg zu achten, wobei man nicht umhin kvnnte, durch die Zwischenräume in die 00 bis 40 Meter unterhalb der Brücke dahinschietzen- den branngelben Wassermassen zu blicken. Da an den Seiten ein Geländer selbstverständlich nicht vorhanden war, so war der Gang über die Brücke nur für völlig Schwindelfreie möglich. Ich hatte mir allmählich eine solche Uebung darin angecignet, daß ich es wiederholt wagte, sogar nachts dielen'Weg zu gehen. ^ Von großer Wichtigkeit für mich war natürlich dis ge naue Kenntnis des Fahrplanes, denn ich durste cs nicht riskircn, etwa ans der Mitte der 400 Meter langen Brücke von einem herannahenden Zuge überrascht zu werden. Ein Ausweichen wäre nach keiner Seite möglich gewesen, und ob der Lokomotivführer mich entdeckt haben würde und rechtzeitig hätte halten können, war dvch eine Zufnllssache. An einem der heißesten Tage des Jahres, cs war der 25. Februar, befand ich mich wieder einmal ans dein Wege nach der Station und traf etwa um 10.45 Uhr vormittags bei der Brücke ein. Der füllige Personenziig. mit der auch ich fahren wollte, wurde um 11.12 Uhr in Nhnsisi erwartet, so daß ich begnem Zeit» hatte, die Brücke zu überschreiten, und auf der nahe dem Strom liegenden Station den Zug zu erwarten.. Ich bückte mit nieder und berührte eine der Schivellen, die aber durch die ungeheure Sonncnglnt — das Thermometer zeigte 02 Grad im Schatten — derartig erhitzt war, daß ich die Hand schnell wieder znrückzog. Langsam trat ich auf die Brücke hinaus. Infolge der seit Mitte Dezember anhaltende» Trockenheit war der Wa' er stand des Stromes recht niedrig, und an vielen Stellen sahen Sandbänke und kleine Inseln aus dem Wasser heraus. Aus manchen dieser Sandbänke lagen ein oder auch mehrere Krokodile, und gerade jetzt befand ich mich über zweien vvn diesen Reptilien, die sich dort, vielleicht 25 Meter unter mir, die glühende Trvpenwnne aufs Leder scheinen ließen. Ich blieb stehen und blickte zwischen den Schwellen hinab. Das eine Tier war ein sehr großes Exemplar pon schätznngs-- weiie 5 Meter Länge. Es lag vollständig still und hatte nur den riesigen Nachen anfgespcrrt, in welchem zwei Maden hacker damit beschäftigt waren, ihm die Zähne zu reinigen. Ich bedauerte, nichts bei mir zu haben, um dieses Idyll stören zu können, und setzte meinen Weg fort. Jetzt trennten mich nur noch ungefähr 150 Meter vom User, als ich durch das laute, heulende Bellen eines Hundes veranlaßt wurde, mich nmzniehen. Etwa 200 Meter hinter mir erblickte ich einen Hund, der sich fest gegen die Schivellen preßte und laut heulte. Als ich genauer znsah, erkannte ich zu meinem nicht geringen Schrecken meinen eigenen Hund Pascha. Es war ein wgenamtter Burenhund vvn der Größe und Stärke eines Neufundländers, den ich zn Hause an die Kette gelegt hatte, der sich aber wvhl los- gerissen haben mußte und mir gefolgt war. Ich rief und pfiff, der Hund rührte sich aber nicht von der Stelle, son dern heulte nur noch lauter. Da mußte etwas vvrgefallen fein, lind so schnell cs mir möglich war, eilte ich zurück, »in sestznstellen, weshalb der Hund mir nicht folgte. Es war mir ein Rätsel, wie sich Pascha ans dieser Brücke überhaupt hatte fortbewegen könne», aber er war da, daran konnte ich nicht mehr zweifeln. Als ich hcrankam, bemerkte ich sogleich, daß er d:e ganze Kette hinter sich herschlcpple. Bei näheren Untersuchung stellte sich heraus, daß der eiserne Knebel am Ende der Kette sich in einer Ritze zwischen Schiene und Schwelle eingeklemmt hatte und allen Bemühungen, die daraus abzietten, :hn gewaltsam hcranszuziehen, trotzte. Im Schweiße meines Angesichts arbeitete ich daran, die Kette auf irgendeine Weise freizubet'ommen, hatte dabei jedoch nicht auf me:ne Umgebung geachtet und wurde Plötzlich durch ein donnerndes Rollen aufgeschreckr. Wie ein Blitz schoß es mir durch den Kopf; das ist der Zug!, und entsetzt starrte ich :n die Richtung, aus der erkoniliien mußte. Richtig, dort über den Kantschukbünmen der Pflanzung Grunewald war schon die Rauchfahne zu sehen, und vor Ablauf der nächsten Minute mußte der Zug die Stelle er reichen, ans der ich mich befand. Selbst wenn der Lokomo tivführer mich sehen sollte, war an ein rechtzeitiges Brem sen und .Halten des Zuges nicht mehr zu denken; denn in folge des Gefälles hatte er, wie ich wußte, eine Stundcn- geschwind-.gkeil von 50 bis 00 Kilometern, und der Punkt, von dem aus der Lokomotivführer mich frühestens sehen konnte, war nur knapp hundert Meter von mir entfernt'. Lähmendes Entsetzen befiel mich, denn auch der Versuch, rechtMttig das Ufer zu erreichen, wäre völlig aussichtslos gewesen. Wo war hier Rettungi Schon sah ich dort zwischen den Knntschnkbänmen die Lokomotive hcrvorschicßen und mit der Unerbittlichkeit des Schicksals ans mich z,trolle». Da flog mir ei» verzweifelter Gedanke durch den Kopf. Blitzschnell riß ich dem .Hund das Halsband herunter, um ihm wenigstens die Möglichkeit der Flucht zu geben, setzte mich auf die iiächsle, glühendheiße Schwelle, umschlang d:e unmittelbar vvr mir befindliche Schwelle Vvn nittcn her mit beiden Armcn und ließ mich mit kurzem Ruck zwischen den Schwellen hindurch nach nuten gleiten. So hing ich zwischen Brücke und Strom, milch mit den Händen krampfhaft an der heißen Schwelle fest- klammernd, über mir das rollende Perderben, unter mir der Abgrund. Ich kvnnte nicht der Pcrsuchnng widerstehen, nach nuten zu blicken. Dort sah ich die beiden Krokodile, die ich vorher beobachtet hatte, in derselben Stellung ruhig auf der Sandbank liegen und zog es dann doch vvr, schnell die Augen zu schließen. Noch während ich mich zwischen, den Schwellen hindurch nach unten gleiten ließ, hatte ich ein Schwanken und Zittern der Brücke wayrgenomme», das sich mit jeder Sekunde verstärkte. Jetzt schien das Donnern und Poller» des Zuges direkt über mir zu sein, und gleichzeitig hörte ich ein kurzes Aushcnlen des Hundes, das jedoch sogleich durch das ohrenbetäubende Geräusch des Zuges übertönt wurde. Unmittelbar darauf floß mir etwas Warmes, Feuchtes über den Kopf und Schultern, zum Glück wurde cs nur aber in dem Augenblick nicht klar, was das war. Dagegen merkte ich, daß ich mich in dieser hi le genden Stellung nicht länger würde halten können. Es gelang mir nach einigen Bemühungen, mein rechtes Nein, zwischen den beiden nächsten Schwellen hindnrchzustecken, und so im Knie zu hänge», wobei ich mich allerdings immer noch mit einer Hand an der andere» Schwellen festhielt. In zwischen war der Zug längst über mich hinweggebranst, und ich muß gestehen, daß mir bis dahin die Situation, in der ich Mich befand, noch gar nicht recht zum Bewußtsein ge kommen war, weil ich viel zu viel damit zu tun hatte, »sich scstzuklninmcrn, um nicht nbznstürzen. Jetzt aber wurde mir alles mit einem Schlage klar, und es war ein Glück, daß ich bereits im Knie Halt hatte, denn meine Hände, allein hätten mich jetzt sicher nicht mehr getragen. Ein die Glie der lahmendes Angstgefühl ergriff meinen Körper, und nur mit allergrößter Willensanstrcngnng gelang cs mir, mich ans die Brücke zn schwingen. Hier verließen mich die. Nerven und ich lag in halber Bewußtlosigkeit auf der Schwelle. Wie lange ich dvrt gelegen habe, weiß ich heute noch nicht. Mein Roh Abdallah, der mich auf meiner Reise hatte begleiten sollen, war, da er aus Angst niemals die Brücke betrat, vor nur ans dem Wege durch die Furt nach der Station marschiert. Dort schlug er Lärm, als nicht ich, Wildern nur der Zug, und zwar mit blutbespritztcn Rädern, eintras. Das Blut stammte vom braven Pascha, der seine Treue mit dem Tode hatte bezahlen müssen und direkt über meinem Kopse vom Zuge zermalmt worden war, so daß ich über und über mit Blut bespritzt wurde. In diesem Zustand fand mich eine ans die Suche geschickte Rettungsexpedibion, und man nahm zunächst an, daß der Zug mich getötet habe. Ich wurde dann nach Nhnssr und von dort ins Kranken-« Haus nach Tanga gebracht, wo ich das Abenteuer mit einem achttägigeil Malariafieber büße» mußte. Es hat dann monatelang gedauert, bis ich mich wieder überwinden konnte, die Brücke zu betrete», und ich mutz gestehen, daß ich nicht wieder die alte SicherheÄ erlangt habe, so daß ich cs meist vorzog, den zwar etwas weiteren, aber weniger gefahrvollen Weg durch die Furt zu wählen.